Brücklmeier, Eduard
- Lebensdaten
- 1903 – 1944
- Geburtsort
- München
- Sterbeort
- Berlin-Plötzensee
- Beruf/Funktion
- Diplomat ; Widerstandskämpfer ; Jurist
- Konfession
- römisch-katholisch
- Normdaten
- GND: 119009471 | OGND | VIAF: 22941985
- Namensvarianten
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- Brücklmeier, Eduard
- Brücklmeier, Eduard
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- Adolf Hitler (1889–1945)
- Albrecht von Kessel (1902–1976)
- Carl Goerdeler (1884–1945)
- Christian Meurer (1856–1935)
- Erich Kordt (1903–1969)
- Friedrich Olbricht (1888–1944)
- Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg (1875–1944)
- Gottfried von Nostitz-Drzewiecki (1902–1976)
- Joachim von Ribbentrops (1893–1946)
- Peter Graf Yorck von Wartenburg (1904–1944)
- Reinhard Heydrich (1904–1942)
- Ulrich Wilhelm Graf Schwerin von Schwanenfeld (1902–1944)
- Wipert von Blücher (1883–1963)
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Brücklmeier, Eduard
1903 – 1944
Diplomat, Widerstandskämpfer
Eduard Brücklmeier war als Diplomat im Auswärtigen Amt und nach seiner Entlassung aus dem auswärtigen Dienst an Oppositionsbestrebungen gegen das NS-Regime beteiligt; zuletzt gehörte er zum inneren Kreis des Widerstands vom 20. Juli 1944. Vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt, wurde er am 20. Oktober 1944 in der Strafanstalt Berlin-Plötzensee hingerichtet.
Lebensdaten
Geboren am 8. Juni 1903 in München Gestorben am 20. Oktober 1944 (hingerichtet) in Berlin-Plötzensee Konfession römisch-katholisch -
Autor/in
→Jan Erik Schulte (Bochum) / Thomas Vordermayer (München)
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Zitierweise
Schulte, Jan Erik / Vordermayer, Thomas, „Brücklmeier, Eduard“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/119009471.html#dbocontent
Aus einem bürgerlichen, nationalkonservativ orientierten Elternhaus stammend, wuchs Brücklmeier in Leipzig auf, wo sein Vater am Reichsgericht tätig war. Seit dem Frühjahr 1915 besuchte er preußische Kadettenanstalten in Karlsruhe, Naumburg an der Saale und Berlin-Lichterfelde. Nach dem Abitur 1923 studierte er Rechtswissenschaften und Nationalökonomie in München, Leipzig, Lausanne (Kanton Waadt) und Würzburg, wo er 1927 mit der Dissertation „Die geschichtliche Entwicklung der Konsulargerichtsbarkeit und ihre Rechtsgestaltung für Deutschland im Anschluß an den Weltkrieg“ bei dem Staats- und Kirchenrechtler Christian Meurer (1856–1935) zum Dr. iur. promoviert wurde, und trat im Mai 1927 in den auswärtigen Dienst ein. In seiner Ausbildung zum Attaché am Auswärtigen Amt (AA) lernte Brücklmeier u. a. die späteren Diplomaten und Widerstandskämpfer Albrecht von Kessel (1902–1976) und Gottfried von Nostitz-Drzewiecki (1902–1976) kennen.
Nach Stationen in Bagdad und Teheran, wo seine Vorgesetzten Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg (1875–1944) und Wipert von Blücher (1883–1963) waren, diente Brücklmeier seit Juli 1932 als kommissarischer Leiter des Konsulats in Colombo (Ceylon, heute Sri Lanka) und seit Mai 1933 als Vizekonsul des Generalkonsulats in Kattowitz (heute Katowice, Polen). Hier geriet er aufgrund von Minderheitenfragen, für die er zuständig war, in Konflikt mit Vertretern der NSDAP-Auslandsorganisation. Im Januar 1936 an die deutsche Botschaft in London versetzt, bearbeitete Brücklmeier hier u. a. Fragen zur deutschen Rheinlandbesetzung und lernte im Oktober 1936 Botschafter Joachim von Ribbentrop (1893–1946) kennen, der, inzwischen Reichsminister des Auswärtigen, ihn im August 1938 als Mitarbeiter seines von Erich Kordt (1903–1969) geleiteten Büros nach Berlin holte. Brücklmeier, der 1937/38 durch seine Mitgliedschaften in NSDAP und SS ein öffentliches Bekenntnis zum NS-Regime abgelegt hatte, wurde am 1. September 1938 zum Legationsrat befördert.
