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{{Begriffsklärungshinweis}}
 
{{Infobox ehemalige französische Region
|Titel= Alsace
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Das '''Elsass''' (in älterer, vor 1996 gültiger Schreibweise auch ''Elsaß'', [[elsässisch]] '' ’s Elsàss'', ''’s Elses'',<ref>''[[Wörterbuch der elsässischen Mundarten]].'' Band&nbsp;I, S. 34.</ref> [[Französische Sprache{{frS|französisch]] '''Alsace''' [{{|IPA|=alˈzas}}]) ist eine [[Europäische Gebietskörperschaft Elsass|Europäische Gebietskörperschaft]] in der Region [[Grand Est]] im Osten [[Frankreich]]s. Es erstreckt sich über den südwestlichen Teil der [[Oberrheinische Tiefebene|Oberrheinischen Tiefebene]] und reicht im Nordwesten mit dem [[Krummes Elsass|Krummen Elsass]] bis auf das [[Lothringen|lothringische]] Plateau. Im Norden und Osten grenzt das Elsass an [[Deutschland]] und im Süden an die [[Schweiz]]. Hauptstadt der Gebietskörperschaft ist [[Straßburg]].
 
Landschaftlich wird das Elsass meist als die Gegend zwischen [[Vogesen]] und [[Rhein]] beschrieben. Die politischen Grenzen, die das Elsass definieren, haben sich dagegen im Verlauf seiner Geschichte mehrfach geändert. Historisch bedeutend sind hier vor allem das [[Herzogtum]] Elsass]] (7. und 8. Jahrhundert), die beiden [[Landgraf]]schaften des Elsass (12.–17.&nbsp;Jahrhundert) innerhalb des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reiches]] und die erstmals französische Provinz Elsass (17.–18.&nbsp;Jahrhundert). Seit dem 17. Jahrhundert wechselte das Elsass mehrmals seine politische Zugehörigkeit zwischen dem Heiligen Römischen Reich beziehungsweise dem [[Deutsches Reich|Deutschen Reich]] einerseits und Frankreich andererseits.
 
Seine gegenwärtigen Grenzen gehen auf die [[Französische Revolution|Französischen Revolutionszeit]] zurück, als die [[Département]]s eingerichtet wurden, sowie auf den [[Friede von Frankfurt|Frankfurter Frieden]] von 1871, in dem [[Territoire de Belfort|Belfort]] abgetrennt wurde und die übrigen Landesteile mit dem [[Reichsland Elsaß-Lothringen]] an das Deutsche Reich fielen. Heute besteht das Elsass aus den 2021 weitgehend zusammengefassten Départements [[Département Bas-Rhin|Bas-Rhin]] und [[Département Haut-Rhin|Haut-Rhin]].
 
Zwischen 1973 und 2015 bildeten die beiden elsässischen Départements zusammen eine eigene französische Verwaltungsregion Elsass ''(Région Alsace)''. Mit 8280&nbsp;km² war sie die flächenmäßig kleinste Region auf dem französischen Festland und hatte {{formatnum:{{#expr:{{Metadaten Einwohnerzahl FR|67}}+{{Metadaten Einwohnerzahl FR|68}}}}}} Einwohner (Stand {{EWD|FR|67}}). Im Rahmen der [[Region (Frankreich)#EinteilungNeugliederung der Regionen seit 20162014/2015|Regionsfusionen]] wurde am 1.&nbsp;Januar 2016 die Region [[Grand Est]] (Großer Osten) mit der Hauptstadt Straßburg gegründet. Diese umfasst das Elsass, [[Lothringen]] und [[Champagne-Ardenne]].<ref>Sie war zunächst Alsace-Champagne-Ardenne-Lorraine benannt; siehe [http://orf.at/#/stories/2332457/ ''Frankreich: Grenzregion soll künftig Grand Est heißen.''] orf.at, 4. April 2016; abgerufen am 4.&nbsp;April 2016.</ref> Als „[[Europäische Gebietskörperschaft Elsass]]“ wurden die beiden Départements des Elsass mit Jahresbeginn 2021 wieder als eine politische Einheit zusammengefasst.<ref>[https://www.vie-publique.fr/actualite/panorama/texte-discussion/projet-loi-relatif-aux-competences-collectivite-europeenne-alsace.html Bericht auf vie-publique.fr vom 27. Juni 2019]</ref><ref>[https://www.vie-publique.fr/actualite/panorama/texte-discussion/projet-loi-relatif-aux-competences-collectivite-europeenne-alsace.html Bericht der Direction de l’information légale et administrative.] vie-publique.fr</ref>
 
== Name ==
Der Name ''Elsass'' bezeichnet eine bereits im [[Frühmittelalter]] bezeugte landschaftliche und [[Verwaltungseinheit|politische Entität]]. Frühe mittellatinisierte Erwähnungen sind ''in pago alsacense'' (772) und ''in pago alisacense'' (774), rein deutsch erscheint der Name als ''elisazon'' erstmals in einer Urkunde von 877.<ref name="rga">''Elsaß''. In: ''[[Reallexikon der Germanischen Altertumskunde]]''. Band&nbsp;7. S.&nbsp;175–177.</ref> Er leitet sich von früh[[Althochdeutsche Sprache|althochdeutsch]] ''ali-sāzzo'' „Bewohner des andern (zu ergänzen:) Rheinufers“<ref>''elend''. In: ''[[Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache]].'' 18.&nbsp;Auflage, bearbeitet von Walther Mitzka. Walter de Gruyter, Berlin 1960, S.&nbsp;163.</ref> oder aber, elliptisch gekürzt, von frühalthochdeutsch ''ali-land-sāzzo'' „Bewohner im fremden Land“ ab<ref name="rga" /> und ist damit eine Zusammensetzung von althochdeutsch ''ali-, eli-'' „ander-, fremd“, allenfalls ''land'' „Land“ sowie ''sāzzo'' „Sitzender, Wohnender“. Unter den „Bewohnern des fremden Landes“ ist am ehesten an die [[Franken (Volk)|fränkischen]] Neusiedler zu denken, die nach der [[Schlacht von Zülpich]] im Jahr 496 von der [[Fränkisches Reich|fränkischen Monarchie]] am linken Rheinufer zwischen [[Basel]] und der [[Pfalz (Region)|Pfalz]] angesiedelt wurden und dort auf Romanen und Alemannen trafen.<ref name="rga" />
 
Aufgrund der wechselhaften [[Geschichte des Elsass]]es zwischen dem germanischen (deutschen) und romanischen (französischen) Kulturraum entstanden darauf basierende Bezeichnungen. Da das Elsass deutschsprachig war und es heute noch teilweise ist, steht bzw. stand im Elsass ''Welschi'' oder ''Walschi'' für Innerfranzosen im Allgemeinen sowie für die [[Romanische Sprachen|romanischen]] ([[Lothringisch (Romanischromanisch)|lothringisch]]/französisch) Sprach[[enklave]]n auf der Ostseite der [[Vogesen]] ''(pays welche)'' im Besonderen und deren Sprache. Die Elsässer werden von den deutschsprachigen Nachbarregionen umgangssprachlich bis abwertend auch als ''[[Wackes]]'' bezeichnet, was in der elsässischen Mundart zunächst Landfahrer bzw. Arbeitslose bedeutete und teilweise dem umgekehrt verwendeten Begriff ''[[Boche]]'' entspricht.
 
== Geographie ==
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Das heutige Elsass hat eine Nord-Süd-Ausdehnung von 190 Kilometern, während die West-Ost-Ausdehnung nur 50 Kilometer beträgt. Im Osten wird das Elsass durch den [[Rhein]] begrenzt, im Westen auf weiten Strecken durch den Hauptkamm der [[Vogesen]]. Im Norden markieren [[Bienwald]] und [[Pfälzerwald]] wichtige Grenzgegenden, im Süden der Nordrand des [[Jura (Gebirge)|Jura]] und im Südwesten, in der offenen Torlandschaft der [[Burgundische Pforte|Burgundischen Pforte]], nähert sich die erst auf 1871 zurückgehende Grenze an die [[Wasserscheide]] zwischen [[Rhone]] und Rhein an.
 
Die geologische Geschichte erstreckt sich vom [[Präkambrium]] bis zum [[Quartär (Geologie)|Quartär]].<ref>{{Webarchiv |url=http://www.lithotheque.site.ac-strasbourg.fr/category/geologie_regionale/histoire |wayback=20160303222202 |text=''Geologie des Elsasses''. |wayback=20160303222202}} Webseite ''Lithothèque d’Alsace'' (französisch).</ref>
 
Im Elsass finden sich folgende [[Naturraum|naturräumliche Haupteinheiten]]:
 
* Der überwiegende Teil wird von der Elsässischen Ebene ''(Plaine d’Alsace)'' eingenommen, die mit [[Breisgau]] und [[Ortenau]] auf der deutschen Seite, und das [[Petit Ried|Petit]] und [[Grand Ried]] auf der elsässischen Seite den südlichen Teil des [[Oberrheingraben]]s bildet. Sie wird von der [[Ill (Elsass)|Ill]] durchflossen und ist vom [[Getreide]]anbau geprägt. Es gibt auch große Waldgebiete wie den [[Heiliger Forst|Hagenauer Forst]] im Norden und den [[Harthwald]] im Süden. Neben weiten Ebenen treten zudem wellige bis hügelige Gegenden auf (beispielsweise [[Kochersberg (Landschaft)|Kochersberg]] nordwestlich Straßburgs, westlicher Sundgau und östliche Burgundische Pforte, Gebiet zwischen Hagenauer Wald und Bienwald).[[Datei:Grand Ried.jpg|mini|Blick von Gueberschwihr über das Grand Ried. Am Horizont der Schwarzwald.]]
* Im Westen wird das Landschaftsbild von den [[Vogesen]] dominiert, die von den breiten Tälern der Illzuflüsse durchzogen sind. Hier findet man Hochweiden ''(Hautes Chaumes)'', die sich mit Wäldern abwechseln. Der [[Großer Belchen|Große Belchen]] ''(Grand Ballon)'' ist mit 1424&nbsp;m der höchste [[Berggipfel|Gipfel]] im Elsass und in den Vogesen. In Frankreich werden auch die Gebiete nördlich der [[Saverne|Zaberner]] Senke zu den Vogesen gezählt ''(Vosges du Nord)'', sie bilden aber eine naturräumliche Einheit mit dem [[Pfälzerwald]].
* Zwischen Ebene und Vogesen vermittelt (analog zum westlichen [[Schwarzwald]]rand) eine schmale Vorbergzone. Typisch für dieses „Piemont der Vogesen“ ist der [[Wein]]anbau.
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== Geschichte ==
[[Datei:Ostheim MG 4484.JPG|mini|[[Störche|Storch]] in [[Ostheim (Haut-Rhin)|Ostheim]]]]
[[Datei:Traditional Alsatian female headwear, Musée alsacien, Strasbourg-2.jpg|mini|Traditionelle Kopfbedeckungen für Frauen im [[Elsässisches Museum|Elsässischen Museum]] in Straßburg]]
[[Datei:GeispolsheimElsässerTrachtL1050541.JPG|mini|Elsässer [[Tracht (Kleidung)|Tracht]] aus [[Geispolsheim]] (Umzug vorbei an der [[Feldherrnhalle]] am [[Odeonsplatz]] in [[München]])]]
{{Hauptartikel|Geschichte des Elsass}}
 
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Mit der Eroberung [[Gallien]]s durch [[Gaius Iulius Caesar|Caesar]] zwischen 58 und 52 v.&nbsp;Chr. kam auch das Elsass zum römischen Herrschaftsgebiet, bei dem es bis zum Ende des Weströmischen Reiches um die Mitte des 5.&nbsp;Jahrhunderts verblieb. In diesen etwa 500 Jahren war der Rhein anfangs und wieder seit dem 3.&nbsp;Jahrhundert römische Reichsgrenze. Es entwickelte sich eine [[Gallorömische Kultur|gallorömische]] Bevölkerung, die seit dem 1.&nbsp;Jahrhundert n.&nbsp;Chr. auch erste germanische Gruppen assimilierte, ebenso wie die seit etwa 350 dauerhaft siedelnden [[Alamannen]]. Letztere entwickelten nur im heutigen Sundgau eine Art vorstaatlicher (und vorfränkischer) Eigenständigkeit.
 
