(#) Kliche, Ralf - Sohn-Rether Und Formanalyse
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Adorno unternahm einen vorsichtig distanzierenden Vorsto bei Horkheimer, in dem er die Verffentlichung des Textes untersttzt. Dieser Versuch traf allerdings bei diesem wegen grundlegender theoretischer Bedenken auf taube Ohren. Horkheimer sieht Sohn-Rethel ganz und gar nicht im Gegensatz zu dem, was wir hassen. (Brief an Adorno vom 11.1.73). Neben einem beflissen akademischen und metaphysischen Stil wirft er ihm im Kern eine Verhaftung im Idealismus vor, indem Sohn-Rethel blo idealistische Termini durch solche der materialistischen Theorie ersetzt habe (Begriff der Ausbeutung bei Sohn-Rethel). Nachdem offiziell Umfang und Sprache des Aufsatzes zur Ablehnung durch Horkheimer gefhrt hatten, entschloss sich Sohn-Rethel zu einer grundlegenden berarbeitung, um die Kritik an seiner philosophischen Manier zu entkrften und doch noch einen Text in der Zeitschrift unterzubringen. Dieser Text ist 1936/1937 entstanden und unter dem Namen Zur kritischen Liquidierung des Apriori bekannt geworden. Er wurde 1978 in Warenform und Denkform verffentlicht. Auch dieser Text kam nicht zur Verffentlichung in der Zeitschrift des Instituts. Sohn-Rethel selbst behauptet spter von diesem Text, dass er damit dank der Gesprche mit Adorno und Benjamin einen betrchtlichen gedanklichen Fortschritt ber die Luzerner Schrift erreicht habe. Er versucht, auch Horkheimer mit Hinweisen auf diese Entwicklung in dem Brief vom 27.4.37 dazu zu bewegen, der Verffentlichung zuzustimmen. Adorno scheint dem Text durchaus gewogen gewesen zu sein. In diesem Sinne ist Adornos Versuch zu bewerten, Benjamin als Gutachter einzuschalten. (Sohn-Rethel selbst weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Benjamin im Unterschied zu Adorno sich nur schwer fr seinen Ansatz erwrmen konnte.) Der Vorsto und die theoretischen Entwicklungen Sohn-Rethels haben offensichtlich Horkheimer (und im brigen auch Marcuse, der hier Horkheimers Einschtzungen geteilt zu haben scheint) nicht berzeugt. Zumindest finden sich keine entsprechende Bemerkungen. Im Gegenteil, seine Kritik, die er im Brief an Adorno vom 8.12.36 formuliert, gert umfangreich und vernichtend, wohl auch um Adorno von seinen Sympathien fr Sohn-Rethel wegzubringen. Sohn-Rethels fortwhrende Versicherung, da irgendwelche Nachweise geleistet werden mssen, nach denen irgendwelche Genesen aus dem Sein oder aus der Geschichte oder aus der Seinslage des Menschen oder aus der tiefsten Wurzel des Seins des Menschen in seiner Geschichte gleichbedeutend seien mit dem Wahrheitsproblem des Bewusstseins oder der Geltungsfrage der Erkenntnis oder mit der Praxis der Gesellschaft empfinde ich als unendlich ermdend und uninteressant. (Brief vom 8.12.36)
Die hier erkennbaren grundlegenden theoretischen Differenzen zwischen Sohn-Rethels Lsungsversuch des Geltungsproblems und der Kritischen Theorie im Sinne Horkheimers werden auch in einem kontroversen Bezug auf die marxsche Theorie deutlich. Beide bemhen sich, ihr theoretisches Selbstverstndnis anhand des Bezugs auf Marx zu positionieren. Whrend Horkheimer allerdings versucht, die Kritische Theorie im Anschluss an das marxsche Werk zu entfalten, finden sich bei Sohn-Rethel bereits in dem schon erwhnten brieflichen Explikationsversuch vom 14.10.36 grundlegend distanzierende Formulierungen. Sein Ziel der Lsung des Geltungsproblems, verhalte sich durchaus kritisch zur marxschen Analyse. Das Geltungsproblem aber erfordert, wie mir scheint, durchaus eine generelle und grundstzliche Lsung, weil der Geltungscharakter selbst das Allgemeine und Grundstzliche alles Bewusstseins ausmacht. Seine Ebene ist dieselbe wie die des Wertgesetzes oder der Marxschen Analyse der Warenform, mit dem Unterschied jedoch, da es an Allgemeinheit den geschichtlichen Horizont des Kapitalismus und der kapitalistischen Warenform noch bergreift. ... Nun hat mir, was die Analyse des gesellschaftlichen Seins anlangt, immer geschienen, da der Marxschen Analyse der Warenform selbst noch eine Abstraktionsschicht zugrunde liegt, die bei Marx nicht zum Vorschein kommt, die aber gerade diesen Punkt des Zusammenhanges des gesellschaftlichen Seins mit dem Geltungsproblem der Erkenntnis betrifft; Horkheimer steht bei dieser Gegenberstellung klar auf der Seite von Marx, wenn er an Adorno schreibt: Das Schlimmste ist die Art, wie die Marxsche Theorie darin auftritt. Ich behaupte, da anstelle der Marxschen Kategorien Comtesche, sicher aber Spencersche Begriffe stehen knnten, ohne da irgendetwas verndert wre. Ja, noch mehr! Anstatt konomischer Kategorien knnen beliebige geschichtsphilosophische, biologische oder psychologische eingesetzt werden. Nirgends wird die eigentmliche Ironie der Marxschen Kategorien wirksam, nirgends erscheint ihre kritische Funktion, ja, es werden nicht einmal Konsequenzen aus ihrem spezifischen konomischen Gehalt gezogen.
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Noch einmal unternimmt Adorno einen Anlauf, den Text von Sohn-Rethel im Kontext des Instituts zu verffentlichen und weist Horkheimer vor dem Hintergrund von dessen Bemerkungen ber den Duktus des Luzerner Manuskripts darauf hin, dass es sich bei Sohn-Rethel nicht um einen Karrieristen handele. Er erreicht damit aber lediglich, dass Horkheimer einen Geldbetrag an Sohn-Rethel berweist, nicht, dass er die Verffentlichung untersttzt oder vorantreibt. Damit bricht der offizielle Kontakt zunchst ab, Sohn-Rethel geht nach England und Adorno in die USA. Erst spter kommt es noch einmal zur Kontaktaufnahme hinsichtlich der Verffentlichung eines Textes in der Zeitschrift fr Sozialforschung. Dann aber geht es um die Faschismusanalysen Sohn-Rethels, nicht mehr um seinen erkenntniskritischen Versuch anhand von Ware und Geld. Die beiden letzten Stellen im Briefwechsel dieser Zeit zwischen Adorno und Horkheimer, in denen Sohn-Rethel zum Thema wird nachdem bereits die berarbeitung in Gestalt des zweiten Textes vorlag, geben Auskunft ber die unterschiedlichen Bewertungen Sohn-Rethels durch die beiden. Sie mgen vielleicht auch als Hinweis auf die unterschiedlichen theoretischen Anstze der beiden in der zweiten Hlfte der 30er Jahre dienen und sollen deshalb zitiert werden. Adorno erlutert in einem Brief vom 21.5.37 aus Oxford an den in New York weilenden Horkheimer sein theoretisches Programm und verweist dazu auf die Grundgedanken Sohn-Rethels. Ich glaube nach wie vor, da mir in der Konzeption etwas wirklich Wichtiges gelungen ist, aber die Schwierigkeiten der Ausfhrung sind malos und oft verzweifle ich an der Mglichkeit, die selbstgewhlte Aufgabe zu lsen. Die eigentliche Schwierigkeit ist die, da es gilt, mit Hilfe des vom Idealismus beigestellten Apparates diesen selben abzubauen.... Etwa die Aufgabe: die formale Logik als Ausdruck eines Geschichtlichen zu erweisen, (das ist das Sohn-Rethelsche Programm RK) ohne dabei den Umfang ihrer eigenen striktesten Bedeutungsanalyse zu berschreiten, ohne sie aber auch zugleich in der bersetzung in Ausdruck selber wieder vorauszusetzen. Es ist diese Fragestellung in der ich mich mit Sohn-Rethel berhre und die Erfahrung der ungeheuren Schwierigkeiten, die mich zur Milde ihm gegenber stimmt. Sein Fehler ist der, da er in Wahrheit nirgends die immanente Analyse innehlt, sondern sie durchwegs durch Deutungen von auen berschreitet, zugleich aber den verwirrenden Anspruch der immanenten Identifikation aufrecht erhlt. Ich suche mit der uersten Anstrengung das zu vermeiden. Dadurch kommt es, da meine Arbeit zwar keinerlei explizite konomie enthlt (was die Arbeit und meine Fhigkeit berschritte), dafr aber, im Sinne der Absenz von freischwebender Theoriebildung, hoffentlich doch viel materialistischer gert als seine. Horkheimer antwortet darauf am 24.5.37: ber die sachlichen Punkte werden wir hier diskutieren, unter anderem ber das Expos von Sohn-Rethel. Eine endgltige Stellungnahme habe ich noch nicht eingenommen. Eine der Hauptschwierigkeiten scheint mir darin zu liegen, da Sohn-Rethel seine Thesen stets als Problemstellungen fr knftige Unternehmungen vortrgt und dadurch den Anschein erweckt, als werde alles, was er sagt, einmal echt wissenschaftlich gesttzt, und es handle sich vorlufig nur um Hypothesen. Der szientivische Kredit, den er auf solche Weise in Anspruch nimmt, mu aber abgeschrieben werden, wenn man sich klarmacht, da eben die Arbeitsweise SohnRethels in den verschiedenen Resmee gegen die Erwartungen auf solche knftigen Beweise zeugt. ... Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, da ich den Mangel an Beweisen im positivistischen Sinn nicht gegen Sohn-Rethel ins Feld fhrte, bezge sich die Arbeit nicht selbst fortwhrend auf solche Verfahrungsweisen. Es scheint mir auch, da man diese Schwierigkeiten bei Sohn-Rethel nicht etwa einfach ausmerzen kann, sondern da sie aus einer tiefen inneren Unklarheit stammen, die sich auch mit der Zeit nicht geben wird.
Der folgende Text wird sich nicht mit der lblichen Intention Sohn-Rethels einer kritischen Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Bestimmungsgrnden von (Natur-) Wissenschaft noch mit erkenntnistheoretischen Fragestellungen im engeren Sinne befassen. Vielmehr wird er zu zeigen versuchen, dass angesichts des vorliegenden Gesamtwerks von Sohn-Rethel die skeptische Bewertung Horkheimers sich besttigt findet, der Kredit wirklich abgeschrieben werden muss. Dies gilt sowohl hinsichtlich Sohn-Rethels Rezeption der Kritik der politischen konomie als auch hinsichtlich seiner materialen Rekonstruktion von Sozialgeschichte und Geschichte der exakten Wissenschaften.
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Eine solche Versicherung erscheint mir lohnenswert, auch wenn im Kontext der wissenschaftskritischen Diskussionen (insb. der Naturwissenschaften) der 70er Jahre in der BRD eine Auseinandersetzung mit und teilweise Distanzierung von Sohn-Rethel erfolgte. Die Diskussionen sind wieder abgeebbt, der Name Sohn-Rethel als Chimre eines grundstzlich radikaleren Verstndnisses von brgerlicher Gesellschaft und brgerlichem Denken geistert aber immer mal wieder durch linke Diskussionen, wobei man wohlweislich genauere Betrachtungen der Texte wie der materialen Geschichte meidet. In diesem Sinne werte ich den Vortrag von Manfred Dahlmann, Warenform und Denkform. Er versteigt sich gar zu der khnen Behauptung: Alfred Sohn-Rethel ist der einzige Philosoph seit Kant, der der Philosophie einen Fortschritt gebracht hat. Ohne dies hier ausfhren zu knnen, wrde ich demgegenber die These fr berechtigt halten, dass in der Marx-Rezeption des ISF, als dessen Vertreter Dahlmann hier zu sehen ist, sich die Fehlinterpretationen der Kritik der politischen konomie wiederfinden lassen, die bei Sohn-Rethel entdeckt werden knnen. Fehlende wissenschaftshistorische Beweiskraft des Ahnvaters schlgt auf seine Epigonen durch, die sich mit Verweisen der Auseinandersetzung mit Wissenschaftsgeschichte entziehen zu knnen glauben.
