Michael Strobl
Literaturwissenschaftler, Mit-Herausgeber von drei Textbänden der Alexander von Humboldt-Ausgabe (Sämtliche Schriften, dtv). Forschung zu Humboldts Vulkanologie und Klimatologie, Veröffentlichungen zum medialen Marketing der Süd-Amerika-Reise und zu Humboldts Präsenz in der NZZ. Er publizierte u.a. in der ZEIT über den CBS-Korrespondenten und Historiker William L. Shirer, insbesondere zum Verhältnis von Manipulation und Authentizität in dessen Berlin Diary (1941).http://www.humboldt.unibe.ch/index.htmlhttps://www.germanistik.unibe.ch/ueber_uns/personen/dr_strobl_michael/index_ger.html
Address: Berlin, Germany
Address: Berlin, Germany
less
Related Authors
Greg Simons
Turiba University
David Seamon
Kansas State University
Armando Marques-Guedes
UNL - New University of Lisbon
Julia Hell
University of Michigan
Olga Palagia
National & Kapodistrian University of Athens
Marco Sgarbi
Università Ca' Foscari Venezia
Ramón Salaverría
Universidad de Navarra
Adrián J. Sáez
Università Ca' Foscari Venezia
Fabien Montcher
Saint Louis University
Alberto N. García
Universidad de Navarra
InterestsView All (11)
Uploads
Papers by Michael Strobl
Humboldts Klima-Schriften neu heraus.
politischer Mensch, der polarisierte und Partei ergriff.
Trotz adliger Herkunft zeigte er Sympathien
für die Französische Revolution. In den USA kämpfte
er für die Abschaffung der Sklaverei und in Preussen
setzte er sich für die Gleichstellung der Juden ein.
Publikationen Alexander von Humboldts, die um 1800 in Form
von für die Veröffentlichung bestimmten Briefen zu Beginn seiner
Amerikareise erschienen sind. Humboldt platziert sie in einem
halben Dutzend deutscher und französischer Wissenschafts- und
Publikumszeitschriften. Die Abreise, die Besteigung des Pico del
Teide und die Ankunft in den Tropen konnten in Europa weithin
und zeitnah rezipiert werden. Der Teide-Aufstieg, als vorläufiger
Höhepunkt der Mikro-Reiseerzählung, wird als Initiationsort von
Humboldts Wissenschaftsprogrammatik stilisiert.
Lange vor Abschluss der Reise und allen seinen Buchveröffentlichungen
etabliert Humboldt in diesen kleinen, aber wirkmächtigen
Veröffentlichungen erfolgreich das Selbstbild des innovativen,
wissenschaftlich-ästhetisch beschreibenden Reiseabenteurers.
Vergleichstext ist Saussures Darstellung seiner Montblanc-
Besteigung. Zusätzlich werden die Briefveröffentlichungen durch
den Vergleich mit Humboldts späteren Beschreibungen des
Teide-Aufstiegs in der Relation historique (1814–1831) und
im Kosmos (ab 1845) kontextualisiert, die deutlich entheroisiert
sind. Die zeitgenössisch erschienene Beschreibung seines viel
berühmteren Aufstiegs auf den Chimborazo (1802) ist ebenso
geeignet, die rhetorische und ästhetische Gestaltung der frühen
Teide-Briefe kontrastiv herauszustellen.
1934–1941 profoundly shaped US-American public opinion about Hitler and Nazi
Germany. It has been and still is widely used as a source in historiography and historical journalism. The Berlin Diary was also the starting point of Shirer’s writing
career that led to the publication of the seminal The Rise and Fall of the Third Reich
(1960). Contrary to the book’s self-image, its paratextual shape and reception, it is
not an ‘authentic day-to-day record of events’, but a highly edited and literary text:
this article compares – for the first time – the distinctly different version of Shirer’s
diary that can be found among his papers and the published work. Firstly, an error
in judgment of 1935 about Hitler that Shirer censored in his 1941 publication
(and which he reinstated in 1984 in his memoirs) is analysed in detail. Secondly,
further examples of seemingly minor alterations in entries of 1939/40 illustrate to
what extent and with what intentions Shirer altered his diary for publication.
William L. Shirers Bestseller Berlin Diary: The Journal of a Foreign Correspondent 1934–1941 hatte einen tiefgreifenden Einfluss auf das Bild Nazi-Deutschlands in der
US-amerikanischen Öffentlichkeit. Es wurde und wird nach wie vor als historische
Quelle herangezogen. Das Berlin Diary war ebenfalls der Anfang von Shirers schriftstellerischer Karriere, die 1960 in der Veröffentlichung des mittlerweile klassischen Geschichtswerks The Rise and Fall of the Third Reich gipfelte. Im Gegensatz zum paratextuellen Auftritt des Buchs und seiner Rezeption handelt es sich keineswegs um eine ‘authentische, tägliche Niederschrift der Ereignisse’, sondern um einen hochgradig bearbeiteten und literarisierten Text. Dieser Artikel vergleicht erstmalig die deutlich abweichende Version von Shirers Tagebuch aus seinem Nachlass mit der 1941 publizierten Fassung. Zuerst wird eine Fehleinschätzung über Hitler von 1935, die Shirer 1941 zensierte und erst 1984 in seinen Memoiren zugab, detailliert analysiert. Weitere Beispiele von scheinbar minimalen Änderungen in Tagebucheinträgen aus den Jahren 1939/40 demonstrieren, wie weitgehend und mit
welchen Absichten Shirer sein Tagebuch für die Veröffentlichung edierte.
