Schlatter, Adolf von
- Lebensdaten
- 1852 – 1938
- Geburtsort
- Sankt Gallen (Schweiz)
- Sterbeort
- Tübingen
- Beruf/Funktion
- evangelischer Theologe ; Theologe ; Hochschullehrer
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 118607928 | OGND | VIAF: 46885251
- Namensvarianten
-
- Schlatter, Adolf (bis 1912)
- Schlatter, Adolf von
- Schlatter, Adolf (bis 1912)
- schlatter, adolf
- Schlatter
- Schlatter von
- Schlatter, A.
- Schlatter, Ad.
- Schlatter, D. A.
- Schlatter, D. Adolf
- Schlatter, D.A.
- Schlatther, Adolf von
- Schlatther, Adolf (bis 1912)
- schlatter, adolph
- Schlatther
- Schlatther von
- Schlatther, A.
- Schlatther, Ad.
- Schlatther, D. A.
- Schlatter, D. Adolph
- Schlatther, D.A.
Vernetzte Angebote
- * Antragsstellende der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft/Deutschen Forschungsgemeinschaft (GEPRIS Historisch – Forschungsförderung von 1920 bis 1945) [2021]
- Verbannte und Verbrannte. Die Liste der im Nationalsozialismus verbotenen Publikationen und Autoren. [2013]
- * Historisches Lexikon der Schweiz (HLS) [2001-2014] Autor/in: Frank Jehle (2011)
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Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel
- NDB 8 (1969), S. 464 (Held, Heinrich Karl Ewald)
- NDB 18 (1997), S. 306 in Artikel Mülinen, Helene von (Mülinen, Helene)
- NDB 19 (1999), S. 431 (Oehler, Wilhelm)
- NDB 21 (2003), S. 422 in Familienartikel Rendtorff (Rendtorff)
- NDB 27 (2020), S. 508 (Weber, Otto Heinrich)
- NDB 27 (2020), S. 900 (Westermann, Claus )
Orte
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Schlatter, Adolf von (württembergischer Personaladel 1912)
evangelischer Theologe, * 16.8.1852 Sankt Gallen (Schweiz), † 19.5.1938 Tübingen, ⚰ Tübingen, Stadtfriedhof.
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Genealogie
V →Stephan (1805–80, ev.-freikirchl.), Apotheker, später Kaufm. in St. G., dort Mitbegr. e. freien ev. Gde., S d. →Hector (1766–1842), Kaufm., u. d. →Anna Bernet (1773–1826), aus St. G., theol. Schriftst. (s. HBLS; Friedrichs; Kosch, Lit.-Lex.³; Schweizer Lex.; NDB III* u. 17*);
M Wilhelmine (1819–94, ev.), T d. →Caspar Steinmann (1781–1822), Kaufm., u. d. Klara Bernet;
Ov →Johann Jakob (1808–79), Farmer in Kansas, dann Bauer in St. G.;
Schw →Dora (1855–1915, ⚭ →Salomon Schlatter, 1858–1923, Architekt, s. ThB), Schriftst. (s. Kosch, Lit.-Lex.³);
– ⚭ 1878 Susanna (1856–1907), T d. →Johannes Schoop (1808–65), Kaufm. in Dozwil, u. d. Barbara Anderer (1821–62);
2 S →Theodor (1885–1971), Pfarrer in T., Dozent in Bethel, Dekan in Esslingen, Prälat in Ludwigsburg, Paul (1888–1914 ⚔), 3 T Hedwig (1887–1946), Dora (1890–1969), Ruth Hinderer (1893–1962); Vt 2. Grades →Wilhelm (1865–1943), Pfarrer, Lehrer, Sekr. d. Ev. Ges. d. Kt. Bern, Kirchenhist. in St. G. (s. Schweizer Zeitgenossen-Lex., 1932; Neue Schweizer Biogr., 1938); Cousine 2. Grades Louise (1861–1933, ⚭ →Franz Rendtorff, 1860–1937, ev. Theol., o. Prof. d. Prakt. Theol. u. d. NT in Leipzig, Geh. Kirchenrat, Domherr d. Hochstifts Meißen, Präs. d. Gustav-Adolf-Ver., Dr. h. c., s. NDB 21 Fam.art); Verwandte →Adolf Zahn (1834–1900), Lic. et Dr. theol., ev. Pfarrer in Halle, Elberfeld u. Stuttgart, Schriftst. (s. BJ V, Tl.; BBKL), →Theodor Zahn (1838–1933), Prof. f. NT in Göttingen, Kiel, Leipzig, Erlangen, →Johannes Burckhardt (1853–1914), ev. Theol. in Berlin, Begr. d. Ev. Reichsverbandes weibl. Jugend (s. NDB III), →Ernst Meumann (1862–1915), Prof. d. Psychol. in Zürich, Königsberg (Pr.), Münster, Halle, Leipzig u. Hamburg (s. NDB 17). -