2 Sohn-Rethels Marxlektre
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Marxschen sehr viel weniger im klaren bin, als ber die Grundlagen und die Schlssigkeit meiner Theorie. (GKA, 228) Zweitens, dass er das offensichtlich auch nicht sehr problematisch fand, wenn er an derselben Stelle bemerkt, dass es sich hier um ein epitheoretisches Problem handele.
Die Warenanalyse
Den Stellenwert der marxschen Theorie sprich: Warenanalyse fr seinen eigenen Ansatz bestimmt Sohn-Rethel aus einem strker geschichtsphilosophischen und einem strker systematischen Blickwinkel. Als geschichtsphilosophisch bezeichne ich dabei die Wrdigung der Warenanalyse, weil sie ein wichtiges Vermittlungsglied auf [deckt], durch welches sich in den Epochen entwickelter Warenproduktion gewisse tragende Bewutseinsformen determinieren. (WD, 106) Dahinter steht die Denkfigur des Basis-/berbau-Verhltnisses als Kennzeichen echter materialistischer Geschichtsauffassung, da Geistesformen und reale Basis nicht getrennt voneinander sondern in durchgngiger Beziehung aufeinander und wechselseitiger Bedingtheit betrachtet werden. (WD, 106). Den Kritikstrang, der sich daraus ergibt, dass Sohn-Rethel ein historisches Verstndnis der einfachen Warenproduktion hat, will ich an dieser Stelle nicht verfolgen er muss wieder aufgriffen werden im Kontext der historischen Epochalisierung von Aneignungsgesellschaften. Als systematisch bezeichne ich den Versuch, beide Anstze aufgrund des gemeinsamen Gegenstandsbereichs der Warenanalyse zusammenzubringen, wobei es in seinen Augen natrlich die marxsche Theorie ist, die Federn lassen muss. Das Ziel ist, wie gesagt, die Herstellung der Einheit der Warenanalyse. (GKA. 233) Dazu sei man allerdings ber die Grenzen der Marxschen Warenanalyse hinausverwiesen, die durch eine Kritik der brgerlichen, bzw. idealistischen Erkenntnistheorie (MEVA, 65) zu ergnzen sei. An die Stelle der wechselseitigen Kritik mu die Bemhung treten, die Diskrepanzen erstens auf ihre notwendiges Ma zu reduzieren, sie dann aber zweitens vor allem als verschiedene Aspekte ein und derselben Warenstruktur in Einklang miteinander zu bringen, um damit zwischen beiden Theorien ... den korrekten geschichtsmaterialistischen Zusammenhang herzustellen. (GKA, 233) Im Grunde sieht Sohn-Rethel seine Theorie des Intellekts dabei als begrndende Metatheorie fr den marxschen Ansatz (genauso wie im brigen fr die Grenznutzentheorie; vgl. WD, 115).
Diese klaren Worte sollten allen jenen zu denken geben, die glauben, bei den Kategorien SohnRethels einen theoretischen Ansatz auf Basis der Kritik der politischen konomie zu sehen. Zugleich nimmt Sohn-Rethel hier allen den Wind aus den Segeln, die ihm die Differenz zur marxschen Theorie nachzuweisen versuchen und damit schon das Kritikprogramm als abgeschlossen betrachten.
Die Tauschabstraktion
Schauen wir uns die unterschiedlichen Begrifflichkeiten in der Analyse der Ware genauer an, zunchst den Begriff der Tauschabstraktion, in dem Sohn-Rethel am ehesten meint, an Marx anzuknpfen. Zentral ist und bleibt der Begriff der Abstraktheit der Warenform, die er bei Marx analysiert sieht. Abstraktheit herrscht allberall. Der vorherrschende Charakterzug der Warenform ist in der Tat Abstraktheit, und zwar eine Abstraktheit, die den ganzen Umkreis der Warenform zu ergreifen scheint. So ist zunchst der Warenwert oder Tauschwert selbst abstrakter Wert im Gegensatz zum Gebrauchswert. (WD, 107) Die Form, in der der Warenwert sinnfllig in Erscheinung tritt, nmlich als Geld, ist abstraktes Ding, ein Widerspruch in sich selbst. In ihm wird der Reichtum zum abstrakten Reichtum. Als Besitzer solchen Reichtums wird der Mensch selbst zum abstrakten Menschen... Und schlielich ist eine Gesellschaft, in der Warenverkehr
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den nexus rerum bildet, eine abstrakte Gesellschaft. Abstraktheit also liegt im Wesen der Warenform und herrscht in ihrem gesamten Umkreis. (WD, 107 f.). Basis all dieser Abstraktionen ist die Tauschabstraktion. In frheren Texten wird die Tauschabstraktion noch in Zusammenhang mit dem Gegensatz von Tauschwert und Gebrauchswert gebracht. In erster Linie ist der Tauschwert selbst abstrakter Wert im Gegensatz zum Gebrauchswert der Waren. (GKA, 41) Hier klingen noch moderne Positionen an, die den Gebrauchswert als Natursubstrat, Nichtidentisches, Widerstndiges und immanente Sprengkraft in der Totalitt kapitalistischer Produktion entdecken und begreifen mchten. Spter reduziert sich der Zusammenhang auf die gemeinsame Betrachtung von Formbestimmtheiten in der Warenabstraktion, die, obwohl sie mit der von Marx aufgewiesenen Warenabstraktion eng zusammenhngen, mit ihr keineswegs identisch und auch nicht in ihr inbegriffen sind. Die abstrakte Natur der Tauschhandlung ist auch nicht Funktion der im Austausch stattfindenden Gleichsetzung der Waren. Sie ist vielmehr dieser Gleichsetzung vorgeordnet und liefert, wie sich zeigen wird, ihre Begrndung. (WD, 120) Wir stoen hier zwar auf keine Hinweise fr den engen Zusammenhang der Warenanalyse zu Marx, wohl aber auf die grundstzliche Unterscheidung des Gehalts der Warenabstraktion. Sohn-Rethel meint mit Abstraktivitt nmlich nicht eine Abstraktion von Gebrauchswerten oder hnlichem in der logischen Analyse des Warentauschs. Er fhrt vielmehr die Unterscheidung von Gebrauchshandlung und Tauschhandlung ein, die jedem Austauschakt zukomme und die fr sich schon den Schlssel zu allen Problemstellungen liefere. Sie tritt an Stelle der Unterscheidung von Gebrauchswert und Tauschwert. Sohn-Rethels Definition ist, da als Gebrauchswert der Aspekt einer Ware als Gegenstand von Gebrauchshandlungen gelten soll, als Tauschwert ihr Aspekt als Gegenstand von Tauschhandlungen. (MEVA, 19) Gebrauchshandlung meint dabei nicht mehr als Konsumtion (oder Produktion) und banalerweise sollte ich das Schnitzel nicht essen, wenn ich es tauschen mchte (oder das Schwein vor dem Schnitzelverkauf schlachten). Gebrauchshandlung und Tauschhandlung sind nicht blo materiell verschieden, sie sind auch in der Zeit essenziell getrennt voneinander. Dieser Tatbestand enthlt den Grund fr die Abstraktheit des Tauschvorgangs. Der Vorgang ist abstrakt, weil er nur in faktischer Abstraktion von Gebrauchshandlungen berhaupt stattfinden kann. (MEVA, 19) Dies ist des Pudels Kern des Sohn-Rethelschen Abstraktionsverstndnisses. Ich brauche den Ausdruck Tauschabstraktion im Sinne der Abstraktheit, die der Tauschhandlung dadurch eignet, da sie wesensmig in tatschlicher Scheidung von jedweder Gebrauchshandlung stattfindet. (MEVA, 20) Dies ist der sachliche Gehalt der Redensweise von Tauschabstraktion bei Sohn-Rethel. Fr seinen Ansatz der Erkenntniskritik wird er auf dieser Basis die Brcke zum abstrakten Denken schlagen: Dadurch, dass Tausch- und Gebrauchshandlung nach Raum und Zeit auseinanderfallen, seien in der Tauschhandlung entsprechende Formbestimmungen von Bewegung, Zeit und Raum gesetzt, die sich dann spter in die entsprechenden Denkabstraktionen bersetzen lieen. Er spricht hier von reiner Quantitt, Substanz und Akzidenz, abstrakter Bewegung, strikter Kausalitt. Mit der marxschen Warenanalyse hat das schon alles nichts mehr zu tun, die Analyse des Warenverhltnisses wird in Tausch-Handlungstheorie aufgelst und ihr vorgelagert der Akt des Tausches ist bei Sohn-Rethel abstrakt, die Ware nur darber vermittelt.
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des Austauschs (GBMA, 57; auch GKA, 78: ... die Wertform der Waren, d.h. die Warenabstraktion... ) Folglich ist seine Formanalyse auch immer nur Analyse der Tauschabstraktion auf der Ebene der einfachen Tauschgleichung, nie Analyse der Wertform im marxschen Sinne in Kapitel 1.3 des Kapital. Marx verlsst dort explizit die Ebene der einfachen Tauschgleichung, in der sich beide Waren als Tauschwerte qualitativ gleich gegenberstehen. Erst auf diesem Wege kann das Geldrtsel verschwinden (vgl. MEW 23, 62). Sohn-Rethel demgegenber muss die Analyse der Wertform im marxschen Sinne meiden, weil er schon nicht mehr bereit ist, mit Marx die Erkenntnis des Wertbegriffs in der Warenanalyse nachzuvollziehen. Marx erschliet aus der Tauschgleichung den Wertbegriff ber das notwendig zugrundeliegende Dritte als Grund fr die Bedingung der Mglichkeit des einfachen Wertausdrucks. Das Gemeinsame, was sich im Austauschverhltnis oder Tauschwert der Ware darstellt, ist also ihr Wert.(MEW 23, 53) Aus dem sich darstellt wird hier deutlich, dass der Wert bei Marx als der aus dem Tauschverhltnis erschlossene Grund und die Tauschgleichung nur als die Erscheinungsform begriffen wird. Der Begriff der Wertform selbst ist bei Marx naheliegenderweise die Form, die der Wert annehmen muss und seine Frage ist die, warum der Wert diese Form annimmt. Der Begriff des Wertes ist so dem Begriff der Wertform logisch vorausgesetzt, selbst wenn diese sich zunchst dem Betrachter prsentiert und die Darstellung deshalb mit der Form beginnt. Bei Sohn-Rethel verkehrt sich diese Erschlieung eines Grundes in die Ableitung des logisch nachgeordneten Begriffs. Der Wert ist als nicht Grund der Gleichung (= Tauschgleichung RK), sondern umgekehrt, das dem Tauschverhltnis inhrente und fr die gesellschaftliche Synthesis notwenige Postulat der Tauschgleichung geht dem Wertbegriff voraus. (GKA, 76) Diese Wertbestimmung erfolgt im Rahmen der Diskussion der Formen der Tauschabstraktion (GKA, 76 ff. und WD, 120 ff.) Der Wert dient hier als Hilfskategorie dazu, die abstrakte Quantitt als Formbestimmung der Tauschabstraktion einzufhren. In diesem Sinne sind die Begriffe des Erzeugens, Erzwingens und Entspringens in dem folgenden Zitat nicht argumentativ-rckschliessend sondern entuernd-hervorbringend gemeint. Dinge, die essentiell verschieden sind (gleiche Waren werden nicht gegeneinander getauscht) werden hier in identischer Formbestimmtheit gleichgesetzt durch die Tat der Tauschhandlung (als ihre objektive Funktion). Diese Gleichsetzung des Verschiedenen, weil sie faktischer Natur ist, erzeugt, richtiger: erzwingt den konomischen Wertbegriff. (GKA, 122) Der konomische Wertbegriff ist bentigt, um etwas zu haben, was dem Postulat der Tauschgleichheit der nichtgleichen Waren entspricht. Der Wertbegriff (nicht die Wertgre) entspringt der Tauschgleichung, nicht umgekehrt. (WD, 122) Damit hat Sohn-Rethel den marxschen Zusammenhang von Wert und Wertform verdreht, der Wert selbst hat bei ihm keinen oder zumindest keinen systematischen Platz. Gegenstand seiner Analyse ist somit auch nicht die kapitalistische Gesellschaft als eine, in der das Wertgesetz sich Geltung verschafft mithin auch die Bestimmungen der Wertformanalyse (auch bis hin zum Fetischbegriff) greifen. Sohn-Rethel, und dies wird an der Diskussion seines Geschichtsverstndnisses deutlich werden, das zwingend seiner sogenannten Formanalyse entspricht, hat systematisch alle Gesellschaftsformationen im Blick, die seinem Begriff von Wertform, d.h. der Trennung von Tausch- und Gebrauchshandlung entsprechen. Das sind zumindest alle seit der Antike. Bei Marx wurde der Wert (und darber das Kapitalverhltnis) als gesellschaftliches Verhltnis und Grund brgerlicher Gesellschaft aus der Analyse der Ware erschlossen, er erwies sich als das, was diese Gesellschaft im innersten zusammenhlt. Dieses Verstndnis und damit die Struktur der brgerlichen Gesellschaft muss Sohn-Rethel unverstanden und fremd bleiben.