Humboldts Klima-Schriften neu heraus.
politischer Mensch, der polarisierte und Partei ergriff.
Trotz adliger Herkunft zeigte er Sympathien
für die Französische Revolution. In den USA kämpfte
er für die Abschaffung der Sklaverei und in Preussen
setzte er sich für die Gleichstellung der Juden ein.
Publikationen Alexander von Humboldts, die um 1800 in Form
von für die Veröffentlichung bestimmten Briefen zu Beginn seiner
Amerikareise erschienen sind. Humboldt platziert sie in einem
halben Dutzend deutscher und französischer Wissenschafts- und
Publikumszeitschriften. Die Abreise, die Besteigung des Pico del
Teide und die Ankunft in den Tropen konnten in Europa weithin
und zeitnah rezipiert werden. Der Teide-Aufstieg, als vorläufiger
Höhepunkt der Mikro-Reiseerzählung, wird als Initiationsort von
Humboldts Wissenschaftsprogrammatik stilisiert.
Lange vor Abschluss der Reise und allen seinen Buchveröffentlichungen
etabliert Humboldt in diesen kleinen, aber wirkmächtigen
Veröffentlichungen erfolgreich das Selbstbild des innovativen,
wissenschaftlich-ästhetisch beschreibenden Reiseabenteurers.
Vergleichstext ist Saussures Darstellung seiner Montblanc-
Besteigung. Zusätzlich werden die Briefveröffentlichungen durch
den Vergleich mit Humboldts späteren Beschreibungen des
Teide-Aufstiegs in der Relation historique (1814–1831) und
im Kosmos (ab 1845) kontextualisiert, die deutlich entheroisiert
sind. Die zeitgenössisch erschienene Beschreibung seines viel
berühmteren Aufstiegs auf den Chimborazo (1802) ist ebenso
geeignet, die rhetorische und ästhetische Gestaltung der frühen
Teide-Briefe kontrastiv herauszustellen.
1934–1941 profoundly shaped US-American public opinion about Hitler and Nazi
Germany. It has been and still is widely used as a source in historiography and historical journalism. The Berlin Diary was also the starting point of Shirer’s writing
career that led to the publication of the seminal The Rise and Fall of the Third Reich
(1960). Contrary to the book’s self-image, its paratextual shape and reception, it is
not an ‘authentic day-to-day record of events’, but a highly edited and literary text:
this article compares – for the first time – the distinctly different version of Shirer’s
diary that can be found among his papers and the published work. Firstly, an error
in judgment of 1935 about Hitler that Shirer censored in his 1941 publication
(and which he reinstated in 1984 in his memoirs) is analysed in detail. Secondly,
further examples of seemingly minor alterations in entries of 1939/40 illustrate to
what extent and with what intentions Shirer altered his diary for publication.
William L. Shirers Bestseller Berlin Diary: The Journal of a Foreign Correspondent 1934–1941 hatte einen tiefgreifenden Einfluss auf das Bild Nazi-Deutschlands in der
US-amerikanischen Öffentlichkeit. Es wurde und wird nach wie vor als historische
Quelle herangezogen. Das Berlin Diary war ebenfalls der Anfang von Shirers schriftstellerischer Karriere, die 1960 in der Veröffentlichung des mittlerweile klassischen Geschichtswerks The Rise and Fall of the Third Reich gipfelte. Im Gegensatz zum paratextuellen Auftritt des Buchs und seiner Rezeption handelt es sich keineswegs um eine ‘authentische, tägliche Niederschrift der Ereignisse’, sondern um einen hochgradig bearbeiteten und literarisierten Text. Dieser Artikel vergleicht erstmalig die deutlich abweichende Version von Shirers Tagebuch aus seinem Nachlass mit der 1941 publizierten Fassung. Zuerst wird eine Fehleinschätzung über Hitler von 1935, die Shirer 1941 zensierte und erst 1984 in seinen Memoiren zugab, detailliert analysiert. Weitere Beispiele von scheinbar minimalen Änderungen in Tagebucheinträgen aus den Jahren 1939/40 demonstrieren, wie weitgehend und mit
welchen Absichten Shirer sein Tagebuch für die Veröffentlichung edierte.