Ellen Gould White - Auf Den Spuren Des Grossen Arztes
Ellen Gould White - Auf Den Spuren Des Grossen Arztes
Ellen Gould White - Auf Den Spuren Des Grossen Arztes
Inhalt
Vorwort ................................................................................... 7
DER GROSSE ARZT
1. Unser Vorbild......................................................................... 11
2. Tage des Dienens .................................................................. 19
3. Zusammenarbeit mit der Natur und mit Gott.................... 33
4. Die Berührung des Glaubens............................................... 38
5. Heilung für die Seele............................................................. 49
6. Gerettet, um zu dienen.......................................................... 64
DAS WERK DES ARZTES
7. Das Zusammenwirken des Göttlichen
mit dem Menschlichen.......................................................... 77
8. Der Arzt ist auch Erzieher .................................................... 89
ÄRZTLICHE MISSIONARE
9. Lehren und Heilen ................................................................ 103
10. Den Versuchten helfen.......................................................... 122
11. Für die Unmäßigen arbeiten ................................................ 131
12. Hilfe für Arbeitslose und Obdachlose................................. 142
13. Die hilflosen Armen .............................................................. 158
14. Den Reichen dienen.............................................................. 165
DIE PFLEGE DER KRANKEN
15. Im Krankenzimmer................................................................ 175
16. Das Gebet für die Kranken .................................................. 180
17. Der Gebrauch von Heilmitteln ............................................ 188
18. Die Heilung des Geistes........................................................ 194
19. Naturverbundenheit............................................................... 210
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
GESUNDHEITSGRUNDSÄTZE
20. Allgemeine Hygiene .............................................................. 217
21. Hygiene beim Volk Israel..................................................... 222
22. Kleidung.................................................................................. 230
23. Ernährungsweise und Gesundheit ....................................... 238
24. Fleisch als Nahrungsmittel .................................................... 251
25. Extreme in der Ernährung.................................................... 257
26. Anregungsmittel und Rauschgifte ........................................ 262
27. Der Handel mit alkoholischen Getränken
und die Prohibition................................................................ 272
DAS HEIM
28. Die Aufgabe der Familie ...................................................... 285
29. Die Eltern................................................................................ 291
30. Auswahl und Einrichtung des Heims.................................. 297
31. Die Mutter .............................................................................. 303
32. Das Kind................................................................................. 309
33. Die Einflüsse des Heims........................................................ 317
34. Wahre Erziehung befähigt zum Zeugnis............................. 323
DIE WESENTLICHE ERKENNTNIS
35. Wahre Gotteserkenntnis........................................................ 337
36. Die Gefahr spekulativer Erkenntnis.................................... 351
37. Irrtum und Wahrheit in der Erziehung............................... 362
38. Die Wichtigkeit, wahre Erkenntnis zu suchen.................... 374
39. Erkenntnis aus Gottes Wort.................................................. 381
DIE EIGENEN BEDÜRFNISSE
40. Hilfe im täglichen Leben....................................................... 391
41. Umgang mit anderen............................................................. 403
42. Entwicklung und Dienst ........................................................ 416
43. Eine höhere Erfahrung.......................................................... 422
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Vorwort
Die Welt ist krank, und überall, wo Menschen leben, sehen wir
reichlich Leid. Um uns herum suchen Tausende nach Abhilfe.
Es ist nicht die Absicht des Schöpfers, die Menschheit mit Leid
zu belasten, noch will er unsere Kraft schmälern oder unser Leben
und Wirken durch Krankheit verkürzen. Wir sind es aber, die die
von ihm aufgestellten Gesetze für das Leben immer wieder verlet-
zen. Die Sünde läßt uns vergessen, daß wir völlig von Gott als der
Quelle für Leben und Gesundheit abhängig sind. Die Folgen sind
Schmerz, Krankheit und Tod.
Die Gesetzmäßigkeiten zu verstehen, die unseren Körper steu-
ern, und unsere Lebensweise mit diesen Prinzipien in Einklang zu
bringen, ist eine unserer größten Herausforderungen. Es geht dar-
um, verstehen zu lernen, welche Faktoren zu echter Freude und
wahrer Gesundheit beitragen: ein fröhliches Zuhause, eine sinnvolle
Betätigung, das Befolgen der Gesetze des Lebens, gute Beziehungen
zu unseren Mitmenschen ...
Wenn wir krank werden, sollten wir die heilenden Kräften der
Natur unterstützen, die unseren Körper aufbauen und die Gesund-
heit wiederherstellen. Allerdings spielt in diesem Zusammenhang
ein noch größerer und wesentlich bedeutenderer Faktor eine ent-
scheidende Rolle: unsere Beziehung zum Schöpfer, der uns Men-
schen das Leben gab, der alle Voraussetzungen für unser Glück ge-
schaffen hat und an unserem Wohlergehen interessiert ist.
In diesem Buch bietet die Autorin, eine in den praktischen Din-
gen des Lebens äußerst erfahrene und mit viel Einfühlungsvermö-
gen beschenkte Frau, Vätern und Müttern, Laien und Experten ein
breites Spektrum an Informationen über das Leben und seine Ge-
setze, über Gesundheit und ihre Bedingungen, über Krankheit und
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
ihre Heilmittel, über die Leiden der Seele und das heilende Ange-
bot des Evangeliums.
Das Buch ist in einer klaren, einfachen und schönen Sprache
verfaßt – lehrreich für den Wißbegierigen, hoffnungsvoll für den
Mutlosen, beglückend für den Kranken und erholsam für den Mü-
den. Mehrere Jahrzehnte hindurch hat dieses Buch zahllosen Men-
schen seine hilfreiche Nachricht überbracht und ist in vielen Län-
dern in einem Dutzend führender Sprachen immer wieder aufgelegt
worden.
Wir hoffen, daß dieses Buch vielen Lesern hilft, einen besseren
Weg zu einem einfacheren, angenehmeren Leben voller Freude und
Glück zu finden, so daß sie im Einsatz für andere erleben können:
„Geben macht glücklicher als nehmen.“
Die Treuhänder
des Schrifttums von Ellen G. White
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Teil I
10
AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Kapitel 1
Unser Vorbild
11
AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
le wollten aus erster Quelle hören, was Jesus vollbracht hatte. Seine
Stimme war der erste Klang, den viele Gehörlose in ihrem Leben
wahrnahmen, sein Name der erste, den sie je ausgesprochen, sein
Gesicht das erste, in das Blindgeborene je geschaut hatten. Sollten
sie Jesus nicht lieben, seinen Ruhm nicht weitersagen? Wenn er
durch die Ortschaften zog, wirkte er wie ein Licht, das Leben und
Freude ausstrahlte: „Das Land Sebulon und das Land Naphtali, das
Land am Meer, das Land jenseits des Jordans, das heidnische Gali-
läa, das Volk, das in Finsternis saß, hat ein großes Licht gesehen;
und denen, die saßen am Ort und im Schatten des Todes, ist ein
Licht aufgegangen.“ (Matthäus 4,15.16, wo Jesaja 8,23 und 9,1 zitiert
werden.)
Jesus nutzte jede Heilung als Gelegenheit, göttliche Grundsätze
in Gemüt und Seele einzupflanzen. Das war das oberste Ziel seines
Wirkens. Er schenkte körperliche Genesung, um so die Herzen der
Menschen zum Empfang seiner Gnadenbotschaft bereit zu machen.
Der höchste Platz unter den jüdischen Lehrern hätte ihm durch-
aus gebührt, aber er trug lieber das Evangelium zu den Armen. Er
ging von Ort zu Ort, damit man auf allen Wegen seine Worte der
Wahrheit vernehmen konnte. Am See Genezareth, auf den Bergen,
auf den Straßen der Städte, in den Synagogen – überall hörte man
seine Stimme, die die Schriften des Alten Testaments erklärte. Oft
lehrte er außerdem im äußeren Hof des Jerusalemer Tempels, wo
er auch die nicht jüdischen Zuhörer ansprechen konnte.
Aufmerksam lauschten ihm die Menschen. Warum? Weil seine
Lehrweise so ganz anders war als die Schriftauslegung der Schriftge-
lehrten und Pharisäer. Die Rabbiner nämlich blieben der Ausle-
gungstradition verhaftet, menschlichen Theorien und Spekulationen.
Häufig wurde das, was Menschen über die Schriften gelehrt und
geschrieben hatten, an die Stelle der Schrift selbst gesetzt. Jesus da-
gegen ließ das Wort Gottes wirken. Er antwortete den Fragenden
mit einem klaren „Es steht geschrieben“, „Was sagt die Schrift?“,
„Wie liest du?“. Immer wenn bei freundlich Gesonnenen oder auch
bei Gegnern ein Interesse spürbar wurde, zitierte er das göttliche
Wort. Klar und kraftvoll verkündigte er die frohe Botschaft. Seine
Worte erleuchteten die Lehren der Patriarchen und Propheten, so
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
daß die Schriften des Alten Testaments den Menschen wie eine
neue Offenbarung erschienen. Nie zuvor hatten seine Zuhörer im
Wort Gottes eine solche Bedeutungstiefe wahrgenommen.
Niemals hat es einen Evangelisten wie Christus gegeben. Vorher
Gottes Sohn, König des Himmels, erniedrigte er sich selbst durch
die Annahme unserer Natur, um den Menschen dort zu begegnen,
wo sie waren. Allen Leuten, den Reichen wie den Armen, den
Freien und den Knechten, brachte Jesus, der Botschafter des Bun-
des, die Botschaft der Errettung. Sein Ruf als der große Arzt ver-
breitete sich in ganz Palästina. Die Kranken suchten die Orte auf,
an denen man sein Kommen erwartete, um ihn um Hilfe anzuru-
fen. Dorthin kamen aber auch viele, die einfach nur seine Lehre
hören und von seiner Hand berührt werden wollten. So zog er von
Ort zu Ort, predigte dabei die frohe Botschaft und heilte die Kran-
ken – er, der König der Herrlichkeit im niedrigen Gewand des
Menschseins.
Regelmäßig besuchte er auch die großen jährlichen Feste des
Volkes und sprach dort zu den vielen, die sich von den äußerlichen
Ritualen so sehr gefangennehmen ließen, daß sie darüber deren
tiefere Bedeutung vergaßen. Er richtete ihren Blick auf die Ewigkeit
aus. Allen brachte er Reichtümer aus der Schatzkammer der himm-
lischen Weisheit. Und dabei redete er mit ihnen in einer so einfa-
chen Sprache, daß sie ihn verstehen mußten. Er entwickelte seine
ganz eigene Art, denen zu helfen, die Kummer hatten und Leid
trugen. Mit einfühlsamem Herzen diente er den von Sünde kranken
Seelen, brachte ihnen Heilung und Stärke.
Als der beste aller Lehrer suchte er die Menschen zu erreichen,
indem er an ihre vertrautesten Gedankenverbindungen anknüpfte.
Die Wahrheit bot er auf solche Weise dar, daß bei seinen Zuhörern
wertvollste und angenehmste Erinnerungen geweckt wurden. Er ließ
sie spüren, daß er sich ganz und gar mit ihren Interessen und ihrem
Glück identifizierte. Seine Unterweisung war so frei von Nebensäch-
lichem, seine Gleichnisse so treffend, seine Wortwahl so einfühlsam
und erfreulich, daß seine Zuhörer begeistert waren. Die Schlichtheit
und der Ernst, mit denen er sich an die Bedürftigen wandte, heilig-
ten dabei jedes Wort.
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Er führte fürwahr ein tätiges Leben! Tag für Tag hätten wir se-
hen können, wie er die einfachen Wohnungen des Mangels und
Kummers betrat, um den Niedergeschlagenen Hoffnung und den
Verzweifelten inneren Frieden zuzusprechen. Gütig, liebevoll und
mitfühlend ging er umher, richtete die Gebeugten auf und tröstete
die Trauernden. Wo er auch hinkam, brachte er Segen mit.
Bei aller Zuwendung zu den Armen vernachlässigte Jesus aber
nicht die Kontakte zu den Wohlhabenden. Er suchte die Bekannt-
schaft mit dem reichen und gebildeten Pharisäer, dem jüdischen
Obersten und dem römischen Hauptmann. Er nahm ihre Einladun-
gen an, ging zu ihren Festen, lernte ihre Interessen und Beschäfti-
gungen kennen, um so möglicherweise Zugang zu ihren Herzen zu
gewinnen und ihnen die unvergänglichen Reichtümer aufzeigen zu
können. Christus kam auf diese Welt, um zu zeigen, daß man als
Mensch ein makelloses Leben führen kann, wenn man sich die
Kraft dazu von oben schenken läßt. Mit unermüdlicher Geduld und
einfühlsamer Hilfsbereitschaft begegnete er den bedürftigen Men-
schen. Mit dem freundlichen Appell seiner Gnade verbannte er
Ruhelosigkeit und Zweifel aus der Seele, verwandelte er Feindselig-
keit in Liebe und Unglauben in Vertrauen.
Als er mit einem „Folge mir nach“ seine Mitarbeiter auswählte,
standen die so Angesprochenen auf und folgten ihm stracks nach.
Der Glanz der Welt trat in den Hintergrund. Beim Klang von Jesu
Stimme verlor sich die Gier nach Besitz und Macht, und die Men-
schen erhoben sich befreit, um dem Heiland nachzufolgen.
Brüderliche Liebe
Für Jesus spielten nationale, gesellschaftliche oder konfessionelle
Unterschiede keine Rolle. Die Schriftgelehrten und Pharisäer woll-
ten aus den Geschenken Gottes ein räumlich begrenztes bzw. natio-
nales Vorrecht machen und alle anderen Anhänger der weltweiten
Familie Gottes davon ausschließen. Aber Christus kam, um jede
Trennmauer niederzureißen. Er kam, um zu zeigen, daß sein Ge-
schenk der Barmherzigkeit und Liebe genauso frei erhältlich ist wie
die Atemluft, das Tageslicht oder der gedeihenbringende Regen.
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Persönlicher Dienst
Christus ließ sich keine Gelegenheit entgehen, die Botschaft von der
Errettung zu verkünden. Hören wir beispielsweise die wunderbaren
Worte, die er am Jakobsbrunnen an die Samariterin richtete.
Er saß am Brunnen, als die Frau zum Wasserschöpfen kam. Zu
ihrer Überraschung bat er sie um einen Gefallen: „Gib mir zu trin-
ken“, sagte er. Jesus wollte etwas Kühles trinken, und außerdem
suchte er nach einer Möglichkeit, ihr das Wasser des Lebens zu ge-
ben. „Da spricht die samaritische Frau zu ihm: Wie, du bittest mich
um etwas zu trinken, der du ein Jude bist und ich eine samaritische
Frau? Denn die Juden haben keine Gemeinschaft mit den Samari-
tern. – Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wenn du erkenntest die
Gabe Gottes und wer der ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!,
du bätest ihn, und der gäbe dir lebendiges Wasser. (… ) Wer von
diesem Wasser trinkt, den wird wieder dürsten; wer aber von dem
Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht
dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in
ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben
quillt.“ (Johannes 4,7-14)
Wie sehr nahm Christus am Leben dieser einen Frau Anteil!
Ernst und eindringlich redete er mit ihr! Nachdem die Frau Jesu
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Worte gehört hatte, ließ sie den Wasserkrug stehen, ging in die
Stadt und sagte zu ihren Freunden: „Kommt, seht einen Menschen,
der mir alles gesagt hat, was ich getan habe, ob er nicht der Chris-
tus sei!“ Wir lesen weiter, daß „viele der Samariter aus dieser Stadt
an ihn glaubten“ (Johannes 4,29.39). Und wer kann den Einfluß ab-
schätzen, den diese Worte in all den Jahren seit damals auf die Ret-
tung von Seelen ausgeübt haben?
Überall, wo Herzen für die Annahme der Wahrheit offen sind,
ist Christus bereit, sie in diese Wahrheit einzuführen. Er offenbart
ihnen dann den Vater und den Dienst, der ihm angenehm ist, ihm,
der den Menschen ganz und gar kennt. Zu solchen bereits aufge-
schlossenen Menschen spricht Jesus nicht in Gleichnissen; zu ihnen
sagt er direkt – wie zu der Frau am Jakobsbrunnen: „Ich bin's, der
mit dir redet.“ (Johannes 4,26)
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Kapitel 2
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Er, die „Sonne der Gerechtigkeit“, wollte diese Welt nicht blen-
den, um mit seiner Herrlichkeit die Sinne zu verwirren. Vielmehr
steht von ihm geschrieben, daß er „hervorbrechen wird wie die
schöne Morgenröte“ (Hosea 6,3). Ruhig und sanft trifft das Tages-
licht auf die Erde, verdrängt die Dunkelheit und erweckt die Welt
zum Leben. So ging die Sonne der Gerechtigkeit auf, „mit Heil un-
ter ihren Flügeln“ (Maleachi 4,2).
„Siehe, das ist mein Knecht – ich halte ihn – und mein Auser-
wählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat.“ (Jesaja 42,1)
„Denn du bist der Geringen Schutz gewesen, der Armen Schutz
in der Trübsal, eine Zuflucht vor dem Ungewitter, ein Schatten vor
der Hitze.“ (Jesaja 25,4)
„So spricht Gott, der Herr, der die Himmel schafft und ausbrei-
tet, der die Erde macht und ihr Gewächs, der dem Volk auf ihr den
Odem gibt und den Geist denen, die auf ihr gehen: Ich, der Herr,
habe dich gerufen in Gerechtigkeit und halte dich bei der Hand
und behüte dich und mache dich zum Bund für das Volk, zum
Licht der Heiden, daß du die Augen der Blinden öffnen sollst und
die Gefangenen aus dem Gefängnis führen und, die da sitzen in der
Finsternis, aus dem Kerker.“ (Jesaja 42,5-7)
„Aber die Blinden will ich auf dem Wege leiten, den sie nicht
wissen; ich will sie führen auf den Steigen, die sie nicht kennen. Ich
will die Finsternis vor ihnen her zum Licht machen und das Höcke-
rige zur Ebene. Das alles will ich tun und nicht davon lassen.“ (Jesa-
ja 42,16)
„Singet dem Herrn ein neues Lied, seinen Ruhm an den Enden
der Erde, die ihr auf dem Meer fahret, und was im Meer ist, ihr
Inseln und die darauf wohnen! Rufet laut, ihr Wüsten und die Städ-
te darin samt den Dörfern, wo Kedar wohnt. Es sollen jauchzen, die
in Felsen wohnen, und rufen von den Höhen der Berge! Sie sollen
dem Herrn die Ehre geben und seinen Ruhm auf den Inseln ver-
künden!“ (Jesaja 42,10-12)
„Jauchzet, ihr Himmel, denn der Herr hat’s getan! Jubelt, ihr
Tiefen der Erde! Ihr Berge, frohlocket mit Jauchzen, der Wald und
alle Bäume darin! Denn der Herr hat Jakob erlöst und ist herrlich in
Israel.“ (Jesaja 44,23)
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Christi Werke wiesen ihn nicht nur als den Messias aus, sondern
zeigten auch, in welcher Form sein Reich auf dieser Welt entstehen
sollte. Johannes ist dieselbe Wahrheit offenbart worden wie Elia am
Berg Horeb, als „ein großer, starker Wind, der die Berge zerriß und
die Felsen zerbrach, vor dem Herrn her kam; der Herr aber war
nicht im Winde. Nach dem Wind aber kam ein Erdbeben; aber der
Herr war nicht im Erdbeben. Und nach dem Erdbeben kam ein
Feuer; aber der Herr war nicht im Feuer.“ Nach dem Feuer aber
sprach Gott zu dem Propheten in „einem stillen, sanften Sausen“ (1.
Könige 19,11.12). So tat auch Jesus sein Werk – nicht unter Umsturz
politischer Verhältnisse, nicht durch Schauwunder und Effektha-
scherei, sondern indem er durch ein Leben der Barmherzigkeit und
Selbstaufopferung die Gemüter der Menschen ansprach.
Das Reich Gottes kommt also nicht mit dem Herausstellen von
Äußerlichkeiten; es kommt durch die stille Eingebung seines Wor-
tes, durch das Wirken seines Geistes in unserem Innern, durch die
Gemeinschaft der Seele mit ihm, der ja ihr Leben ist. Die größte
Offenbarung seiner Macht zeigt sich, wenn die menschliche Natur
die Vollkommenheit des Charakters Jesu erreicht.
Die Nachfolger Christi sollen das Licht dieser Welt sein; aber
Gott erwartet nicht, daß sie aus eigener Kraft leuchten. Er unter-
stützt kein auf Selbstverwirklichung bedachtes Streben, nicht das
Ziel, die eigene Perfektion herauszustellen. Vielmehr wünscht er,
daß ihre Herzen von den Grundsätzen des Himmels erfüllt werden;
dann werden sie, wo immer sie mit Menschen in Berührung kom-
men, dieses Licht weitergeben. Ihre unbedingte Treue in jeder Le-
benslage wird so einen leuchtenden Hinweis auf Gott darstellen.
Reichtum oder eine hohe gesellschaftliche Stellung, kostspielige
Architektur und Ausstattung sind für den Fortschritt des Werkes
Gottes nicht wesentlich, ebensowenig Errungenschaften, die den
Beifall der Welt auf sich lenken und zu Eitelkeit führen. Sensationel-
le Darstellungen – und mögen sie auch noch so grandios wirken –
sind in Gottes Augen wertlos. Über dem Sichtbaren und Vergängli-
chen rangiert bei ihm das Unsichtbare und Ewige. Das Erstere hat
nur insoweit Wert, wie es dem Letzteren dient. So kann man auch
die erlesensten Werke der Kunst nicht mit der Schönheit verglei-
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
chen, die das Wirken des Heiligen Geistes im Charakter eines Men-
schen hervorbringt.
Als Gott seinen Sohn in die Welt sandte, vertraute er den Men-
schen unvergängliche Reichtümer an – Reichtümer, zu denen im
Vergleich alle seit Beginn der Welt gehorteten Schätze der Men-
schen ein Nichts sind. Christus kam auf diese Erde und machte die
seit Ewigkeiten wirkende Liebe Gottes vor den Menschen sichtbar.
Das ist der Schatz, den wir durch unsere Verbindung mit ihm emp-
fangen und weitergeben sollen.
Menschliche Anstrengungen werden im Werk Gottes nur in dem
Maße wirksam, wie sich der Mitarbeiter hingebungsvoll in den
Dienst Gottes stellt und es der Gnade Christi gestattet, sein Leben
umzuwandeln. Wir unterscheiden uns von der Welt, weil Gott uns
sein Siegel aufgeprägt hat, weil er in uns sein liebendes Wesen dar-
stellt. Unser Erlöser bekleidet uns mit seiner Gerechtigkeit.
Wenn Gott Männer und Frauen in seinen Dienst ruft, fragt er
zuvor nicht danach, ob sie weltlichen Reichtum, hohe Bildung oder
rhetorisches Talent besitzen. Er fragt ganz anders: „Sind sie demütig
genug, daß ich ihnen meinen Weg zeigen kann? Kann ich sie meine
Worte sprechen lassen? Werden sie mich darstellen?“
Gott kann uns genau in dem Ausmaß gebrauchen, in dem wir
das Wirken seines Geistes in uns zulassen. Das Ziel ist, vor den
Menschen Gottes Bild darzustellen. Seine Nachfolger sollen als ihre
Beglaubigung vor der Welt die unvergänglichen Merkmale des gött-
lichen Wesens aufweisen.
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
für Schritt einen Weg zu ihnen, bis er sie erreicht. Hoffnung kommt
in ihren Herzen auf. Und Freudentränen fließen, als er sich ihnen
schließlich zuwendet und sie in seine Augen sehen können, die so
viel Mitleid und Liebe ausdrücken.
Der Heiland geht nun auf eine Frau in dieser Gruppe besonders
ein; er weckt ihr Vertrauen, indem er zu ihr sagt: „Was soll ich für
dich tun?“ Sie hat nur einen inständigen Wunsch: „Meister, bitte
mach mein Kind gesund!“ Jesus nimmt das Kleine aus ihren Armen
– und die Krankheit verschwindet mit seiner Berührung. Keine To-
desblässe mehr, das lebenspendende Blut fließt kräftig durch die
Adern, die Muskulatur erstarkt. Zudem hört die Mutter Worte des
Trostes und Friedens; dann aber ist auch schon der nächste Fall –
ein ebenso dringender – an der Reihe. Wieder übt Jesus seine le-
benspendende Macht aus, und alle preisen und ehren ihn, der sol-
che wunderbare Taten vollbringt.
Wir befassen uns gern mit dem Großartigen in Jesu Leben. Wir
sprechen am liebsten von den Wundern, die er getan hat, von sei-
nen übernatürlichen Handlungen. Aber daß er sich auch mit
scheinbar nebensächlichen Dingen beschäftigt hat, ist sogar ein
noch überzeugenderer Beweis seiner Größe. Sehen wir uns folgen-
den Bericht an:
Es war jüdischer Brauch, die Kinder zu einem Rabbiner zu
bringen, damit er seine Hände segnend auf sie lege; aber Jesu Jün-
ger hielten das Werk des Heilands für zu wichtig, um es deswegen
zu unterbrechen. Wenn also Mütter mit dem Wunsch kamen, Jesus
möge ihre Kinder segnen, fuhren die Jünger sie unwillig an. Sie hiel-
ten diese Kinder für zu jung, als daß sie einen Gewinn von dieser
Segnung haben könnten. Sie meinten, Jesus wäre über deren Ge-
genwart gar nicht erfreut. Aber der Heiland verstand die Sorge und
Last der Mütter, die ihre Kinder entschieden gemäß dem Wort Got-
tes erziehen wollten. Er hatte ihre Gebete erhört. Er selbst hatte sie
in seine Gegenwart gezogen.
Das kam so: Eine Mutter ging mit ihrem Kind aus dem Haus,
um Jesus aufzusuchen. Unterwegs erzählte sie einer Nachbarin von
ihrem Vorhaben. Da wünschte auch diese den Segen Jesu für ihre
Kinder. So kamen schließlich eine ganze Reihe von Müttern mit
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
ihren – zum Teil auch schon älteren – Kindern zu Jesus. Als nun
die Mütter ihren Wunsch vortrugen, vernahm Jesus voller Mitgefühl
die ängstliche, besorgte Bitte. Aber er wartete noch, um zu sehen,
wie seine Jünger reagieren würden.
Als er nun mitbekam, wie die Jünger sie tadelten und – in der
Meinung, ihm damit einen Gefallen zu tun – sie wegschicken woll-
ten, zeigte er ihnen ihren Irrtum und sagte: „Laßt die Kinder zu mir
kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich
Gottes.“ (Markus 10,14). Dann nahm er die Kinder in die Arme,
legte seine Hände auf sie und gab ihnen den Segen, wegen dem sie
gekommen waren.
Nun waren die Mütter getröstet; von Jesu Worten gestärkt und
gesegnet gingen sie nach Hause. Sie hatten jetzt wieder den Mut,
ihre Last mit neuer Freudigkeit auf sich zu nehmen und voller
Hoffnung für ihre Kinder zu arbeiten.
Wenn wir das weitere Leben dieser kleinen Gruppe beobachten
könnten, sähen wir, wie die Mütter ihren Kindern das Ereignis jenes
Tages ins Gedächtnis zurückriefen und ihnen oft die liebevollen
Worte des Heilands wiederholten. Wir würden feststellen, wie die
Erinnerung an diese Worte die Kinder in späteren Jahren oftmals
davor bewahrte, von dem Weg abzukommen, den Gott für sie vor-
gesehen hatte.
Christus ist heute derselbe mitfühlende Heiland wie während
seines Erdenlebens. Er möchte den Müttern heute genauso helfen
wie damals in Judäa, als er die Kinder in seine Arme nahm. Unsere
Kinder, die uns am Herzen liegen, sind genauso mit seinem Blut
erkauft wie die Kinder damals.
Jesus kennt die Last jeder Mutter. Er, der eine Mutter hatte, die
mit Armut und Entbehrungen kämpfte, hat Mitgefühl mit jeder
Mutter in ihren Mühen. Er, der einen weiten Weg zurücklegte, um
das ängstliche Herz einer Kanaaniterin zu erleichtern, wird für heu-
tige Mütter genausoviel tun. Er, der der Witwe von Nain ihren ein-
zigen Sohn zurückgab, der sich noch in den Todesqualen am Kreuz
an seine eigene Mutter erinnerte, wird auch heute vom Leid der
Mütter angerührt. In jedem Kummer und jeder Not wird er trösten
und helfen.
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Laßt Mütter zu Jesus kommen, wenn sie ratlos sind; bei ihm
werden sie genügend Gnade finden, ihnen in der Sorge um ihre
Kinder zu helfen. Die Tür steht für jede Mutter offen, die ihre Las-
ten dem Heiland zu Füßen legen möchte. Er, der gesagt hat: „Laßt
die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht“ (Markus 10,14),
lädt auch heute noch Mütter ein, ihre Kinder zu ihm zu bringen,
um sie segnen zu lassen.
Jesus sah in den Kindern, die zu ihm gebracht wurden, Männer
und Frauen, Erben seiner Gnade und Bürger seines Reichs. Einige
von ihnen würden um seinetwillen Märtyrer werden. Er wußte, daß
diese Kinder ihm weitaus bereitwilliger zuhören und ihn als ihren
Erlöser annehmen würden als Erwachsene, von denen viele mit
Vorurteilen belastet und hartherzig waren. Wenn er lehrte, tat er
das auf ihrer Verständnisebene. Er, die Majestät des Himmels, gab
ihnen Antwort auf ihre Fragen und vereinfachte seine wichtigen
Lehren ihrem kindlichen Verständnis entsprechend. Er pflanzte die
Saat der Wahrheit in ihre Seelen, die in späteren Jahren aufgehen
und Frucht für das ewige Leben tragen würde.
Als Jesus den Jüngern gebot, den Kindern nicht zu verwehren,
zu ihm zu kommen, sprach er zugleich zu seinen Nachfolgern aller
Zeiten – zu Amtsträgern in den Gemeinden, Predigern, Helfern, zu
allen Christen. Jesus ist es, der die Kinder zu sich zieht, und er bittet
uns: „Laßt sie zu mir kommen“, als wollte er sagen: „Sie werden
kommen, wenn ihr sie nicht daran hindert.“
Achte darauf, daß dein Charakter Christus nicht falsch darstellt.
Halte mit deiner gleichgültigen und harten Wesensart die Kinder
nicht von Jesus ab. Gib ihnen nie Anlaß zu der Annahme, der
Himmel sei für sie kein angenehmer Ort, wenn du auch dort bist.
Sprich von Religion nicht als etwas, das Kinder noch nicht verste-
hen können; handle auch nicht so, als ob gar nicht erwartet wird,
daß sie sich schon in ihrer Kindheit für Christus entscheiden. Ver-
mittle ihnen nicht den falschen Eindruck, daß die Religion von
Christus etwas Düsteres sei, daß zum Heiland zu kommen bedeutet,
auf alles verzichten zu müssen, was das Leben schön macht.
Wenn der Heilige Geist die Herzen der Kinder beeinflußt, dann
unterstützt sein Werk. Lehrt sie, daß der Heiland auch Kinder ruft
27
AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
und daß ihm nichts größere Freude bereiten kann, als wenn sie sich
– zu ihrem Besten – ihm schon in jungen Jahren übergeben.
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Die Sonne stand schon tief im Westen, doch das Volk wollte
immer noch nicht gehen. Schließlich kamen die Jünger zu Jesus und
drangen darauf, die Menge jetzt heimzuschicken. Viele seien doch
von weither gekommen und hätten seit dem Morgen nichts geges-
sen; in den umliegenden Ortschaften könnten sie jetzt noch etwas
kaufen. Aber Jesus sagte: „Es ist nicht nötig, daß sie fortgehen. Gebt
ihr ihnen zu essen.“ (Matthäus 14,16) Dann wandte er sich an Phi-
lippus und fragte ihn: „Wo kaufen wir Brot, damit diese zu essen
haben?“ (Johannes 6,5)
Philippus blickte über die riesige Menschenmenge und erkannte,
wie unmöglich es war, diese mit Nahrung zu versorgen. Deshalb
antwortete er: „Für zweihundert Silbergroschen Brot ist nicht genug
für sie, daß jeder ein wenig bekomme.“ (Johannes 6,7)
Da fragte Jesus, wieviel Nahrung denn unter der Menschenmen-
ge verfügbar sei. Der Jünger Andreas antwortete: „Es ist ein Kind
hier, das hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; aber was ist das für
so viele?“ (Johannes 6,9) Jesus ließ sich dies wenige bringen und bat
die Jünger, das Volk auf dem grasigen Boden lagern zu lassen.
Dann nahm er den Proviant, „sah auf zum Himmel, dankte und
brach's und gab die Brote den Jüngern, und die Jünger gaben sie
dem Volk. Und sie aßen alle und wurden satt und sammelten auf,
was an Brocken übrigblieb, zwölf Körbe voll.“ (Matthäus 14,19.20)
Kraft seiner göttlichen Macht versorgte Christus diese Men-
schenmenge; aber wie einfach war die verteilte Nahrung – nur Fi-
sche und Gerstenbrote, also die übliche Kost der Fischersleute von
Galiläa!
Selbstverständlich hätte Jesus dem Volk ein opulentes Mahl ver-
schaffen können, aber Nahrung, die nur der Befriedigung des Ge-
schmackes dient, hätte ihnen kein gutes Beispiel gegeben. Denn mit
diesem Wunder wollte Jesus ihnen eine Lektion in einfacher Le-
bensweise erteilen.
Wenn wir heutigen Menschen in unseren Lebens- und Eßge-
wohnheiten ähnlich einfach wären und in Übereinstimmung mit
den Naturgesetzen lebten, so wie es Adam und Eva anfangs taten,
könnten die Bedürfnisse der gesamten Menschheitsfamilie reichlich
befriedigt werden. Aber Egozentrik und Nachgiebigkeit gegenüber
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
der Eßlust haben Sünde und Elend mit sich gebracht, und zwar ei-
nerseits durch Exzesse, andererseits durch Mangel.
Es war nie das Ziel Jesu, die Menschen durch Befriedigung ihrer
Luxusbedürfnisse für sich zu gewinnen. Für jene Menschenmenge,
die nach einem langen, aufwühlenden Tag müde und hungrig war,
bedeutete die einfache Mahlzeit ein Beweis sowohl der Macht Jesu
als auch seiner einfühlsamen Sorge für sie hinsichtlich der gewöhn-
lichen Bedürfnisse des Lebens. Der Heiland hat seinen Nachfolgern
nie den Luxus dieser Welt versprochen; es kann sogar sein, daß sie
beständig in Armut leben müssen. Aber er hat zugesagt, daß ihre
Grundbedürfnisse befriedigt werden und daß sie etwas erwartet,
was besser ist als aller irdischer Reichtum: die beständige Wohltat
seiner Gegenwart.
Als die Menschenmenge gegessen hatte, blieb noch reichlich
Nahrung liegen. Da bat Jesus seine Jünger: „Sammelt die übrigen
Brocken, damit nichts umkommt.“ (Johannes 6,12) Dieses Wort be-
deutete mehr, als nur die Reste in Körbe zu sammeln. Seine Lehre
reichte viel weiter:
Nichts soll verschwendet werden. Wir dürfen keinen Vorteil, der
uns zu bestimmten Zeiten geboten wird, ungenutzt vorbeiziehen
lassen. Wir sollten nichts vernachlässigen, was dazu dienen kann,
einem Menschen wohlzutun. Sammeln wir alles auf, was die Not
der Hungernden in der Welt lindern kann. Und mit derselben Sorg-
falt sollen wir auch mit dem Brot des Himmels umgehen, um die
Bedürfnisse der Seele zu stillen. Wir sollen von einem jeden Wort
Gottes leben. Nichts von dem, was Gott je ausgesprochen hat, darf
verlorengehen. Nicht ein einziges Wort, das unsere ewige Errettung
betrifft, dürfen wir vernachlässigen; nicht ein Wort darf nutzlos auf
den Boden fallen.
Das Wunder der Brotvermehrung lehrt Abhängigkeit von Gott.
Als Christus die Fünftausend speiste, lagen die Nahrungsmittel nicht
parat; anscheinend gab es keinerlei Möglichkeiten der Hilfe. Da war
nur er, mit fünftausend Männern und ihren Frauen und Kindern –
in der Wildnis. Er hatte die Menge nicht eingeladen, ihm dorthin zu
folgen. Aber bestrebt, in seiner Gegenwart zu bleiben, waren sie
gekommen – ohne Einladung oder Aufforderung. Nun sah Jesus
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
den Hunger und die Erschöpfung, nachdem sie den ganzen Tag
seiner Rede zugehört hatten. Sie waren weit weg von ihrem Zuhau-
se, und es wurde bald Nacht. Viele von ihnen hatten kein Geld, um
Nahrung zu kaufen. Aber der, der um ihretwillen vierzig Tage in
der Wüste gefastet hatte, wollte sie nicht fastend und hungernd in
ihre Heime zurückkehren lassen.
Die Vorsehung Gottes hatte Jesus an den Ort geführt, an dem er
sich jetzt befand, und entsprechend verließ er sich auf seinen himm-
lischen Vater, was die Mittel zur Überwindung der hier eingetrete-
nen Notlage betraf. Analog sollen auch wir auf Gott vertrauen,
wenn wir in schwierige Situationen geführt werden. In jeder Notlage
sollen wir Hilfe von dem erbitten, dem unbegrenzte Möglichkeiten
zu Gebote stehen.
Bei diesem Wunder erhielt Jesus etwas von seinem himmlischen
Vater; dies gab er seinen Jüngern weiter, die Jünger wiederum ga-
ben es dem Volk, und das Volk gab dann einer dem anderen. Ge-
nauso werden alle, die mit Christus vereint sind, von ihm das Brot
des Lebens bekommen und es dann an andere austeilen. Seine
Nachfolger sind die berufenen Diener der Verständigung zwischen
Jesus und den Menschen.
Als die Jünger die Anweisung des Heilands „Gebt ihr ihnen zu
essen!“ hörten, tauchten in ihren Gedanken gleich alle damit ver-
bundenen Schwierigkeiten auf. Deshalb fragten sie: „Sollen wir in
die Dörfer gehen, um Nahrung zu kaufen?“ Was aber hatte Jesus
ihnen gesagt? „Gebt ihr ihnen zu essen!“ Daraufhin brachten die
Jünger alles zu ihm, was sie finden konnten. Er aber lud nicht sie
zum Essen ein; vielmehr bat er sie, dem Volk zu dienen. Die Nah-
rungsmittel vermehrten sich nun in seinen Händen, und die Hände
der Jünger blieben nie leer, sooft sie sie Jesus auch entgegenstreck-
ten. Der winzige Vorrat reichte für alle. Als die Menge schließlich
versorgt war, aßen auch die Jünger und Jesus die kostbare, vom
Himmel geschenkte Nahrung.
Wenn nun wir die Bedürfnisse der Armen, der Unwissenden
und der Geplagten wahrnehmen – wie oft verläßt uns da der Mut.
Wir fragen dann: „Was richten denn unsere geringe Kraft und unse-
re wenigen Möglichkeiten gegen diese immense Not aus? Sollen wir
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Kapitel 3
Zusammenarbeit
mit der Natur und mit Gott
Sein Leben auf dieser Erde führte der Heiland in Einklang mit der
Natur und mit Gott. So offenbarte er uns das Geheimnis eines pro-
duktiven Lebens.
Jesus war ein ernsthafter, beständiger Arbeiter. Niemals lebte ein
Mensch, der so mit Verantwortung belastet war wie er. Niemals trug
jemand eine so schwere Bürde an Kummer und Sünden der Welt.
