Fulda, Ludwig
- Lebensdaten
- 1862 – 1939
- Geburtsort
- Frankfurt/Main
- Sterbeort
- Berlin
- Beruf/Funktion
- Schriftsteller ; Dramatiker ; Übersetzer
- Konfession
- mehrkonfessionell
- Normdaten
- GND: 118840452 | OGND | VIAF: 17261212
- Namensvarianten
-
- Fulda, Ludwig Anton Salomon
- Fulda, Ludwig
- Fulda, Ludwig Anton Salomon
- Ful'da, Ljudvig
- Fulda, L.
- Fulda, Ludw.
- Fulda, Ludwig A.
- L. F.
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Fulda, Ludwig Anton Salomon
Schriftsteller, * 15 7.1862 Frankfurt/Main, † 30.3.1939 Berlin. (israelitisch, dann Dissident)
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Genealogie
V Carl Hermann, Kaufm., S d. Anton, Wechselmakler, Bankier u. Steinkohlenhändler, u. d. Rosa Strauß;
M Clementine Oppenheimer; Verwandte →Reb Aron Moses Fuld (1790–1847), Talmudist, →Salomon Fuld (1825–1911), Jurist, Philantrop (beide s. S. Wininger, Gr. Jüd.Nat.biogr. II, 1926 f.);
⚭ 1) 1893 (⚮ 1903) Ida, Schauspielerin, T d. Privatiers Salomon Theumann, 2) Frankfurt/M. 1908 N.N., T d. Schauspielers Prof. →Karl Hermann (eigtl. Grinvalszky, 1849–1905, s. L). -
Biographie
Nachdem der aufgenötigte Versuch zur kaufmännischen Ausbildung gescheitert war, studierte F. Philologie und Philosophie in Heidelberg, Berlin, Leipzig (Dr. phil. Heidelberg 1883, Dissertation über den Dramatiker Christian Weise, summa cum laude). Die Herausgabe der „Gegner der Zweiten Schlesischen Schule“ (2 Bände, Kürschners Nationalliteratur, 1883) schien auf eine wissenschaftliche Laufbahn weiter vorzubereiten. Jedoch setzte sich die schriftstellerische Neigung und Begabung unwiderstehbar durch. Zunächst überwog in F. eine konservative Tendenz; stets anlehnungsbedürftig, schloß er sich, seit 1884 in München, eng an P. Heyse an. Die Aufführung des Einakters „Unter vier Augen“ 1886 öffnete ihm die Berliner Theater- und Literaturkreise, damit den Zugang zu der „modernen“ Bewegung, gegen die er sich in der Gedicht- und Epigrammsammlung „Satura“ 1884 noch gewehrt hatte. Seit 1888 in Berlin ansässig, trat er dem Kreis um die „Freie Bühne“, Hauptmann, Sudermann nahe und wandte sich dem dramatischen Stil des Naturalismus zu. Er übernahm dessen sozialrevolutionäre Thematik, jedoch mit sentimentalen Lösungen (Das verlorene Paradies, 1890; Die Sklavin, 1892). Den größten Erfolg brachte ihm jedoch eine erneute Stilwandlung zu dem Märchenspiel in Versen „Der Talismann“ 1893 – etwa parallel zu Hauptmanns „Die versunkene Glocke“, aber mehr noch unter dem Einfluß Grillparzers. Gleichwohl lehnte Wilhelm II. die Auszeichnung F.s mit dem Schillerpreis ab. Seit 1894 lebte F. erneut in München, seit 1896 dauernd in Berlin. Mit einer außerordentlichen Vielzahl von Gesellschaftsstücken im Stil des französischen Konversationsspiels, von satirischen Komödien, Märchenstücken, epigonalen historischen Tragödien (zum Beispiel „Herostrat“, 1898) und Schauspielen in Vers oder Prosa, in denen er oft bekannte Motive der Weltliteratur in eine