Anfangs standen die eroberten Gebiete unter Militärverwaltung. Im Jahre 89 oder 90 wurde die Provinz [[Germania superior]] (Obergermanien) gegründet, zu der auch das heutige Elsass kam. Im Zuge der [[Diokletianische Reichsreformen|diokletianischen Reichsreform]] wurde das südliche Elsass 297 der Provinz [[Maxima Sequanorum]], das nördliche der Provinz [[Germania prima]] (Germania I) zugewiesen. Die dabei gezogene Provinzgrenze entspricht weitestgehend den späteren bzw. heutigen Grenzen zwischen [[Sundgau]], [[Landgrafschaft im Oberelsass|Oberelsass]] und [[Département Haut-Rhin|Haut-Rhin]] auf der einen und [[Nordgau (Elsass)|Nordgau]], [[Unterelsass]] und [[Département Bas-Rhin|Bas-Rhin]] auf der anderen Seite.<ref>Ausführlicher [[Reinhard Stupperich]]: ''Das Elsass in römischer Zeit''. In: Michael Erbe (Hrsg.): ''Das Elsass''. S.&nbsp;18–28.</ref>
 
=== Interimszeit ===
Nach dem Abzug der römischen Truppen um 476 kam das Elsass vermutlich zusammen mit [[Alamannen|Alemannien]] unter [[Ostgoten|ostgotisches Protektorat]] Protektorat. Bereits etwa zwei Dekaden später, um 496, wurden Elsass und Alemannien Teil des [[Fränkisches Reich|Fränkischen Reiches]]. Hierin zählte das Elsass zum bis ins 7. Jahrhundert bestehenden [[Alamannen#Alemannien unter den Merowingern und Karolingern|Herzogtum Alemannien]]. Danach existierte bis zur Mitte des 8. Jahrhunderts unter den [[Etichonen]] ein elsässisches Herzogtum.
 
=== Fränkisches Reich 511–925 ===
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=== Französisches Königreich 1648–1789 ===
Zwischen 1633 und 1681 übernahm das Königreich Frankreich nach und nach, teils durch Verträge (de jure), teils durch [[Annexion]] (de facto), in den meisten elsässischen Regionen die Landesherrschaft, meist aber nicht die unterhalb der Ebene der Landesherrschaft liegenden Rechte. [[Habsburgermonarchie|Habsburg]] hingegen trat im [[Westfälischer Friede|Westfälischen Frieden]] 1648 all seine elsässischen Rechte und Besitzungen ab. Die Annexionen (zuletzt Straßburg 1681) führte Frankreich vor allem im Rahmen seiner sogenannten [[Reunionspolitik]] durch. Aufgrund der Friedensschlüsse von [[Frieden von Rijswijk|Rijswijk 1697]] und [[FriedenRastatter von RastattFriede|Rastatt 1714]] übernahm das Königreich Frankreich nun auch de jure die politische Gewalt in den annektierten Gebieten.
 
Die neu gewonnenen Gebiete zog Frankreich jedoch nicht zum eigenen Zollgebiet – die französische Zollgrenze verlief weiterhin über die Vogesen. Viele Herrschaften standen nur unter französischer [[Suzeränität|Oberhoheit]], manche von ihnen konnten weiterhin mehr oder weniger autonom und selbstverwaltet agieren.
 
Die Verbindung von einheitlicher Oberherrschaft und dem Verbleib beim überkommenen Zoll- und Wirtschaftsraum waren wichtige Faktoren der kulturellen und wirtschaftlichen Blütezeit, die das Elsass zwischen 1648 und 1789 erlebte. Das Französische verbreitete sich in Europa, und noch deutlich stärker im Elsass, als Verwaltungs-, Handels- und Diplomatensprache innerhalb der städtischen und ländlichen Eliten. Ansonsten blieben die alemannischen (und romanischen) Dialekte im Elsass und die deutsche Sprache erhalten; an der [[Universität Straßburg]] beispielsweise wurde nach wie vor auf Deutsch gelehrt.
 
=== Revolutionszeit und napoleonische Zeit 1789–1815 ===
=== Nach der Französischen Revolution von 1789 ===
Zu Beginn der [[Französische Revolution|französischen Revolution]] wurden 1789 im Zuge der Vereinheitlichung und Zentralisierung Frankreichs die überkommenen Rechte der elsässischen Herrschaften aufgelöst und die beiden [[Département]]s [[Département Haut-Rhin|Haut-Rhin]] und [[Département Bas-Rhin|Bas-Rhin]] gegründet. Ende 1797, seit der Angliederung an Frankreich, kam es zur schrittweisen Einführung französischer Institutionen, sowie der Gewerbefreiheit. Die Aufhebung der Feudalrechte, Religionsfreiheit, die Gleichheit aller vor dem Gesetz und vor der Steuer sowie die Zivilehe formten die Gesellschaft viel grundlegender um, als es den rheinischen Revolutionsanhängern zur Zeit der [[Mainzer Republik]] von 1792/1793 gelungen war. 1798 trat [[Mülhausen]] der französischen Republik bei.
 
Zu Beginn der [[Französische Revolution|französischen Revolution]] wurden 1789 im Zuge der Vereinheitlichung und Zentralisierung Frankreichs die überkommenen Rechte der elsässischen Herrschaften aufgelöst und die beiden [[Département]]s [[Département Haut-Rhin|Haut-Rhin]] und [[Département Bas-Rhin|Bas-Rhin]] gegründet. Ende 1797, seit der Angliederung an Frankreich, kam es zur schrittweisen Einführung französischer Institutionen, sowie der Gewerbefreiheit. Die Aufhebung der Feudalrechte, Religionsfreiheit, die Gleichheit aller vor dem Gesetz und vor der Steuer sowie die Zivilehe formten die Gesellschaft viel grundlegender um, als es den rheinischen Revolutionsanhängern zur Zeit der [[Mainzer Republik]] von 1792/1793 gelungen war. 1798 trat [[Mülhausen]] der französischen Republik bei.
 
=== Annexion durch Frankreich 1802 ===
Ab 1802 erfolgte im Zuge des [[Friede von Lunéville|Friedens von Lunéville]] (1801) die vollständige Integration der linksrheinischen Gebiete in die Französische Republik.
Die Eingliederung in den französischen Staat wurde ab 1806 durch [[Napoleon Bonaparte|Napoleons]]s Kirchenpolitik und die Abschaffung des Revolutionskalenders, der 1793 vom Nationalkonvent eingeführt worden war, erleichtert. Ab 1810 wurden französische Straßennamen eingeführt.<ref>[http://www.ieg-ego.eu/hoepelt-2012-de Höpel, Thomas: Der deutsch-französische Grenzraum: Grenzraum und Nationenbildung im 19. und 20. Jahrhundert] in: Europäische Geschichte Online (EGO), hg. vom Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (IEG), Mainz 2012, URN: urn: nbn: de: 0159-2012041105, abgerufen am 15. Oktober 2022</ref>
 
Der [[Zweiter Pariser Frieden|zweite Frieden von Paris 1815]] legte schließlich die bis heute gültigen französischen Außengrenzen fest ([[Landau in der Pfalz|Landau]] und weitere kleinere Gebiete im Nordelsass kamen zu [[Königreich Bayern|Bayern]]).
=== Annexion von 1814/1815 ===
Der [[Zweiter Pariser Frieden|zweite Frieden von Paris 1815]] legte die bis heute gültigen französischen Außengrenzen fest ([[Landau in der Pfalz|Landau]] und weitere kleinere Gebiete im Nordelsass kamen zu [[Königreich Bayern|Bayern]]).
 
=== Reichsland Elsaß-Lothringen 1871–1918 ===
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[[Datei:LesannexésenAlsaceBettannierL1000506 (2).JPG|mini|Albert Bettannier (1851–1932): Les annexés en Alsace (Die elsässischen Annektierten), 1911, Dépot du Musée de la Cour d’Or Metz Metropole, Museum des deutsch-französischen Krieges von 1870/71 und der Annexions-Zeit in [[Gravelotte]]]]
 
Als Folge des zwischen [[Zweites Kaiserreich|Frankreich]] und [[Königreich Preußen|Preußen]] unter Beteiligung der süddeutschen Staaten geführten [[Deutsch-Französischer Krieg|Krieges 1870–1871]] wurden im [[Friede von Frankfurt|Frankfurter Frieden von 1871]] Teile Ostfrankreichs, der überwiegende Teil der beiden elsässischen Départements und ungefähr das nordöstliche Viertel des benachbarten [[Lothringen]] zum sogenannten „[[Reichsland Elsaß-Lothringen]]“ formiert und an das (1871 während des Krieges gegründete und von Preußen angeführte) [[Deutsches Reich|Deutsche Kaiserreich]] abgetreten. Innerhalb der neuen, weit überwiegend der Sprachgrenze folgenden Gebietsgrenzen des Elsass sprachen 94 % der Einwohner Deutsch als Muttersprache und 6 % Französisch als Muttersprache.<ref>[[Gerhard Ritter (Politikwissenschaftler)|Gerhard Ritter]]: ''Staatskunst und Kriegshandwerk&nbsp;I, Die altpreussische Tradition'', S.&nbsp;287.</ref><ref>Bernard Vogler: ''Kleine Geschichte des Elsass''. DRW-Verlag, Leinfelden-Echterdingen 2010, ISBN 3-7650-8515-4, S.&nbsp;160.</ref> Innerhalb des bundesstaatlich organisierten Deutschen Reiches bildeten die abgetretenen Gebiete zunächst kein den anderen Teilstaaten gleichrangiges Gebiet, sondern wurden von Behörden des Reichs und Preußens verwaltet. Erst 1911 wurde Elsass-Lothringen den übrigen deutschen Bundesstaaten gleichgestellt.<ref>[http://www.verfassungen.de/x/elsass-lothringen/verfassung1911-i.htm Gesetz über die Verfassung Elsaß-Lothringens vom 31.&nbsp;Mai 1911] (Volltext)</ref>
 
