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Als '''Notation''' bezeichnet man in der [[Musik]] das graphischegrafische Festhalten von [[Musikalische Parameter|musikalischen Parametern]] wie [[Tonhöhe]]n, -[[Tondauer|dauer]]n und -[[lautstärke]]n in einer dazu entwickelten, im Wesentlichen aus [[Note (Musik)|Noten]] bestehenden '''Notenschrift'''. Sie dient einerseits dazu, musikalischebereits Einfällebekannte Musikstücke schriftlich festzuhaltenzu und für andere zugänglichdokumentieren, und ausführbarersetzt zuso machen.zum AbgesehenTeil von derdie [[Tradition|Überlieferung]] auswendigdurch gespielterVorspielen oder gesungenerVorsingen. Als Dokumentation einer Melodie lassen sich auch die Stiftwalzen und -scheiben in [[MelodieDrehorgel]]n warund die[[Spieldose]] ansehen, aber abgesehen davon war Notenschrift vorbis derzur Erfindung der [[SchallplatteTonaufnahme]] die einzige Möglichkeit, gehörte Musik reproduzierbaranders zuals machendurch Erinnerung festzuhalten. Der zweite große Nutzen von Notenschrift besteht darin, neue [[Melodie]]n und andere musikalische Einfälle ausschließlich schriftlich auszudrücken. Erst die so erreichte Möglichkeit, eine Idee zu vermitteln, ohne sie selbst ausführen zu müssen, ermöglicht es Einzelpersonen, umfangreiche und komplexe Werke zu schaffen.
[[BildDatei:MusikalischesRicercare Opfera 6 from The Musical Offering.jpg|thumbmini|300px|righthochkant=1.4|[[Musikalisches Opfer]], Handschrift von [[Johann Sebastian Bach]]]]
 
== Die moderne westliche Notenschrift ==
===Elemente der Notation===
[[Bild:Notensystem Sekund Terz.png|thumb|140px|das Liniensystem|right]]
Die graphischen Elemente der modernen Notenschrift sind zunächst das [[Notensystem]] aus fünf Linien, auf dem neben Informationen über [[Tempo (Musik)|Tempo]], [[Taktart]], [[Tonstärke]] und [[Instrumentation]] die zu spielenden Töne in Form von [[Note (Musik)|Note]]n abgebildet sind, die von links nach rechts gelesen werden. Die verschiedenen [[Tondauer]]n werden dabei durch verschiedene Notenformen ([[Notenwert]]e) dargestellt, die [[Tonhöhe]]n werden durch die vertikale Position definiert. Zwei Notenlinien repräsentieren hier den Abstand einer [[Terz (Musik)|Terz]], der Abstand einer zwischen den Linien liegenden Note zu einer, die auf einer der Nachbarlinien liegt, beträgt eine [[Sekunde (Musik)|Sekund]]. Der [[Notenschlüssel]] am Beginn jeder Zeile legt einen Referenzton für eine bestimmte Notenlinie fest, aus der sich die anderen Tonhöhen ableiten lassen: hier den Ton ''g¹'' auf der zweiten Linie von unten. Im Bild kann man also nicht nur die relativen Notenabstände (Terz und Sekund) ablesen, sondern auch aus dem Violinschlüssel schließen, dass die Töne a-c und a-h gemeint sind. Für Töne, die zu hoch oder tief sind, um auf den Linien Platz zu finden, werden [[Hilfslinien]] verwendet.
 
=== Elemente der Notation ===
In mehrstimmigen Musikstücken ist es üblich, mehrere Notenzeilen untereinander zu setzen, die jeweils eine [[Stimme (Musik)|Stimme]] enthalten, sodass die gleichzeitigen musikalischen Ereignisse übereinander angeordnet sind. Man spricht dann von einer [[Partitur]]. Dabei erhalten Liniensysteme für tiefere Töne meist einen Bassschlüssel, der im Unterschied zum Violinschlüssel das ''kleine f'' als Referenzton auf der zweitoberen Linie markiert.
{{Doppeltes Bild|rechts|Notensystem Sekund Terz.png|200|Notation Intervalle.png|150|Liniensystem und Tonabstände}}
 
Die grafischen Elemente der modernen Notenschrift sind zunächst das [[Notensystem (Musik)|Notensystem]] aus fünf Linien, auf dem neben Informationen über [[Tempo (Musik)|Tempo]], [[Taktart]], [[Dynamik (Musik)|Dynamik]] und [[Instrumentation]] die zu spielenden Töne in Form von Noten abgebildet sind, die von links nach rechts gelesen werden. Die verschiedenen [[Tondauer]]n werden dabei durch verschiedene Notenformen ([[Notenwert]]e) dargestellt, die [[Tonhöhe]]n durch die vertikale Position definiert. Zwei Notenlinien repräsentieren den Abstand einer [[Terz (Musik)|Terz]]; der Abstand einer zwischen den Linien liegenden Note zu einer auf einer der Nachbarlinien liegenden beträgt eine [[Sekunde (Musik)|Sekunde]]. Der [[Notenschlüssel]] am Beginn jedes Systems legt einen Referenzton für eine bestimmte Notenlinie fest, aus der sich die anderen Tonhöhen ableiten lassen: auf der Abbildung der Ton ''g’'' auf der zweiten Linie von unten. Im Bild kann man also nicht nur die relativen Notenabstände (Terz und Sekunde) ablesen, sondern auch aus dem Violinschlüssel schließen, dass die Töne ''a’–c’’'' und ''a’–h’'' gemeint sind. Für Töne, die zu hoch oder tief sind, um auf den Linien Platz zu finden, werden [[Hilfslinie]]n verwendet.
===Ein praktisches Beispiel===
[[Datei:Klaviernotation.png|mini|hochkant=2.2|Klaviernotation]]
Am folgenden Beispiel einer vereinfachten Darstellung des Anfangs von [[Johann Strauß (Sohn)|Johann Strauß]]' Klassiker „An der schönen blauen Donau“ ([[Bild:Loudspeaker.png]] [[:Media:Blue_danube.mid|Ausschnitt anhören]]) können die Grundlagen der modernen Notenschrift gut erklärt werden. [[Image:Blue danube easy.png|thumb|right|400px|Beginn des [[Donauwalzer]]s, vereinfacht notiert]]
In mehrstimmigen Musikstücken ist es üblich, mehrere Notensysteme untereinanderzusetzen, die jeweils eine [[Stimme (Musik)|Stimme]] enthalten, so dass die gleichzeitigen musikalischen Ereignisse übereinander angeordnet sind. Man spricht dann von einer [[Partitur]]. Dabei erhalten Liniensysteme für tiefere Töne meist einen Bassschlüssel, der im Unterschied zum Violinschlüssel das ''kleine f'' als Referenzton auf der zweitoberen Linie markiert.
#Links oben findet sich meistens die [[Tempo (Musik)|Tempo]]-Bezeichnung, oft in italienischer Sprache, hier in der Bedeutung „Walzertempo“. Darunter oder daneben kann die konkretere [[Metronom]]-Angabe in [[BPM]] ("beats per minute") stehen, hier 142 Viertelschläge pro [[Minute]].
#Die Angabe der [[Taktart]] legt die Viertel als Grundschlag der Melodie fest: Der Drei-Viertel-Takt hat seinen Schwerpunkt am Taktbeginn, auf den Hauptschlag folgen jeweils zwei weitere Schläge, bevor ein neuer
#[[Taktstrich]] den Beginn des nächsten [[Takt (Musik)|Taktes]] anzeigt.
#Ganz links im System befindet sich der [[Notenschlüssel]], in diesem Fall der Violinschlüssel, der anzeigt, dass die zweitunterste Linie das [[Oktave (Musik)|eingestrichene]] g (circa 418 Hz) repräsentiert. Rechts daneben stehen die
#General[[vorzeichen (Musik)|vorzeichen]]: Die beiden ''Kreuze'' auf den Linien des c und f zeigen an, dass diese beiden Töne (in sämtlichen Oktaven) um einen Halbton erhöht, also als cis und fis gespielt werden sollen, woraus sich [[Quintenzirkel|D-dur]] oder [[Quintenzirkel|h-moll]] als Tonart des Walzers ergibt. Diese [[Versetzungszeichen]] gelten für das ganze Stück, solange sie nicht (zumeist in Verbindung mit einem doppeltem Taktstrich) durch andere Generalvorzeichen abgelöst werden.
#Alle bisher aufgezählten Faktoren sollten vom Musiker zunächst gelesen und verarbeitet werden, bevor er die erste Note spielt: Eine [[Notenwert|Viertelnote]] auf dem Ton d<sup>1</sup>, deren [[Tonstärke|Dynamik]] (Lautstärke) durch das darunterstehende ''mf'' (ital. ''mezzo forte'' = mittellaut, normale Lautstärke) angezeigt wird. - Auffällig ist, dass gleich nach der ersten Note ein Taktstrich folgt, noch bevor ein voller Takt aus drei Viertelschlägen beendet ist. Das Stück beginnt also nicht mit dem ersten betonten, sondern mit dem unbetonten dritten Taktteil, einem [[Auftakt]].
#Die nächste Viertelnote (wieder d<sup>1</sup>) klingt nun auf dem ersten Schlag des nächsten Taktes. Sie ist durch einen
#[[Legato]]- oder [[Bindebogen]] mit den folgenden Noten fis<sup>1</sup> und a<sup>1</sup> verbunden, die nicht neu [[Artikulation (Musik)|artikuliert]], sondern mit der vorherigen verbunden gespielt werden sollen.
#Im nächsten Takt findet sich eine halbe Note a<sup>1</sup>, die die ersten zwei Schläge andauert und von einer
#Viertelnote gefolgt wird. An dieser Stelle finden sich zwei Notenköpfe übereinander auf den Positionen fis<sup>2</sup> und a<sup>2</sup>, was bedeutet, dass diese beiden Töne zugleich erklingen sollen. Außerdem gibt es darüber noch einen [[Staccato]]punkt, der eine besonders kurze Artikulation anzeigt. Nach erneutem Anspielen dieses Zweiklangs am nächsten Taktbeginn folgt eine
#[[Pause (Musik)|Pause]] in der Länge eines Viertelschlages. Mit dem folgenden Auftakt werden die vorigen Töne eine [[Terz (Musik)|Terz]] tiefer wiederholt.
#Unter den letzten drei Takten ist eine [[Decrescendo]]-Gabel, die ein Abnehmen der Lautstärke verlangt; ebensogut könnte man ''decresc.'' oder ''dim.'' (diminuendo) schreiben. In der Regel werden unter der Notenzeile in kursiver Schrift jene Anweisungen geschrieben, die sich auf die [[Tonstärke]] und den Vortrags-Charakter beziehen, über den Noten finden sich in fetteren Lettern die Informationen über das Tempo, wie '''accel.''' ([[accelerando]]) oder '''[[a tempo]]'''.
 