Niemals mühte sich jemand mit solch selbstaufopferndem Einsatz
um das Wohl der Menschheit. Gleichwohl führte er ein Leben in
Gesundheit. Physisch ebenso wie geistlich war er mit dem „un-
schuldigen und unbefleckten“ Opferlamm (1. Petrus 1,19) zutreffend
dargestellt. Körperlich wie seelisch war er ein Beispiel für die Leis-
tungsfähigkeit, die Gott allen Menschen bei Gehorsam gegenüber
seinen Gesetzen zugedacht hatte.
Wenn die Menschen Jesus anschauten, sahen sie ein Gesicht, in
dem göttliches Mitgefühl mit hoher Geisteskraft verbunden war. Er
schien von einer Aura geistigen Lebens umgeben zu sein. Wenn-
gleich sein Benehmen freundlich und fern jeder Überheblichkeit
war, beeindruckte er die Menschen doch durch eine starke Aus-
strahlung, die manchmal verborgen schien und doch nicht ganz
verborgen bleiben konnte.
Während seines Dienstes wurde er fortwährend von hinterhälti-
gen, heuchlerischen Menschen verfolgt, die ihm ans Leben wollten.
Ständig schlichen ihm Spione nach, um seine Aussprüche auszu-
horchen und dabei womöglich etwas gegen ihn verwenden zu kön-
nen. Die scharfsinnigsten und gebildetsten Köpfe des Landes ver-
suchten, ihn in Streitgesprächen zu besiegen. Aber niemals konnten
sie etwas gegen ihn ausrichten. Jedesmal mußten sie vom Ort der
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
ihre Augen zu den von Gott geschaffenen Hügeln erheben und die
wunderbaren Werke seiner Hände betrachten sollten, konnte er ih-
nen wertvolle Lehren göttlicher Wahrheit vermitteln. So wurden
ihnen später die Unterweisungen des göttlichen Lehrers von den
Gegebenheiten der Natur in Erinnerung gebracht. Das hob die
manchmal traurige Gemütslage und ließ das Herz Ruhe finden.
Den zwölf Jüngern, die ihn in seiner Arbeit tatkräftig unterstütz-
ten, gewährte Jesus oft eine freie Zeit, damit sie ihre Heime aufsu-
chen und ausruhen konnten; andererseits aber blieben ihre Versu-
che vergeblich, ihn von seiner Arbeit abzubringen. Den ganzen Tag
kümmerte er sich um die Menschen, die zu ihm kamen; abends
und frühmorgens zog er sich ins „Heiligtum“ der Berge zurück, um
Gemeinschaft mit seinem Vater zu haben.
Oft war er durch die unaufhörliche Arbeit und die beständigen
Querelen mit feindlich gesonnenen Rabbinern und ihren falschen
Lehren so erschöpft, daß seine Mutter, seine Brüder und selbst sei-
ne Jünger befürchteten, er würde daran zugrunde gehen. Aber
wenn er von den Stunden des Gebets zurückkehrte, die den aufrei-
benden Tag abschlossen, bemerkten sie den Ausdruck des Friedens
auf seinem Gesicht, die Frische, Lebendigkeit und Energie, die sein
ganzes Wesen zu durchströmen schienen. Von den Stunden, die er
allein mit Gott verbrachte, kam er jeden Morgen mit dem Licht des
Himmels für die Menschen zurück.
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Wenn Jesus seinen Jüngern sagte, daß die Ernte groß sei und
der Arbeiter wenig, wollte er ihnen damit nicht die Pflicht zu pau-
senloser Anstrengung aufladen, sondern sie an folgendes erinnern:
„Darum bittet den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter in seine Ernte
sende.“ (Matthäus 9,38) Seinen ausgebrannten Mitarbeitern von
heute gelten wie den ersten Jüngern die einfühlsamen Worte: „Geht
ihr allein an eine einsame Stätte und ruht ein wenig.“ (Markus 6,31)
Alle Mitarbeiter Gottes brauchen Zeiten der Ruhe, der Gemein-
schaft mit ihrem eigenen Gemüt, mit der Natur und mit Gott. Denn
sie sind gefordert, ein Leben zu führen, das mit der Welt, ihren
Standards und Praktiken nicht harmoniert; auch brauchen sie eine
persönliche Erfahrung darin, wie man den Willen Gottes kennen-
lernt.
Wir müssen ihn eigens zu unserem Herzen sprechen hören.
Wenn wir jede andere Stimme zum Schweigen gebracht haben und
in Ruhe vor Gott warten, dann läßt uns dieser innere Friede die
Stimme Gottes viel deutlicher hören. Er bittet uns: „Seid stille und
erkennet, daß ich Gott bin!“ (Psalm 46,11) Jeder, der sich so regene-
riert und wirksam auf den Dienst vorbereitet hat, wird inmitten ge-
schäftiger Menschen und trotz der Belastungen des Lebens von ei-
ner lichten und friedvollen Atmosphäre umgeben. Er erhält aufs
neue körperliche und geistige Kraft; sein Leben bekommt eine posi-
tive Ausstrahlung und offenbart eine gottgegebene Macht, die die
Herzen der Menschen erreicht.
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Kapitel 4
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
ihr Leiden kannte, auch nicht über seine mitfühlende Liebe und die
Anerkennung für den Glauben an seine Macht, ausnahmslos alle zu
retten, die zu ihm kommen.
Er sah die Frau an und bestand darauf, zu erfahren, wer ihn an-
gerührt habe. Da erkannte sie, daß sie nicht im Verborgenen blei-
ben konnte. Also trat sie zitternd aus der Menge und warf sich ihm
zu Füßen. Unter Tränen der Dankbarkeit erzählte sie ihm vor allen
Leuten, warum sie sein Gewand berührt hatte und daß sie sofort
gesund geworden sei. Sie fürchtete, ihre Berührung seines Gewan-
des sei anmaßend gewesen – aber Jesus sagte kein Wort der Kritik.
Er sprach nur Worte der Zustimmung; sie kamen aus einem Herzen
der Liebe, erfüllt von Mitgefühl für menschliches Elend. „Meine
Tochter“, sagte er freundlich, „dein Glaube hat dir geholfen. Geh
hin in Frieden!“ (Lukas 8,48) Wie wohltuend diese Worte für sie
waren! Nun minderte die Furcht, sie könnte ihn beleidigt haben,
nicht mehr ihr Glück.
Die neugierige Menge, die sich um Jesus drängte, erhielt keine
neue Lebenskraft; nur die leidende Frau, die ihn im Glauben be-
rührte, wurde geheilt. So unterscheidet sich auch in geistlicher Hin-
sicht der beiläufige Kontakt von der Berührung im Glauben. An
Christus nur als den Heiland der Welt insgesamt zu glauben, kann
niemals die einzelne Seele heilen. Der Glaube, der den Menschen
rettet, ist nicht nur die Zustimmung zur Wahrheit des Evangeliums.
Nur das ist der wahre Glaube, der Christus als persönlichen Erlöser
annimmt. Gott gab seinen eingeborenen Sohn, damit ich, wenn ich
an ihn glaube, „nicht verloren werde, sondern das ewige Leben ha-
be“ (Johannes 3,16).
Wenn ich zu Jesus komme, muß ich gemäß seinem Wort glau-
ben, daß ich seine errettende Gnade erhalte. Das Leben, das ich
dann lebe, werde ich „im Glauben an den Sohn Gottes leben, der
mich geliebt und sich selbst für mich dahingegeben hat“ (Galater
2,20).
Viele halten den Glauben für eine bloße Meinung. Aber retten-
der Glaube ist eine Interaktion, bei der diejenigen, die Christus an-
nehmen, ein Bündnis mit Gott eingehen. Ein lebendiger Glaube
bedeutet einen Zuwachs an Lebendigkeit und ein festes Vertrauen,
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
das die Seele durch die Gnade Christi zu einer siegreichen Macht
werden läßt.
Der Glaube ist sogar mächtiger als der Tod. Wenn man die
Kranken dazu bringen kann, ihre Augen im Glauben fest auf den
heilwirkenden Gott zu richten, werden wir wunderbare Folgen se-
hen. Es wird dem Körper und der Seele Leben bringen.
Wenn ihr mit Menschen arbeitet, die Gefangene übler Lebens-
gewohnheiten sind, dann richtet ihren Blick nicht auf die Verzweif-
lung und das Ende, dem sie entgegengehen, sondern auf Jesus. Hef-
tet ihren Blick auf die Herrlichkeit der neuen Erde. Das wird der
Heilung von Körper und Seele zuträglicher sein als alle Schre-
ckensbilder des Sterbens, die man den Hilflosen und scheinbar
Hoffnungslosen vor Augen malt.
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Die Ältesten tragen den Fall Jesus vor und weisen nachdrücklich
darauf hin, daß der Hauptmann „es wert ist, daß du ihm die Bitte
erfüllst; denn er hat unser Volk lieb, und die Synagoge hat er uns
erbaut“ (Lukas 7,4.5).
Aber auf dem Weg zum Haus des Hauptmanns erhält Jesus eine
Nachricht von ihm: „Ach Herr, bemühe dich nicht; ich bin nicht
wert, daß du unter mein Dach gehst.“ (Lukas 7,6) Trotzdem geht
Jesus weiter auf das Haus zu. Da kommt der Hauptmann selbst ihm
entgegen und vervollständigt, was er sagen wollte: „Darum habe ich
auch mich selbst nicht für würdig geachtet, zu dir zu kommen; son-
dern sprich ein Wort, so wird mein Knecht gesund. Denn auch ich
bin ein Mensch, der Obrigkeit untertan, und habe Soldaten unter
mir; und wenn ich zu einem sage: Geh hin!, so geht er hin; und zu
einem andern: Komm her!, so kommt er; und zu meinem Knecht:
Tu das!, so tut er's.“ (Lukas 7,7.8; vgl. Matthäus 8,8.9)
Was er damit sagen wollte, war Folgendes: „Ich repräsentiere die
Macht Roms, und meine Soldaten erkennen meine Autorität ihnen
gegenüber an. Analog dazu verkörperst du die Macht des unendli-
chen Gottes, und alles Erschaffene gehorcht deinem Wort. Somit
kannst du der Krankheit befehlen, zu verschwinden, und sie wird
dir gehorchen. Sprich also nur ein solches Wort – und mein Diener
wird geheilt sein.“
Da sprach Jesus: „Dir geschehe, wie du geglaubt hast. Und der
Diener wurde gesund zu derselben Stunde.“ (Matthäus 8,13)
Die jüdischen Ältesten hatten sich gegenüber Jesus für den
Hauptmann eingesetzt, weil er ihrem Volk einen Gefallen erwiesen
hatte. Er sei der Hilfe würdig, weil „er uns eine Synagoge erbaut
hat“. Der Hauptmann selbst aber sagte über sich: „Ich bin unwür-
dig.“ Dennoch scheute er sich nicht, Jesus um Hilfe zu bitten. Er
setzte nicht auf sein eigenes ethisches Niveau, sondern auf die Gna-
de des Heilands. Das große Bedürfnis danach war sein einziges Ar-
gument.
In diesem Sinne kann jeder Mensch zu Christus kommen.
„Nicht um der Werke der Gerechtigkeit willen, die wir getan hatten,
sondern nach seiner Barmherzigkeit machte er uns selig.“ (Titus 3,5)
Hast du das Gefühl, daß du nicht darauf hoffen kannst, Segen von
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Gott zu erhalten, weil du ein Sünder bist? Dann mach dir aufs neue
klar, daß Jesus in diese Welt kam, um Sünder zu retten. Wir selbst
haben nichts, was uns vor Gott angenehm machen könnte; die ein-
zige „Rechtfertigung“, die wir jemals vorbringen können, ist unser
Zustand der völligen Verlorenheit. Das macht seine Erlösungskraft
unverzichtbar. Wenn wir darauf verzichten, eigene Leistungen vor-
zuweisen, können wir auf das Kreuz von Golgatha schauen und sa-
gen: „So wie ich bin, ohn' alle Zier, komm ich, Herr, durch dein
Blut zu dir.“ (Wir loben Gott, 209)
„Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.“ (Markus 9,23) Es
ist der Glaube, der uns mit dem Himmel verbindet und uns Stärke
verleiht, um gegenüber den dunklen Mächten zu bestehen. In
Christus hat uns Gott die Möglichkeit eröffnet, jeden schlechten
Charakterzug zu besiegen und jeder Versuchung, wie stark sie auch
sei, zu widerstehen. Aber viele spüren, daß es ihnen an Glauben
fehlt, und bleiben deshalb fern von Christus. Helft diesen Men-
schen, in ihrer Hilflosigkeit und Unwürdigkeit auf die Gnade ihres
mitfühlenden Heilands zu vertrauen. Schaut nicht auf euch selbst,
sondern auf Christus. Er, der Kranke geheilt und Dämonen ausge-
trieben hat, als er unter uns Menschen war, ist nach wie vor dersel-
be mächtige Erlöser. Und nehmt seine Zusagen wie Blätter vom
Baum des Lebens an: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hin-
ausstoßen.“ (Johannes 6,37) Wenn ihr zu ihm kommt, dann glaubt,
daß er euch annimmt, weil er es versprochen hat. Niemals, wirklich
niemals könnt ihr scheitern, wenn ihr so handelt.
„Gott aber erweist seine Güte zu uns darin, daß Christus für uns
gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“ (Römer 5,8)
Und „wenn Gott für uns ist, wer kann wider uns sein? Der auch
seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns
alle dahingegeben – wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?“
(Römer 8,31.32)
„Ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch
Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges,
weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden
kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm
Herrn.“ (Römer 8,38.39)
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Von allen Krankheiten, die man im Orient kannte, galt der Aussatz,
die Lepra, als die gefürchtetste. Sie war unheilbar, ansteckend und
schrecklich in den Auswirkungen auf ihre Opfer. Sie erfüllte selbst
die Unerschrockensten mit Angst. Die Juden sahen in ihr ein Straf-
gericht für begangene Sünden und nannten sie deshalb „die Gei-
ßel“ oder „den Finger Gottes“. Wegen ihrer allgemeinen Verbrei-
tung, Unausrottbarkeit und ihres meist tödlichen Verlaufs galt sie als
ein Symbol für die Sünde schlechthin.
Der Leprakranke wurde vom mosaischen Gesetz für unrein er-
klärt. Alles, was er berührte, wurde ebenfalls unrein. Sein Atem
verunreinigte die Luft. Wie einer, der bereits gestorben war, wurde
er aus der menschlichen Gesellschaft ausgeschlossen. Stand jemand
im Verdacht, an Lepra erkrankt zu sein, mußte er sich den Priestern
zeigen, die ihn zu untersuchen und seinen Fall zu entscheiden hat-
ten. Wurde der Aussatz bestätigt, isolierte man ihn von seiner Fami-
lie, sonderte ihn aus der Gemeinschaft Israels aus und verurteilte
ihn zur ausschließlichen Lebensgemeinschaft mit denen, die ähnlich
geplagt waren. Sogar Könige und andere Autoritätspersonen nahm
man von dieser Vorgehensweise nicht aus. Ein Fürst, der von dieser
fürchterlichen Krankheit befallen war, mußte seine Herrschaft nie-
derlegen und alle gesellschaftlichen Kontakte aufgeben.
Fernab von seinen Freunden und Verwandten mußte der Aus-
sätzige den Fluch seiner Krankheit ertragen. Er war verpflichtet,
sein eigenes Elend zu verkünden, seine Kleider zu zerreißen und
Warnungen auszurufen, daß alle seine ansteckende Gegenwart
meiden sollten. Der Ruf „Unrein! Unrein!“, der klagend ertönte, war
ein Signal, das man stets mit Furcht und Schrecken vernahm.
In der Region, in der Jesus den Menschen diente, gab es viele
solche Kranke, und als sie die Nachricht von seiner Tätigkeit er-
reichte, war da einer, in dessen Herz der Same des Glaubens aufzu-
gehen begann: Wenn er zu Jesus gehen konnte, würde er vielleicht
geheilt. Aber wie kann er Jesus finden? Als Ausgestoßener in der
Isolation lebend – wie kann er sich da dem Heilkräftigen überhaupt
zeigen? Und wird Christus ihn heilen? Wird er nicht wie die Phari-
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
säer und selbst die Ärzte einen Fluch über ihn aussprechen und
ihm befehlen, von den Siedlungen der Menschen fernzubleiben?
Er denkt indessen an all das, was ihm von Jesus erzählt worden
ist: Kein einziger, der bei ihm Hilfe gesucht hat, ist abgewiesen wor-
den. Und so entschließt sich dieser Elende, den Heiland zu suchen.
Obwohl er aus den Ortschaften ausgeschlossen ist, könnte es ja sein,
daß er Jesus auf einer Nebenstraße entlang dem Gebirge begegnet
oder, wenn er gerade außerhalb der Ortschaften lehrt. Leicht wird
es nicht sein – aber dies bleibt seine einzige Hoffnung.
Obwohl noch weit entfernt, fängt der Aussätzige doch schon ein
paar Worte des Heilands auf. Er sieht ihn, wie er den Kranken die
Hände auflegt, er sieht die Gelähmten, Blinden und von verschie-
denen Erkrankungen Todgeweihten gesund aufstehen und Gott für
ihre Heilung preisen. Da wächst sein Glaube. Näher und näher
wagt er sich an die zuhörende Menge um Jesus heran. Die ihm auf-
erlegten Verbote, die gefährdete Gesundheit der Versammelten, die
Furcht, mit der ihn alle ansehen – all das ist vergessen. Er sieht nur
noch seine große Chance, im Glauben geheilt zu werden.
Er bietet einen widerlichen Anblick: Die Krankheit hat ihn übel
zugerichtet, sein zerfressener Körper sieht fürchterlich aus. Sobald
ihn die Leute sehen, weichen sie zurück; aus Angst vor einer Berüh-
rung flüchten die Leute mit großem Gedränge. Einige versuchen,
ihn daran zu hindern, sich Jesus zu nähern – aber umsonst. Er sieht
und hört sie nicht; die Bekundungen ihres Abscheus erreichen ihn
jetzt nicht mehr. Er sieht nur noch den Sohn Gottes und hört nur
noch dessen Stimme, die den Sterbenden Leben zuspricht.
Er wirft sich zu Jesu Füßen nieder mit dem Ausruf: „Herr, wenn
du willst, kannst du mich reinigen.“ Und Jesus antwortet: „Ich will's
tun; sei rein!“ Dabei legt er seine Hand auf ihn (Matthäus 8,2.3).
Schlagartig geschieht an dem Aussätzigen eine Veränderung:
Sein Blut wird gesund, die Nerven wieder reizempfänglich, die
Muskeln wieder kräftig. Das unnatürlich Weiße und Schuppige der
Haut, wie es für Leprakranke typisch ist, verschwindet; statt dessen
wird sie wie die eines kleinen Kindes.
Wenn die Priester die Hintergründe von der Heilung des Aus-
sätzigen erfuhren, konnte ihr Haß auf Jesus sie dazu bringen, ein
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
falsches Urteil über den Zustand des Geheilten zu fällen. Denn ehe
die Priester die Opfergabe annehmen durften, die von dem Gesun-
deten gemäß dem mosaischen Gesetz darzubringen war, hatten sie
den Betreffenden zu untersuchen und seine völlige Genesung fest-
zustellen. Jesus lag daran, eine unparteiische Entscheidung sicherzu-
stellen. Er bat also den Mann, niemandem vom Hergang der Hei-
lung zu erzählen, sondern sich unverzüglich mit der Opfergabe im
Tempel zu zeigen, bevor noch irgendwelche Gerüchte bezüglich des
Wunders aufkamen.
Besagte Untersuchung fand statt; die Priester, die den Aussätzi-
gen zur Isolation verurteilt hatten, bestätigten nun seine Gesundung.
Der Geheilte wurde wieder in seine Familie und in die Gesellschaft
aufgenommen; daran erkannte er, wie wertvoll die ihm geschenkte
Gesundheit war. Wieder im Vollbesitz seiner Kräfte, freute er sich
über die Heimkehr zu seiner Familie. Trotz der Warnung Jesu konn-
te er allerdings die Umstände seiner Genesung nicht länger für sich
behalten, und so ging er voller Freude umher und verkündigte die
Macht des Einen, der ihn geheilt hatte.
Als dieser Mann zu Jesus kam, war er „voller Aussatz“; dessen
tödliches Gift durchdrang seinen ganzen Körper. Die Jünger ver-
suchten vergeblich, ihren Herrn davon abzuhalten, ihn zu berühren;
denn wer einen Aussätzigen berührte, wurde selbst unrein. Aber als
Jesus seine Hand auf den Kranken legte, wurde er schon nicht mehr
angesteckt. Der Aussatz war bereits geheilt. Mit dem Aussatz na-
mens Sünde verhält es sich genauso: sie ist tief verwurzelt, tödlich
und durch menschliche Kraft kann man nicht von ihr loskommen.
„Das ganze Haupt ist krank, das ganze Herz ist matt. Von der Fuß-
sohle bis zum Haupt ist nichts Gesundes an euch, sondern Beulen
und Striemen und frische Wunden, die nicht gereinigt noch ver-
bunden noch mit Öl gelindert sind.“ (Jesaja 1,5.6) Aber der Mensch
gewordene Jesus blieb frei von Sünde, vielmehr war seine Gegen-
wart heilkräftig für die Sünder. Jeder, der ihm zu Füßen fällt und im
Glauben sagt: „Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen!“,
wird die Antwort hören: „Ich will's tun; sei rein!“
In einigen Fällen ließ Jesus die Heilung Kranker nicht sofort ge-
schehen; aber bei Aussatz wurde die Bitte um Gesundung sogleich
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Kapitel 5
Viele von denen, die Jesus um Hilfe baten, hatten ihre Erkrankung
selbst verursacht – und doch weigerte er sich nicht, sie zu heilen.
Wenn seine Kraft dann in diese Menschen strömte, wurden sie sich
ihrer Sünden bewußt, und dann waren sie von ihrer geistlichen
Krankheit ebenso geheilt wie von ihrer körperlichen.
So erging es auch dem Gelähmten von Kapernaum. Wie der
Aussätzige hatte er jede Hoffnung auf Gesundung verloren. Seine
Krankheit war das Ergebnis eines Lebens voller Sünde, und seine
Leiden wurden durch Gewissensbisse noch bitterer. Vergeblich hat-
te er sich an die Pharisäer und Ärzte um Hilfe gewandt. Sie erklär-
ten ihn für unheilbar, prangerten ihn als Sünder an und verkünde-
ten ihm, daß er unter dem Zorn Gottes sterben werde.
Da war der Gelähmte in Verzweiflung versunken. Aber dann
hörte er von Jesus. Andere – genauso sündig und hilflos wie er –
waren geheilt worden. So wuchs auch bei ihm der Glaube, daß er
geheilt werden konnte, wenn man ihn zum Heiland tragen würde.
Seine Hoffnung schwand jedoch wieder, als er sich an die Ursache
seiner Krankheit erinnerte – und doch konnte er die Möglichkeit
der Heilung nicht mehr aus seinem Denken verdrängen.
Seine größte Sehnsucht war die Befreiung von der Last der Sün-
de. Deshalb wollte er dringend Jesus treffen und von ihm die Zusi-
cherung erhalten, daß ihm vergeben sei und er mit dem Himmel
Frieden habe. Dann wollte er zufrieden sein, entweder zu leben o-
der zu sterben, ganz nach Gottes Willen.
Es galt, keine Zeit zu verlieren. Sein verkümmerter Körper zeigte
schon Vorboten des Todes. Eindringlich bat er seine Freunde, ihn
auf dem Bett zu Jesus zu tragen, und gern taten sie das. Aber die
Menschenmenge, die sich im Haus und vor dem Haus versammelt
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
hatte, in dem der Heiland gerade lehrte, stand derart dicht bei-
sammen, daß es für den Kranken und seine Freunde unmöglich
war, auch nur so weit an ihn heran zu kommen, daß sie seine
Stimme hörten. Jesus lehrte gerade im Haus des Petrus. Wie sie es
gewohnt waren, saßen Jesu Jünger ganz nah bei ihm; außerdem
„saßen auch Pharisäer und Schriftgelehrte da, die gekommen waren
aus allen Orten in Galiläa und Judäa und aus Jerusalem“ (Lukas
5,17). Einige davon waren als Spitzel gekommen, die unbedingt ei-
nen Anklagegrund gegen Jesus finden wollten. Dahinter drängte
sich die kunterbunte Menge: die Eifrigen, die Ehrerbietigen, die
Neugierigen und die Ungläubigen. Verschiedene Nationalitäten und
alle Schichten der Gesellschaft waren vertreten.
„Und die Kraft des Herrn war mit Jesus, daß er heilen konnte.“
(Lukas 5,17) Der göttliche Geist des Lebens schwebte über der Ver-
sammlung, aber die Pharisäer und Gelehrten merkten nichts von
seiner Gegenwart. Sie meinten, daß es ihnen an nichts fehle; außer-
dem war die Heilung nicht für sie gedacht: „Die Hungrigen füllt er
mit Gütern und läßt die Reichen leer ausgehen.“ (Lukas 1,53)
Immer aufs neue versuchten die Träger des Gelähmten, sich ei-
nen Weg durch die Menge zu bahnen – aber vergeblich. Der Kran-
ke sah in unsäglichem seelischem Schmerz um sich: Sollte er jetzt
die Hoffnung aufgeben, da doch die ersehnte Hilfe so nah war? Auf
seinen Vorschlag hin trugen ihn die Freunde dann auf das Dach des
Hauses, deckten es ab und ließen ihn direkt zu Jesu Füßen herab.
Die Predigt wurde unterbrochen. Der Heiland blickte in das
traurige Gesicht und sah die bittenden Augen auf sich gerichtet. Er
wußte sehr wohl, was diese beladene Seele wollte – war er es doch,
der das Gewissen des Kranken aufgerüttelt hatte, als er noch zu
Hause war. Nachdem er seine Sünden bereute und an Jesu Macht
glaubte, ihn gesund zu machen, hatte ihn die Gnade des Heilands
gesegnet. Jesus hatte den ersten Glaubensschimmer zu der Über-
zeugung wachsen sehen, daß er die einzige Möglichkeit der Rettung
für ihn, den Sünder, war. Mit jedem Versuch, in seine Nähe zu ge-
langen, wuchs diese Überzeugung. Es war Christus selbst, der den
Leidtragenden zu sich gezogen hatte. Und jetzt sagte der Heiland –
mit Worten, die in den Ohren des Kranken wie Musik klangen –:
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
„Sei getrost, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben.“ (Mat-
thäus 9,2)
Da fällt die Last der Schuld wie ein Stein von der Seele des
Kranken. Zweifel gibt es nun nicht mehr. Jesu Worte enthüllen seine
Macht, tief ins Herz zu sehen. Wer kann nun noch seine Kraft zur
Vergebung von Sünden leugnen? Hoffnung nimmt deshalb die Stel-
le der Verzweiflung ein und Freude die der Depression. Die körper-
lichen Schmerzen des Mannes sind verschwunden, sein ganzes We-
sen ist verwandelt. Ohne noch eine weitere Bitte auszusprechen,
liegt er in friedvoller Stille auf seinem Bett – zu glücklich, um zu
reden.
Mit atemloser Spannung beobachten viele jede Bewegung in
diesem außergewöhnlichen Geschehen. Viele spüren: Christi Worte
sind auch eine Einladung an mich! Sind sie nicht auch seelisch
krank aufgrund von Sünden? Streben sie nicht auch danach, von
dieser Last befreit zu werden?
Die Pharisäer aber fürchteten um ihren Einfluß auf die Menge
und sagten deshalb in ihrem Innersten: „Er lästert Gott! Wer kann
Sünden vergeben als Gott allein?“ (Markus 2,7) Da schaute Jesus sie
fest und durchdringend an – was sie kleinlaut zurückweichen ließ –
und sagte: „Warum denkt ihr so Böses in euren Herzen? Was ist
denn leichter, zu sagen: Dir sind deine Sünden vergeben, oder zu
sagen: Steh auf und geh umher? Damit ihr aber wißt, daß der Men-
schensohn Vollmacht hat, auf Erden die Sünden zu vergeben –
sprach er zu dem Gelähmten: Steh auf, hebe dein Bett auf und geh
heim!“ (Matthäus 9,4-6)
Und dann stellte sich der, der auf einer Trage zu Jesus gebracht
worden war, mit der Gelenkigkeit und Agilität eines Jugendlichen
auf seine eigenen Füße; darauf „nahm er sein Bett und ging alsbald
hinaus vor aller Augen, so daß sie sich alle entsetzten und Gott
priesen und sprachen: Wir haben so etwas noch nie gesehen.“
(Markus 2,12)
Nichts geringeres als die Kraft des Schöpfers war notwendig, um
diesen zerfallenden Körper zu heilen. Der, der einer aus Erde vom
Acker geformten Menschengestalt Leben einhauchte, hatte auch
dem todgeweihten Gichtbrüchigen wieder Leben eingeflößt. Und
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dieselbe Macht, die dem Körper wieder Leben verlieh, hatte auch
das Herz erneuert. Er, der bei der Schöpfung „sprach, und es ge-
schah“, der „gebot, und es stand da“ (Psalm 33,9), hatte der Seele,
die in Schuld und Sünden zugrunde gegangen war, wieder Leben
zugesprochen. Die Heilung des Körpers war mithin ein äußerer
Beweis der Macht, die das Herz erneuert hatte. Christus gebot dem
Gelähmten, aufzustehen und zu gehen, „damit ihr wißt, daß der
Menschensohn Vollmacht hat, Sünden zu vergeben auf Erden“
(Markus 2,10).
Der Gichtbrüchige fand in Jesus Heilung sowohl für die Seele als
auch für den Körper. Aber er brauchte Gesundheit für seine Seele,
bevor er die Gesundung des Körpers überhaupt wertschätzen konn-
te. Bevor die physische Krankheit heilbar war, mußte Christus erst
der Seele helfen, mußte sie von Sünden befreien. – Diese Lehre
sollten wir nicht übersehen. Heutzutage gibt es Tausende mit kör-
perlichen Erkrankungen, die sich wie der Gelähmte nach der Bot-
schaft „Deine Sünden sind dir vergeben“ sehnen. Die Last der Sün-
de mit ihren ruhelosen und unbefriedigten Wünschen legt die Basis
für ihre Krankheiten. Sie können keine Erleichterung finden, bis sie
zu dem kommen, der die Seele heilt. Der Friede, den nur Jesus
vermitteln kann, wird dann der Seele wieder Kraft und dem Körper
wieder Gesundheit geben.
Die Wirkung der Heilung des Gichtbrüchigen auf die versam-
melten Menschen war, als ob sich der Himmel geöffnet und die
Herrlichkeiten einer besseren Welt enthüllt hätte. Als der Geheilte
seinen Weg durch die Menge nahm, dabei Gott bei jedem Schritt
Dank sagte und das Bett trug, als wäre es federleicht, wichen die
Leute zurück, um ihm Platz zu machen; voller Ehrfurcht starrten sie
ihn an und flüsterten einander zu: „Wir haben heute seltsame Dinge
gesehen.“ (Lukas 5,26)
Im Heim des ehemals Gelähmten brach großer Jubel aus, als er
zu seiner Familie zurückkehrte und dabei das Bett, auf dem er kur-
ze Zeit zuvor schweren Schrittes weggetragen worden war, nun
selbst trug – und das mit Leichtigkeit. Sie umringten ihn mit Freu-
dentränen in den Augen – sie wagten kaum, ihren Augen zu trauen.
Mit wiederhergestellter körperlicher Kraft stand er vor ihnen. Jene
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nig wünscht, daß du ihn findest. Er will von dir nicht nur am Saum
seines Gewandes berührt werden, sondern in beständiger Gemein-
schaft mit dir leben.
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heiten – hatte er doch die Krankheit der Seele geheilt, die in den
ewigen Tod führt. Diese bereuende Frau wurde eine seiner zuverläs-
sigsten Nachfolgerinnen. Mit einer Liebe und Hingabe, die sich
selbst aufopferte, bewies sie ihre Dankbarkeit für seine vergebende
Gnade. Die Welt hatte für diese Sünderin nichts als Verachtung üb-
rig, aber der sündlose Eine empfand Mitleid mit ihrer Schwachheit
und streckte ihr seine helfende Hand entgegen. Die heuchlerischen
Pharisäer hatten sich aufs Anprangern konzentriert, Jesus dagegen
bat sie: „Geh hin und sündige hinfort nicht mehr.“
Jesus kennt die Lebensumstände eines jeden Menschen. Je grö-
ßer die Schuld des Sünders ist, desto mehr braucht er den Heiland.
Sein Herz voll göttlicher Liebe und Mitempfinden fühlt sich am
meisten zu denen hingezogen, die am hoffnungslosesten in den
Schlingen des Feindes gefangen sind. Hat er doch mit seinem eige-
nen Blut die Befreiung der ganzen Menschheit besiegelt.
Jesus will die, die mit einem derart hohen Preis freigekauft wor-
den sind, nicht zum Objekt der Versuchungen des Feindes werden
lassen. Er will nicht, daß wir überwältigt werden und verlorengehen.
Der die Löwen in der Grube bändigte und mit seinen getreuen
Zeugen im Feuer umherging, ist ebenso bereit, für uns einzutreten,
um jedes Übel in unserem Charakter zu besiegen. Er steht heute
vor dem Gnadenthron und bringt vor Gott die Gebete derer dar,
die ihn um Hilfe bitten. Er weist keinen zurück, der unter Tränen
bereut; bereitwillig vergibt er allen, die ihn um Vergebung und Hei-
lung bitten. Keinem hält er die begangenen Fehler vor; vielmehr
lädt er jede zitternde Seele ein, wieder Mut zu fassen. Jeder, der es
möchte, darf sich an Gottes Stärke wieder aufrichten und Frieden
mit ihm machen – und Gott wird ebenfalls Frieden schließen.
Die Seelen, die bei ihm Vergebung und Hilfe suchen, erhebt Je-
sus über die, die anklagen und streitsüchtig reden. Kein Mensch
und kein gefallener Engel kann diese Seelen dann noch beschuldi-
gen, denn Christus verbindet sie mit seiner eigenen göttlich-
menschlichen Natur. Sie stehen neben dem Opferlamm in dem
Licht, das vom Thron Gottes ausgeht. Das Blut Jesu Christi „macht
uns rein von aller Sünde“ (1. Johannes 1,7). „Wer will die Auser-
wählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der gerecht macht. Wer
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will verdammen? Christus Jesus ist hier, der gestorben ist, ja viel-
mehr, der auch auferweckt ist, der zur Rechten Gottes ist und uns
vertritt.“ (Römer 8,33.34)
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Kapitel 6
Gerettet, um zu dienen
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kommen, uns zu quälen, ehe es Zeit ist?“ (Matthäus 8,29) Doch Je-
sus befiehlt den Dämonen, ihre Opfer zu verlassen, und sofort ge-
schieht mit den Besessenen eine wunderbare Verwandlung. Ihr
Denken gewinnt wieder Vernunft, ihre Augen drücken wieder Ver-
ständigkeit aus. Die Gesichtszüge, die so lange unter dem Einfluß
Satans verzerrt waren, werden plötzlich sanftmütig, die blutbefleck-
ten Hände finden Ruhe, und die Männer beginnen, Gott zu loben.
Inzwischen sind die Dämonen, nachdem sie aus ihren menschli-
chen Behausungen vertrieben wurden, in eine Herde Schweine ge-
fahren und haben diese einen Uferabhang hinunter in den Tod ge-
stürzt. Die Hüter der Herde laufen entsetzt davon, um dieses Ereig-
nis weiterzuerzählen; da strömt die ganze Bevölkerung zusammen,
um Jesus zu sehen. Waren doch die zwei Besessenen der Schrecken
des ganzen Landstrichs gewesen; nun sind diese Männer vernünftig
gekleidet und wieder ganz bei Sinnen. Sie sitzen zu Füßen Jesu, hö-
ren seinen Worten zu und rühmen den Namen dessen, der sie ge-
sund gemacht hat. Aber die Menschenmenge, die diese wunderbare
Szene erlebt, freut sich zunächst gar nicht. Der Verlust der Schweine
erscheint ihnen nämlich gewichtiger als die Befreiung dieser Gefan-
genen Satans. Voller Schrecken drängen sie sich um Jesus und bit-
ten ihn, er möge doch ihre Gegend verlassen. Er erfüllt diese Bitte
und steigt sofort in ein Schiff, um zum gegenüberliegenden Ufer zu
fahren.
Ganz anders ist es um das Empfinden der beiden Geheilten be-
stellt. Sie möchten auf jeden Fall bei ihrem Befreier bleiben; in sei-
ner Gegenwart fühlen sie sich sicher vor den Dämonen, die sie ge-
quält und vieler guter Lebensjahre beraubt haben. Als Jesus im Be-
griff ist, in das Schiff zu steigen, bleiben sie dicht an seiner Seite, ja
knien vor ihm nieder und flehen darum, bei ihm bleiben zu dürfen,
um weiter seinen Worten lauschen zu können. Jesus aber fordert sie
auf, in ihre Heimat zurückzukehren und zu erzählen, was der Herr
Großes an ihnen getan hat.
Das also ist es, was sie tun sollen – in einer heidnischen Heimat
von den Segnungen berichten, die sie durch Jesus erfahren haben.
Es fällt ihnen schwer, sich von ihrem Heiland zu trennen. Vom Zu-
sammentreffen mit ihren heidnischen Landsleuten haben sie nur
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von der Gnade Gottes angerührt worden ist. Das ist das Zeugnis, zu
dem unser Herr aufruft – und an dessen Mangel die Welt zugrunde
zu gehen droht.
Nicht als eine leblose Theorie soll das Evangelium vermittelt
werden, sondern als eine lebendige Kraft, die das Leben verändert.
Gott will durch das Zeugnis seiner Diener deutlich machen, daß
Menschen durch seine Gnade einen christusähnlichen Charakter
erhalten und sich der Gewißheit seiner großen Liebe erfreuen kön-
nen. Er kann erst zufrieden sein, wenn alle, die die Erlösung an-
nehmen möchten, zurückgewonnen und wieder in ihre heiligen
Vorrechte als seine Söhne und Töchter eingesetzt sind.
Sogar jene, deren Lebensweise ihn in höchstem Maße beleidigt
hat, nimmt er gern wieder an. Wenn sie bereuen, gibt er ihnen von
seinem göttlichen Geist und sendet sie dann ins Lager der Ungläu-
bigen, um dort seine Gnade zu verkünden. Auch heute noch wer-
den Seelen, die zu Werkzeugen Satans erniedrigt worden sind,
durch die Macht Christi in Botschafter der Gerechtigkeit verwandelt
und ausgesandt zu erzählen, was für große Dinge der Herr für sie
getan und wie er sich ihrer erbarmt hat.
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und seine eigenen Erfahrungen mit Gott, die von denen der ande-
ren grundsätzlich verschieden sind. Gott will, daß mein Lobpreis zu
ihm aufsteigt, als einer, der auch unverwechselbar als der meine
erkennbar ist. Diese wertvollen Bekenntnisse zum Preis der Herr-
lichkeit seiner Gnade üben, wenn sie von einem christusähnlichen
Leben bekräftigt werden, eine unwiderstehliche Macht zur Errettung
von Seelen aus.
