Norbert Schläbitz
Schläbitz ist Professor an der Universität Münster und hat dort den Lehrstuhl für Musik und Musikpädagogik inne. Er absolvierte ein Lehramtsstudium (Sek. II/I) an der Gesamthochschule in Essen und studierte die Fächer Musik und Deutsch. Dem Beruf als Studienrat z. A. an einer Gesamtschule ging er beinahe zehn Jahre nach. Als ehemaliger Filmmusikkomponist komponierte er zudem Musik für viele Sender und Firmen (z. B. IBM, Schott, diverse namhafte Autofirmen u. a.).
1996 promovierte er an der Universität Essen mit der preisgekrönten Arbeit „Der diskrete Charme der Neuen Medien“ zum Dr. phil. bei Werner Pütz und Norbert Bolz (Zweitgutachter). 2003 habilitierte Schläbitz an der TU Braunschweig im Bereich Musikpädagogik mit der Arbeit „Mit System ins Durcheinander. Musikkommunikation und Jugendsozialisation zwischen Hardnet und Softnet“.
2001 erfolgte die Berufung in den Bundesfachausschuss „Musik und Medien“ des Deutschen Musikrates, dessen Mitglied er bis 2004 war. Seit dem Sommersemester 2004 ist er Professor für Musik und Musikdidaktik. Von 2004–2007 und 2009–2012 war er Geschäftsführender Direktor des Instituts für Musikwissenschaft und Musikpädagogik an der Universität Münster. Siebzehn Jahre leitete er das Institut für Musikpädagogik. Dem Vorstand Arbeitskreis Musikpädagogische Forschung (AMPF) gehörte er von 2005–2010 an.
Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehört die Auseinandersetzung mit „Neuen Medien und Musik“, der „populären Musik“, „Jugendkulturen“ als auch mit „Neuen Lernformen im Unterricht“. Zahlreiche Veröffentlichungen zu den genannten Themen stehen zu Buche. Neben seiner wissenschaftlichen Forschungstätigkeit ist er Verfasser zahlreicher unterrichtsdidaktischer Handreichungen in Deutsch und Musik. Unterrichtsmodelle zu G. Büchner, G. Hauptmann (zus. m. K. Pappas), F. Kafka, Bertolt Brecht zum Expressionismus, zur Sprache, Denken, Medienwirklichkeit oder zur Lyrik nach 1945 (Schöningh/Paderborn) sind teilweise Standardlektüre im Deutschunterricht. Daneben ist er Verfasser und Herausgeber der Reihe „EinFach Musik“ (Westermann) und Autor und Herausgeber (zusammen mit Bernd Clausen) des Musikschulbuches „O-Ton“ 1 & 2 (Westermann), "O-Ton Oberstufe" (zusammen mit Michael Ahlers & Robert Lang (Westermann).
Aktuelle Monographie: "Die Turing-Galaxis. Zur Ästhetik digitaler Musik und zum diskreten Charme der Neuen Medien". Osnabrück (epOs) 2022
1996 promovierte er an der Universität Essen mit der preisgekrönten Arbeit „Der diskrete Charme der Neuen Medien“ zum Dr. phil. bei Werner Pütz und Norbert Bolz (Zweitgutachter). 2003 habilitierte Schläbitz an der TU Braunschweig im Bereich Musikpädagogik mit der Arbeit „Mit System ins Durcheinander. Musikkommunikation und Jugendsozialisation zwischen Hardnet und Softnet“.
2001 erfolgte die Berufung in den Bundesfachausschuss „Musik und Medien“ des Deutschen Musikrates, dessen Mitglied er bis 2004 war. Seit dem Sommersemester 2004 ist er Professor für Musik und Musikdidaktik. Von 2004–2007 und 2009–2012 war er Geschäftsführender Direktor des Instituts für Musikwissenschaft und Musikpädagogik an der Universität Münster. Siebzehn Jahre leitete er das Institut für Musikpädagogik. Dem Vorstand Arbeitskreis Musikpädagogische Forschung (AMPF) gehörte er von 2005–2010 an.
Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehört die Auseinandersetzung mit „Neuen Medien und Musik“, der „populären Musik“, „Jugendkulturen“ als auch mit „Neuen Lernformen im Unterricht“. Zahlreiche Veröffentlichungen zu den genannten Themen stehen zu Buche. Neben seiner wissenschaftlichen Forschungstätigkeit ist er Verfasser zahlreicher unterrichtsdidaktischer Handreichungen in Deutsch und Musik. Unterrichtsmodelle zu G. Büchner, G. Hauptmann (zus. m. K. Pappas), F. Kafka, Bertolt Brecht zum Expressionismus, zur Sprache, Denken, Medienwirklichkeit oder zur Lyrik nach 1945 (Schöningh/Paderborn) sind teilweise Standardlektüre im Deutschunterricht. Daneben ist er Verfasser und Herausgeber der Reihe „EinFach Musik“ (Westermann) und Autor und Herausgeber (zusammen mit Bernd Clausen) des Musikschulbuches „O-Ton“ 1 & 2 (Westermann), "O-Ton Oberstufe" (zusammen mit Michael Ahlers & Robert Lang (Westermann).
Aktuelle Monographie: "Die Turing-Galaxis. Zur Ästhetik digitaler Musik und zum diskreten Charme der Neuen Medien". Osnabrück (epOs) 2022
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Papers by Norbert Schläbitz
Es werden verschiedene Strategien durchdekliniert und problematisiert, um schließlich theoretisch fundiert und für die Praxis umgesetzt einen Vorschlag zu unterbreiten, wie Musikunterricht heute aufgestellt sein müsste, um gegenwartsrelevant wirken zu können..
Soundcultures: Über digitale und elektronische Musik. Frankfurt/M.
2003, Suhrkamp Verlag.)
What computers can do is compose and why it hurts people
when the Turing test succeeds with music
Computer can compose. The Turing test with music: It succeeds.
Music composed by the Turing machine makes people tremble
emotionally or read entire messages from it in an analytically
adept manner. But the computer thinks nothing while composing.
It now becomes recognizable: Even the messages of past days,
when music was regarded as a special language, were freely invented
by the addressees. Recognizing all this hurts, but it helps
to think more modestly about the measure of man (thanks to the
Turing machine).
Ergebnis: Sie liefert keinerlei nennenswerte Ergebnisse, bietet in hohem Maße lediglich eine Form von Selbstzweckforschung, die die dem Selbsterhalt nur dienlich ist.
In kanonisierten Werken und Werten einer Gesellschaft glaubt man Orientierungsmöglichkeiten identifizieren zu können, in ihnen vermeintlich unveränderliche Qualitäten (guter Musik) erkennen zu können. Die Konfrontation mit kanonischer Literatur, aus der musikalischer Bildung und weitere Orientierung in unsicheren Zeiten erwachsen sollte, schränkt wider Erwarten jeden Bildungshorizont ein und führt zu einem bloßen Orientierungsglauben, bei dem am Ende nur noch Desorientierung währt. Ein solch kanonisch geprägte Bildung führt ins Reich der Fantasie, die einer künstlerisch orientierten oder wissensbasierten Bildung, die von Neugierde, Offenheit geprägt ist, entgegensteht. Mit anderen Worten: Kanon und Bildung verstehen sich nicht recht. Sie sind einander fremd. Sie sind sich auch deshalb fremd, weil kein gepriesener Kanon so langlebig ist, wie angenommen wird. Er ändert sich ständig, und mit der Zeit verliert jedes 'Meisterwerk' seine Relevanz. Darüber hinaus gibt es kein einziges Kriterium, das eine kanonisch konzipierte Musik für andere zum Vorbild werden lässt. In der Kunst gibt es kein besser oder schlechter, nur ein anders. Was gut oder nicht gut ist, ist nur eine Frage ästhetischer Theorien, aber niemals der Musik immanent eingeschrieben. Damit relativieren sich alle Kriterien des Guten. Populäre Musik kann als Orientierungsmedium für eine heranwachsende Generation betrachtet werden. So weit - so trivial. Populäre Musik kann aber gerade deshalb eine Orientierungsfunktion bieten, weil sie sich - paradoxerweise - im Zuge immer neuer Kontexte selbst desorientiert.