Die Grenzziehung erfolgte dabei weit überwiegend entlang der Sprachgrenze. In einigen Gebieten wurde hiervon jedoch aus historischen, geographischen und auch unter militärischen Aspekten abgewichen. So wurde im Raum [[Schirmeck]] ein Gebiet mit einer (erst seit der französischen Neubesiedlung nach dem Dreißigjährigen Krieg) ganz oder teilweise französischsprachigen Bevölkerung östlich des Vogesenkamms in das Deutsche Reich einbezogen. Das Gebiet des [[Territoire de Belfort]] war bis 1871 der südwestlichste Teil des [[Département Haut-Rhin|Départements Haut-Rhin]] bzw. der elsässischen Region [[Sundgau]]. Als dieses 1871 infolge des [[Friede von Frankfurt|Vertrags von Frankfurt]] an das [[Deutsches Kaiserreich|Deutsche Reich]] abgetreten werden musste, blieb das Territoire de Belfort bei Frankreich. Dies geschah aus primär außenpolitischen Gründen. [[Otto von Bismarck]] wollte eine Grenzziehung, die sich im Wesentlichen an der Sprachgrenze orientierte. Dieser Verlauf entlang der Sprachgrenze sollte die internationale Akzeptanz der neuen Grenzziehung erhöhen und französischen Revisionswünschen entgegenwirken. Die preußischen Militärs befürworteten diesen Verlauf mit geringen Anpassungen ebenfalls, um eine möglichst kurze Grenzlinie zu erreichen (kürzestmögliche Grenzlinie zwischen [[Vogesen]] und [[Jura (Gebirge)|Jura]]).<ref>Gerhard Ritter: ''Staatskunst und Kriegshandwerk I, Die altpreussische Tradition,'' S. 287.</ref><ref>Bernard Vogler: ''Kleine Geschichte des Elsass''. DRW-Verlag, Leinfelden-Echterdingen 2010, ISBN 3-7650-8515-4, S 160. Vgl. dagegen die wehrgeographisch motivierte Forderung der preußischen Militärs nach der Annexion auch französischsprachiger Teile Nordlothringens (Gebiet um [[Metz]]). [[Hans Fenske]]: ''„Die deutsche Einheit will ein jeder&nbsp;…“. Bismarck und die deutsche Frage 1848 bis 1871''. Gesellschaft der Freunde und Förderer der Erwin-von-Steinbach-Stiftung, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-00-051587-3, S. 8 ([http://gesellschaft-elsass-und-lothringen.de/resources/Bismarck+und+die+deutsche+Frage.pdf online]).</ref>
 
Innerhalb der neuen Gebietsgrenzen des Elsass sprachen 94 % der Einwohner Deutsch und 6 % Französisch als Muttersprache. Aus primär außenpolitischen Gründen hatte [[Otto von Bismarck]] eine Grenzziehung bevorzugt, die sich im Wesentlichen an der [[Grenzorte des alemannischen Dialektraums|deutsch-französischen Sprachgrenze]] orientierte. Dies sollte die internationale Akzeptanz der neuen Grenzziehung erhöhen und französischen Revisionswünschen entgegenwirken. Die preußischen Militärs befürworteten diesen Verlauf mit geringen Anpassungen ebenfalls, um im Süden eine möglichst kurze Grenzlinie zwischen [[Vogesen]] und [[Jura (Gebirge)|Jura]] zu erreichen.<ref>Gerhard Ritter: ''Staatskunst und Kriegshandwerk I, Die altpreussische Tradition,'' S.&nbsp;287.</ref><ref>Bernard Vogler: ''Kleine Geschichte des Elsass''. DRW-Verlag, Leinfelden-Echterdingen 2010, ISBN 3-7650-8515-4, S.&nbsp;160. Vgl. dagegen die wehrgeographisch motivierte Forderung der preußischen Militärs nach der Annexion auch französischsprachiger Teile Nordlothringens (Gebiet um [[Metz]]). [[Hans Fenske]]: ''„Die deutsche Einheit will ein jeder&nbsp;…“. Bismarck und die deutsche Frage 1848 bis 1871''. Gesellschaft der Freunde und Förderer der Erwin-von-Steinbach-Stiftung, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-00-051587-3, S. 8 ([http://gesellschaft-elsass-und-lothringen.de/resources/Bismarck+und+die+deutsche+Frage.pdf online]).</ref> Daher wurde der südwestlichste Teil des [[Département Haut-Rhin|Départements Haut-Rhin]] bzw. der elsässischen Region [[Sundgau]] mit [[Belfort]] und Umgebung, der ausschließlich französischsprachige Orte umfasste, abgetrennt und verblieb als neues Département [[Territoire de Belfort]] bei Frankreich. Nur drei französischsprachige Ortschaften im Umfeld des Ortes [[Montreux-Vieux]] (dt. ''Altmünsterol'') kamen aufgrund des Verlaufs der [[Bahnstrecke Paris–Mulhouse]] und der Lage des [[Bahnhof Montreux-Vieux|Grenzbahnhofes Altmünsterol]] zum Deutschen Reich. Auch im Raum [[Schirmeck]] wurde ein Gebiet mit einer (erst seit der französischen Neubesiedlung nach dem Dreißigjährigen Krieg) ganz oder teilweise französischsprachigen Bevölkerung östlich des Vogesenkamms in das Deutsche Reich einbezogen.
Der Verlauf der neuen deutsch-französischen Staatsgrenze im Bereich des südlichen Elsaß/[[Burgundische Pforte|Burgundischen Pforte]] orientierte sich im Wesentlichen an der [[Grenzorte des alemannischen Dialektraums|deutsch-französischen Sprachgrenze]]. Die einzige Abweichung der Sprach- von der Staatsgrenze stellten drei Ortschaften im Umfeld des Ortes [[Montreux-Vieux]] (dt. ''Altmünsterol'') dar. Dieser Grenzvorsprung ergab sich aus dem Verlauf der [[Bahnstrecke Paris–Mulhouse]] und der Lage des [[Bahnhof Montreux-Vieux|Grenzbahnhofes Altmünsterol]]. Das aus dem abgetrennten Südteil des Sundgaues entstandene französische Département erhielt die Bezeichnung ''Territoire de Belfort''. Es umfasste ausschließlich französischsprachige Orte. Das französischsprachige [[Belfort]] mit Umgebung (heutiges [[Territoire de Belfort]]) blieb wegen seiner fast ausschließlich französischsprachigen Bevölkerung und auf Wunsch des preußischen Militärs (kürzestmögliche Grenzlinie zwischen [[Vogesen]] und Jura) bei Frankreich.
 
Der Frankfurter Friede beinhaltete auch die sogenannte „Option“: Bis zum Oktober 1872 konnten die Einwohner des neuen Landes Elsass-Lothringen entscheiden, ob sie bleiben oder lieber Staatsbürger Frankreichs werden wollten, waswelchletztere Entscheidung bedeutete, Elsass-Lothringen verlassen zu müssen. Für etwa ein Zehntel der Bevölkerung Elsass-Lothringens, ungefähr 161.000 Menschen, wurden Optionen bei den Behörden abgegeben, etwa 50.000 Bürger nahmen sie letztendlich wahr. Französischsprachige Gemeinden und Familien Elsass-Lothringens sahen sich ähnlich wie die polnischsprachigen Regionen Preußens [[Germanisierung]]s- und [[Assimilation (Soziologie)|Assimilationsversuchen]] ausgesetzt. Nur teilweise blieb dort das Französische [[Schulsprache|Schul-]] und [[Amtssprache]].<ref>siehe auch [[Stefan Fisch]]: ''Nation, ‚Heimat‘ und ‚petite patrie‘ im Elsaß unter deutscher Herrschaft 1870/71–1918.'' In: Marco Bellabarba, [[Reinhard Stauber]] (Hrsg.): ''Identità territoriali e cultura politica nella prima età moderna'' (=&nbsp;Territoriale Identität und politische Kultur in der Frühen Neuzeit), Bologna/Berlin 1998, S.&nbsp;359–373.</ref>
 
=== Frankreich Zwischenkriegszeit 1918–1940 ===
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Die französische Sprache wurde als verbindliche Amts- und Schulsprache eingeführt. Die reichsdeutschen Beamten und nach 1871 Zugezogene und deren Nachfahren (insgesamt 300.000 Menschen) mussten das Elsass verlassen. Wer die deutsche „Option“ ausübte, wurde als preußischer Staatsbürger eingebürgert (eine einheitliche [[Deutsche Staatsangehörigkeit|deutsche Staatsbürgerschaft]] gibt es erst seit 1934). Im Gegenzug kehrten viele ältere Menschen zurück, die 1871 nach Frankreich gezogen waren.
 
*Die Euphorie nach der Wiedervereinigung mit Frankreich dauerte nicht lange und wurde durch Bitterkeit, Entfremdung und Frustration ersetzt, welche zu einer Autonomie-Bewegung führten. Einer der Gründe war die Sprache.<ref>{{Literatur |Autor=Freddy Raphaël |Titel=Les Juifs d'Alsace et de Lorraine |Verlag=Albin Michel |Ort=Paris |Datum=2018 |ISBN=978-2-226-43918-5 |Seiten=123}}</ref> Von den 1.874.000 Einwohnern Elsass-Lothringens waren 1.634.000 als deutsche Muttersprachler registriert, wobei in „Deutsch-Lothringen“ der moselfränkische und im Elsass der alemannische Dialekt vorherrschte. Die sich vor diesem Hintergrund entwickelnden Ideen und Bestrebungen nach einer regionalen Autonomie innerhalb Frankreichs<ref>Siehe Kap. 5 in Christopher J. Fischer: ''Alsace to the Alsatians? Visions and Divisions of Alsatian Regionalism, 1870–1939''. 2010 (Hardcover), 2014 (ISBN 978-1-78238-394-9). Beide vom Verlag Berghahn Books</ref> hatten keinen Erfolg, und der 1918 gegründete Elsass-Lothringische Nationalrat löste sich bald wieder auf. Auch das 1919 gebildete Generalkommissariat verlor schnell an Bedeutung. Nach 1924 entstand eine Autonomiebewegung, die zuerst konfessionelle, dann eher kulturelle (auch sprachliche) Autonomie einforderte und 1927 in der Gründung der ''Autonomistischen Landespartei'' mündete. Nach dem sogenannten [[Colmarer Komplott-Prozess|„Komplott-Prozess“ von Colmar]] (die vier Verurteilten wurden nach zwei Monaten begnadigt) entstand das parteiübergreifende Bündnis „[[Volksfront (Elsass)|Heimatrechtliche Volksfront]]“, deren Vertreter – insbesondere [[Charles Hueber]] – 1929 in Colmar und Straßburg zum Bürgermeister gewählt wurden.<ref>{{Literatur |Autor=Antonio Elorza |Hrsg=[[Georg Grote (Historiker)|Georg Grote]], [[Hannes Obermair]] |Titel=Alsace, South Tyrol, Basque Country (Euskadi): Denationalization and Identity |Sammelwerk=A Land on the Threshold. South Tyrolean Transformations, 1915–2015 |Verlag=Peter Lang |Ort=Oxford-Bern-New York |Datum=2017 |ISBN=978-3-0343-2240-9 |Seiten=307–325, hier: S. 319}}</ref> Aufgrund der Sympathien der Autonomistischen Landespartei für die [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] zerbrach das Bündnis 1933 durch den Austritt der UPR.
 