geschickt pointierte Dialogtechnik und gewandte Szenenführung umsetzte, vermochte F. sich das Theater der Zeit zu erobern (besonders mit „Die Zwillingsschwester“, 1900, Uraufführung mit Agnes Sorma, Berlin 1901). Virtuos und beweglich, kultiviert in der Form, aber meist mit schmaler Fabel hielt sich F. in den Grenzen einer gemäßigten Modernität, eines leicht zugänglichen urbanen Stils und einer alles Extreme und Sensationelle vermeidenden Psychologie. Dies gab ihm eine populäre Erfolgsdauer, die erst mit dem Expressionismus verebbte und ihn allmählich mehr und mehr zum Provinz- und Unterhaltungstheater abdrängte. Geringe Bedeutung haben seine Erzählungen und Novellen, die in mehreren Sammlungen erschienen, und seine unselbständige Lyrik. Die Essay-Sammlung „Aus der Werkstatt“ 1904 beweist, wie F. der Ästhetik und Dramaturgie des abgelaufenen Jahrhunderts verpflichtet blieb. Als er 1926 zum Vorsitzenden des Senats der Sektion für Dichtkunst in der Preußischen Akademie der Künste gewählt wurde, hatte er trotz unaufhörlicher Produktion seine breiten Erfolge um die Jahrhundertwende schon eingebüßt. Unbestritten blieb|jedoch seine Anerkennung als Übersetzer, vor allem von Rostand (1895 folgende). Molière (4 Bände, 1897), der spanischen Komödie (2 Bände, 1926), endlich von Ibsens Peer Gynt (1915)|
-
Auszeichnungen
Vorsitzender d. Verb. dt. Bühnenschriftsteller u. Bühnenkomp., Ehrenpräs. d. Fed. Internat. des Auteurs et Comp. dramatiques, Mitgl. d. Reichsdelegation z. Urheberrechtskonferenz Rom 1928;
Goethe-Medaille. -
Werke
Weitere W u. a. Dramen: Christian Günther, 1882;
Die Aufrichtigen, 1883 (Lit.-Preis);
Ein Meteor, 1884;
Neue Jugend, 1887;
Das Recht d. Frau, 1888;
Die Kameraden, 1895;
Fräulein Witwe, 1895;
Robinsons Eiland, 1896;
Der Sohn d. Kalifen, 1896;
Schlaraffenland, 1900;
Maskerade, 1904;
Der heimliche König, 1906;
Sieben Einakter, 1909;
Herr u. Diener, 1910;
Die Rückkehr z. Natur, 1913;
Der Lebensschüler, 1915;
Des Esels Schatten, 1920;
Der Vulkan, 1921;
Die Gegenkandidaten, 1928. – Lyrik: Sinngedichte, 1868;
Gedichte, 1890;
Sinngedichte, 1893;
Neue Gedichte, 1900, ²1910 (u. d. T. Helodien). – Übers.: Shakespeare's Sonette, 1913. – Erzz.: Lebensfragmente, 1893;
Die Hochzeitsreise nach Rom, 1900;
Amerikan. Eindrücke, 1906;
Aus meiner Studienzeit, in: Velhagen u. Klasings Mhh. 47, 1932/33. – Hrsg.: Das Buch d. Epigramme, 1920. Ges.ausg. fehlt. -
Literatur
A. Klaar, L. F., 1922;
G. Spitzer, Poet. Namengebung b. E. Stucken, L. F. u. P. Ernst, Diss. Graz 1940 (ungedr.);
Wi. 1905-35;
Rhdb. (P);
Kosch, Lit.-Lex. (W, L). – Zu Schwieger-V K. Hermann:
Eisenberg;
Kosch, Theater-Lex. (unter Grünvalszky);
BJ X (Tl. 1905, L). -
Porträts
Phot. in Soergel, 1911.
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Autor/in
Fritz Martini -
Zitierweise
Martini, Fritz, "Fulda, Ludwig" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 727-728 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118840452.html#ndbcontent