S. 261-322
https://books.google.de/books?id=J-DAEAAAQBAJ&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false
ISBN: 978-3-643-50981-9
Kulturelle Aneignung wird zur Zeit kontrovers diskutiert. Der vorliegende Beitrag diskutiert die Unhintergehtbarkeit von Kultureller Aneignung und die Notwendigkeit, wenn Entwicklung, auch Verständigung befördert werden sollen.
Cultural appropriation is currently the subject of controversy. This article discusses the inevitability of cultural appropriation and the necessity if development and understanding are to be promoted.
Nicht jede Alltagssituation mit Musik ist zwangsläufig auch eine musikalische Situation. Woran aber bemisst sich dieser Unterschied? Das ist eine musikpädagogisch bisher wenig beleuchtete und zugleich phänomenologisch wie musikästhetisch relevante Frage, deren wissenschaftlicher Aufarbeitung in diesem Buch nachgegangen wird.
Als Referenztheorie dienen dabei Günther Anders’ Philosophische Untersuchungen über musikalische Situationen (1930/31), die in inter- und transdisziplinärer Herangehensweise rezipiert werden. Dabei werden philosophische, musikästhetische und musikpädagogische Diskurse produktiv verknüpft. Dies führt zu einer kritischen Fundierung der musikalischen Situation als einer theoretisierten wie praktizierten, deren musikpädagogisches, bildendes Potenzial ausgehend von folgender These erschlossen wird: Musikpädagogik heißt, musikalische Situationen in das Zentrum ihrer ästhetischen, wissenschaftlichen und ethischen Praxen zu stellen.
Aus der Einleitung von Christoph Khittl zum Beitrag von Norbert Schläbitz:
Norbert Schläbitz als bekanntlich scharfer Kritiker gegenwärtiger wie vergangener Bildungsideen und Bildungsideale könnte auch als ein Vertreter der Cancel Culture bezeichnet werden. Im Unterschied zur aktive betriebenen Tilgung von kulturellen Gütern und Werten, die immer schon als deren Kehrseite die Barbarei in sich tragen, vertraut Norbert Schläbitz auf die faktische Kraft des Verschwindens und Vergessens von als kanonisch weitergegebenen Kulturgütern quasi Desinteresse der nachfolgenden Generationen. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass Schläbitz in Günther Anders primär den stockkonservativen Bildungsbürger sieht, dessen kultureller Horizont auf die großen Kunstwerke beschränkt bleibt. Dies ist freilich eine legitime Zugangsweise, auch wenn sie das Potential verdeckt, das Norbert Schläbitz in seiner umfangreichen und gründlichen Anders-Studie selbst erschließt und zugänglich macht. So bietet der Aufsatz von Norbert Schläbitz reichhaltige Anknüpfungspunkte auch für andere, vom Autor abweichende Interpretationen oder Argumentationen.
Schläbitz zum Inhalt seines Beitrages:
Ausgehend von der als Habilitation geplanten, aber nicht angenommenen Schrift "Philosophische Untersuchungen über musikalische Situationen" (1930/31) von Günther Anders wird die der Schrift zugrunde gelegte Idee auf ihre Gegenwartsrelevanz befragt und auf aktuelle Bildungsprozesse hin bedacht.
Den in der Regel von Schüler*innen zu erfüllenden Erwartungshorizont kümmert nicht Gegenwart noch Zukunft. Sein Blick ist streng in die Vergangenheit gerichtet. Wer sich an der Erwartung orientiert, verliert die Zukunft aus den Augen. Mit ihm vollzieht sich eine Erziehung zur Unmündigkeit. Nicht mehr Dingen auf den Grund zu gehen, muss das Ziel sein, sondern Dingen Gründe zu geben. So gilt es, den Erwartungshorizont zu minimieren (das "So-und-nicht-anders"), um einem Ermöglichungsspielraum (das "Immer-auch-anders-mögliche") Raum zu geben, damit Schüler*innen sich mündig ihres eigenen Verstandes bedienen können und der "gütigen" Vormünder (Kant) sich entledigen zu können.