=== Reichsanschluss im Zweiten Weltkrieg 1940–1945 ===
Mit dem Abschluss des [[Westfeldzug]]s 1940 besetzte zunächst die deutsche [[Wehrmacht]] das Elsass, unterstellte es einer reichsdeutschen [[CdZ-Gebiet|„Zivilverwaltung“]] und schloss es mit dem [[Struktur der NSDAP#Die 43 Gaue (1941) inkl. Gauleiter|Gau Baden]] zum neuen ''Gau Baden-Elsass'' zusammen. Durch die [[Annexion]] ([[deDe jure / de facto|de facto]]) übernahm der [[NS-Staat]] die Landesherrschaft; zur offiziellen Abtretung des Gebietes durch Verträge (de jure) mit Frankreich kam es aufgrund des weiteren Kriegsgeschehens aber nicht mehr. [[Robert Wagner (Gauleiter)|Robert Wagner]], der [[Gauleiter]] von Baden und [[Chef der Zivilverwaltung]] im Elsass, betrieb unabhängig von der Muttersprache eine gewaltsame Germanisierungspolitik, bei der 45.000 Menschen aus dem Elsass verwiesen bzw. deportiert wurden. Von den etwa 130.000 zwischen 1942 und 1944 als [[Volksdeutsche]] in die Wehrmacht und die [[Waffen-SS]] rekrutierten Elsässern und Lothringern (darunter auch viele Freiwillige) kamen etwa 42.500 ums Leben. Die meisten der im Elsass ''[[Malgré-nous]]'' (sinngemäß: gegen unseren Willen) genannten Soldaten waren an der [[Deutsch-Sowjetischer Krieg|Ostfront]] eingesetzt worden. Zuvor waren viele Elsässer von der [[Französische Streitkräfte|französischen Armee]] rekrutiert worden, es gab jedoch auch elsässische [[Ausländische Freiwillige der Waffen-SS|Freiwillige der Waffen-SS]]. So wurden 14 Elsässer für die Teilnahme am [[Massaker von Oradour]] verurteilt, an der die 3. Kompanie des [[SS-Panzergrenadier-Regiment 4 „Der Führer“]] der [[SS-Verfügungsdivision|2. SS-Panzer-Division „Das Reich“]] beteiligt war.<ref>Prozessbericht einer Teilnehmerin, in Englisch: Hélène Jeanty Raven, ''Without frontiers.'' TB Hodder & Stoughton, London 1966, S. 185–193 = Kap. 23 (zuerst 1960)</ref> Wenige Elsässer gehörten dem französischen Widerstand ([[Résistance]]) an. In einer [[Kämpfe um Elsass und Lothringen (1944)|Offensive vom 12. November bis zum 19. Dezember 1944]] rückten US-Truppen unter Beteiligung der [[1ere armée (1944–1945)|neuformierten französischen 1<sup>re</sup> Armée]] in weite Teile des Elsass ein und eroberten es für Frankreich zurück. Einige Teile des Nordelsass kamen erst im März 1945 durch die [[Operation Undertone]] unter ihre Kontrolle.
 
=== Modellregion seit 1945 für deutsch-französische und europäische Annäherung ===
Nach Kriegsende ging die französische Verwaltung dazu über, die Region ähnlich wie schon in der Zwischenkriegszeit an die französische Sprache und Kultur zu [[Assimilation (Soziologie)|assimilieren]], Deutsch oder Elsässisch zu sprechen war nun in der Öffentlichkeit verpönt und an Schulen bis in die 1970er Jahre nicht erlaubt.
 
1949 erhielt der neu gegründete [[Europarat]] seinen Sitz in Straßburg; er begründete die „europäische Tradition“ des Elsass. 1972 erhieltschaffte Frankreich als Gebietskörperschaften 21 Regionen[[Region (vgl. [[Frankreich)|Regionen Frankreichs]]). Die beiden Départements am Rhein ([[Département Haut-Rhin|Haut-Rhin]] und [[Département Bas-Rhin|Bas-Rhin]]) bilden seitdem bis 2015 die „Region Elsass“ ''(Région Alsace)''. Die Regionshauptstadt Straßburg wurde 1979 zum Tagungsort des [[Europäisches Parlament|europäischen Parlaments]] gewählt, was das Elsass zusammen mit dem [[Benelux]] zu einer Kernregion der [[Europäische Union|Europäischen Union]] macht. Zunächst tagte das Europäische Parlament im Sitzungssaal ''(hémicycle)'' des Europarates; 1999 siedelte es in ein eigenes Gebäude über.
 
Die Proteste gegen das [[Kernkraftwerk Fessenheim]] (bei Freiburg im Breisgau) und das [[Kernkraftwerk Wyhl|geplante Kernkraftwerk]] bei [[Wyhl am Kaiserstuhl]] in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre gelten als Geburtsstunde der deutschen wie der französischen [[Umweltbewegung|Ökologiebewegung]]. In dieser Zeit entwickelte sich auch wieder eine Autonomiebewegung mit Forderung nach Erhalt der [[Bilingualismus|Zweisprachigkeit]], die allerdings (auch weil alles Deutsche lange Zeit durch die Erinnerung an die [[Zeit des Nationalsozialismus]] belastet war) nur geringe Erfolge erzielte.<!--- Quelle ? -->
 
In den 1980er Jahren zahlte die deutsche Bundesregierung eine finanzielle Entschädigung für die während des Zweiten Weltkriegs in die Wehrmacht eingezogenen Elsässer, durchschnittlich etwas mehr als 3.000 DM pro Berechtigtem.
 
Seit 1945 wurde die elsässische Sprache und Kultur von amtlicher und politischer Seite marginalisiert, so dass ein großer Teil der Bevölkerung zu Französisch als Standardsprache überging: Schon in der [[Zwischenkriegszeit]] war die städtische Bourgeoisie französischsprachig, die Arbeiterschaft und die ländliche Bevölkerung folgten später. Durch den [[Regionaler Strukturwandel|Strukturwandel]] in der Landwirtschaft, Verstädterung und [[Einwanderung]]en aus anderen Teilen Frankreichs sowie aus dem [[Maghreb]], Italien, Portugal und der Türkei veränderte sich außerdem die Zusammensetzung der Bevölkerung. Während noch 1946 91 % der Bevölkerung angaben, Elsässisch zu sprechen, waren es 1997 noch 63 % und 20122022 nur noch 43 %.<ref>[http://www.olcalsace.org/fr/observer-et-veiller/le-dialecte-en-chiffres olcalsace.org]</ref><ref Amtsname=":0">{{Internetquelle |autor=Collectivité européenne d'Alsace |url=https://www.alsace.eu/media/5491/cea-rapport-esl-francais.pdf und|titel=Collectivité européenne d'Alsace – Etude sociolinguistique sur l’alsacien et l’allemand – |werk=OLCA |datum=2022-05 |format=PDF; 2,4&nbsp;MB |sprache=fr |abruf=2024-10-17}}</ref> SchulspracheAmtssprache im Elsass ist heute ausschließlich Französisch. Kenntnisse der autochthonen alemannischen Dialekte (zusammengefasst im Begriff [[Elsässisch]]) oder des [[Standarddeutsch|Hochdeutschen]] sind daher stark rückläufig und vorwiegend noch bei älteren Menschen zu finden. Näheres im Abschnitt [[#Kultur|Kultur]].
 
Enge wirtschaftliche Verflechtungen zu Nachbarregionen finden sich vor allem innerhalb der [[Basel|Regio Basiliensis]] sowie im Großraum Straßburg-[[Kehl]], die Zahl der Grenzpendler und der grenzüberschreitende Einkaufs- und Tagestourismus sind hier in den letzten Jahren<!---???---> stark angestiegen. Deshalb gibt es inzwischen an der gesamten Ostgrenze des Elsass zunehmende wirtschaftliche und verkehrsmäßige Verflechtungen, die – im Rahmen der [[Deutsch-französische Beziehungen|deutsch-französischen Beziehungen]] – seit den 1970er Jahren zur Intensivierung der [[Grenzüberschreitende Zusammenarbeit an Oberrhein, Hochrhein und Bodensee|grenzüberschreitenden Zusammenarbeit an Oberrhein]] beigetragen haben.
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| [[Colmar]] ||style="text-align:right;"| {{0}}{{EWZ|FR|68066}} <small>({{#time:Y|{{Metadaten Einwohnerzahl FR|68066|STAND}}}})</small> || Haut-Rhin
|-
| [[HaguenauHagenau]] ''(Haguenau)'' ||style="text-align:right;"| {{0}}{{EWZ|FR|67180}} <small>({{#time:Y|{{Metadaten Einwohnerzahl FR|67180|STAND}}}})</small> || Bas-Rhin
|-
| [[Schiltigheim]] ||style="text-align:right;"| {{0}}{{EWZ|FR|67447}} <small>({{#time:Y|{{Metadaten Einwohnerzahl FR|67447|STAND}}}})</small> || Bas-Rhin
|-
| Illkirch-Grafenstaden ''([[Illkirch-Graffenstaden]])'' ||style="text-align:right;"| {{0}}{{EWZ|FR|67218}} <small>({{#time:Y|{{Metadaten Einwohnerzahl FR|67218|STAND}}}})</small> || Bas-Rhin
|-
| [[Saint-Louis (Haut-Rhin)|Saint-Louis]] ||style="text-align:right;"| {{0}}{{EWZ|FR|68297}} <small>({{#time:Y|{{Metadaten Einwohnerzahl FR|68297|STAND}}}})</small> || Haut-Rhin
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| [[Lingolsheim]] ||style="text-align:right;"| {{0}}{{EWZ|FR|67267}} <small>({{#time:Y|{{Metadaten Einwohnerzahl FR|67267|STAND}}}})</small> || Bas-Rhin
|-
| Schlettstadt ''([[Sélestat]])'' ||style="text-align:right;"| {{0}}{{EWZ|FR|67462}} <small>({{#time:Y|{{Metadaten Einwohnerzahl FR|67462|STAND}}}})</small> || Bas-Rhin
|-
| [[Bischheim]] ||style="text-align:right;"| {{0}}{{EWZ|FR|67043}} <small>({{#time:Y|{{Metadaten Einwohnerzahl FR|67043|STAND}}}})</small> || Bas-Rhin
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== Politik ==
=== Politische Gliederung (1972–2015) ===
Die Region Elsass wurde 1972 geschaffen und im Zuge einer Verwaltungsreform 2016 mit den Regionen [[Lothringen|Lorraine]] und [[Champagne-Ardenne]] [[Region (Frankreich)#EinteilungNeugliederung der Regionen seit 20162014/2015|fusioniert]], was zu Protestkundgebungen mit fünfstelliger Teilnehmerzahl geführt hat.<ref>[http://www.liberation.fr/societe/2014/10/11/manifestation-a-strasbourg-pour-une-alsace-sans-la-lorraine_1119691 ''Manifestation à Strasbourg pour une Alsace sans la Lorraine.''] In: ''Libération.fr'', 11. Oktober 2014; Olivier Mirguet: [http://www.lexpress.fr/region/alsace/contre-la-fusion-des-regions-l-alsace-defile-et-caricature-la-lorraine_1610413.html ''Contre la fusion des régions, l’Alsace défile et caricature la Lorraine.''] In: ''[[L’Express]].fr'', 11. Oktober 2014.</ref> Die 2021 aufgrund der Proteste geschaffene [[Europäische Gebietskörperschaft Elsass]] umfasst dasselbe Gebiet wie die bis 2015 bestehende Region. Sie gliedertegliedert sich in zwei [[Département]]s:
 
{| class="wikitable" style="text-align:right"
|-
! Départe&shy;ment !! Präfektur !! ISO 3166-2
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[[Datei:Cr-alsace.gif|mini|Sitzverteilung im Regionalrat, 2004–10]]
 
Regionalregierung und Spitze der Regionalverwaltung war bis 2015 der ''Conseil Régional d’Alsace'', der Regionalrat. Sitz des Regionalrats war [[Straßburg]]. Eine Liste der Präsidenten des Regionalrates findet sich [[Liste der Präsidenten der französischen Regionalräte#Elsass (Alsace)|hier]]. Das Elsass ist traditionell bürgerlich-konservativ geprägt und neigt der [[Politische Rechte (Politik)|politischen Rechten]] zu, zwischen 2010 und 2015 war es die einzige Region, die nicht von einer linken Regierung geführt wurde: Die Regierungspartei [[Union pour un mouvementLes populaireRépublicains|UMP]] und ihre Verbündeten stellten 28 Vertreter im Regionalrat, [[Parti socialiste (Frankreich)|Sozialisten]] und [[Les Verts|Grüne]] 14, der [[Rassemblement National|Front National]], der hier lange Zeit eine seiner Hochburgen hatte (siehe unten), inzwischen aber hier nur noch durchschnittliche Wahlergebnisse erzielt, 4.
 
