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Agnostizismus

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Thomas Henry Huxley

Dr Agnostizismus (bildet vom altgriechische Wärb ἀγνοεῖν a-gnoein „nit wüsse“) bezäichnet die filosofischi Aasicht, ass bestimmti Aanaame – bsundrigs theologischi, drüüber, öb e hööcheri Instanz wie e Gott existiert oder nid existiert – äntwääder nid kläärt si oder mä sä grundsätzlig nit cha klääre.

Dr Agnostizismus isch e Wältaaschauig, wo bedoont, as bsundrigs s menschlige Wüsse brinzipiell begränzt isch. Es wird nid bestritte, ass es mööglig isch, ass transzendänti Wääse oder Prinzipie existiere. Dr Agnostizismus cha mit Theismus und au mit Atheismus zämmegoo, wil dr Glaube an Gott mööglig isch, au wenn es ummööglig sig, ass mä chönn sicher si, ass e Gott existiert. Uf d Froog „Git s e Gott?“ säge d Agnostiker also nid „Joo“ oder „Näi“, sondern „I wäiss es nid“, „Es isch unklaar“, „Es git käi Antwort druf“ oder „Es isch nit relevant“.

Dr Begriff vom Agnostizismus isch maassgääblig vom Thomas Henry Huxley (1825–1895) brägt worde. Es isch zwar e jungi Begriffsbildig, d Uffassig drhinder isch aber seer vil elter und mä findet sä under anderem im Rigveda, bim chinesische Filosof Laotse im 6. Joorhundert v. d. Z. und bi Sofiste und e baar andere griechische Vorsokratiker.

Scho im 5. Joorhundert v. d. Z. het dr Protagoras, äine vo de vorsokratische sofistische Filosofe inb dr griechische Antike, si agnostische Standpunkt erkläärt, er chönn über d Götter nid wüsse, öb si existiere oder nid existiere und au nid, wie si öbbe usgseen. Es gääb e Hufe, wo das Wüsse wurd ummööglig mache: ass mä sä nid chönn gsee und ass s Lääbe vom Mensch churz sig.

Im 18. und 19. Joorhundert häi d Filosofe David Hume, Immanuel Kant und Søren Kierkegaard kritischi Geegeposizioone zu de verschiidene Gottesbewiis voorgstellt und din iiri Zwiifel, ass es e definitive, unaagrifbare Bewiis für oder gege d Existänz vo Gott chönn gee. Dr Amerikaner Robert G. Ingersoll isch bekannt as the „Great Agnostic“, dr „grooss Agnostiker“ für sini Teggst über s Thema.

Im 20. Joorhundert gältet im Bertrand Russell si religionskritische Essez Wiso ich käi Christ bi (1927) as e klassischs Dokumänt vom Agnostizismus. E spööteri Schrift vom Russell häisst Am I an Atheist or an Agnostic? („Bin i Atheist oder Agnostiker?“).

Variante vom Agnostizismus

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Agnostische Atheismus
Agnostischi Atheiste si atheistisch, wil si nid an d Existänz vom ene Gott glaube, und agnostisch, wil si nit behaupte, ass si wüsse, ass es käi Gott git.
Agnostische Theismus
Agnostischi Theiste behaupte, ass si nid wüsse, öb e Gott existiert, aber doch an d Eistänz vom ene Gott (oder vo meerere) glaube.
Apatheismus (au „apathische“ oder „pragmatische Agnostizismus“)
D Aasicht, ass d Frooge, öb Gott existieri oder nid, isch nid intressant und ooni Bedütig. Sogar wenn e Gott oder meereri wurde existiere, sigs klaar, ass das käi groossi Bedütig für unser Lääbe häig.
Ignostizismus
D Aasicht, ass d Froog, öb s e Gott git oder nid, käi Bedütig het, solang dr Begriff «Gott» nid koheränt definiert isch. En Ignostiker säit: „I wäiss nid, was du mit em Begriff ‚Gott‘ mäinsch, und cha dorum nüt sääge drüüber, öb er existiert oder nid.“ Dr Begriff Ignostizismus isch vom Rabbi Sherwin Wine (1928–2007) brägt worde, em Gründer vo dr Gsellschaft für Humanistischs Juudedum. D Ursprüng vo dr Uffassig cha mä allerdings scho in dr Spootantike finde.
Starke Agnostizismus (au „herte“, „stränge“ oder „permanänte Agnostizismus“)
D Aasicht, ass mä brinzipiell nid chönn wüsse, öb Gotthäite existiere oder nid. Das gälti für alli Mensche und für alli Zite.
Schwache Agnostizismus (au „wäiche“, „offnige“, „empirische“ oder „temporale Agnostizismus“)
D Aasicht, ass für äin sälber und zur Zit umbekannt isch, öb Gotthäite existiere.
Spirituelle Agnostizismus
Dodrzue ghööre Agnostiker, wo zwar nid an e Gott glaube aber äinewääg dradizionelli religiöösi Praktike pflääge.

