DEBORAH LEVY
Ein eigenes Haus
Übersetzt von Barbara Schaden
Nachdem ihre jüngste Tochter die gemeinsame Wohnung verlassen hat, um im Nordosten Englands zu studieren, bleibt Deborah Levy allein zurück – wäre da nicht das Aufenthaltsstipendium der Columbia-University, das sie für neun Monate nach Paris bringt. Die psychologische Veränderung des Auszugs der Tochter korrespondiert also mit einer geografischen Verschiebung – einem „displacement“ –, das schon lange eines ihrer Themen ist. Entlang diesen Veränderungen setzt Levy im dritten Teil ihrer „living autobiography“ in einer Mischung aus Memoir, Analyse und Selbstbefragung die Überlegungen der vorhergehende Bände fort: Wie kann sie als Autorin und Frau unabhängig und selbstbestimmt leben? Gespickt mit trockenem Humor, klugen Zitaten und scharfsinnigen Beobachtungen ist „Ein eigenes Haus“ zudem ein Dialog zwischen dem früheren und gegenwärtigen Autorinnen-Ich zu der Frage, was ein Heim, ein Zuhause bedeuten kann. Die Suche nach ihrem Platz durchzieht Deborah Levys Werk, aber mittlerweile weiß sie, dass es auch für Frauen mehr als einen Platz im Leben gibt und man sich nicht an den Ablauf halten muss, den das Leben einer Frau nach Ansicht der Gesellschaft nehmen sollte. Vielmehr kann sich eine Frau ihre Rollen und ihre Geschichte immer wieder neu schreiben. (sh)
Scharfsinnig und klug, berührend und witzig – Levy deckt die Bedingungen weiblichen Schreibens und Lebens auf.
HOFFMANN UND CAMPE, 224 Seiten, 24 Euro
EMILY ST. JOHN MANDEL
Das Glashotel
Übersetzt von Bernhard Robben
Paul, seine Halbschwester Vincent, Olivia, die Malerin, Jonathan Alkaitis und andere sind jeweils nicht außergewöhnlich. Sie leben, wie auch Vincent, die am ehesten der Protagonistin des polyphonen Erzählerchors gleichkommt, so gut sie eben können. In Vincents Fall bedeutet dies, auch in das komfortable „Reich des Geldes“ zu ziehen, indem sie ein Arrangement mit einem älteren, reichen Mann eingeht. Bei Paul bedeutet dies, mit Drogen die innere Leere zu füllen. In Jonathan Alkaitis’ Fall, dass er Menschen professionell ausnimmt. Sein Angestellter Harvey fasst den Tenor zusammen: „dass man sich bemühte in den Randzonen des Schlechten ein guter Mensch zu sein.“ St. John Mandels Roman