=== Ein praktisches Beispiel ===
==Geschichte==
Am folgenden Beispiel einer vereinfachten Darstellung des Anfangs von [[Johann Strauss (Sohn)|Johann Strauss]]’ Klassiker „An der schönen blauen Donau“ ({{Audio|Blue danube.mid|Ausschnitt anhören}}) können die Grundlagen der modernen Notenschrift gut erklärt werden:
===Antike und außereuropäische Notenschrift===
[[Datei:Notationserklärung.png|mini|hochkant=1.4|Beginn des [[Donauwalzer]]s, vereinfacht notiert]]
Vieles deutet darauf hin, dass im [[Altes Ägypten|alten Ägypten]] seit dem [[3. Jahrhundert v. Chr.]] eine Art Notenschrift existierte und auch andere Völker versuchten, Musik schriftlich festzuhalten.
# Links oben findet sich meistens die [[Tempo (Musik)|Tempo]]-Bezeichnung, oft in italienischer Sprache, hier in der Bedeutung „Walzertempo“. Darunter oder daneben kann die konkretere [[Metronom]]-Angabe in [[Beats per minute|BPM]] ''({{lang|en|beats per minute}})'' stehen, hier 142 Viertelschläge pro [[Minute]].
# Die Angabe der [[Taktart]] legt die Viertel als Grundschlag der Melodie fest: Der Drei-Viertel-Takt hat seinen Schwerpunkt am Taktbeginn, auf den Hauptschlag folgen jeweils zwei weitere Schläge, bevor ein neuer
# [[Taktstrich]] den Beginn des nächsten [[Takt (Musik)|Taktes]] anzeigt.
# Ganz links im System befindet sich der [[Notenschlüssel]], in diesem Fall der Violinschlüssel, der anzeigt, dass die zweitunterste Linie den Ton ''g’'' repräsentiert. Rechts daneben stehen die
# [[Vorzeichen (Musik)|Vorzeichen]]: Die beiden ''[[Kreuz (Notenschrift)|Kreuze]]'' auf den Linien des ''f’’'' und ''c’’'' zeigen an, dass die beiden Töne ''f'' und ''c'' in sämtlichen Oktaven um einen Halbton erhöht, also als ''fis'' und ''cis'' gespielt werden sollen, woraus sich u.&nbsp;a. mit einiger Wahrscheinlichkeit [[D-Dur]] oder [[h-Moll]] als mögliche [[Tonart]]en des Walzers ergeben (tatsächlich ist die Tonart D-Dur, was sich aber erst aus der Betrachtung des weiteren <!--sic!--> harmonischen und melodischen Verlaufs ergibt, die generellen Vorzeichen sagen genau genommen gar nichts über die tatsächliche Tonart). Diese Vorzeichen gelten für das gesamte System, solange sie nicht durch andere [[Versetzungszeichen]] kurzfristig (bis zum Ende des Taktes) überschrieben oder (zumeist in Verbindung mit einem doppelten Taktstrich) durch andere Generalvorzeichen abgelöst werden. Notenschlüssel und Vorzeichen werden am Anfang jedes Systems erneut notiert.
# Alle bisher aufgezählten Faktoren sollten vom Musiker zunächst gelesen und verarbeitet werden, bevor er die erste Note spielt: Eine [[Notenwert|Viertelnote]] auf dem Ton ''d’'', deren [[Dynamik (Musik)|Dynamik]] (Lautstärke) durch das darunterstehende ''mf'' ({{itS|mezzo forte|de=mittellaut, normale Lautstärke}}) angezeigt wird. In diesem Fall folgt gleich nach der ersten Note ein Taktstrich, noch bevor ein voller Takt aus drei Viertelschlägen beendet ist. Das Stück beginnt also nicht mit dem ersten betonten, sondern mit dem unbetonten dritten Taktteil, einem [[Auftakt]].
# Die nächste Viertelnote (wieder ''d’'') klingt nun auf dem ersten Schlag des nächsten Taktes. Sie ist durch einen
# [[Legato]]- oder [[Bindebogen]] mit den folgenden Noten ''fis’'' und ''a’'' verbunden, die nicht neu [[Artikulation (Musik)|artikuliert]], sondern mit der vorherigen verbunden gespielt werden sollen.
# Im nächsten Takt findet sich eine halbe Note ''a’'', die die ersten zwei Schläge andauert und der eine
# Viertelnote folgt. An dieser Stelle finden sich zwei Notenköpfe übereinander auf den Positionen ''fis’’'' und ''a’’'', was bedeutet, dass diese beiden Töne zugleich erklingen sollen. Außerdem gibt es darüber noch einen [[Staccato]]-Punkt, der eine besonders kurze Artikulation anzeigt. Nach erneutem Anspielen dieses Zweiklangs am nächsten Taktbeginn folgt eine
# [[Pause (Musik)|Pause]] in der Länge eines Viertelschlages. Mit dem folgenden Auftakt wird das vorige Motiv eine [[Terz (Musik)|Terz]] tiefer wiederholt.
# Unter den letzten drei Takten ist eine [[Decrescendo]]-Gabel, die ein Abnehmen der Lautstärke verlangt; ebenso gut könnte man „decresc.“ oder „dim.“ ''({{lang|it|diminuendo}})'' schreiben. In der Regel werden unter das [[Notensystem (Musik)|System]] in kursiver Schrift jene Anweisungen geschrieben, die sich auf die [[Dynamik (Musik)|Dynamik]] und den Vortrags-Charakter beziehen, über den Noten finden sich in fetteren Lettern die Informationen über das Tempo, wie „accel.“ ''([[Agogik (Musik)#Accelerando|{{lang|it|accelerando}}]])'' oder „[[a tempo]]“.
 
== Geschichte ==
[[Image:Seikilos.png|thumb|350px|Das Seikilos-Epitaph]]
=== Antike und außereuropäische Notenschrift ===
Die erste voll entwickelte und heute vollständig entzifferte Notation ist die [[Antike#Klassisches_Griechenland|griechische]], deren erstes Auftreten unterschiedlichen Quellen zufolge schon im [[7. Jahrhundert v. Chr.]] oder erst um 250 v. Chr. zu datieren ist. Diese Notenschrift verwendete Buchstaben, die möglicherweise nach den Saiten der [[Kithara]] benannt waren, für die [[Tonhöhe]] und markierte mit darüber geschriebenen Symbolen die [[Tondauer]]. Sie ist auf vielen [[Fragment]]en überliefert, allerdings gibt es nur eine einzige Komposition, die auf diese Art vollständig erhalten ist, das ''Seikilos-[[Epitaph (Grabinschrift)|Epitaph]]'', das im [[2. Jahrhundert v. Chr.]] in einen Grabstein in der Nähe von [[Ephesos]] gemeißelt wurde.
Vieles deutet darauf hin, dass im [[Altes Ägypten|alten Ägypten]] seit dem [[3. Jahrtausend v. Chr.]] eine Art Notenschrift existierte und auch andere Völker versuchten, Musik schriftlich festzuhalten.
 
{{Hauptartikel|Musiktheorie im antiken Griechenland#Griechische|titel1=Musiktheorie im antiken Griechenland}}
In Europa ging die griechische Notation mit dem Fall des [[Römisches Reich|römischen Reiches]] verloren, ihre spätere Entzifferung war nur mit Hilfe römischer [[Musiktheorie|musiktheoretischer]] Schriften aus den ersten nachchristlichen Jahrhunderten möglich. Wie schnell diese Tradition aber vergessen wurde, zeigt folgendes Zitat des Kirchenvaters und Bischofs [[Isidor von Sevilla]] aus seinen ''[[Etymologiae]]'' (um 625), in dem er behauptet, es sei unmöglich, Musik zu notieren:
:''Nisi enim ab homine memoria teneantur, soni pereunt, quia scribi non possunt'' (Etym. III, cap. 15)
:''(Wenn sie nämlich nicht von den Menschen im Gedächtnis behalten werden, vergehen die Töne, weil sie sich ja nicht aufschreiben lassen.)''
 
[[Datei:Seikilos.svg|mini|hochkant=1.4|Das Seikilos-Epitaph]]
Außerhalb von Europa entwickelten sich vor allem in [[China]], [[Japan]] und [[Indien]] Notationssysteme, die häufig neben oder über dem gesungenen Text die Melodie in kleineren Schriftzeichen notierten, rhythmisch aber viele Freiheiten ließen. Abgesehen davon wurden aber auch [[Tabulatur]]-Schriften für instrumentale Kompositionen verwendet. Die [[Araber|arabische]] Notenschrift, die ab dem [[13. Jahrhundert]] in Gebrauch war, wurzelt vor allem in der dort noch überlieferten griechischen Tradition, entwickelte sich aber kaum weiter, da der [[Improvisation|improvisatorische]] Charakter der Musik überwog.
Die erste voll entwickelte und heute vollständig entzifferte Notation ist die griechische, deren erstes Auftreten unterschiedlichen Quellen zufolge schon im [[7. Jahrhundert v. Chr.]] oder erst um 250 v. Chr. zu datieren ist. Diese Notenschrift verwendete Buchstaben – möglicherweise nach den Saiten der [[Kithara]] benannt – für die [[Tonhöhe]] und markierte mit darüber geschriebenen Symbolen die [[Tondauer]]. Sie ist auf vielen [[Überrest|Fragmenten]] überliefert, allerdings gibt es nur eine einzige Komposition, die auf diese Art durch eine Inschrift vollständig erhalten ist, das [[Seikilos-Stele|Seikilos-Epitaph]], das im [[2. Jahrhundert n. Chr.]] in einen Grabstein in der Nähe von [[Ephesos]] gemeißelt wurde.
 
In Europa ging die griechische Notation mit dem Fall des [[Römisches Reich|Römischen Reiches]] verloren, ihre spätere Entzifferung war nur mit Hilfe römischer [[Musiktheorie|musiktheoretischer]] Schriften aus den ersten nachchristlichen Jahrhunderten möglich. Wie schnell diese Tradition aber vergessen wurde, zeigt folgendes Zitat des Kirchenvaters und [[Bischof]]s [[Isidor von Sevilla]] aus seinen ''[[Etymologiae]]'' (um 625), in dem er behauptet, es sei unmöglich, Musik zu notieren:
{{Zitat
|Text=Nisi enim ab homine memoria teneantur, soni pereunt, quia scribi non possunt
|Sprache=la
|Quelle=Etym. III, cap. 15
|Übersetzung=Wenn sie nämlich nicht vom Menschen im Gedächtnis behalten werden, vergehen die Töne, weil sie sich nicht aufschreiben lassen.}}
 
Außerhalb von Europa entwickelten sich vor allem in [[China]], [[Japan]] und [[Indien]] Notationssysteme, die häufig neben oder über dem gesungenen Text die Melodie in kleineren Schriftzeichen notierten, rhythmisch aber viele Freiheiten ließen. Abgesehen davon wurden aber auch [[Tabulatur]]-Schriften für instrumentale Kompositionen verwendet. Die [[Araber|arabische]] Notenschrift, die ab dem [[13. Jahrhundert]] in Gebrauch war, wurzelt vor allem in der dort noch überlieferten griechischen Tradition, entwickelte sich aber kaum weiter, da der [[Improvisation|improvisatorische]] Charakter der Musik überwog.
 