Agnostizismus und Theismus

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Brinzipiell chönne Agnostizismus und Theismus mitenander goo, wil mä an e Gott cha glaube, ooni sicher z sii, ass er existiert (Epistemischi Logik, z. B. dr Glaube as „Für-woorschiinlig-halte“).

In dr Praxis si die mäiste Agnostiker kritisch gegenüber em Glaube an (konkreti) Gotthäite. D Gottesbewiis vom Theismus (z. B. im Juudedum, Christedum oder im Islam), s Offebaarigswüsse und d Wunder, wo in de Religione überliiferet si, und sunstigi Argumänt, wo für d Existänz vo hööchere Wääse aagfüert wärde, si in dr Mäinig vo de Agnostiker wüsseschaftlig nid bewiise. E Gottestheorii, wo nit falsifizierbaar isch, gältet in de Auge von e Hufe Agnostiker wäge däm as unwüsseschaftlig, wie s in dr Analogii vom „Russell siner Teechanne“ dütlig gmacht wird. Das säit äigentlig aber nüt us, öb s woor isch oder nid. Wemm mä aber d Dänkreegle vom Ockham aawändet, sött so öbbis vermiide wärde, wil s as Erkläärig unnöötig kompliziert isch. Vili Agnostiker lääne bsundrigs anthropomorfi Gottesvorstellige ab, wil si dängge, ass die z fest an die menschligi Kultur und Vorstelligswält bunde sige.

Äi Form vom Theismus, wo vili Agnostijer chönne akzeptiere, isch dr Pantheismus, wo d Wält, d Natur bzw. s Universum as „göttlig“ bezäichnet, oone Gotthäite z bostuliere, wo drüüber uusegöön. Mänggi Filosofe, zum Bischbil dr Schopenhauer, häi dr Pantheismus allerdings as dezänte Atheismus bezäichnet.

Agnostizismus und Atheismus

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Gläägentlig wird dr Agnostizismus fälschlig mit em Atheismus gliichgsetzt. Es handlet sich aber um zwäi verschidnigi Sache. Bim Agnostizismus goot s drum, ass es brinzipiell ummööglig isch e in bestimmte Frooge wie dr Existänz vom ene Gott ganz sicher z sii, bim Atheismus hingege handlet es sich e Glaube, ass es käi Gott git. Dorum isch dr Agnostizismus vor allem e filosofischi Grundsicht, wääred sich dr Atheismus vor allem as Geegepool zum Theismus gseet.

Under de Agnostiker, wo nid theistisch si, git s zwäi Iistellige zum Atheismus:

  • Dr (stark) Atheismus und au dr Theismus wärde abgleent. Wil s menschlige Wüsse über s Universum und unseri Vorstelligschraft begränzut si, sig s genau so irrazionaal, z gaube, öb s e Gott gääb oder nid. Es sig grundsätzlig nid nöötig, ass mä sich uf e «Glaubensposizioon» wurd festleege öbbe drduur ass mä Woorschiinligkäite wurd anschetze oder ufgrund vom ene filosofische Wältbild. Vor allem Verdräter vom starke Atheismus kritisiere e son e Standpunkt mänggisch as „zwüsche zwäi Stüel hocke“
  • D Sünthese vom Agnostizismus und em (schwache) Atheismus. Das bezäichnet mä je noch Sichtwiise as agnostische Atheismus oder as atheistische Agnostizismus. Bi deere Posizioon wird d Aasicht verdräte, ass mä zwar nid wäiss, öb e Gott existiert, dass aber noch em Rasiermässer vom Ockham es plausibler sig ass er nid existiert.[1]

Erwitereti Verwändig vom Begriff

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Dr Begriff Agnostizismus wird in ere erwiterete Bedütig usser in theologische au allgemäin in metafüsische oder erkenntnistheoretische Kontext brucht, zum Bischbil wenn s um d Froog goot, öb s e Lääbe noch em Dood oder e Reinkarnazioon git. Au do git s agnostischi Posizioone, wo bedoone ass ,ä s nid wäiss oder nid cha wüsse.

Dr Begriff Agnostizismus wird sälte sünonüüm zu Skeptizismus brucht, zum erkenntnistheoretischi Leere z bezäichne, wo bezwiifle, ass mä d Wält im Ganze oder in wääsentlige Beriich cha erkenne.