Es werden verschiedene Strategien durchdekliniert und problematisiert, um schließlich theoretisch fundiert und für die Praxis umgesetzt einen Vorschlag zu unterbreiten, wie Musikunterricht heute aufgestellt sein müsste, um gegenwartsrelevant wirken zu können..
Soundcultures: Über digitale und elektronische Musik. Frankfurt/M.
2003, Suhrkamp Verlag.)
What computers can do is compose and why it hurts people
when the Turing test succeeds with music
Computer can compose. The Turing test with music: It succeeds.
Music composed by the Turing machine makes people tremble
emotionally or read entire messages from it in an analytically
adept manner. But the computer thinks nothing while composing.
It now becomes recognizable: Even the messages of past days,
when music was regarded as a special language, were freely invented
by the addressees. Recognizing all this hurts, but it helps
to think more modestly about the measure of man (thanks to the
Turing machine).
Ergebnis: Sie liefert keinerlei nennenswerte Ergebnisse, bietet in hohem Maße lediglich eine Form von Selbstzweckforschung, die die dem Selbsterhalt nur dienlich ist.
In kanonisierten Werken und Werten einer Gesellschaft glaubt man Orientierungsmöglichkeiten identifizieren zu können, in ihnen vermeintlich unveränderliche Qualitäten (guter Musik) erkennen zu können. Die Konfrontation mit kanonischer Literatur, aus der musikalischer Bildung und weitere Orientierung in unsicheren Zeiten erwachsen sollte, schränkt wider Erwarten jeden Bildungshorizont ein und führt zu einem bloßen Orientierungsglauben, bei dem am Ende nur noch Desorientierung währt. Ein solch kanonisch geprägte Bildung führt ins Reich der Fantasie, die einer künstlerisch orientierten oder wissensbasierten Bildung, die von Neugierde, Offenheit geprägt ist, entgegensteht. Mit anderen Worten: Kanon und Bildung verstehen sich nicht recht. Sie sind einander fremd. Sie sind sich auch deshalb fremd, weil kein gepriesener Kanon so langlebig ist, wie angenommen wird. Er ändert sich ständig, und mit der Zeit verliert jedes 'Meisterwerk' seine Relevanz. Darüber hinaus gibt es kein einziges Kriterium, das eine kanonisch konzipierte Musik für andere zum Vorbild werden lässt. In der Kunst gibt es kein besser oder schlechter, nur ein anders. Was gut oder nicht gut ist, ist nur eine Frage ästhetischer Theorien, aber niemals der Musik immanent eingeschrieben. Damit relativieren sich alle Kriterien des Guten. Populäre Musik kann als Orientierungsmedium für eine heranwachsende Generation betrachtet werden. So weit - so trivial. Populäre Musik kann aber gerade deshalb eine Orientierungsfunktion bieten, weil sie sich - paradoxerweise - im Zuge immer neuer Kontexte selbst desorientiert.
S. 261-322
https://books.google.de/books?id=J-DAEAAAQBAJ&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false
ISBN: 978-3-643-50981-9
Kulturelle Aneignung wird zur Zeit kontrovers diskutiert. Der vorliegende Beitrag diskutiert die Unhintergehtbarkeit von Kultureller Aneignung und die Notwendigkeit, wenn Entwicklung, auch Verständigung befördert werden sollen.
Cultural appropriation is currently the subject of controversy. This article discusses the inevitability of cultural appropriation and the necessity if development and understanding are to be promoted.
Nicht jede Alltagssituation mit Musik ist zwangsläufig auch eine musikalische Situation. Woran aber bemisst sich dieser Unterschied? Das ist eine musikpädagogisch bisher wenig beleuchtete und zugleich phänomenologisch wie musikästhetisch relevante Frage, deren wissenschaftlicher Aufarbeitung in diesem Buch nachgegangen wird.
Als Referenztheorie dienen dabei Günther Anders’ Philosophische Untersuchungen über musikalische Situationen (1930/31), die in inter- und transdisziplinärer Herangehensweise rezipiert werden. Dabei werden philosophische, musikästhetische und musikpädagogische Diskurse produktiv verknüpft. Dies führt zu einer kritischen Fundierung der musikalischen Situation als einer theoretisierten wie praktizierten, deren musikpädagogisches, bildendes Potenzial ausgehend von folgender These erschlossen wird: Musikpädagogik heißt, musikalische Situationen in das Zentrum ihrer ästhetischen, wissenschaftlichen und ethischen Praxen zu stellen.