[[Bild:Neumen-Lambacher Messe.jpg|thumb|left|170px|Lambacher Messe, Neumen über dem Text]]
Überhaupt lässt sich feststellen, dass abgesehen von den Griechen bei den meisten Völkern die Notenschrift eher als eine Erinnerungsstütze für größtenteils improvisierte Musik diente und weniger dazu, Melodien für die Nachwelt zu konservieren. Das genauere Notensystem entwickelte sich in Europa auch deshalb, weil die freiere, improvisierte Musik zugunsten der kirchlichen Tradition der komponierten und rituell wiederholbaren [[Psalmodie]]n und [[Choral|Choräle]] in den Hintergrund geriet.
 
=== Neumen ===
{{Hauptartikel|Neume}}
In der Mitte des [[9. Jahrhundert]]s entwickelte sich in europäischen [[Kloster|Klöstern]] eine neue Art der Musikschrift für die [[Gregorianischer Choral|gregorianischen Choräle]], die [[Neume]]n als Symbole benutzte, mit denen ein Melodieverlauf über dem Text notiert werden konnte. Eine einzelne Neume stand dabei für eine bestimmte melodische Floskel. In verschiedenen Ländern und Klöstern wurden allerdings leicht unterschiedliche graphische Zeichen verwendet. Die älteste Quelle dieser Notation findet sich in der ''Musica disciplina'' von Aurelian von Réôme um 850. Früher datierende Fragmente ''visigotischer Neumen'' von der [[Iberische Halbinsel|Iberischen Halbinsel]] konnten noch nicht entziffert werden. Aus dem Ende des [[12. Jahrhundert]]s stammt die links abgebildete ''Lambacher Messe'', deren Original im [[Stift Melk]] liegt.
[[Datei:Jenaer liederhandschrift.jpg|mini|hochkant|[[Jenaer Liederhandschrift]], Neumen im Liniensystem]]
<div class="tright" style="clear:none;">[[Datei:Neumen-Lambacher Messe.jpg|mini|hochkant|ohne|Lambacher Messe, Neumen über dem Text]]</div>
In der Mitte des [[9. Jahrhundert]]s entwickelte sich in europäischen [[Kloster|Klöstern]] eine neue Art der Musikschrift für den [[Gregorianischer Choral|gregorianischen Choral]], die [[Neume]]n als Symbole benutzte, welche man über den Text notierte. Sie stellten die Verbildlichung der Winkbewegungen des Chorleiters oder des Sängers ({{elS|νεύμα|neuma|de=Wink}}) dar. So stand eine einzelne Neume für eine bestimmte melodische Floskel. In verschiedenen Ländern und Klöstern wurden allerdings unterschiedliche grafische Zeichen verwendet. Die älteste Quelle dieser Notation findet sich in der ''Musica disciplina'' von [[Aurelian Reomensis|Aurelian von Réôme]] um 850. Früher datierende Fragmente visigotischer Neumen von der [[Iberische Halbinsel|Iberischen Halbinsel]] konnten noch nicht entziffert werden. Aus dem Ende des [[12. Jahrhundert]]s stammt das nebenstehend abgebildete ''Lambacher Missale,'' dessen Original im [[Stift Melk]] liegt.
 
=== Guido von Arezzo ===
[[Bild:Jenaer liederhandschrift.jpg|thumb|right|180px|Jenaer Liederhandschrift, Neumen im Liniensystem]]
Der linienlosen [[Neume#Adiastematische und diastematische Neumen|adiastematischen]] Neumennotation wurden allmählich Linien hinzugefügt, zunächst zwei farbige Notenlinien für die Töne ''f'' und ''c'', um die Halbtonschritte ''e–f'' und ''h–c'' zu markieren. Um auch die Tonschritte zwischen den Linien genau zu erfassen, fügte [[Guido von Arezzo]] zu Beginn des [[11. Jahrhundert]]s zwischen die f- und die c-Linie eine dritte Linie ein. Das Terzliniensystem, mit dem sich jeder diatonische Schritt genau bezeichnen lässt, war erfunden. Guido empfahl auch –&nbsp;je nach Gebrauch&nbsp;– über oder unter die drei Linien eine vierte Linie zu setzen.
 
Statt der Farben verwendete Guido nun Buchstaben (c oder f) am Beginn eines [[Notensystem (Musik)|Systems]], um eine der Halbtonpositionen zu markieren. Damit hatte Guido auch den [[Notenschlüssel]] erfunden. Er verwendete vor allem ein kleines&nbsp;c, mit dem das ''c<sup>1</sup>'' gesetzt wurde. Das f kam seltener vor, hat aber als F-Schlüssel (Bassschlüssel) die Zeiten überdauert.
===Guido von Arezzo===
Die Notation auf Notenlinien, die heute verwendet wird, geht auf [[Guido von Arezzo]], den Erfinder der [[Solmisation]], zurück. Er setzte die Neumen zu Beginn des [[11. Jahrhundert]]s in ein System aus ursprünglich vier Linien im [[Terz (Musik)|Terz]]abstand, von denen eine mit einem Tonbuchstaben markiert war. Mit dieser ''clavis (Schlüssel)'' konnte erstmals die genaue Tonhöhe der Musik festgelegt werden: Der [[Notenschlüssel]] war erfunden. Guido verwendete vor allem ein kleines '''c''', mit dem das c<sup>1</sup> gesetzt wurde, und hatte zudem die Gewohnheit, die Linien gewisser Töne in einer bestimmten Farbe zu ziehen, was auch damit zusammenhing, dass er seinen Schülern das neue System didaktisch aufbereiten wollte. Auf der Abbildung rechts sieht man eine Seite der [[Jenaer Liederhandschrift]].
 
Guido erkannte im praktischen Unterricht, dass diese nunmehr [[Neume#Adiastematische und diastematische Neumen|diastematische]] Notation immer noch eine didaktische Schwäche enthält. Obwohl die modalen Verhältnisse der Tonschritte relativ gleich bleiben, werden sie je nach Tonhöhe anders benannt. Deshalb erfand Guido ergänzend die relative [[Solmisation]], in der sowohl der Halbtonschritt ''e–f'' als auch der Halbtonschritt ''h–c'' (später auch ''a–b'') mit den immer gleichen Tonsilben „mi–fa“ gesungen wird.
Das vierlinige Neumensystem mit C-Schlüssel ist in Verbindung mit den Neumen der [[Quadratnotation]] in der [[Kirchenmusik]] bis heute in Gebrauch, für unterschiedliche [[Instrument]]e und Zwecke wurden aber bald auch Systeme mit mehr oder weniger Linien verwendet. Außerdem entwickelten sich der Bass- und der Violinschlüssel. Das moderne System mit fünf Linien entstand im [[Frankreich]] des [[16. Jahrhundert]]s, doch waren bis ins [[17. Jahrhundert]] hinein noch andere Schreibweisen üblich.
 
Guidos Leistungen sind demnach didaktisch motiviert. Mit dem Terzliniensystem visualisiert er erstmals Tonschritte exakt; mit der relativen [[Solmisation]] benennt er funktional die Halbtonschritte, so dass Schüler sie immer gleich artikulieren und singen; mit der [[Guidonische Hand|Guidonischen Hand]] schließlich bezieht Guido die „begreifende“ Hand in den Lernprozess ein. Diese Bündelung verschiedener Reize ist so wirkungsvoll, dass Musikpädagogen Guidos Methode bis heute unverändert – zumindest in didaktischer Hinsicht – anwenden.
===Mensuralnotation===
Da die Neumenschrift aus dem Festhalten von Gesängen entstand, die in ihrem Rhythmus dem [[latein]]ischen Sprachfluss folgten, war die exakte Notation von Tondauern noch kein wichtiges Anliegen. Vor allem für die Niederschrift rein instrumentaler Musik ergab sich aber bald die Notwendigkeit einer Reform. Mit der Einführung der (schwarzen) [[Mensuralnotation]] im [[13. Jahrhundert]] wurde durch die Verwendung verschiedener [[Notenwert]]e auch der [[Rhythmus]] notierbar. Die damaligen Notenwerte hießen ''Maxima, Longa, Brevis, Semibrevis, Minima'' und ''Semiminima'', ihr genaues metrisches Verhältnis hing von der verwendeten Mensur und dem Wert der Nachbarnote(n) ab.
 
Sinn der Solmisation ist es nicht, die absolute Notation zu ersetzen, sondern bloß die relativen Beziehungen der Töne dem Gedächtnis einzuprägen, ähnlich wie arabische Ziffern verwendet werden, um Melodien (1&nbsp;= immer Grundton), oder römische Ziffern, um Harmonien zu bezeichnen (I&nbsp;= Tonika). Sinn und Notwendigkeit der diastematischen Notation wird durch diese didaktischen Maßnahmen keineswegs in Frage gestellt.
[[Bild:Mensuralnotation-Missa papae marcelli.jpg|thumb|left|180px|Missa Papae Marcelli, weiße Mensuralnotation]]
Im [[15. Jahrhundert]] wurde durch die Vergrößerung der Handschriften das Ausfüllen der Notenköpfe zu aufwendig, außerdem war das verwendete Papier dünner und konnte leichter reißen, wenn es zu feucht war: Es entstand die so genannte weiße Mensuralnotation. Die Schwärzung erfolgte nur noch zur Kennzeichnung besonders kleiner Notenwerte. Der abgebildete Beginn der ''Missa Papae Marcelli'' von [[Giovanni Pierluigi da Palestrina]] ist hierfür ein schönes Beispiel.
 