Es dient zu unserem eigenen Vorteil, wenn wir alles, was wir
Gott verdanken, in unserem Gedächtnis lebendig erhalten. Dadurch
wird unser Glaube gestärkt, von Gott immer mehr zu erbitten und
zu erhalten. In dem kleinsten Segen, den wir selbst von Gott emp-
fangen, liegt eine größere Ermutigung für uns, als in allen Berichten,
die wir vom Glauben und der Erfahrung anderer lesen können. Die
Seele, die dankbar auf die Gnade Gottes reagiert, wird einem gut
bewässerten Garten gleichen: Er wird rasch gedeihen, und die
Herrlichkeit des Herrn wird an ihm wahrgenommen werden.
„Wie soll ich dem Herrn vergelten all seine Wohltat, die er an
mir tut? Ich will den Kelch des Heils nehmen und des Herrn Na-
men anrufen. Ich will meine Gelübde dem Herrn erfüllen vor all
seinem Volk.“ (Psalm 116,12-14)
„Ich will dem Herrn singen mein Leben lang und meinen Gott
loben, solange ich bin. Mein Reden möge ihm wohlgefallen. Ich
freue mich des Herrn.“ (Psalm 104,33.34)
„Wer kann die großen Taten des Herrn alle erzählen und sein
Lob genug verkündigen?“ (Psalm 106,2)
„Danket dem Herrn und rufet an seinen Namen; verkündigt sein
Tun unter den Völkern! Singet und spielet ihm, redet von allen sei-
nen Wundern! Rühmet seinen heiligen Namen; es freue sich das
Herz derer, die den Herrn suchen!“ (Psalm 105,1-3)
„Denn deine Güte ist besser als Leben; meine Lippen preisen
dich. So will ich dich loben mein Leben lang und meine Hände in
deinem Namen aufheben. Das ist meines Herzens Freude und
Wonne, wenn ich dich mit fröhlichem Munde loben kann; wenn ich
mich zu Bette lege, so denke ich an dich, wenn ich wach liege, sin-
ne ich über dich nach. Denn du bist mein Helfer, und unter dem
Schatten deiner Flügel frohlocke ich.“ (Psalm 63,4-8)
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„Auf Gott hoffe ich und fürchte mich nicht; was können mir
Menschen tun? Ich habe dir, Gott, gelobt, daß ich dir danken will.
Denn du hast mich vom Tode errettet, meine Füße vom Gleiten,
daß ich wandeln kann vor Gott im Licht der Lebendigen.“ (Psalm
56, 12-14)
„Du Heiliger Israels. Meine Lippen und meine Seele, die du er-
löst hast, sollen fröhlich sein und dir lobsingen. Auch meine Zunge
soll täglich reden von deiner Gerechtigkeit“ (Psalm 71,22-24).
„Denn du bist meine Zuversicht, Herr, mein Gott, meine Hoff-
nung von meiner Jugend an … Dich rühme ich immerdar.“ (Psalm
71,5.6)
„Ich will deinen Namen kundmachen von Kind zu Kindeskind;
darum werden dir danken die Völker immer und ewig.“ (Psalm
45,18)
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Teil II
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Kapitel 7
Das Zusammenwirken
des Göttlichen
mit dem Menschlichen
Der Arzt soll bei seinem Dienst des Heilens mit Christus zusam-
menarbeiten. Der Heiland diente nicht nur dem Körper, sondern
auch der Seele. Das Evangelium, das er lehrte, war ebenso eine
Botschaft geistlichen Lebens wie körperlichen Gesundwerdens. Be-
freiung von Sünde und Heilung von Krankheit waren miteinander
verbunden.
Derselbe Dienst ist dem christlichen Arzt aufgegeben. Er soll es
Christus gleichtun und sich um die geistlichen Nöte seiner Mitmen-
schen genauso bemühen wie um die körperlichen. Den Kranken
kann er ein Botschafter der Gnade sein, indem er ihnen ein Heil-
mittel sowohl für den kranken Körper als auch für die von Sünden
belastete Seele gibt.
Tatsächlich ist Christus der „Chef“ des ärztlichen Berufsstandes.
Er ist der Verantwortliche, der neben jedem gottesfürchtigen prakti-
zierenden Arzt steht, wenn er sich für die Linderung menschlichen
Leids einsetzt. Wenn nun der Arzt die Heilmittel der Natur gegen
körperliche Erkrankungen einsetzt, sollte er seine Patienten außer-
dem auf Jesus hinweisen, der gleichermaßen von Leiden des Kör-
pers und der Seele freimachen kann.
Wozu die Ärzte nur einen Beitrag leisten können, das bringt
Christus ganz zuwege; sie bemühen sich darum, das Heilungswerk
der Natur zu unterstützen – aber der, der eigentlich heilt, ist Chris-
tus. Der Arzt strebt danach, Leben zu erhalten, Christus aber gibt
Leben.
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ten der Natur ebenso wie die Vorschriften der Zehn Gebote von
Gott kommen und daß somit nur durch Gehorsam gegenüber die-
sen Regeln Gesundheit zurückerlangt oder aufrechterhalten werden
kann. Sie sehen viele infolge schädlicher Gewohnheiten leiden, die
wieder gesund werden könnten, wenn sie nur ihren Lebensstil än-
dern würden. Der Arzt muß ihnen bewußt machen, daß jede Ge-
wohnheit, die die körperlichen, geistigen oder seelischen Kräfte zer-
stört, Sünde ist. Gesundheit kann man nur durch Gehorsam gegen
Gottes Gesetze erhalten, die er zum Besten aller Menschen gegeben
hat.
Wenn ein Arzt bei seinem Patienten eine Krankheit feststellt, die
von falschen Eß-, Trink- oder anderen Lebensgewohnheiten her-
rührt, ihm das aber nicht sagt, dann begeht er an diesem Mitmen-
schen ein Unrecht. Alkoholiker, seelisch Zerrüttete und die, die sich
einem zügellosen Leben ergeben haben – sie alle müssen sich von
ihrem Arzt klar und deutlich sagen lassen, daß Krankheit durch
Trennung von Gott verursacht wird. Wer die Grundprinzipien des
Lebens verstanden hat, sollte gewissenhaft sein in dem Bemühen,
gegen die Ursachen einer Krankheit vorzugehen. Der Arzt steht im
ständigen Kampf gegen Schmerzen, er arbeitet unentwegt an der
Linderung von Leiden – wie kann er sich da hinsichtlich der Ursa-
chen vornehm heraushalten? Ist er etwa wohlwollend und gütig,
wenn er es unterläßt, strenge Mäßigkeit als ein Heilmittel gegen
Krankheiten anzuordnen?
Zeigt den Menschen unmißverständlich, daß der Weg, den Got-
tes Gebote vorgeben, der Weg des Lebens ist. Gott hat die Naturge-
setze gemacht, und seine Zehn Gebote sind ebenfalls keine willkür-
lichen Forderungen. Jedes „Du sollst nicht“, im Natur- wie im Sit-
tengesetz, enthält auch eine Verheißung: Wenn wir es befolgen,
wird unser Lebensweg gesegnet sein. Gott zwingt uns zwar niemals,
das Richtige zu tun, aber er will uns vor Bösem bewahren und uns
zum Guten führen.
Lenkt die Aufmerksamkeit auf die Gesetze, die dem Volk Israel
gegeben wurden. Gott gab ihnen klare Richtlinien für ihr Leben. Er
machte sie mit den Grundlagen bekannt, die sowohl für das körper-
liche wie für das geistliche Wohlergehen von Bedeutung sind; wenn
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die Seele von Schuld und Kummer, von Ängstlichkeit und über-
triebener Besorgnis, die die Lebensenergien aufzehren. Mit ihr zie-
hen statt dessen Gelassenheit und Ausgeglichenheit ein. Sie pflanzt
eine Freude in die Seele, die von nichts Irdischem zerstört werden
kann, nämlich eine vom Heiligen Geist bewirkte, gesundmachende,
lebenspendende Freude.
Die Worte unseres Heilands: „Kommt her zu mir, … ich will
euch erquicken“ (Matthäus 11,28) sind ein Rezept zur Heilung kör-
perlicher, geistiger und geistlicher Leiden. Obwohl sich Menschen
Krankheiten häufig durch ihre eigenen Fehler zugezogen haben,
sieht Jesus voller Mitleid auf sie; in ihm können sie Hilfe finden,
denn er will Großes für die tun, die ihm vertrauen.
Obwohl der Einfluß der Sünde im Laufe der Weltgeschichte
immer mehr zugenommen hat, obwohl Satan listig und trickreich
versucht, das Wort Gottes in seine Richtung umzudeuten und in
den Menschen beständig Zweifel an Gottes Güte sät, hört doch die
göttliche Gnade und Liebe nicht auf, in breiten Strömen zur Erde
zu fließen. Wenn Menschen ihre Seele für Himmlisches empfäng-
lich machten und dadurch die göttlichen Gaben wirklich nutzten,
dann würde eine Flut von Heilkraft in sie strömen.
Ein Arzt, der mit Christus gut zusammenarbeiten will, wird da-
nach streben, sein Bestes zu geben. Er wird deshalb mit Sorgfalt
studieren, um für die Verantwortlichkeiten seines Berufs gut qualifi-
ziert zu sein. Ständig wird er ein höheres Niveau anstreben, indem
er sich fachlich weiterbildet, seine Fähigkeiten optimal einsetzt und
sein Urteilsvermögen stetig vertieft. Jeder Arzt sollte sich bewußt-
machen, daß schlechte, erfolglose Arbeit nicht nur die Kranken be-
trifft, sondern auch den Ruf des Ärztestandes schädigt. Ein Arzt,
der sich mit einem niedrigen Kenntnis- und Fähigkeitsniveau zufrie-
dengibt, schadet nicht nur dem Ansehen des Arztberufs, sondern
verunehrt zudem Christus, seinen „Chefarzt“.
Wer erkennt, daß er für die Arbeit als Arzt nicht geeignet ist,
sollte besser eine andere Tätigkeit wählen. Und wer sich für einen
Heilberuf zwar gut eignet, aber nur eine unzureichende Ausbildung
und medizinische Qualifikation besitzt, täte gut daran, zunächst die
einfacheren Arbeiten zu übernehmen und als Krankenpfleger zu-
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„So kommt denn und laßt uns miteinander rechten, spricht der
Herr. Wenn eure Sünde auch blutrot ist, soll sie doch schneeweiß
werden, und wenn sie rot ist wie Scharlach, soll sie doch wie Wolle
werden. Wollt ihr mir gehorchen, so sollt ihr des Landes Gut genie-
ßen.“ (Jesaja 1,18.19)
„Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir ge-
zogen aus lauter Güte.“ (Jeremia 31,3) „Ich habe mein Angesicht im
Augenblick des Zorns ein wenig vor dir verborgen, aber mit ewiger
Gnade will ich mich deiner erbarmen, spricht der Herr, dein Erlö-
ser.“ (Jesaja 54,8)
„Euer Herz erschrecke nicht!“ (Johannes 14,1) „Den Frieden las-
se ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch,
wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich
nicht.“ (Johannes 14,27)
„Ein jeder von ihnen wird sein wie eine Zuflucht vor dem Wind
und wie ein Schutz vor dem Platzregen, wie Wasserbäche am dür-
ren Ort, wie der Schatten eines großen Felsens im trockenen Lan-
de.“ (Jesaja 32,2)
„Die Elenden und Armen suchen Wasser, und es ist nichts da,
ihre Zunge verdorrt vor Durst. Aber ich, der Herr, will sie erhören;
ich, der Gott Israels, will sie nicht verlassen.“ (Jesaja 41,17)
„So spricht der Herr, der dich gemacht … hat: … Ich will Wasser
gießen auf das Durstige und Ströme auf das Dürre: ich will meinen
Geist auf deine Kinder gießen und meinen Segen auf deine Nach-
kommen.“ (Jesaja 44,2.3)
„Wendet euch zu mir, so werdet ihr gerettet, aller Welt Enden“.
(Jesaja 45,22)
„Er hat unsre Schwachheit auf sich genommen, und unsre
Krankheit hat er getragen.“ (Matthäus 8,17, wo Jesaja 53,4 zitiert
wird.) „Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um
unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf daß
wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.“ (Je-
saja 53,5)
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Kapitel 8
Der wahre Arzt ist zugleich ein Erzieher. Er erkennt seine Verant-
wortung nicht nur gegenüber den Kranken, die seiner unmittelba-
ren Obhut anvertraut sind, sondern auch gegenüber der Gesell-
schaft, in der er lebt. In ihr steht er als ein Wächter sowohl der kör-
perlichen als auch der moralischen Gesundheit.
Er wird nicht nur die richtigen Methoden für die Behandlung
von Kranken vermitteln, sondern auch zu gesundheitsfördernden
Lebensgewohnheiten ermutigen und sein Wissen über wichtige
Grundsätze weitergeben.
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schen wissen jedoch mehr, als sie tatsächlich umsetzen. Ihnen muß
die Notwendigkeit eingeprägt werden, aus ihrem bloßen Wissen
eine Richtlinie für ihr tatsächliches Leben zu machen. Hier hat der
Arzt viele Gelegenheiten, sowohl Wissen über Gesundheitsprinzi-
pien zu vermitteln als auch die Bedeutsamkeit ihrer praktischen
Umsetzung aufzuzeigen. Mit guter Unterweisung kann er eine Men-
ge zur Verbesserung von Mißständen tun, die unsäglichen Schaden
verursachen.
Eine Gewohnheit, die den Grund zu einer Unzahl von Erkran-
kungen und sogar noch ernsteren Übeln legt, stellt der schrankenlo-
se Gebrauch von unnatürlichen Arzneimitteln dar. Bei einer Er-
krankung scheuen viele die Mühe, nach der wahren Ursache ihrer
Krankheit zu forschen. Ihr Hauptbestreben geht vielmehr dahin,
möglichst schnell die Schmerzen und Unannehmlichkeiten zu besei-
tigen. Deshalb nehmen sie bedenkenlos Medikamente ein, von de-
ren wirklichen Eigenschaften sie wenig wissen, oder sie erwarten
vom Arzt eine Arznei, die die Auswirkungen ihres Fehlverhaltens
abstellen soll, ohne jedoch eine Änderung ihrer gesundheitsschädi-
genden Lebensgewohnheiten in Betracht zu ziehen. Wenn dann
nicht kurzfristig eine Besserung eintritt, probiert man ein anderes
Mittel und darauf noch ein weiteres aus. Das Grundproblem aber
bleibt unbeachtet.
Diesen Menschen muß klargemacht werden, daß unnatürliche
Arzneimittel eine Krankheit nicht dauerhaft heilen. Richtig ist, daß
sie manchmal eine kurzzeitige Erleichterung herbeiführen und der
Patient als Folge ihres Gebrauchs zu genesen scheint; dies geschieht
aber nur, weil die menschliche Natur genügend Lebenskraft hat, um
das Arzneigift wieder auszuscheiden und die Bedingungen, die die
Krankheit verursacht haben, zu kompensieren. Die Gesundheit wird
so trotz des Arzneimittels wiederhergestellt. In den meisten Fällen
jedoch verändert das Medikament nur die Symptomatik und den
Ort der Erkrankung.
Oft scheint die Wirkung des Arzneigiftes eine Zeitlang über-
wunden zu sein, aber die Folgen bleiben im Organismus doch be-
stehen und verursachen Schäden, die erst zu späterer Zeit sichtbar
werden.
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Natürliche Heilmittel
Reine Luft, Sonnenlicht, Enthaltsamkeit, Ruhe, Bewegung, richtige
Ernährung, Wasseranwendungen und Vertrauen in die göttliche
Macht – dies sind die wahren Heilmittel. Jeder sollte diese Heilmit-
tel der Natur und die Möglichkeiten ihrer Anwendung kennen. Es
ist einerseits wichtig, die Grundsätze der Behandlung Kranker zu
verstehen, und andererseits praktische Erfahrungen zu haben, die
dazu befähigten, dieses Wissen richtig anzuwenden.
Die Anwendung natürlicher Heilmittel erfordert ein hohes Maß
an Sorgfalt und Anstrengung, das viele nicht aufzubringen gewillt
sind. Der natürliche Prozeß der Heilung und Regeneration verläuft
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sen, was seine Kinder sein sollen – „ein lebendiges Opfer“, „heilig
und untadelig“, „Gott wohlgefällig“ (Römer 12,1; Epheser 5,27).
Ohne die Kraft Gottes kann keine echte Reform gelingen, denn
menschliche Barrieren gegen natürliche und anerzogene Neigungen
bieten kaum mehr Schutz als eine Sandbank gegen den Strom. Erst
wenn die Kraft Christi eine lebenspendende Macht in unserem Le-
ben wird, können wir den Versuchungen widerstehen, die uns von
innen und außen umgeben.
Christus kam auf diese Welt und lebte getreu dem Gesetz Got-
tes, damit der Mensch über seine natürlichen, sündigen Neigungen,
die die Seele zerstören, vollständig herrschen kann. Der Arzt für
Seele und Körper wird den Sieg schenken über alle Begierden, die
uns zu schaffen machen. Er hat jede Vorkehrung dafür getroffen,
daß der Mensch einen vollkommenen Charakter erlangen kann.
Wenn sich jemand Christus übergibt, dann steht sein Geist unter
der Kontrolle des Gesetzes; aber es ist das königliche Gesetz, das
jedem Gefangenen Freiheit zuspricht. Indem der Mensch mit Chris-
tus eins wird, ist er befreit. Unterwerfung unter den Willen Christi
bedeutet somit Wiederherstellung der vollkommenen Menschlich-
keit.
Gehorsam gegenüber Gott bedeutet Freiheit von der Sklaverei
der Sünde, Befreiung von menschlicher Leidenschaft und Neigung.
Der Mensch kann als Sieger über sich selbst dastehen, als Sieger
über seine sündigen Neigungen, als Sieger über „Mächtige und
Gewaltige“, über „die Herren der Welt, die in dieser Finsternis
herrschen“, über „die bösen Geister unter dem Himmel“ (Epheser
6,12).
Nirgendwo ist eine solche Unterweisung nötiger und wird sie
mehr Gutes bewirken als im Heim. Eltern haben es mit der ersten
Prägung von Gewohnheiten und Charakter zu tun. Die Lebensre-
formbewegung muß deshalb damit beginnen, ihnen die Prinzipien
des Gesetzes Gottes und ihren Bezug zu körperlicher wie morali-
scher Gesundheit aufzuzeigen. Verdeutlicht ihnen, daß Gehorsam
gegenüber Gottes Wort unsere einzige Sicherheit gegen das Böse
darstellt, das die Welt in die Zerstörung treibt. Macht den Eltern
ihre Verantwortung bewußt, nicht nur für sich selbst, sondern auch
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für ihre Kinder. Denn sie geben diesen ein Beispiel entweder für
Gehorsam oder für Übertretung. Ihr Beispiel und ihre Unterweisung
entscheiden über das Schicksal ihrer Familien. Die Kinder werden,
wozu ihre Eltern sie machen.
Wenn Eltern vorausschauend die Ergebnisse ihrer Erziehung se-
hen und dabei erkennen könnten, wie sie mit ihrem Beispiel und
ihrer Belehrung die Macht der Sünde oder die der Gerechtigkeit
fördern, würden sie sicherlich anders handeln. Viele würden sich
dann von Tradition und Gewohnheit abwenden und die göttlichen
Lebensgrundsätze annehmen.
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Teil III
Ärztliche Missionare
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Kapitel 9
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nannt (Kolosser 4,14). Der Apostel Paulus hörte von seiner Bega-
bung als Arzt und sonderte ihn aus als jemanden, dem der Herr ein
besonderes Werk anvertraut hatte. Er sicherte sich seine Mitarbeit,
und Lukas begleitete ihn eine Zeitlang auf seinen Reisen von Ort zu
Ort.
Später ließ Paulus Lukas in Philippi in Mazedonien zurück. Hier
wirkte er mehrere Jahre lang sowohl als Arzt als auch als Prediger
des Evangeliums. Mit seiner ärztlichen Tätigkeit diente er den
Kranken und betete darum, daß die Heilkraft Gottes auf ihnen ru-
hen möge. Auf diese Weise war der Weg für die Botschaft des E-
vangeliums geebnet. Lukas’ Erfolg als Arzt verschaffte ihm viele
Gelegenheiten, Christus unter den Heiden zu predigen. Gottes Plan
besteht darin, daß auch wir so arbeiten sollen, wie die Jünger gear-
beitet haben. Die körperliche Heilung ist mit dem Evangeliumsauf-
trag verknüpft. In der Evangeliumsarbeit sollen Lehre und Heilung
niemals voneinander getrennt werden.
Das Werk der Jünger bestand darin, ihr Wissen um die Frohe
Botschaft zu verbreiten. Ihr Auftrag war es, der ganzen Welt die
Gute Nachricht zu verkünden, die Christus der Menschheit ge-
bracht hatte. Diese Aufgabe erfüllten sie an den Menschen ihrer
Zeit; während einer einzigen Generation wurde das Evangelium im
gesamten Römischen Reich verbreitet.
Die Weitergabe der Frohbotschaft an die Welt ist das Werk, das
Gott jenen aufgetragen hat, die den Namen „Christ“ tragen. Für die
Sünden und das Elend dieser Erde stellt das Evangelium das einzige
Gegenmittel dar. Die Botschaft von der Gnade Gottes der ganzen
Menschheit bekanntzumachen, ist die wichtigste Aufgabe aller, die
deren Heilkraft kennen.
Als Christus die Jünger mit der Evangeliumsbotschaft aussandte,
war der Glaube an Gott und sein Wort nahezu von der Erde ver-
schwunden. Die Juden, die sich für Jahwes auserwähltes Volk hiel-
ten, hatten sein Wort beiseite gesetzt zugunsten der Tradition und
menschlicher Spekulation. Selbstsüchtiger Ehrgeiz, Angeberei und
Gewinnsucht beherrschten die Gedanken der Menschen. Mit der
Ehrfurcht vor Gott schwand zugleich auch das Mitgefühl gegenüber
den Menschen. Eigennutz war der oberste Grundsatz, und Satan
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Und während die Welt von diesen Übeln strotzt, wird das Evan-
gelium nur allzuoft auf so gleichgültige Weise dargeboten, daß es
nur geringen Eindruck auf das Gewissen oder das Leben der Men-
schen macht. Überall aber gibt es Herzen, die nach etwas rufen,
was ihnen fehlt. Sie sehnen sich nach einer Macht, die ihnen Herr-
schaft über die Sünde gibt, einer Macht, die sie von den Fesseln des
Bösen befreit, einer Macht, die Gesundheit, Leben und Seelenfrie-
den verleiht. Viele von denen, die einmal die Kraft des Wortes Got-
tes kannten, haben dann in einer gottlosen Umgebung gelebt, und
sehnen sich deshalb wieder nach der göttlichen Gegenwart.
Die Welt braucht heute, was sie auch vor zweitausend Jahren
brauchte – eine Offenbarung Christi. Nötig ist ein großes Reforma-
tionswerk, und nur durch die Gnade Christi kann dieses Werk der
körperlichen, geistigen und geistlichen Reformation durchgeführt
werden.
Allein die Vorgehensweise Christi wird den wahren Erfolg ga-
rantieren. Der Heiland aber begab sich unter die Menschen als ei-
ner, der Gutes für sie wünschte. Er bewies sein Mitgefühl für sie,
half ihren Nöten ab und gewann ihr Vertrauen. Erst dann gebot er
ihnen: „Folgt mir nach.“
Es ist also notwendig, durch persönlichen Einsatz den Menschen
erst einmal nahe zu kommen. Wenn weniger Zeit mit klugen und
schönen Worten und mehr mit persönlichem Hilfsdienst verbracht
würde, sähe man größere Ergebnisse. Den Armen soll geholfen, die
Kranken sollen versorgt, die Trauernden und Betrübten getröstet,
die Unwissenden unterwiesen und die Unerfahrenen beraten wer-
den. Wir sollen mit den Weinenden weinen und uns mit den Fröh-
lichen freuen. Wenn dieses Werk von der Macht der Überzeugung,
des Gebets und der Liebe Gottes begleitet wird, kann und wird es
nicht fruchtlos bleiben.
Wir sollten uns immer daran erinnern, daß das Ziel der medizi-
nischen Missionsarbeit darin besteht, sündenkranke Männer und
Frauen zu dem Mann am Kreuz zu führen, der die Sünden der
Welt wegnimmt. Wenn sie auf ihn schauen, werden sie ihm ähnlich
werden. Wir sollen also die Kranken und Leidtragenden ermutigen,
auf Jesus zu sehen und dadurch zu leben. Die Mitarbeiter sollen
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Christus, den Großen Arzt, beständig jenen vor Augen führen, die
von Krankheiten des Körpers und der Seele entmutigt sind. Ver-
weist sie auf den Einen, der sowohl körperliche als auch geistliche
Krankheit heilen kann. Erzählt ihnen von dem Einen, der mit ihren
Schwachheiten mitfühlt. Ermutigt sie, sich der Fürsorge dessen an-
zuvertrauen, der sein Leben dafür gab, daß ihnen ewiges Leben
möglich wird. Sprecht von seiner Liebe; erzählt von seiner Macht,
zu retten.
Dies ist die hohe Pflicht und das wertvolle Vorrecht des medizi-
nischen Missionars, und oft bereitet persönlicher Dienst den Weg
hierfür vor. Oft erreicht Gott Menschenherzen durch unsere Bemü-
hungen, körperliches Leid zu lindern.
Medizinische Missionsarbeit stellt die Pionierarbeit des Evangeli-
ums dar. In der Wortverkündigung wie in der medizinischen Missi-
onsarbeit soll die Frohbotschaft gepredigt und praktiziert werden.
In fast jeder sozialen Gruppierung gibt es viele Menschen, die
nie Predigten hören und keinen Gottesdienst besuchen. Wenn sie
vom Evangelium erreicht werden sollen, muß es in ihre Heime ge-
bracht werden. Oft stellt die Linderung ihrer körperlichen Leiden
den einzigen Weg dar, auf dem sie erreicht werden können. Missio-
narische Krankenschwestern, die die Kranken versorgen und die
Not der Armen lindern, werden also viele Gelegenheiten finden,
mit ihnen zu beten, ihnen aus Gottes Wort vorzulesen und vom
Heiland zu sprechen. Sie können mit und für die Hilflosen beten,
die keine Willenskraft mehr haben, die durch Eßlust entarteten Be-
dürfnisse zu kontrollieren. Sie können einen Hoffnungsstrahl in das
Leben der Unterlegenen und Entmutigten bringen. Ihre selbstlose
Liebe, die sich in Taten uneigennütziger Freundlichkeit ausdrückt,
wird es diesen Leidenden einfacher machen, an die Liebe Christi zu
glauben.
Viele glauben nicht an Gott und haben auch das Vertrauen zu
Menschen verloren, aber sie anerkennen Taten des Mitgefühls und
der Hilfsbereitschaft. Wenn sie nun sehen, daß jemand aus freien
Stücken ohne besondere Anerkennung oder gar Bezahlung in ihr
Heim kommt, den Kranken dient, den Hungrigen Nahrung gibt,
die Mittellosen mit Kleidung ausstattet, die Traurigen tröstet und
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alle mit Feingefühl auf den Einen verweist, von dessen Liebe und
Mitleid der Mitarbeiter nur ein Botschafter ist – dann werden ihre
Herzen berührt. Dann erwachen Dankbarkeit und Glaube. Sie er-
kennen, daß Gott für sie sorgt, und sie sind bereit zuzuhören, wenn
ihnen sein Wort erschlossen wird.
In der Außen- wie auch der Heimatmission finden Missionare,
Männer wie Frauen, viel leichter Zugang zu den Menschen und sie
werden viel mehr Erfolg haben, wenn sie in der Lage sind, den
Kranken zu dienen. Frauen, die als Missionare in nichtchristliche
Länder gehen, können so Gelegenheit finden, die Frohbotschaft den
Frauen dieser Länder weiterzugeben, wenn ansonsten jede andere
Zugangstür verschlossen ist. Alle Diener des Evangeliums sollten die
einfachsten Behandlungen ausführen können, die so viel zur Linde-
rung von Schmerzen und zur Heilung von Krankheiten beitragen.
Gesundheitsgrundsätze vermitteln
Missionsmitarbeiter sollten in der Lage sein, in den Grundsätzen
gesunder Lebensweise zu unterweisen. Überall gibt es Krankheit,
aber viele Leiden könnten durch Beachtung der Gesundheitsgesetze
vermieden werden. Die Menschen müssen den Einfluß dieser Ge-
setze auf ihr Wohlergehen sowohl in diesem als auch im künftigen
Leben erkennen.
Sie müssen wieder an ihre Verantwortung erinnert werden, daß
ihr Leib ein Tempel sein soll, der von ihrem Schöpfer zu seiner
Wohnung gemacht wurde, und daß es ihre Aufgabe ist, diesen Leib
gesund zu erhalten. Ihnen muß die Wahrheit eingeprägt werden,
die im folgenden Text der Heiligen Schrift ausgedrückt ist: „Wir
aber sind der Tempel des lebendigen Gottes; wie denn Gott spricht
(3. Mose 26,11.12; Hesekiel 37,27): Ich will unter ihnen wohnen und
wandeln und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein.“ (2.
Korinther 6,16)
Tausende brauchen Unterweisung – die sie froh annähmen – in
den einfachen Methoden der Behandlung Kranker, in Methoden,
die die Einnahme unnatürlicher Medikamente ersetzen. Es besteht
großer Bedarf an Information über die diätetische Lebensreform.
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schließen und von ihrem Beispiel lernen. Ein praktisches Beispiel ist
mehr wert als viele theoretische Unterweisungen.
Alle sollen ihre körperlichen und geistigen Fähigkeiten bestmög-
lich entwickeln, so daß sie dort für Gott arbeiten können, wohin
seine Vorsehung sie rufen wird. Dieselbe Gnade, die von Christus
auf Paulus und Apollos überging und ihnen geistliche Spitzenbega-
bungen verlieh, wird auch heute demütigen christlichen Missiona-
ren geschenkt. Gott will, daß seine Kinder Klugheit und Kenntnisse
aufweisen, damit sein Ruhm auf unserer Welt in unmißverständli-
cher Klarheit und Kraft offenbart werde.
Gebildete Mitarbeiter, die sich Gott geweiht haben, können auf
vielfältigere Weise Dienst tun und ein größeres Arbeitspensum be-
wältigen als ungebildete. Ihre gedankliche Disziplin verschafft ihnen
Vorteile. Aber auch diejenigen, die weder große Talente noch eine
umfangreiche Ausbildung besitzen, können anderen nützliche Hilfe
leisten. Denn Gott will Menschen gebrauchen, die sich gebrauchen
lassen wollen. Es sind also nicht unbedingt die glänzendsten oder
talentiertesten Personen, die die größten Erfolge und dauerhaftesten
Ergebnisse zu verzeichnen haben. Vielmehr werden Männer und
Frauen gebraucht, die eine Botschaft vom Himmel vernommen ha-
ben. Die erfolgreichsten Mitarbeiter sind die, welche dem Aufruf
folgen: „Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir.“ (Matthäus
11,29)
Benötigt werden Personen, die von ganzem Herzen Missionare
sind. Wessen Herz Gott berührt, der ist von einer großen Zunei-
gung für die erfüllt, die Gottes Liebe bisher nie kennengelernt ha-
ben. Ihr Zustand verursacht in ihm ein Gefühl eigenen Schmerzes.
Deshalb geht er ohne langes Zögern als ein vom Himmel gesandter
und inspirierter Zeuge hinaus, um ein Werk zu tun, bei dem Engel
mitarbeiten können.
Wenn solche, die Gott mit besonderen Fähigkeiten ausgerüstet
hat, diese Gaben selbstsüchtig gebrauchen, werden sie, nach einer
Phase der Prüfung, ihrem eigenen Weg überlassen. Gott wird dann
Menschen einsetzen, die scheinbar nicht so reich begabt sind und
kein so ausgeprägtes Selbstbewußtsein aufweisen, und wird die
Schwachen stärken, weil diese darauf vertrauen, daß Gott für sie tut,
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was sie selbst nicht tun können. Gott wird den Dienst annehmen,
der aus ungeteiltem Herzen getan wurde, und wird seinerseits das
Fehlende dazutun.
Der Herr hat sich als seine Mitarbeiter oft Menschen erwählt,
die nur eine begrenzte Schulausbildung erhalten konnten. Diese
Menschen haben jedoch ihre Begabungen auf das sorgfältigste ge-
nutzt, und der Herr hat ihre Treue zu seinem Werk, ihren Fleiß und
ihren Wissensdurst belohnt. Er hat ihre Tränen gesehen und ihre
Gebete gehört. Wie sein Segen auf die Gefangenen am babyloni-
schen Hof kam, so gibt er seinen Mitarbeitern auch heute Weisheit
und Erkenntnis.
Menschen mit nur geringer Schulausbildung und von niedrigem
sozialem Stand sind durch die Gnade Christi bei der Gewinnung
von Seelen manchmal ausgesprochen erfolgreich gewesen. Das Ge-
heimnis ihres Erfolges lag in ihrem Vertrauen auf Gott. Täglich lern-
ten sie von ihm, dessen Rat wunderbar und dessen Kraft mächtig
ist.
Solche Mitarbeiter sollen ermutigt werden. Der Herr bringt sie
in Verbindung mit Befähigteren, um die Lücken zu füllen, die ande-
re hinterlassen. Ihr schneller Blick dafür, was zu tun ist, ihre Bereit-
schaft, Bedürftigen zu helfen, ihre freundlichen Worte und Taten
sowie der Wunsch, anderen nützlich zu sein, öffnen Türen, die an-
dernfalls verschlossen blieben. Sie kommen an die heran, die in
Schwierigkeiten sind, und der überzeugende Einfluß ihrer Worte
weist die Kraft auf, die nötig ist, um viele angsterfüllte Seelen zu
Gott zu ziehen. Ihr Werk zeigt, was Tausende andere tun könnten,
wenn sie nur wollten.
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Ortsgemeinden und finden sich damit ab, nur wenig für andere zu
tun. Damit aber berauben sie sich selbst der kostbarsten Segnungen.
Viele würden großen Segen erfahren, wenn sie ihre angeneh-
men, die Bequemlichkeit fördernden Beziehungen aufgeben. Sie
sollen dorthin gehen, wo ihre Kräfte von missionarischer Arbeit be-
ansprucht werden und sie lernen können, Verantwortung zu über-
nehmen.
Bäume, die sehr dicht beieinander stehen, werden in der Regel
nicht kräftig. Deshalb verpflanzt der Gärtner sie, damit sie Raum
zur Entfaltung erhalten. Eine ähnliche Maßnahme würde vielen
Gliedern großer Ortsgemeinden nützen. Sie müssen dorthin „ver-
pflanzt“ werden, wo ihre Energien bei aktiver Missionsarbeit ge-
braucht werden. Andernfalls erstirbt ihr geistliches Leben, verküm-
mern sie aus Mangel an selbstaufopfernder Arbeit für andere und
werden nutzlos. Würde man sie in ein anderes Missionsfeld verset-
zen, würden sie in ihrer Leistungsfähigkeit kräftig wachsen.
Niemand braucht jedoch zu warten, bis er in ein entferntes Feld
berufen wird, bevor er anfängt, anderen zu helfen. Gelegenheiten
zu helfen gibt es überall; überall um uns her gibt es Menschen, die
unsere Hilfe brauchen: Witwen, Waisen, Kranke und Sterbende,
Deprimierte und Entmutigte, Unwissende und Ausgestoßene – ü-
berall sind sie zu finden.
Wir sollten es als unsere besondere Pflicht erachten, für unsere
Nachbarn zu arbeiten. Überlegt dabei, wie ihr jenen am besten hel-
fen könnt, die sich nicht für religiöse Dinge interessieren. Zeigt beim
Besuch eurer Freunde und Nachbarn ein Interesse an ihrem geistli-
chen wie auch weltlichen Wohlergehen. Sprecht zu ihnen von Chri-
stus als einem Heiland, der die Sünden vergibt. Ladet die Nachbarn
in euer Heim ein und lest mit ihnen aus der kostbaren Bibel und
aus Büchern, die biblische Wahrheiten erklären. Ladet sie dazu ein,
mit euch zu singen und zu beten. In diesen kleinen Versammlungen
wird Christus selbst gegenwärtig sein, wie er es versprochen hat,
und Herzen werden von seiner Gnade berührt werden.
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auf Gott verließen, und seine Gnade unterstützte sie tatsächlich. Das
Ausmaß des so bewirkten Guten wird in dieser Welt niemals be-
kannt werden, aber die segensreichen Ergebnisse werden auf der
neuen Erde zu sehen sein.
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her, so daß sie bei Reichen wie bei Armen Wohlwollen und Hilfe
finden.
Wer zu medizinischer Missionsarbeit in fremden Ländern ausge-
bildet ist, sollte ermutigt werden, unverzüglich an den vorgesehenen
Ort zu reisen und mit der Arbeit unter den Menschen zu beginnen.
Beim Arbeiten lernt er dann auch die dortige Landessprache.
Schon bald wird er die einfachen Wahrheiten des Wortes Gottes
lehren können.
Überall auf der Welt werden Boten der Barmherzigkeit ge-
braucht. Christliche Familien sind aufgerufen, in Bevölkerungsgrup-
pen zu arbeiten, die in Dunkelheit und Irrtum leben, in ausländi-
sche Missionsfelder zu gehen, mit den Bedürfnissen ihrer Mitmen-
schen vertraut zu werden und sich für die Sache des Herrn einzu-
setzen. Wenn solche Familien an den Orten der Erde lebten, wo
sich Menschen in geistlicher Dunkelheit befinden, und das Licht des
Lebens Jesu widerspiegeln würden – was für ein hervorragendes
Werk könnte dann getan werden.
Dieses Werk erfordert Selbsthingabe. Viele warten jedoch dar-
auf, daß ihnen jedes Hindernis aus dem Weg geräumt werde; so
bleibt die Arbeit, die sie tun könnten, ungetan, und viele Menschen
sterben unterdessen ohne Hoffnung und ohne Gott. Einige wagen
sich aus finanziellen Interessen oder zu wissenschaftlichen Studien
in unwirtliche Regionen und ertragen dort fröhlich Entbehrungen
und Not. Aber wie wenige sind um ihrer Mitmenschen willen be-
reit, mit ihren Familien in Gegenden zu ziehen, die das Evangelium
brauchen. Die Menschen zu erreichen, wo und in welchem Rang
oder unter welchen Bedingungen sie auch leben, und ihnen auf je-
de mögliche Weise zu helfen – das ist wahrer Dienst. Mit solchem
Einsatz kann man Herzen gewinnen und Zugang zu verlorengehen-
den Seelen finden.
Denkt bei all eurer Arbeit daran, daß ihr eng mit Christus ver-
bunden, daß ihr ein Teil des großen Erlösungsplanes seid. Die Lie-
be Christi soll in einem heilenden, belebenden Strom durch euer
Leben fließen. Laßt in dem Bestreben, andere in den Kreis dieser
Liebe zu ziehen, eure aufrichtige und eindeutige Sprache, euren
selbstlosen Dienst, euren freudevollen Umgang von der Kraft der
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Gnade Christi zeugen. Stellt der Welt den Herrn Jesus so klar und
deutlich vor Augen, daß sie Ihn in seiner Schönheit sehen.