Nachdem die Anknpfung an Marx schon mit einem falschen Verstndnis warenfrmiger Abstraktheit beendet war, bleibt die an die Entwicklung des Wertbegriffs sich anschlieende Wertformdiskussion bei Marx die zentral zum Geldbegriff fhrt , bei Sohn-Rethel ausgespart. Er fhrt keine Wertformdebatte, die ber die Betrachtung der Tauschgleichung dadurch hinausfhrt, dass sie die (verschiedenen!) Rollen der Waren auf den jeweiligen Seiten des Wertausdrucks analysiert. Marx wendet sich an dieser Stelle von der einfachen Tauschgleichung
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zurecht ab, weil sie nicht mehr leisten kann, als den Schluss auf den Wert zu erlauben. Eine Wertformanalyse bentigt demgegenber den Blick auf die Verschiedenheit der Waren im Wertausdruck: Wie wird der Werth einer Waare nun ausgedrckt? Wie gewinnt er also eigne Erscheinungsform? Durch das Verhltni verschiedner Waaren. (Anhang zur Erstauflage, 626) Innerhalb der Abgrenzung seiner Theorie des Intellekts identifiziert Sohn-Rethel die Verweigerung dieses Argumentationsschritts gerade als ber Marx hinausgehende Leistung. Es soll lediglich noch auf die tiefste der Diskrepanzen zwischen meiner und der Marxschen Theorie hingewiesen werden, nmlich auf die sehr verschiedene Rolle, die dem Element der Wertform im Unterschied zur Wertsubstanz und Wertgre in beiden Theorien zukommt. Die Kritik des Intellekts wird berhaupt nur mglich dadurch, da es die Wertform von der Wertgre methodologisch reinlich zu trennen gelingt, und das wiederum erfordert eine Verschiebung des Ansatzpunktes der Analyse von der Unterscheidung zwischen Gebrauchswert und Tauschwert zur Entgegensetzung von Gebrauchshandlung und Tauschhandlung.(GKA, 233) Mit offensichtlichem Bezug auf die Wertformanalyse weist Sohn-Rethel darauf hin, dass bei Marx sich die Wertabstraktion (hier meint er wohl den Wert, RK) im Gebrauchswert einer anderen Ware darstelle. Dies sei auch fr die konomie (Marx = kritischer konom, RK) korrekt. Er, Sohn-Rethel, hingegen habe mit seiner Theorie einen identischen Ausdruck der bloen Wertform (GKA, 234) entdeckt eben in den abstrakten Denkformen, die den Abstraktionsformen des Warentauschs entsprechen. Es besttigt sich: Whrend Marx mit der einfachen Tauschgleichung beginnt und diese in der Wertformanalyse kritisiert, weil er zur Analyse des Geldrtsels kommen will, glaubt Sohn-Rethel ganz allein mit der Analyse der einfachen Tauschgleichung die gesellschaftlichen Verhltnisse analysieren zu knnen.
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von Tausch und Gebrauch nach ihrer spezifischen Getrenntheit voneinander als menschliche Praktiken. (STE, 263) Die Ausblendung der Wertgre stellt Sohn-Rethel natrlich vor das Problem, wie er berhaupt noch in seiner Theorie des Intellekts erklren will, dass sich Waren in definierten Quanta austauschen knnen. Auch wenn er immer wieder darauf abhebt, im Wertausdruck nur die qualitative Seite Leinwand = Rock betrachten zu wollen (MEVA, 18), kommt er nicht darum herum, dass in der Warenwelt solche Gleichsetzungen sinnlos sind. Der einfache Wertausdruck ist immer quantitativ bestimmt, x Ware A = y Ware B, und zwar nicht etwa im Sinne reiner Quantitten sondern als benannte Gren: 20 Ellen Leinwand = 1 (Stck) Rock. Die Fragestellung, wie dieses quivalenzpostulat, Sohn-Rethel spricht von der objektiven Tauschgleichung, erklrt werden kann, ohne aus der Warenanalyse auf einen Begriff der Wertsubstanz und Wertgre zu kommen, bringt ihn zu zwei gleichermaen unbefriedigenden Erklrungsversuchen. Sohn-Rethel will die subjektive Wertlehre als idealistisch kritisieren, ohne mit Marx den Wertbegriff teilen zu wollen. Er versucht es deshalb zunchst mit seiner Wunderwaffe, den Formbestimmungen der Tauschabstraktion. Das Postulat der quivalenz erwchst aus der Tauschabstraktion, genauer aus der Formidentitt, die die Abstraktion zwischen den beiden Waren, den beiden Tauschenden und ihren Beziehungen aufeinander herstellt. (MEVA, 22) Mit dieser Behauptung lsst Sohn-Rethel den Leser ohne weitere Erklrungen allein. Sie ist nicht wirklich plausibel. Zwar sind die Waren bei der Betrachtung des Wertausdrucks formidentisch, weil und soweit sie Trger von Tauschwert sind (in der Wertformanalyse nicht mehr, hier erscheinen sie gerade in unterschiedenen Formbestimmungen, sei es in der relativen Wertform, sei es in der quivalentform). Damit lsst sich zwar vielleicht die Bedingung ihres gemeinsamen Auftretens in der Tauschgleichung begrnden. Ohne den Begriff der Wertgre kann ich aber nicht mehr die quivalenz von bestimmten Quanta behaupten oder begrnden. Das bedeutet nicht, dass im Sinne einer Arbeitswertlehre die Wertgren der beteiligten Waren feststellbar seien, aber der einfache Wertausdruck ntigt gleichwohl den Schluss auf ein grenmig bestimmbares Drittes auf. Sohn-Rethel selbst mag dies gesehen haben. Zumindest versucht er das Problem an einer Stelle dadurch zu umgehen, dass er der Wertgre (und mit ihr der Arbeit) doch einen nachgeordneten Platz in der Warenanalyse zuweist, betonend, dass sie prinzipiell aus der Betrachtung der Wertform herausgehalten werden muss. Die getrennte Herleitung der Wertform aus der Tausch- bzw. Realabstraktion und der Wertgre aus der ihr subsumierten Arbeit; an ihr ist unbedingt festzuhalten. Dabei bedingt die Wertform die Mglichkeit der Wertgrenbestimmung der Waren. Denn nur durch die Wertform und ihre abstraktifizierende Wirkung wird die in den Waren vergegenstndlichte Arbeit kommensurabel und also grenmig vergleichbar. (GBMA, 58) Lsen kann er dieses Problem seines Ansatzes damit nicht. Wie die Wertform es schaffen soll, Kommensurabilitt herzustellen, ohne zugleich einen Inhalt definieren zu mssen, von dem die Gre ein bestimmtes Quantum darstellt, bleibt auch hier wohl fr immer Sohn-Rethels Geheimnis.
Arbeit
Kommen wir zum Kern-Anliegen von Sohn-Rethel. Warum legt er so groen Wert auf die Trennung von Wertform und Wertsubstanz / Wertgre? Weil er vermeiden will, dass die Arbeit einen systematischen Platz beim Verstndnis der Gesellschaftlichkeit im Kapitalismus einnimmt. Sohn-Rethel sprt, dass die Bercksichtigung der Fragen nach Wertgre und Wertsubstanz zu einem Begriff der gesellschaftlich-allgemeinen Arbeit fhren wrde und schliet sie deshalb aus seiner Wertformanalyse aus . Einen solchen Zusammenhang leugnet er nmlich explizit. Aber die Wertform der Waren, d.h. die Warenabstraktion, steht in keinem inhrenten Zusammenhang mit der zur Produktion der Waren erforderlichen Arbeit. Nicht Zusammenhang, sondern Trennung kennzeichnet dieses Verhltnis. Anders gesagt, die Warenabstraktion ist Tauschabstraktion, nicht Arbeitsabstraktion. (GKA, 78 f.)