Zur Zeit Guidos und noch lange danach kam man insbesondere für den Gesang meist mit vier Linien aus. Dies lag nicht bloß am geringen Tonumfang der Choräle, sondern auch an den flexiblen Schlüsseln. Sie ermöglichten es, den Tonumfang einer Stimme oder einer Melodie in das Liniensystem einzupassen. Das vierlinige Neumensystem mit C-Schlüssel ist in Verbindung mit den Neumen der [[Quadratnotation]] in der [[Kirchenmusik]] bis heute in Gebrauch. Für besonders hohe oder tiefe Töne wurden und werden ebenso wie in der modernen Notation [[Hilfslinie]]n verwendet. Diese Art der Notation mit vier durchgehenden Notenlinien findet sich auch heute noch in [[Choralbuch|Choralbüchern]].
===Das moderne Taktmaß===
 
Im 15. Jahrhundert begann man auch damit, Notenzeilen mit Hilfe vertikaler Linien in Abschnitte zu teilen. Diese Teile waren aber keine [[Takt (Musik)|Takt]]e im modernen Sinn, da ja auch die Musik jener Zeit sehr unregelmäßige Muster innehatte, sondern wurden zu Hilfe genommen, um in [[Partitur]]en anzuzeigen, an welchen Stellen die verschiedenen [[Stimme (Musik)|Stimme]]n zugleich zu spielen oder singen hatten.
Für andere Zwecke und unterschiedliche [[Musikinstrument]]e wurden bald auch Systeme mit mehr oder weniger Linien verwendet. Das moderne System mit fünf Linien entstand im [[Frankreich]] des [[16. Jahrhundert]]s, doch waren bis ins [[17. Jahrhundert]] hinein noch andere Schreibweisen üblich. Der von Guido bevorzugte C-Schlüssel wurde in vielen Bereichen vom F- und G-Schlüssel ersetzt, die praktisch nur noch in der Form als Violin- und Bassschlüssel Verwendung finden.
 
=== Modalnotation ===
{{Hauptartikel|Modalnotation}}
Um auch speziell die Rhythmik in der Notation festhalten zu können, entwickelte sich in Westeuropa während der so genannten [[Notre-Dame-Epoche]] im [[12. Jahrhundert]] bis zum Beginn des [[13. Jahrhundert]]s die [[Modalnotation]]. Diese basiert im Gegensatz zu der heute verwendeten Notation nicht auf einzelnen Schlägen im Taktgefüge, sondern auf sechs Elementarrhythmen (Modi), die sich an [[Verslehre|griechischen Versmaßen]] orientieren. Jeder Modus wird durch eine Ligatur (Gruppe von 2–4 Noten) in [[Quadratnotation]] beschrieben.
 
=== Mensuralnotation ===
{{Hauptartikel|Mensuralnotation}}
Da die Modalnotation nur eine festgelegte Anzahl an verschiedenen Rhythmen zuließ, ergab sich bald vor allem für die Niederschrift rein instrumentaler Musik die Notwendigkeit einer Reform. Mit der Einführung der (schwarzen) [[Mensuralnotation]] im [[13. Jahrhundert]] ([[Ars nova (Musik)|Ars Nova]]) wurde durch die Verwendung verschiedener [[Notenwert]]e auch der [[Rhythmus (Musik)|Rhythmus]] notierbar. Die damaligen Notenwerte hießen ''Maxima, Longa, Brevis, Semibrevis, Minima'' und ''Semiminima,'' ihr genaues metrisches Verhältnis hing von der verwendeten Mensur und dem Wert der Nachbarnote(n) ab.
 
[[Datei:Manuscript of Omnium bonorum plena.jpg|mini|links|Motette aus dem 15.&nbsp;Jahrhundert, weiße Mensuralnotation]]
Im [[15. Jahrhundert]] wurde durch die Vergrößerung der Handschriften das Ausfüllen der Notenköpfe zu aufwendig, es wurde zu viel kostbare Tinte gebraucht, außerdem war das verwendete Papier dünn und konnte leicht reißen, wenn es zu feucht war: Es entstand die sogenannte weiße Mensuralnotation. Die Schwärzung erfolgte nur noch zur Kennzeichnung besonders kleiner Notenwerte (vgl. die nebenstehenden Seiten einer vermutlich 1472 komponierten [[Motette]] von [[Loyset Compère]]).
 
==== Rhythmusnotation ====
1280 entwickelte Franco von Köln die erste präzise Rhythmusnotation, die in komplexen Werken, die jedoch entgegen dem damaligen Gebrauch improvisationsfeindlich waren, Niederschlag fand. Sie beruht auf der (perfekten) Drei- und (imperfekten) Zweiteilung der Notenlängen. (Sie wurden im Notenbild durch Einklammerung in Punkten auf das Maß der Länge der Brevis bezogen.)
 
Die Ars Nova konnte mit Isoperiodik (des Tenors) und Isorhythmik in den Perioden komplexe ''(polyrhythmische)'' Werke schaffen.
 
In der franco-flämischen Renaissance vereinfachte sich wieder die komplizierte Rhythmik der Ars Nova zu einfacheren Proportionen.
 
Weiter bestimmte der Rhythmus in seinem Grundmuster die Form, der man in Tänzen bestimmten Charakter zuschrieb, die man in Suiten zusammenfasste und standardisierte.
 
[[Datei:Weissemens.jpg|mini|125px]]
Mit der Mensuralnotation festigte sich die rhythmisch exakte Notation (bis in die Frühromantik (Triolen und höhere Unterteilungen), je schwieriger die Notation aussieht, umso jünger ist sie.) Die anfänglich ungenaue [[Punktierung (Musik)|Punktierung]] präzisierte Quantz im Barock zum heute üblichen Begriff (der ''Dreiteilung'').
 
=== Das moderne Taktmaß ===
Im 15. Jahrhundert begann man auch damit, [[Notensystem (Musik)|Notensysteme]] mit Hilfe vertikaler Linien, so genannter Mensurenstriche, in Abschnitte zu teilen. Diese Teile waren aber keine [[Takt (Musik)|Takte]] im modernen Sinn, da die Musik jener Zeit sehr unregelmäßige Muster innehatte, sondern wurden zu Hilfe genommen, um in [[Partitur]]en anzuzeigen, an welchen Stellen die verschiedenen [[Stimme (Musik)|Stimmen]] zugleich zu spielen oder singen hatten.
 
Gegen Ende des [[17. Jahrhundert]]s wurde das moderne rhythmische System mit [[Taktart]]en und [[Taktstrich]]en eingeführt, das als Notenzeichen die kleineren Werte der weißen Mensuralnotation mitnahm.
 
{{Belege fehlen}}
Aus der Geschichte der modernen Notation lässt sich ersehen, dass ihre Entwicklung hauptsächlich aus den Anforderungen für gesungene Musik entstand, und tatsächlich hört man oft, dass sie für die Niederschrift von Instrumentalmusik ungeeignet wäre. Die zahlreichen Versuche in den letzten beiden Jahrhunderten, das System der Notenschrift zu reformieren, schlugen aber sämtlich fehl, sei es aufgrund der konservativen Einstellung der Musiker oder weil die neu entworfenen Systeme doch schlechter geeignet waren als das alte. Für gewisse Spezialgebiete gibt es aber auch alternative Notenschriften, die zum Teil auf uralten Traditionen beruhen.
 
==Von Der Notensatz von der Handschrift zum Computerdruck ==
{{Hauptartikel|Notensatz}}
===Kopisten===
=== Kopisten ===
[[Image:Beethoven_Hammerklavier.jpg|thumb|250px|Beethovens ungestüme Notenschrift (Hammerklavier-Sonate)]]
[[Datei:Beethoven Klaviersonate Nr 30.jpg|mini|hochkant=1.4|Beethovens ungestüme Notenschrift (Klaviersonate op.&nbsp;109)]]
Die Entwicklung des Notensatzes verlief ähnlich wie die Geschichte des geschriebenen Wortes. Nach in Stein gemeißelten oder in Ton geritzten Notentexten entwickelten sich bald Tinte und Papier zum idealen Medium.
 
Die mehr oder weniger leserlichen Handschriften verschiedener Komponisten können viel über ihre Persönlichkeit aussagen, man vergleiche nur [[Johann Sebastian Bach]]s einheitliche und kontrollierte Handschrift (ganz oben abgebildet) mit nebenstehendem Ausschnitt von [[Ludwig van Beethoven]]s Hammerklavier[[Klaviersonate Nr. 30 (Beethoven)|E-Dur-Sonate op. 109]]. Bis heute ist die Entzifferung der [[Autograph]]e eine schwierige Expertenarbeit, wenn es gilt zu unterscheiden gilt, ob ein [[Staccato]]-Punkt oder nur ein Tintenfleck vorliegt, oder, wenn – wie häufig bei [[Franz Schubert]] der Fall, die graphischengrafischen Zwischenstufen von [[Akzent (Musik)|Akzent]]-Keil zu [[Diminuendo]]-Gabel in der Drucklegung adäquat wiedergegeben werden sollen.
 
Wenn der Komponist die [[Partitur]] eines neuen Orchesterwerks geschrieben hatte, war es die Aufgabe von [[Kopist]]en, die [[Stimme (Musik)|StimmeStimmen]]n der einzelnen Instrumente daraus abzuschreiben, was eine zeitraubende Arbeit gewesen sein musswar. War das Stück erst im letzten Moment fertigkomponiert, musste es schnell gehen, und aus vielen Zeitzeugnissen kennen wirsind Schilderungen von „noch feuchten Notenblättern“ bekannt, aus denen die Musiker eine [[Uraufführung]] spielten.
 
=== Buchdruck ===
[[Datei:Mensuralnotation-Missa papae marcelli.jpg|mini|hochkant|Missa Papae Marcelli, weiße Mensuralnotation]]
Nach der Einführung des [[Buchdruck]]s begannen auch die Notenschreiber, mit dieser Technik zu experimentieren, und druckten nach gestochenen oder geschnittenen Vorlagen aus Holz und Metall. Später wurde auch das Prinzip der beweglichen Lettern auf den Notendruck übertragen, wie es in der [[#Mensuralnotation|obigen]] Abbildung von Palestrinas Messe zu sehen ist. Diese Praxis wurde aber nur angewendet, wenn ein Werk einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollte. Der weitaus größere Teil der Musik wurde weiterhin aus handgeschriebenem Material gespielt. Außerdem funktionierte diese Setzmethode nur in Verbindung mit der rhythmisch relativ einfachen Musik jener Zeit, konnte aber mit der Entwicklung der Musiksprache und spätestens mit den graphisch komplizierteren Partituren der Romantik nicht mehr aufrechterhalten werden.
Nach der Einführung des [[Buchdruck]]s begannen auch die Notenschreiber, mit dieser Technik zu experimentieren, und druckten nach gestochenen oder geschnittenen Vorlagen aus Holz und Metall. Später wurde auch das Prinzip der beweglichen Lettern auf den [[Notendruck]] übertragen, wie es in der nebenstehenden Abbildung aus Palestrinas ''[[Missa Papae Marcelli]]'' zu sehen ist. 1498 erfand der Venezianer [[Ottaviano dei Petrucci|Ottaviano Petrucci]] den Notendruck mit beweglichen Lettern, seine Erfindung machte Venedig für die nächsten Jahrzehnte zum europäischen Zentrum des Notendrucks. Für den Notensatz mit beweglichen, frei kombinierbaren Typen war das Publikationsschaffen von [[Pierre Attaingnant]] von besonderer Bedeutung. Erstmals konnten musikalische Werke in hohen Auflagen erscheinen und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Der weitaus größere Teil der Musik wurde allerdings weiterhin aus handgeschriebenem Material gespielt.
 