Es hilft wenig, andere ändern zu wollen, indem man ihre
schlechten Gewohnheiten angreift. Solche Versuche richten oft
mehr Schaden an, als daß sie helfen. In seinem Gespräch mit der
Samariterin setzte Christus den Jakobsbrunnen nicht herab, sondern
zeigte ihr etwas Besseres. „Wenn du erkenntest die Gabe Gottes“,
sagte er, „und wer der ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, du
bätest ihn, und er gäbe dir lebendiges Wasser.“ (Johannes 4,10) Er
richtete das Gespräch auf den Schatz, den er schenken konnte, und
bot der Frau etwas Besseres, als sie besaß: lebendiges Wasser, die
Freude und Hoffnung des Evangeliums.
So sollen auch wir heute arbeiten. Wir müssen den Menschen
etwas Besseres anbieten, als sie besitzen, bis hin zu dem Frieden
Christi, der „höher ist als jede Vernunft“. Wir müssen ihnen von
Gottes heiligem Gesetz erzählen, das ein Ausdruck seines Wesens
ist und auch eine Beschreibung dessen, wie sie nach seinem Willen
werden sollen. Zeigt ihnen, wie unendlich wertvoller der unvergäng-
liche Ruhm des Himmels ist, verglichen mit den flüchtigen Freuden
und Vergnügungen dieser Welt. Erzählt ihnen von der Freiheit und
Ruhe, die im Heiland zu finden sind. „Wer aber von dem Wasser
trinken wird, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten“,
sagte er (Johannes 4,14). Weist wie Johannes auf Jesus hin und laßt
die Menschen erkennen: „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt
Sünde trägt!“ (Johannes 1,29) Er allein kann die Bedürfnisse des
Herzens stillen und der Seele Frieden schenken.
Von allen Menschen sollten Lebensreformer die selbstlosesten,
freundlichsten und höflichsten sein. In ihrem Leben sollte man die
wahre Güte selbstloser Taten sehen. Wessen Höflichkeit aber unzu-
länglich ist, wen die Unwissenheit oder Eigenwilligkeit anderer un-
geduldig macht, wer übereilt redet oder gedankenlos handelt, der
kann sich den Zugang zu Menschen verschließen.
Wie Tau und Regen wohltuend auf vertrocknende Pflanzen fal-
len, so laßt die Worte behutsam wirken bei dem Bemühen, Men-
schen vom Irrtum zu befreien. Gott will zuerst das Herz erreichen.
Wir sollen die Wahrheit in Liebe verkündigen und dabei auf Gott
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nen helfen. Sprecht mit ihnen über die Verheißungen Gottes, betet
mit ihnen und für sie und gebt ihnen Hoffnung.
Worte der Aufmunterung und Ermutigung in Zeiten seelischen
Schmerzes und der Mutlosigkeit werden vom Heiland so angese-
hen, als seien sie zu ihm gesprochen. Außerdem erfreuen Men-
schen, denen wir so geholfen haben, auch die himmlischen Engel.
Von jeher war der Herr bestrebt, die Menschen auf ihre gottge-
wollte Geschwisterlichkeit hinzuweisen. Seid darin seine Mitarbeiter.
Während in der Welt Mißtrauen und Entfremdung an der Tages-
ordnung sind, sollen die Nachfolger Christi den Geist verkörpern,
der im Himmel herrscht. Sprecht, wie Christus sprechen würde,
handelt, wie er handeln würde. Zeigt beständig die Freundlichkeit
seines Wesens. Weist jenen Reichtum an Liebe auf, der all seinen
Lehren und seinem ganzen Umgang mit Menschen zugrunde liegt.
Der einfachste Mitarbeiter kann so im Zusammenwirken mit Jesus
Großes und Unvergeßliches erreichen.
Himmlische Wesen wollen mit bereitwilligen Menschen zusam-
menarbeiten, um der Welt zu zeigen, was aus Menschen werden
und was durch engstes Vertrauen auf Gott zur Rettung Verlorener
getan werden kann. Grenzenlos ist jemandes Brauchbarkeit, wenn
er sein Ich entmachtet, den Heiligen Geist auf sein Herz wirken läßt
und ein völlig gottgeweihtes Leben führt. Alle, die Körper, Seele
und Geist dem Dienst für Christus weihen, werden ständig neue
körperliche, geistige und geistliche Kraft erhalten. Die unerschöpfli-
chen Angebote des Himmels stehen zu ihrer Verfügung. Christus
schenkt ihnen die Kraft seines eigenen Geistes, die Lebendigkeit
seines eigenen Lebens.
Der Heilige Geist erweist seine höchsten Fähigkeiten, um in Sinn
und Herz zu wirken. Mit Hilfe dieser Gaben können wir Siege er-
ringen, die uns aufgrund unserer irrigen Meinungen und Vorurteile,
unserer Charakterfehler und unseres Kleinglaubens bisher unmög-
lich erschienen.
Jedem, der sich ohne Vorbehalte dem Herrn zum Dienst zur
Verfügung stellt, wird überrascht sein, was durch Gottes Kraft mög-
lich ist. Für diese Menschen wird Gott große Dinge tun. Er wird auf
die Gesinnung von Menschen einwirken, so daß in ihrem Leben
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
schon in dieser Welt eine Erfüllung der Verheißung für die zukünf-
tige Welt sichtbar werden wird?
„Die Wüste und Einöde wird frohlocken, und die Steppe wird
jubeln und wird blühen wie die Lilien. Sie wird blühen und jubeln
in aller Lust und Freude. Die Herrlichkeit des Libanon ist ihr gege-
ben, die Pracht von Karmel und Scharon. Sie sehen die Herrlich-
keit des Herrn, die Pracht unsres Gottes. Stärket die müden Hände
und macht fest die wankenden Knie! Saget den verzagten Herzen:
,Seid getrost, fürchtet euch nicht! Seht, da ist euer Gott!‘ Dann wer-
den die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben
geöffnet werden. Dann werden die Lahmen springen wie ein
Hirsch, und die Zunge der Stummen wird frohlocken. Denn es
werden Wasser in der Wüste hervorbrechen und Ströme im dürren
Lande. Und wo es zuvor trocken gewesen ist, sollen Teiche stehen,
und wo es dürre gewesen ist, sollen Brunnquellen sein … Und es
wird dort eine Bahn sein, die der heilige Weg heißen wird. Kein
Unreiner darf ihn betreten, nur sie werden auf ihm gehen; auch die
Toren dürfen nicht darauf umherirren. Es wird da kein Löwe sein
und kein reißendes Tier darauf gehen; sie sind dort nicht zu finden,
sondern die Erlösten werden dort gehen. Die Erlösten des Herrn
werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewi-
ge Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne wer-
den sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen.“ (Jesa-
ja 35,1-10)
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Kapitel 10
Nicht weil wir Christus zuerst geliebt hätten, liebte er uns, sondern
„als wir noch Sünder waren“, starb er für uns. Er behandelt uns
nicht so, wie wir es verdient haben. Obwohl unsere Sünden uns die
Verdammung eingebracht haben, verdammt er uns doch nicht. Jahr
für Jahr trägt er uns in unserer Schwachheit und Unwissenheit, in
unserer Undankbarkeit und Eigenwilligkeit. Trotz unseres oft chaoti-
schen Lebens, unserer Hartherzigkeit und unserer Geringschätzung
seines Wortes bleibt seine Hand ausgestreckt.
Gnade ist eine Eigenschaft Gottes, die er an Menschen erweist,
von denen keiner sie verdient hat. Wir suchten nicht nach ihr, son-
dern sie wurde ausgesandt, um uns zu suchen. Gott freut sich dar-
über, wenn er uns seine Gnade schenken darf – nicht, weil wir ihrer
wert wären, sondern weil wir ihrer gänzlich unwürdig sind. Unser
einziger „Anspruch“ auf seine Gnade besteht in unserem großen
Bedürfnis nach ihr.
Gott der Herr streckt durch Jesus Christus beständig seine Hand
aus, um die von Sünde Beladenen einzuladen. Er will alle anneh-
men, alle bei sich willkommen heißen. Darin besteht seine Herrlich-
keit, selbst dem größten Sünder zu vergeben. Er will den Gewalttä-
tigen die Opfer entreißen, die Gefangenen befreien und die in Feuer
Verbrennenden aus den Flammen reißen. Er will die goldene Kette
seiner Gnade in die untersten Tiefen menschlicher Verkommenheit
herablassen und die von Sünden zerstörte Seele heraufziehen.
Jeder Mensch ist ein Ziel liebevoller Anteilnahme dessen, der
sein Leben dafür gab, die Menschheit zu Gott zurückzuführen. Er
sorgt für schuldig gewordene und hilflose Seelen, die den Künsten
und Schlichen Satans zu erliegen drohen, wie ein Hirte für die
Schafe seiner Herde sorgt.
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Dieses Beispiel des Heilands soll auch das Vorbild für unseren
Dienst an den Versuchten und Irrenden sein. Dieselbe Anteilnah-
me, Einfühlsamkeit und Geduld, die er uns erwiesen hat, sollen wir
auch anderen erweisen. „Wie ich euch geliebt habe“, sagt er, „so
sollt ihr euch untereinander lieben“ (Johannes 13,34). Wenn Jesus in
uns wohnt, werden wir seine selbstlose Liebe gegenüber allen prak-
tizieren, mit denen wir in Kontakt kommen. Wenn wir sehen, daß
Männer und Frauen Mitgefühl und Unterstützung benötigen, sollen
wir nicht fragen: „Sind sie es wert?“, sondern: „Wie kann ich ihnen
helfen?“
Die Reichen wie die Armen, die Angesehenen wie die einfachen
Leute, die Unabhängigen und die Abhängigen – sie alle sind Gottes
Erben. Er, der sein Leben zur Erlösung der Menschheit hingab,
sieht in jedem einzelnen Menschen einen Wert, den man in irdi-
schen Bezugsgrößen nicht ermessen kann. Angesichts des Geheim-
nisses und der Herrlichkeit des Kreuzes sollen wir seine Einschät-
zung des Wertes jeder Seele erkennen. Wenn wir das tun, werden
wir fühlen, daß Menschen, auch wenn sie noch so heruntergekom-
men zu sein scheinen, einen zu hohen Preis kosteten, um kalt und
verächtlich behandelt zu werden. Wir sollen erkennen, wie wichtig
die Arbeit für unsere Mitmenschen ist, damit sie möglichst wieder
den Weg zum Thron Gottes finden können.
Der verlorene Groschen im Gleichnis des Heilands war, obwohl
er in Staub und Schmutz lag, immer noch ein Stück Silber. Die Ei-
gentümerin suchte ihn, weil er wertvoll war. So ist auch jede Seele,
wie durch Sünde erniedrigt sie auch sein mag, in Gottes Augen
wertvoll. Wie die Münze das Bild und die Inschrift des Regenten
trug, so wies der Mensch bei seiner Erschaffung das Bild und die
Inschrift Gottes auf. Obwohl die Seele nun vom Einfluß der Sünde
entstellt und geschwächt ist, bleiben die Spuren dieser Inschrift
doch in jeder Seele erhalten. Gott will diese Seele zurückgewinnen
und in ihr sein eigenes Bild in Gerechtigkeit und Heiligkeit wieder-
herstellen.
Wie wenig teilen wir doch mit Christus, was das stärkste Band
der Gemeinschaft zwischen uns und ihm sein sollte – das Mitgefühl
für heruntergekommene, schuldige, leidende Seelen, die tot in Ü-
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den großen Hirten der Schafe, unsern Herrn Jesus, von den Toten
heraufgeführt hat“ (Hebräer 13,20). Er versicherte ihnen, daß Gott
„durch das Blut des ewigen Bundes euch tüchtig macht in allem
Guten, zu tun seinen Willen, und in uns schafft, was ihm gefällt,
durch Jesus Christus“ (Hebräer 13,21).
Wenn jemand, der gesündigt hat, sich seines Versagens bewußt
wird, dann achtet darauf, seine Selbstachtung nicht zu zerstören.
Entmutigt ihn nicht durch Gleichgültigkeit oder Mißtrauen. Sagt
nicht: „Bevor ich ihm wieder vertraue, werde ich abwarten, um zu
sehen, ob er in der Überwindung seiner Sünde auch durchhält.“
Oft bringt gerade dieses Mißtrauen die Versuchten erneut zu Fall.
Wir sollten uns deshalb darum bemühen, die Schwachheit ande-
rer zu verstehen. Wir wissen doch wenig von den Gewissenskämp-
fen jener, die in Ketten der Dunkelheit gebunden sind und nicht
genügend Entschlossenheit und sittliche Kraft haben. Höchst be-
dauernswert ist der Zustand dessen, der von Reue überwältigt wird.
Er ist wie einer, der betäubt ist, schwankt und dann in den Staub
sinkt. Nichts kann er mehr klar erkennen. Sein Verstand ist
benommen. Er weiß nicht, welche Schritte er als nächstes gehen
soll. So manche arme Seele wird mißverstanden, geringgeschätzt
und ist voller Verzweiflung und Qualen – ein verlorenes, herumir-
rendes Schaf. Die Seele kann Gott nicht finden und hat doch den
brennenden Wunsch nach Vergebung und Frieden.
Sprecht hier bitte kein Wort aus, das den Schmerz noch vertieft!
Zeigt dem Menschen, der von einem Leben voller Sünde müde
geworden ist, aber nicht weiß, wo Hilfe zu finden ist, vielmehr den
mitfühlenden Heiland. Nehmt ihn bei der Hand, richtet ihn auf und
sagt ihm Worte, die ihm Mut und Hoffnung geben. Helft ihm, die
Hand des Retters zu erfassen.
Wir lassen uns zu leicht entmutigen, wenn Menschen auf unsere
Anstrengungen nicht sogleich entsprechend reagieren. Wir sollten
nie darin nachlassen, für eine Seele zu arbeiten, wenn es noch einen
einzigen Hoffnungsschimmer gibt. Etwas so wertvolles wie Men-
schenseelen haben den Herrn Jesus, der sich selbst für sie geopfert
hat, einen zu hohen Preis gekostet, um sie leichtfertig der Macht des
Versuchers preiszugeben.
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Wir sollten uns selbst in die Lage der Versuchten versetzen. Be-
denken wir die Wirkung ungünstiger Erbanlagen, den Einfluß einer
schlechten Umgebung und die Macht falscher Gewohnheiten. Kön-
nen wir uns dann noch wundern, daß viele unter solchen Einflüssen
sittlich verwahrlosen und auf alle Anstrengungen zu ihrer Umkehr
nur sehr zögerlich reagieren?
Oft werden gerade die, die uns aussichtslose Fälle zu sein schie-
nen, zu den treuesten Anhängern und Vertretern des Evangeliums,
wenn sie einmal dafür gewonnen worden sind. Sie waren also zuvor
nicht unrettbar verloren. Unterhalb der manchmal abschreckenden
Schale liegt oft ein guter Kern, den wir erreichen können. Ohne
eine hilfreiche Hand aber könnten sich viele nie mehr aufrichten,
aber durch geduldige, unermüdliche Anstrengungen sind sie durch-
aus zu retten. Solche Menschen brauchen einfühlsame Worte,
freundliche Zuwendung und spürbare Hilfe. Sie brauchen jene Art
des Rates, die den schwachen Funken des Mutes in der Seele nicht
auslöscht. Laßt die Mitarbeiter, die mit ihnen in Kontakt kommen,
dies jederzeit bedenken.
Wir werden auch solche Menschen antreffen, deren Gedanken-
welt so lange schlechtem Einfluß ausgesetzt war, daß sie in diesem
Leben niemals mehr das erreichen können, was unter günstigeren
Umständen möglich gewesen wäre. Aber die hellen Strahlen der
Sonne der Gerechtigkeit können ihre Seele wärmen. Es ist ihr Vor-
recht, das Leben zu erlangen, das sein Maß an Gottes Leben
nimmt. Erfüllt ihren Sinn mit erhebenden, veredelnden Gedanken.
Laßt sie an eurem Leben den Unterschied zwischen Laster und
Reinheit, Dunkelheit und Licht erkennen. Laßt sie an eurem Vor-
bild ablesen, was es bedeutet, ein Christ zu sein. Christus ist im-
stande, selbst die Sündigsten zu retten und sie dorthin zu stellen, wo
sie als Kinder Gottes anerkannt werden, als Miterben Christi an
dem immerwährenden Erbe.
Durch das Wunder göttlicher Gnade können viele dennoch zu
einem gottgewollten Lebensstil finden. Verachtet und verlassen, sind
sie völlig entmutigt worden; sie mögen manchmal gleichgültig und
stur erscheinen. Aber unter der Wirkung des Heiligen Geistes wird
sich die Abstumpfung, die eine Verbesserung ihres Lebens so aus-
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Kapitel 11
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solche, die aus den tiefsten Tiefen gerettet sind, die dann wieder
zurückfallen?
Denkt daran, daß ihr nicht allein arbeitet; dienstbare Engel ver-
einigen sich bei der Erfüllung von Missionsaufgaben mit jedem
treuen Kind Gottes. Und Christus ist es, der die Heilung bewirkt.
Der Große Arzt selbst steht neben seinen treuen Mitarbeitern und
sagt der bereuenden Seele: „Mein Sohn, deine Sünden sind dir ver-
geben.“ (Markus 2,5)
Viele von denen, die die ihnen angebotene Hoffnung im Evan-
gelium annehmen und einmal im himmlischen Königreich sein
werden, sind heute noch die Ausgestoßenen der Gesellschaft, wäh-
rend andere, die mit guten Begabungen und reicher Erkenntnis ge-
segnet waren, sie aber nicht gebrauchten, in der Dunkelheit gelas-
sen werden.
Den Opfern ihrer üblen Gewohnheiten muß die Notwendigkeit
verdeutlicht werden, sich auch selbst anzustrengen. Andere können
auf das ernsthafteste bestrebt sein, sie aufzurichten, die Gnade Got-
tes ist reichlich vorhanden, Christus kann für sie eintreten, seine En-
gel können ihm dienen – aber all das wird vergeblich sein, wenn sie
selbst sich nicht dazu aufraffen, den Kampf auszufechten, der sie
betrifft.
Die letzten Worte Davids an Salomo, zu der Zeit ein junger
Mann und zukünftiger König Israels, lauteten: „Sei stark und sei ein
Mann.“ (1. Könige 2,2) Diese inspirierten Worte sind an jedes Men-
schenkind, jeden Anwärter auf eine unvergängliche Krone gerichtet.
Die Willensschwachen müssen zu der Einsicht geführt werden, daß
eine durchgreifende sittliche Erneuerung notwendig ist, wenn sie
gefestigte Menschen werden wollen. Gott ruft sie, damit sie aufwa-
chen und durch die Kraft Christi die gottgewollte gefestigte Mensch-
lichkeit zurückgewinnen, die durch sündhafte Nachgiebigkeit verlo-
renging.
Viele fühlen die fürchterliche Macht der Versuchung, das drän-
gende Verlangen, das zum Nachgeben führt, und rufen dann ver-
zweifelt aus: „Ich kann dem Übel nicht widerstehen.“ Sagt ihnen,
daß sie doch können, daß sie widerstehen müssen. Sie mögen bisher
immer wieder überwältigt worden sein – aber das muß nicht so
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bleiben. Sie haben eine nur schwache moralische Kraft und werden
von den Gewohnheiten eines Lebens in Sünde bestimmt. Ihre Ver-
sprechungen und Vorsätze sind kurzlebig. Die Erinnerung an ihre
gebrochenen Versprechen und Gelöbnisse läßt sie an ihrer eigenen
Aufrichtigkeit zweifeln und meinen, daß Gott sie nicht mehr akzep-
tieren oder in ihren Bemühungen unterstützen könne. Sie brauchen
jedoch nicht zu verzweifeln.
Diejenigen, die ihr Vertrauen auf Christus setzen, sollen von kei-
ner ererbten oder anerzogenen Gewohnheit oder Verhaltensweise
abhängig werden. Statt in den Fesseln der niederen Natur festgehal-
ten zu werden, sollen sie jedes Verlangen und jede Leidenschaft
beherrschen. Gott hat uns im Kampf gegen das Böse nicht alleinge-
lassen, so daß wir nur mit unserer eigenen begrenzten Kraft kämp-
fen müßten. Was auch immer unsere ererbte oder anerzogene Nei-
gung zu Falschem sein mag, wir können sie durch die Kraft über-
winden, die er uns verleihen möchte.
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Was er gesät hat, muß er dann auch ernten. Jeder Ursache wird die
entsprechende Wirkung folgen.
Nur vollkommener Gehorsam kann den Anforderungen Gottes
entsprechen. Über diese Anforderungen hat er uns nicht im unkla-
ren gelassen. All seine Verordnungen haben nur das eine Ziel: den
Menschen in Harmonie zu ihm zu bringen. Wir sollen Sünder auf
Gottes Ideal des Charakters hinweisen und sie zu Christus führen.
Nur durch dessen Gnade kann dieses Ideal erreicht werden.
Der Heiland nahm die Schwächen des Menschseins auf sich und
führte dabei ein sündloses Leben, damit die Menschen nicht zu
fürchten brauchten, daß sie wegen der Schwachheit der menschli-
chen Natur nicht überwinden könnten. Christus kam, um uns zu
„Teilhabern an der göttlichen Natur“ zu machen, und sein Leben
bezeugt, daß Menschlichkeit, wenn sie mit Göttlichkeit verknüpft ist,
keine Sünde begeht.
Der Heiland überwand, um jedem Menschen zu zeigen, wie
auch er überwinden kann. Allen Versuchungen Satans begegnete
Christus mit dem Wort Gottes. Durch sein Vertrauen auf Gottes
Verheißungen empfing er die Kraft zum Gehorsam gegenüber Got-
tes Geboten, und der Versucher konnte keine Überlegenheit errin-
gen. Auf jede Versuchung lautete Jesu Antwort: „Es steht geschrie-
ben.“ So hat Gott auch uns sein Wort gegeben, um damit dem Bö-
sen zu widerstehen. Überaus große und kostbare Verheißungen
sind uns dafür gegeben, daß wir „Anteil bekommen an der göttli-
chen Natur“, die wir „entronnen sind der verderblichen Begierde in
der Welt“ (2. Petrus 1,4).
Bittet den Versuchten, nicht auf die Umstände, die Schwachheit
seiner selbst oder die Macht der Versuchung zu sehen, sondern auf
die Kraft des Wortes Gottes. Dessen ganze Macht steht für uns be-
reit. „Dein Wort“, sagt der Psalmist, „behalte ich in meinem Herzen,
damit ich nicht wider dich sündige.“ (Psalm 119, 11) „Im Treiben
der Menschen bewahre ich mich vor gewaltsamen Wegen durch
das Wort deiner Lippen.“ (Psalm 17, 4)
Sprecht den Menschen Mut zu, erhebt sie im Gebet zu Gott.
Viele, die von Versuchung überwunden worden sind, empfinden
tiefe Niedergeschlagenheit, und sie meinen, für sie sei es vergeblich,
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Kapitel 12
Es gibt großherzige Männer und Frauen, die engagiert die Lage der
Armen zu verbessern suchen. Wie den Arbeits- und Obdachlosen
geholfen werden kann, ein geregeltes Leben zu führen, wie Gott es
für alle Menschen vorgesehen hat, das ist eine Frage, um deren Be-
antwortung sich viele ernsthaft bemühen. Es gibt jedoch nicht viele
– selbst unter Lehrern und Politikern –, die die Ursachen für den
gegenwärtigen Zustand der Gesellschaft durchschauen. Die politi-
schen Machthaber sind nicht in der Lage, die Probleme der um sich
greifenden Armut sowie der ansteigenden Kriminalität zu lösen. Sie
mühen sich zudem vergeblich, die Wirtschaft auf eine sicherere
Grundlage zu stellen.
Wenn die Menschen die Lehren des Wortes Gottes mehr beach-
ten würden, fänden sie eine Lösung dieser Probleme, die sie so
verwirren. Hinsichtlich der Arbeitslosigkeit und der Hilfe für die
Armen könnten wir viel aus dem Alten Testament lernen.
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Die Stämme wurden nach Familien gezählt, und jeder Familie wur-
de gemäß ihrer Größe ein Erbteil zugemessen.
Obwohl man über sein Besitztum vorübergehend frei verfügen
konnte, konnte man das Erbe seiner Kinder doch nicht auf Dauer
verspielen. Wenn man sein Land wieder zurückkaufen wollte, so
war das zu jeder Zeit möglich. Schulden wurden alle sieben Jahre
erlassen, und in jedem fünfzigsten Jahr – auch Erlaßjahr genannt –
fiel alles Grundeigentum wieder an den ursprünglichen Besitzer zu-
rück.
„Darum sollt ihr das Land nicht verkaufen für immer“, lautete
die Anweisung des Herrn, „denn das Land ist mein, und ihr seid
Fremdlinge und Beisassen bei mir. Und bei all eurem Grundbesitz
sollt ihr für das Land die Einlösung gewähren. Wenn dein Bruder
verarmt und etwas von seiner Habe verkauft, so soll sein nächster
Verwandter kommen und einlösen, was sein Bruder verkauft hat.
Wenn aber jemand … so viel aufbringen kann, um es einzulösen, so
soll er … wieder zu seiner Habe kommen. Kann er aber nicht so
viel aufbringen, um es ihm zurückzuzahlen, so soll, was er verkauft
hat, in der Hand des Käufers bleiben bis zum Erlaßjahr.“ (3. Mose
25,23-28)
„Und ihr sollt das fünfzigste Jahr heiligen und sollt eine Freilas-
sung ausrufen im Lande für alle, die darin wohnen; es soll ein Er-
laßjahr für euch sein. Da soll ein jeder bei euch wieder zu seiner
Habe und zu seiner Sippe kommen.“ (3. Mose 25,10)
Auf diese Weise war der Besitz jeder Familie abgesichert und
Vorkehrung getroffen gegen die Entstehung der Extreme des Über-
flusses und des Mangels.
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„Der Gottlose muß borgen und bezahlt nicht, aber der Gerechte
ist barmherzig und kann geben.“ (Psalm 37,21)
„Gib Rat, schaffe Recht, mache deinen Schatten des Mittags wie
die Nacht; verbirg die Verjagten und verrate die Flüchtigen nicht!
Laß Moabs Verjagte bei dir herbergen, sei du für Moab eine Zu-
flucht vor dem Verwüster!“ (Jesaja 16,3.4)
Der Lebensplan, den Gott Israel gab, war als eine Zielvorgabe
für die ganze Menschheit vorgesehen. Wenn diese Prinzipien auch
heute angewandt würden, wie ganz anders sähe es dann auf dieser
Welt aus!
Innerhalb der weiten Grenzen der Natur gibt es durchaus noch
genügend Raum, den Leidenden und Bedürftigen eine Wohnung
zu geben. Die Natur hält außerdem genügend Nahrungsmittel be-
reit, um alle zu sättigen. Und der Bergbau fördert Segnungen für
alle zutage, die mutig, willensstark und ausdauernd genug sind, die-
se Bodenschätze heraufzubringen.
Die Landwirtschaft, die Beschäftigung, zu der Gott die Men-
schen in Eden bestimmt hat, eröffnet ein Arbeitsfeld, das vielen Ge-
legenheit gibt, ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
„Hoffe auf den Herrn und tu Gutes, bleibe im Lande und nähre
dich redlich.“ (Psalm 37,3)
Tausende, ja Zehntausende könnten in der Landwirtschaft tätig
sein, die jetzt auf engstem Raum in den Städten hausen und auf
Gelegenheitsjobs warten. In vielen Fällen wird dieser geringe Ver-
dienst zudem nicht für Brot ausgegeben, sondern landet in der Kas-
se des Spirituosenladens. So werden Seele und Körper ruiniert.
Viele sehen Arbeit als eine Plackerei an und versuchen deshalb,
ihren Lebensunterhalt lieber mit krummen Geschäften als mit ehrli-
cher Anstrengung zu verdienen. Dieser Wunsch, zu leben, ohne zu
arbeiten, öffnet das Tor zu Elend, Laster und Verbrechen fast gren-
zenlos weit.
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sundheit und Glück zu finden – das sie nun kaum noch kennen.
Harte Arbeit, einfache Nahrung, strenge Sparsamkeit und oft auch
Schwierigkeiten und Entbehrungen würden hier zwar ihr Leben
bestimmen. Aber wie sehr wären sie damit gesegnet, wenn sie die
Stadt mit ihren Verlockungen zum Bösen, ihrer Rastlosigkeit und
Kriminalität, ihrer Armut und Verwahrlosung verlassen und statt
dessen auf dem Lande wohnen könnten, wo das Leben meist ruhig,
friedlich und in geordneten Bahnen verläuft.
Vielen Stadtbewohnern, die keinen Fußbreit Grünland besitzen,
deren Blicke jahrein, jahraus nur auf schmutzige Hinterhöfe und
enge Gassen, auf Beton- und Steinmauern gerichtet sind und die in
einen staub- und rauchverhangenen Himmel schauen, würden es
fast wie paradiesisch empfinden, wenn sie wieder in einem ländli-
chen Gebiet leben könnten, wo sie von grünen Feldern, Wäldern,
Hügeln und Bächen, einem klaren Himmel und frischer, reiner Luft
umgeben wären.
Größtenteils von schlechter Gesellschaft und aus der Abhängig-
keit von Menschen befreit und von den gesundheitsschädlichen Le-
bensgewohnheiten und aller Hektik entfernt, würden sie dann wie-
der mehr die Schönheiten der Schöpfung wahrnehmen. Hier wür-
den sie wieder die Gegenwart Gottes und ihre Abhängigkeit von
ihm erkennen. Durch die Natur würde seine Stimme zu ihren Her-
zen reden von seinem Frieden und seiner Liebe, und Geist, Seele
und Körper wären hier für diese heilsame, lebenspendende Macht
empfänglich.
Sehr viele benötigen, bevor sie sich selbst um ihren Lebensun-
terhalt kümmern können, zunächst Beistand, Ermutigung und An-
leitung. Es gibt zahllose Familien, für die es der wichtigste missiona-
rische Dienst wäre, ihnen bei der Ansiedlung auf dem Lande zu
helfen und ihnen zu zeigen, wie sie in der Landwirtschaft ihren Le-
bensunterhalt verdienen können.
Die Notwendigkeit solcher Hilfe und Anleitung ist aber nicht nur
auf Städter begrenzt; auch auf dem Lande sind – trotz all der hiesi-
gen Möglichkeiten zu einem besseren Leben – unzählige Arme in
großen Schwierigkeiten. Ganzen dörflichen Gemeinden fehlt es an
handwerklichen und gesundheitsberuflichen Ausbildungseinrichtun-
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Missionarische Familien
Wir brauchen missionarische Familien, die sich an Orten niederlas-
sen, wo Fachleute fehlen. Landwirte, Geschäftsleute, Bauhandwer-
ker – ja, alle, die in den verschiedenen Fachgebieten und Hand-
werksberufen geschickt sind, sollen in noch unversorgte Gebiete
gehen, um dort die Landwirtschaft zu verbessern, Dienstleistungsun-
ternehmen oder Handwerksbetriebe zu gründen, bescheidene
Heime für sich selbst einzurichten und ihren Nachbarn zu helfen.
Auch die eher unwirtlichen Wildnisgebiete hat Gott durch ihre
natürliche Schönheit anziehend gemacht. Dies ist das Werk, zu dem
auch wir berufen sind. Selbst die öden Regionen der Erde, die auf
den ersten Blick abschreckend erscheinen, können buchstäblich zu
Gottes Garten werden.
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„Zu der Zeit werden die Tauben hören die Worte des Buches,
und die Augen der Blinden werden aus Dunkel und Finsternis se-
hen; und die Elenden werden wieder Freude haben am Herrn, und
die Ärmsten unter den Menschen werden fröhlich sein in dem Hei-
ligen Israels.“ (Jesaja 29,18.19)
Oft können wir den Armen durch Anleitung in praktischen Din-
gen am wirksamsten helfen. In aller Regel fehlen denen, die man
nicht zur Arbeit angehalten hat, die Leistungsbereitschaft, das
Durchhaltevermögen, die Sparsamkeit und der Wille, sich einzu-
schränken. Sie verstehen nicht, richtig zu wirtschaften. Oft wird aus
zu geringem Verantwortungsbewußtsein und Urteilsvermögen das
verschwendet, was ihren Familien ein standesgemäßes und behagli-
ches Leben verschaffen könnte, wenn man es verantwortungsvoll
und haushälterisch einsetzen würde. „Es ist viel Speise in den Fur-
chen der Armen; aber wo kein Recht ist, da ist Verderben.“ (Sprü-
che 13,23)
Wir können den Armen helfen – und ihnen damit schaden, weil
wir sie zur Abhängigkeit erziehen. Eine solche Art des Gebens ver-
stärkt einerseits den Egoismus und andererseits die Hilflosigkeit; oft
führt sie gar zu Trägheit, Verschwendungssucht und Unmäßigkeit.
Niemand, der sich seinen Lebensunterhalt selbst verdienen kann,
hat das Recht, auf Kosten anderer zu leben. Der Wahlspruch, „Die
menschliche Gesellschaft schuldet mir einen Lebensunterhalt“, trägt
in sich bereits den Kern von Verschlagenheit, Betrug und Raub.
Nichts schuldet die menschliche Gesellschaft jemandem, der arbei-
ten und seinen Lebensunterhalt selbst verdienen kann.
Wahre Nächstenliebe hilft Menschen zur Selbsthilfe. Wenn je-
mand an unserer Tür um Nahrung bittet, sollten wir ihn nicht
hungrig wegschicken; seine Armut kann von einem Unglück her-
rühren. Aber wahre Wohltätigkeit bedeutet mehr, als nur zu schen-
ken; sie bedeutet ein echtes Interesse am Wohlergehen des anderen.
Wir sollten versuchen, die Bedürfnisse der Armen und Verzweifel-
ten zu verstehen, und ihnen die Hilfe zu leisten, die ihnen am meis-
ten nützt. Sich gedanklich, zeitlich und persönlich einzusetzen kostet
weit mehr, als jemandem einfach ein Geldstück in die Hand zu drü-
cken; aber es ist aufrichtigste Nächstenliebe.
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Diejenigen, die verstanden haben, daß man nur für seinen eige-
nen Einsatz bezahlt wird, werden auch bereitwilliger lernen, das
meiste daraus zu machen. Und indem sie lernen, auf sich selbst ge-
stellt zu sein, erwerben sie nicht nur das, was sie zur Eigenständig-
keit befähigt, sondern auch das, was ihnen die Hilfeleistung für an-
dere ermöglicht. Vermittelt denen die Wichtigkeit der alltäglichen
Pflichten, die ihre Möglichkeiten ungenutzt lassen. Zeigt ihnen, daß
der biblische Glaube Menschen niemals zu Müßiggängern macht.
Christus forderte immer zu Fleiß auf. „Was steht ihr den ganzen Tag
müßig da?“ sagte er zu den faulen Arbeitern (Matthäus 20,6). „Wir
müssen die Werke … wirken, … solange es Tag ist; es kommt die
Nacht, da niemand wirken kann.“ (Johannes 9,4)
Es ist das Vorrecht aller, mit ihrem Familienleben, ihren Ge-
wohnheiten, Praktiken und Lebensregeln vor den Menschen Zeug-
nis davon abzulegen, was das Evangelium an denen bewirken kann,
die ihm gehorchen. Christus kam in unsere Welt, um uns ein Vor-
bild dafür zu geben, was aus uns werden kann. Er erwartet deshalb
von seinen Nachfolgern, daß sie ihrerseits in jeder Hinsicht Vorbil-
der für eine richtige Lebensweise sind. Er möchte, daß an den äu-
ßeren Dingen die göttliche Prägung sichtbar wird.
Unsere Heime und unsere sonstigen Einflußbereiche sollten
Lehrbeispiele sein und Wege zur Verbesserung aufzeigen, so daß
Arbeitseifer, Sauberkeit, guter Geschmack und feines Benehmen an
die Stelle von Faulheit, Unsauberkeit, Rohheit und Unordnung tre-
ten. Mit unserem vorbildlichen Leben können wir anderen zur
Wahrnehmung dessen verhelfen, was an ihrem Charakter oder in
ihrem Umfeld abstößt, und mit christlicher Höflichkeit zu Verbesse-
rungen ermuntern. Wenn wir Interesse für sie zeigen, werden wir
auch Gelegenheit finden, sie zu lehren, wie sie ihre Kräfte am bes-
ten einsetzen können.
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Kapitel 13
Wenn alles getan wurde, was getan werden konnte, um den Armen
Hilfe zur Selbsthilfe zu gewähren, bleiben doch noch die Witwen
und Waisen, die Alten, die Hilflosen und die Kranken, die Mitge-
fühl und Fürsorge beanspruchen; sie sollten niemals vernachlässigt
werden. Gott selbst hat sie nämlich der Barmherzigkeit, Liebe und
freundlichen Fürsorge aller anvertraut, die er zu seinen Dienern
gemacht hat.
Die Glaubensfamilie
„Darum, solange wir noch Zeit haben, laßt uns Gutes tun an jeder-
mann, allermeist aber an des Glaubens Genossen.“ (Galater 6,10)
In gewissem Sinn hat Christus seiner Gemeinde die Pflicht aufer-
legt, für die Bedürftigen in ihren eigenen Reihen zu sorgen. Er läßt
es zu, daß seine Armen in jeder Gemeinde vertreten sind; sie sollen
immer unter uns sein, und er verpflichtet die Gemeindeglieder, je-
den persönlich, für sie zu sorgen.
Wie die Mitglieder einer biologischen Familie füreinander sor-
gen, also die Kranken versorgen, die Schwachen unterstützen, die
Unwissenden anleiten und die Unerfahrenen trainieren, so soll die
Glaubensfamilie für ihre bedürftigen und hilflosen Mitglieder sor-
gen. Auf keinen Fall dürfen diese vernachlässigt werden.
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„Denn der dich gemacht hat, ist dein Mann – Herr Zebaoth ist
sein Name –, und dein Erlöser ist der Heilige Israels, der aller Welt
Gott genannt wird.“ (Jesaja 54,5)
„Verlaß nur deine Waisen, ich will sie am Leben erhalten, und
deine Witwen sollen auf mich hoffen.“ (Jeremia 49,11)
Viele Väter sind, wenn sie sterben und deshalb ihre Lieben ver-
lassen mußten, im Glauben an Gottes Verheißung gestorben, daß er
für diese sorgen werde. Und der Herr sorgt für die Witwen und
Waisen, nicht durch ein Wunder wie das Manna vom Himmel oder
etwa Raben, die die Nahrung bringen, sondern durch ein am
menschlichen Herz wirkendes Wunder, das die Selbstsucht vertreibt
und die Quellen christlicher Nächstenliebe aufschließt. Er vertraut
seinen Nachfolgern die Geplagten und Hinterbliebenen als eine
kostbare Gabe an; sie haben auf das entschiedenste Anspruch auf
unser Mitgefühl.
In komfortabel ausgestatteten Heimen, in Vorratsspeichern, die
mit reichen Ernten angefüllt sind, in Kleiderlagern und Tresoren hat
Gott Mittel zur Unterstützung dieser Bedürftigen bereitgelegt. Er
fordert uns auf, Kanäle seiner Gaben zu sein.
So manche Witwe und Mutter vaterloser Kinder kämpft tapfer
darum, ihre nun doppelt schwere Bürde tragen zu können; die har-
te Arbeit, die sie tut, um ihre Kinder bei sich zu behalten und zu
versorgen, übersteigt ihre Kräfte oft bei weitem. Nur noch wenig
Zeit bleibt ihr für deren Erziehung und Unterrichtung, nur wenige
Gelegenheiten, ihnen Erlebnisse zu verschaffen, die ihr Leben erhel-
len. Sie braucht deshalb Ermutigung, Mitgefühl und finanzielle so-
wie praktische Hilfe.