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Der Begriff der Wertsubstanz fhrt bei Marx in der Tat auf den Begriff der gesellschaftlichen Arbeit. Das sieht Sohn-Rethel richtig, und dafr wird Marx auch kritisiert. Aus dieser Verschiebung der vergesellschaftenden Funktion aus dem Warentausch in die Arbeit erklrt es sich, warum bei Marx die Formanalyse des Warentauschs unterblieben ist. (MEVA, 36 f.) Weiter unten wird auf den Versuch einzugehen sein, die Geschichtsepochalisierung in Produktions- und Aneignungsgesellschaften vorzunehmen. Ich meine, vor diesem Hintergrund ist zu bewerten, dass Sohn-Rethel die Arbeit als einen gesellschaftlichen Prozess aus der Analyse der antiken und aller nachantiken Gesellschaften eliminieren will. Daraus drfte sich auch die Heftigkeit seiner Kritik an Marx speisen, dem er vorwirft, am Begriff der gesellschaftlichen Arbeit fr die Analyse der Kernstruktur kapitalistischer Produktion festzuhalten. Whrend doch Arbeit unter den Bedingungen der gesellschaftlichen Synthesis durch die Tauschabstraktion immer nur Privatarbeit sei, eine sehr robinsonadenhafte Apologetik kapitalistischer Produktion wrde Marx ein entsprechendes Verstndnis fehlen. Marx hingegen hlt an dem ursprnglich (im Sinne ursprnglicher Produktionsgesellschaften RK) gesellschaftlichen Charakter der Arbeit so untrennbar fest, dass er der Arbeit selbst dort, wo sie sich aus kollektivgesellschaftlicher Arbeit in vereinzelte Privatarbeit verwandelt hat, ihre gesellschaftliche Wesensnatur noch als ein zweites Schattendasein zuerkennt. (MEVA, 69) In dieser Kritik sehe ich die Anschlussfhigkeit Sohn-Rethels fr die modernen Formen der Kritik des Arbeiterbewegungsmarxismus begrndet. Gespeist von einem tiefen politischen Mitrauen gegenber einer korrumpierten Arbeiterklasse mchte man dort schon analytisch alle Spuren tilgen, die die Totalitt der brgerlichen Gesellschaft als durch den kapitalistischen Produktionsproze begrndet erweisen knnten; zumindest dann, wenn Arbeit mehr heien soll als angewandtes variables Kapital. Der Begriff der Privatarbeit beschreibt die Rolle der Arbeit im Kapitalismus nur sehr unzureichend. Auf die Idee einer solchen Beschreibung kann nur kommen, wer Arbeit ausschlielich von der Zirkulation her betrachtet, wenn der Arbeiter als Warenbesitzer der Ware Arbeitskraft privat seine Ware gegen Arbeitslohn verkauft. Natrlich werden Inhalt, Umfang und Organisation von Arbeit nicht im gesellschaftlichen Konsens festgelegt. Privat ist der industrielle Arbeitsprozess in seiner kooperativen Struktur trotzdem nicht. Und wenn der Verwertungsproze des Kapitals die Gesellschaftlichkeit gestaltet und die Dynamik der Gesellschaft bestimmt, so ist die Arbeit in ihrer Fhigkeit zur Mehrwertproduktion konstitutive Basis, conditio sine qua non dieser Gesellschaftlichkeit. Erst diese entscheidende Fhigkeit, Mehrwert produzieren zu knnen, erlaubt es, das Modell der Zirkulation mit allen Merkmalen des Wertausdrucks zu denken. Sohn-Rethel sprt dies und es zwingt ihn zu massiver Abgrenzung. Ich halte den Begriff der abstrakt gesellschaftlichen Arbeit, soweit er in der Warenanalyse erkennbar ist, fr einen dem Hegelschen Erbe geschuldeten Fetischbegriff. Er herrscht berall, wo die Vorstellung von der kapitalistischen konomie als einem gesellschaftlichen Arbeitszusammenhang sich einstellt. ... Der Fetischbegriff der abstrakt gesellschaftlichen Arbeit okkupiert genau den Platz, welcher der Realabstraktion aus der Kausalitt der Tauschhandlung zukommt. Er erkennt die Tatsache der Realabstraktion, aber er gibt ihr eine Fehlerklrung; eben darum ist er so schwer aufzudecken. Man mu erst die richtige Erklrung der Realabstraktion gefunden haben, bevor man sieht, was an der Marxschen falsch ist. (MEVA, 70) Die marxsche Fragestellung lautet: Wie ist es mglich, dass die Waren in der Zirkulation gleichgesetzt werden? Da die Waren bereits als Trger von Wert in die Zirkulation eintreten mssen, wird der Rckschluss auf die Arbeit erzwungen, indem sich die bei ihrer Produktion verausgabte Arbeit als gesellschaftliche Arbeit erweist. Marx erschliet so den Begriff der gesellschaftlichen Arbeit, um die Austauschbarkeit der Waren zu begrnden. Die spezifische Gesellschaftlichkeit der Arbeit unter kapitalistischen Bedingungen bentigt zwingend die Zirkulation, um sich als gesellschaftliche zu beweisen (als Realisierung des vorgeschossenen Kapitals) und kann nur darber erschlossen werden. Sie bentigt fr ihre Gesellschaftlichkeit genauso zwingend, als variables Kapital in der Produktion eingesetzt zu werden. Dass die Arbeit sich in der Zirkulation als gesellschaftliche nur beweist, soweit sie als Arbeit sans phrase betrachtet wird, die in der Produktion verausgabt wurde, kennzeichnet die spezifische Form der Gesellschaftlichkeit von Arbeit im Kapitalismus. Physiologisch orientierte Formulierungen knnen dabei nur metaphorischen Charakter haben; die Frage von Arbeitsteilung, Arbeitsmonotonie etc. greifen erst auf der Ebene der Betrachtung von absolutem und relativem Mehrwert, nicht auf der Begrndungsebene der Gesellschaftlichkeit von Arbeit.
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Austausch
Die Wertformanalyse Sohn-Rethels, sprich die Betrachtung der Abstraktionen des einfachen Warentauschs auf Ebene des einfachen formidentischen Wertausdrucks, lebt davon, die marxsche Argumentationsfolge ber Wert, Wertsubstanz, Wertgre, Wertform abzuschneiden. Solange allerdings nur und Sohn-Rethel tut dies bewusst die einfache Form x Ware A = y Ware B betrachtet wird, bleibt die Frage, wie sich daraus ein gesellschaftlicher Konnex begrnden liee, die berhmte gesellschaftliche Synthesis. Die Erklrung versucht Sohn-Rethel dadurch zu leisten, dass er die mit der Tauschabstraktion einhergehenden Abstraktionsleistungen als reale behauptet (Realabstraktionen) und dadurch die Notwendigkeit, dass alle in Tauschhandlungen beteiligten Personen immer diese Abstraktionen vollziehen mssen. Im allseitigen und wechselseitigen Vollzug der in den einzelnen Tauschhandlungen erfolgenden Abstraktionen sieht Sohn-Rethel die Grundlage fr den Zusammenhalt von Gesellschaft. Der Funktionszusammenhang der Tauschhandlungen, die von den Warenbesitzern unabhngig voneinander und ohne alle Verstndigung vorgenommen werden, bildet sich vermge der Abstraktion im Tauschvollzug, durch welche alle qualitativen Verschiedenheiten und Inkommensurabilitten der Handlungen eine Reduktion auf gleichnamige, blo quantitative Unterschiede erfahren. Dies ist die gesellschaftlich-synthetische Wirkung der Tauschabstraktion. (MEVA, 68) Sie setze dann die Kommensuration der in den Waren verkrperten Arbeiten ... als Ergebnis des durchgngigen Zusammenhangs aller Tauschakte, die den gesellschaftlichen Nexus als Tauschzusammenhang konstituieren. (MEVA, 73) In diesem Sinne ist es gemeint, wenn durchgngig der Austauschprozess als gesellschaftsstiftend fr alle Gesellschaften mit vorherrschendem Warentausch definiert wird. Der Austauschproze bringt somit die Wertform hervor. (GBMA, 57) Die hier prsentierte Vorstellung gesellschaftlicher Einheit, Synthesis, unterliegt einem statischen und atomistisch ber die einzelnen, monadischen Warenbesitzer hergestellten Verstndnis des Gesamtzusammenhangs der Gesellschaft. Kraft der Reziprozitt als Austausch nimmt die Aneignung die Form des selbstregulativen, sich selber auswiegenden Mechanismus an, der sie befhigt, Trger der gesellschaftlichen Synthesis zu werden. (GKA, 78) Was unterscheidet dies von der invisible hand von Adam Smith? Die Abgrenzung historisch vorgefundener Gesellschaften kann dann nur anhand des Durchdringungsgrades der Gesellschaften durch den Warentausch unterschieden werden. Kategoriale Unterschiede kapitalistischer zu vorkapitalistischen Gesellschaften lassen sich mit dem Sohn-Rethelschen Begriff der Synthesis via Austauschprozess nicht machen. Wo Marx in seiner Analyse der Ware die kapitalistische Zirkulation im Auge hat, gewinnt die ber den Austausch definierte Synthesis fr Sohn-Rethel jahrtausendlange Gltigkeit. Sohn-Rethel kann den Begriff des Werts nicht erkennen oder analysieren, er kommt so zu keiner Theorie der brgerlichen Gesellschaft. Zwar vermisst Sohn-Rethel bei Marx, dass dieser die Schaffung der Wertform durch den Austauschproze theoretisch nachzeichnet (WD, 99), er nimmt ihn aber fr sich als Gewhrsmann in Anspruch, indem er behauptet, dass Marx den Zusammenhang von Austauschprozess und Wertform formuliert habe. Dazu gibt er immer wieder folgendes Zitat als Beleg (ich habe bislang 5 Stellen gefunden): Der Austauschproze gibt den Waren, die er in Geld verwandelt, nicht ihren Wert, sondern ihre spezifische Wertform (WD, 98 f.; GKA, 52; GBMA, 57; MEVA, 36; MEVA, 40 (Funote 15a) Bercksichtigt man die Definition des Begriffs der Wertform bei Sohn-Rethel, so scheint SohnRethels Berufung auf Marx begrndet. Liest man aber nach, so stellt man fest, dass SohnRethel diese zentrale Stelle falsch zitiert. Dort (MEW 23, 105) spricht Marx nicht von den Waren, die im Austauschprozess ihre Wertform erhalten, sondern von der Ware, nmlich der Ware in der Geldform, die im Austauschprozess als allgemeines quivalent festgelegt wird. Nur fr diese Ware spricht Marx davon, dass ihre spezifische Wertform sich aus dem Austauschprozess ergebe.
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Geld
In warenproduzierenden Gesellschaften bildet das Geld den Trger der gesellschaftlichen Synthesis. (GKA, 20) Geld gewinnt so fr Sohn-Rethel theoretisch eine wichtige Rolle. Nicht allerdings fr die Entwicklung seiner Formanalyse des Tauschs. Diese bewegte sich ja nur auf der Ebene der Formidentitten der einfachen Tauschgleichung. Die Entwicklung der Geldform aus der Wertformanalyse bei Marx, d.h. das Verlassen der einfachen Tauschgleichung zur Lsung des Geldrtsels, bleibt Sohn-Rethel verschlossen. Trotz aller immer wiederkehrenden Betonung des Geldes, bleibt die Geldform fr ihn ohne systematisch-formanalytischen Gehalt.