===Metallplatten Notenstich ===
Im [[18. Jahrhundert]] wurde der Notenstich mit Kupferplatten in Frankreich immer verbreiteter, und durch seine überragende Qualität setzte er sich in den wichtigen [[Musikverlag|Verlagshäusern]]shäusern Europas bald durch. Die heikle Aufgabe des Notenstechers[[Notenstecher]]s besteht darin, die Aufteilung der Systeme und Takte mit all ihren zusätzlichen Beschriftungen und Symbolen am Blatt so anzuordnen, dass sich für den Spieler ein organisch zu lesendes Ganzes mit geeigneten Stellen zum Umblättern ergibt, und dieses [[Layout]] auf der Notenstichplatte ([[Blei]]-[[Zinn]]-[[Antimon]]-[[Legierung]]) spiegelverkehrt zu skizzieren. Der eigentliche Stechvorgang erfolgt dann mit einem [[Rastral]], (mit dem die fünf parallelen Notenlinien auf einmal gezogen werden), verschiedenen Stahlstempeln und anderen Ritz- und Stechwerkzeugen. Als Unterlage dient ein gebrauchter [[Lithographie]]stein. Dabei werden Schlüssel, Vorzeichen, Noten, kleine Bögen, Klammern und die vollständige Schrift mit Stahlstempeln eingeschlagen. Notenhälse, Balken, kleine Taktstriche und größere Bögen werden mit Stahlsticheln (entsprechend denen aus dem [[Kupferstich]]) gestochen. Crescendi und lange Taktstriche über mehrere Systeme werden mit dem so genannten Ziehhaken gezogen. Vor dem endgültigen Druck wird ein sogenannterso genannter Grünabzug ([[Hochdruckverfahren]]) zur Korrektur gemacht. Bei der Korrektur wird mit Hilfe einer gebogenen Zange die fehlerhafte Stelle auf der Rückseite der Notenstichplatte markiert. Danach wird das Blei der fehlerhaften Stelle mit Hilfe eines Nagelpunktes nach oben getrieben. Nach diversen Glättungs- und Entgratungsvorgängen kann die Korrektur durchgeführt, also das entsprechende Zeichen an die nunmehr richtige Stelle gebracht werden. Die Herstellung einer Notenstichseite dauert je nach Inhalt zwischen 8 und 12 Stunden.
 
===Computernotensatz Lithographie ===
Die ersten Experimente, Computer für den Notendruck einzusetzen, fanden schon in den [[1960er]] Jahren statt, ernstzunehmende Ergebnisse gibt es seit den [[1990er]] Jahren. Neben professionellen Programmen wie [[Finale (Programm)|Finale]], [[Score (Programm)|Score]] und [[Sibelius (Programm)|Sibelius]], die handgestochene Noten auch bei renommierten Musikverlagen massiv verdrängen, findet man auch [[Open-Source]]-Lösungen wie [[GNU LilyPond]] oder [[Rosegarden]]. Im Bereich der populären Musik werden heute vor allem Programme wie [[Logic]] oder [[Cubase]] verwendet. Dies sind aufwändige [[Sequenzer]]programme, in die auch Notendruckfunktionen integriert worden sind, die allerdings keinen professionellen Ansprüchen genügen und dadurch ästhetisch überzeugende Ausgaben populärer Musik zur Seltenheit werden lassen.
 
Zwischen 1796 und 1798 entwickelte [[Alois Senefelder]] auf der Basis von [[Solnhofener Plattenkalk]] ein Flachdruckverfahren, das sich für die schnelle und kostengünstige Vervielfältigung von Notenblättern eignete. Das Verfahren wurde später unter dem Namen [[Lithographie]] oder Steindruck bekannt und von vielen Künstlern aufgegriffen.
Viele Musiker sind nach wie vor der Meinung, dass es angenehmer ist, aus Noten zu spielen, die von einem geübten Notensetzer von Hand geschrieben oder gesetzt sind. Als besonders negativer Trend wird empfunden, dass Verlage aus Kostengründen zunehmend auch Noten herausgeben, die nicht von professionellen Notensetzern, sondern von Laien gesetzt worden sind und daher nicht immer hohen Ansprüchen genügen. Dies ist häufig bei populärer oder pädagogischer Musik der Fall, wenn z. B. der Autor einer Schule sein Werk komplett gesetzt und gelayoutet zum Druck einreicht.
 
=== Haftreibeverfahren ===
==Alternative Notationssysteme==
Eine Sonderform der Herstellung von Noten bestand darin, dass der Notenstecher die entsprechenden Notenlinien und den Text auf einem Karton markierte. Diese Vorlage wurde dann im Lichtsatzverfahren ([[Fotosatz]]) auf eine Folie gebracht. Auf diese Folie wurden dann Schlüssel, Noten, Hälse etc. analog den bekannten Haftreibebuchstaben aufgerieben. Qualitativ war dieses Verfahren dem konventionellen Notenstich unterlegen. Der Zeitaufwand zur Herstellung einer Notenseite entsprach in etwa dem einer Notenstichseite, jedoch fiel hier die Bleibelastung der Notenstecher weg. In der [[DDR]] wurde dieses Verfahren seit etwa 1978 genutzt.
[[Image:Guitar Tabulature.png|thumb|right|350px|Normale Notenschrift und Gitarrentabulatur]]
===Tabulatur===
[[Tabulatur]]en sind möglicherweise noch älter als Noten, da es naheliegender ist, die Griffe und Tasten niederzuschreiben, mit denen man zu einem musikalischen Ergebnis kommt, als das Ergebnis selbst zu abstrahieren. Vor allem für [[Zupfinstrument|Zupf]]- und [[Tasteninstrument]]e wurden sie verwendet, seltener auch bei [[Streichinstrument|Streich-]] und [[Holzblasinstrument]]en. [[Gitarre]]ntabulaturen sind bis heute in Gebrauch, rechts ist der Beginn des Liedes ''Alle Vöglein sind schon da'' abgebildet.
 
=== Notenschreibapparat ===
Eine besondere Art der Tabulatur ist die [[Klavarskribo]], eine Notation für Tasteninstrumente, die vom Niederländer Cornelis Pot entwickelt wurde.
[[Datei:Österreichische Nationalhymne aufgezeichnet mit Kromarograph aus Scientific American. vom 1.09.1906 .S. 159.jpg|mini|[[Österreichische Bundeshymne]], aufgezeichnet mit dem Kromarograph<ref>Abbildung aus ''Scientific American'', 1. September 1906, S. 159.</ref>]] Um 1900 entwickelte der Wiener Laurenz Kromar den [[Kromarograph]]en, einen automatischen Notenschreibapparat zur Aufzeichnung von Improvisationen auf dem Klavier. Dieser Entwicklung waren seit dem 18. Jahrhundert ähnliche Versuche vorausgegangen, die aber im Gegensatz zu Kromars Entwicklung nicht zu befriedigenden Ergebnissen geführt hatten.<ref>Johannes Wolf: [http://de.scribd.com/doc/47917508/WOLF-Johannes-%E2%80%A2-Handbuch-der-Notationskunde-II-Teile-1919-facsimile-on-music-notation ''Handbuch der Notationskunde''.] Teil II, Leipzig 1919, S. 458.</ref> „Der Kromarograph erfüllt nicht bloß zur raschen, getreuen Aufzeichnung von Improvisationen oder Kompositionen seinen Zweck, sondern der benutzte elektrische Strom bringt ein genaues Bild des Spieles, zeichnet die Korrektheit desselben wie jeden unterlaufenen Fehler nachweisbar und unnachsichtlich auf.“<ref>Rudolf Kaiser: ''Demonstration der Strahlenklaviatur und des Kromarographen.'' In: Gustav Mayer (Hrsg.): ''Bericht über den 1.&nbsp;Österreichischen Musikpädagogischen Kongreß.'' Wien/Leipzig 1911, S. 175–178.</ref>
 
===Notennamen Computernotensatz ===
{{Hauptartikel|Notensatzprogramm}}
In Texten über Musik oder in Ermangelung von Notenpapier werden Melodien oft anhand ihrer Notennamen beschrieben. Für den Donauwalzer im Beispiel oben könnte das so aussehen: „''3/4: d¹ | d¹ fis¹ a¹ | a¹''“ usw. Statt ''fis'' kann auch ''f#'' geschrieben werden, ebenso ''a<sub>b</sub>'' statt ''as''. Zu beachten sind hier aber auch [[anderssprachige Tonbezeichnungen]], deren Unkenntnis Missverständnisse hervorrufen kann.
{{Quellen}}
Die ersten Experimente, Computer für den Notendruck einzusetzen, fanden schon in den [[1960er]] Jahren statt, ernstzunehmende Ergebnisse gibt es seit den [[1990er]] Jahren. Neben Closed-Source-Notensatzprogrammen wie [[Finale (Software)|Finale]], [[PriMus]], [[Score (Software)|Score]], [[Sibelius (Software)|Sibelius]] oder [[Capella (Software)|capella]], die handgestochene Noten auch bei renommierten Musikverlagen immer mehr ersetzen, findet man auch [[Open-Source]]-Lösungen wie [[LilyPond]], [[MuseScore]], [[MusiXTeX]] oder [[ABC (Musiknotation)|ABC]] und ABC Plus.
 
Im Bereich der populären Musik werden heute zum Beispiel Programme wie [[Logic]] oder [[Cubase]] verwendet. Dies sind [[Sequenzer (Musik)|Sequenzer]]-Programme, in die auch Notendruckfunktionen integriert worden sind. Dabei können diese Sequenzer-Programme helfen, den Aufwand herabzusetzen, der für den hochwertigen Notensatz erforderlich ist: Es lassen sich [[MIDI]]-Dateien exportieren, die in Satzprogramme importiert werden können; die Notendarstellung muss also lediglich noch angepasst, nicht von Grund auf erstellt werden.
Weitere Möglichkeiten, Noten zu benennen, sind die ''relative'' und die ''absolute'' [[Solmisation]], die ihre Tonnamen auf [[Guido von Arezzo]] zurückführen, und die [[Tonwort|Tonwort-Methode]] von Carl Eitz.
 