Parteien mit [[Regionalismus|regionalistischer]] Ausrichtung sind [[Alsace d’abord]] und [[Unser Land (Partei)|Unser Land]].
 
=== Partnerregionen ===
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== Wirtschaft ==
Mit einem [[Bruttoinlandsprodukt]] (BIP) von 28.470&nbsp;Euro pro Einwohner stand das Elsass an zweiter Stelle der Regionen (in alter Form bis 2015) in Frankreich. Im Vergleich mit dem [[BIP]] der [[Europäische Union|EU]], ausgedrückt in Kaufkraftstandards, erreicht die Region einen Index von 107,2 (EU-25: 100) (2003).<ref>[http://ec.europa.eu/eurostat/documents/2995521/5229050/1-18052006-AP-DE.PDF Eurostat Pressemitteilung 63/2006] (PDF; 580&nbsp;kB)</ref>
 
Im Jahr 2002 kamen rund 38,5 % der elsässischen Importe aus Deutschland. Während das Elsass in den 1990er Jahren eine niedrige [[Arbeitslosigkeit]] vorweisen konnte, änderte sich dies durch seit 2002 und noch einmal verstärkt durch die [[GroßeWeltfinanzkrise Rezession|Wirtschaftskrise2007–2008]] seit 2008. Im 4. Quartal 2019 lag die Arbeitslosenquote im Bas-Rhin bei 6,8 und im Haut-Rhin bei 7,8 % (nationaler Durchschnitt: 8,1 %).<ref>[https://www.journaldunet.com/management/conjoncture/1038148-taux-de-chomage-diminue-deuxieme-trimestre-2019/ journaldunet.com]</ref> Verursacht wurde dies vor allem durch die wirtschaftlichen Probleme der Industriebetriebe, die etwa ein Viertel der Elsässer beschäftigen. Die elsässische Wirtschaft versucht sich daher umzuorientieren und neue Arbeitsfelder auf dem Dienstleistungssektor und in der Forschung zu erschließen.
 
Das Elsass ist wirtschaftlich stark international ausgerichtet: An etwa 35 % der Unternehmen im Elsass sind Firmen aus [[Deutschland]], der [[Schweiz]], den [[Vereinigte Staaten|USA]], [[Japan]] und [[Skandinavien]] beteiligt. Zahlreiche deutsche Unternehmen wie [[Adidas]], [[Schaeffler-Gruppe|Schaeffler]], Merck oder [[Liebherr]] unterhalten Niederlassungen oder Produktionsstandorte im Elsass.
 
=== [[Landwirtschaft|Land-]] und [[Forstwirtschaft]] ===
[[Datei:Sigolsheim VTdJ.JPG|mini|Weinanbau bei [[Sigolsheim]] nördlich von [[Colmar]]]]
[[Datei:Ostheim MG 4484.JPG|mini|[[Störche|Storch]] in [[Ostheim (Haut-Rhin)|Ostheim]]]]
[[Weinanbau]] wird vor allem in der Gegend zwischen [[Schlettstadt]] und [[Colmar]] an der [[Elsässer Weinstraße]] betrieben. Das [[Elsass (Weinbaugebiet)|Weinbaugebiet Elsass]] hat AOC-Status. Der [[Hopfen]]anbau spielt für das regionale [[Bierbrauen|Brauwesen]] eine Rolle; die Hälfte der französischen Bierproduktion kommt aus dem Elsass, vor allem aus der Gegend von Straßburg wie [[Schiltigheim]] und [[Obernai]]. [[Kronenbourg]] wird seit 1664 in Straßburg gebraut, der Name des Biers leitet sich ab von der Kronenburg bei [[Marlenheim]]. Die Waldfläche im Elsass beträgt 312.000&nbsp;Hektar.<ref name="ARTGE">{{Internetquelle |url=https://observatoire.art-grandest.fr/wp-content/uploads/sites/17/2020/02/cc_alsace_juin2019.pdf |titel=Chiffres clés du tourisme de la destination Alsace |hrsg=Agence régionale du tourisme Grand Est |seiten=5, 7, 9 |format=PDF; 4,72&nbsp;MB |sprache=fr |abruf=2021-12-13}}</ref> Das Elsass ist eines der größten europäischen Anbaugebiete für [[Weißkohl]], der zu [[Sauerkraut]] weiterverarbeitet wird. Seit dem Mittelalter spielte auch der [[Lein|Flachsanbau]] und die [[Leinenindustrie|Leinenweberei]] insbesondere in der Gegend um Colmar eine große Rolle. Ein typisch elsässisches Leinengewebe ist der karierte [[Kelsch]].
 
Der [[WeinanbauLandwirtschaft|landwirtschaftliche Sektor]] wirdist geprägt durch ausgedehnten [[Weinbau]], der vor allem in der Gegend zwischen [[Schlettstadt]] und [[Colmar]] an der [[Elsässer Weinstraße]] betrieben wird. Das [[Elsass (Weinbaugebiet)|Weinbaugebiet Elsass]] hat AOC-Status. Der [[Hopfen]]anbau spielt für das regionale [[Bierbrauen|Brauwesen]] eine Rolle; die Hälfte der französischen Bierproduktion kommt aus dem Elsass, vor allem aus der Gegend von Straßburg wie [[Schiltigheim]] und [[Obernai]]. [[Kronenbourg]] wird seit 1664 in Straßburg gebraut, der Name des Biers leitet sich ab von der Kronenburg bei [[Marlenheim]]. Die [[Forstwirtschaft|Waldfläche]] im Elsass beträgt 312.000&nbsp;Hektar.<ref name="ARTGE">{{Internetquelle |autor=Grossregion|url=https://tourismus-grossregion.eu/fr/projet/|titel=Projekt|datum=2024|abruf=2024-02-02}}{{Webarchiv|url=https://observatoire.art-grandest.fr/wp-content/uploads/sites/17/2020/02/cc_alsace_juin2019.pdf |titeltext=Chiffres clés du tourisme de la destination Alsace |hrsgwayback=Agence régionale du tourisme Grand Est |seiten=5, 7, 9 |format=PDF; 4,72&nbsp;MB |sprache=fr |abruf=2021-12-1320211213185900}}</ref> Das Elsass ist eines der größten europäischen Anbaugebiete für [[Weißkohl]], der zu [[Sauerkraut]] weiterverarbeitet wird. Seit dem Mittelalter spielte auch der [[Lein|Flachsanbau]] und die [[Leinenindustrie|Leinenweberei]] insbesondere in der Gegend um Colmar eine große Rolle. Ein typisch elsässisches Leinengewebe ist der karierte [[Kelsch]].
 
Als Wahrzeichen des Elsass gilt der [[Weißstorch]],<ref>{{Internetquelle |url=https://www.visit.alsace/de/239003392-Storchenpark/ |titel=Storchenpark |abruf=2023-11-20}}</ref> der in vielen Dörfern seine Nester hat. Als Stofftier kann man den Storch in vielen Souvenirläden kaufen. Im nahegelegenen [[Hunawihr]] gibt es den ''NaturOparC'',<ref>[https://bz-ticket.de/naturoparc-hunawihr-frankreich Naturoparc], auf bz-ticket.de, abgerufen am 26. November 2023</ref> ein Zentrum für die Wiedereinführung von Störchen und Ottern. Dies ist ein 5 Hektar großer Tierpark, der sich für den Schutz der bedrohten lokalen Arten einsetzt, zu denen der Weißstorch gehört.
 
=== [[Industrie]], [[Bergbau]] und Rohstoffgewinnung ===
Im [[Industrie|industriellen Sektor]] ist die [[Automobilindustrie]] vorherrschend: Das [[Stellantis]]-Werk in [[Mülhausen]] produziert mit über 6000 Mitarbeitern täglich mehr als 1000 Fahrzeuge der Baureihen [[Peugeot 308 III]], [[Peugeot 508 II]] und [[DS 7 Crossback]].<ref>{{Internetquelle |autor=Laurent Bodin |url=https://www.dna.fr/economie/2022/01/24/stellantis-va-recruter-850-personnes-supplementaires-a-mulhouse |titel=Stellantis va recruter 850 personnes supplémentaires à Mulhouse |werk=[[Dernières Nouvelles d’Alsace|DNA]] |datum=2022-01-24 |sprache=fr |abruf=2023-05-18}}</ref> Darüber hinaus produziert [[Bugatti Automobiles]] am historischen Standort in [[Molsheim]] Supersportwagen der Luxusklasse. Die [[Chemieindustriechemische Industrie]] verfügt über große Produktionskapazitäten in [[Ottmarsheim]] ([[Borealis AG(Unternehmen)|Borealis]], ''Pec-Rhin'') und [[Chalampé]] (''Butachimie'', 35 % der globalen Produktion von [[Adiponitril]]).<ref>{{Internetquelle |url=https://www.butachimie.eu/FR/entreprise/activite.html |titel=Notre activité |werk=butachimie.eu |sprache=fr |abruf=2023-05-18}}</ref> Im Bergbau, der ein Jahrhundert lang rund 560 Millionen Tonnen [[Kalisalz]] gefördert hat, arbeiteten noch im Jahr 1950 etwa 13.000 Beschäftigte im [[Kalirevier im Elsass|Kalirevier]]. Heute ist der [[Bergbau]] nur noch Thema eines Museums bei [[Wittelsheim]]. Die erste Förderung von Erdöl auf europäischem Boden war in [[Merkwiller-Pechelbronn|Pechelbronn]] im Elsass, entsprechend befindet sich dort das [[Musée du Pétrole]].
 