Aus der Einleitung von Christoph Khittl zum Beitrag von Norbert Schläbitz:
Norbert Schläbitz als bekanntlich scharfer Kritiker gegenwärtiger wie vergangener Bildungsideen und Bildungsideale könnte auch als ein Vertreter der Cancel Culture bezeichnet werden. Im Unterschied zur aktive betriebenen Tilgung von kulturellen Gütern und Werten, die immer schon als deren Kehrseite die Barbarei in sich tragen, vertraut Norbert Schläbitz auf die faktische Kraft des Verschwindens und Vergessens von als kanonisch weitergegebenen Kulturgütern quasi Desinteresse der nachfolgenden Generationen. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass Schläbitz in Günther Anders primär den stockkonservativen Bildungsbürger sieht, dessen kultureller Horizont auf die großen Kunstwerke beschränkt bleibt. Dies ist freilich eine legitime Zugangsweise, auch wenn sie das Potential verdeckt, das Norbert Schläbitz in seiner umfangreichen und gründlichen Anders-Studie selbst erschließt und zugänglich macht. So bietet der Aufsatz von Norbert Schläbitz reichhaltige Anknüpfungspunkte auch für andere, vom Autor abweichende Interpretationen oder Argumentationen.
Schläbitz zum Inhalt seines Beitrages:
Ausgehend von der als Habilitation geplanten, aber nicht angenommenen Schrift "Philosophische Untersuchungen über musikalische Situationen" (1930/31) von Günther Anders wird die der Schrift zugrunde gelegte Idee auf ihre Gegenwartsrelevanz befragt und auf aktuelle Bildungsprozesse hin bedacht.
Den in der Regel von Schüler*innen zu erfüllenden Erwartungshorizont kümmert nicht Gegenwart noch Zukunft. Sein Blick ist streng in die Vergangenheit gerichtet. Wer sich an der Erwartung orientiert, verliert die Zukunft aus den Augen. Mit ihm vollzieht sich eine Erziehung zur Unmündigkeit. Nicht mehr Dingen auf den Grund zu gehen, muss das Ziel sein, sondern Dingen Gründe zu geben. So gilt es, den Erwartungshorizont zu minimieren (das "So-und-nicht-anders"), um einem Ermöglichungsspielraum (das "Immer-auch-anders-mögliche") Raum zu geben, damit Schüler*innen sich mündig ihres eigenen Verstandes bedienen können und der "gütigen" Vormünder (Kant) sich entledigen zu können.
In der sogenannten Neuen Musik erhebt sich seit etwa 1905 der Skandal zum Muster eines ästhetisch-„materialen“ Fortschritts-Appells. Saalschlachten und mediale Wortgefechte zeugen von zahlreichen Erschütterungen des bürgerlichen Kunstbetriebs im 20. Jahrhunderts und belegen das andauernde Ringen um die Deutungshoheit in Sachen Geschmack, Kennerschaft und Etikette. Die eklatanten Traditionsbrüche seit den Tagen der freien Atonalität und des Expressionismus bereiten den Weg für neue ästhetische Perspektiven und Entfaltungsmöglichkeiten. Aber sie führen gleichzeitig zur Selbstisolierung der Avantgarde, zur Verzwergung hin zu einer Kunst für „Eingeweihte“. Mit dem Ende der großen „Erzählungen“ (Jean-François Lyotard), konkret: mit dem Auflösen kultureller Verbindlichkeiten nach 1968, scheint auch die Zeit empörender Kammermusik-, Symphonik-, Ballett- und Opern-Uraufführungen verschwunden zu sein.