Es wird in der Regel als angenehmer empfunden, aus Noten zu spielen, die von einem geübten Notensetzer von Hand geschrieben oder gesetzt sind. Als besonders negativer Trend wird empfunden, dass Verlage aus Kostengründen zunehmend auch Noten herausgeben, die nicht von professionellen Notensetzern gesetzt worden sind und daher nicht immer hohen Ansprüchen genügen. Dies ist häufig bei populärer oder pädagogischer Musik der Fall, wenn z.&nbsp;B. der Autor einer Schule sein Werk komplett gesetzt und mit fertigem Layout zum Druck einreicht.
[[Image:Figured_Bass.png|thumb|right|140px|Bezifferter Bass]]
 
== Alternative Notationssysteme ==
===Kurzschriften für Akkorde===
=== Tabulatur ===
In der Tradition des [[Generalbass]]es wird eine [[Bass]]stimme mit [[Bezifferung|Ziffern]] versehen, aus denen sich der über dem Basston zu spielende [[Akkord]] ableiten lässt. Viele Komponisten benutzten die Bezifferung aber auch, um rasch den harmonischen Verlauf eines Werkes skizzieren zu können. So konnte sich [[Franz Xaver Süßmayr]] bei seiner Vollendung von [[Wolfgang Amadeus Mozart|Mozarts]] [[Requiem (Mozart)|Requiem]] auf einige bezifferte Bässe stützen, die Mozart noch selbst notiert hatte. Die Abbildung rechts zeigt einen einfachen Generalbass, im oberen System ist eine mögliche Ausführung der Bezifferung ausgeschrieben.
[[Datei:Guitar Tabulature.png|mini|hochkant=1.4|Notenschrift und Gitarrentabulatur]]
[[Image:Alle_Voeglein.png|thumb|left|240px|Kinderlied mit Akkorden]]
{{Hauptartikel|Tabulatur}}
Eine andere Richtung verfolgen die heute vor allem im Jazz und in der Popularmusik üblichen [[Akkordsymbol]]e, die neben dem Notennamen des Akkord-Grundtons einen Code aus Buchstaben und Ziffern aufweisen, mit dem die Art der Harmonie beschrieben wird. Dieses System, das ganz ohne Notenlinien auskommt, wird in der [[Standard notation]] in Verbindung mit einer Melodie-Notenzeile eingesetzt, es gibt aber auch Sammlungen, in denen lediglich Text und Akkordsymbole eines Liedes abgedruckt sind, weil die Melodie als bekannt vorausgesetzt wird.
[[Tabulatur]]en (Griffzeichenschrift) wurden früher entwickelt als die moderne Notenschrift und wurden für [[Zupfinstrument|Zupf-]], [[Streichinstrument|Streich-]] und [[Tasteninstrument]]e verwendet, seltener auch für [[Holzblasinstrument]]e. Vor allem Lautenisten und Gitarristen behielten bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts die Griffzeichenschrift bei.<ref>[[Adalbert Quadt]]: ''Lautenmusik aus der Renaissance.'' Nach Tabulaturen hrsg. von Adalbert Quadt. Band 1 ff. Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1967 ff.; 4. Auflage ebenda 1968, Band 2, Vorwort (1967).</ref> [[Gitarre]]ntabulaturen sind im 20. Jahrhundert wieder in Gebrauch gekommen.
 
Rechts ist der Beginn des Liedes „Alle Vöglein sind schon da“ abgebildet. Rhythmuszeichen in Tabulaturen für Lauteninstrumente (siehe [[Tabulatur#Historische Lauten- und Gitarrentabulaturen|Historische Lautentabulaturen]]) bezeichnet nicht einzelne Notenwerte, sondern die Dauer bis zum Erklingen des nächsten Tones. In moderner Gitarrentabulatur jedoch können die Werte der einzelnen Töne bezeichnet werden (siehe [[Tabulatur#Moderne Gitarrentabulatur|moderne Gitarrentabulatur]]).
===Braille-Notenschrift===
Unter Verwendung der selben Zeichen wie in seiner [[Blindenschrift]] erfand [[Louis Braille]] eine musikalische Notation für Sehbehinderte, die heute weltweit verwendet wird. In seinem ausgeklügelten System von Noten-, Oktav-, Harmonie- und Zusatzsymbolen ist es möglich, auch die ''vertikalen'' Abläufe mehrstimmiger Musik in eine für Blinde lesbare ''lineare'' Zeichenfolge zu bringen. Die größte Sammlung von Noten in Brailleschrift besitzt die ''National Library for the Blind'' in [[Stockport]] ([[Großbritannien|GB]]). Ein hervorragender Artikel über ''Braille music'' findet sich in der englischen Wikipedia. (Siehe Weblinks)
 
Eine besondere Art der Tabulatur ist das 1931 entwickelte Notationssystem [[Klavarskribo]] („Tastaturschrift“), eine Notation für Tasteninstrumente, die vom Niederländer Cornelis Pot entwickelt wurde. Klavarskribo wird vertikal von oben nach unten notiert. Gruppen aus jeweils zwei oder drei Linien stehen für die schwarzen Tasten, die Notensymbole werden auf oder zwischen diesen Linien angeordnet.
===Graphische Notation===
Im [[20. Jahrhundert]] wollten sich viele [[Komponist]]en vom Notenbild lösen, das sie ungeeignet und zu konkret für ihre Musik fanden, und begannen, mit [[Graphische Notation|graphischer Notation]] zu experimentieren, um der eigenen [[Inspiration]] und der [[Kreativität]] des ausführenden Musikers mehr Platz zu geben. Wichtige Proponenten sind [[Karlheinz Stockhausen]], [[John Cage]], [[Morton Feldman]] oder [[Iannis Xenakis]], besonders bekannt ist der Klavier[[zyklus]] ''Makrokosmos'' von [[George Crumb]].
 
Die [[Steirische Harmonika]] wird von [[Akkordeonschule]]n neben der üblichen Notation häufig nach Gehör oder mit einer Griffschrift nach Max Rosenzopf (1937–2020)<ref>{{OeML|Rosenzopf_Max.xml|Rosenzopf, Max|EMH|Druckausgabe=nein}}</ref> gespielt und gelehrt.<ref>{{Internetquelle |url=https://steirischeharmonika-lernen.de/die-griffschrift/ |titel=Die Griffschrift |werk=steirischeharmonika-lernen.de |abruf=2023-03-20}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.volksmusikschule.at/griffschriftlehre.htm |titel=Spiel auf der Steirischen Harmonika nach Griffschrift (Tabulatur) |werk=volksmusikschule.at |abruf=2023-03-20}}</ref>
==Literatur==
 
*Albert C. Vinci: ''Die Notenschrift. Grundlagen der traditionellen Musiknotation'', Bärenreiter, Kassel 1988, ISBN 3-7618-0900-X
=== Tonnamen ===
*Thrasybulos Georgiades: ''Musik und Rhythmus bei den Griechen'', Rowohlt, Hamburg 1958
In Texten über Musik oder in Ermangelung von Notenpapier werden die [[Ton (Musik)|Töne]] einer Melodie oft anhand ihrer Tonnamen beschrieben. Durch Groß- und Kleinschreibung und Strichsetzung bzw. Indizierung oder Nummerierung lässt sich einem Ton eine eindeutige [[Oktave (Musik)|Oktavbezeichnung]] zuordnen. Die Melodie des Donauwalzers im Beispiel oben könnte so notiert werden: ''„3/4: d¹ | d¹ fis¹ a¹ | a¹ a² | a²“'' usw. Statt ''fis'' kann auch ''f''{{Musik|#}} geschrieben werden, ebenso ''a''{{Musik|b}} statt ''as.'' Zu beachten sind hier aber auch [[anderssprachige Tonbezeichnungen]], deren Unkenntnis Missverständnisse hervorrufen kann.
*Willi Apel: ''Die Notation der polyphonen Musik''. VEB Breitkopf & Härtel, Leipzig 1962, ISBN 3-7330-0031-5
[[Datei:Tracker patterns.png|mini|hochkant=1.4|Darstellung in einem Tracker-Programm. Zwei Spuren eines Instrumentes, mit eingegebenen Parametern zu Tonhöhe und Tondauer (zweistelliges Zahlenfeld).]]
*Friedrich Blume (Hrsg.): ''Die Musik in Geschichte und Gegenwart (MGG)''. dtv-Verlag, München/Kassel 1989, ISBN 3-423-05913-3
 
*Karlheinz Stockhausen: ''Musik und Graphik''. In: ''Darmstädter Beiträge zur neuen Musik III'', Schott Verlag, Mainz 1960
Besonders in digitalen Textformaten hat sich auch eine alternative Kurznotation entwickelt, die, ausgehend von der 88-Tasten-Standard[[klaviatur]], die Oktaven von unten bis oben durchzählt, angefangen jeweils beim C. Das Kontra-C ''(‚C)'' ist das erste C auf der Klaviatur, es heißt deswegen C1. Das fünfgestrichene c ''(c’’’’’)'', die höchste Taste, ist das achte C auf der Klaviatur und heißt demnach C8. Die Halbtöne werden unabhängig von ihrem Harmoniezusammenhang mit {{Musik|#}} als erhöht dargestellt (siehe dazu [[enharmonische Verwechslung]]), ''ges’’'' würde so zum Beispiel als F{{Musik|#}}5 geschrieben werden.
*Günter Brosche: ''Musikerhandschriften''. Reclam, Ditzingen 2002 ISBN 3-150-10501-3
 
Diese Schreibweise wird beispielsweise in [[Tracker (Musik)|Tracker]]-[[Musikprogramm]]en verwendet. Die Zeitachse verläuft hier vertikal von oben nach unten. Die Wahl der zeitlichen Schrittweite ist dabei ausschließlich Interpretationssache. Oftmals entspricht eine Zeile einer 16tel-Note, mit Tempiwechseln kann aber auch ein komplexes Gebilde wie 30-prozentiger Swing erreicht werden. Die Tonhöhe wird in der beschriebenen Notation eingetragen. Die Kompaktheit dieser quasi eindimensionalen Notenschreibweise ermöglicht eine übersichtliche Notation weiterer musikalischer Parameter wie Länge oder Lautstärke, aber auch spezifisch elektronischer Bearbeitungsmöglichkeiten, die die Klangfarbe beeinflussen.
 
Weitere Möglichkeiten, Töne zu benennen, sind die relative und die absolute [[Solmisation]], die ihre Tonnamen auf [[Guido von Arezzo]] zurückführen, das [[Jale (Musik)|Jale]]-System von [[Richard Münnich]], die [[Damenisation]] und die [[Tonwort]]-Methode von [[Carl Eitz]].
 
