Die missbrauchten Liebesbriefe
Von Gottfried Keller
()
Über dieses E-Book
Gottfried Keller
Gottfried Keller (19.07.1819–15.07.1890) war ein Schweizer Dichter und Staatsbeamter. Man kann ohne Zweifel sagen, dass Gottfried Keller der wichtigste Autor der Schweiz im 19. Jahrhundert war. Wegen eines Dummejungenstreiches von einer höheren Schulbindung oder gar einem Studium ausgeschlossen, fand der Halbwaise über den Umweg der Lehre zum Landschaftsmaler doch noch zur Literatur. Er hinterlässt ein großes Werk an Gedichten, Dramen, Novellen und Romanen.
Mehr von Gottfried Keller lesen
Zauberhafte Geschichten: Fantasy-Romane + Märchen + Magische Abenteuer (Über 90 Klassiker in einem Buch - Illustrierte Ausgabe): Zauberer Merlin, Der Zwergenwald, Drude, Nils Holgersson, Der Zauberring… Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRomeo und Julia auf dem Dorfe: Novelle Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKleider machen Leute: Die Leute von Seldwyla Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Die größten Erzählungen der deutschen Literatur: Schachnovelle, Der Sandmann, Angst, Amok, Die Liebe der Erika Ewald, Die Marquise von O… Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKleider machen Leute Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Romeo und Julia auf dem Dorfe: illustrierte Ausgabe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Grüne Heinrich (Autobiographischer Roman): Einer der bedeutendsten Bildungsromane der deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMartin Salander: Roman Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Martin Salander (Historischer Roman): Klassiker des Heimatromans Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Die Leute von Seldwyla: Novellen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZüricher Novellen: Hadlaub + Der Narr auf Manegg + Der Landvogt von Greifensee + Das Fähnlein der sieben Aufrechten + Ursula Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Leute von Seldwyla Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie größten Entwicklungsromane der Literatur: Der Grüne Heinrich, Die Verwirrungen des Zöglings Törleß, Jane Eyre, Wilhelm Meister Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen100 Meisterwerke der deutschen Literatur: 100 Klassiker, die man kennen muss Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKleider machen Leute Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDietegen: Novelle Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die größten Klassiker der Fantasie: Dracula, Lokis, Alraune, Die Legende von Sleepy Hollow, Der Untergang des Hauses Usher, Der Wij, Der Schimmelreiter Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGottfried Keller: Kleider machen Leute: Aus dem Leben eines Hochstaplers Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Schneidergeselle Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Sinngedicht (Novellenzyklus): Regine + Die arme Baronin + Die Geisterseher + Die Berlocken + Von einer törichten Jungfrau… Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnlich wie Die missbrauchten Liebesbriefe
Ähnliche E-Books
Die missbrauchten Liebesbriefe: Novelle Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie missbrauchten Liebesbriefe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer niegeküßte Mund: Erzählungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer niegeküßte Mund: Drei Erzählungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBeobachtungen über Oesterreichs Aufklärung und Litteratur Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Jekyll und Mr. Hyde Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer blaurote Methusalem: Eine lustige Studentenfahrt nach China Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGesammelte Erzählungen: Der Leviathan + Die Legende vom heiligen Trinker + Ein Kapitel Revolution + Triumph der Schönheit + Kranke Menschheit und viel mehr Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Ewige Jude Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDahinten in der Haide: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDrei Erzählungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie New-York Geschichte (Von Anbeginn der Welt bis zur Endschaft der holländischen Dynastie) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKontrovers-Predigt über H. Clauren und den Mann im Mond Gehalten vor dem deutschen Publikum in der Herbstmesse 1827 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeschichte von New York Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Kodex des Bösen: Historischer Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDahinten in der Haide Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer goldene Spiegel Erzählungen in einem Rahmen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAltneuland Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Der blaurote Methusalem Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMombasa Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Fall von großer Redlichkeit: Agententhriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKriminalgeschichten aller Länder aus älterer und neuerer Zeit: Der neue Pitaval Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKriminalgeschichten aller Länder aus älterer und neuerer Zeit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDahinten in der Heide Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMärchen für Kenner: Märchen für Erwachsene Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTodsünden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZärtlich ist die Nacht: Amerikanischer Literatur-Klassiker Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer goldene Spiegel Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDes Schreibers wilde Träume: Homsarecs Band 5 Prequel Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZüricher Novellen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Allgemeine Belletristik für Sie
