Koenigsberger, Leo
- Lebensdaten
- 1837 – 1921
- Geburtsort
- Posen
- Sterbeort
- Heidelberg
- Beruf/Funktion
- Mathematiker
- Konfession
- mehrkonfessionell
- Normdaten
- GND: 116293802 | OGND | VIAF: 27131834
- Namensvarianten
-
- Koenigsberger, Leo
- Königsberger, L.
- Königsberger, Leo
- Coenigsberger, Leo
- Cönigsberger, L.
- Cönigsberger, Leo
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Koenigsberger, Leo
Mathematiker, * 15.10.1837 Posen, † 15.12.1921 Heidelberg. (israelitisch, seit 1863/66 evangelisch)
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Genealogie
V Jakob Löb (1800–82), wohlhabender Kaufm. in P.;
M Henriette Kantorowicz (1810–95) aus P.; 11 Geschw.;
- ⚭ Heidelberg 1873 Sophie Beral-Kappel (1848- n. 1923), T d. Kaufm. Iwanowitsch Beral in Charkow u. d. Anna Grigoriewna Tschaikowski;
1 S, 1 T, u. a. →Johann (1874–1946), Prof. d. Physik in Freiburg (s. Pogg. IV-VII a). -
Biographie
K. studierte in Berlin Mathematik, gefördert von seinem früheren Hauslehrer und späteren Kollegen Lazarus Fuchs, mit dem er zeit seines Lebens in engem Kontakt blieb. 1860 wurde er bei K. Weierstraß, der auf ihn den nachhaltigsten Einfluß ausübte, zum Dr. phil. promoviert. Vier Jahre lang unterrichtete er Mathematik und Physik am Berliner Kadettenkorps, bevor er 1864 eine außerordentliche, 1866 eine ordentliche Professur an der Universität Greifswald antrat. 1869 folgte er einem Ruf nach Heidelberg, wo er mit Bunsen, Kirchhoff und insbesondere mit Helmholtz in engen Kontakt trat. 1875 begab sich K. für 2 Jahre nach Dresden, um den mathematischen Unterricht an der polytechnischen Schule neu zu gestalten, folgte jedoch 1877 einem Ruf nach Wien, wo er nach eigener Ansicht die wissenschaftlich fruchtbarsten Jahre verbrachte. Beim Weggang von Fuchs kehrte er 1884 nach Heidelberg zurück, wo er sich 1914 infolge eines Augenleidens emeritieren ließ, dann aber wegen Dozentenmangels seine Lehrtätigkeit bis 1918 doch wieder aufnahm. Als Wissenschaftler war K. sehr vielseitig. Er führte mit zahlreichen bedeutenden Gelehrten einen ausgedehnten Briefwechsel, zum Beispiel mit →Sophus Lie, Ch. Hermite und A. Cayley, und pflegte persönlichen Umgang mit H. Hertz. Seine berühmteste Schülerin war Sonja Kowalewskaja.
Seine über 160 Abhandlungen und kleineren Schriften, zu denen eine Reihe bedeutender, lehrbuchartiger Darstellungen hinzukommt, sind hauptsächlich drei Gebieten gewidmet: der Theorie der elliptischen Funktionen beziehungsweise der Differentialgleichungen und der Mechanik, Gebiete, die alle bereits in seiner Dissertation anklingen. Während seine Arbeiten über elliptische und Abelsche Funktionen das Transformationsproblem und das Abelsche Theorem hervorheben, treten in seinen Veröffentlichungen über Differentialgleichungen in erster Linie deren algebraische Eigenschaften in den Vordergrund, insbesondere der Begriff der Irreduzibilität. Seit etwa 1895 beschäftigte sich K. mit den allgemeinen Prinzipien der Mechanik und damit zusammenhängenden Problemen der Variationsrechnung. Darüber hinaus behandelte er Einzelfragen der Analysis und Algebra, vor allem aber hatte er erkenntnistheoretische und wissenschaftshistorische Interessen. Um so wichtiger war für ihn der Kontakt mit dem Mathematikhistoriker →Moritz Cantor in Heidelberg. Die beiden bedeutendsten Arbeiten K.s auf diesem Gebiet waren die umfangreiche, anläßlich des 100. Geburtstags von C. G. J. Jacobi 1904 erschienene Biographie, zu der ihn schon 1879 Weierstraß angeregt hatte, und an die sich später eine Reihe mathematikhistorischer Studien von L. Schlesinger, A. Krazer und P. Stäckel anlehnten, sowie die|dreibändige Helmholtz-Biographie (1902 f.).|
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Auszeichnungen
WGR;
Mitgl. zahlr. wiss. Ges., u. a. Bayer. Ak. d. Wiss. (1880), Preuß. Ak. d. Wiss. (1893);
Dr. phil. h. c. (Frankfurt 1918). -
Werke
Weitere W u. a. De motu puncti versus dua fixa centra attracti, Diss. Berlin 1860;
Mein Leben, 1919. -
Literatur
SB d. Preuß. Ak. d. Wiss., 1910, S. 530 f. (z. 50j. Dr.-Jubiläum);
K. Bopp, L. K. als Historiker d. math. Wiss., in: Jber. d. Dt. Mathematiker Vereinigung 33, 1925, S. 104-12 (P);
A. Pringsheim, in: Jb. d. Bayer. Ak. d. Wiss. 1921, 1922, S. 45-49;
Pogg. III-VI. -
Autor/in
Eberhard Knobloch -
Zitierweise
Knobloch, Eberhard, "Koenigsberger, Leo" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 355-356 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116293802.html#ndbcontent