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Geld und zwar nur in seiner Mnzgestalt ist fr ihn ein Argument zum Begrndung gesellschaftlicher Einheit und als Bindeglied fr den bergang der Formelemente der Warenabstraktion in die Kpfe der Beteiligten. Es gewinnt so auch Bedeutung als Brckenglied zur Erklrung wissenschaftlichen Denkens, sprich als Argument, warum das moderne wissenschaftliche Denken den Formelementen der Warenabstraktion entspreche. Hinsichtlich der Analyse des Geldes formuliert Sohn-Rethel eine seiner entscheidenden Differenzen zu Marx. Er indiziert eine bemerkenswerte Diskrepanz zwischen der Kritik der konomie und der Kritik des Intellekts durch die gesteigerte Bedeutung, die dadurch auf die Mnzform des Geldes fllt im Unterschied und Gegensatz zu seiner blo funktionalen und naturalen Form, in der wesensmig jede Ware, wie sie geht und steht, die Rolle des notwendigen Tauschmittels und Werttrgers bernehmen knnte... (GKA, 231) Mit Bezug auf die im ersten Kapitel des Kapital entwickelte Geldform am Ende der Wertformanalyse schreibt er: Damit ist nach Mastben der Kritik der konomie ( = Marx , RK) die Ausbildung der Geldform im wesentlichen vollendet, nicht aber nach Mastben der Kritik des Intellekts, denn diesen gem besteht zwischen der Geldform in dieser funktionalen Definition und der Geldform in der Definition der Mnzprgung ein sehr tiefgreifender Einschnitt. ... Nur die Mnzprgung heftet der Naturalform der Ware Gold die durchaus nicht naturale Bestimmtheit der zeitlosen materiellen Unvernderlichkeit auf sowie die essentielle Zuflligkeit des Goldes gegenber anderen mglichen Stoffen. (GKA, 231) Nun ist auch die Goldmnze gerade nicht materiell unvernderlich, sondern durch Nutzung verliert sie in der Zeit an Goldgehalt. Auch davon aber abgesehen erscheint die vorgelegte Textstelle nur schwer nachvollziehbar. Soweit ich die Wertformanalyse betrachte, kann nur festgestellt werden, dass sich jetzt eine bestimmte Ware in der allgemeinen quivalentform befindet ob als Gold, Silber oder Mnze, ist fr die Form unerheblich. Welche Wertform, wenn nicht die der Geldform soll denn nach Sohn-Rethel die Goldmnze einnehmen? Selbst die von ihm genannten Merkmale der Mnze lassen nicht erkennen, welche neue Wertform hier vorliegen knnte. Grundlage der Bemhungen, in der Mnze neue, ber Marx hinausgehende Qualitten zu erkennen, ist Sohn-Rethels historische Interpretation der Wertformanalyse als historische Stufenfolge, wobei er meint, die bei Marx am Ende der Wertformanalyse gefundene funktionale Geldform hat es Jahrhunderte (wenn nicht Jahrtausende) vor der Mnzprgung gegeben (GKA, 231). Da Sohn-Rethel immer wieder auf die ca. 670 v.u.Z. datierte erste Mnzprgung des antiken Griechenland (Kroton) im Zusammenhang mit der Herausbildung des antiken Denkens verweist, drngt sich der Verdacht auf, dass die Wertformanalyse erweitert werden soll, um den historisch unterstellten Zusammenhang zu einem Begrndungszusammenhang zu machen. Die von der marxschen abweichende, historisierende Sichtweise wird Marx dann als unzureichende geschichtliche Differenzierung angelastet. Eine funktionale Geldform gibt es auch im bloen Auenverkehr des Austauschs zwischen den unterschiedlichen Staaten und Gemeinwesen des Bronzezeit, die einen vielseitigen Handelsverkehr miteinander entwickeln, ohne da doch der Warenaustausch entscheidend in ihr inneres Gefge eindringt.... Also ist die funktionale Formentwicklung des Geldes, welche Marx durchfhrt, zwar fr die begrenzten Absichten seiner Kritik der brgerlichen konomie ausreichend, aber geschichtsmaterialistisch ist sie nicht gengend, weil sie die Formentwicklung von der Geschichtsentwicklung trennt. (GKA, 232). Auffallenderweise wird die marxsche Analyse der Mnze im 3. Kapitel, dort gebunden an die Funktion des Geldes als Zirkulationsmittel, von Sohn-Rethel gar nicht betrachtet. Sohn-Rethels Verfahren lautet: Ignoriere die inhaltlichen Funktionsbestimmungen des Geldes im Kapital (Ma der Werte etc), nimm den verbleibenden Rest, interpretiere ihn als historische Analyse um und stelle dann fest, dass diese historische Verortung nicht trgt. Man stelle sich vor, die bei Marx entwickelte Geldform historisch in Staaten der Bronzezeit wiederfinden zu wollen. So wird allerdings plausibel, warum Sohn-Rethel der Mnzprgung argumentationstaktisch das entsprechende Gewicht geben muss. Da er Marx so uminterpretiert, dass die Geldfunktionen bereits vorantik vorhanden gewesen seien, dort nach Sohn-Rethels historischen Analysen sich der Sndenfall des abstrakten Denkens aber vollzogen habe, bentigt er differentia specifica, um den qualitativen Umbruch zu markieren.
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Auf die fragwrdige historische Stichhaltigkeit der Argumentation wird noch einzugehen sein. Festzuhalten bleibt hier, dass Sohn-Rethel das Geld trotz des herausragenden Stellenwerts fr seine Argumentation nicht formanalytisch begrndet, sondern es historisch einfhrt. Dieses Verfahren Sohn-Rethels zeugt von tiefem Unverstndnis der marxschen Argumentation wie auch von der grundlegenden Schwche der formanalytischen Begrndung der Theorie des Intellekts.
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Die Produktionsgesellschaft, bei Sohn-Rethel die kommunistische Urgesellschaft, erhlt durch den Arbeitszusammenhang im Produktionsproze die Form ihrer Synthesis (GKA, 123). Arbeit ist klassenlose Kollektivarbeit. Planung / Organisation und Durchfhrung der Arbeit sind nicht getrennt deshalb wird hier von gesellschaftlicher Einheit von Kopf und Hand gesprochen. Dies kennzeichne jede, auch noch die herzustellende, kommunistische Gesellschaft. Mit den altorientalischen Gemeinwesen tritt das Mehrprodukt und mit ihm erstmals die einseitige Aneignung durch eine herrschende Klasse auf. Damit entsteht die erste Aneignungsgesellschaft. Das gemeinsame Merkmal alle Aneignungsgesellschaften ist eine gesellschaftliche Synthesis durch Ttigkeiten, die der Art nach verschieden und in der Zeit getrennt sind von der die Aneignungsobjekte erzeugenden Arbeit. (GKA, 124) Kopfarbeit existiert zwar separat in der herrschenden Kaste, aber noch nicht als inhrente Scheidung von Handarbeit. (GKA, 134) Die klassische Aneignungsgesellschaft der Antike unterscheidet sich dadurch, dass die Aneignung auf Basis ausgedehnten Warenverkehrs und Geldes komplementr ber den Markt erfolgt. Es ist eine Gesellschaftsformation, in welcher die gesellschaftliche Synthesis vom Austauschproze der Produkte als Waren vermittelt ist und nicht mehr auf einer gemeinschaftlichen Produktionsweise beruht. (GKA, 142) Handarbeit (Sklaven) ist vollkommen von der Kopfarbeit getrennt. Mit der Auflsung der klassischen Aneignungsgesellschaft erfolgt wieder die Aufnahme der Handarbeit in die Gesellschaft. Im handwerklichen Produktionsprozess findet sich wieder eine persnliche Einheit von Kopf und Hand. Der Charakter der Aneignungsgesellschaft bleibt allerdings erhalten. Die Herausbildung des modernen Kapitalismus in der Renaissance lst dann die Selbstndigkeit der Handwerker wieder auf, in der entstehenden Wissenschaft systematisiert sich auch die persnliche Trennung von Kopf und Hand. Erst der Monopolkapitalismus erlaubt wieder, die Stufe der Produktionsgesellschaft anzustreben.
Geschichtsepoche
Form gesellschaftlicher Synthesis Produktionsgesellschaft einseitige Aneignungsgesellschaft klassische Aneignungsgesellschaft Aneignung Aneignung Aneignung Aneignung Produktion
Verhltnis Kopf und Hand (gesellschaftlich) vereint getrennt getrennt vereint getrennt getrennt getrennt vereint
Verhltnis Kopf und Hand (persnlich) vereint vereint getrennt ? vereint ? bergang vereint getrennt getrennt vereint vereint
Urkommunismus Bronzezeit, altorient. Gesellschaften griechische Antike Mittelalter bergangsphase Renaissance Kapitalismus Kapitalismus mit Automatisierung Kommunismus
Die historische Stichhaltigkeit der Beschreibungen kann an dieser Stelle nicht diskutiert werden, dazu bedrfte es genauerer Differenzierung die Sohn-Rethel selbst fast berall vermissen lt. Phnomenlogisch drfte vieles zutreffend beschrieben sein.
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Die Epochalisierung erlaubt allerdings auf der realgeschichtlichen Ebene keine Unterscheidung des Typs gesellschaftlicher Totalitt, die im Kapitalismus geschaffen wurde, von dem gesellschaftlichen Nexus vorkapitalistischer Gesellschaften. Das wre aber fr ein adquates Verstndnis kapitalistischer Produktionsweise zwingend. Bereits der Begriff der Synthesis suggeriert, dass sich Gesellschaften nur ber das Wie ihres Zusammenhangs unterschieden htten. Demgegenber wre die These zu vertreten, dass erst der Reproduktionszusammenhang des Kapitals gesellschaftliche Totalitt und Dynamik umfassend herstellt und sich dadurch qualitativ von frheren Gesellschaftszusammenhngen unterscheidet. Whrend diese entscheidende differentia specifica bei Sohn-Rethel verloren geht, bleibt die Klammer des Begriffs der Aneignungsgesellschaft schlecht formalistisch. Der Begriff scheint eher taktisch zur Begrndung der Kontinuitt der Tauschabstraktion geeignet als zur Begrndung struktureller Gemeinsamkeiten. Fr den historischen Ausblick in der historischen Argumentation von Sohn-Rethel erscheint bemerkenswert, dass er gerade in der Produktion seit dem Ende des 19. Jh. Auflsungserscheinungen an der Alleinherrschaft der Warenform beobachtet. Aufgrund der Vergesellschaftung der Arbeit durch Automation und Taylorismus sei etwas qualitativ Neues ins Dasein (WD, 132 f.) getreten. Jetzt wrden im Arbeitsproze selbst konomische Prinzipien Platz greifen, welche die Mglichkeit einer ganz anderen Gesellschaftsform erffnen (WD, 132 f.). Es scheint, dass auf der Hhe der zeitgenssischen Diskussion der 70er Jahre dieses emanzipative Potential in Arbeitsintegration und Automatisierung gesehen wird. Frappierend erscheint nur, dass gerade hier der qualitative Bruch zum seit der Antike wirkenden Vergesellschaftungsprinzip der Tauschabstraktion vermutet wird, weil die Arbeit im modernen Arbeitsproze mehr und mehr Charaktere der Vergesellschaftung in sich aufsaugt (GKA, 227). Sohn-Rethels Schlussfolgerung: Durch die Verwissenschaftlichung des Arbeitsprozesses, genauer: durch ihre spezifische Art und Weise und die mit ihr verwachsenen Konsequenzen, erfhrt das Verhltnis von Arbeit und Vergesellschaftung eine tiefgreifende Wandlung. Das Fundament der Warenproduktion berhaupt ist im Schwinden begriffen. (GKA, 239) Leider hat auch diese historische Analyse sich nicht an der Wirklichkeit bewhrt.