Kinder- und Hausmärchen Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Heinrich Heine: Gesammelte Werke: Anhofs große Literaturbibliothek Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Der Zauberberg Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHarry Potter und der Stein der Weisen von J K. Rowling (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen1984 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Struwwelpeter - ungekürzte Fassung: Der Kinderbuch Klassiker zum Lesen und Vorlesen Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Das Schloss Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5City on Fire: Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Tod in Venedig Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDienstanweisung für einen Unterteufel Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die 35 häufigsten Fehler im Deutschen: Wie man sie vermeidet Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMephisto: Roman einer Karriere: neue überarbeitete Auflage Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen9 Novellen: Michael Kohlhaas + Die Marquise von O... + Das Erdbeben in Chili + Geistererscheinung und mehr: Michael Kohlhaas + Die Marquise von O... + Das Erdbeben in Chili + Die Verlobung in St. Domingo + Das Bettelweib von Locarno + Der Findling + Die heilige Cäcilie oder die Gewalt der Musik (Eine Legende) + Geistererscheinung + Der Zweikampf Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchneewittchen und die sieben Zwerge: Ein Märchenbuch für Kinder Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Hans Fallada: Gesamtausgabe (32 Werke und Illustrationen) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGesammelte Werke: Romane, Memoiren, Essays, Novellen und Erzählungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDenke (nach) und werde reich: Die 13 Erfolgsgesetze - Vollständige Ebook-Ausgabe Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Aristoteles: Gesammelte Werke: Andhofs große Literaturbibliothek Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJames Bond 01 - Casino Royale Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Joseph Roth: Gesammelte Werke Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Hexenhammer: Ein Werk zur Legitimation der Hexenverfolgung, das der Dominikaner Heinrich Kramer (lat. Henricus Institoris) im Jahre 1486 veröffentlichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJames Krüss' Erzählungen, Bilderbücher, Gedichte: in Grundschule, Sekundarstufe I und in der Vorschule Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Welle: In Einfacher Sprache Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Kreuz mit den Präpositionen: Welche Präposition ist richtig? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAltneuland Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Schöne neue Welt von Aldous Huxley (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNostradamus Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Die missbrauchten Liebesbriefe
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Die missbrauchten Liebesbriefe - Gottfried Keller
Gottfried Keller
Die missbrauchten Liebesbriefe
Inhaltsverzeichnis
Über den Autoren
Inhalt
Impressum
Über den Autoren
Gottfried Keller war ein Schweizer Dichter und Politiker. Wegen eines Jugendstreiches von der höheren Schulbildung ausgeschlossen, trat er eine Ausbildung an, um Landschaftsmaler zu werden. Er verbrachte zwei Studienjahre in München, von wo er 1842 mittellos in seine Vaterstadt zurückkehrte.
Inhalt
Viktor Störteler, von den Seldwylern nur Viggi Störteler genannt, lebte in behaglichen und ordentlichen Umständen, da er ein einträgliches Speditions- und Warengeschäft betrieb und ein hübsches, gesundes und gutmütiges Weibchen besaß. Dieses hatte ihm außer der sehr angenehmen Person ein ziemliches Vermögen gebracht, welches Gritli von auswärts zugefallen war, und sie lebte zutulich und still bei ihrem Manne. Ihr Geld aber war ihm sehr förderlich zur Ausbreitung seiner Geschäfte, welchen er mit Fleiß und Umsicht oblag, daß sie trefflich gediehen. Hiebei schützte ihn eine Eigenschaft, welche, sonst nicht landesüblich, ihm einstweilen wohl zustatten kam. Er hatte seine Lehrzeit und einige Jahre darüber nämlich in einer größeren Stadt bestanden und war dort Mitglied eines Vereines junger Comptoiristen gewesen, welcher sich wissenschaftliche und ästhetische Ausbildung zur Aufgabe gestellt hatte. Da die jungen Leute ganz sich selbst überlassen waren, so übernahmen sie sich und machten allerhand Dummheiten. Sie lasen die schwersten Bücher und führten eine verworrene Unterhaltung darüber; sie spielten auf ihrem Theater den Faust und den Wallenstein, den Hamlet, den Lear und den Nathan; sie machten schwierige Konzerte und lasen sich schreckbare Aufsätze vor, kurz, es gab nichts, an das sie sich nicht wagten.