{{Siehe auch|Tonsymbol}}
 
=== Ziffernnotation ===
In vielen Kulturen wird die [[Partitur]] hauptsächlich über Zahlen, Buchstaben oder einheimische Zeichen dargestellt, die die Notenfolge repräsentieren. Dies ist beispielsweise der Fall bei der [[Chinesische Musik|chinesischen Musik]] ([[Chinesische Ziffernnotation|''jianpu'']] oder ''gongche''), bei der [[Indische Musik|indischen Musik]] ''(sargam)'' und in [[Indonesien]] ''(kepatihan)''. Diese andersartigen Systeme werden zusammengefasst als Ziffernnotation bezeichnet.
 
Als Beispiel soll hierbei die Zahlennotation angeführt werden, wie sie im ''jianpu'' Verwendung findet. Dabei sind beispielsweise die Zahlen 1 bis 7 den Tonstufen der Durskala zugeordnet. Bei einem Stück in C-Dur sind dies:
 
Note: C D E F G A H
Solfege: do re mi fa sol la si
Notation: 1 2 3 4 5 6 7
 
Ursprung dieser Notation ist die [[Chevésche Ziffernnotation|Ziffernnotation nach Emilé Chevé]].
 
=== Shape Notes ===
[[Datei:TheShapesOfShapeNoteSinging 4ShapeSystem.gif|mini|hochkant=1.4|Durtonleiter in 4-Shape Notation]]
[[Datei:CMajorScaleInAikenShapeSystem.gif|mini|hochkant=1.4|Durtonleiter in 7-Shape Notation]]
Shape Notes sind ein Notationssystem, das gegen Ende des 18. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten entwickelt wurde, um musikalischen Laien das Singen nach Noten zu erleichtern. Shape-Note-Lieder verwenden die Standardnotation, die Notenköpfe haben aber zusätzlich charakteristische Formen, die den Stufen der Tonleiter zugeordnet sind und mit [[Solmisation]]ssilben benannt werden.
 
Das erste Shape-Note-Gesangbuch, ''The Easy Instructor'', wurde 1801 von William Smith and William Little herausgegeben. Mit der [[Geistliches Lied in den Vereinigten Staaten#1776–1840er Jahre: Singing Schools, Shape Note Music und das Second Great Awakening|Singing-School-Bewegung]] gewannen Shape-Note-Gesangbücher eine hohe Popularität in den USA.
 
Zwei Systeme der Shape-Note-Notation haben sich durchgesetzt und sind heute in Gebrauch:
Das 4-Shape-System mit den Solmisationssilben ''Fa So La Mi'', das im Gesangbuch ''[[Sacred Harp|The Sacred Harp]]'' verwendet wird, und das 7-Shape-System mit den Solmisationssilben ''Do Re Mi Fa So La Ti/Si'', das z.&nbsp;B. im Gesangbuch ''The Christian Harmony'' verwendet wird.
 
=== Notationscodes ===
Um musikalische Parameter elektronisch „notieren“ und speichern zu können, wurden verschiedene [[Notationscode]]s entwickelt.<ref name="grammarreport">{{Internetquelle |autor=Adam Tee |url=http://denemo.sourceforge.net/grammarreport.html |titel=A Formal Grammar for Describing Music |datum=2001-02-15 |sprache=en |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20080515062624/http://denemo.sourceforge.net/grammarreport.html |archiv-datum=2008-05-15 |abruf=2013-03-09}}</ref> Zu unterscheiden sind Codes für die Wiedergabe von Musik wie [[MIDI]], Codes für die Eingabe oder Speicherung von Musik für den [[Notensatzprogramm|elektronischen Notensatz]] (wozu prinzipiell alle Dateiformate von Notensatzprogrammen zu rechnen sind) und solche für die musikwissenschaftliche Analyse von Musik wie der Humdrum-Code.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=http://www.humdrum.org/ |titel=The Humdrum Toolkit: Software for Music Research |werk=humdrum.org |hrsg= |datum= |sprache=en |abruf=2018-01-15}}</ref> [[MusicXML]] wurde als Austauschformat konzipiert und vereint Elemente von Humdrum, [[MuseData]] und MIDI. [[Music Encoding Initiative|MEI]] ist MusicXML ähnlich, setzt aber auf [[Text Encoding Initiative|TEI]] auf und berücksichtigt stärker [[musikwissenschaft]]liche Erfordernisse, insbesondere hinsichtlich der [[Editionsphilologie]].
 
=== Kurzschriften für Akkorde ===
[[Datei:Figured Bass.png|mini|Bezifferter Bass]]
[[Datei:Alle Vöglein sind schon da.png|mini|hochkant=1.4|Kinderlied mit Akkordsymbolen über den Noten]]
In der Tradition des [[Generalbass]]es wird eine [[Basslinie|Bassstimme]] mit [[Bezifferung|Ziffern]] versehen, aus denen sich der über dem Basston zu spielende [[Akkord]] ableiten lässt. Viele Komponisten benutzten die Bezifferung aber auch, um rasch den harmonischen Verlauf eines Werkes skizzieren zu können. So konnte sich [[Franz Xaver Süßmayr]] bei seiner Vollendung von [[Wolfgang Amadeus Mozart|Mozarts]] [[Requiem (Mozart)|Requiem]] auf einige bezifferte Bässe stützen, die Mozart noch selbst notiert hatte. Die Abbildung rechts zeigt einen einfachen Generalbass, im oberen System ist eine mögliche Ausführung der Bezifferung ausgeschrieben.
 
Eine andere Richtung verfolgen die heute vor allem im [[Jazz]] und in der Popularmusik üblichen [[Akkordsymbol]]e, die neben dem Notennamen des Akkord-Grundtons einen Code aus Buchstaben und Ziffern aufweisen, mit dem die Art der Harmonie beschrieben wird. Dieses System, das ganz ohne Notenlinien auskommt, wird in Verbindung mit einem Melodie-[[Notensystem (Musik)|Notensystem]] eingesetzt, es gibt aber auch Sammlungen, in denen lediglich Text und Akkordsymbole eines Liedes abgedruckt sind, weil die Melodie als bekannt vorausgesetzt wird.
 
=== Braille-Notenschrift ===
{{Hauptartikel|Braille-Musikschrift}}
Unter Verwendung derselben Zeichen wie in seiner [[Blindenschrift]] erfand [[Louis Braille]] eine musikalische Notation für Sehbehinderte, die heute weltweit verwendet wird. In seinem ausgeklügelten System von Noten-, Oktav-, Harmonie- und Zusatzsymbolen ist es möglich, auch die vertikalen Abläufe mehrstimmiger Musik in eine für Blinde lesbare lineare Zeichenfolge zu bringen. Die größte Sammlung von Noten in [[Braille-Musikschrift]] besitzt die ''National Library for the Blind'' in [[Stockport]] ([[Vereinigtes Königreich|GB]]).
 
=== Grafische Notation ===
[[Datei:Solitude.png|alt=Hans-Christoph Steiners grafische Notation für Solitude.|mini|Hans-Christoph Steiners grafische Notation für ''Solitude.'']]
In den 1960er und frühen 1970er Jahren fühlten viele Komponisten den Wunsch, sich vom klassischen Notenbild zu lösen, das ihnen zu ungeeignet und zu konkret für ihre Musik erschien. Sie begannen, mit [[Grafische Notation|grafischer Notation]] zu experimentieren,<ref>[[Erhard Karkoschka]]: ''Das Schriftbild der neuen Musik'', Celle 1965</ref> um der [[Inspiration]] und der [[Kreativität]] des ausführenden Musikers mehr Platz einzuräumen. Dies war wesentlich beeinflusst von den Künstlern des [[Fluxus]] sowie einer von [[John Cage]] und [[Alison Knowles]] kuratierten Ausstellung von Partituren und dem dazu von ihnen herausgegebenen Katalog ''Notations''.<ref>John Cage, Alison Knowles: ''Notation'', Something Else Press, 1969</ref>
 
Die meisten europäischen Komponisten kehrten jedoch schnell wieder zu einer präzisen („klassischen“) Notation zurück. Unter den Komponisten, die diese Notationsform für längere Zeit extensiv einsetzten, sind vor allem [[Roman Haubenstock-Ramati]] und [[Anestis Logothetis]] zu nennen.
 
Eine wichtige Rolle spielte die grafische Notation immer in Musik mit einem elektroakustischen Medium, dessen Part in irgendeiner Form in eine Partitur eingehen sollte, damit sich ''live'' Spieler mit ihm koordinieren konnten. Ein frühes und bedeutendes Beispiel ist dazu die Hörpartitur, die [[Rainer Wehinger]]<ref>[https://www.hmdk-stuttgart.de/index.php?id=710&tx_wrmedialib_pi1%5Bmedium%5D=19&tx_wrmedialib_pi1%5Baction%5D=show&tx_wrmedialib_pi1%5Bcontroller%5D=Medium (Kurzer Lebenslauf Wehingers)]</ref> 1958 für die elektroakustische Komposition ''Artikulation'' von [[György Ligeti]] erstellte.
 
=== Farbnotation ===
Schon [[Guido von Arezzo]] verwendete Farben zur Veranschaulichung der Notation, diese verschwanden mit Aufkommen des Notendrucks. Ein neuer Versuch wurde von [[Arno Peters]] unternommen. Die [[Peters-Notation]] ermöglicht eine räumliche Darstellung der Tonhöhe und der Tondauer. Er ordnete jedem der sieben Töne eine Farbe zu. Er beachtete bei der Zuordnung eine ähnliche Frequenzrelation innerhalb des [[Lichtspektrum]]s.<ref>Arno Peters: '' Die massstäbliche Darstellung der Tondauer als Grundlage oktav-analoger Farbnotation.'' Akademische Verlagsanstalt, Vaduz 1985, {{OCLC|216675474}}.</ref>
 
=== 6-plus-6-Notenschrift ===
[[Datei:6-plus-6-Tonleiter-C-Dur.png|mini|Die Dur-Tonleiter (hier C-Dur) mit 6-plus-6-Noten dargestellt: Beim Ganztonabstand bleibt die Farbe der Noten gleich, beim Halbtonabstand wechselt die Farbe und zusätzlich halbiert sich der Höhenabstand.]]
Die von [[Johannes Beyreuther]] entwickelte Notenschrift spiegelt die Anordnung der beiden Reihen der [[6-plus-6-Instrumente]] wider. Sie besteht aus weißen und schwarzen Noten. Gleichfarbige Noten sind im Ganztonabstand angeordnet. So haben die Töne 1 bis 3 der diatonischen Tonleiter die gleiche Farbe, die Töne 4 bis 7 die entsprechende andere Farbe. Ein Farbwechsel bedeutet einen Wechsel der zu spielenden Reihe. Ein großer Vorteil ist das Transponieren. Eine Melodie in C-Dur geschrieben lässt sich auf zweireihigen 6-plus-6-Instrumenten durch Verschieben des Anfangstones in fünf anderen Tonarten spielen, auf dreireihigen Instrumenten sogar in allen zwölf Tonarten. Auch bei Instrumenten mit einer verschobenen 6-plus-6-Anordnung wie die [[Wicki-Hayden-System|Hayden]]-Duet-[[Konzertina]] zeigt die Farbe der Noten die Reihe an, in der sich die Tasten befinden. Schlüssel gibt es nicht. Die 6-plus-6-Notenschrift gehört zum ''Beyreuther-Musikprinzip''.<ref>[http://www.beyreuther-musikprinzip.de/ Webpräsenz des Beyreuther Musikprinzip]</ref><ref>[[Johannes Beyreuther]]: ''Musizieren ohne Hindernisse – Der neue Weg zur Musik.'' Kolbermoor 1985.</ref>
 
=== Rhythmusnotation ===
[[Datei:Rhythmusnotation.jpg|mini|hochkant=1.4|Beispiel einer Rhythmusnotation, hier ''To Be With You'' von Mr. Big]]
Die Rhythmusnotation gibt lediglich die Zeitpunkte an, wann relativ zu einem Metrum Schallereignisse eintreten sollen. Außer für Schlaginstrumente kann sie auch für Sprechstimmen verwendet werden, etwa im [[Rap]]. Ergänzt durch Akkordsymbole, wird sie in Jazz und Popmusik eingesetzt – Schlagmuster und Harmonie geben so das Wesentliche an und überlassen die Details den Musikern wie Rhythmusgitarre, Keyboard oder Bass. Hier ist eine schräge Form der Notenköpfe üblich ({{enS|rhythm slashes}}).
 