Gott fordert uns auf, diesen Kindern, so gut wir können, die feh-
lende väterliche Fürsorge zu leisten. Helft ihnen in jeder nur mögli-
chen Weise, anstatt abseits zu stehen und euch über ihre Fehler und
die Mühe zu beklagen, die sie womöglich verursachen. Seid be-
strebt, der von Sorgen geplagten Mutter zu helfen; erleichtert ihre
Lasten.
Außerdem gibt es sehr viele Kinder, denen das elterliche Vor-
bild und der charakterformende Einfluß eines christlichen Heims
gänzlich fehlen. Christen sollen ihre Herzen und Heime für diese
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Hilflosen öffnen. Das Werk, das Gott ihnen als ihre Pflicht aufgetra-
gen hat, sollte nicht auf eine Wohltätigkeitsinstitution abgewälzt oder
gar den Zufällen weltlicher Fürsorge überlassen werden. Wenn die
Kinder keine Verwandten haben, die für sie sorgen können, sollen
die Gemeindeglieder ihnen ein Zuhause geben. Unser Schöpfer be-
stimmte, daß wir familienweise zusammenleben sollen, und die Per-
sönlichkeit des Kindes wird sich in der liebevollen Atmosphäre ei-
nes christlichen Heims am besten entwickeln.
Viele, die keine eigenen Kinder haben, könnten mit der Fürsor-
ge für die Kinder anderer ein gutes Werk tun. Anstatt ihre Auf-
merksamkeit Haustieren zuzuwenden und diese stummen und nicht
vernunftbegabten Geschöpfe mit Gefühlen zu überhäufen, sollten
sie sich kleiner Kinder annehmen, deren Charaktere sie nach dem
Bild Gottes formen können. Schenkt eure Liebe den Mitgliedern
der Menschheitsfamilie, die kein Heim haben. Überdenkt, wie viele
dieser Kinder ihr zur Erziehung und Ermahnung durch den Herrn
aufnehmen könnt. Dadurch werdet ihr auch selbst reichlich geseg-
net.
Die Alten
Auch die Alten brauchen die Geborgenheit einer Familie. In einem
Heim von Brüdern und Schwestern in Christus kann der Verlust
ihres eigenen Heims fast vollständig ersetzt werden. Wenn sie dazu
ermutigt werden, an den Interessen und Beschäftigungen der Haus-
haltsmitglieder Anteil zu nehmen, hilft ihnen dies zu sehen, daß sie
immer noch nützlich sind. Laßt sie fühlen, daß ihre Hilfe geschätzt
wird, daß es für sie im Dienst für andere immer noch etwas zu tun
gibt; dies wird ihr Herz erfreuen und ihrem Leben Sinn geben.
Laßt jene, deren graues Haar und gebrechliche Schritte anzei-
gen, daß sie bald sterben müssen, so lange wie möglich bei Freun-
den und in familiären Verbindungen bleiben. Laßt sie Gottesdienst
mit denen halten, die sie gekannt und geliebt haben. Laßt sie von
liebevollen und gefühlvollen Händen gepflegt werden.
Wenn irgend möglich, sollte es das Vorrecht der Mitglieder jeder
Familie sein, ihre eigenen Verwandten zu versorgen. Ist dies unmög-
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lich, wird es Aufgabe der Gemeinde und sollte sowohl als ein Vor-
recht als auch als eine Pflicht angenommen werden. Alle, die den
Geist Christi aufweisen, werden den Schwachen und Alten liebevol-
le Aufmerksamkeit entgegenbringen.
Die Anwesenheit eines solchen hilfsbedürftigen Menschen in un-
seren Heimen ist eine kostbare Gelegenheit, mit Christus in seinem
Dienst der Barmherzigkeit zusammenzuarbeiten und Charakterzüge
zu entwickeln, die ihm ähnlich sind. Außerdem liegt in der Verbin-
dung alter und junger Menschen ein Segen. Die Jungen können
Sonnenschein in Herz und Leben der Alten bringen; die Alten, de-
ren Anteil an den Lebensvorgängen langsam abnimmt, brauchen
den Segen des Kontakts mit der Hoffnung und dem Elan der Ju-
gend. Und den Jungen kann die Weisheit und Erfahrung der Alten
helfen. Vor allem aber müssen sie die Lektion selbstlosen Dienens
lernen. Die Anwesenheit von jemandem, der Mitgefühl, Nachsicht
und opferbereite Liebe braucht, wäre für viele Haushalte ein un-
schätzbarer Segen. Sie würde das häusliche Leben verschönern und
verfeinern und bei jung und alt jene christlichen Umgangsformen
fördern, die aus der göttlichen Freundlichkeit und dem unvergäng-
lichen Schatz des Himmels stammen.
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viele übrig, die Fürsorge benötigen. Viele von ihnen haben ein
schlechtes Erbgut mitbekommen. Sie scheinen nicht sehr vielver-
sprechend, wirken oftmals abstoßend und verdorben, aber sie sind
durch Christi Blut erkauft und in seinen Augen ebenso wertvoll wie
unsere eigenen Kinder. Wenn keine helfende Hand nach ihnen aus-
gestreckt wird, wachsen sie in Unwissenheit auf und schlittern in
Laster und Kriminalität. Viele dieser Kinder könnten durch das
Werk von Waisenhäusern vor einem solchen Schicksal bewahrt
werden.
Solche Einrichtungen sollten, um möglichst erfolgreich zu sein,
so weit wie möglich gemäß dem Plan für ein christliches Heim ges-
taltet werden. Anstatt viele Kinder in Großorganisationen zusam-
menzufassen, sollten kleine Einrichtungen auf verschiedene Orte
verteilt werden. Diese sollten zudem nicht in oder nahe bei einer
Stadt oder Großstadt gelegen sein, sondern auf dem Lande, wo
man Boden für eine Landwirtschaft erwerben kann. Dort können
die Kinder eine Beziehung zur Natur entwickeln und die Vorteile
einer handwerklichen Ausbildung genießen.
Die Leiter solcher Heime sollten Männer und Frauen sein, die
weitherzig, rücksichtsvoll und opferbereit sind, Männer und Frauen,
die dieses Werk aus Liebe zu Christus auf sich nehmen und die
Kinder für Ihn erziehen. Unter einer solchen Fürsorge können viele
Waisen und Vernachlässigte darauf vorbereitet werden, nützliche
Mitglieder der Gesellschaft zu sein, Christus zur Ehre zu gereichen
und ihrerseits anderen zu helfen.
Viele verachten Sparsamkeit, weil sie sie mit Geiz und Engstir-
nigkeit verwechseln. Sparsamkeit ist jedoch mit ausgeprägtester
Freigebigkeit vereinbar. Ja, ohne Sparsamkeit kann es gar keine
wahre Freigebigkeit geben. Wir müssen sparen, um geben zu kön-
nen.
Niemand kann wahre Wohltätigkeit üben ohne Bereitschaft zum
Verzicht. Nur bei einem Leben in Einfachheit, strenger Sparsamkeit
und Opferbereitschaft ist es uns möglich, das Werk zu vollbringen,
das uns als Vertreter Christi aufgetragen ist. Stolz und weltlicher
Ehrgeiz müssen aus unseren Herzen entfernt werden. In unserer
ganzen Arbeit soll der Grundsatz der Selbstlosigkeit, wie er sich im
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helfen könntet. Zeigt ihnen, wie man sich einfach und doch ge-
schmackvoll kleidet. Viele Frauen bleiben der Gemeinde fern, weil
ihre abgetragene und schlecht sitzende Kleidung einen riesigen
Kontrast zu der anderer Frauen darstellt. Viele empfindliche Frauen
hegen wegen dieses Gegensatzes Gefühle der Scham und bitterer
Ungerechtigkeit. Dies führt manche sogar dazu, an der Wahrheit
des Wortes zu zweifeln und ihre Herzen gegen das Evangelium zu
verhärten.
Christus gebietet uns: „Sammelt die übrigen Brocken, damit
nichts umkommt.“ (Johannes 6,12) Während täglich Tausende an
Hunger, in Kriegen, Brandkatastrophen und Epidemien sterben,
sollte jeder Freund der Menschen darauf achten, daß nichts ver-
schwendet und nichts nutzlos ausgegeben wird, womit einem Men-
schen geholfen werden könnte.
Es ist unrecht, unsere Zeit zu verschwenden, und unrecht, unsere
Gedanken zu vergeuden. Wir verlieren jeden Augenblick, den wir
der Selbstsucht widmen. Wenn jede Minute geschätzt und sinnvoll
genutzt würde, sollten wir Zeit für alles haben, was wir für uns und
für die Welt tun müssen. In der Verwendung von Geld, im Ge-
brauch von Zeit, Kraft und Gelegenheiten sollte jeder Christ auf
Gott sehen und sich von ihm führen lassen. „Wenn es aber jeman-
dem unter euch an Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der jeder-
mann gern gibt und niemanden schilt; so wird sie ihm gegeben
werden.“ (Jakobus 1,5)
„Tut Gutes und leiht, wo ihr nichts dafür zu bekommen hofft. So
wird euer Lohn groß sein, und ihr werdet Kinder des Allerhöchsten
sein; denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen … Gebt,
so wird euch gegeben.“ (Lukas 6,35.38)
„Wer … seine Augen abwendet, der wird von vielen verflucht“,
aber „wer dem Armen gibt, dem wird nichts mangeln“ (Sprüche
28,27).
„Gebt, so wird euch gegeben. Ein volles, gedrücktes, gerütteltes
und überfließendes Maß wird man in euren Schoß geben“ (Lukas
6,38).
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den; aber noch mehr brauchen jene Menschen unsere Gebete, die
über Wohlstand und Einfluß verfügen.
Im Tal der Demut, wo Menschen ihre Unzulänglichkeit fühlen
und auf Gottes Führung vertrauen, herrscht vergleichsweise hohe
Sicherheit. Die Menschen aber, die sozusagen auf einer hohen Zin-
ne stehen und von denen aufgrund ihrer Position angenommen
wird, sie besäßen große Weisheit – diese befinden sich in größter
Gefahr. Wenn diese Menschen sich nicht auf Gott verlassen, werden
sie ganz bestimmt zu Fall kommen.
Die Bibel verdammt niemanden wegen seines Reichtums, wenn
er ihn auf ehrliche Weise erworben hat. Nicht das Geld, sondern
die Liebe zum Geld ist die Wurzel allen Übels. Es ist Gott, der den
Menschen die Kraft gibt, Reichtum zu erwerben. In den Händen
dessen, der als Gottes Diener handelt und somit seine Mittel nicht
selbstsüchtig gebraucht, ist Reichtum ein Segen, sowohl für seinen
Besitzer als auch für die Welt. Aber viele, die von der Sorge um die
Vermehrung ihrer Reichtümer völlig eingenommen sind, werden
unsensibel für die Ansprüche Gottes und die Nöte ihrer Mitmen-
schen. Sie betrachten den Reichtum als Mittel zur Verherrlichung
ihrer selbst. Sie kaufen ein Haus und ein Stück Land nach dem an-
deren und füllen ihre Heime mit Luxus, während um sie herum
Menschen mit Elend und Verbrechen, Krankheit und Tod kämpfen.
Wer in seinem Leben so ausschließlich für eigene Bedürfnisse arbei-
tet, entwickelt in sich nicht die Eigenschaften Gottes, sondern die
des Bösen.
Diese Menschen brauchen das Evangelium. Ihr Blick muß auf
die Vergänglichkeit alles Materiellen gerichtet werden, damit sie die
Kostbarkeit der ewigen Reichtümer Gottes erkennen können. Sie
müssen die Freude des Gebens und den Segen erfahren, Gottes
Mitarbeiter zu sein.
Der Herr bittet uns: „Den Reichen in dieser Welt gebiete“, daß
sie „nicht hoffen auf den unsicheren Reichtum, sondern auf Gott,
der uns alles reichlich darbietet, es zu genießen; daß sie Gutes tun,
reich werden an guten Werken, gerne geben, behilflich seien, sich
selbst einen Schatz sammeln als guten Grund für die Zukunft, damit
sie das wahre Leben ergreifen.“ (1. Timotheus 6,17-19)
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nicht mit hohen Worten und hoher Weisheit, euch das Geheimnis
Gottes zu verkündigen. Denn ich hielt es für richtig, unter euch
nichts zu wissen als allein Jesus Christus, den Gekreuzigten … mein
Wort und meine Predigt geschahen nicht mit überredenden Worten
menschlicher Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes und der
Kraft, damit euer Glaube nicht stehe auf Menschenweisheit, son-
dern auf Gottes Kraft.“ (1. Korinther 2,1-5).
Ferner schrieb er im Brief an die Römer: „Ich schäme mich des
Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht
alle, die daran glauben, die Juden zuerst und ebenso die Griechen.“
(Römer 1,16)
Diejenigen, die für die höheren Schichten arbeiten, sollen durch
ihr würdevolles Auftreten das Bewußtsein vermitteln, von Engeln
begleitet zu sein. Sie sollen die Schatzkammer ihres Geistes und
Herzens mit dem „Es steht geschrieben“ gefüllt haben. Die kostba-
ren Worte Christi, in unser Gedächtnis eingeprägt, sind weit wert-
voller als Gold oder Silber.
Christus sagte, daß es für ein Kamel leichter sei, durch ein Na-
delöhr zu kriechen, als für einen reichen Menschen, in das König-
reich Gottes zu gelangen. In der Arbeit für diese Schicht wird es oft
Entmutigungen und manche traurigen Erfahrungen geben. Doch
mit Gott sind alle Dinge möglich. Er kann und will durch menschli-
che Werkzeuge auf die Gedanken von Menschen einwirken, deren
Lebensziel nur der Gelderwerb ist.
Es gibt hier Wunder in echter Bekehrung, Wunder, die wir jetzt
noch nicht erkennen. Auch die mächtigsten Menschen der Erde
stehen im Machtbereich eines wunderwirkenden Gottes. Wenn sei-
ne menschlichen Mitarbeiter ihre Pflicht mutig und treu erfüllen,
wird Gott Menschen bekehren, die auf verantwortungsvollen Positi-
onen stehen, Menschen mit hoher Intelligenz und großem Einfluß.
Durch die Kraft des Heiligen Geistes werden viele zur Annahme
der göttlichen Grundsätze geführt werden.
Wenn ihnen bewußtgemacht wird, daß der Herr von ihnen als
seinen Vertretern erwartet, der leidenden Menschheit zu helfen,
werden viele dem Folge leisten und ihre Mittel und ihr Mitgefühl
zum Segen der Armen einsetzen. Während sie ihre Gedanken von
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Teil IV
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Kapitel 15
Im Krankenzimmer
Wer Kranken dient, sollte begriffen haben, wie wichtig eine sorgfäl-
tige Beachtung der Gesundheitsgesetze ist. Nirgendwo ist Gehorsam
gegenüber diesen Gesetzen wichtiger als im Krankenzimmer. Nir-
gendwo hängt seitens des Pflegepersonals so viel von der Treue im
Kleinen ab, wie hier.
In Fällen schwerer Erkrankung kann schon eine kleine Nachläs-
sigkeit, eine geringfügige Unaufmerksamkeit hinsichtlich der beson-
deren Bedürfnisse oder Risiken eines Patienten, z. B. das Zeigen
von Angst, Aufregung oder Verdrossenheit, ja schon ein Mangel an
Sympathie die Waagschalen, die Leben und Tod wägen, in Bewe-
gung setzen und einen Patienten ins Grab bringen, der sonst mögli-
cherweise gesund geworden wäre.
Der Erfolg der Krankenschwester hängt in hohem Maß von ihrer
körperlichen Konstitution ab. Je besser ihre Gesundheit ist, desto
besser erträgt sie die Anstrengungen der Krankenpflege und desto
erfolgreicher kann sie ihre Pflichten erfüllen. Wer für Kranke sorgt,
sollte seinen Ernährungsgewohnheiten, seiner Körperpflege, seinem
Aufenthalt in frischer Luft und seiner körperlichen Bewegung be-
sondere Aufmerksamkeit widmen. Eine ähnliche Sorgfalt seitens
ihrer Familie hilft ihr ebenfalls, die besonderen Belastungen ihres
Berufes zu ertragen, und schützt sie vor ansteckenden Krankheiten.
Im Falle einer ernsten Erkrankung, die Tag und Nacht die Pfle-
ge einer Krankenschwester erfordert, sollte die Arbeit unter wenigs-
tens zwei tüchtigen Pflegerinnen aufgeteilt werden, so daß jede von
beiden Erholungspausen einlegen und sich an frischer Luft körper-
lich bewegen kann. Dies ist besonders wichtig in Fällen, wo es
schwierig ist, viel frische Luft im Krankenzimmer zu gewährleisten.
Infolge der Geringschätzung von frischer Luft wird manchmal die
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Krankenbesuche
Eine falsch verstandene Freundlichkeit oder Höflichkeit veranlaßt
Menschen zu der Annahme, Kranke müßten häufig besucht wer-
den. Wer sehr krank ist, sollte überhaupt nicht besucht werden. Die
Aufregung, die mit dem Empfang von Besuchern verbunden ist,
schwächt den Patienten in einer Zeit, in der er am dringendsten ei-
ne ruhige, ungestörte Erholung braucht.
Für einen Genesenden oder einen chronisch Kranken ist es oft
erfreulich und wohltuend, zu erfahren, daß man sich seiner freund-
lich erinnert; aber diese Versicherung wird, wenn sie sich in einer
schriftlichen Sympathiebekundung oder einem kleinen Geschenk
erweist, oft hilfreicher sein als ein persönlicher Besuch und kann mit
Sicherheit keinen Schaden anrichten.
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Wer Gott nicht liebt, wird fortwährend gegen die wahren Be-
dürfnisse von Seele und Körper arbeiten. Wer aber die Wichtigkeit
eines gottgefälligen Lebens in dieser gegenwärtigen bösen Welt er-
kannt hat, der wird jede falsche Gewohnheit ablegen. Dankbarkeit
und Liebe werden dann die Herzen der Kranken erfüllen. Sie wis-
sen, daß Christus ihr Freund ist. In vielen Fällen bedeutet die Er-
kenntnis, daß sie einen solchen Freund haben, für die Leidenden in
ihrem Genesungsprozeß mehr als die bestmögliche fachmedizini-
sche Behandlung. Aber beide Arten des Dienstes sind wichtig; sie
sollen Hand in Hand gehen.
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Kapitel 16
Die Bibel sagt, daß man „allezeit beten und darin nicht nachlassen
soll“ (Lukas 18,1); und wenn es je eine Zeit gibt, in der Menschen
ihre Gebetsbedürftigkeit spüren, so ist es dann, wenn ihre Kräfte
schwinden und ihnen gar das Leben zu entgleiten droht.
Wer gesund ist, vergißt oft die wunderbaren, Tag für Tag, jahr-
ein, jahraus empfangenen Gnadengaben und gibt Gott für seine
Wohltaten keine Dankopfer. Wenn man dann aber krank wird, er-
innert man sich an Gott; wenn menschliche Stärke versagt, erken-
nen die Kranken, daß sie göttliche Hilfe brauchen. Und niemals
wendet sich unser gnädiger Gott von einer Seele ab, die ihn aufrich-
tig um Hilfe bittet. Er ist unsere Zuflucht in Krankheit wie in Ge-
sundheit.
„Wie sich ein Vater über seine Kinder erbarmt, so erbarmt sich
der Herr über die, die ihn fürchten. Denn er weiß, was für ein Ge-
bilde wir sind; er gedenkt daran, daß wir Staub sind.“ (Psalm
103,13.14)
„Die Toren, die geplagt waren um ihrer Übertretung und um ih-
rer Sünde willen, daß ihnen ekelte vor aller Speise und sie todkrank
wurden, die dann zum Herrn riefen in ihrer Not, und er half ihnen
aus ihren Ängsten, er sandte sein Wort und machte sie gesund und
errettete sie, daß sie nicht starben: Die sollen dem Herrn danken
für seine Güte … “ (Psalm 107,17-21)
Heute heilt Gott Kranke ebenso bereitwillig wie damals, als der
Heilige Geist diese Worte durch den Psalmisten sprach. Und Chris-
tus ist heute derselbe mitfühlende Arzt, der er während seines
Dienstes auf Erden war. In ihm ist Heilkraft für jede Krankheit und
Stärkung für jede Schwachheit. Seine heutigen Jünger sollen für die
Kranken ebenso ernsthaft beten wie seine damaligen. Die Heilun-
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gen werden dann eintreten, denn „das Gebet des Glaubens wird
dem Kranken helfen“ (Jakobus 5,15). Wir haben die Kraft des Hei-
ligen Geistes und die beruhigende Gewißheit des Glaubens, die
sich auf Gottes Verheißungen stützen kann. Die Verheißung des
Herrn, daß sie auf Kranke die Hände legen werden, und es dann
besser mit ihnen werden wird (vgl. Markus 16,18), gilt heute ebenso
zuverlässig wie in den Tagen der Apostel. Sie hebt das Vorrecht der
Kinder Gottes hervor, und unser Glaube sollte sich auf alles beru-
fen, was sie umschließt. Christi Diener sind der Kanal seines Wir-
kens; durch sie will er seine heilende Macht ausüben. Es ist unsere
Aufgabe, die Kranken und Leidenden in den Armen unseres Glau-
bens zu Gott zu bringen. Wir sollten sie lehren, ihr Vertrauen auf
den Großen Arzt zu setzen.
Der Heiland will, daß wir die Kranken, die Hoffnungslosen und
die Geplagten ermutigen, durch seine Stärke wieder Halt zu gewin-
nen. Durch Glaube und Gebet kann das Krankenzimmer in ein Be-
thel verwandelt werden. Ärzte und Krankenschwestern können in
Wort und Tat und so deutlich, daß es nicht mißverstanden werden
kann, bekunden, daß „Gott an diesem Platz ist“, um zu retten, und
nicht, um zu verderben. Christus will, daß seine Gegenwart im
Krankenzimmer offenbar wird und daß die Herzen der Ärzte und
Krankenschwestern vom Mitgefühl seiner Liebe erfüllt werden.
Wenn das Leben der Krankenschwestern und -pfleger so beschaffen
ist, daß Christus mit ihnen an das Krankenbett treten kann, dann
wird der Patient die Überzeugung gewinnen, daß der mitfühlende
Heiland gegenwärtig ist, und diese Überzeugung wird viel zur Hei-
lung der Seele wie des Körpers beitragen.
Und Gott erhört Gebete. Denn Christus hat versprochen: „Was
ihr mich bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun.“ (Johan-
nes 14,14) Und noch einmal sagt er es: „Wer mir dienen wird, den
wird mein Vater ehren.“ (Johannes 12,26). Wenn wir in Überein-
stimmung mit seinem Wort leben, wird jede kostbare Verheißung,
die er uns gegeben hat, an uns erfüllt werden. Zwar verdienen wir
seine Gnade nicht, aber wenn wir uns ihm übergeben, nimmt er
uns an. Er will für und durch diejenigen wirken, die ihm nachfol-
gen.
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Kapitel 17
Krankheit tritt nie ohne eine Ursache auf. Vielmehr wird ihr durch
die Mißachtung der Gesundheitsgesetze der Weg bereitet, wird sie
dadurch geradezu eingeladen. Manche leiden als Folge eines Fehl-
verhaltens ihrer Eltern. Nun sind sie nicht verantwortlich dafür, was
ihre Eltern getan haben. Doch es ist ihre Pflicht, herauszufinden,
womit ihre Eltern gegen die Gesundheitsgesetze verstoßen haben.
Die falschen Gewohnheiten ihrer Eltern sollten sie dann vermeiden
und für sich selbst durch eine richtige Lebensweise bessere Voraus-
setzungen schaffen.
Die Mehrheit jedoch leidet aufgrund ihrer eigenen falschen Le-
bensweise. Sie mißachten mit ihren Eß-, Trink-, Bekleidungs- und
Arbeitsgewohnheiten die Gesundheitsprinzipien. Ihre Übertretung
der Naturgesetze wird unwiderrufliche Folgen haben; wenn sich die
Krankheit dann einstellt, erkennen viele nicht die wahre Ursache
ihres Leidens, sondern hadern deswegen mit Gott. Aber Gott ist
nicht für das Leid verantwortlich, das aus einer Mißachtung der Na-
turgesetze folgt.
Gott hat uns mit einer bestimmten Menge an Lebenskraft aus-
gestattet. Außerdem hat er uns mit Organen für die verschiedenen
Lebensfunktionen geschaffen und will, daß diese Organe harmo-
nisch zusammenwirken. Wenn wir die Lebenskraft sorgfältig bewah-
ren und den komplizierten Mechanismus unseres Körpers in Ord-
nung halten, so hat dies ein Gesundbleiben zur Folge; wenn aber
die Lebenskraft überbeansprucht wird, holt sich das Nervensystem
Kraft aus den Energiereserven, und wenn ein Organ Schaden
nimmt, leiden auch alle anderen darunter. Der Körper erträgt viel
Mißbrauch scheinbar ohne Reaktion. Doch wenn die Toleranzgren-
ze überschritten ist, meldet er sich zu Wort und strengt sich mit
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engtheit geistig erschöpft und nervös ist, dem hilft am meisten ein
Aufenthalt auf dem Lande, wo er einfach und sorgenfrei leben und
die Schönheit der Natur wiederentdecken kann. Durch Felder und
Wälder streifen, Blumen pflücken und dem Zwitschern der Vögel
zuhören, all das wird der Genesung wesentlich zuträglicher sein als
irgendein anderes Heilmittel.
Wasseranwendungen
Für Gesunde wie Kranke ist reines Wasser eine der erlesensten Seg-
nungen des Himmels. Sein richtiger Gebrauch fördert die Gesund-
heit. Es ist das Getränk, das Gott zur Stillung des Durstes von Tie-
ren wie Menschen bereitet hat. Reichlich getrunken, hilft es dem
Körper, seine Bedürfnisse zu befriedigen, und Erkrankungen zu wi-
derstehen. Die äußerliche Anwendung von Wasser stellt einen der
leichtesten und erfolgreichsten Wege zur Regulierung der Blutzirku-
lation dar. Ein kaltes oder kühles Bad ist ein hervorragendes Stär-
kungsmittel. Warme Bäder öffnen die Poren und helfen so bei der
Entgiftung des Körpers. Warme und laue Bäder beruhigen die Ner-
ven und kräftigen den Blutkreislauf.
Viele jedoch haben die wohltätigen Wirkungen des richtigen
Gebrauchs von Wasser nie erfahren; sie fürchten sich davor. Was-
seranwendungen können gar nicht hoch genug geschätzt werden,
aber ihre sorgfältige Handhabung erfordert Kenntnisse, über die
viele nicht verfügen. Niemand sollte sich jedoch bei diesem Thema
wegen Unwissenheit oder Gleichgültigkeit entschuldigt fühlen. Es
gibt viele Arten, wie Wasser zur Schmerzlinderung und Krankheits-
bekämpfung angewandt werden kann. Jeder sollte sich über einfa-
che häusliche Anwendungsmöglichkeiten informieren. Vor allem
die Mütter sollten wissen, wie sie mit Wasseranwendungen in Zeiten
der Gesundheit und der Krankheit für ihre Familien sorgen können.
Bewegung
Tätigkeit ist eines unserer Daseinsgesetze. Jedes Körperorgan hat
seine ihm zugeordnete Aufgabe, von deren Ausübung seine Ent-
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Mitgefühl
Bei der Behandlung psychosomatischer Erkrankungen ist große
Weisheit vonnöten. Ein verletztes, krankes Herz und ein entmutigter
Geist brauchen eine schonende Behandlung.
Oft frißt sich gravierender häuslicher Ärger wie ein Krebsge-
schwür in die Seele und schwächt die Lebenskraft. Und manchmal
liegt der Fall so, daß Reue über Sünden die Konstitution untergräbt
und den Geist aus dem Gleichgewicht bringt. Hier braucht man
großes Einfühlungsvermögen, das dieser Patientengruppe wohltut.
Der Arzt sollte zuerst ihr Vertrauen gewinnen und sie dann auf den
Großen Arzt hinweisen. Wenn ihr Glaube auf den wahren Arzt
ausgerichtet werden kann, und sie darauf vertrauen können, daß er
sich ihres Falles angenommen hat, wird dies dem Geist Erleichte-
rung und damit oft auch dem Körper Heilung verschaffen.
Sympathie und Taktgefühl werden bei dem Kranken oft mehr
bewirken als die sorgfältigste Therapie, die in einer kalten und
gleichgültigen Weise ausgeübt wird. Wenn ein Arzt auf relativ lässi-
ge Art an das Krankenbett tritt und auf den Leidenden einen
gleichgültigen Eindruck macht, dann in Wort oder Tat den Ein-
druck erweckt, daß der Fall keiner großen Aufmerksamkeit bedarf,
und schließlich den Patienten seinem eigenen Grübeln überläßt, hat
er ihm objektiv Schaden zugefügt. Der Zweifel und die Entmuti-
gung, die von solcher Gleichgültigkeit hervorgerufen werden, wer-
den die guten Wirkungen der Heilmittel, die der Arzt verordnen
mag, wieder aufheben.
Wenn sich Ärzte mehr in diejenigen hineinversetzen könnten,
deren Leiden ihren Geist niedergedrückt und den Willen ge-
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schwächt hat und die sich nach Worten des Mitleids und der Ermu-
tigung sehnen, wären sie eher imstande, deren Gefühlen gerecht zu
werden. Wenn mit dem ärztlichen Fachwissen die Liebe und das
Mitgefühl verbunden werden, die Christus den Kranken gegenüber
offenbarte, wird bereits die bloße Gegenwart des Arztes ein Segen
sein.
Offenheit im Gespräch mit einem Patienten vermittelt Vertrauen
und stellt so eine wichtige Hilfe zur Genesung dar. Manchmal hal-
ten es Ärzte für klüger, dem Patienten Ursache und Schwere seines
Leidens zu verheimlichen. Sie befürchten, den Patienten durch eine
Bekundung der Wahrheit aufzuregen oder zu entmutigen. Dabei
wecken sie falsche Hoffnungen auf Heilung und nehmen sogar in
Kauf, daß ein Patient stirbt, ohne daß ihm die Gefahr bewußt war.
Das ist sehr gefährlich. Allerdings mag es nicht bei jedem Patienten
angebracht sein, ihm das volle Ausmaß seiner Erkrankung offenzu-
legen; dies könnte ihn stark beunruhigen und seine Genesung ver-
zögern oder gar verhindern.
Am wenigsten vertragen diejenigen die Wahrheit, deren Gebre-
chen größtenteils eingebildet sind. Viele dieser Personen sind un-
vernünftig und haben sich nicht zur Selbstdisziplin erzogen. Sie he-
gen merkwürdige Vorstellungen und bilden sich vieles über sich
und andere ein, das falsch ist. Sie halten diese Dinge aber für wahr,
und die, die für sie sorgen, müssen hier eine gleichbleibende
Freundlichkeit sowie unermüdliche Geduld und Taktgefühl aufbrin-
gen. Wenn diesen Patienten die Wahrheit gesagt würde, wären eini-
ge beleidigt, andere entmutigt. Christus sagte seinen Jüngern: „Ich
habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht ertra-
gen.“ (Johannes 16,12)
Wenn man die Wahrheit somit nicht in jedem Fall vollständig
aussprechen mag, ist es andererseits doch niemals notwendig oder
zu rechtfertigen, jemanden anzulügen. Niemals sollten der Arzt oder
die Krankenschwester sich auf Ausflüchte einlassen. Wer sich dazu
hergibt, handelt in einer Weise, bei der Gott nicht mehr mit ihm
zusammenarbeiten kann, und indem er so das Vertrauen seiner Pa-
tienten verspielt, wirft er eine der wirksamsten menschlichen Hilfen
für ihre Genesung beiseite.
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Biblische Heilungsprinzipien
Für alle, die ihre Gesundheit zurückgewinnen oder erhalten wollen,
steht in der Bibel ein Rat: „Sauft euch nicht voll Wein, woraus ein
unordentliches Wesen folgt, sondern laßt euch vom Geist erfüllen.“
(Epheser 5,18) Weder durch die Anregung oder das Vergessen, wie
es unnatürliche oder ungesunde Stimulantien erzeugen, noch durch
Nachgiebigkeit gegenüber den niedrigen Begierden oder Leiden-
schaften kann wahre Heilung oder Erquickung für Körper oder See-
le erlangt werden.
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Unter den Kranken gibt es viele, die ohne Gott und ohne Hoff-
nung leben. Sie leiden unter unerfüllten Sehnsüchten, ungezügelten
Leidenschaften und der Verurteilung durch ihr eigenes Gewissen;
sie verlieren ihren Halt in diesem Leben und haben keine Hoffnung
auf das künftige. Laßt die Krankenpfleger nicht hoffen, diesen Pati-
enten etwas Gutes zu tun, wenn sie ihnen oberflächliche Ablenkun-
gen verschaffen. Diese waren ja der Fluch ihres bisherigen Lebens.
Die bedürftige Seele wird unausgesetzt hungern und dürsten, solan-
ge sie auf diese Weise Erfüllung finden will. Wer von der Quelle
egozentrischen Vergnügens trinkt, wird betrogen. Er verwechselt
übermütige Ausgelassenheit mit Stärke; wenn dann das aufreizende
Vergnügen vorbei ist, endet auch die Hochstimmung, und Unzu-
friedenheit und Niedergeschlagenheit sind wieder da.
Nachhaltiger Friede und wahre Ruhe des Geistes haben nur eine
Quelle. Von ihr hat Christus gesprochen, als er sagte: „Kommt her
zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erqui-
cken.“ (Matthäus 11,28) „Den Frieden lasse ich euch, meinen Frie-
den gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt.“ (Johan-
nes 14,27) Dieser Friede ist nicht etwas, das er losgelöst von sich
selbst gibt; er ist in Christus, und wir können ihn nur erhalten, wenn
wir Christus annehmen.
Christus ist die Quelle des Lebens. Was viele brauchen, ist ein
klareres Wissen von ihm; sie brauchen eine geduldige und freundli-
che, jedoch ernsthafte Unterrichtung darüber, wie das ganze Dasein
den heilenden Kräften des Himmels unterstellt werden kann. Wenn
das Licht der Liebe Gottes die verdunkelten Regionen der Seele
erhellt, werden ruheloser Überdruß und Unerfülltheit zu Ende ge-
hen, und bleibende Freuden werden dem Geist Stärke und dem
Körper Gesundheit und Vitalität verleihen.
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rüber auch immer wir ratlos sind – wir haben einen zuverlässigen
Ratgeber; worunter wir auch leiden, sei es ein Trauerfall oder Ein-
samkeit – wir haben einen mitfühlenden Freund.
Wenn wir in unserer Unwissenheit Fehler machen, verläßt uns
der Heiland nicht. Wir brauchen uns niemals allein zu fühlen; Engel
begleiten uns. Der Tröster, von dem Christus verheißen hat, er
werde ihn in seinem Namen senden, bleibt bei uns. Auf dem Weg,
der zur Stadt Gottes führt, liegen keine Schwierigkeiten, die jene,
die auf Gott vertrauen, nicht überwinden könnten. Es gibt keine
Gefahren, denen sie nicht entrinnen könnten, keinen Kummer, kei-
ne Klage und keine menschliche Schwäche, gegen die Gott keine
Hilfe vorgesehen hätte.
Niemand braucht sich der Entmutigung und Verzweiflung zu
überlassen. Satan tritt womöglich mit folgender grausamen Einflüs-
terung an dich heran: „Dein Fall ist hoffnungslos; du kannst nicht
mehr erlöst werden.“ Aber in Christus gibt es Hoffnung für dich.
Gott fordert von uns nicht, aus eigener Kraft zu überwinden; viel-
mehr bittet er uns, nahe an seiner Seite zu gehen. Mit welchen
Schwierigkeiten wir uns auch herumquälen, die Seele und Körper
niederdrücken – Gott ist bereit, uns davon zu befreien.
Weil er das Menschsein selbst auf sich genommen hat, weiß er
mit den Leiden dieses Daseins mitzufühlen. Christus kennt nicht nur
jede Seele und die ihr eigenen Bedürfnisse und Prüfungen, sondern
auch alle Umstände, die den Geist verwunden und verwirren. Seine
Hand ist in großer Einfühlsamkeit nach jedem leidenden Gotteskind
ausgestreckt. Die am meisten leiden, erhalten auch die größte „Por-
tion“ seines Mitgefühls. Er wird bewegt durch das Mitempfinden
unserer Schwächen, und er will, daß wir unsere Ratlosigkeiten und
Schwierigkeiten ihm zu Füßen legen und sie dort zurücklassen.
Es ist nicht klug, auf uns selbst zu sehen und unsere Empfindun-
gen zu analysieren. Wenn wir das tun, wird uns der Feind Schwie-
rigkeiten und Versuchungen schicken, die unseren Glauben schwä-
chen und unseren Lebensmut zerstören. Unseren Gefühlen ausgie-
big nachzugrübeln und ihnen nachzugeben bedeutet, Zweifel zu
nähren und uns zu verwirren. Wir sollen von uns weg auf Jesus se-
hen.
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chen. Laßt uns unsere Seelen dazu erziehen, voll Hoffnung zu sein
und in dem Licht zu bleiben, das vom Kreuz von Golgatha her
scheint. Niemals sollten wir vergessen, daß wir Kinder des himmli-
schen Königs sind, Söhne und Töchter des Herrn der Heerscharen.
Es ist unser Vorrecht, in Gott ruhig und gelassen bleiben zu können.
„Und der Friede Christi … regiere in euren Herzen; und seid
dankbar.“ (Kolosser 3,15) Laßt uns unsere eigenen Schwierigkeiten
und Probleme vergessen und statt dessen Gott für jede Gelegenheit
preisen, seinem Namen zur Ehre zu leben. Laßt die ständig wieder-
kehrenden Segnungen jedes neuen Tages in unseren Herzen Lob-
preis bewirken für diese Beweise seiner liebevollen Fürsorge. Wenn
du morgens deine Augen öffnest, dann danke Gott, daß er dich die
Nacht hindurch behütet hat. Danke ihm für seinen Frieden in dei-
nem Herzen. Laß morgens, mittags und abends Dankbarkeit wie
einen Wohlgeruch zum Himmel aufsteigen.
Wenn dich jemand fragt, wie es dir geht, dann versuche nicht,
dich an etwas Trauriges zu erinnern, um dies zu erzählen und da-
durch Mitleid zu erregen. Sprich nicht von deinem Mangel an
Glauben, deinen Sorgen und Leiden, denn der Versucher freut sich,
solche Worte zu hören. Wenn du von dunklen Dingen sprichst,
verherrlichst du ihn.
Wir sollten die große Macht Satans nicht rühmen. Oft aber be-
geben wir uns in seinen Einflußbereich, indem wir von seiner
Macht sprechen. Laßt uns doch statt dessen von der großen Macht
Gottes sprechen, unsere ganze Aufmerksamkeit auf ihn richten.
Sprecht von der unvergleichlichen Macht Christi und von seiner
Herrlichkeit.
Der ganze Himmel interessiert sich für unsere Errettung. Die
Engel Gottes – tausend mal Tausende und zehntausend mal Zehn-
tausende an der Zahl – sind damit beauftragt, denen zu dienen, die
Erben des Heils sein werden. Sie schützen uns vor Bösem und hal-
ten die dunklen Mächte zurück, die uns zerstören wollen. Haben
wir also nicht in jedem Augenblick Grund zur Dankbarkeit, auch
wenn es auf unserem Lebenspfad scheinbar Schwierigkeiten gibt?
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Singt Loblieder!