Hievon brachte Viggi Störteler die Liebe für Bildung und Belesenheit nach Seldwyla zurück; vermöge dieser Neigung aber fühlte er sich zu gut, die Sitten und Gebräuche seiner Mitbürger zu teilen; vielmehr schaffte er sich Bücher an, abonnierte in allen Leihbibliotheken und Lesezirkeln der Hauptstadt, hielt sich die »Gartenlaube« und unterschrieb auf alles, was in Lieferungen erschien, da hier ein fortlaufendes, schön verteiltes Studium geboten wurde. Damit hielt er sich in seiner Häuslichkeit und zugleich seine Umstände vor Schaden bewahrt. Wenn er seine Tagesgeschäfte munter und vorsichtig durchgeführt, so zündete er seine Pfeife an, verlängerte die Nase und setzte sich hinter seinen Lesestoff, in welchem er mit großer Gewandtheit herumfuhr. Aber er ging noch weiter. Bald schrieb er verschiedene Abhandlungen, welche er seiner Gattin als »Essays« bezeichnete, und er sagte öfter, er glaube, er sei seiner Anlage nach ein Essayist. Als jedoch seine Essays von den Zeitschriften, an welche er sie sandte, nicht abgedruckt wurden, begann er Novellen zu schreiben, die er unter dem Namen »Kurt vom Walde« nach allen möglichen Sonntagsblättchen instradierte. Hier ging es ihm besser, die Sachen erschienen wirklich feierlich unter dem herrlichen Schriftstellernamen in den verschiedensten Gegenden des Deutschen Reiches, und bald begann hier ein Roderich vom Tale, dort ein Hugo von der Insel und wieder dort ein Gänserich von der Wiese einen stechenden Schmerz zu empfinden über den neuen Eindringling. Auch konkurrierte er heimlich bei allen ausgeschriebenen Preisnovellen und vermehrte hiedurch nicht wenig die angenehme Bewegtheit seines eingezogenen Lebens. Neuen Aufschwung gewann er stets auf seinen kürzeren oder längeren Geschäftsreisen, wo er dann in den Gasthöfen manchen Gesinnungsverwandten traf, mit dem sich ein gebildetes Wort sprechen ließ; auch der Besuch der befreundeten Redaktionsstübchen in den verschiedenen Provinzen gewährte neben den Handelsgeschäften eine gebildete Erholung, obgleich diese hie und da eine Flasche Wein kostete.
Ein Haupterlebnis feierte er eines Tages an der abendlichen Wirtstafel in einer mittleren deutschen Stadt, an welcher nebst einigen alten Stammgästen des Ortes mehrere junge Reisende saßen. Die würdigen alten Herren mit weißen Haaren führten ein gemächliches Gespräch über allerlei Schreiberei, sprachen von Cervantes, von Rabelais, Sterne und Jean Paul sowie von Goethe und Tieck und priesen den Reiz, welchen das Verfolgen der Kompositionsgeheimnisse und des Stiles gewähre, ohne daß die Freude an dem Vorgetragenen selbst beeinträchtigt werde. Sie stellten einläßliche Vergleichungen an und suchten den roten Faden, der durch all dergleichen hindurchgehe; bald lachten sie einträchtig über irgendeine Erinnerung, bald erfreuten sie sich mit ernstem Gesicht über eine neu gefundene Schönheit, alles ohne Geräusch und Erhitzung, und endlich, nachdem der eine seinen Tee ausgetrunken, der andere sein Schöppchen geleert, klopften sie die langen Tonpfeifen aus und begaben sich auf etwas gichtischen Füßen zu ihrer Nachtruhe. Nur einer setzte sich unbeachtet in eine Ecke, um noch die Zeitung zu lesen und ein Glas Punsch zu trinken.