Brücklmeier begleitete Ribbentrop auf mehreren Auslandsreisen, geriet jedoch bald in Gegensatz zu der immer offener auf Krieg ausgerichteten, nationalsozialistischen Außenpolitik und fiel nach Beginn des Zweiten Weltkriegs infolge defätistischer Äußerungen über die deutschen Kriegsaussichten und Denunziation in Ungnade. Im September 1939 von der Gestapo inhaftiert, wurde Brücklmeier am 10. Oktober 1939 vom Chef des Reichssicherheitshauptamts, Reinhard Heydrich (1904–1942), verhört, jedoch nicht mit oppositionellen Bestrebungen im AA in Verbindung gebracht und am 26. Mai 1940 unter Beibehaltung des Ruhestandsgehalts aus dem Auswärtigen Dienst entfernt. Am 1. November 1941 erfolgte die Entlassung aus der SS. Im Oktober 1940 zum Kriegsdienst eingezogen, war Brücklmeier von April 1941 bis Oktober 1942 zeitweilig als Kriegsverwaltungsrat im Oberkommando des Heeres in Berlin tätig. Er arbeitete hier mit dem Chef des Allgemeinen Heeresamts, General Friedrich Olbricht (1888–1944), einem Mitverschwörer des 20. Juli 1944, zusammen und entging dank dessen Intervention einer Einberufung zum Kriegseinsatz gegen die Sowjetunion.
Im Rahmen des Widerstands gegen das NS-Regime fungierte Brücklmeier v. a. als Netzwerker. Er hielt Kontakte u. a. zu Carl Goerdeler (1884–1945), der nach dem Sturz des NS-Regimes als neuer Reichskanzler vorgesehen war, und zu seinem ehemaligen Vorgesetzten Schulenburg, der in den Umsturzplänen zeitweise als Außenminister firmierte. Weitere Kontaktpersonen Brücklmeiers waren Peter Graf Yorck von Wartenburg (1904–1944), ein führender Kopf des „Kreisauer Kreises“, sowie Ulrich Wilhelm Graf Schwerin von Schwanenfeld (1902–1944), der zum innersten Kreis der Verschwörer des 20. Juli gehörte und zeitweilig in Brücklmeiers Potsdamer Wohnung untergebracht war. Nach dem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler (1889–1945) wurde Brücklmeier am 27. Juli 1944 verhaftet, vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
1923/24 | Mitglied der Studentenverbindung Corps Bavaria, München |
ca. 1937 | Englische Krönungsmedaille, vermutlich verliehen anlässlich der Krönung von König Georg VI. (1895–1952) |
1953 | Brücklmeierstraße, München |
1961 | Ehrentafel im Bonner Auswärtigen Amt mit den Namen der Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 |
2000 | Gedenkwand im Auswärtigen Amt, Berlin |
2005 | Gedenktafel, Potsdam, Leiblstraße 5 |
2021 | Stolperstein vor dem ehemaligen Dienstsitz des Auswärtigen Amts, Berlin Wilhelmstraße 92 (Onlineressource) |
Nachlass:
Privatbesitz.
Weitere Archivmaterialien:
Bundesarchiv, Berlin-Lichterfelde, SS-Offiziersakte. (Bestand BDC)
Politisches Archiv des Auswärtigen Amts, Berlin, 1892–1897; B 100/2296. (Personalakten)
Die geschichtliche Entwicklung der Konsulargerichtsbarkeit und ihre Rechtsgestaltung für Deutschland im Anschluss an den Weltkrieg, 1927. (Diss. iur.)
Detlev Graf von Schwerin, Die Jungen des 20. Juli 1944. Brücklmeier, Kessel, Schulenburg, Schwerin, Wussow, Yorck, 1991, bes. S. 30–34.
Peter Steinbach/Johannes Tuchel, Art. „Brücklmeier, Eduard“, in: dies. (Hg.), Lexikon des Widerstandes 1933–1945, 2. überarb. u. erw. Aufl. 1998, S. 36.
Sebastian Sigler, Brücklmeier. Mann des 20. Juli, in: ders. (Hg.), Freundschaft und Toleranz. 200 Jahre Corps Bavaria zu Landshut und München, 2006, S. 247–264.
Sebastian Sigler, Eduard Brücklmeier (Corps Bavaria München). Ein Mann des Widerstandes am 20. Juli 1944, in: Einst und Jetzt. Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung 25 (2007), S. 313–334.
Jan Erik Schulte, Gestapo und nationalkonservative Opposition bei Kriegsbeginn. Der Fall Eduard Brücklmeier, in: ders./Michael Wala (Hg.), Widerstand und Auswärtiges Amt. Diplomaten gegen Hitler, 2013, S. 135–149 u. 316–320.
Sebastian Sigler, Eduard Brücklmeier. Netzwerker gegen Hitler, in: ders. (Hg.), Corpsstudenten im Widerstand gegen Hitler, 22014, S. 93–113.
Fotografie, ca. 1940, Abbildung in: „Zum Gedenken“. Gedenkschrift des Auswärtigen Amtes, 2010, S. 22. (Onlineressource)