Bringt euren Lobpreis und eure Danksagung in Liedern zum Aus-
druck. Wenn ihr versucht werdet, dann laßt im Glauben ein Dank-
lied zu Gott aufsteigen, anstatt eure Gefühle auszusprechen.
„O Gott, sei gelobt für die Liebe im Sohn, Der mit Blut uns er-
warb und dann aufstieg zum Thron. O Gott, sei gelobt für den Hei-
ligen Geist, Der zum Heiland uns führt und dann himmelwärts
weist. Lob, Ehre und Preis sei für immer gebracht Dir, dem Lamm,
das von Sünde uns selig gemacht! Halleluja, sei gepriesen, Halleluja,
amen. Halleluja, sei gepriesen, Herr, segne uns jetzt!“ (Liederbuch
„Wir loben Gott“, Lied Nr. 48)
Gesang ist eine Waffe, die wir immer wieder gegen Entmutigung
einsetzen können. Wenn wir auf diese Weise unser Herz dem Son-
nenlicht der Gegenwart des Heilands öffnen, werden wir Gesund-
heit und seinen Segen erhalten.
„Danket dem Herrn; denn er ist freundlich, und seine Güte
währet ewiglich. So sollen sagen, die erlöst sind durch den Herrn,
die er aus der Not erlöst hat.“ (Psalm 107,1.2)
„Singet und spielet ihm, redet von allen seinen Wundern! Rüh-
met seinen heiligen Namen; es freue sich das Herz derer, die den
Herrn suchen!“ (Psalm 105,2.3)
„Der Herr sättigt die durstige Seele und die Hungrigen füllt er
mit Gutem. Die da sitzen mußten in Finsternis und Dunkel, gefan-
gen in Zwang und Eisen, … die dann zum Herrn riefen in ihrer Not,
und er half ihnen aus ihren Ängsten und führte sie aus Finsternis
und Dunkel und zerriß ihre Bande: Die sollen dem Herrn danken
für seine Güte und für seine Wunder, die er an den Menschenkin-
dern tut.“ (Psalm 107,9.10.13-15)
„Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir?
Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, daß er meines
Angesichts Hilfe und mein Gott ist.“ (Psalm 42,12)
„Seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in
Christus Jesus an euch.“ (1. Thessalonicher 5,18) Dieses Gebot ist
eine Zusicherung dessen, daß selbst die Dinge, die gegen uns ge-
richtet zu sein scheinen, uns zum Guten gereichen werden. Denn
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Gott würde uns nicht gebieten, für etwas dankbar zu sein, das uns
Schaden zufügt.
„Der Herr ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich
fürchten? Der Herr ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir
grauen?“ (Psalm 27,1)
„Denn er deckt mich in seiner Hütte zur bösen Zeit, er birgt
mich im Schutz seines Zeltes … Darum will ich Lob opfern in sei-
nem Zelt, ich will singen und Lob sagen dem Herrn.“ (Psalm 27,5.6)
„Ich harrte des Herrn, und er neigte sich zu mir und hörte mein
Schreien. Er zog mich aus der grausigen Grube, aus lauter Schmutz
und Schlamm, und stellte meine Füße auf einen Fels, daß ich sicher
treten kann; er hat mir ein neues Lied in meinen Mund gegeben, zu
loben unsern Gott.“ (Psalm 40,2-4)
„Der Herr ist meine Stärke und mein Schild; auf ihn hofft mein
Herz, und mir ist geholfen. Nun ist mein Herz fröhlich, und ich will
ihm danken mit meinem Lied.“ (Psalm 28,7)
Gutes tun
Eines der größten Hindernisse bezüglich der Genesung Kranker ist
die anhaltende Beschäftigung mit sich selbst. Viele Kranke meinen,
jeder solle mit ihnen mitfühlen und ihnen helfen, wohingegen das,
was sie wirklich brauchen, ein Wegschauen von sich selbst ist, um
an andere zu denken und für andere zu sorgen.
Oft werden Gebete für die Geplagten, die Leidtragenden und
die Entmutigten gesprochen, und dies ist richtig so. Wir sollten dar-
um beten, daß Gott den verdüsterten Geist erhellen und das sor-
genvolle Herz trösten möge. Gott antwortet auf die Gebete derer,
die sich zum Kanal seiner Segnungen machen. Wir sollten also für
diese Leidtragenden beten, sie aber auch ermutigen, denen zu hel-
fen, die noch größere Nöte haben als sie. Die Dunkelheit wird aus
ihren Herzen vertrieben, wenn sie anderen zu helfen versuchen.
Wenn wir danach streben, andere mit dem Trost zu trösten, mit dem
wir selbst getröstet worden sind, kehrt der Segen zu uns zurück.
Das achtundfünfzigste Kapitel des Buchs Jesaja bietet ein Heil-
mittel für die Krankheiten des Körpers wie der Seele. Wenn wir
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
sein, damit du aus diesem Reichtum heraus Worte sagen kannst, die
andere trösten und stärken. Dies wird dich mit einer Atmosphäre
umgeben, die hilfreich und erhebend wirken wird. Setze dir zum
Ziel, den Menschen um dich herum ein Segen zu sein, dann wirst
du Wege finden, sowohl den Angehörigen deiner eigenen Familie
als auch anderen Menschen zu helfen.
Wenn diejenigen, die unter gesundheitlichen Beeinträchtigungen
leiden, ihr Ego über ihrem Interesse an anderen vergäßen, wenn sie
das Gebot des Herrn erfüllen würden, denen zu dienen, die bedürf-
tiger sind als sie selbst, würden sie die Wahrheit der folgenden Ver-
heißung erkennen: „Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die
Morgenröte, und deine Heilung wird schnell voranschreiten.“ (Jesa-
ja 58,8)
„Seliges Wissen: Jesus ist mein! Frieden mit Gott bringt er mir al-
lein. Leben von oben, ewiges Heil, Völlige Sühnung ward mir zu-
teil. Ihm will ich leben – o welche Freud! Herrliche Gaben Jesus
verleiht; Göttliche Leitung, Schutz in Gefahr, Sieg über Sünde reicht
er mir dar. Völligen Frieden in aller Hast: Jesus bewahrt mich, trägt
meine Last. Treu will ich dienen ihm immerdar, bis er mich ruft zur
oberen Schar. Laßt mich’s erzählen, Jesus zur Ehr: Wo ist ein Hei-
land wie unser Herr? Wer kann so segnen, wer so erfreun? Keiner
als Jesus. Preis ihm allein!“
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Kapitel 19
Naturverbundenheit
Der Schöpfer wählte für unsere Ureltern die Umgebung, die ihrer
Gesundheit und ihrem Glück am zuträglichsten war. Er gab ihnen
keinen Palast als Zuhause und umgab sie auch nicht mit den Kom-
fortausstattungen und Luxusgütern, nach deren Erwerb heute so
viele streben. Statt dessen stellte er sie in eine enge Verbindung mit
der Natur und in enge Gemeinschaft mit den Heiligen des Him-
mels.
In dem Garten, den Gott als Heim für seine Kinder schuf, grüß-
ten wunderschöne Sträucher und liebliche Blumen das Auge, wohin
es auch blickte. Es gab Bäume vielfältigster Art, viele von ihnen
trugen duftende und wohlschmeckende Früchte in Fülle. Auf ihren
Zweigen sangen Vögel ihre Lieder zum Lobe Gottes. Unter ihrem
Schatten tummelten sich die Tiere der Erde, ohne sich voreinander
zu fürchten.
Adam und Eva erfreuten sich in ihrer unbefleckten Reinheit an
der Schönheit für Auge und Ohr in Eden. Gott gab ihnen den Auf-
trag, den Garten zu bebauen und zu bewahren (vgl. 1. Mose 2,15).
Jedes Tagewerk brachte ihnen Gesundheit und Glück, und beide
begrüßten voll Freude ihren Schöpfer, der sie in der Abendkühle
besuchte und mit ihnen durch den Garten ging und redete. Täglich
lehrte Gott sie seine Lektionen.
Der Lebensplan, den Gott für unsere ersten Eltern festlegte, ent-
hält auch Lehren für uns. Obwohl die Sünde ihren Schatten auf die
Erde geworfen hat, will Gott, daß seine Kinder Freude an den Wer-
ken seiner Hände finden. Je genauer sein Lebensplan befolgt wird,
desto wunderbarer wird er die Heilung der leidenden Menschheit
bewerkstelligen. Die Kranken müssen also in einen engen Kontakt
zur Natur gebracht werden. Ein Leben im Freien, inmitten einer
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sacht werden, eines Lebens, das die Kräfte von Körper, Geist und
Seele schwächt und zerstört.
Wie wohltuend sind die Ruhe und die unverbaute Umgebung
auf dem Land für die Kranken, die des Stadtlebens, des Licht-
scheins der vielen Neonlampen und des Lärms der Straßen müde
sind! Wie gern wenden sie sich der Schönheit der Natur zu! Wie
glücklich wären sie, wenn sie in der frischen Luft säßen, den Son-
nenschein genießen und den angenehmen Duft von Bäumen und
Blumen einatmen könnten! Der Balsam der Kiefer und die Duftstof-
fe der Zeder und der Tanne enthalten lebenspendende Eigenschaf-
ten; auch andere Bäume bieten Stoffe, die der Gesundung dienen.
Für den chronisch Kranken trägt nichts so sehr zu seiner Gene-
sung und zum Wiedergewinnen seiner Fröhlichkeit bei wie das Le-
ben in einer anziehenden ländlichen Umgebung. Hier können die
Schwerstpflegebedürftigen im Sonnenlicht oder im Schatten der
Bäume sitzen bzw. liegen. Sie brauchen nur ihre Augen zu öffnen,
um über sich das herrliche Laubwerk zu sehen. Ein angenehmes
Gefühl der Ruhe und Erquickung überkommt sie, wenn sie dem
Rauschen des Windes in den Blättern zuhören. Die niedergedrück-
ten Lebenskräfte erwachen dann wieder; die geschwundene Stärke
kehrt zurück. Unbewußt kehrt Ruhe in das Gemüt ein, der unre-
gelmäßige Puls wird ruhiger und stetiger. Wenn die Kranken wieder
kräftiger werden, haben sie schließlich einige Schritte zu gehen, um
einige der schönen Blumen – dieser kostbaren Botschafter der Liebe
Gottes für seine geplagte Familie hier auf Erden – zu pflücken.
Es sollten Pläne dafür gelegt werden, wie man Patienten den
Aufenthalt im Freien ermöglichen kann. Für die Arbeitsfähigen un-
ter ihnen sollten einige angenehme und leichte Beschäftigungsmög-
lichkeiten vorgesehen sein. Vermittelt ihnen, wie annehmbar und
hilfreich diese Tätigkeit im Freien für sie ist. Ermutigt sie ausgiebig,
die frische Luft einzuatmen. Lehrt sie, tief zu atmen und beim At-
men wie beim Sprechen die Bauchmuskeln zu Hilfe zu nehmen.
Dies ist eine Unterweisung von unschätzbarem Wert.
Bewegung in der freien Luft sollte als eine lebenspendende
Notwendigkeit verordnet werden, und für solche Bewegung eignet
sich nichts besser als die Landwirtschaft und der Gartenbau. Weist
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
den Patienten Blumenbeete zur Pflege zu, oder auch Arbeit in ei-
nem Obst- oder Gemüsegarten. Wenn sie dazu ermutigt werden,
ihre Zimmer zu verlassen und Zeit mit Blumenzüchten oder einer
anderen, leichten Tätigkeit in der frischen Luft zuzubringen, wird
ihre Aufmerksamkeit von ihnen selbst und ihren Beschwerden abge-
lenkt.
Je länger man einen Patienten außerhalb des Zimmers lassen
kann, desto weniger Pflege benötigt er. Je erfreulicher seine Umge-
bung ist, desto hoffnungsvoller wird er sein. In ein Haus eingesperrt
aber wird er – auch wenn es noch so elegant ausgestattet ist – mür-
risch und deprimiert. Umgebt ihn mit den schönen Dingen der Na-
tur; gebt ihm einen Platz, wo er Blumen betrachten kann und Vögel
singen hört – und sein Herz wird harmonisch in diesen Gesang ein-
stimmen. Erleichterung wird über Körper und Geist kommen. Das
Denken wird wieder aufgeweckter, die Vorstellungskraft flinker und
der Geist willig zur Wahrnehmung der Schönheit des Wortes Got-
tes.
In der Natur läßt sich stets etwas finden, das die Aufmerksamkeit
des Kranken von sich selbst weg und seine Gedanken zu Gott hin-
lenkt. Von Gottes wunderbaren Werken umgeben, werden seine
Gedanken von den sichtbaren zu den unsichtbaren Dingen erho-
ben. Die Schönheit der Natur führt ihn dazu, an die himmlische
Heimat zu denken, wo es nichts mehr geben wird, was diese Pracht
entstellt, nichts Verderbendes oder Zerstörendes, nichts, das Krank-
heit oder Tod verursacht.
Die Ärzte und Krankenschwestern sollen aus den Gegebenhei-
ten der Natur Lehren über Gott ziehen. Sie sollen die Patienten auf
Gott hinweisen, dessen Hand die hohen Bäume, das Gras und die
Blumen erschaffen hat, und sie so dazu ermutigen, in jeder Knospe
und Blume einen Ausdruck der Liebe zu seinen Kindern zu sehen.
Er, der für die Vögel und die Blumen sorgt, wird auch für die We-
sen sorgen, die er nach seinem eigenen Bild erschaffen hat.
Außerhalb der Zimmer, inmitten der Dinge, die Gott geschaffen
hat, kann den Kranken, wenn sie frische, gesundheitsförderliche
Luft atmen, das neue Leben in Christus am besten vermittelt wer-
den. Hier kann man wunderbar aus Gottes Wort vorlesen. Hier
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Teil V
Gesundheitsgrundsätze
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Kapitel 20
Allgemeine Hygiene
Das Wissen darum, daß der Mensch ein Tempel Gottes sein soll,
eine Wohnung zur Offenbarung seines Ruhmes, sollte den höchsten
Anreiz darstellen, unsere körperlichen Kräfte zu erhalten und zu
entwickeln.
Ehrfurchtgebietend und wunderbar hat der Schöpfer den Kör-
per des Menschen gestaltet; deshalb gebietet er uns, die Funktionen
unseres Körpers zu studieren, seine Bedürfnisse zu kennen und ihn,
soweit es in unserer Macht steht, vor Schaden und Befleckung zu
bewahren.
Der Blutkreislauf
Um bei guter Gesundheit zu sein, müssen wir gesundes Blut haben,
denn das Blut ist der Lebensstrom. Es ersetzt, was verbraucht wur-
de, und ernährt so den Körper.
Wenn es mit den richtigen Nahrungsbestandteilen angereichert
und durch Aufenthalt an frischer Luft gereinigt und belebt wird,
trägt das Blut Leben und Kraft in jede Körperzelle. Je besser die
Blutzirkulation verläuft, desto umfassender wird diese Transportauf-
gabe erfüllt.
Mit jedem Herzschlag sollte das Blut seinen Weg schnell und
leicht in alle Teile des Körpers nehmen können. Seine Zirkulation
sollte weder durch einengende Kleidung oder Gürtel noch durch
unzureichende Bekleidung von Armen oder Beinen, die dann
schnell auskühlen, behindert werden. Alles, was die Zirkulation
hemmt, staut das Blut in lebenswichtige Organe zurück; Kopf-
schmerzen, Husten, Herzklopfen oder Verdauungsstörungen sind
oft die Folge.
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Die Atmung
Um gesundes Blut zu haben, müssen wir richtig atmen. Kräftiges,
tiefes Einatmen frischer Luft, das die Lungen mit viel Sauerstoff an-
füllt, reinigt das Blut. Eine solche Atmung gibt ihm eine helle Farbe
und läßt es lebenspendend in jeden Teil des Körpers fließen. Auf
diese Weise werden die Nerven beruhigt, der Appetit angeregt, die
Verdauung verbessert und ein gesunder, erfrischender Schlaf er-
möglicht.
Die Lungen sollten sich so weit wie möglich ausdehnen können.
Ihre Kapazität entwickelt sich in dem Maß, in dem sie sich frei be-
wegen können; sie sinkt ab, wenn sie eingeengt und zusammenge-
drückt werden. Es ist eine üble, aber sehr verbreitete Angewohnheit
– besonders bei Tätigkeiten im Sitzen –, sich tief über seine Arbeit
zu beugen.
In dieser Körperhaltung ist es unmöglich, richtig durchzuatmen.
Oberflächliches Atmen wird schnell zu einer Gewohnheit, wobei
die Lungen ihr Ausdehnungsvermögen einbüßen. Fest einschnü-
rende Kleidung wirkt ähnlich. Der Oberbauch bekommt nicht ge-
nügend Platz; die Bauchmuskulatur, die auch zur Unterstützung der
Atmung dient, kann sich nicht ungehindert bewegen, was die Lun-
genfunktion beeinträchtigt.
In Folge dessen kommt es zu einem Defizit bei der Sauerstoffzu-
fuhr; das Blut strömt nur träge. Die verbrauchten, giftigen Stoffe, die
beim Ausatmen ausgeschieden werden sollten, bleiben zurück, was
das Blut verunreinigt. Nicht nur die Lungen, sondern auch Magen,
Leber und Gehirn werden in Mitleidenschaft gezogen. Die Haut
wird blaßgelb, die Verdauung verlangsamt, das Herz beengt; das
Gehirn wird träge, und es fällt schwer, sich zu konzentrieren und
klare Gedanken zu fassen. Alle Körperfunktionen sind beeinträch-
tigt. Der Körper ist in seiner Aktivität eingeschränkt und vermehrt
erkrankungsanfällig.
Saubere Luft
Die Lungen scheiden laufend Giftstoffe aus und müssen fortwäh-
rend mit frischer Luft versorgt werden. Schlechte, verbrauchte Luft
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
liefert nicht die nötige Menge an Sauerstoff; das Blut strömt zum
Gehirn und zu den anderen Organen, ohne genügend mit Sauer-
stoff angereichert zu sein. Deshalb ist sorgfältiges Atmen so wichtig.
Der Aufenthalt in geschlossenen, schlecht belüfteten Räumen, in
denen die Luft abgestanden und verbraucht ist, schwächt den gan-
zen Körper. Er wird gegenüber kalter Luft überempfindlich – das
wiederum löst Erkältungen aus.
Das Verweilen in geschlossenen Räumen läßt viele Frauen blaß
und schwächlich werden. Sie atmen dieselbe Luft immer wieder
ein, bis sie voller Giftstoffe ist, die von den Lungen und den Poren
der Haut ausgeschieden wurden. Auf diese Weise wird das Blut mit
Schadstoffen angereichert.
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Hygiene
Unbedingte Sauberkeit ist sowohl für die körperliche als auch die
geistige Gesundheit von großer Bedeutung. Durch die Haut werden
fortlaufend Unreinheiten aus dem Körper ausgeschieden. Die Milli-
onen Hautporen sind deshalb schnell verstopft, wenn sie nicht
durch regelmäßiges Waschen saubergehalten werden. Zurückgehal-
tene Unreinheiten als Folge verstopfter Hautporen belasten zusätz-
lich die anderen Ausscheidungsorgane.
Den meisten Menschen würde eine kalte oder laue Dusche je-
den Morgen oder Abend gut bekommen. Anstatt vermehrt erkäl-
tungsanfällig zu werden, härtet eine Dusche – richtig durchgeführt –
gegen Erkältungen ab, weil sie die Blutzirkulation anregt. Die Haut
wird besser durchblutet, und man erhält einen leichter und regel-
mäßiger fließenden Blutkreislauf. Geist und Körper werden so glei-
chermaßen gestärkt. Die Muskulatur wird geschmeidiger und das
Denken lebhafter. Ein Bad beruhigt außerdem die Nerven. Baden
hilft dem Darm, dem Magen und der Leber, indem es jedem dieser
Organe Gesundheit und Kraft gibt, und es fördert die Verdauung.
Besonders wichtig ist es, die Kleidung sauberzuhalten. Getragene
Kleidungsstücke haben die Ausscheidungsstoffe der Haut aufge-
saugt; wenn also Kleidung nicht häufig gewechselt und gewaschen
wird, nimmt man diese Stoffe erneut in sich auf.
Mangelnde Hygiene begünstigt Krankheiten. Todbringende
Keime finden sich reichlich in dunklen, vernachlässigten Ecken, in
verrottendem Abfall, in Feuchtigkeit und Schimmel. Man sollte kei-
ne Gemüseabfälle oder Laubhaufen in der Nähe des Hauses liegen
lassen, denn sie locken Ungeziefer an und vergiften die Luft. Inner-
halb des Hauses darf nichts Unsauberes oder Verrottendes herum-
liegen. Schon so manche Epidemie wurde durch Unrat und herum-
liegenden Hausmüll ausgelöst.
Gründliche Körperhygiene, reichlich Sonnenlicht und sorgfältige
Beachtung der Sauberkeit in allen Bereichen des häuslichen Lebens
sind für die Vermeidung von Krankheiten und die Freudigkeit und
Kraft der Hausbewohner von größter Bedeutung.
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Kapitel 21
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
die Hände gewaschen hat, der soll seine Kleider waschen und sich
mit Wasser abwaschen und unrein sein bis zum Abend. Wenn er
ein irdenes Gefäß anrührt, das soll man zerbrechen, aber das höl-
zerne Gefäß soll man mit Wasser spülen.“ (3. Mose 15,4-12)
Die Vorschrift bei Lepra stellt ebenfalls ein Beispiel der Gründ-
lichkeit dar, mit der diese Anweisungen umgesetzt werden sollten:
„Und solange die Stelle an ihm ist, soll er unrein sein, allein
wohnen, und seine Wohnung soll außerhalb des Lagers sein. Wenn
eine aussätzige Stelle an einem Kleid ist, es sei wollen oder leinen,
an Gewebtem oder Gewirktem, es sei leinen oder wollen, oder an
Leder oder an allem, was aus Leder gemacht wird, … so ist das eine
aussätzige Stelle; darum soll es der Priester besehen … Und wenn er
am siebenten Tage sieht, daß die Stelle weitergefressen hat am
Kleid, am Gewebten oder am Gewirkten, am Leder oder an allem,
was man aus Leder macht, so ist die Stelle fressender Aussatz, und
es ist unrein. Und man soll das Kleid verbrennen oder das Gewebte
oder Gewirkte, es sei wollen oder leinen, oder allerlei Lederwerk,
woran solche Stelle ist; denn es ist fressender Aussatz, und man soll
es mit Feuer verbrennen.“ (3. Mose 13,46-52)
Auch ein Haus wurde zerstört, wenn es Merkmale aufwies, die
es als Wohnung unsicher machten. Der Priester sollte dann „das
Haus abbrechen, Steine und Holz und allen Lehm am Hause, und
soll es hinausbringen vor die Stadt an einen unreinen Ort. Und wer
in das Haus geht, solange es verschlossen ist, der ist unrein bis zum
Abend. Und wer darin schläft oder darin ißt, der soll seine Kleider
waschen.“ (3. Mose 14,45-47)
Reinlichkeit
Die Notwendigkeit persönlicher Reinlichkeit wurde höchst eindring-
lich gelehrt. Bevor sie sich am Berg Sinai versammelten, um der
Verkündigung des Gesetzes durch die Stimme Gottes zuzuhören,
wurden die Israeliten aufgerufen, sowohl den Körper als auch die
Kleidung zu waschen. Diese Anordnung geschah sogar unter An-
drohung der Todesstrafe. Keine Unreinheit sollte in der Gegenwart
Gottes geduldet werden.
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Ernährungsregeln
Die Unterscheidung zwischen rein und unrein wurde auch in allen
Ernährungsfragen getroffen: „Ich bin der Herr, euer Gott, der euch
von den Völkern abgesondert hat, daß ihr auch absondern sollt das
reine Vieh vom unreinen und die unreinen Vögel von den reinen
und euch nicht unrein machet an Vieh, an Vögeln und an allem,
was auf Erden kriecht, das ich abgesondert habe, daß es euch un-
rein sei.“ (3. Mose 20,24.25)
Viele Tiere, die von den in der Nachbarschaft lebenden Heiden
ohne weiteres gegessen wurden, waren den Israeliten verboten. Die
hier getroffene Unterscheidung bedeutete keine Willkür: Das Verbo-
tene war ungesund. Und die Tatsache, daß es für unrein erklärt
wurde, enthielt die Lehre, daß ein Verzehr solcher Speisen dem
Körper schadet. Was dem Körper schadet, schadet tendenziell auch
der Seele; es macht den Esser untauglich zur Gemeinschaft mit Gott
und untauglich für verantwortungsvolle und heilige Dienste.
Lebensregeln
Im verheißenen Land wurde das Erziehungswerk, das in der
Wüste begonnen hatte, unter Bedingungen fortgeführt, die die For-
mung richtiger Gewohnheiten begünstigten. Das Volk lebte nicht
auf engstem Raum in Städten, sondern jede Familie hatte ihren ei-
genen Grundbesitz, der ihr all die gesundheitsförderlichen Segnun-
gen eines natürlichen, unverfälschten Lebens sicherte.
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Freude am Leben
„Ein fröhliches Herz tut dem Leibe wohl“ (Sprüche 17,22). Dank-
barkeit, Freude, Wohltätigkeit, Vertrauen auf Gottes Liebe und Für-
sorge – dies sind die wichtigsten Stützen der Gesundheit. Für die
Israeliten sollten sie Grundlage ihres Lebens sein.
Die Reisen nach Jerusalem, die dreimal im Jahr anläßlich der
großen Feste unternommen wurden, und der einwöchige Aufenthalt
in Hütten während des Laubhüttenfests boten Gelegenheiten der
Erholung und des geselligen Zusammenseins im Freien. Diese Feste
waren Ausdruck der Freude, die noch gesteigert wurde durch das
gastfreundliche Willkommen, das dem Fremden, dem Leviten und
dem Armen entboten wurde.
„Du sollst fröhlich sein über alles Gut, das der Herr, dein Gott,
dir und deinem Hause gegeben hat, du und der Levit und der
Fremdling, der bei dir lebt.“ (5. Mose 26,11)
In diesem Sinn sagte dann in späteren Jahren, als das Gesetz
Gottes in Jerusalem den aus Babylon zurückgekehrten Gefangenen
verlesen wurde und das Volk wegen seiner Übertretungen weinte,
Nehemia folgende aufmunternden Worte:
„Weinet nicht! … Geht hin und eßt fette Speisen und trinkt süße
Getränke und sendet davon auch denen, die nichts für sich bereitet
haben; denn dieser Tag ist heilig unserm Herrn. Und seid nicht be-
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Wenn sie als ganzes Volk nach Gottes Plan gelebt hätten, wären
sie vor den Krankheiten bewahrt geblieben, die andere Nationen
plagten. Mehr als jedes andere Volk hätten sie körperliche Stärke
und Verstandeskraft besessen. Sie wären die mächtigste Nation der
Erde gewesen, denn Gott sagte: „Gesegnet wirst du sein vor allen
Völkern.“ (5. Mose 7,14)
„Und der Herr hat dich heute sagen lassen, daß du sein eigenes
Volk sein wollest, wie er dir zugesagt hat, und alle seine Gebote hal-
ten wollest und daß er dich zum höchsten über alle Völker machen
werde, die er geschaffen hat, und du gerühmt, gepriesen und geehrt
werdest, damit du dem Herrn, deinem Gott, ein heiliges Volk seist,
wie er zugesagt hat.“ (5. Mose 26, 18.19)
„Und weil du der Stimme des Herrn, deines Gottes, gehorsam
gewesen bist, werden über dich kommen und dir zuteil werden alle
diese Segnungen: Gesegnet wirst du sein in der Stadt, gesegnet wirst
du sein auf dem Acker. Gesegnet wird sein die Frucht deines Lei-
bes, der Ertrag deines Ackers und die Jungtiere deines Viehs, dei-
ner Rinder und deiner Schafe. Gesegnet wird sein dein Korb und
dein Backtrog. Gesegnet wirst du sein bei deinem Eingang und ge-
segnet bei deinem Ausgang.“ (5. Mose 28,2-6)
„Und der Herr wird gebieten dem Segen, daß er mit dir sei in
dem, was du besitzt, und in allem, was du unternimmst, und wird
dich segnen in dem Land, das dir der Herr, dein Gott gegeben hat.
Der Herr wird dich zum heiligen Volk für sich erheben, wie er dir
geschworen hat, weil du die Gebote des Herrn, deines Gottes, hältst
und in seinen Wegen wandelst. Und alle Völker auf Erden werden
sehen, daß über dir der Name des Herrn genannt ist, und werden
sich vor dir fürchten. Und der Herr wird machen, daß du Überfluß
an Gutem haben wirst, an Frucht deines Leibes, an Jungtieren dei-
nes Viehs, an Ertrag deines Ackers, in dem Lande, das der Herr
deinen Vätern geschworen hat, dir zu geben. Und der Herr wird dir
seinen guten Schatz auftun, den Himmel, daß er deinem Land Re-
gen gebe zur rechten Zeit und daß er segne alle Werke deiner
Hände … Und der Herr wird dich zum Kopf machen und nicht
zum Schwanz, und du wirst immer aufwärts steigen und nicht her-
untersinken, weil du gehorsam bist den Geboten des Herrn, deines
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Gottes, die ich dir heute gebiete zu halten und zu tun.“ (5. Mose
28,8-13)
Aaron, dem Hohepriester, und seinen Söhnen wurde folgende
Anweisung gegeben: „So sollt ihr sagen zu den Israeliten, wenn ihr
sie segnet:
Der Herr segne dich und behüte dich; der Herr lasse sein Ange-
sicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der Herr hebe sein An-
gesicht über dich und gebe dir Frieden. Denn ihr sollt meinen Na-
men auf die Israeliten legen, daß ich sie segne.“ (4. Mose 6,23-27)
„Dein Alter sei wie deine Jugend! Es ist kein Gott wie der Gott
Jeschuruns, der am Himmel daherfährt dir zur Hilfe, und in seiner
Hoheit auf den Wolken. Zuflucht ist bei dem alten Gott und unter
den ewigen Armen … Israel wohnt sicher, der Brunnquell Jakobs
unbehelligt in dem Lande, da Korn und Wein ist, dessen Himmel
von Tau trieft. Wohl dir, Israel! Wer ist dir gleich? Du Volk, das sein
Heil empfängt durch den Herrn, der deiner Hilfe Schild und das
Schwert deines Sieges ist!“ (5. Mose 33, 25-29)
Doch die Israeliten erfüllten Gottes Plan nicht und empfingen
deshalb auch die Segnungen nicht, die ihnen verheißen waren. A-
ber mit Joseph und Daniel, mit Mose und Elia und vielen anderen
gibt es herausragende Beispiele für die Ergebnisse einer gottgefälli-
gen Lebensführung. Solche Treue wird auch heute noch die glei-
chen Ergebnisse haben. Denn der folgende Text gilt auch uns: „Ihr
aber seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft,
das heilige Volk, das Volk des Eigentums, daß ihr verkündigen sollt
die Wohltaten dessen, der euch berufen hat von der Finsternis zu
seinem wunderbaren Licht“ (1. Petrus 2,9).
„Gesegnet … ist der Mann, der sich auf den Herrn verläßt und
dessen Zuversicht der Herr ist.“ (Jeremia 17,7)
„Der Gerechte wird grünen wie ein Palmbaum, er wird wachsen
wie eine Zeder auf dem Libanon. Die gepflanzt sind im Hause des
Herrn, werden in den Vorhöfen unsres Gottes grünen. Und wenn
sie auch alt werden, werden sie dennoch blühen, fruchtbar und
frisch sein.“ (Psalm 92,13-15)
„Dein Herz behalte meine Gebote, denn sie werden dir langes
Leben bringen und gute Jahre und Frieden.“ (Sprüche 3,1.2)
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Kapitel 22
Kleidung
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231
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hoben. Er wies auf die Blumen des Feldes, auf die in ihrer Reinheit
sich entfaltende Lilie und sagte, „daß auch Salomo in aller seiner
Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen“ (Mat-
thäus 6,29). So veranschaulicht Christus an Beispielen aus der Natur
die Schönheit, die der Himmel wertschätzt, die bescheidene Anmut,
die Einfachheit, die Reinheit und die Angemessenheit, die unsere
Kleidung vor ihm angenehm machen.
Mit dem schönsten Gewand, so betont Jesus, sollen wir jedoch
die Seele bekleiden. Kein äußerlicher Schmuck kann sich an Wert
oder Schönheit mit jenem „sanften und stillen Geist“ vergleichen,
der in seinen Augen „köstlich“ ist (1. Petrus 3,4).
Wie wertvoll sind seine Worte der Verheißung für jene, die ihr
Leben auf die Grundsätze des Heilands bauen: „Und warum sorgt
ihr euch um die Kleidung? … Wenn nun Gott das Gras auf dem
Feld so kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen ge-
worfen wird: sollte er das nicht viel mehr für euch tun … ? Darum
sollt ihr nicht sorgen und sagen: … Womit werden wir uns kleiden?
… Denn euer himmlischer Vater weiß, daß ihr all dessen bedürft.
Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtig-
keit, so wird euch das alles zufallen.“ (Matthäus 6,28-33) „Wer festen
Herzens ist, dem bewahrst du Frieden; denn er verläßt sich auf
dich.“ (Jesaja 26,3)
232
AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
und der Seele. Die mittleren und ärmeren Schichten können diesen
Ansprüchen kaum gerecht werden. Viele, die gerade so ihren Le-
bensunterhalt verdienen können, nähen sich ihre schlichte Kleidung
selbst. Um jedoch im Trend zu sein, sind sie gezwungen, in teuren
Läden einzukaufen. Wegen eines eleganten Kleides haben manche
Mädchen auf warme Unterwäsche verzichtet und das mit ihrer Ge-
sundheit bezahlt. Andere wiederum, die die Angeberei der Wohl-
habenden nachmachen wollten, sind dadurch zu Unehrlichkeit und
Betrug verführt worden. So manche Heime werden ihrer Behag-
lichkeit beraubt, und Männer veruntreuen Geld oder machen
Schulden, um die extravaganten Wünsche ihrer Ehefrauen oder
Kinder zu erfüllen.
Viele Frauen, die es für nötig halten, für sich oder ihre Kinder
modische Bekleidung anzufertigen, wie sie gerade im Trend liegt,
sind dadurch zu unaufhörlicher Plackerei verdammt. Mütter arbei-
ten mit flatternden Nerven und zitternden Fingern bis weit in die
Nacht hinein, um die Kleidung ihrer Kinder in einer Weise zu „ver-
schönern“, die nichts zur Gesundheit, Bequemlichkeit oder wirkli-
chen Schönheit beiträgt. Um der Mode willen opfern sie die Ge-
sundheit und Gelassenheit, die für die richtige Führung ihrer Kinder
so wesentlich ist. Die Bildung des Geistes und des Herzens wird
vernachlässigt; die Seele verkümmert.
Die Mutter hat keine Zeit mehr, die Grundsätze eines gesunden
Lebensstils zu erlernen, um zu wissen, wie sie für die Gesundheit
ihrer Kinder sorgen kann. Sie hat keine Zeit mehr, die geistigen o-
der geistlichen Bedürfnisse ihrer Kinder zu erfüllen, keine Zeit
mehr, sich in ihre kleinen Enttäuschungen und Probleme einzufüh-
len oder sich mit ihren Interessen und Zielen auseinanderzusetzen.
Beinahe unmittelbar nachdem sie auf die Welt gekommen sind,
werden die Kinder dem Diktat der Mode unterworfen. Sie hören
mehr über Kleidung als über ihren Heiland. Sie sehen ihre Mutter
öfter in der Modeillustrierten blättern als in der Bibel. Modisch ge-
kleidet zu sein wird für wichtiger angesehen als die Entwicklung des
Charakters. Eltern und Kinder werden so dessen beraubt, was im
Leben wirklich wertvoll und schön ist. Um der Mode willen werden
sie um die Vorbereitung auf das künftige Leben betrogen.
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1
Gemeint ist die Rockmode zu Beginn des 20. Jahrhunderts. (Anmerkung der
Redaktion)
2
In der heutigen Zeit sind es eher die zu kurzen Röcke, die besonders in der
kühleren Jahreszeit den Mädchen und Frauen ernsthafte Erkrankungen des Un-
terleibs und der Nieren, aber auch Erfrierungen der Knie verursachen. (Anmer-
kung der Redaktion)
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Kapitel 23
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Früchten, die Samen bringen, zu eurer Speise.“ (1. Mose 1,29) Als
die Menschen Eden verließen und ihren Lebensunterhalt unter dem
Fluch der Sünde mit Ackerbau erwarben, erhielten sie die Erlaub-
nis, auch „das Kraut auf dem Felde“ (1. Mose 3,18) zu essen.
Getreide, Früchte, Nüsse und Gemüse bilden die Nahrung, die
von unserem Schöpfer für uns ausgewählt worden ist. Diese Nah-
rungsmittel, so einfach und natürlich wie möglich zubereitet, sind
die gesündesten und nahrhaftesten. Sie verleihen eine Stärke, ein
Durchhaltevermögen und eine Verstandeskraft, die mit einer auf-
wendig zubereiteten und den Appetit stärker anregenden Nahrung
nicht erreicht werden können.
Aber nicht alle Lebensmittel, die an sich gesund sind, eignen
sich gleichermaßen und unter allen Umständen für unsere Bedürf-
nisse. Bei der Auswahl der Speisen sollte man also sorgfältig überle-
gen. Unsere Ernährung sollte der jeweiligen Jahreszeit entsprechen,
dem Klima, in dem wir leben, und der Beschäftigung, der wir
nachgehen. Einige Nahrungsmittel, die für eine bestimmte Jahreszeit
oder ein bestimmtes Klima geeignet sind, passen nicht zu einer an-
deren Jahreszeit oder einem anderen Klima.
In gleicher Weise gibt es verschiedene Nahrungsmittel, die für
Menschen mit unterschiedlichen Beschäftigungen jeweils am besten
geeignet sind. Oftmals ist ein Lebensmittel, das von körperlich
schwer Arbeitenden zu ihrem Vorteil genossen wird, ungeeignet für
Personen mit sitzender Lebensweise oder für Menschen, die geistig
intensiv beansprucht werden. Gott hat uns eine breite Vielfalt an
gesunden Nahrungsmitteln gegeben, und jeder sollte die auswählen,
die nach seiner Erfahrung und für seine persönlichen Erfordernisse
am besten geeignet sind.
Das reichliche Angebot der Natur an Früchten, Nüssen und Ge-
treide ist groß, und von Jahr zu Jahr wächst die Zahl der Erzeugnis-
se aus allen Ländern, die aufgrund der verbesserten Transportmög-
lichkeiten sogar weltweit angeboten werden. Deshalb sind viele Le-
bensmittel, die noch vor wenigen Jahren als teure Luxusgüter gal-
ten, heute allen als Nahrung für den täglichen Genuß zugänglich.
Dies gilt ebenso für Frischkost wie für getrocknete und konservierte
Früchte.
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Abwechslung
Zur Erhaltung der Gesundheit ist ein ausreichendes Angebot an
guten, nahrhaften Lebensmitteln nötig. Wenn wir klug planen, kann
man das, was für die Gesundheit am förderlichsten ist, in fast jedem
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1
Dank der modernen Lagermethoden im integrierten Obstanbau kann man heu-
te während des ganzen Jahres frische Äpfel und Birnen erhalten. (Anmerkung
der Redaktion)
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1
Type 405. (Anmerkung der Redaktion)
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Falsche Eßgewohnheiten
Speisen sollten weder zu heiß noch zu kalt gegessen werden. Wenn
die Nahrung zu kalt ist, muß der Magen sie erst erwärmen, bevor
die Verdauung beginnen kann. Kalte Getränke sind aus demselben
Grund schädlich; der ausgiebige Genuß heißer Getränke dagegen
schwächt.