Nun aber entwickelte sich unter den jüngeren Gästen, welche bislang horchend dagesessen hatten, das Gespräch. Einer fing an mit einer spöttischen Bemerkung über die altväterische Unterhaltung dieser Alten, welche gewiß vor vierzig Jahren einmal die Schöngeister dieses Nestes gespielt hätten. Diese Bemerkung wurde lebhaft aufgenommen, und indem ein Wort das andere gab, entwickelte sich abermals ein Gespräch belletristischer Natur, aber von ganz anderer Art. Von den verjährten Gegenständen jener Alten wußten sie nicht viel zu berichten als das und jenes vergriffene Schlagwort aus schlechten Literargeschichten; dagegen entwickelte sich die ausgebreitetste und genaueste Kenntnis in den täglich auftauchenden Erscheinungen leichterer Art und aller der Personen und Persönchen, welche sich auf den tausend grauen Blättern stündlich unter wunderbaren Namen herumtummeln. Es zeigte sich bald, daß dies nicht solche Ignoranten von alten Gerichtsräten und Privatgelehrten, sondern Leute vom Handwerk waren. Denn es dauerte nicht lange, so hörte man nur noch die Worte Honorar, Verleger, Clique, Koterie und was noch mehr den Zorn solchen Volkes reizt und seine Phantasie beschäftigt. Schon tönte und schwirrte es, als ob zwanzig Personen sprächen, die tückischen Äuglein blinkerten und eine allgemeine glorreiche Erkennung konnte nicht länger ausbleiben. Da entlarvte sich dieser als Guido von Strahlheim, jener als Oskar Nordstern, ein dritter als Kunibert vom Meere. Da zögerte auch Viggi nicht länger, der bisher wenig gesprochen, und wußte es mit einiger Schüchternheit einzuleiten, daß er als Kurt vom Walde erkannt wurde. Er war von allen gekannt sowie er ebenso alle kannte, denn diese Herren, welche ein gutes Buch jahrzehntelang ungelesen ließen, verschlangen alles, was von ihresgleichen kam, auf der Stelle, es in allen Kaffeebuden zusammensuchend, und zwar nicht aus Teilnahme, sondern aus einer sonderbaren Wachsamkeit.
»Sie sind Kurt vom Walde?« hieß es dröhnend, »ha! willkommen!« Und nun wurden mehrere Flaschen eines unechten wohlfeilen und sauren Weines bestellt, der billigste unter Siegel, der im Hause war, und es hob erst recht ein energisches Leben an. Nun galt es zu zeigen, daß man Haare auf den Zähnen habe! Alle Männer, die es zu irgendeinem Erfolge gebracht und in diesem Augenblicke Hunderte von Meilen entfernt vielleicht schon den Schlaf der Gerechten schliefen, wurden auf das gründlichste demoliert; jeder wollte die genauesten Nachrichten von ihrem Tun und Lassen haben, keine Schandtat gab es, die ihnen nicht zugeschrieben wurde, und der Refrain bei jedem war schließlich ein trocken sein sollendes: »Er ist übrigens Jude!« Worauf es im Chor ebenso trocken hieß: »Ja, er soll ein Jude sein!«
Viggi Störteler rieb sich entzückt die Hände und dachte: Da bist du einmal vor die rechte Mühle gekommen! Ein Schriftsteller unter Schriftstellern! Ei! was das für geriebene Geister sind! Welches Verständnis und welch sittlicher Zorn!
In dieser Nacht und bei diesem Schwefelwein ward nun, um der schlechten Welt vom Amte zu helfen und ein neues Morgenrot herbeizuführen, die förmliche und feierliche Stiftung einer »neuen Sturm- und Drangperiode« beschlossen, und