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Da sein Untersuchungsgegenstand die naturwissenschaftliche Erkenntnisform ist, wird die materiale Wissenschaftsgeschichte weitgehend ausgeklammert. Insofern Sohn-Rethel versucht, die Erklrung exakter Erkenntnistheorie als formgenetische Ableitung des abstrakten Denkens zu leisten, ist die Geschichte der Naturwissenschaft oder der Mathematik nicht eigentlich Gegenstand seiner Untersuchungen. Es geht ihm um die einzelnen Wissenschaften nur insoweit, als ihnen diese abstrakt-allgemeinen Denkformen zugrunde liegen bzw. liegen sollen. Fr ihn reicht die Betrachtung derjenigen historischen Epochen aus, in denen sich diese Erkenntnisformen konstituierten. 2. Genetische Erklrung anstelle von Kritik des Erklrungsanspruchs
Wenn Sohn-Rethel von Erklrung der wissenschaftlichen Erkenntnisformen spricht, so ist deren Geltungsanspruch selbst nicht sein Thema. Er wird nicht bestritten. Die Fragestellung nach der genetischen Erklrung der exakten Wissenschaften impliziert fr Sohn-Rethel immer die Akzeptanz ihrer Ergebnisse. Gegenstand der Kritik sind (nur) die Verfahrensweisen und der Anspruch berhistorischer, idealistischer Begrndung. Wenn die Bedingungen der Erkenntnisgestaltung als genetische statt als transzendentale erwiesen wren, so wrde damit die Wahrheit als geschichtlich bedingt oder zeitgebunden statt als zeitlos absolute erwiesen. (WD, 28) Dies erlaubt die Kritik der herrschenden Wissenschaften als notwendig falsches Bewutsein, unbeschadet der objektiven Gltigkeit seiner (des Intellektuellen RK) wissenschaftlichen Naturerkenntnis. (GKA, 22) Haben die zu uns gehrigen Verstandesbegriffe objektive Realitt fr die auermenschliche Natur? ... Tatschlich gibt es keinen zureichenden Grund, die objektive Realitt der Verstandesbegriffe zu bezweifeln. Denn obwohl diese Begriffe zu uns gehren, nmlich Gesellschaftsprodukte und nicht Naturprodukte sind, werden sie doch nicht von uns gemacht. Es ist bereits betont worden, da die Abstraktion, der sie entspringen, blindwirkende Funktion des Warenverkehrs ist, also menschlichen Tuns, nicht menschlichen Denkens. Nur ihre Reflexion ist menschliche Leistung, .... (WD, 129) Grundlage dieser Argumentation ist das Transformationsargument. Die Verbindung zwischen der Formenanalyse der Tauschabstraktion und den (natur-) wissenschaftlichen Erkenntnisformen erfolgt nach Sohn-Rethel ber die Transformation der Abstraktionsformen des Warentauschs ins wissenschaftliche Bewusstsein ber die Reflexionsmglichkeiten, wie sie mit dem Geld in Mnzform ermglicht und erzwungen (?) werden. Sohn-Rethel beansprucht eine frmliche Deduktion der charakteristischen Hauptbegriffe des metaphysischen Denkens aus der
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Warenabstraktion. Solche Begriffe sind der Substanzbegriff, die strikte Kausalitt, der abstrakte Raum und die abstrakte Zeit, usw. (WD, 113) Mit der Anerkennung des Geltungsanspruchs der Naturwissenschaften soll dies zusammengehen, weil die Abstraktionen des Warentauschs nur die objektiven Dinge abstraktifizieren. Welchen Ursprungs sind, in letzter Instanz, die Formelemente der Tauschabstraktion? Sie sind Elemente, die Waren in ihrer Natur als Dinge betreffend. Der Austausch abstraktifiziert diese Elemente zu reinen Formen, er schafft sie aber nicht.(GKA, 100) Den Versuch eines Beweises einer solchen Argumentation versucht Sohn-Rethel historisch zu fhren. Er argumentiert ber die historische Parallelitt der Entwicklung des Mnzwesens und des abstrakten wissenschaftlichen Denkens. Die Stichhaltigkeit der historischen Argumentation hat deshalb zentrale Bedeutung fr die Stichhaltigkeit der Sohn-Rethelschen Systematik. Sie gilt es, genauer zu betrachten. Historisch rckt fr Sohn-Rethel aus Grnden der Mnzprgung die frhgriechische Antike ins Argumentationszentrum. Er meint, dass der Ursprungsgrund dieser Denkweise (in den Formabstraktionen der gesellschaftlichen Synthesis RK) in Griechenland im siebten und sechsten vorchristlichen Jahrhundert zu suchen ist. (GBMA, 73) Wissenschaftshistorisch fokussiert er auf die Mathematik. Der Mathematik und ihrer geschichtsmaterialistischen Erklrung kommt eine Schlsselstellung fr Sohn-Rethels den Ansatz des Zusammenhangs von Warenform und Denkform zu. Um seinen Kritikansatz einer Parallelitt von naturwissenschaftlichem Denkern und Warenstruktur historisch untermauern zu knnen, bentigt Sohn-Rethel einen Nachweis des Zusammenhangs von Mnzprgung und Entstehung einer neuen Mathematik, die in ihrem Denken den Formbestimmungen des Warentauschs folgt.
Drei Argumente sind fr Sohn-Rethel bei der Betonung der Mathematik wichtig: Zum ersten ordnet er der Mathematik eine Sonderstellung innerhalb der Realabstraktionen des Warentauschs zu. Sie sei die einzige, die nicht (wie die Denkformen der Naturwissenschaften) eine Abstraktifizierung von im Prinzip in der Natur vorkommenden Gesetzlichkeiten sei. Unter den Elementen der Tauschabstraktion ist aber eines, das in der Verkehrsrelation des Warenaustauschs nicht blo abstraktifiziert, sondern tatschlich erzeugt wird. Das ist das Postulat der Tauschgleichung und die mit ihm verbundene Abstraktion von reiner (unbenannter) Quantitt, die die Grundlage zum selbstndigen mathematischen Denken liefert. Die Mathematik ist eine auf die Tauschabstraktion und ihre Reflexion gegrndete freie Kreierung. (GKA, 101 f.) Zum zweiten sieht Sohn-Rethel in der Mathematik die Wissenschaft, die sich in der Antike parallel zur Geldentwicklung als Mnze konstituiert habe und fr die zentral, da es sich bei allen folgenden Gesellschaften um Aneignungsgesellschaften gehandelt habe den Konstitutionszusammenhang zwischen Geld und abstraktem Denken liefere. Er spricht davon, dass Mathematik als widerspruchsfreie, streng deduktive Disziplin, welche auf bestimmte Axiome und Postulate gegrndet (GBMA, 83) ist, eine bis ins 7. oder 6. vorchristliche Jahrhundert zurckreichende Schpfung der Griechen ist. (GBMA, 83) Zum dritten sieht Sohn-Rethel in der Mathematik das zentrale Konstitutionsmerkmal der neuzeitlichen Naturwissenschaft. Im Kontext der kopernikanischen Wende vollziehe sich nach Sohn-Rethel ein grundlegender Wandel in der Physik. Das Neue in der Physik sieht er in ihrer Erkenntnisweise, die er als mathematische Naturerkenntnis bezeichnet. Sie sei erstmals bei Galilei entwickelt, weshalb Sohn-Rethel auch im wesentlichen diesen Autor diskutiert. Dabei sttzt er sich in seiner Formanalyse des galileischen Denkens hauptschlich auf Koyr und Burtt. (GBMA, 48, 113 Funote 4) Beide Autoren machen in der wissenschaftsgeschichtlichen Kontroverse um die wesentliche Struktur der neuen Physik die Rolle der Mathematik stark (im Unterschied zur Einfhrung experimenteller Verfahrensweisen). Auch Sohn-Rethel betont so die Bedeutung der Mathematik fr die neue Naturwissenschaft.
Der Mathematik und ihrer geschichtsmaterialistischen Erklrung kommt aus diesen Grnden eine Schlsselstellung im Ansatz von Sohn-Rethel hinsichtlich des Zusammenhangs von Warenform und Denkform zu, und dabei handelt es sich um eine historische Behauptung.
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Die folgende Betrachtung konzentriert sich deshalb auf die Mathematik. Das Verstndnis von Mathematik und Mathematikgeschichte von Sohn-Rethel soll darauf befragt werden, inwieweit seine Vorstellungen dem historischen Material gerecht werden.
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Den entscheidenden historischen Zeitraum dieser Entwicklung im antiken Griechenland und dies soll wohl das Argument des Zusammenhangs zur Mnzprgung strken sieht SohnRethel in der Lebenszeit und der Person des Pythagoras (ca. 582 497 v.u.Z.), etwa wenn er behauptet, dass die reine Mathematik erst bei den Griechen auftritt und dort zur Zeit des Pythagoras (GKA, 102 Fn. 31). Und Pythagoras, bei dem die mathematische Denkweise in ihrer eigentmlichen Ausprgung zu ersten Mal auftritt, hat ... wahrscheinlich an der Einfhrung des Mnzsystems in Kroton selber mitgewirkt. (GKA, 75) Formanalytisch betrachtet, und dies kennzeichnet Sohn-Rethels Verstndnis mathematischer Denkformen, wird diese eigentmliche Ausprgung, die Abstraktheit mathematischen Denkens, ber das Verstndnis der Zahlen als reiner Quantitten gekennzeichnet. In der uns gelufigen Form bildet Mathematik eine widerspruchsfreie, streng deduktive Disziplin, welche auf bestimmte Axiome und Postulate gegrndet, eindeutige Resultate verspricht. Ihr Gewerbe ist grenmige Differenzierung, die in Zahlen definierbar ist. (GBMA, 83) Zu den reinen Quantitten trete dann noch die relationale Struktur hinzu. Es ist diese absolute, von Qualitt berhaupt abgelste Quantitt relationaler Struktur, welche dem reinen mathematischen Denken zugrunde liegt. (GKA, 75) Wir erhalten damit als Kern der Abstraktion, die Sohn-Rethel in der antiken Mathematik entwikkelt sieht, den Abstraktionsprozess, der in der Zahl vom gezhlten Gegenstand vollzogen ist. Die grenmige Betrachtung von Zahlen anhand der Relation kleiner / gleich / grer, die sich zwischen beliebigen Zahlen angeben lsst, zeichne die Verfahren des abstrakten mathematischen Denkens aus. Leider enden mit diesen Passagen bereits Sohn-Rethels Darlegungen ber das Verhltnis von Formanalyse und Mathematikgeschichte. Angesichts des Stellenwerts dieses Zusammenhangs fr seine Argumentation htte man ein etwas genaueres Eingehen auf die Entwicklungen des mathematischen Denkens dieser Epoche erwartet, um seine Behauptungen zu belegen. Bereits die vorgelegten Ausfhrungen sprechen allerdings fr einen freien und inkonsistenten Umgang mit dem historischen Material. Will man dazu etwas genauer auf die Herausbildung der antiken Mathematik schauen, so mssen die Merkmale identifiziert werden, die konstitutiv fr die Entwicklung der euklidischen Geometrie waren. Sohn-Rethel ist dabei in der Tat so weit zu folgen, dass hier ein Meilenstein vorliegt, in dem eine gegenber frheren Gesellschaften neue Mathematik ihren Ausdruck findet. Bereits der Blick auf die ca. 325 v.u.Z. entstandenen Elemente Euklids selbst lassen SohnRethels Thesen als wenig tragfhig erscheinen. Als deduktive Darstellung der Geometrie, in der die Entwicklung der antiken Mathematik zu einem Abschluss gekommen ist, passen die Elemente gerade nicht zu Sohn-Rethels Formbestimmungen ber reine Quantitten. Die Herausbildung antiker Mathematik kulminiert in einem geometrischen Werk, das gerade nicht Quantitten behandelt. Die zunehmende Bedeutung von Konstruktionen mit Zirkel und Lineal zeugt von einem Verschwinden zahlenmiger Betrachtungsweisen aus der Geometrie und antike Mathematik stellt sich auf ihrem Hhepunkt als Geometrie dar. Sohn-Rethel lst diesen Widerspruch zu seiner Formenanalyse nicht auf. Auch die Datierung des Werks kommt nicht Sohn-Rethels These entgegen, die Entstehung der neuen Mathematik mit Pythagoras in die Nhe der auftretenden Mnzprgung, in das 7. und 6. Jh. v.u.Z., zu rcken. Nimmt man seine These in der vorgetragenen Schrfe, muss eingewandt werden, dass Pythagoras deduktives Denken fremd war. Aus der Lebenszeit von Pythagoras sind keine Werke bekannt, die einen deduktiven Aufbau besitzen. Die Bedeutung von Pythagoras und den Pythagorern fr die antike Entwicklung wiederum erschliet sich aus der Betrachtung des Verstndnisses von Zahlen dabei allerdings gerade nicht als Entwickler der Vorstellung reiner Quantitten. Um dies zu erlutern, sei kurz die Entwicklung des antiken mathematischen Denkens noch etwas genauer beleuchtet eine eingehendere Betrachtung ist in diesem Rahmen nicht mglich. Die Mathematikgeschichte der ersten Hlfte des 20. Jhs. betonte einen qualitativen Bruch Platons zu seinen Vorgngern und datiert damit die entscheidenden Vernderungen ins 3. Jh. v.u.Z. Becker etwa behauptete 1927, dass Platon als erster das klare Bewutsein des streng methodischen Verfahrens des Elementaraufbaus gewonnen hat. (zit. n. Szabo 446) In neueren Texten (z.B. Szabo, 1969) werden auch aus begriffsgeschichtlicher Analyse die Grundle-
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gungen des mathematischen Denkens ins 5. Jh. v.u.Z. vorverlegt. Auch wenn diese Geschichtsschreibung mit einem teleologischen Malus zu versehen ist, scheinen viele Argumente berzeugend. In der Mathematikgeschichte lassen sich danach folgende Kennzeichnungen der Entwicklung antiken mathematischen Denkens finden: Entwicklung des anti-empirischen Denkens und eines vernderten Verstndnisses des Verhltnisses von Mathematik und Natur (in der Geometrie verbunden mit einem neuen Begriff des mathematischen Raumes) Entwicklung des deduktiven Aufbaus Entwicklung von Beweisverfahren, insbesondere dem indirekten Beweis.