In der Tat wird die Verdauung der Speise behindert, wenn wäh-
rend der Mahlzeit viel Flüssigkeit eingenommen wurde, muß doch
die Flüssigkeit erst absorbiert werden, bevor die Verdauung einset-
zen kann. Eßt nicht viel Salz, vermeidet den Genuß von Essiggemü-
se und scharf gewürzten Speisen, eßt viel Obst – und das Durstge-
fühl, das nach vielem Trinken während der Mahlzeit verlangt, wird
weitgehend verschwinden.
Die Speisen sollten langsam gegessen und gründlich gekaut
werden. Dies ist notwendig, damit der Speichel der Nahrung richtig
beigemischt und die Verdauungssäfte aktiviert werden können.
Ein weiteres ernstes Problem stellt das Essen zu unpassenden
Zeiten dar, wie etwa nach harter körperlicher Arbeit oder ausgiebi-
ger sportlicher Betätigung, wenn man sehr erschöpft oder erhitzt ist.
Denn unmittelbar nach dem Essen wird die Nervenkraft stark bean-
sprucht; und wenn Geist oder Körper direkt vor oder nach dem
Essen unter starker Anspannung stehen, wird die Verdauung ver-
langsamt.
Wenn jemand aufgeregt, ängstlich oder in Eile ist, sollte er besser
nicht essen, bis er Ruhe oder Entspannung gefunden hat.
Der Magen steht in enger Verbindung mit dem Gehirn; wenn
nun der Magen erkrankt ist, wird die Nervenkraft des Gehirns den
geschwächten Verdauungsorganen zur Hilfe gerufen. Geschieht dies
zu häufig, wird das Gehirn überbeansprucht. Wenn das Gehirn be-
ständig beansprucht wird und es an körperlicher Bewegung man-
gelt, sollte selbst eine leichte Speise nur in geringer Menge genossen
werden. Schüttelt zur Mahlzeit Sorgen und ängstliche Gedanken ab.
Laßt euch nicht zur Eile antreiben, sondern eßt langsam, mit Freude
und einem Herz voller Dankbarkeit gegenüber Gott für alle seine
Segnungen.
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Zu reichliches Essen
Viele, die sich Fleischspeisen und andere schädliche Nahrungsmittel
abgewöhnt haben, meinen, daß sie nun ihrem Appetit grenzenlos
frönen können, weil ihre Mahlzeiten ja so einfach und bekömmlich
sind. Deshalb essen sie exzessiv, manchmal bis zur Gefräßigkeit.
Dies ist ein Fehler. Die Verdauungsorgane sollten nicht mit einer
Menge oder Art von Nahrung belastet werden, deren Verarbeitung
den Körper überfordert.
Die Tischsitten verlangen, daß die Speisen in nacheinander fol-
genden Gängen auf den Tisch gestellt werden. Wenn man nun
nicht weiß, was noch folgt, ißt man vielleicht schon reichlich von
einer der ersten Speisen, was nicht unbedingt sinnvoll ist. Wenn
dann der letzte Gang aufgetragen wird, läßt man sich oft verleiten,
die Grenzen zu überschreiten und doch noch von der süßen Nach-
speise zu nehmen, was alles andere als gesund ist. Wenn statt dessen
alle für eine Mahlzeit vorgesehenen Speisen von Anfang an auf dem
Tisch stehen, hat man Gelegenheit, die günstigste Wahl zu treffen.
Manchmal spürt man die Auswirkung zu reichlichen Essens so-
fort. In anderen Fällen stellt sich kein Unwohlsein ein; aber die Ver-
dauungsorgane verlieren allmählich ihre Lebenskraft, und die Kon-
stitution des Körpers wird geschwächt.
Die überflüssige Nahrung belastet den Körper und erzeugt
krankhaft nervöse Zustände. Sie zieht eine übermäßig große Menge
an Blut zum Magen, was die Gliedmaßen schnell auskühlen läßt.
Sie bürdet den Verdauungsorganen eine schwere Last auf, und
wenn diese Organe dann ihre Aufgabe erfüllt haben, stellt sich ein
Gefühl der Mattigkeit oder Trägheit ein. Einige, die sich beständig
überessen, nennen dieses Gefühl der völligen Erschöpfung Hunger;
aber es wird vom überstrapazierten Zustand der Verdauungsorgane
verursacht. Manchmal tritt auch eine Benommenheit des Gehirns
auf, wobei man eine heftige Abneigung gegen jedwede geistige oder
körperliche Anstrengung entwickelt.
Diese unangenehmen Symptome treten auf, weil die Natur ihre
Aufgabe mit einem unnötig hohen Aufwand an Lebensenergie er-
füllen mußte und nun zutiefst erschöpft ist. Der Magen sagt: „Laß
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
mich ausruhen.“ Von vielen jedoch wird diese Mattigkeit als eine
Forderung nach weiterer Nahrung gedeutet; so wird der Magen,
anstatt ihm Ruhe zu geben, weiter belastet. Als Folge hiervon sind
die Verdauungsorgane oft völlig erschöpft und können ihre Aufga-
be nicht mehr erfüllen.
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Kapitel 24
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Indem sie sich von dem Plan entfernten, den Gott für ihre Er-
nährung entwickelt hatte, erlitten die Israeliten einen großen Ver-
lust. Sie begehrten Fleischnahrung und ernteten die Folgen. Sie er-
reichten nicht Gottes Ideal des Charakters und erfüllten nicht seine
Absicht für sie. Der Herr „gab ihnen, was sie erbaten, und sandte
ihnen genug, bis ihnen davor ekelte“ (Psalm 106,15). Sie schätzten
das Irdische höher ein als das Geistliche, und die geheiligte Vor-
rangstellung, die Gott für sie beabsichtigte, erreichten sie nicht.
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Oft werden Tiere zum Markt gebracht und zum Zweck der
menschlichen Ernährung verkauft, die schon so krank sind, daß
ihre Besitzer sie schnellstens loswerden wollen. Auch einige der Me-
thoden, wie Tiere für den Markt gemästet werden, verursachen
Krankheiten. Von Licht und reiner Luft abgeschlossen, den Dunst
schmutziger Ställe einatmend und womöglich mit krankmachendem
Futter gemästet, wird der ganze Körper der Tiere von schädlichen
Substanzen durchsetzt.
Die Tiere werden oft über große Entfernungen transportiert und
müssen viel erdulden, bis sie auf den Markt kommen. Von den
grünen Weiden über große Entfernungen auf heißen, staubigen
Straßen entlanggetrieben oder in fiebrigem und erschöpftem Zu-
stand auf schmutzige Wagen gepfercht, oft tagelang ohne Futter und
Wasser, werden diese armen Kreaturen zum Schlachthof getrieben,
damit Menschen sich an ihrem Fleisch gütlich tun können.
Vielerorts sind auch Fische von den Schadstoffen, die sie mit der
Nahrung aufnehmen, so verseucht, daß sie zu Krankheitserregern
werden. Dies ist besonders dort der Fall, wo die Fische mit dem
Abwasser großer Städte in Berührung kommen. Fische, die sich
vom Inhalt der Abwasserröhren ernährt haben, können in entfern-
tere Gewässer gelangen und gefangen werden, wo das Wasser rein
und frisch ist. So werden sie als Nahrungsmittel von guter Qualität
deklariert und bringen Krankheit und Tod über solche, die die Ge-
fahr nicht ahnen.1
Die Auswirkungen einer Fleischkost werden oftmals nicht
sogleich wahrgenommen; das stellt aber keinen Beweis ihrer Un-
schädlichkeit dar. Nur wenige lassen sich davon überzeugen, daß es
das von ihnen genossene Fleisch ist, das ihr Blut vergiftet und ihr
Leiden verursacht hat. Viele sterben an Krankheiten, die sie aus-
schließlich dem Fleischkonsum verdanken, wobei diese wahre Ursa-
che weder von ihnen noch von anderen in Betracht gezogen wird.
Die moralischen Übel einer Fleischkost sind nicht weniger auffäl-
lig als die körperlichen. Fleischnahrung schadet der Gesundheit,
1
Siehe „Die große Saatkorn-Gesundheitsbibliothek“, „Heilkräfte der Nahrung“,
Bd. 1, Kapitel „Fisch und Meeresfrüchte“, ab Seite 230.
253
AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
und alles, was auf den Körper wirkt, wirkt entsprechend auf den
Geist und die Seele. Denkt an die Grausamkeit gegenüber den Tie-
ren, die das Fleischessen mit sich bringt; denkt an die Wirkung auf
die, die Tiere schlachten, sowie auf die, die das mit ansehen müs-
sen. Wie zerstört sie doch die Empfindsamkeit, die wir diesen Ge-
schöpfen Gottes entgegenbringen sollten!
Die Verständigkeit, die viele Tiere zeigen, reicht so nahe an die
der Menschen heran, daß es wie ein Wunder erscheint. Die Tiere
sehen, hören, lieben, fürchten sich und leiden. Sie zeigen Mitgefühl
und Empfindsamkeit gegenüber ihren Leidensgenossen. Viele Tiere
entwickeln eine Zuneigung zu denen, die sie betreuen, die der Zu-
neigung weit überlegen ist, wie man sie unter manchen Menschen
findet. Sie entwickeln Bindungen an Menschen, und die Trennung
verursacht ihnen großes Leid.
Welcher Mensch mit einem empfindsamen Herzen, der jemals
eine Beziehung zu Haustieren entwickelt hat, könnte in ihre Augen
sehen, die so voller Vertrauen und Zuneigung sind, und sie dann
willentlich dem Schlachtermesser ausliefern? Wie könnte er ihr
Fleisch als einen Leckerbissen verzehren?
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Kapitel 25
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sorgung des Körpers nicht zur Verfügung stehen. Jedoch sollte man
sorgfältig darauf achten, nur Milch von gesunden Kühen und Eier
von gesunden Hühnern zu erhalten, die gut gefüttert und gut ver-
sorgt sind. Die Eier sollten so gekocht werden, wie sie am leichtes-
ten verdaulich sind.
Die Ernährungsreform muß schrittweise vor sich gehen. Da Er-
krankungen bei Tieren zunehmen, wird der Genuß von Milch und
Eiern immer riskanter. Wenn möglich, sollten wir sie durch andere
Nahrungsmittel ersetzen, die gesund und preiswert sind. Überall
sollte man die Menschen lehren, wie man soweit wie möglich ohne
Milch und Eier leben kann, und dennoch bekömmliche und
schmackhafte Speisen erhält.
Die Gewohnheit, nur zwei Mahlzeiten pro Tag einzunehmen,
wird weithin als ein Segen für die Gesundheit empfunden. Es gibt
jedoch Menschen, die zusätzliche oder Zwischenmahlzeiten benöti-
gen. Diese sollten jedoch grundsätzlich aus äußerst leicht verdauli-
chen Speisen bestehen. „Crackers“ – das englische Biskuit – oder
Zwieback und Obst oder Getreidekaffee sind z. B. solche Speisen,
die sich für eine Abendmahlzeit am besten eignen.
Einige machen sich beständig Sorgen, daß ihre Nahrung, wie
einfach und gesund sie auch sein mag, ihnen womöglich schade.
Ihnen möchte ich folgendes sagen: Befürchtet nicht, daß euch eure
Nahrung schadet; denkt überhaupt nicht darüber nach. Eßt entspre-
chend eurem besten Wissen; und wenn ihr den Herrn gebeten
habt, die Speise zur Stärkung eures Körpers zu segnen, dann glaubt
auch, daß er euer Gebet erhört, und seid beruhigt.
Während entsprechende Grundsätze uns ermutigen, Speisen zu
meiden, die den Magen reizen und die Gesundheit beeinträchtigen,
sollten wir uns gleichzeitig daran erinnern, daß eine mangelhafte
und einseitige Ernährung Blutarmut hervorruft. Daraus entwickeln
sich Erkrankungen, die nur sehr schwer zu heilen sind. Der Orga-
nismus wird nicht genügend ernährt, Verdauungsstörungen sowie
allgemeine Schwäche sind die Folge.
Diejenigen, die sich so ernähren, tun das nicht immer aus Grün-
den der Armut, sondern es geschieht aus Unwissenheit oder Nach-
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Kapitel 26
Anregungsmittel
und Rauschgifte
Gewürze
In dieser schnellebigen Zeit ist Nahrung um so besser, je weniger
anregend sie ist. Scharfe Gewürze sind ihrer Natur nach schädlich.
Senf, Pfeffer, andere Würzmittel, Essiggemüse und andere, teilweise
auch synthetisch hergestellte „Geschmacksverbesserer“ reizen den
Magen und vergiften das Blut.
Der entzündete Zustand des Trinkermagens wird oft als drasti-
sche Illustration für die Wirkung alkoholischer Getränke verwendet.
Ein ähnlich entzündeter Zustand wird durch den Konsum scharfer
Gewürze herbeigeführt. Schließlich stellt der natürliche Geschmack
der Speisen den Appetit nicht mehr zufrieden. Der Organismus
empfindet einen Mangel, ein Verlangen nach etwas Anregendem.
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1
Gegen Ende des 20. Jahrhunderts hat die medizinische Forschung neben der
Suchtgefahr nachhaltig die schwerwiegenden Folgen des Rauchens bewiesen:
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Alkoholische Getränke
„Der Wein macht Spötter, und starkes Getränk macht wild; wer da-
von taumelt, wird niemals weise.“ (Sprüche 20,1)
„Wo ist Weh? Wo ist Leid? Wo ist Zank? Wo ist Klagen? Wo
sind Wunden ohne jeden Grund? Wo sind trübe Augen? Wo man
lange beim Wein sitzt und kommt, auszusaufen, was eingeschenkt
ist. Sieh den Wein nicht an, wie er so rot ist und im Glase so schön
steht: Er geht glatt ein, aber danach beißt er wie eine Schlange und
sticht wie eine Otter.“ (Sprüche 23, 29-32)
Niemals wurde von Menschenhand ein lebendigeres Bild von
der Entwürdigung und Versklavung des Opfers berauschender Ge-
tränke gezeichnet. Gefangen und erniedrigt hat er, selbst wenn er
zeitweise seinen elenden Zustand erkennt, keine Kraft, sich aus der
Schlinge herauszuwinden; denn er „will es wieder so treiben“ (Sprü-
che 23,35).
Man braucht keine besondere Beweisführung, um die schlim-
men Wirkungen berauschender Getränke auf den Trinker deutlich
zu machen. Diese einfältigen, törichten Wracks der Menschheit –
Seelen, für die Christus starb und über die Engel weinen – findet
man überall. Sie sind ein Schandfleck unserer prahlerischen Zivilisa-
tion. Sie sind die Schande, der Fluch und eine Gefahr für jedes
Land.
Und wer kann das Elend, die Qualen und die Verzweiflung be-
schreiben, die sich im Heim eines Trinkers verbergen? Denkt an die
Ehefrau, oft in gutem Hause aufgewachsen, empfindsam, kultiviert
und von feinem Charakter, die nun mit einem Menschen verbun-
den ist, den der Alkohol in einen Säufer oder einen Dämon ver-
wandelt. Denkt an die Kinder, denen die Behaglichkeiten eines
Heims, eine gute Erziehung und Ausbildung fehlen, wie sie in
Schrecken vor dem leben, der ihr Stolz und Schutz sein sollte. Sie
müssen sich aus eigener Kraft einen Platz in der Welt erkämpfen,
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belastet durch ihre Herkunft und oft durch die ererbte Neigung zur
Trunksucht.
Denkt an die schrecklichen Unfälle, die täglich unter Alkoho-
leinfluß geschehen. Da mißachtet ein Zugführer ein Signal, oder er
versteht eine Anordnung falsch; der Zug fährt weiter, es geschieht
ein Zusammenstoß – und viele Menschenleben sind verloren. Oder
ein Schiff sinkt und die Passagiere wie die Mannschaft finden ihr
Grab im Wasser. Wenn der Vorfall dann untersucht wird, kommt
heraus, daß jemand auf einem wichtigen Posten unter Alkoho-
leinfluß stand. Wie kann jemand Alkohol trinken und gleichzeitig
für das Leben von Menschen Verantwortung tragen? Er wird nur
dann zuverlässig sein, wenn er sich des Alkohols völlig enthält.
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
ein feines Getränk; aber das Mikroskop zeigt, daß dieses „liebliche“
Getränk, selbst wenn es frisch aus der Presse kommt, für den Ver-
brauch völlig ungeeignet ist.
Ein Rauschzustand wird ebenso von Wein, Bier und Apfelwein
erzeugt wie von stärkeren Getränken. Der Gebrauch dieser Geträn-
ke macht Appetit auf die stärkeren; so entsteht schließlich die
Trunksucht. Mäßiges Trinken ist die Schule, in der Menschen zur
Trinkerlaufbahn erzogen werden. Die Wirkung dieser milderen
Rauschmittel ist jedoch so heimtückisch, daß das Opfer schon auf
dem Weg zur Trunksucht ist, bevor es die Gefahr überhaupt wittert.
Einige, die man nie für wirklich betrunken halten würde, stehen
ständig unter dem Einfluß milder Rauschmittel. Sie sind aufgekratzt,
gleichzeitig aber labil und unausgeglichen. Eine Gefahr für sich
selbst können sie nicht erkennen und gehen deshalb immer weiter,
bis jede Grenze niedergerissen, jeder Grundsatz hinweggespült ist.
Die stärksten Vorsätze sind untergraben, die ernsthaftesten Überle-
gungen reichen nicht aus, um das verdorbene Begehren unter der
Kontrolle der Vernunft zu halten.
Die Bibel billigt nirgendwo die Verwendung berauschenden
Weins. Der Wein, den Christus bei der Hochzeit zu Kana aus Was-
ser gemacht hat, war der reine Saft der Trauben. Dies ist „der neue
Wein, der in der Traube gefunden wird“, von dem die Bibel
spricht, „verdirb ihn nicht, denn es ist ein Segen darin!“ (Jesaja 65,8)
Es war Christus, der Israel im Alten Testament warnte: „Der
Wein macht Spötter, und starkes Getränk macht wild; wer davon
taumelt, wird niemals weise.“ (Sprüche 20,1) In seinem Plan für die
Menschen war solch ein Getränk nicht vorgesehen. Satan verführt
die Menschen zu einer Genußsucht, die den Verstand benebelt und
die geistliche Wahrnehmung lähmt, aber Christus lehrt uns, diese
zerstörerischen Sehnsüchte unter Kontrolle zu halten. Er würde den
Menschen niemals mit etwas konfrontieren, das ihn in Versuchung
führt.
Sein ganzes Leben war ein Beispiel für die Wichtigkeit des Ver-
zichtenkönnens. Es half ihm, die Macht der Begierde zu beherr-
schen, als er während der vierzigtägigen Fastenzeit in der Wüste an
unserer Statt die härteste Prüfung erlitt, die Menschen ertragen
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konnten. Christus war es, der bestimmte, daß Johannes der Täufer
weder Wein noch starkes Getränk trinken sollte. Die gleiche Ent-
haltsamkeit forderte er auch von der Frau Manoahs. Und Christus
verstieß nicht gegen seine eigenen Grundsätze.
Der unvergorene Wein, den er für die Hochzeitsgäste bereitete,
war ein bekömmliches und erfrischendes Getränk. Dies ist auch der
Wein, der von unserem Heiland und seinen Jüngern beim ersten
Abendmahl verwendet wurde. Solch ein Wein sollte stets am A-
bendmahlstisch als ein Symbol des Blutes des Heilands gebraucht
werden. Diese heilige Handlung soll die Seele erfrischen und höhe-
res Leben spenden. Nichts darf damit in Zusammenhang stehen,
was uns zum Schaden gereichen könnte.
Wie können Christen im Lichte dessen, was die Bibel, die Natur
und der Verstand hinsichtlich des Gebrauchs von Rauschmitteln
lehren, sich damit beschäftigen, Hopfen zur Bierproduktion anzu-
bauen oder Wein oder Apfelwein für den Verkauf zu produzieren?
Wenn sie ihren Nächsten wie sich selbst lieben, wie können sie
dann an der Herstellung von Getränken beteiligt sein, die ihm zur
Falle werden?
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Persönliche Verantwortung
Große Anstrengungen werden zur Bekämpfung der Unmäßigkeit
unternommen; doch es gibt in diesem Bereich viele Bemühungen,
die nicht am richtigen Punkt ansetzen. Die Vertreter der Gesund-
heitsreform sollten auf die Übel aufmerksam werden, die durch den
Genuß von unbekömmlichen Speisen, Gewürzen, Tee und Kaffee
entstehen. Wir erbitten für alle Mitarbeiter im Mäßigkeitswerk Got-
tes Beistand, aber wir laden sie auch ein, die Ursache des Übels
tiefer zu ergründen, das sie bekämpfen, und sicherzustellen, daß sie
sich im Blick auf diese Reform einheitlich verhalten.
Es muß den Menschen vor Augen gestellt werden, daß das rich-
tige Gleichgewicht der geistigen und moralischen Kräfte in hohem
Maß von der richtigen Verfassung des Organismus abhängt. Alle
Rauschmittel und unnatürlichen Stimulantien, die die körperlichen
Kräfte schwächen, beinhalten in der Folge auch die Tendenz, die
geistige und sittliche Kraft zu mindern. Unmäßigkeit bildet die Basis
der moralischen Verdorbenheit der Welt. Durch die Nachgiebigkeit
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Kapitel 27
„Weh dem, der sein Haus mit Sünden baut und seine Gemächer
mit Unrecht, … und denkt: ,Wohlan, ich will mir ein großes Haus
bauen und weite Gemächer’ und läßt sich Fenster ausbrechen und
mit Zedern täfeln und rot malen. Meinst du, du seiest König, weil
du mit Zedern prangst? … Aber deine Augen und dein Herz sind
auf nichts anderes aus als auf unrechten Gewinn und darauf, un-
schuldig Blut zu vergießen, zu freveln und zu unterdrücken.“ (Jere-
mia 22,13-17)
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Das Alkoholverbot
Der Mensch, der die Gewohnheit des Alkoholtrinkens angenom-
men hat, befindet sich in einer verzweifelten Lage. Sein Gehirn ist
krank, seine Willenskraft geschwächt. Aus unserer Kraft ist seine
Sucht unbezwinglich. Man kann mit ihm nicht vernünftig argumen-
tieren oder ihn zum Verzichten bewegen.
Einer, der fest entschlossen war, mit dem Trinken aufzuhören,
gerät in seinen alten Freundeskreis und wird gedrängt, das Glas
wieder zu erheben. Mit dem ersten Schmecken des alkoholischen
Getränks ist jeder feste Entschluß dahin, jede Spur von Willenskraft
zerstört. Ein Nippen an dem berauschenden Getränk, und alle Ge-
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Teil VI
Das Heim
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Kapitel 28
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Verzicht zurück, die hierzu notwendig sind, und ihr Leben bleibt
elend und ruiniert. So verlieren selbst Menschen mit hellstem
Verstand, besten Aussichten und herausragenden Begabungen, die
ansonsten, von ihrer Natur und Ausbildung her, zur Bekleidung von
vertrauens- und verantwortungsvollen Positionen geeignet wären,
ihre Würde und sind für dieses und das künftige Leben verloren.
Wie hart ist für diejenigen, die sich tatsächlich geändert haben,
der Kampf um die Wiedererlangung ihrer Charakterfestigkeit! Viele
leiden ihr ganzes Leben hindurch in Form einer zerrütteten körper-
lichen Konstitution, eines unsteten Willens, eines beeinträchtigten
Verstandes und einer geschwächten seelischen Kraft an den Folgen
ihrer üblen Saat. Wieviel mehr könnte erreicht werden, wenn man
das Übel von vornherein bekämpfen würde!
Diese Aufgabe müssen zu einem großen Teil die Eltern über-
nehmen. Bei dem Bemühen, Unmäßigkeit und andere Übel einzu-
dämmen, die sich wie ein Krebsgeschwür in die Gesellschaft fres-
sen, könnte man gewaltigen Erfolg verbuchen, wenn man der Un-
terweisung der Eltern mehr Aufmerksamkeit widmen würde. Sie
sind es nämlich, die weitestgehend die Gewohnheiten und den
Charakter ihrer Kinder formen. Es unterliegt ihrem Einfluß, die
Gewohnheit, die eine so schreckliche Macht zum Bösen sein kann,
zu einer Kraft für das Gute zu formen. Sie können den Strom an
seiner Quelle beeinflussen, und es ist ihre Aufgabe, ihn richtig zu
lenken.
Eltern können für ihre Kinder die Grundlage zu einem gesun-
den, glücklichen Leben legen. Sie können sie aus ihren Heimen
entlassen mit dem nötigen sittlichen Stehvermögen gegenüber Ver-
suchungen sowie dem Mut und der Kraft, sich erfolgreich mit den
Problemen des Lebens auseinanderzusetzen. Sie können in ihnen
den Wunsch wecken und die Kraft entwickeln, ihr Leben zur Ehre
Gottes zu führen und der Welt zum Segen zu werden. Sie können
ihren Füßen geradlinige Wege ebnen, um durch Licht und Schatten
zu den herrlichsten Höhen zu gelangen.
Die Aufgabe des Heims geht über den Kreis der eigenen Famili-
enangehörigen hinaus. Das christliche Heim sollte ein Vorbild sein,
das die herausragende Bedeutung der wahren Lebensgrundsätze
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Herz und ein festes Ziel. Mit einer Lampe, wie klein sie auch sein
mag, kann man viele andere Lampen entzünden, wenn man nur
ihre Flamme beständig am Brennen hält.
Unsere Einflußsphäre mag uns unbedeutend erscheinen, unsere
Befähigung klein, unsere Gelegenheiten gering an der Zahl, unser
Besitztum begrenzt; aber wir haben wunderbare Möglichkeiten,
wenn wir im Glauben jene Chancen nutzen, die uns unsere eigenen
Heime bieten.
Indem wir unsere Herzen und Heime den göttlichen Lebens-
grundsätzen öffnen, werden wir zu Kanälen lebenspendender
Macht. Von unseren Heimen werden dann heilende Ströme ausge-
hen, die Leben, Schönheit und Fruchtbarkeit dorthin bringen, wo
jetzt noch Unfruchtbarkeit und Mangel herrschen.
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Kapitel 29
Die Eltern
Er, der die Eva dem Adam als Gehilfin gab, tat sein erstes Wunder
auf einem Hochzeitsfest. In der Festhalle, wo Freunde und Ver-
wandte gemeinsam feierten, begann Christus sein öffentliches Die-
nen. Dadurch heiligte er die Ehe und würdigte sie als eine Einrich-
tung, die er selbst eingesetzt hatte. Er ordnete an, daß sich Männer
und Frauen im heiligen Stand der Ehe miteinander verbinden soll-
ten, um Familien zu gründen, deren Mitglieder, mit Ehre gekrönt,
auch als Mitglieder der himmlischen Familie anerkannt werden.
Christus ehrte die Ehe, indem er sie auch zu einem Symbol der
Vereinigung zwischen sich selbst und den Erlösten machte. Er selbst
ist der Bräutigam, die Braut ist die Gemeinde, die er erwählt hat
und von der er sagt: „Du bist wunderbar schön, meine Freundin,
und kein Makel ist an dir.“ (Hoheslied 4,7)
Christus „… liebte die Gemeinde und hat sich selbst für sie da-
hingegeben, um sie zu heiligen. Er hat sie gereinigt … , damit er sie
vor sich stelle als eine Gemeinde, … die heilig und untadelig sei. So
sollen auch die Männer ihre Frauen lieben“ (Epheser 5,25-28).
Das Band der Familie ist die festeste, liebevollste und heiligste al-
ler Bindungen auf der Erde. Es wurde geschaffen, um der Mensch-
heit ein Segen zu sein. Und es ist ein Segen überall dort, wo man
weise, gottesfürchtig und mit gebührender Beachtung seiner Ver-
antwortlichkeiten in den Ehebund eintritt.
Wenn ein Paar die Eheschließung erwägt, sollten beide überle-
gen, welchen Charakter und Einfluß das Heim, das sie gründen,
haben wird. Und wenn sie Eltern werden, ist ihnen damit eine heili-
ge Verpflichtung übertragen. Von ihnen hängt in hohem Maß das
Wohlergehen ihrer Kinder in dieser Welt und ihre Glückseligkeit in
der kommenden Welt ab. Zu einem großen Teil bestimmen sie so-
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wohl die körperliche als auch die moralische Prägung, die die Klei-
nen erhalten. Und von der Prägung des Heims hängt der Zustand
der Gesellschaft ab; der Einfluß einer jeden Familie wird in der
Waagschale des Guten oder des Schlechten mitgewogen.
Die Wahl eines Lebensgefährten sollte so getroffen werden, daß
sie das körperliche, geistige und geistliche Wohlergehen für die El-
tern und ihre Kinder bestmöglich sichert und sowohl die Eltern als
auch die Kinder dazu befähigt, ihren Mitmenschen ein Segen zu
sein und ihren Schöpfer zu ehren.
Bevor junge Männer und Frauen die Verpflichtungen auf sich
nehmen, die zur Ehe gehören, sollten sie so viel praktische Lebens-
erfahrung haben, daß sie so gut wie irgend möglich auf die eheli-
chen Pflichten und Belastungen vorbereitet sind. Frühe Heiraten
sollten nicht gefördert werden. Eine so wichtige und in ihren Aus-
wirkungen so weitreichende Beziehung wie die Ehe sollte nicht has-
tig, ohne genügend Vorbereitung und bevor die geistigen und kör-
perlichen Kräfte gut entwickelt sind eingegangen werden.
Die Ehepartner mögen nicht über weltlichen Reichtum verfügen,
aber sie sollten den viel größeren Segen der Gesundheit besitzen.
Nach Möglichkeit sollte auch kein großer Altersunterschied beste-
hen. Eine Mißachtung dieser Regel kann zu einer ernsthaften Schä-
digung der Gesundheit des Jüngeren führen, und oft werden die
Kinder dadurch um körperliche und geistige Stärke gebracht. Sie
können von einem bejahrten Elternteil nicht die Fürsorge und Ka-
meradschaft erhalten, die ihr junges Leben erfordert, und der Tod
kann ihnen den Vater oder die Mutter gerade zu der Zeit entreißen,
in der Liebe und Führung am meisten benötigt werden.
Nur in Christus kann eine Eheverbindung eingegangen werden,
die auch Bestand hat. Menschliche Liebe sollte ihre engsten Bin-
dungen aus der göttlichen Liebe ableiten. Nur wo Christus regiert,
kann es tiefe, wahre, selbstlose Zuneigung geben.
Liebe ist ein kostbares Geschenk, das wir von Jesus erhalten.
Reine und heilige Zuneigung ist kein Gefühl, sondern ein Prinzip.
Diejenigen, die von wahrer Liebe angetrieben werden, sind weder
unvernünftig noch blind. Vom Heiligen Geist gelehrt, lieben sie
Gott über alles und ihren Nächsten wie sich selbst.
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Kapitel 30
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Besser als jedes andere Erbe, das ihr euren Kindern mitgeben
könntet, wird das Geschenk eines gesunden Körpers, eines klugen
Geistes und eines edlen Charakters sein. Wer versteht, was wahrer
Lebenserfolg bedeutet, wird beizeiten klug sein und deshalb auch
bei der Auswahl seines Heims die wichtigsten Dinge des Lebens im
Blick behalten.
Anstatt dort zu wohnen, wo nur die Werke von Menschen zu
sehen sind, wo die Aussicht und Geräusche häufig zu schlechten
Gedanken verleiten, wo Unruhe und Verwirrung zu Erschöpfung
und Unfrieden führen, geht lieber dorthin, wo ihr auf Gottes Werke
schauen könnt. Findet Ruhe des Geistes in der Schönheit, der Stille
und dem Frieden der Natur. Laßt das Auge auf den grünen Fel-
dern, auf den Wäldern und Hügeln ruhen. Schaut zum blauen
Himmel auf, der nicht vom Staub und Qualm der Stadt verdunkelt
ist, und atmet die erfrischende Luft des Himmels ein.
Geht dorthin, wo ihr, abseits der Unruhe und Ausschweifung
des Stadtlebens, eine freundschaftliche Beziehung zu euren Kindern
entwickeln könnt, wo ihr ihnen dabei helfen könnt, durch seine
Werke von Gott zu lernen, und wo ihr sie zu einem redlichen und
sinnvollen Leben erziehen könnt.
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Schöne Umgebungen
Gott liebt das Schöne. Er hat die Erde und die Himmel mit Schön-
heit bekleidet, und mit der Freude eines Vaters beobachtet er die
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Kapitel 31
Die Mutter
Charakter und Lebensstil der Eltern wird man in hohem Maß auch
in den Kindern wiederfinden. Der körperliche Zustand der Eltern,
ihre Veranlagungen und Ziele, ihre geistigen und sittlichen Neigun-
gen werden sich in ihren Kindern in größerem oder geringerem
Ausmaß widerspiegeln.
Je edler die Ziele, je höher die geistigen und geistlichen Bega-
bungen und je besser die körperliche Verfassung der Eltern, desto
besser wird die Ausstattung für das Leben ausfallen, die sie ihren
Kindern mitgeben. Indem sie all das vervollkommnen, was sie für
das Wichtigste halten, üben Eltern einen Einfluß aus, der die Ge-
sellschaft prägt und das Wesen künftiger Generationen verbessert.
Väter und Mütter müssen ihre Verantwortung deutlich erken-
nen. Die Welt ist voller Verlockungen, insbesondere für die junge
Generation. Viele finden ein Leben nach dem Lustprinzip erstre-
benswert. Sie können die versteckten Gefahren oder das schreckli-
che Ende dieses Weges nicht erkennen, der ihnen als der Weg des
Glücks erscheint. Weil sie ihren Begierden und Leidenschaften frei-
en Lauf lassen, werden ihre Lebenskräfte vergeudet, und Millionen
werden für diese und die kommende Welt untauglich. Eltern sollten
daran denken, daß ihre Kinder diesen Versuchungen begegnen
müssen. Schon vor der Geburt des Kindes sollte die Vorbereitung
beginnen, die es dazu befähigt, erfolgreich den Kampf gegen die
Sünde zu führen.
Besonders auf der Mutter ruht Verantwortung. Sie, durch deren
Lebensblut das Kind ernährt und seine äußerliche Gestalt gebildet
wird, überträgt auch geistige und geistliche Einflüsse, die zur Prä-
gung von Geist und Charakter beitragen. Denken wir beispielsweise
an Jochebed, die hebräische Mutter, die, stark im Glauben, „sich
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nicht vor des Königs Gebot fürchtete“ (Hebräer 11,23), von der Mo-
se, der Erlöser Israels, geboren wurde. Oder Hanna, die Frau des
Gebets, der Selbstaufopferung und der himmlischen Inspiration, die
Samuel gebar, das vom Himmel unterwiesene Kind, den unbestech-
lichen Richter und Gründer von Israels heiligen Schulen. Oder Eli-
sabeth, die Bluts- und Geistesverwandte von Maria aus Nazareth,
die zur Mutter Johannes des Täufers wurde. Er bereitete das Volk
auf die Ankunft des Erlösers vor.
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de Schafe und Kühe; wenn sie auch nur einen Tag übertrieben
würden, würde mir die ganze Herde sterben … Ich will gemächlich
hintennach treiben, wie das Vieh und die Kinder gehen können.“
(1. Mose 33,13.14)
Der Ehemann und Vater soll auf dem beschwerlichen Lebens-
weg das Tempo so gestalten, wie es die Gefährtin seiner Reise er-
tragen kann. Inmitten des unaufhörlichen Strebens nach Reichtum
und Karriere soll er lernen, seine Schritte zu verlangsamen, sich der
Partnerin anzunehmen, die dazu berufen ist, an seiner Seite zu ge-
hen, und ihr beizustehen.
Freudigkeit
Die Mutter sollte auf eine freudige, zufriedene und glückliche At-
mosphäre achten. Jede Anstrengung in diese Richtung wird sowohl
mit dem körperlichen Wohlbefinden als auch der moralischen Hal-
tung ihrer Kinder reichlich vergolten werden. Ein freudiger Geist
wird das Glück ihrer Familie fördern und in hohem Maß ihre eige-
ne Gesundheit verbessern. Der Ehemann soll seiner Frau durch sein
Mitgefühl und seine unerschöpfliche Liebe helfen. Wenn er ihre
erfrischende und fröhliche Art schätzt, so daß sie im Heim wie ein
Sonnenschein ist, soll er ihr beim Tragen ihrer Lasten helfen. Seine
Freundlichkeit und liebevolle Höflichkeit bedeuten ihr eine kostbare
Ermutigung, und das Glück, das er ihr so schenkt, wird Freude und
Frieden in sein eigenes Herz bringen.
Ein Ehemann und Vater aber, der mürrisch, selbstsüchtig und
herrisch ist, macht nicht nur sich selbst unglücklich, sondern versetzt
auch alle anderen Angehörigen seiner Familie in düstere Stimmung.
Als Folge davon wird seine Frau entmutigt und krank sein, und die
Kinder werden zum Spiegelbild seiner ewigen Nörgelei.
Wenn der Mutter die Fürsorge und Hilfe vorenthalten wird, die
sie dringend braucht, wenn man es zuläßt, daß sie ihre Energie
durch Überarbeitung oder durch Angst und Verdrossenheit ver-
braucht, beraubt man die Kinder der Lebenskraft sowie der geisti-
gen Beweglichkeit und der fröhlichen Grundeinstellung, die sie von
ihr übernehmen sollten. Weit besser wird es sein, das Leben der
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Kapitel 32
Das Kind
Nicht nur der Lebensstil der Mutter, sondern auch die Erziehung
des Kindes wurden in der Anweisung des Engels an die hebräischen
Eltern erwähnt. Es genügte nicht, daß Simson, das Kind, das Israel
befreien sollte, bei seiner Geburt ein gutes Erbgut mitbekam. Viel-
mehr sollte hierauf eine sorgfältige Erziehung folgen. Von Kindheit
an sollte er zu Gewohnheiten strikter Mäßigkeit erzogen werden.
Eine ähnliche Anweisung wurde auch für Johannes den Täufer
gegeben. Vor der Geburt des Kindes lautete die seinem Vater mit-
geteilte Botschaft des Himmels folgendermaßen: „Und du wirst
Freude und Wonne haben, und viele werden sich über seine Ge-
burt freuen. Denn er wird groß sein vor dem Herrn; Wein und
starkes Getränk wird er nicht trinken und wird schon von Mutter-
leib an erfüllt werden mit dem heiligen Geist.“ (Lukas 1,14.15)
Der Heiland erklärte, daß in den himmlischen Aufzeichnungen
edler Menschen sich kein größerer findet als Johannes der Täufer.
Das ihm übertragene Werk war eines, das nicht nur körperliche E-
nergie und Ausdauer, sondern auch die höchsten Befähigungen von
Geist und Seele erforderte. Der richtige Lebensstil war als Vorberei-
tung für sein Werk so bedeutsam, daß der höchste Engel des Him-
mels mit einer Botschaft der Weisung für die Eltern des Kindes aus-
gesandt wurde.
Die Anweisungen, die für die hebräischen Kinder gegeben wur-
den, lehren uns, daß nichts, was sich auf das körperliche Wohlbe-
finden des Kindes auswirkt, vernachlässigt werden darf. Nichts ist
unwichtig. Jeder Einfluß auf die Gesundheit des Leibes entfaltet
auch eine Wirkung auf Geist und Charakter.