=== [[Energiewirtschaft]] ===
NeunIn der [[Energiewirtschaft]] sind die neun, von der [[Électricité de France|EDF]] betriebenebetriebenen [[Oberrhein#Staustufen am Oberrhein|Wasserkraftwerke am Oberrhein]] erzeugenprägend, die im Jahr durchschnittlich mehr als 7 Milliarden k[[Wattstunde|Wh]] elektrische Energie liefern.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.edf.fr/hydraulique-alsace-vosges |titel=La puissance des centrales et barrages hydroélectriques du Rhin franco-allemand |werk=edf.fr |sprache=fr |abruf=2023-05-18}}</ref> Bis Mitte 2020 war das [[Kernkraftwerk Fessenheim]] in Betrieb. Im letzten vollständigen Betriebsjahr vor der Stilllegung (2019) produzierte es 12,3 Milliarden kWh elektrische Energie.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.edf.fr/sites/default/files/contrib/groupe-edf/producteur-industriel/nucleaire/20200626_rapporttsn_fessenheim-2019.pdf |titel=Rapport annuel d’information du public relatif aux installations nucléaires du site de Fessenheim 2019 |werk=edf.fr |seiten=45 |format=PDF; 4,84 &nbsp;MB |sprache=fr |abruf=2023-05-18}}</ref> Bis zur Stilllegung 2011 verarbeitete die [[Petroplus-Raffinerie Reichstett]] bei Straßburg Rohöl aus der bis ins Elsass reichenden [[Südeuropäische Pipeline|Südeuropäischen Pipeline]].
 
=== [[Biotechnologie]] ===
Die Unternehmen undder Forschungseinrichtungen[[Biotechnologie]] derund Branchederen Forschungseinrichtungen sind im grenzübergreifenden Verband [[Biovalley]] vernetzt.
 
=== [[Tourismus]] ===
Im Jahr 2018 verzeichnete das Elsass 23&nbsp;Millionen [[Tourismus|Besucher.]], Davondavon waren 15&nbsp;Millionen Übernachtungsgäste und 8&nbsp;Millionen [[Tagesausflug|Tagestouristen]].<ref name="ARTGE" />
 
== Verkehr ==
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* die EV5: [[Via Francigena]] von London nach [[Rom]]/[[Brindisi]] über den [[Saarkanal]] und den [[Canal de la Marne au Rhin|Rhein-Marne-Kanal]]
* die EV6: vom [[Atlantischer Ozean|Atlantik]] bis zum [[Schwarzes Meer|Schwarzen Meer]] – von [[Nantes]] nach [[Budapest]] über den [[Rhein-Rhône-Kanal]]
* die EV15: Véloroute Rhin/[[Rheinradweg (EV15)|Rheinradweg]] von [[Andermatt]] (Schweiz) nach [[Rotterdam]]
 
Kleinere Verbindungen verlinken das Elsass mit den benachbarten [[Pfalz (Region)|Pfalz]] und [[Baden (Land)|Baden]], darunter:
* der [[Pamina-Radweg Lautertal]] ''(Itinéraire cyclable de la Lauter)'' von [[Lauterbourg]] nach [[Dahn]] über [[Wissembourg]]
* [[Baden-Baden]] – [[HaguenauHagenau]]
* [[Offenburg]] (Badische Weinstraße) – [[Molsheim]] (Elsässische Weinstraße) – ''Itinéraire cyclable européen'' (Europäischer Radwanderweg) via Kehl – Straßburg
* [[Elzach]] im Schwarzwald – [[Villé]] in den Vogesen über den [[Kaiserstuhl (Gebirge)|Kaiserstuhl]]
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[[Datei:Sprachen Im Elsass.svg|mini|Die germanischen und romanischen Dialektgruppen in der Region Elsass im 19. Jahrhundert]]
[[Datei:Alemannic-Dialects-Map-German.svg|mini|Das traditionelle Verbreitungsgebiet westoberdeutscher (=alemannischer) Dialektmerkmale im 19. und 20. Jahrhundert. Das Elsass liegt in dessen nordwestlichem Teil.]]
[[Datei:Strasbourg janus.jpg|mini|Die ''Fontaine de [[Ianus|Janus]]'', von [[Tomi Ungerer]] 1988 zur 2000-Jahr-Feier Straßburgs entworfen, soll die „Doppelkultur“ der Stadt illustrieren.]]
[[Datei:Colmar Zunftstube der Ackerleute.jpg|mini|Französische und deutsche Aufschrift auf dem Gebäude der Zunftstube der Ackerleute in Colmar]]
 
Seit dem [[Frühmittelalter]] sind im Elsass [[Deutsche Dialekte|germanische Mundarten]] beheimatet. Sie werden heute unter dem Begriff „[[Elsässisch]]“ (seltener auch „Elsässerdeutsch“) zusammengefasst. Unter diesen herrschen [[alemannische Dialekte]] vor, überwiegend [[Oberrheinalemannisch]], ganz im Süden auch [[Hochalemannisch]]. [[Südfränkische Dialekte]] werden ganz im Norden um Wissembourg und Lauterbourg und [[Rheinfränkische Dialekte|Rheinfränkisch]] im nordwestlichen Zipfel des Krummen Elsass um Sarre-Union gesprochen. Die Anwendung einer deutschen [[Standardsprache]] hing von politischen Gegebenheiten ab.
 
Im Frühmittelalter wurde jedoch nicht das ganze heutige Elsass sprachlich germanisiert: Romanische Dialekte ([[Patois (französische Sprache)|Patois]]) bzw. die [[französische Sprache]] sind daher bereits traditionell in manchen Gebieten der Vogesen (oberes Breuschtal, Teile des Weilertals, um Sainte-Marie-aux-Mines und um Lapoutroie) und im westlichen Sundgau (um Montreux) verankert ''(siehe [[Romanische Dialekte im Elsass]] und [[Grenzorte des alemannischen Dialektraums]])''. Auch das heutige [[Territoire de Belfort]], das bis 1648 bzw. 1789 Teil des habsburgischen bzw. königlich-französischen [[Sundgau]] war und erst 1871 vom [[Département Haut-Rhin]] abgetrennt wurde, ist traditionell romanisch- bzw. französischsprachig.
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Das Französische verbreitete sich in Europa und noch stärker im Elsass als Verwaltungs-, Handels- und Diplomatensprache innerhalb der städtischen und ländlichen Eliten. Ansonsten blieben die germanischen (und romanischen) elsässischen Dialekte und die deutsche Sprache erhalten; an der [[Universität Straßburg]] beispielsweise wurde nach wie vor auf Deutsch gelehrt.
 
Nach der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] änderte sich die [[Sprachpolitik]] des französischen Staates, der nun für Frankreich sprachliche Einheit propagierte. Darüber hinaus fand Französisch vor allem in diejenigen Bevölkerungskreise Eingang, die mit den Ideen der Revolution sympathisierten. Deutsch bzw. die deutschen Dialekte waren nun Teil einer Entwicklung zu partieller [[Bilingualismus|Zweisprachigkeit]]. In den Gegenden des Patois setzte sich aufgrund des Schulunterrichts das Französische durch. Wie in anderen nicht französischsprachigen Regionen Frankreichs oder anderen Minderheitenregionen anderer europäischer Staaten wurde die Minderheitensprache vor allem in den Schulen zunehmend durch die Sprache der Mehrheit ergänzt oder von ihr verdrängt.
 
Während der Zugehörigkeit zum Deutschen Kaiserreich ([[Reichsland Elsaß-Lothringen]], 1871–1918) wurde die „Sprachenfrage“ in einem Gesetz vom März 1872 zunächst so geregelt, dass als [[Amtssprache]] grundsätzlich Deutsch bestimmt wurde. In den Landesteilen mit überwiegend französischsprachiger Bevölkerung sollte den öffentlichen Bekanntmachungen und Erlassen jedoch eine französische Übersetzung beigefügt werden. In einem weiteren Gesetz von 1873 wurde für diejenigen Verwaltungseinheiten, in denen Französisch ganz oder teilweise vorherrschte, der Gebrauch des Französischen als Geschäftssprache zugelassen. In einem Gesetz über das Unterrichtswesen von 1873 wurde geregelt, dass in den deutschsprachigen Gebieten Deutsch ausschließliche Schulsprache war, während in den französischsprachigen Gebieten der Unterricht ausschließlich auf Französisch gehalten werden sollte. Französischsprachige Gemeinden und Familien Elsass-Lothringens sahen sich ähnlich wie die polnischsprachigen Regionen Preußens insgesamt jedoch Germanisierungs- und Assimilationsversuchen ausgesetzt. Nur teilweise blieb dort das Französische Schul- und Amtssprache.
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Die französische Sprachpolitik zwischen 1918 und 1940 war streng gegen die deutsche Sprache bzw. den elsässischen Dialekt ausgerichtet. Die französische Sprache wurde als verbindliche Amts- und Schulsprache eingeführt. In Schule und Verwaltung wurde ausschließlich Französisch zugelassen. Seit den Wahlen vom November 1919 und bis Anfang 2008 war es jedoch den Kandidaten aus den drei Départements Haut-Rhin, Bas-Rhin und Moselle gestattet, Wahlkampfschriften in beiden Sprachen, Französisch und Deutsch, zu verbreiten.<ref>[http://questions.assemblee-nationale.fr/q9/9-51128QE.htm Parlamentarische Anfrage des Abgeordneten Jean-Louis Masson aus dem Département Moselle vom 9. Dezember 1991 an den französischen Innenminister]</ref><ref>[http://www.20minutes.fr/strasbourg/219543-20080317-profession-foi-electorale-redigee-allemand-termine 20minutes.fr]</ref>
 
Während der Besetzung durch den [[NS-Staat]] zwischen 1940 und 1944 erlebte das Elsass erneut eine Steigerung an restriktiver Sprachpolitik. Diese war rücksichtslos an die [[Nationalsozialismus|NS-Ideologie]] angepasst. Die Umwandlung von französischen Vornamen in deutsche gehört sicherlich zu den harmloseren, aber typischen Beispielen. Die Politik der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] und der von ihr beherrschten Zivilverwaltung (Unterdrückung der Bevölkerung, [[Germanisierung]]spolitik, groteske antifranzösische Kulturpolitik, Einzug in die [[Wehrmacht]] u.&nbsp;a.und Anderes) förderte nachhaltig die Abwendung des Elsass von Deutschland.
 
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Französisch zur Verkehrs-, Amts- und Schulsprache. Kenntnisse bzw. vor allem aktiver Gebrauch der autochthonen alemannischen, süd- oder rheinfränkischen Dialekte (zusammengefasst im Begriff [[Elsässisch]]) oder des Standarddeutschen sind daher stark rückläufig und zunehmend auf die ältere Generation beschränkt.
 