Anders in der „populären“ Musik. Hier ist die Kraft, öffentliche Ärgernisse zu erregen, seit über 70 Jahren präsent und bis heute wirkungsvoll ? schlicht deshalb, weil Pop, Rock und Hip-Hop die Macht der Lyrics und die Wucht visueller Inszenierung provokativer ausschöpfen als die Avantgarde. Zudem ist die Skandalträchtigkeit von Popularmusik aufs Engste mit jugendkulturellen Strömungen und Energien verwoben, bis hin zu Mode und Körperhaltung. Standen seit dem Rock ’n’ Roll Reizthemen wie Hedonismus, Sexualität, Emanzipation oder freier Drogenkonsum auf der Tagesordnung, lösen heute Motive wie Sexismus, Schwulenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus heftige Debatten über die offensive „Taktlosigkeit“ verschiedenster Bands oder „Masters of Ceremonies“ aus.
Musikskandale irritieren: sowohl in ihrem Drang nach Innovation als auch in ihrem Schwanken zwischen Populärem und Populistischem. Sie markieren „Störfälle“ der Moderne. Es wird Zeit, diese im Musikunterricht zu entdecken.
Welchen Gewinn ziehen sie aus einem derart komplexen Projekt mit ungewissem Ausgang, welches ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten ebenso wie ihre Erfahrungen und ihre technischen und instrumentalen Möglichkeiten offenkundig bei Weitem übersteigt?
Warum sollte ein ganzes Quartal in der gymnasialen Oberstufe auf ein solches Projekt verwendet werden?
Um es kurz zu fassen:
weil Songwriting die produktive Antwort auf die Art von Musik ist, mit der die Schüler/-innen rezeptiv die stärkste Verbindung, die größte Erfahrung haben,
weil die produktive Beschäftigung mit einem präferierten Genre die notwendige Motivation über die Dauer eines so umfangreichen Projektes erst ermöglicht,
weil so ein unermessliches Repertoire an implizitem Vorwissen aktiviert werden kann, das in diesem Umfang gar nicht im Rahmen eines Musikkurses vermittelt werden könnte und
weil die Aktivierung dieses impliziten Vorwissens in der produktiven Umsetzung eine enorme Horizonterweiterung im Bereich der musikalischen Fähigkeiten und Fertigkeiten insgesamt bedeutet.
Die thematischen Bausteine des Unterrichtsmodells:
Baustein 0: Motivation
Baustein 1: Vorarbeiten
Baustein 2: Textwerkstatt? Lyric Writing
Baustein 3: Vertonung? From Text to Tune
Baustein 4: Aufnahmephase? From Tune to Song
Baustein 5: Ergebnispräsentation und Bewertung
Baustein 6: From Song to Video
Globale Datenströme erlauben kulturelle Aneignung in einer medial vernetzten Gesellschaft. In der Turing-Galaxis sind die Menschen transkulturell verbunden, das globale Dorf ist ein Ort der humanen Begegnung, eine virtuelle Agora der digitalen Polis, was Mensch und Musik nur recht sein kann.
siehe Rezension: https://dennisschuetze.de/blog/2023/05/16/buch-die-turing-galaxis-zur-aesthetik-digitaler-musik-und-zum-diskreten-charme-der-neuen-medien-norbert-schlaebitz/
an wissenschaftlicher Ungenauigkeit krankt und selbst zur ideologischen Überhöhung ihres Gegenstands beiträgt. Diese Streitschrift beschränkt sich jedoch nicht auf die Kritik, sondern zeigt auch Wege zur Veränderung auf: Schläbitz plädiert für ein transhumanistisches Bildungskonzept, das die Relevanz der Künste für die Persönlichkeitsbildung infrage stellt und den Blick lieber auf das Neue und Fremde richtet.
The new humanist education after Humboldt still has a good name today.
The book shows that the effects intended for the education humanism do not have any realistic solid background. Instead she appears as an influential ideology which excludes and which arranges the less good qualities. It is shown at the example of the music how the discipline has contributed to the ideological excess.
Furthermore it is shown how the discipline of music has succumbed to the fantastic ideas of its own for the music and how her documents are carried by a lack of scientific character.
The writings of die discipline are often more fiction and poetry than science.
Despite of all criticism the book shows ways to the change. The book operates linguistically trenchantly for the purpose of a clear clarification of the thoughts.
It sees itself as a major essay and as a polemics.
Who wants to give education, kowledge and the arts a chance has to be adopted by educational humanism.