E grundsätzligi Kritik am Agnostizismus chunnt vo dr Natürlige Theologii. Die behauptet, ass mä ooni göttligi Offebaarige nume mit dr menschlige Vernumft chönn bewiise, ass Gott existieri. Dr Thomas vo Aquin het dr Begriff Agnistizismus zwar nid brucht, het sich aber mit em in sinere summa contra gentiles im 12. Kapitel vom 1. Buech befasst. Er isch zum Schluss choo, ass mä zwar nid chönn bewiise, was Gott sig, aber doch, dass Gott existieri. E Hufe Filosoofe häi spööter dä Standpunkt verworfe – drunder dr Kant – wil mä d Existänz vo Gott (wien e Hufe anderi Existänzbehauptige au) weder chönn werifiziere no falsifiziere.

Für e Joseph Ratzinger isch dr Agnostizismus nume e theoretischi und käi braktischi Opzioon: „Als reine Theorie erscheint er höchst einleuchtend, aber Agnostizismus ist seinem Wesen nach mehr als Theorie – die Praxis des Lebens steht dabei zur Frage. Und wo man ihn in dieser seiner wahren Reichweite zu "praktizieren“ versucht, entgleitet er wie eine Seifenblase; er löst sich auf, weil der Wahl nicht zu entrinnen ist, die er gerade vermeiden möchte. Vor der Frage nach Gott ist dem Menschen Neutralität nicht eingeräumt. Er kann nur Ja oder Nein sagen und dies jeweils mit allen Konsequenzen bis in die kleinsten Dinge des Lebens hinein."[2]

Es git au Wüsseschaftler, wo dr Agnostizismus kritisiere. Dr britisch Bioloog und Atheist Richard Dawkins mäint in sim Buech Der Gotteswahn, dass e gwüsse Agnostizismus en aagmässeni Haltig in vile wüsseschaftlige Frooge sig, doch sig das bi Gott nid dr Fall, wil s nid gliich woorschinlig sig, öb Gott existiert oder nid.[3] Är sälber bezäichnet sich as „de facto atheistisch“: Er halti d Existänz vom ene Gott für seer unwoorschiinlig und lääb si Lääbe eso, wie s en nid gääb.[4] Er säit, ass d Mensche im Allgemäine eso wurde lääbe. Im alldääglige Lääbe wurde mer über Sache, wo mer von ene äigentlig nid chönne bewiise, öb s sä git oder nid wie d Zahnfee, im Russell si Teechanne oder s Fliegende Spaghettimonster, eso reede, wie wenn si nid existiere.[5]

 Portal:Religion

  • Theodore M. Drange: Atheism, Agnosticism, Noncognitivism (1998) auf www.infidels.org, Stand 30. August 2012.
  • Birgit Heiderich: Der moderne Agnostizismus. Hrsg.: Heinz Robert Schlette. Patmos, Düsseldorf 1979, ISBN 3-491-77307-5.
  • Jacques Marx: Athéisme et agnosticisme. Edition de l’Université de Bruxelles, Brüssel 1986, ISBN 2-8004-0917-7.
  • Peter Suren: Der Skeptizismus und seine universellen Argumente. Utz, München 2000, ISBN 3-89675-820-9.
  • Kai Nielsen: „Agnosticism“ im Dictionary of the History of Ideas (änglisch, inkl. Literaturaagabe)
  • The Secular Web (Filosofischi Website über e Agnostizismus, Atheismus, Naturalismus; umfangriichi elektronischi Bibliothek)
  1. Vgl. J. J. C. Smart: „Atheism and Agnosticism“ in dr Stanford Encyclopedia of Philosophy (änglisch, mit Literaturaagabe)
  2. Ratzinger, Joseph: Agnostizismus - eine lebbare Option? Aus: Ders.: Auf Christus schauen. Einübung in Glaube, Hoffnung, Liebe. Herder, Freiburg 1989, S. 16–18, In: Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Hrsg.): Der Glaube der Kirche. Ein theologisches Lesebuch aus Texten Joseph Ratzingers. Bonn, 2011 (Arbeitshilfen; Nr. 248; InternetArchiveBot abgrüeft am 2012-12-29 , S. 12 (13–14).
  3. Richard Dawkins: Der Gotteswahn, 6. Auflage, Ullstein, Berlin 2007 (2006), S. 68 f.
  4. Richard Dawkins: Der Gotteswahn, 6. Auflage, Ullstein, Berlin 2007 (2006), S. 73.
  5. Richard Dawkins: Der Gotteswahn, 6. Auflage, Ullstein, Berlin 2007 (2006), S. 75 f.
Dä Artikel basiert uff ere fräie Übersetzig vum Artikel „Agnostizismus“ vu de dütsche Wikipedia. E Liste vu de Autore un Versione isch do z finde.








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