Biographie
Einem konfessionell gemischten Elternhaus entstammend, studierte S. nach dem Schulbesuch in St. Gallen ev. Theologie, Philosophie und Arabisch in Basel (1871–73, 1874-75) und Tübingen (1873–74), wo ihn v. a. der biblizistische Theologe Johann Tobias Beck (1804–78) im Sinne einer konsequent biblisch verankerten Theologie beeinflußte. Im Anschluß an die Ordination in St. Gallen 1875 wirkte er als Pfarrer in Kilchberg, Neumünster und Kesswil. Theologisch (v. a. in ethischer Hinsicht) und philosophisch prägend wurde für ihn in dieser Zeit die Beschäftigung mit dem kath. Philosophen →Franz v. Baader (1765–1841). 1880 erwarb S. durch seine Studie „Johannes der Täufer“ (gedr. 1956) den Grad des lic. theol., habilitierte sich auf Bitten pietistischer Kreise in Bern und wirkte hier seit 1881 als Privatdozent für Neues Testament und Dogmengeschichte und seit 1888 als ao. Professor für neutestamentliche und systematische Theologie. Seit 1888 lehrte er als o. Professor für Neues Testament an der Seite seines Freundes, des luth. Systematikers →Hermann Cremer (1834–1903), in Greifswald. Als indirekte Folge des „Apostolikumstreits“ wurde er 1893 auf Drängen kirchlicher Kreise zum Professor für systematische Theologie nach Berlin berufen, wo er trotz gegensätzlicher Positionen mit →Adolf v. Harnack (1851–1930) in kollegialer Freundschaft verbunden war. 1898 wechselte er als Professor für Neues Testament nach Tübingen und prägte ganze Pfarrergenerationen im Sinne einer biblischen und lebensnahen Theologie. 1930 beendete S. seine Lehrtätigkeit. In seinem letzten größeren Werk, dem Andachtsbuch „Kennen wir Jesus?“ (1937, ⁴1984, japan. 1985), warnte S. die Kirche nachdrücklich vor der NS-Ideologie.
S.s Werke haben ihren Schwerpunkt im Bereich der Exegese des Neuen Testaments und der systematischen Theologie (Dogmatik u. Ethik). Als Pionier in der Erforschung des neutestamentlichen Judentums verband S. historisch-philologische Akribie mit theologischer Interpretation, die außer der Vielfalt des Neuen Testaments v. a. dessen innere Einheit herausarbeitete. Dieser Ansatz bestimmte sein bahnbrechendes Erstlingswerk „Der Glaube im Neuen Testament“ (1885, ⁶1982) sowie „Die Theologie des Neuen Testaments“ (2 Bde., 1909/10, ⁴1984, engl. Übers. 1997/99), seine „Erläuterungen zum Neuen Testament“ (1887-1910, Neuausg. 1961–65, ³1987, japan. 1976) und seine Kommentare zum Neuen Testament (1929–37, Neudr. 1975–91), die z. T. Klassiker der Schriftauslegung wurden. Seine systematische Theologie versuchte eine Synthese von biblischer Wahrheit und „empirischer“ (d. h. in Wahrnehmung begründeter) Erkenntnis: Diesem Ziel waren v. a. „Das christl. Dogma“ (1911, ⁴1984), „Die christl. Ethik“ (1914, ⁴1984) und seine 1915 abgeschlossene „Metaphysik“ (Erstdr. hg. v. W. Neuer, in: Zs. f. Theol. u. Kirche, 1987, Beih. 7) verpflichtet. Sein über 400 Titel umfassendes (publiziertes) Gesamtwerk enthält für seine Zeit ungewöhnliche ökumenische Perspektiven und beeinflußte zahlreiche Theologen (z. B. →Paul Althaus, →Karl Holl, →Dietrich Bonhoeffer, Adolf Köberle) und Bischöfe (z. B. Theophil Wurm, Friedrich v. Bodelschwingh d. J. , Julius Bender u. →Kurt Scharf) und fand über die wissenschaftliche Welt hinaus in beachtlichem Maß Anklang bei der glaubenden Gemeinde.