Diese Entwicklungen htten sich zunchst nicht in der Geometrie sondern in der Arithmetik vollzogen. Ihr Abschluss wird an einer Stelle bei Platon deutlich, an der Sokrates erklrt, da die Arithmetik ganz und gar nicht dulde, da man ihr Zahlen mit sichtbarem und tastbarem Krper zugrunde lege. Die Zahlen seien ja blo gedankliche Elemente, denen man anders als auf dem Wege des reinen Denkens auch gar nicht nher kommen knne. (nach Szabo, 256) Die Herausbildung dieses Verstndnisses habe bereits vor entsprechenden Entwicklungen in der Geometrie eingesetzt, die Zeit von ca. 500 bis 300 v.u.Z. knne als dafr relevanter Zeitraum angesetzt werden. Das lteste bekannte Lehrstck mit deduktivem Aufbau, die Lehre vom Geraden und Ungeraden, behandelt einen arithmetischen Gegenstand und wird ins 5. Jh. datiert. Szabo meint sogar, einen prinzipiellen Vorrang der Arithmetik in der Antike zu erkennen, wenn er Proklos zitiert: Da nun die Geometrie ein Teil der gesamten Mathematik ist und da sie die zweite Stelle einnimmt nach der Arithmetik ist schon von den Alten dargelegt worden und bedarf gegenwrtig keiner breiten Ausfhrung. (nach Szabo, 418) Einfluss auf diese Entwicklungen haben genommen: die musikalische Proportionenlehre und die Entwicklung des Problems der linearen Inkommensurabilitt die eleatische Philosophie (Parmenides, Zenon) mit ihrer philosophischen Abwendung von der sinnlichen Wahrnehmung, der Leugnung von Bewegung, Vernderung, Entstehen, Vergehen
Die einsetzende Entwicklung einer Denk-Arithmetik im 5.Jh. im Umfeld von Pythagorern und Eleaten vollzog sich dabei im Umfeld einer Naturphilosophie, die sich auf Grundlage der Herauslsung der Betrachtung von Zahlen aus je einzelnen praktischen Problemlsungen vollzog. Den Katalysator dafr bildete die Entwicklung der Kosmogonien, in denen sich der Schritt von der Mythologie zur Naturerklrung vollzog. Eigentmlich ist allen Kosmogonien die Unterstellung immanenter Gesetzmigkeiten des Weltganzen, die allgemeingltig wirken, in einer als gleichfrmig gedachten Zeit ablaufen und hinter den Naturerscheinungen liegen. War im Mythos der Wiederholung in den altorientalischen Gemeinwesen das gttliche Prinzip noch unmittelbar in den heiligen Gegenstnden greifbar, werden Wesen und Erscheinung jetzt geschieden. Die Kosmogonie gewinnt so den Status einer Hypothese, mit der mglichst viele empirische Phnomene widerspruchsfrei erklrt werden sollten. Unter der Voraussetzung der noch nicht vollzogenen Trennung von Philosophie, Mathematik, Musik, sthetik und Naturbetrachtung erfllt die Annahme eines allgemeinen spekulativen Harmonieprinzips zwei Funktionen: Zum einen kann die Realgeltung der Mathematik innerhalb der empirischen Mannigfaltigkeit als allgemeine Form der Gegenstnde behauptet werden (noch die Vorstellungen Keplers ber den Aufbau des Planetensystems folgen und beruhen auf einem solchen postulierten Harmonieprinzip). Zum anderen war die Tr geffnet, abstrakte Mathematik in einem eigenstndigen Gegenstandsbereich zu betreiben. Pythagoras und die pythagorische Zahlenmystik, um auf Relevanz dieses Autors fr die Entwicklung des Zahlenverstndnisses zurckzukommen, erfllt in diesem Prozess die Funktion eines bergangs.
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Wenn Zahlen in der von Sohn-Rethel benannten Epoche vor dem 5.Jh. v.u.Z. betrachtet wurden, in der arithmetischen Geometrie und Zahlenmystik der Pythagorer, so galten sie als kosmologische Prinzipien, Wesensbestimmungen von Natur, also gerade nicht als reine Quantitten. Mathematik kam der Status allgemeiner Harmonieprinzipien von Natur zu (vgl. Krafft, 1971, S. 200 ff). Zwar wird innerhalb der Kosmogonien Mathematik zur allgemeinen Formbetrachtung erhoben, zugleich galt den Pythagorern aber die Allgemeinheit mathematischer Begriffe durch das in der Natur vergegenstndlichte gttliche Vollkommenheitsprinzip unmittelbar verbrgt. Es erscheint als frhe Einheit von Mathematik und sthetik. Unter diesen Gesichtspunkten ist auch die qualitative Unterscheidung der vorgriechischen Mathematik, wie sie von Sohn-Rethel vorgetragen wird, nur noch teilweise haltbar zumindest, was die mesopotamische Naturbetrachtung anbelangt. Die Unterschiede zur ionischen und pythagorischen Naturphilosophie sind hier geringer, als Sohn-Rethel an der gyptischen vorfhrt. (Zur Heiligkeit der Zahl 7 in Mesopotamien vgl. Thomson, 62 ff, .) Die Hinweise sollen und knnen die aufgeworfenen Fragen nach dem Verhltnis von Arithmetik und Geometrie fr die Herausbildung der neuen Mathematik nicht beantworten. Es soll nur deutlich gemacht werden, dass die Oberflchlichkeit von Sohn-Rethels Betrachtung der Mathematikgeschichte der Komplexitt seiner aufgeworfenen Fragen nicht gerecht wird. Pythagoras und die pythagorische Zahlenlehre knnen in keinem Fall als Beweis einer historischen Begrndung der formanalytischen Argumentation dienen. Mglicherweise kommt der Arithmetik eine grere Bedeutung fr die Herausbildung des mathematischen Denkens zu, als mit Blick auf die euklidische Geometrie zu vermuten. Das wrde Sohn-Rethels Redeweise von der reinen Quantitt strken. Ein Beleg fr das Transformationsargument wre auch das nicht. In jedem Falle bedrfte es aber genauerer Untersuchungen.
Sohn-Rethels formanalytische Herausarbeitung der Konstitution abstrakten Denkens in der Mathematik muss scheitern, weil er Entwicklung von Geometrie und Arithmetik nicht auseinanderhlt. Er behauptet eine Konstanz reiner Quantitt, begrndet sie aber mit einer Entwicklung in der Geometrie und datiert sie zugleich in eine Zeit, in der eine deduktiv aufgebaute Geometrie noch gar nicht existierte. Damit zeigt sich auch die Schwche der Begrndung einer Parallelitt von Geschichtsepochalisierung und formanalytischer Argumentation. Mit Sohn-Rethels Argumentation werden die entsprechenden historischen Brche nicht historisch belegt. Unbestimmt bleibt in allen Texten Sohn-Rethels, wie das Verhltnis von mathematischen Denkformen und Mathematik genau bestimmt sein soll. In welcher Beziehung sollen die verschiedenen historischen Ausgestaltungen einzelner mathematischer Teildisziplinen zu den abstrakt-allgemeinen Wesensbestimmungen stehen? Ist die besondere Entwicklung der Mathematik aus den allgemeinen Denkformen (notwendig) ableitbar, zufllig, aber logisch rekonstruierbar oder ist sie beliebig? Mit dem Ignorieren der Wissenschaftsgeschichte stellt sich Sohn-Rethel zum einen in die Nhe eines gesellschaftlich verbreiteten Verstndnisses von Mathematik, das keine Differenzen wahrnimmt, weil ihm alles gleich unverstndlich ist. Zum anderen stellt er sich aber auch in eine Reihe mit formalistischen Begrndungsversuchen der Mathematik, wie sie im Zusammenhang der Grundlagenkrise etwa von Hilbert formuliert wurden. Auch dort wurde das Wesen der Mathematik in ihrer Reduzierbarkeit auf Logik gesehen. Whrend es allerdings dort darauf ankam, die Struktur exakter Wissenschaft zu benennen, konzentriert sich Sohn-Rethel auf ihre historische Erklrung.
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trachtet die Zirkulationsform G-W-G bei Marx und befindet: Die Endlosigkeit wchst der Geldbewegung zu, wenn sie Kapitalcharakter annimmt... (GBMA, 78). Ihr entspreche die Endlosigkeit der Bewegungsvorstellung im Trgheitsprinzip und damit glaubt Sohn-Rethel, ein Argument fr die wissenschaftshistorische Zsur zu besitzen. Das abstrakte Bewegungsschema vermag in der ursprnglichen Beschreibung nur den statischen Bewegungsbegriff der Antike und des Mittelalters zu erklren, nicht aber den dynamischen Galileis, welcher der Epoche des Frhkapitalismus angehrt. (GBMA, 78) Betrachtet man G-W-G als Zirkulationsform des Kapitals, ist von entscheidender Bedeutung den Inhalt dieses W also Arbeitskraft und Produktionsmittel zu sein zu betrachten und damit die Produktion von Mehrwert als seinen Zweck. Das ist auch den an dieser Stelle zitierten Marx-Passagen zu entnehmen. In der Analogisierung der Endlosigkeit passt Sohn-Rethel diese Tatsache gar nicht, weil das Kapital sich eben vergrert und nicht gleich bleibt. Er beeilt sich also wieder, anzumerken, dass er diese Endlosigkeit nur ihrer Form nach betrachten will, unter Verzicht auf alle Beschftigung mit den Fragen der Wertgre und des Rekurses auf Arbeit. (GBMA, 80) Dies sei die Trennungslinie, die von vornherein zwischen den Kategorien der konomiekritik und denen der Erkenntnis- bzw. Wissenschaftskritik gezogen (GBMA, 79) werden muss. Was also bei Marx als Form eines spezifischen Inhaltes entwickelt wird, wird von Sohn-Rethel wieder auseinandergerissen. Als bloer, isolierter Formbergang G-W-G existiert Geld bereits bei den Hndlern und Schatzbildnern der Antike. Auch dort erfolgte schon Kauf fr den Verkauf, um mit dem erzielten Erls dann weiter zu handeln. Der bloen Form nach ist bereits dieser Prozess endlos. Weil die Kapitalverwertung als Inhalt dieser Form unter kapitalistischen Bedingungen ausgeklammert wird, muss auch dieser Argumentationsansatz fr einen formanalytischen Begrndungszusammenhang des Neuen an der neuen Physik milingen: Sohn-Rethel kann die historische Differenz nicht mehr erklren. Sohn-Rethel bleibt auch hier dem Dilemma verhaftet auf der Ebene von Formabstraktionen die Entstehung der modernen Naturwissenschaft materialistisch begrnden zu wollen und die Differenz zur Antike nicht fassen zu knnen. Er scheitert mit dem Versuch, historisch die im Geld kristallisierte Realabstraktion des Warentauschs als die Erklrungsgrundlage fr die tragenden Begriffe der galileischen Methode der exakten Naturerkenntnis darzutun. (GBMA, 80)
Betrachten wir Sohn-Rethels Diskussion der Entwicklungen der Mathematik in der Zeit Galileis und Newtons etwas genauer. Formanalytisch ist fr ihn die Entwicklung der Mathematik in der Antike abgeschlossen. Konsequenterweise redet er im Zusammenhang mit der Physik nur von ihrem Funktionswechsel. Sieht Sohn-Rethel als wesentlichen mathematischen Bestandteil der exakten Naturerkenntnis nur die euklidische Geometrie an, so sieht er doch die fr die brgerliche exakte Naturwissenschaft charakteristische Mathematik geradezu als Bewegungsmathematik (GBMA, 77). Diese, reprsentiert durch Inifinitisimalkalkl und Funktionsbegriff der Kausalitt (was er wohl damit genau meint?), seien als stetige Vertiefung des neuen Verhltnisses von Mathematik und Naturwissenschaft entstanden. Insofern, so wird unterstellt, wirke die Endlosigkeit des galileischen Bewegungsbegriffs in die Mathematik hinein und dort fort. Mathematikgeschichte wre damit Resultat des neuen Weltbildes der Physik. Dass dem in die Infinitisimalrechnung eingehenden Begriff des Unendlichen eine philosophisch-mathematische Debatte vorausging, bleibt unbercksichtigt. Die unterstellte Kontinuitt in den Formen mathematischen Denkens kontrastiert auffllig mit den historischen Beschreibungen des Epochenwechsels. Ansonsten kritisiert Sohn-Rethel vor dem Hintergrund denkformtheoretischer berlegungen die Vielzahl produktivkraftorientierter Erklrungsanstze der Wissenschaftsgeschichte. Hessen oder Gromann etwa wirft er vor, mit der Beschrnkung auf die Ebene Praktischer Fragen (Transportprobleme etc.) die spezifische Gesellschaftlichkeit dieser Probleme auszublenden. Seine eigenen historischen Darstellungen haben allerdings durchaus nicht nur illustrierenden Charakter. Neben formanalytischen Analogien wird die Wissenschaftsentwicklung durchaus einflusstheoretisch an die Lsung praktischer Probleme geknpft. Etwa: Kein anderes einzelnes Phnomen hat soviel wie die Entwicklung der Feuerwaffen dazu beigetragen, dem Handwerk Mathematik aufzuntigen. (GBMA, 95) Sohn-Rethels historische Argumente einer parallelen Entwicklung von wissenschaftlichem mathematischen Denken und (Geld-) Zirkulation sind an keiner Stelle formanalytisch eingebunden.