=== Piano-Roll-Notation ===
[[Datei:Pianoroll notation prel3.svg|mini|Beispiel einer Piano-Roll-Notation, die für die Lesbarkeit auf Papier optimiert wurde (siehe [[:Datei:Pianoroll notation prel3.pdf|vollständiges Notenblatt]]).]]
In [[Sequenzer (Musik)|Sequenzer]]-Programmen zur Bearbeitung von Musik mit dem Computer wird meist eine sehr vereinfachte Notation verwendet. Werden beispielsweise Musikstücke über ein [[Musical Instrument Digital Interface|MIDI]]-Keyboard aufgezeichnet, erhält der Computer nur die Information darüber, welche Taste zu welchem Zeitpunkt gedrückt und wann wieder losgelassen wurde, ähnlich wie bei der Aufzeichnung auf einer [[Notenrolle]]. Schlüssel, Tonart, Taktart, Vorzeichen und die genauen Notenwerte stehen dem Computer dagegen nicht zur Verfügung. Eine Darstellung der aufgezeichneten Daten in der klassischen Notation ist daher nur mit sehr aufwendigen Algorithmen und manuellen Anpassungen möglich. Sequenzer-Programme arbeiten aus diesem Grund häufig mit einer ''Piano-Roll-Notation'' (Notenrollen-Notation), die dem Abdruck auf einer Notenrolle ähnelt und deren Darstellung sich sehr einfach programmieren lässt. Die Piano-Roll-Notation erlaubt auch eine einfache Eingabe oder Bearbeitung von Musikstücken am Bildschirm (in manchen Programmen ''Piano-Roll-Editor'' genannt). Auch zum intuitiven Erlernen von Klavierstücken kann die Piano-Roll-Notation verwendet werden, ohne dass das Lesen von klassischen Noten beherrscht werden muss. Piano-Roll-Notationen existieren in zahlreichen Varianten, zum Teil auch unter Verwendung von Farbe. In einigen Ländern wie den USA können Musik-Notationen patentiert werden. Unter den Patenten finden sich einige Beispiele für Piano-Roll-Notationen, wie zum Beispiel das [[:Datei:US patent 6987220 Holcombe.png|US-Patent 6987220]] (von 2006) einer Piano-Roll-ähnlichen Notation mit Farben.
 
== Siehe auch ==
* [[Liste von musikalischen Symbolen]]
* [[Blattspiel]]
 
== Literatur ==
* [[Willi Apel]]: ''Die Notation der polyphonen Musik.'' Breitkopf & Härtel, Leipzig 1962, ISBN 3-7330-0031-5.
* {{MGG1|Verfasser=[[Hans Hickmann]], Walther Vetter, Maria Stöhr, Franz Zagiba, Walther Lipphardt, Luther Dittmer, Martin Ruhnke, Friedrich Wilhelm Riedel, Wolfgang Boetticher, Rudolf Stephan|Lemma=Notation|Band=9|SpalteVon=1595|SpalteBis=1667|DigibibSeiteVon=55100|DigibibSeiteBis=55259}}
* [[Günter Brosche]]: ''Musikerhandschriften.'' Reclam, Ditzingen 2002, ISBN 3-15-010501-3.
* [[Gilles Cantagrel]]: ''Musikhandschriften&nbsp;−&nbsp; Musikhandschriften aus 10 Jahrhunderten &nbsp;−&nbsp; von Guido von Arezzo bis Karlheinz Stockhausen.'' Aus dem Französischen von Egbert Baqué. Knesebeck, München 2005, ISBN 3-89660-268-3 (Farbbildband).
* [[Max Chop]]: ''Die Entwicklung unserer Notenschrift.'' In: ''Reclams Universum'' 28.2 (1912), S. 1250–1254.
* [[Thrasybulos Georgiades]]: ''Musik und Rhythmus bei den Griechen.'' Rowohlt, Hamburg 1958.
* Martin Gieseking: ''Code-basierte Generierung interaktiver Notengraphik.'' [[epOs-Music]], Osnabrück 2001, ISBN 978-3-923486-30-4.
* Elaine Gould: ''Hals über Kopf. Das Handbuch des Notensatzes.'' Aus dem Englischen von Arne Muus und Jens Berger. Faber/Peters, London/Leipzig 2014, ISBN 978-1-84367-048-3.
* [[Andreas Jaschinski]] (Hrsg.): ''Notation'' (MGG Prisma). Bärenreiter, Kassel u.&nbsp;a. 2001, ISBN 3-7618-1625-1.
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* Markus Lepper: ''de Linguis Musicam Notare. Beiträge zur Bestimmung von Semantik und Stilistik moderner Musiknotation durch mathematische Remodellierung'', [[epOs-Music]], Osnabrück 2021, ISBN 978-3-940255-88-4.
* {{MGG2|Verfasser=Hartmut Möller u.&nbsp;a.|Lemma=Notation|Band=S7|SpalteVon=|SpalteBis=|ID=mgg15827}}
* Rainer Nonnenmann: ''Invention durch Notation – Von der Verfertigung musikalischer Gedanken beim Schreiben.'' In: ''[[Neue Zeitschrift für Musik]],'' 169. Jg. 2008, Heft 5, S. 20–25.
* Egon Sarabèr: ''Die Kunst des Notenlesens. Für Anfänger und Fortgeschrittene.'' 2., verbesserte Auflage. Papierflieger Verlag, Clausthal-Zellerfeld 2018, ISBN 978-3-86948-626-0.
* [[Manfred Hermann Schmid]]: ''Notationskunde: Schrift und Komposition 900 – 1900''. Bärenreiter, Kassel 2012, ISBN 978-3-7618-2236-4.
* [[Karlheinz Stockhausen]]: ''Musik und Graphik.'' In: ''Darmstädter Beiträge zur neuen Musik III.'' Schott, Mainz 1960.
* Albert C. Vinci: ''Die Notenschrift. Grundlagen der traditionellen Musiknotation.'' Bärenreiter, Kassel 1988, ISBN 3-7618-0900-X.
* Helene Wanske: ''Musiknotation. Von der Syntax des Notenstichs zum EDV-gesteuerten Notensatz.'' Schott, Mainz 1988, ISBN 3-7957-2886-X.
* L. K. Weber: ''Das ABC der Musiklehre.'' 13. Auflage. Zimmermann, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-921729-02-5.
* {{Literatur
|Autor=Rudolf Witten
|Hrsg=Bildungsverband Deutsche Buchdrucker
|Titel=Die Lehre vom Musiknotendruck
|Ort=Leipzig
|Datum=1925}}
* [[Susana Zapke]] (Hrsg.): ''Notation. Imagination und Übersetzung.'' Hollitzer Verlag, Wien 2020, ISBN 978-3-99012-858-9.
* Wieland Ziegenrücker: ''ABC Musik. Allgemeine Musiklehre.'' 6., überarbeitete und erweiterte Auflage. Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-7651-0309-4, S. 23–48 (''Von den Noten'').
 
== Weblinks ==
{{Wiktionary|Notation}}
*[http://www.musicians-place.de/harmonielehre_01/notensystem/notensystem.html Onlinekurs in Notenlesen und etwas Musiktheorie]
{{Commons|Musical notation|Notation (Musik)}}
*[http://www.ibiblio.org/expo/vatican.exhibit/exhibit/e-music/Music.html Prächtige Abbildungen aus der Musiksammlung des Vatikans (en)]
* {{Webarchiv |url=http://www.grundton.at/download/notation.pdf |text=Essay über absolute und relative Notation |wayback=20070928082846}} (PDF; 44&nbsp;kB)
*''[[:en:Braille_music|Braille music]]'' in der englischsprachigen Wikipedia
* [http://www.ibiblio.org/expo/vatican.exhibit/exhibit/e-music/Music.html Prächtige Abbildungen aus der Musiksammlung des Vatikans] (englisch)
<!--Werbeseite für kostenpflichtige Software--* [http://www.cadenzo.de/Noten_lernen.html Noten lernen in vier Schritten im Online-Kurs mit anschließendem Online-Test]-->
* [http://musikanalyse.net/tutorials/noten-lesen-lernen/ Noten lesen lernen] – Online-Tutorial auf musikanalyse.net
* [http://www.senzatempo.de/ston2012070100.html Synopsis of Musical Notation Encyclopedias] Kommentierte Bibliografie mit tabellarischem Seiten-Index zum Auffinden notationspraktischer Angaben in den Standardwerke von Gould, Vinci, Wanske, Stone und Read (englisch).
* {{Toter Link |date=2022-11-20 |url=http://www.schott-international.com/cms/php/Proxy.php/de_DE/shex/mdsintern/mdspartnerjournal/archiv/jrg07/show,16902.html |text=schott-international.com}}
* Boris Fuchs: [http://www.arbeitskreis-druckgeschichte.de/downloads/2012-fuchs-1.doc ''Die Geschichte der Technik des Musiknotendrucks – ein Überblick''.] ([[MS Word]]; 66&nbsp;kB) 23.&nbsp;August 2012.
* [http://musicnotation.org/ The Music Notation Project. Exploring Alternative Music Notation Systems]
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Exzellent|23. April 2005|6011752}}
 
{{Normdaten|TYP=s|GND=4135339-0|LCCN=sh85089012}}
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