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Auszeichnungen
Ehrenkreuz d. Ordens d. württ. Krone (1912);
Wilhelmskreuz (1917);
Dr. phil. h. c. (Berlin 1932);
Gedenktafel am Geburtshaus in St. Gallen;
Adolf-Schlatter-Stiftung, Stuttgart (seit 1965). -
Werke
Weitere W Israels Gesch. v. Alexander d. Gr. bis Hadrian, 1901, ⁴1972;
Die phil. Arb. seit Cartesius, 1906, ⁶1981;
Die Gesch. d. ersten Christenheit, 1926, ⁶1986;
Die Gründe d. christl. Gewißheit, Das Gebet, 1927, ²1998;
Andachten 1927, ⁵1981;
Der Dienst d. Christen, Btrr. z. e. Theol. d. Liebe, hg. v. W. Neuer, 1991, ²2002;
Die Bibel verstehen, Aufss. z. bibl. Hermeneutik, hg. v. dems., 2002;
Glaube u. Wirklichkeit, Aufss., hg. v. J. v. Lüpke, 2002;
– Autobiogr.:
Erlebtes, 1924, ⁵1929 (P);
Die Rel.wiss. d. Gegenwart in Selbstdarst., hg. v. E. Stange, 1925, I, S. 145-71 (P);
Rückblick auf meine Lebensarb., 1952, ²1977 (P); – Hg.:
u. a. Btrr. z. Förderung christl. Theol., 1897-1938;
– Bibliogr.:
Das Schr.tum A. S.S, hg. v. d. A.-S.-Stiftung, o. J. [1980];
W. Neuer, A. S., 1996, S. 853-79;
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Nachlass
Nachlaß: Landeskirchl. Archiv Stuttgart.
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Literatur
I. Kindt, Der Gedanke d. Einheit, A. S.s Theol. u. ihre hist. Voraussetzungen, 1978;
K. Bockmühl u. a. (Hg.), Die Aktualität d. Theol. A. S.s, 1988;
J. v. Lüpke, Gottes Gaben wahrnehmen, Grundmotive d. Theol. A. S.s, in: Wort u. Dienst, Jb. d. Kirchl. Hochschule Bethel 27, 2003, S. 277-92;
W. Neuer, Der Zus.hang v. Dogmatik u. Ethik bei A. S., 1986;
ders., A. S., 1988 (P;
engl. u. korean. Überss.);
ders., in: S. Leimgruber u. a. (Hg.), Gegen d. Gottvergessenheit, 1990, S. 184-205;
ders., A. S., Ein Leben f. Theol. u. Kirche, 1996 (P);
F. Neugebauer, in: Theol. Lit.ztg. 122, 1997, S. 769-83;
J. Walldorf, Realist. Philos., Der phil. Entwurf A. S.s, 1999;
H.-M. Rieger, A. S.s Rechtfertigungslehre u. d. Möglichkeit ökumen. Verständigung, 2000;
P. Stuhlmacher, A. S.s Theol. d. NT, in: Zs. f. Theol. u. Kirche 100, 2003, S. 261-79;
J. E. MacNutt, A. S. and the Jews, in: German studies review 26/2, 2003, S. 353-70;
TRE 30 (W, L);
LThK³;
RGG⁴;
BBKL (W, L);
Kosch, Lit.-Lex.³;
Schweizer Lex. (P). -
Autor/in
Werner Neuer -
Zitierweise
Neuer, Werner, "Schlatter, Adolf von" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 27-28 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118607928.html#ndbcontent