Die französische Sprachpolitik der Vorkriegszeit setzte sich im Prinzip fort, verstärkt infolge die Erfahrung der Besetzung Frankreichs und des nationalsozialistischen Terrors, die dazu führte, dass alles Deutsche misstrauisch bis ablehnend betrachtet wurde. Die älteren Generationen kommunizierten weiterhin in elsässischen Dialekten, während die ''Transmission'', die Weitergabe an die Folgegenerationen, mehr und mehr nachließ – vor allem in der Sorge, dass die Kinder „gutes Französisch“ lernen mussten. Während das Elsässische in den ersten Nachkriegsjahrzehnten seine Position als Sprache der Bevölkerungsmehrheit behielt, begann ab den 1970er-Jahren ein starker Rückgang der Transmission des Elsässischen.<ref>[https://www.lexpress.fr/region/alsace/peut-on-sauver-la-langue-alsacienne_1256316.html lexpress.fr]</ref> Die jüngeren Generationen, insbesondere in den größeren Städten, benutzen entsprechend ihrer Schulbildung mehr und mehr die französische Sprache.<ref>[http://www.olcalsace.org/fr/observer-et-veiller/histoire-de-la-langue ''Histoire de la langue''.] olcalsace.org; abgerufen am 14.&nbsp;April 2014</ref> In den Schulen wird Deutsch überwiegend als Fremdsprache unterrichtet. Erst in den 1990er-Jahren wurden erstmals Maßnahmen getroffen, um den Rückgang sowohl des Dialekts als auch des Hochdeutschen zu stoppen. 1991 wurden die ersten zweisprachigen Schulen mit sowohl deutscher als auch französischer Unterrichtssprache gegründet.<ref name="gautherot-morgen-rudio">[https://www.aplv-languesmodernes.org/docrestreint.api/1424/1b9aa2a5976c38a1ac050c6482bb40f593989773/pdf/2010-4_gautherot-morgen-rudio.pdf aplv-languesmodernes.org] (PDF; 486&nbsp;kB)</ref> Seitdem steigt kontinuierlich die Anzahl der Schüler, die [[bilingualBilingualismus|bilinguale]]e Schulen bzw. Kindergärten besuchen.<ref>[http://abcmzwei.free.fr/ ABCM Zweisprachigkeit.] Association pour le Bilinguisme en Classe dès la Maternelle</ref> 2016 wurden bilinguale Schulen im Elsass von über 34.000 Schülern besucht.<ref>[http://www.alsace-lorraine.org/blog/2017-2/126-zur-situation-des-deutschunterrichts-im-elsass.html alsace-lorraine.org]</ref> Im Schuljahr 2020/21 besuchten 18,5 % der elsässischen Vor- und Grundschüler eine zweisprachige Schule.<ref>[https://www.ac-strasbourg.fr/delecoleausuperieur/cursus-bilingue-allemand/ ac-strasbourg.fr]</ref>
 
Während es im statistisch stark erforschten Frankreich keine offiziellen Erhebungen über „Privates“ wie z.&nbsp;B.zum Beispiel die Muttersprache, gibt, zeigen Umfragen, dass sich selbst im dritten Jahrtausend noch mehr als die Hälfte der Bevölkerung selbst Fähigkeiten im regionalen Dialekt zuschreibt. Wie das in Straßburg ansässige ''Office pour la Langue et Culture d’Alsace'' (OLCA, „Amt für Sprache und Kultur im Elsass“) angibt, bezeichneten sich 20132022 noch 4346 %<ref name=":0" /> (2012: 43 %, 2001: 61 %, 1997: 63 %) der Befragten einer Studie als „dialektsprachig“ ''(dialectophone)'' – das entspräche etwaknapp 800900.000 Einwohnern. Am stärksten finden sich diese Elsässischsprecher im ländlichen Raum, in Dörfern, in geringerem Umfang aber auch in den Städten. Neben diesen 4346 % Elsässischsprechern gaben 3319 % an, wenig zu sprechen, und 2534 % gaben an, über keine Elsässisch-Kenntnisse zu verfügen. Selbst unter den 18- bis 29-Jährigen fanden sich 1997 noch 38 % Elsässischsprecher, 2012 waren es nur noch 12 %.<ref>[http://www.olcalsace.org/fr/observer-et-veiller/le-dialecte-en-chiffres Le dialecte en chiffres]</ref> Zudem erklärten 2022 54 % der Befragten, Hochdeutsch fließend oder gut zu sprechen, nur 23 % gaben an, überhaupt kein Hochdeutsch zu können.
 
Unter dem Motto ''E Friehjohr fer unseri Sproch'' („Ein Frühjahr für unsere Sprache“) finden sich seit 2001 Theater- und Musikgruppen, Mundartdichter, Heimatvereine und Sprachpfleger zusammen, um Werbung für den Erhalt des Elsässischen zu machen. Zudem subventioniert der Regionalrat elsässische Sprachkurse. [[France 3]] Alsace sendet von Montag bis Freitag die Nachrichtensendung „Rund Um“, in der ausschließlich Elsässisch gesprochen wird. Eine Gefahr besteht in der [[Folklore|Folklorisierung]] der Dialekte, eine Tendenz, die aber auch in deutschsprachigen Ländern beobachtet werden kann. Das Verschwinden des Deutschen bzw. der elsässischen Dialekte ist Thema mancher bekannter Schriftsteller geworden ([[René Schickele]], [[André Weckmann]], [[Hans Arp]] u.&nbsp;a.).
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Die 1992 von der französischen Regierung unterzeichnete [[Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen]] wurde bis heute (Stand: 2015) nicht vom französischen Parlament ratifiziert und besitzt daher weiterhin keine gesetzliche Geltung in Frankreich.
 
Im Elsass lag der Anteil der Schüler, die Deutsch 2018 zumindest als Fremdsprache lernten, bei 82,5 %, was deutlich höher ist als der landesweite Schnitt von 16,5 %. 98 % aller Grund- und Vorschüler lernen Deutsch an elsässischen Schulen.<ref>[https://www.ac-strasbourg.fr/delecoleausuperieur/cursus-bilingue-allemand/ ac-strasbourg.fr]</ref> In der Mittelstufe waren es im Jahr 2010 es noch 73,2 %, im Gymnasium ''(Lycée)'' dann 15,4 %. Dies sind alles Werte weit über dem französischen Durchschnitt. Auch werden ein Viertel aller [[AbiBac]]-Abschlüsse in Frankreich im Elsass gemacht. Dennoch ist aus Sicht des Schulamts die Erfolgsbilanz durchwachsen. Zwar steigen 10 % der Kindergartenschüler in einen paritätischen Deutschunterricht ein, aber von den anfänglichen 19.000 Schülern sind im [[Collège]] nur noch 3500 übrig. Im Gymnasium sind es nur noch unter 1000 Schüler. Zudem besteht ein Lehrermangel, den man durch Kooperationen mit deutschen Schulen bekämpfen will. Insgesamt ist eine Investition von einer Million Euro zur Förderung des deutschsprachigen Unterrichts vorgesehen. Zu den Bemühungen gehört auch eine Werbekampagne für die deutsche Sprache. Die Politik unterstützt dies, da nur noch rund 1 % der Erstklässler Elsässisch beherrschten und sich die Elsässer seit 2005 auf 10.000 Stellen nicht mehr bewerben könnten, weil es an Sprachkenntnissen mangele.<ref>''Elsass will mehr Deutsch büffeln''. In: ''Badisches Tagblatt''</ref>
 
==== Entwicklung der topografischen Namen ====
Der mehrfache Wechsel des Elsass zwischen Deutschland und Frankreich hat auch Einfluss auf die Entwicklung der topografischen Namen gehabt. Ursprünglich waren die Namen deutsch, wurden dann aber seit dem 17. Jahrhundert teilweise [[Französisierung|französisiert]]. Während der deutschen Annexionen von 1871 bis 1918 und 1940 bis 1944 wurde diese Entwicklung teilweise rückgängig gemacht, danach wurden wieder die französischen Namen eingeführt.
 
In einem Artikel von 2013 hat Claude Otto dieses Phänomen untersucht.<ref name=":0Sprachspiegel2013">{{Internetquelle |autor=Claude Otto |url=https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=sps-002%3A2013%3A69%3A%3A9 |titel=Ortsnamen als Hoheitszeichen : Sprachkonflikt und toponymischer Wechsel im Elsass |werk=Sprachspiegel : Zweimonatsschrift |datum=2013 |sprache=de |abruf=2023-04-16}}</ref> Im Folgenden gilt immer <deutscher Name>/<französischer Name>:
 
Ab dem 17. Jahrhundert wurden zunächst nur militärische Anlagen und Regierungssitze bzw. Wohnsitze hoher französischer Adliger mit französischen Namen benannt, z.&nbsp;B.zum Beispiel [[Saint-Louis (Haut-Rhin)|Saint-Louis]] oder [[La Petite-Pierre]]. Manche Orte hatten schon früh Namen im französischsprachigen Grenzland, z.&nbsp;B.zum Beispiel Kestenholz/[[Châtenois (Bas-Rhin)|Châtenois]] oder Rappoltsweiler/[[Ribeauvillé]]. Maursmünster/[[Marmoutier]] wurde nach der [[Kloster Marmoutier (Tours)|Abbaye de Marmoutier bei Tours]] benannt. Bei manchen Namen wurde nur die Orthografie angepasst, z.&nbsp;B.zum Beispiel Kolmar/[[Colmar]] und Wörth/[[Wœrth]], bei anderen der Name an die französische Aussprache angespasstangepasst, z.&nbsp;B.zum Beispiel [[Straßburg]]/Strasbourg, bzw. an die elsässische Aussprache angepasst, z.&nbsp;B.zum Beispiel Weißenburg/[[Wissembourg]] und Schlettstadt/[[Sélestat]]. Wieder andere Namen wurden mit einer französischen Ergänzung erweitert, z.&nbsp;B.zum Beispiel [[Dieffenbach-lès-Wœrth]] und [[Oberhoffen-sur-Moder]]. Die Namensbestandteile „-hausen“ und „-weiler“ wurde gemäß der elsässerdeutschen Aussprache ''-huse'' und ''-wiler'' zu „-house“ und „-willer“ französisiert.<ref name=":0Sprachspiegel2013" />
 
Auch nach der Französisierung blieben manche Namen für „Innerfranzosen“ (Nicht-Elsässer Franzosen) unaussprechlich, z.&nbsp;B.zum Beispiel [[Souffelweyersheim]], [[Scharrachbergheim-Irmstett|Scharrachbergheim]].<ref>{{Literatur |Autor=Roland Kaltenbach |Titel=Le guide de l'Alsacel’Alsace |Verlag=la manufacture |Ort=Lyon |Datum=1989 |ISBN=978-2-7377377-701270127-69 |Seiten=258}}</ref> Wie auch fast überall in Deutschland (Ausnahme: Baden), Österreich und der Schweiz blieben deutsche Rechtschreibreformen ohne Einfluss auf die Schreibung der Ortsnamen, so wird z.zum B.Beispiel ''-tal'' weiterhin ''-thal'' geschrieben, z.&nbsp;B.zum Beispiel [[Jaegerthal]].<ref name=":0Sprachspiegel2013" />
==== Kunst ====
{{siehe auch|Landschaftsmalerei im Elsass im 19. Jahrhundert}}
 
=== Religionen ===
==== Christentum ====
[[Datei:Elsass 1618.png|mini|Konfessionen in Elsass um 1618: Die roten Gebiete sind [[Protestantismus|protestantisch]], die blauen [[Römisch-katholische Kirche|römisch-katholisch]].]]
Das Elsass wurde im 5. Jahrhundert christianisiert und brachte im Mittelalter eine Reihe bedeutender Kirchen und Klöster hervor. In der [[Reformation]] spielte das Elsass durch Persönlichkeiten wie [[Martin Bucer]] eine große Rolle, und die [[Freie und Reichsstädte|Reichsstadt]] [[Straßburg]] wurde zu einem Zentrum der Reformation in Südwestdeutschland, jedoch blieb bis auf einige Territorien der größte Teil des Elsass katholisch. Auch andere Städte in Elsass wurden zu Hochburgen der Reformation vor 1530: [[Hagenau]], [[Mülhausen]], und [[Speyerer Protestation|möglicherweise]] [[Wissembourg]]. Die christlichen Kirchen waren in Konsistorien organisiert, die vor der Revolution den lokalen Fürsten, danach den Präfekten der beiden Departements unterstanden.<ref>{{Internetquelle |url=https://museeprotestant.org/de/notice/der-protestantismus-im-elsass/ |titel=Der Protestantismus im Elsass im 19. Jahrhundert |werk=Musée protestant |datum=2024 |sprache=de |abruf=2024-02-22}}</ref>
 