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Das qualitativ revolutionre Denkmodell, das Sohn-Rethel fr die antike Mathematik und den Trgheitsbegriff Galileis entwickelt, wird begleitet von einer quantitativ evolutionren Vorstellung der sukzessiven Herausbildung der neuen Wissenschaft mit dem italienischen Kapitalismus. So werden die Artefici als Entwicklungslinie beschrieben, an deren Ende Galilei steht: Es sind diese Entwicklungen (des Kooperationszusammenhangs von Handwerkern und Gelehrten RK), die schrittweise zu Galilei und der Ausbildung der mathematischen und experimentellen Methode der exakten Naturwissenschaften hingefhrt haben. (GKA, 160; Hervorhebung von mir RK) hnlich unklar verhlt sich Sohn-Rethel auch bei der von ihm benutzten Literatur. Diskutiert er logisch-formanalytisch, beruft er sich auf Koyr und Burtt (z.B. GBMA, 48 ff, Fn. 4), spricht er vom historischen Nebeneinander und der evolutionren Entwicklung bis zu Galilei, sttzt er sich auf Olschki und Zilsel (GKA, 160 Fn. 5). Im Unterschied zu jenen betonen diese nicht die methodologische Struktur der neuen physikalischen Theorien, sondern die Kontextbezogenheit der Genese naturwissenschaftlicher Theorien und Begriffe. Gerade Olschki versucht, die praktischen Probleme des Handwerks ber die Artefici als wesentliche Konstitutionsbedingung neuzeitlicher Wissenschaft nachzuweisen. Sohn-Rethel bedient sich der wissenschaftshistorischen Literatur nach gusto seines Argumentationsziels. Auf unterschiedliche methodische Herangehensweisen kann da keine Rcksicht genommen werden, sie werden nicht zum Gegenstand seiner Texte.
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Dieser Prozess wird von Sohn-Rethel der Renaissance zugeordnet, er vollziehe sich im Verhltnis von Handwerkern und Mathematikern. In dem Mae, in dem die mittelalterliche Scheidung zwischen Gelehrtenwelt und Produzentenschaft (GKA, 161) durch die Kooperation zwischen Mathematikern und Handwerkern berbrckt wird, setzt eine neuartige und noch tiefgreifende Scheidung von Kopf und Hand innerhalb der Produktion selbst (ein). Das Schlieen der mittelalterlichen Kluft und das ffnen der neuzeitlichen gehen pari passu vor sich. (GKA, 161) Den Artefici komme innerhalb dieses bergangsprozesses eine Schlsselbedeutung zu, ihre Vorstellung von Mathematik sei quasi die eines Zwitters zwischen beiden Formen der Scheidung, de facto htten sie aber Mathematik als abstraktes Denken betrieben. Sohn-Rethel diskutiert diesen bergangscharakter der Artefici am Beispiel Drers, dessen Versuch einer durchmathematisierten Reikunst (GBMA, 97) das Dilemma dieser Verbindung von Mathematik und Produktion zum Ausdruck bringe: Die Geometrie Drers sei in Wahrheit reine Wissenschaft gewesen, Rckkehr (? RK) zur Grenzscheide zwischen Kopf und Hand. (GBMA, 98) Das Wesen mathematischen Denkens lasse sich daher nach wie vor als Logik des Denkens in seiner mit der Warenquivalenz verknpften Vergesellschaftungsform( GBMA, 99) bestimmen, nur seine Rolle fr die Produktion msse neu bestimmt werden. Sohn-Rethel analogisiert zum Kapital: Der unmittelbaren gesellschaftlichen Mchtigkeit des Kapitals im Felde der konomie korreliert die Mathematik als Vergesellschaftungsform des Denkens in den geistigen Potenzen der Produktion. (GBMA, 64). Strukturell (und historisch in der Antike) vertrete die Mathematik die ber die Zirkulation hergestellte Synthesis qua Reflektion der Tauschgleichung, sie klammere somit die Arbeit aus (Sklavenarbeit). Unter frhkapitalistischen und kapitalistischen Bedingungen hingegen trete sie in ein systematisches Verhltnis zur Produktion, indem sie den separierten Teil geistiger Arbeit reprsentiere. Dieses kennzeichne der Fortgang des Verhltnisses von Naturwissenschaft und brgerlicher Gesellschaft. Mit diesem Argumentationsgang zeichnet Sohn-Rethel fr den Zusammenhang von Mathematik und modernen Naturwissenschaft einerseits und kapitalistischer Produktion andererseits ein einflusstheoretisches Geschichtsmodell, zumindest was die Entstehung seines Wirkzusammenhangs betrifft. Die geschichtsmaterialistische Erklrung wird nur fr Zirkulationsbegrndete Entwicklung der Antike herangezogen, whrend fr die Herausbildung des modernen Verhltnisses von Naturwissenschaft und Produktion keine denkformtheoretische Begrndung gegeben wird. Im Gegenteil: Nun ist dem Ursprunge nach die mathematische Naturwissenschaft wir knnen sie auch die brgerliche nennen durchaus nicht dem Produktionskapital subsumiert. (GBMA, 107) Beide, das Produktionskapital und die Naturwissenschaft, entwickeln sich aus der Ablsung vom Handwerk bzw. aus seiner Transzendierung. (GBMA, 108) Auf der Basis eines vermeintlich durch die Formen des Tauschs hergestellten gesellschaftlichen Zusammenhangs wird die Verbindung gezogen, ohne den systematischen Zusammenhang historisch zu begrnden: Obwohl das Kapital die Naturwissenschaft nicht geschaffen hat und die Naturwissenschaft nicht in Subsumtion unter das Kapital entsteht, sondern in voller systematischer Unabhngigkeit, erwachsen beide doch aus derselben Wurzel, nmlich der ursprnglich gesellschaftlichen Realabstraktion der Warenform von der Natur des Warenstoffs, also der Verselbstndigung der Vergesellschaftung von Arbeit und ihrer bertragung bzw. Verkehrung zur Funktion des Eigentums, des Geldes und des Kapitals. (GBMA, 110 f.)
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Siglenverzeichnis
Geistige und Krperliche Arbeit, Frankfurt 1972, Edition Suhrkamp Warenform und Denkform, Frankfurt 1978, Edition Suhrkamp Das Geld, die bare Mnze des Apriori, in: Mattick, Sohn-Rethel, Haasis, Beitrge zur Kritik des Gelds, Frankfurt 1976, Edition Suhrkamp Soziologische Theorie der Erkenntnis, Frankfurt 1985, Edition Suhrkamp Materialistische Erkenntniskritik und Vergesellschaftung der Arbeit, Berlin 1971, Merve Verlag
Literaturhinweise
Arpad Szabo Fritz Krafft George Thomson Karl Marx Karl Marx Max Horkheimer Max Horkheimer
Anfnge der griechischen Mathematik, Mnchen, Wien 1969 Geschichte der Naturwissenschaft I, Freiburg 1971 Die ersten Philosophen, Forschungen zur altgriechischen Gesellschaft II, Berlin 1972 Das Kapital 1, MEW 23, Berlin 1971 Das Kapital, Erstauflage, MEGA II/5, Berlin 1983 Briefwechsel 1913 1936, Gesammelte Schriften Band 15, Frankfurt 1994 Briefwechsel 1937 1940, Gesammelte Schriften Band 16, Frankfurt 1995
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Biographische / Bibliographische Notizen 1899 Bei Paris geboren, Sohn einer Malerfamilie 1908 1912 Pflegekind in der Familie des Dsseldorfer Groindustriellen Erich Poensgen 1917 Abitur in Lneburg 1917 1923 Studium in Darmstadt (Chemie), Heidelberg und Berlin (Philosophie, konomie, Geschichte und Soziologie) 1928 Dissertation Von der Analytik des Wirtschaftens zur Theorie der Volkswirtschaft, Methodologische Untersuchung mit besonderem Bezug auf die Theorie Schumpeters bei Prof. Emil Lederer, Heidelberg, zum Dr. phil; erstmals 1936 verffentlicht (Geldmangel), Abdruck in Warenform und Denkform 1929 1931 Heilaufenthalt in Davos wegen einer Lungenerkrankung, Teilnahme an den Internationalen Hochschulkursen, dabei Bekanntschaft mit Cassirer und Heidegger 1931 1936 Durch Erich Poensgen vermittelte Ttigkeit beim Mitteleuropischen Wirtschaftstag 1936 Im Februar Emigration nach Luzern, Luzerner Expos: Soziologische Theorie der Erkenntnis, sollte in der Zeitung des Instituts fr Sozialforschung verffentlicht werden 1936 Im November Treffen mit Adorno in Oxford 1937 Umzug nach Paris, dort Kontakte zu Adorno, Benjamin, Zur kritischen Liquidierung des Apriorismus entsteht als berarbeitung des Luzerner Exposs (Nachwort von 1970) 1937 bersiedelung nach England, einjhriges Stipendium in London, Birmingham; Bekanntschaft mit George Thomson 1940 1941 Kriegsbedingte Internierung als Immigrant in London 1950 1951 Geistige und krperliche Arbeit entsteht in englischer Sprache, auf deutsch erst 1970 verffentlicht 1961 Warenform und Denkform entsteht als Gastvortrag fr die Humboldt Universitt, Berlin 1965 Kontakte zu Adorno, (z.B. Notizen zum Gesprch vom 16.4.65 verffentlicht in Warenform und Denkform) bis 1969 Franzsischlehrer an einer englischen Schule, Volkshochschullehrer 1970 Verffentlichung Geistige und Krperliche Arbeit bei Suhrkamp 1971 Grundzge einer geschichtsmaterialistischen Erkenntnistheorie, als berarbeitung eines englischen Aufsatzes von 1965 bei Merve verffentlicht; der Band enthlt auch Technische Intelligenz zwischen Kapitalismus und Sozialismus, ursprnglich Vortrag in Heidelberg (Neues Rotes Forum) sowie Notizen zur Auseinandersetzung mit Marx 1972 1976 Gastprofessor in Bremen 1973 Verffentlichung konomie und Klassenstruktur des deutschen Faschismus 1976 Das Geld, die bare Mnze des Apriori bei Suhrkamp verffentlicht 1978 Warenform und Denkform bei Suhrkamp verffentlicht 1978 Berufung nach Bremen 1990 am 9.4. gestorben
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