Die christlichen Konfessionen im Elsass haben sich bis heute ihre historisch bedingte Bindung an den Staat bewahrt. So bekommen die Gemeinden – anders als im restlichen Frankreich, wo 1905 das [[Gesetz zur Trennung von Kirche und Staat (Frankreich)|Gesetz zur Trennung von Religion und Staat]] eingeführt wurde – immer noch aufgrund der [[Napoleon Bonaparte|napoleonischen]] sogenannten [[Organische Artikel|Organischen Artikel]] Zuschüsse zu der Pfarrerbesoldung vom Staat als [[Staatsleistungen|Staatsleistung]]. Die [[Protestantische Kirche Augsburgischen Bekenntnisses von Elsass und Lothringen]] gehört mit der [[Reformierte Kirche von Elsass und Lothringen|Reformierten Kirche von Elsass und Lothringen]] zu der eigenständigen [[Union Protestantischer Kirchen von Elsass und Lothringen]]. Der gleiche Status, der damit den Zustand des napoleonischen [[Konkordat von 1801|Konkordats von 1801]] wiedergibt, gilt für die Elsässer Gemeinden der [[Römisch-katholische Kirche in Frankreich|Römisch-katholischen Kirche in Frankreich]].
 
Insgesamt sind im Elsass etwa 70 % der Bevölkerung katholisch, 17 % protestantisch (die meisten davon [[Luthertum|Lutheraner]], der Rest zumeist [[Reformierte Kirchen|Reformierte]]), und 5 % gehören anderen Religionen an. Das ist der höchste Anteil an Protestanten in allen heutigen französischen Regionen. Bis zu ihrer Verdrängung im [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] hatten die [[Täufer]] merkwürdigeeine große Präsenz in Elsass. Nach dem Dreißigjährigen Krieg, siedelten die Landesherren verfolgte christliche Sekten wieinsbesondere die [[AmischeMennoniten]] (mit Kirchengebäude) und die [[MennonitenAmische]] an(ohne Kirche). Einige dermennonitische Gemeinden existieren noch heute, z.zum B.Beispiel in [[Geisberg (Wissembourg)|Geisberg bei Wissembourg]].
 
==== Judentum ====
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* [[Flammkuchen]] ''(tarte flambée)'' (elsässisch: ''Flammekuech'' – „ue“ als ''üe'' oder ''ö'' gesprochen)
* [[Gugelhupf]] (Hefe-Napfkuchen) (im Elsass: Kugelhopf; elsässisch: ''Köjelhopf'', französisch oft ''Kouglof'')
* [[Choucroute garnie|Choucroute]] (Sauerkraut) (elsässisch: ''Sürkrüt'')
* [[Baeckeoffe]] („Bäckerofen“: Eintopf aus Fleisch, Kartoffeln und Lauch, ''das'' elsässische Hauptgericht)
* Schiffala (Geräucherte Schweineschulter, [[Schäufele]])
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== Zeitungen, Zeitschriften, Periodika ==
Im Elsass erscheinende regionale Tageszeitungen sind die [[Dernières Nouvelles d’Alsace]] (DNA) aus Straßburg und [[L'AlsaceL’Alsace]] aus Mülhausen, die heute beide zur [[EBRA Mediengruppe]] gehören.
 
== Bekannte Elsässer ==
[[Datei:Martin Schongauer.JPG|mini|hochkant|Standbild [[Martin Schongauer]]s von [[Frédéric-Auguste Bartholdi]] vor dem [[Musée d'Unterlinden-Museum]], Colmar]]
 
{{Mehrspaltige Liste |breite=15em |liste=
* [[Johann Protasius von Anstett]]
* [[Paul Émile Appell]]
* [[Hans Arp]]
* [[Frédéric-Auguste Bartholdi]]
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* [[Alfred Kastler]]
* [[Johann Geiler von Kaysersberg]]
* [[François-Christophe Kellermann, duc de Valmy]]
* [[Marc Keller]]
* [[Jean-Baptiste Kléber]]
* [[Jean-François Kornetzky]]
* [[Katia und Maurice Krafft]]
* [[Maurice Krafft]]
* [[Johann Heinrich Lambert]]
* [[Julius Leber]]
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* [[William Wyler]]
* [[Anthar Yahia]]
* [[MattM. Pokora]]
* [[Adrien Zeller]]
}}
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== Siehe auch ==
* [[Liste bedeutender Kirchen im Elsass]]
* [[Bibliothèque Alsatique du Crédit Mutuel]]
* [[Ajoie|Elsgau]]
* [[Cette histoire qui a fait l’Alsace]]
 
== Filmografie ==
* ''[[Die Elsässer]].'' Spielfilm, Frankreich, 1996, unter anderem mit [[Irina Wanka]] und [[Sebastian Koch]]<ref> (Der Film besteht aus vier Episoden von je 90 Minuten und erzählt die Geschichte des Elsass zwischen 1870 und 1953 mittels Geschichten fiktiver Familien</ref>).
* ''[[Bilderbuch Deutschland(ARD)|Bilderbuch]]. Elsass – Die südliche Weinstraße.'' Dokumentation, 2007, 45 Min., Buch und Regie: Willy Meyer, Produktion: [[Südwestrundfunk|SWR]], Erstsendung: 17. Juni 2007, {{Webarchiv |url=http://www.daserste.de/bilderbuch/beitrag_dyn~uid,7uj508aevu0rml2t~cm.asp |text=Inhaltsangabe |wayback=20090925063412}} der [[ARD]]
* ''Bilderbuch Deutschland. Elsass – Die nördliche Weinstraße.'' Dokumentation, 2008, 45 Min., Buch und Regie: Willy Meyer, Produktion: SWR, Erstsendung: 9. März 2008, {{Webarchiv |url=http://www.daserste.de/bilderbuch/beitrag_dyn~uid,7uj508aevu0rml2t~cm.asp |text=Inhaltsangabe |wayback=20090925063412}} der ARD
* ''Die Linden von Lautenbach''. TV-Spielfilm, Frankreich / BR Deutschland 1982, Regie Bernard Saint-Jacques, mit [[Mario Adorf]]. Nach dem Buch von Jean Egen.
 
== Literatur ==
* ''Das Elsass. Ein literarischer Reisebegleiter''. Insel, Frankfurt 2001, ISBN 3-458-34446-2.<ref>Elsässische (elsässische Impressionen von fünfzig Schriftsteller/-innen aus fünf Jahrhunderten</ref>).
* [[Michael Erbe]] (Hrsg.): ''Das Elsass. Historische Landschaft im Wandel der Zeiten''. Kohlhammer, Stuttgart 2002, ISBN 3-17-015771-X.
* Gustav Faber: ''Elsass'' (= ''Artemis-Cicerone Kunst- und Reiseführer''). Artemis, München/Zürich 1989, ISBN 3-7608-0802-6.
Zeile 531 ⟶ 530:
* Hermann Schreiber: ''Das Elsaß und seine Geschichte, eine Kulturlandschaft im Spannungsfeld zweier Völker''. Katz, Gernsbach 1988, ISBN 3-925825-19-3; NA: Weltbild, Augsburg 1996.
* Bernard Vogler: ''Kleine Geschichte des Elsass''. DRW-Verlag, Leinfelden-Echterdingen 2010, ISBN 3-7650-8515-4.
* Bernard Wittmann: ''Alsace, une langue qu'onqu’on assassine. Livre noir du jacobinisme scolaire en Alsace.'' Salde, Straßburg [2020], ISBN 978-2-903850-62-3.
* Jean-Michel Niedermeyer: ''Die Orte einer Sprache. Elsässische Sprache ab 1789 in Bilder und Karikaturen''. SALDE-Verlag, 2020, ISBN 978-2-903850-62-3.
 
=== Älteres Schrifttum ===
* {{MerianTopo |Band=3}}
* [[Matthäus Merian]], [[Martin Zeiller]]: ''Topographia Alsatiae, &c. Completa, Das ist Vollkömliche Beschreibung und eygentliche Abbildung der vornehmbsten Städt und Oerther im Obern und Vntern Elsaß auch den benachbarten Sundgöw Brißgöw Graffschafft Mümpelgart und anderen Gegenden.'', Band 3 der [[Topographia Germaniae]]. 1647 und 1663 etc. ([[s:Topographia Germaniae|Volltext und Digitalisat in Wikisource]]).
 
== Weblinks ==
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* {{dmoz|World/Deutsch/Regional/Europa/Frankreich/Regionen/Elsass/|Elsass}}
* {{DNB-Portal|4014500-1|TEXT=Literatur zum}}
* [http://www.alsace-culture.com/ Regionale Kultur.] auf alsace-culture.com
* Rolf Müller: [http://www.badische-zeitung.de/erinnerungen-an-eine-zeit-als-im-elsass-nach-erdoel-gebohrt-wurde ''Erinnerungen an eine Zeit, als im Elsass nach Erdöl gebohrt wurde.''] In: ''[[badische-zeitung.deBadische Zeitung]]'', 7. April 2018 ([http://www.musee-du-petrole.com/wilkommen-2/ musee-du-petrole.com] ''[[Musée du Pétrole|Musée Français du Pétrole]]'')
* [http://www.france.fr/de/regionen-und-metropolen/elsass-im-herzen-europas-elsass ''Elsass: im Herzen Europas''´.] auf france.fr
* [https://www.visit.alsace/de/ Visit Alsace], die offizielle Tourismus-Website des Elsass
* Christiane Kohser-Spohn: [http://www.herder-institut.de/fileadmin/user_upload/pdf/vergriffene_Publikationen/Herder_Institut_Tagungen_Band18.pdf ''Der Traum vom gemeinsamen Europa. Autonomiebewegungen und Regionalismus im Elsaß 1870–1970''] (PDF; 4,3&nbsp;MB) [[Herder-Institut (Marburg)]], 2003. In: [[Philipp Ther]], [[Holm Sundhaussen]] (Hrsg.): ''Regionale Bewegungen und Regionalismen in europäischen Zwischenräumen seit der Mitte des 19. Jahrhunderts.'' [[Herder-Institut (Marburg)|Herder-Institut]], 2003, S. 89–112
 
== Einzelnachweise ==
<references responsive />
 
{{Coordinate |NS=48/14/56.587/N |EW=7/31/41.009/E |type=adm1st|region=FR-GES}}
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{{Navigationsleiste Französische Regionen}}
 
{{Normdaten|TYP=g|GND=4014500-1|LCCN=n81007355|VIAF=248949842|NDL=00628165|VIAF=248949842}}
 
[[Kategorie:Ehemalige französische Region]]
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[[Kategorie:Historisches Territorium (Deutschland)]]
[[Kategorie:Geographie (Grand Est)]]
[[Kategorie:Geographisches ObjektVerwaltungseinheit als Namensgeber für einen Asteroiden]]
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