Die Bedeutung der Erziehung schon von frühester Kindheit an
kann nicht hoch genug geschätzt werden. Was ein Kind während
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herzlos von einer Mutter, sich aus Bequemlichkeit oder wegen ge-
sellschaftlicher Verpflichtungen von der liebevollen Pflicht zu be-
freien, ihrem Kleinen die Brust zu geben.
Die Mutter, die erlaubt, daß ihr Kind von jemand anderem ge-
säugt wird, sollte das gut bedenken. Mehr oder weniger stark über-
trägt die Amme ihr eigenes Naturell und ihre Wesensart auf das von
ihr genährte Kind.
Die Wichtigkeit der Erziehung der Kinder zu richtigen Ernäh-
rungsgewohnheiten kann kaum hoch genug eingeschätzt werden.
Die Kleinen sollten lernen, daß sie essen, um zu leben, und nicht
leben, um zu essen. Diese Erziehung sollte mit dem Säugling in den
Armen seiner Mutter beginnen. Dem Kind sollte nur in regelmäßi-
gen Abständen zu trinken gegeben werden, und dies mit zuneh-
mendem Alter abnehmend häufig.
Es sollte keine Süßigkeiten und keine Nahrung der Erwachsenen
bekommen, die es nicht verdauen kann. Sorgfalt und Regelmäßig-
keit bei der Ernährung der Kinder fördert nicht nur die Gesundheit
und macht sie somit ruhig und umgänglich, sondern legt auch das
Fundament für Gewohnheiten, die ihnen in späteren Jahren zum
Segen sein werden.
Wenn Kinder dem Säuglingsalter entwachsen sind, sollte weiter-
hin große Sorgfalt darauf verwendet werden, ihren Geschmack und
Appetit zu erziehen. Oft erlaubt man ihnen, ohne Rücksicht auf die
Gesundheit zu essen, was sie wollen und wann sie es wollen. Die
Mühen und das Geld, die in großem Maße für ungesunde Lecke-
reien verschwendet werden, verleiten junge Menschen zu der Auf-
fassung, Essen und Trinken sei das Wichtigste im Leben, und das
größte Glück bestünde darin, seiner Eßlust zu frönen. Das Ergebnis
dieser Erziehung ist Gefräßigkeit. Daraus entstehen Krankheiten, die
gewöhnlich mit der Einnahme schädlicher Medikamente behandelt
werden.
Eltern sollten den Appetit ihrer Kinder in die richtigen Bahnen
lenken und den Genuß ungesunder Nahrungsmittel nicht erlauben.
Aber im Bestreben nach gesunder Ernährung sollten wir sorgfältig
den Fehler vermeiden, den Kindern nur Dinge zu geben, die ihnen
nicht schmecken, oder sie mehr als notwendig essen zu lassen. Kin-
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der haben ihre Rechte und auch ihren Geschmack, und wenn die-
ser Geschmack vernünftig ist, sollten wir ihn respektieren.
Es ist wichtig, auf regelmäßige Mahlzeiten zu achten. Zwischen
den Mahlzeiten sollte nichts gegessen werden, keine Süßigkeiten,
keine Nüsse, kein Obst oder sonst irgendeine Nahrung.
Unregelmäßiges Essen zerstört die Leistungsfähigkeit der Ver-
dauungsorgane und behindert eine fröhliche und dankbare Grund-
haltung. Wenn die Kinder dann zu Tisch kommen, schätzen sie ge-
sunde Nahrung nicht; ihr Appetit verlangt nach ungesunden Na-
schereien.
Mütter, die auf Kosten der Gesundheit und der fröhlichen Ein-
stellung die Wünsche ihrer Kinder erfüllen, säen Saaten des Bösen,
die aufgehen und Früchte bringen werden.
Mit dem Wachstum der Kleinen wächst dann auch ihre Maßlo-
sigkeit, und sowohl die geistigen als auch die körperlichen Kräfte
werden aufs Spiel gesetzt. Mütter, die so handeln, ernten mit Bitter-
keit die Früchte, die sie gesät haben. Sie werden feststellen, daß ihre
Kinder in Geist und Charakter nicht die Fähigkeiten entwickeln,
eine edle und verantwortungsvolle Funktion in der Gesellschaft o-
der in der Familie zu übernehmen. Die geistlichen, geistigen und
körperlichen Kräfte leiden unter dem Einfluß ungesunder Nahrung.
Das Gewissen wird abgestumpft, und die Empfindsamkeit für gute
Eindrücke nimmt ab.
Wenn also die Kinder dazu angehalten werden, ihren Appetit zu
zügeln und ihre Nahrung unter gesundheitlichen Gesichtspunkten
auszuwählen, sollte in diesem Zusammenhang deutlich werden, daß
sie nur auf das verzichten, was ihnen schaden würde. Sie geben
schädliche Dinge zugunsten besserer auf.
Der Eßtisch sollte einladend und anziehend dekoriert sein, da er
die guten Dinge anbietet, die Gott uns so reichlich gegeben hat.
Nehmt eure Mahlzeiten in freudiger, glücklicher Stimmung ein. Und
wenn wir die Gaben Gottes genießen, dann laßt uns dem Geber
mit dankbarem Lobpreis antworten.
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feststellt, wie ihr euch das wünscht, laßt euch nicht entmutigen.
Macht geduldig und beharrlich weiter.
Lehrt eure Kinder von der Wiege an Selbstverleugnung und
Selbstdisziplin. Genießt mit ihnen die Schönheiten der Natur und
lehrt sie, alle körperlichen und geistigen Kräfte mittels sinnvoller
Beschäftigungen systematisch zu gebrauchen. Zieht sie so auf, daß
sie eine gesunde körperliche Konstitution und gute moralische
Grundsätze, eine positive Einstellung zum Leben und ein frohes
Herz haben. Prägt ihrem noch empfindsamen Herzen die Wahrheit
ein, daß Gott nicht will, daß wir nur für das Hier und Heute leben
sollen, sondern auch für die künftige Welt. Erklärt ihnen, daß der
Versuchung nachzugeben Schwäche und Gottlosigkeit bedeutet, ihr
zu widerstehen dagegen den Charakter veredelt und stärkt.
Diese Lektionen werden wie eine Saat sein, die auf gut vorberei-
teten Ackerboden fällt und Frucht bringt, die eure Herzen glücklich
machen wird.
Vor allen Dingen sollen die Eltern ihre Kinder mit einer Atmo-
sphäre der Heiterkeit, Höflichkeit und Liebe umgeben. Ein Heim,
in dem die Liebe wohnt und in Blicken, Worten und Taten zum
Ausdruck kommt, ist ein Ort, wo Engel gerne anwesend sind.
Ihr Eltern, laßt den Sonnenschein der Liebe, Freude und Zufrie-
denheit in eure eigenen Herzen scheinen und laßt seinen lieblichen,
frohmachenden Einfluß eure Familie durchdringen. Offenbart einen
freundlichen, nachsichtigen Geist, und fördert diesen auch bei eu-
ren Kindern, indem ihr solche Umgangsformen pflegt, die das fami-
liäre Leben erhellen. Dieses Umfeld wird den Kindern das geben,
was Luft und Sonnenschein für die Pflanzen sind, und die Gesund-
heit des Körpers sowie des Verstandes kräftigen.
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Kapitel 33
Das Heim sollte für die Kinder der schönste Ort der Welt sein, und
die Mutter darin die wichtigste Person. Kinder reagieren sehr ge-
fühlsbetont. Man kann sie leicht erfreuen und auch schnell traurig
machen. Mit sanfter Disziplin und liebevollen Worten und Taten
können Mütter ihre Kinder an ihre Herzen binden.
Kleine Kinder lieben Gesellschaft und können sich nur selten al-
lein erfreuen. Sie sehnen sich nach Mitgefühl und Zärtlichkeit. Sie
denken, daß das, was sie selbst begeistert, auch ihre Mutter erfreut,
und es ist für sie ganz natürlich, mit ihren kleinen Freuden und Sor-
gen zu ihr zu kommen. Die Mutter sollte ihnen nicht dadurch weh-
tun, daß sie die kleinen Probleme der Kinder nicht ernst nimmt, die
ihr vielleicht unbedeutend erscheinen mögen, für die Kinder aber
von großer Wichtigkeit sind. Ihr Mitgefühl und ihre Aufmerksam-
keit sind kostbar. Ein beipflichtender Blick, ein Wort der Ermuti-
gung oder des Lobes werden wie ein Sonnenschein in das Herz der
Kinder strahlen und sie oft den ganzen Tag glücklich machen.
Anstatt die Kinder wegzuschicken, um nicht von ihrem Lärm be-
lästigt oder von ihren kleinen Wünschen gestört zu werden, soll die
Mutter ein Spiel oder leichte Arbeit planen, damit die regen Hände
und Geister Beschäftigung haben.
Indem sie auf ihre Gefühle eingeht und ihre Vergnügungen und
Beschäftigungen steuert, wird die Mutter das Vertrauen ihrer Kinder
gewinnen und in Folge dessen um so wirksamer in der Lage sein,
falsche Gewohnheiten zu korrigieren oder Äußerungen von Selbst-
sucht sowie Zornesausbrüche unter Kontrolle zu halten.
Ein Wort der Warnung oder des Tadels, zur richtigen Zeit aus-
gesprochen, wird sich als sehr wertvoll erweisen. Mit geduldiger,
aufmerksamer Liebe kann sie den Geist der Kinder in die richtige
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Teil der Lasten des Heims tragen und alles nur mögliche Glück in
die Familie einbringen, deren Mitglieder sie sind.
Kinder werden sich manchmal über Verbote und Einschränkun-
gen ärgern; aber in ihrem späteren Leben werden sie den Eltern für
die treue Fürsorge und strikte Wachsamkeit danken, mit der sie
während all der Jahre der Unerfahrenheit behütetet worden sind.
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Kapitel 34
Wahre Erziehung
befähigt zum Zeugnis
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sie weg von dem Pfad, der für die Erlösten des Herrn angelegt ist.
Ob ihr Leben ein Segen oder ein Fluch sein wird, hängt von der
Wahl ab, die sie treffen. Strotzend vor Energie, begierig darauf, ihre
noch unerprobten Fähigkeiten zu testen, müssen sie ein Ventil für
ihre überschäumenden Kräfte finden. Sie werden ihre Gaben ent-
weder für das Gute oder für das Böse einsetzen.
Gottes Wort will nicht Aktivitäten behindern, sondern sie richtig
kanalisieren. Gott wünscht von der Jugend nicht, weniger strebsam
zu sein. Die Charaktereigenschaften, die einen Menschen wahrhaft
erfolgreich machen und ihm Anerkennung einbringen – das unauf-
hörliche Streben nach etwas Höherem, der unbezwingbare Wille,
die energische Anwendung, die unermüdliche Beharrlichkeit –, wol-
len wir hier nicht abwerten. Durch die Gnade Gottes sollen sie je-
doch auf Ziele gerichtet werden, die auf einer viel höheren Ebene
liegen als eigennützige und weltliche Interessen, wie der Himmel
höher ist als die Erde.
Es liegt an uns als Eltern und als Christen, unseren Kindern die
richtige Richtung vorzugeben. Sie sollen sorgfältig, weise und liebe-
voll auf Pfade christusähnlichen Dienstes geführt werden. Wir ste-
hen in einem heiligen Vertrag mit Gott, unsere Kinder zum Dienst
für ihn zu erziehen. Sie mit Einflüssen zu umgeben, die sie dazu
motivieren, ein Leben des Dienens zu wählen, und ihnen die hierzu
nötige Erziehung zu geben, das ist unsere erste Pflicht.
„Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen
Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden,
sondern das ewige Leben haben.“ (Johannes 3,16) „… wie auch
Christus uns geliebt hat und hat sich selbst für uns gegeben. (Ephe-
ser 5,2)
Wenn wir also lieben, werden wir auch etwas weitergeben.
„Nicht um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen“ (Matthäus
20,28), heißt die große Lektion, die wir selbst lernen und an unsere
Kinder weitergeben sollen.
Die Jugendlichen müssen verstehen lernen, daß sie sich nicht
selbst gehören. Sie gehören Christus. Mit seinem Blut hat er sie er-
kauft, durch seine Liebe hat er ein Anrecht auf sie erworben. Sie
leben, weil er sie mit seiner Kraft erhält. Ihre Zeit, ihre Stärke, ihre
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uns das Licht und die Majestät des Himmels gegeben, und mit Je-
sus schenkte er uns den ganzen himmlischen Schatz. Wenn er uns
auch für das zukünftige Leben viel verheißen hat, so schenkt er be-
reits in diesem Leben fürstliche Gaben. Er ermutigt uns, die wir sei-
ner Gnade unterstellt sind, uns an allem zu erfreuen, was unseren
Charakter veredelt, erweitert und erhebt. Er will unsere Jugendli-
chen mit Macht von oben inspirieren, damit sie unter dem blutbe-
fleckten Banner Christi stehen können, um zu wirken, wie er ge-
wirkt hat, um Seelen auf sichere Wege zu führen, um die Füße vie-
ler auf den lebendigen Fels zu stellen.
Alle, die in Harmonie mit Gottes Erziehungsplan arbeiten wol-
len, werden seine stärkende Gnade, seine unausgesetzte Gegenwart
und seine bewahrende Macht erfahren. Ihnen gilt sein Zuspruch:
„… sei getrost und unverzagt. Laß dir nicht grauen und entsetze
dich nicht; denn der Herr, dein Gott, ist mit dir.“ (Josua 1,9)
„Ich will dich nicht verlassen noch von dir weichen.“ (Josua 1,5)
„Denn gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt und
nicht wieder dahin zurückkehrt, sondern feuchtet die Erde und
macht sie fruchtbar und läßt wachsen, daß sie gibt Samen, zu säen,
und Brot, zu essen, so soll das Wort, das aus meinem Munde geht,
auch sein: Es wird nicht wieder leer zu mir zurückkommen, sondern
wird tun, was mir gefällt, und ihm wird gelingen, wozu ich es sende.
Denn ihr sollt in Freuden ausziehen und im Frieden geleitet werden.
Berge und Hügel sollen vor euch her frohlocken mit Jauchzen und
alle Bäume auf dem Felde in die Hände klatschen. Es sollen Zyp-
ressen statt Dornen wachsen und Myrten statt Nesseln. Und dem
Herrn soll es zum Ruhm geschehen und zum ewigen Zeichen, das
nicht vergehen wird.“ (Jesaja 55,10-13)
Überall auf der Welt ist die Gesellschaft aus den Fugen geraten.
Eine durchgreifende Umwandlung ist erforderlich. Die Erziehung,
die man der Jugend angedeihen läßt, soll das ganze soziale Gefüge
umformen.
„Sie werden die alten Trümmer wieder aufbauen und, was vor-
zeiten zerstört worden ist, wieder aufrichten; sie werden die verwüs-
teten Städte erneuern, die von Geschlecht zu Geschlecht zerstört
gelegen haben.“ (Jesaja 61,4)
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Teil VII
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Kapitel 35
Wahre Gotteserkenntnis
Wie damals unser Heiland, so leben wir auch auf dieser Welt, um
Gott zu dienen. Wir sind hier, um Gott charakterlich ähnlich zu
werden und ihn unserer Umwelt durch ein Leben des Dienstes na-
hezubringen. Damit wir Mitarbeiter Gottes sein können, ihm ähn-
lich werden und den Menschen sein Wesen verständlich machen
können, sollten wir alles wissen, was er über sich selbst mitgeteilt
hat.
Ohne Erkenntnis Gottes gibt es keine echte Erziehung und kei-
nen echten Dienst am Mitmenschen. Sie allein gewährt zuverlässi-
gen Schutz vor Versuchung. Nur wenn wir viel von ihm wissen,
können wir Gott charakterlich ähnlich werden.
Diese Erkenntnis brauchen auch alle, die ihre Mitmenschen auf
den richtigen Weg führen möchten. Veränderung des Charakters,
Reinheit der Lebensführung, Tüchtigkeit beim Dienen, Befolgung
richtiger Grundsätze – all dies hängt von einer richtigen Gotteser-
kenntnis ab. Diese Erkenntnis bildet die grundlegende Vorbereitung
sowohl für dieses als auch für das künftige Leben.
„Den Heiligen erkennen, das ist Verstand.“ (Sprüche 9,10)
Mit der Erkenntnis Gottes ist uns „alles“ gegeben, „was zum Le-
ben und zur Frömmigkeit dient“ (2. Petrus 1,3). „Das ist aber das ewi-
ge Leben“, sagte Jesus, „daß sie dich, der du allein wahrer Gott bist,
und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.“ (Johannes 17,3)
„So spricht der Herr: Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weis-
heit, ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke, ein Reicher rühme
sich nicht seines Reichtums. Sondern wer sich rühmen will, der
rühme sich dessen, daß er klug sei und mich kenne, daß ich der
Herr bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Er-
den; denn solches gefällt mir, spricht der Herr.“ (Jeremia 9,22.23)
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erzählt von Gottes Fürsorge selbst für die einfachsten seiner Ge-
schöpfe. In den Höhlen des Meeres und in den Tiefen der Erde
finden wir seine Schätze.
Er, der die Perlen in den Ozean und Edelsteine in die Felsen leg-
te, liebt alles Schöne. Die Sonne, wie sie am Himmel aufgeht, weist
auf ihn, der Leben und Licht für alles ist, was er geschaffen hat. All
das Strahlende und Schöne, das die Erde schmückt und die Him-
mel erleuchtet, erzählt von Gott.
„Seines Lobes war der Himmel voll, und seiner Ehre war die
Erde voll.“ (Habakuk 3,3)
„Herr, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle
weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter.“ (Psalm 104,24)
„Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, und die Feste verkündigt
seiner Hände Werk. Ein Tag sagt’s dem andern, und eine Nacht
tut’s kund der andern, ohne Sprache und ohne Worte; unhörbar ist
ihre Stimme. Ihr Schall geht aus in alle Lande und ihr Reden bis an
die Enden der Welt.“ (Psalm 19,2-5)
Die ganze Schöpfung erzählt von Gottes liebevoller, väterlicher
Fürsorge und seinem Wunsch, seine Kinder glücklich zu machen.
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gemacht und den Menschen auf ihr geschaffen. Ich bin’s, dessen
Hände den Himmel ausgebreitet haben und der seinem ganzen
Heer geboten hat.“ (Jesaja 45,6.7.12) „Ich rufe, und alles steht da.“
(Jesaja 48,13)
Bei der Erschaffung der Erde war Gott nicht auf bereits vorhan-
dene Materie angewiesen. „Denn wenn er spricht, so geschieht’s;
wenn er gebietet, so steht’s da.“ (Psalm 33,9) Alles auf dieser Welt,
sei es materieller oder geistiger Natur, entstand durch Gottes Wort
und wurde gemäß seiner Vorstellungskraft erschaffen. Die Himmel
und alle ihre Heerscharen, die Erde und alles auf ihr erlangten ihr
Dasein durch den Hauch seines Mundes.
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„Jauchzet dem Herrn, alle Welt! Dienet dem Herrn mit Freuden,
kommt vor sein Angesicht mit Frohlocken! Erkennet, daß der Herr
Gott ist! Er hat uns gemacht und nicht wir selbst zu seinem Volk
und zu Schafen seiner Weide. Gehet zu seinen Toren ein mit Dan-
ken, zu seinen Vorhöfen mit Loben; danket ihm, lobet seinen Na-
men!“ (Psalm 100,1-4)
„Erhebet den Herrn, unsern Gott, und betet an auf seinem heili-
gen Berge; denn der Herr, unser Gott, ist heilig.“ (Psalm 99,9)
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daß es regnet, und läßt den Wind kommen aus seinen Vorrats-
kammern.“ (Jeremia 10,13)
Seine Macht läßt die Vegetation gedeihen, läßt jedes Blatt er-
scheinen, jede Blume erblühen und jede Frucht wachsen.
Über die Funktionen des menschlichen Körpers sind bis heute
noch nicht alle Zusammenhänge bekannt. Selbst den anerkanntes-
ten Fachleuten gibt er immer noch Rätsel auf. Schließlich ist unser
Körper kein Mechanismus, der, einmal in Bewegung gesetzt, vollau-
tomatisch weiterfunktioniert, so daß der Puls schlägt und ein Atem-
zug auf den anderen folgt. Gott ist der alleinige Garant unserer Exis-
tenz. Das schlagende Herz, die Blutzirkulation, jeder Nerv und
Muskel im lebendigen Organismus, alles wird durch die Kraft eines
allgegenwärtigen Gottes in Funktion und Bewegung gehalten.
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den Vater als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will.“
(Matthäus 11,27) Christus kam, um die Menschen das zu lehren,
was sie nach Gottes Wunsch wissen sollen. Oben in den Himmeln,
auf der Erde und in den weiten Gewässern des Ozeans sehen wir
das Werk Gottes. Alles Erschaffene bezeugt seine Macht, seine
Weisheit, seine Liebe. Und doch können wir weder von den Ster-
nen noch vom Ozean oder dem Wasserfall etwas vom Wesen Got-
tes erfahren, wie es uns in Christus offenbart wurde.
Gott sah, daß zur Darstellung seines Wesens und seines Charak-
ters eine deutlichere Offenbarung als die in der Natur erforderlich
war. Deshalb sandte er seinen Sohn in die Welt, um das Wesen und
die Eigenschaften des unsichtbaren Gottes zu offenbaren, soweit die
menschliche Auffassungsgabe dies ertragen konnte.
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der Erde – er lebte in dieser Welt, aber er wurde nicht Teil dieser
Welt; er war versucht und geprüft, wie Männer und Frauen auch
heute versucht und geprüft werden, und lebte doch ohne Sünde.
Liebevoll, mitfühlend, teilnahmsvoll und immer auf das Wohl ande-
rer bedacht, verkörperte er das Wesen Gottes und war so beständig
für Gott und die Menschen tätig.
„Er hat mich gesandt“, sagte er, „den Elenden gute Botschaft zu
bringen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden, zu verkündigen
den Gefangenen die Freiheit“ (Jesaja 61,1), „und den Blinden, daß
sie sehen sollen“ (Lukas 4,18), „zu verkündigen ein gnädiges Jahr
des Herrn … , zu trösten alle Trauernden“ (Jesaja 61,2).
„Liebt eure Feinde“, bittet er uns, „segnet, die euch fluchen, tut
wohl denen, die euch hassen, und bittet für die, die euch beleidigen
und verfolgen, damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel.“
(Matthäus 5,44.45)
„Denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen.“ (Lukas
6,35) „Er läßt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und läßt
regnen über Gerechte und Ungerechte.“ (Matthäus 5,45) „Seid
barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“ (Lukas 6,36)
„Durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes hat uns das
aufgehende Licht aus der Höhe besucht, damit es erscheine denen,
die sitzen in Finsternis und Schatten des Todes, und richte unsere
Füße auf den Weg des Friedens.“ (Lukas 1,78.79)
348
AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Es war Christus
„Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott
gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsge-
stalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als
Mensch erkannt. Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis
zum Tode, ja zum Tode am Kreuz.“ (Philipper 2,6-8)
„Christus Jesus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch
auferweckt ist, der zur Rechten Gottes ist und uns vertritt.“ (Römer
8,34) „Daher kann er auch für immer selig machen, die durch ihn
zu Gott kommen; denn er lebt für immer und bittet für sie.“ (Heb-
räer 7,25)
„Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte
mit leiden mit unserer Schwachheit, sondern der versucht worden
ist in allem wie wir, doch ohne Sünde.“ (Hebräer 4,15)
Durch das Geschenk Christi empfangen wir alle Segnungen.
Durch diese Gabe strömt uns tagein, tagaus der nie versiegende
Strom der Güte Gottes zu. Jede Blume mit ihren zarten Farbtönen
und ihrem Duft ist uns zu unsrer Freude durch diese eine Gabe ge-
geben. Sonne und Mond wurden von ihm geschaffen. Am Himmel
gibt es nicht einen Stern, den er nicht gemacht hätte. Jeder herabfal-
lende Regentropfen, jeder Lichtstrahl, der zu unserer undankbaren
Welt gesandt wird, bezeugt die Liebe Gottes in Christus. Alles wird
uns durch das eine unermeßliche Geschenk, Gottes eingeborenen
Sohn, gegeben. Er wurde ans Kreuz genagelt, damit alle diese Ga-
ben der Schöpfung Gottes zufließen können.
„Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, daß wir
Gottes Kinder heißen sollen.“ (1. Johannes 3,1) „Kein Ohr hat ge-
hört, kein Auge hat gesehen einen Gott außer dir, der so wohl tut
denen, die auf ihn harren.“ (Jesaja 64,3)
349
AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
wird dem ganzen Wesen eine geistliche Kraft vermitteln, die von
Gott kommt.
„Nun aber schauen wir alle mit aufgedecktem Angesicht die
Herrlichkeit des Herrn wie in einem Spiegel, und wir werden ver-
klärt in sein Bild von einer Herrlichkeit zur andern von dem Herrn,
der der Geist ist.“ (2. Korinther 3,18)
Von seinem eigenen Leben sagte der Heiland: „Ich habe meines
Vaters Gebote gehalten.“ (Johannes 15,10) „Er läßt mich nicht allein;
denn ich tue allezeit, was ihm gefällt.“ (Johannes 8,29) Wie Jesus als
Mensch lebte, so sollen es nach Gottes Willen auch seine Nachfol-
ger tun. In seiner Kraft sollen wir ein Leben der Reinheit und edlen
Gesinnung führen, wie es unser Heiland tat.
„Deshalb“, sagt Paulus, „beuge ich meine Knie vor dem Vater,
der der rechte Vater ist über alles, was da Kinder heißt im Himmel
und auf Erden, daß er euch Kraft gebe nach dem Reichtum seiner
Herrlichkeit, stark zu werden durch seinen Geist an dem inwendi-
gen Menschen, daß Christus durch den Glauben in euren Herzen
wohne und ihr in der Liebe eingewurzelt und gegründet seid. So
könnt ihr mit allen Heiligen begreifen, welches die Breite und die
Länge und die Höhe und die Tiefe ist, auch die Liebe Christi er-
kennen, die alle Erkenntnis übertrifft, damit ihr erfüllt werdet mit
der ganzen Gottesfülle.“ (Epheser 3,14-19)
„Wir lassen nicht ab, für euch zu beten und zu bitten, daß ihr er-
füllt werdet mit der Erkenntnis seines Willens in aller geistlichen
Weisheit und Einsicht, daß ihr des Herrn würdig lebt, ihm in allen
Stücken gefallt und Frucht bringt in jedem guten Werk und wachst
in der Erkenntnis Gottes und gestärkt werdet mit aller Kraft durch
seine herrliche Macht zu aller Geduld und Langmut.“ (Kolosser 1,9-
11)
Dies ist die Erkenntnis seines Wesens, die Gott uns schenken
möchte und neben der alles andere belanglos und nichtig erscheint.
350
AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Kapitel 36
Die Gefahr
spekulativer Erkenntnis
Eines der größten Übel, das mit der Suche nach Erkenntnis und
den Forschungen der Wissenschaft einhergeht, ist die Neigung, den
menschlichen Verstand und seine Möglichkeiten zu hoch zu bewer-
ten.
Viele meinen, daß sie den Schöpfer und seine Werke anhand ih-
rer eigenen unvollständigen wissenschaftlichen Erkenntnis beurteilen
könnten. Sie möchten die Natur, die Eigenschaften und die Vor-
rechte Gottes in ihr Denkschema pressen, und schwelgen in speku-
lativen Theorien über den Unendlichen. Wer sich mit derlei Studien
beschäftigt, betritt verbotenen Grund. Seine Forschung wird keine
wertvollen Ergebnisse bringen und kann nur um den Preis ernster
Gefahr für die Seele betrieben werden.
Unsere ersten Eltern gerieten unter die Macht der Sünde, weil
sie dem Wunsch nach einer Erkenntnis nachgaben, die Gott ihnen
versagt hatte. Weil sie diese Erkenntnis unbedingt erlangen wollten,
verloren sie alles, was wirklich wertvoll war. Wenn Adam und Eva
den verbotenen Baum nie berührt hätten, hätte Gott ihnen Erkennt-
nis verliehen – Erkenntnis ohne den Fluch der Sünde, Erkenntnis,
die ihnen immerwährende Freude gebracht hätte. Alles, was sie er-
reichten, als sie sich auf den Versucher einließen, war das unmittel-
bare Erleben der Sünde und ihrer Folgen. Infolge ihres Ungehor-
sams wurde die Menschheit Gott entfremdet und die Erde vom
Himmel getrennt.
Dieser Anschauungsunterricht gilt auch uns. Das Gebiet, auf das
Satan unsere ersten Eltern führte, ist dasselbe, auf das er die Men-
schen auch heute lockt. Er überflutet die Welt mit gefälligen Fabeln.
Mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln verleitet er Men-
351
AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Pantheistische Theorien
Heutzutage finden in Ausbildungseinrichtungen und Kirchen über-
all spiritualistische Lehren Eingang, die den Glauben an Gott und
an sein Wort untergraben.
Die Theorie, Gott sei ein Wesensprinzip, von dem die ganze Na-
tur durchdrungen sei, wird von vielen angenommen, die vorgeben,
an die Bibel zu glauben; aber diese Theorie ist – mag sie auch noch
so schön verpackt sein – eine höchst gefährliche Täuschung. Sie
stellt Gott falsch dar, verunehrt seine Größe und Majestät, und letzt-
lich trägt sie nicht nur dazu bei, die Menschen zu verführen, son-
dern auch dazu, sie zu entwürdigen. Dunkelheit ist ihr Element,
Sinnlichkeit ihre Sphäre. Ihre Annahme führt zur Trennung von
Gott, und für die gefallene menschliche Natur bedeutet das den Un-
tergang.
Infolge der Sünde ist unser Zustand unnatürlich. Die Macht, die
uns wiederherstellt, muß deshalb übernatürlich sein, andernfalls ist
sie wertlos. Es gibt nur eine Macht, die die Umklammerung der
menschlichen Herzen durch das Böse brechen kann, und das ist die
Kraft Gottes in Jesus Christus. Nur durch das Blut des Gekreuzigten
gibt es Reinigung von Sünden. Allein seine Gnade kann uns dazu
befähigen, den Neigungen unserer gefallenen Natur zu widerstehen
und sie zu besiegen. Die spiritualistischen Theorien über Gott lassen
seine Gnade keine Wirkung mehr haben. Wenn Gott ein die gesam-
te Natur durchdringendes Wesensprinzip ist, dann wohnt er auch in
allen Menschen; und um Heiligkeit zu erlangen, braucht der
Mensch dann nur diese ihm innewohnenden Kräfte zu mobilisieren.
Diese Theorien fegen, wenn man sie in ihren logischen Schluß-
folgerungen zu Ende denkt, den ganzen christlichen Erlösungsplan
hinweg. Sie beseitigen die Notwendigkeit der Versöhnung und las-
sen den Menschen sich selbst erlösen. Sie machen sein Wort wir-
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Wer hat dies geschaffen? Er führt ihr Heer vollzählig heraus und
ruft sie alle mit Namen; seine Macht und starke Kraft ist so groß,
daß nicht eins von ihnen fehlt. Warum sprichst du denn, Jakob, und
du, Israel, sagst: „Mein Weg ist dem Herrn verborgen, und mein
Recht geht vor meinem Gott vorüber“? Weißt du nicht? Hast du
nicht gehört? Der Herr, der ewige Gott, der die Enden der Erde
geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unaus-
forschlich.“ (Jesaja 40,12-28)
356
AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
schon wüßtest. Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine
Hand über mir. Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu
hoch, ich kann sie nicht begreifen.“ (Psalm 139,1-6)
„Unser Herr ist groß und von großer Kraft, und unbegreiflich
ist, wie er regiert.“ (Psalm 147,5)
„Denn eines jeden Wege liegen offen vor dem Herrn, und er hat
acht auf aller Menschen Gänge.“ (Sprüche 5,21)
„Er offenbart, was tief und verborgen ist; er weiß, was in der
Finsternis liegt, denn bei ihm ist lauter Licht.“ (Daniel 2,22)
„Der Herr tut, was von alters her bekannt ist.“ (Apostelgeschich-
te 15,18)
„Denn wer hat des Herrn Sinn erkannt, oder wer ist sein Ratge-
ber gewesen? Oder wer hat ihm etwas zuvor gegeben, daß Gott es
ihm vergelten müßte? Denn von ihm und durch ihn und zu ihm
sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit!“ (Römer 11,34-36)
„Aber Gott, dem ewigen König, dem Unvergänglichen und Un-
sichtbaren“, „der allein Unsterblichkeit hat, der da wohnt in einem
Licht, zu dem niemand kommen kann, den kein Mensch gesehen
hat noch sehen kann, dem sei Ehre und ewige Macht!“ (1. Timo-
theus 1,17; 6,16)
„Werdet ihr euch nicht entsetzen, wenn er sich erhebt, und wird
sein Schrecken nicht über euch fallen?“ (Hiob 13,11)
„Ist Gott nicht hoch wie der Himmel? Sieh die Sterne an, wie
hoch sie sind!“ (Hiob 22,12)
„Wer will seine Scharen zählen? Und über wem geht sein Licht
nicht auf?“ (Hiob 25,3)
„Gott tut große Dinge, die wir nicht begreifen. Er spricht zum
Schnee: ,Falle zur Erde!‘ und zum Platzregen, so ist der Platzregen
da mit Macht. So legt er alle Menschen unter Siegel, daß die Leute
erkennen, was er tun kann … Aus der Wolke bricht sein Blitz. Er
kehrt die Wolken, wohin er will, daß sie alles tun, was er ihnen ge-
bietet auf dem Erdkreis: zur Züchtigung für ein Land oder zum Se-
gen läßt er sie kommen. Das vernimm, Hiob, steh still und merke
auf die Wunder Gottes! Weißt du, wie Gott ihnen Weisung gibt und
wie er das Licht aus seinen Wolken hervorbrechen läßt? Weißt du,
wie die Wolken schweben, die Wunder des Allwissenden? …
357
AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Kannst du gleich ihm die Wolkendecke ausbreiten, die fest ist wie
ein gegossener Spiegel? Zeige uns, was wir ihm sagen sollen; denn
wir können nichts vorbringen vor Finsternis … Eben sah man das
Licht nicht, das hinter den Wolken hell leuchtet; als aber der Wind
daherfuhr, da wurde es klar. Von Norden kommt goldener Schein;
um Gott her ist schrecklicher Glanz. Den Allmächtigen erreichen
wir nicht, der so groß ist an Kraft und reich an Gerechtigkeit …
Darum sollen ihn die Menschen fürchten.“ (Hiob 37,5-24)
„Wer ist wie der Herr, unser Gott, im Himmel und auf Erden?
Der oben thront in der Höhe, der herniederschaut in die Tiefe.“
(Psalm 113,5.6)
„Er ist der Herr, dessen Weg in Wetter und Sturm ist; Wolken
sind der Staub unter seinen Füßen.“ (Nahum 1,3)
„Der Herr ist groß und sehr zu loben, und seine Größe ist u-
nausforschlich. Kindeskinder werden deine Werke preisen und dei-
ne gewaltigen Taten verkündigen. Sie sollen reden von deiner ho-
hen, herrlichen Pracht und deinen Wundern nachsinnen; sie sollen
reden von deinen mächtigen Taten und erzählen von deiner Herr-
lichkeit; sie sollen preisen deine große Güte und deine Gerechtig-
keit rühmen … Es sollen dir danken, Herr, alle deine Werke und
deine Heiligen dich loben und die Ehre deines Königtums rühmen
und von deiner Macht reden, daß den Menschen deine gewaltigen
Taten kundwerden und die herrliche Pracht deines Königtums.
Dein Reich ist ein ewiges Reich, und deine Herrschaft währet für
und für … Mein Mund soll des Herrn Lob verkündigen, und alles
Fleisch lobe seinen heiligen Namen immer und ewiglich.“ (Psalm
145,3-21)
358
AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
wagten, die Bundeslade bei ihrer Rückführung aus dem Land der
Philister zu öffnen, wurde ihre Respektlosigkeit hart bestraft.
Bedenkt außerdem das Gericht, das über Usa erging. Als wäh-
rend Davids Regierungszeit die Bundeslade nach Jerusalem getra-
gen wurde, streckte Usa seine Hand aus, um sie festzuhalten. Für
die Vermessenheit, das Symbol der Gegenwart Gottes zu berühren,
mußte er auf der Stelle sterben.
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
(Römer 11,33) Es ist ein Beweis seiner Gnade, daß seine Macht ver-
borgen ist; denn den Vorhang zu heben, der die göttliche Gegen-
wart verbirgt, bedeutet Tod.
Kein sterbliches Denken kann in die geheime Sphäre eindrin-
gen, in der der allmächtige Gott wohnt und wirkt. Wir können von
ihm nur das begreifen, was er für uns begrenzte Wesen geeignet
hält. Die menschliche Vernunft muß eine Autorität anerkennen, die
ihr überlegen ist. Herz und Verstand müssen sich vor dem großen
,Ich bin’ beugen.
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Kapitel 37
362
AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Ungläubige Schriftsteller
Im Sinne einer guten Allgemeinbildung halten es viele für wichtig,
die Werke ungläubiger Schriftsteller zu studieren, weil diese Werke
angeblich so viele „geistvolle Wahrheiten“ enthalten. Aber wer war
denn der Urheber dieser „geistvollen Wahrheiten“? Gott war es,
und Gott allein. Denn er ist die Quelle allen Lichts. Warum sollten
wir dann aber wegen einiger „geistvoller Wahrheiten“ durch eine
Unmenge an Irrtümern waten, die in den Werken Ungläubiger ent-
halten sind, wenn uns alle Wahrheit zur Verfügung steht?
Wie kommt es, daß Menschen, die erklärte Gegner Gottes sind,
oftmals doch erstaunliche Weisheit zum Ausdruck bringen? Satan
selbst wurde an den himmlischen Höfen ausgebildet, und somit ver-
fügt er über ein umfassendes Wissen vom Guten wie vom Bösen.
Geschickt vermischt er das Wertvolle mit dem Verwerflichen, und
so gelingt ihm die perfekte Täuschung. Aber sollen wir Satan als
einen Engel des Lichts empfangen, weil er sich in Kleider himmli-
scher Helligkeit gehüllt hat? Der Versucher hat seine Helfer, die
nach seinen Methoden ausgebildet, von seinem Geist erfüllt und
seinem Werk angepaßt sind. Sollen wir mit denen zusammenarbei-
ten? Sollen wir die Werke seiner Helfer als wichtige und notwendige
Quelle unserer Bildung ansehen?
Wenn alle Zeit und Mühe, die damit zugebracht werden, die
„wertvollen Ideen“ Ungläubiger zu erfassen, für das Studium der
Kostbarkeiten des Wortes Gottes verwendet würden, dann würden
sich Tausende, die jetzt in der Dunkelheit und dem Schatten des
Todes sitzen, der Herrlichkeit des Lichtes des Lebens erfreuen.
363
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Die Klassiker
In den Hochschulen und Universitäten widmen Tausende junger
Leute einen großen Teil ihrer besten Lebensjahre dem Studium des
Altgriechischen und Lateinischen. Indem sie sich mit diesen Studien
befassen, werden Geist und Charakter vom fremdartigen Denken
heidnischer Literatur geprägt, deren Lektüre allgemein als notwen-
diger Bestandteil des Studiums dieser Sprachen angesehen wird.
Diejenigen, die mit den Klassikern vertraut sind, erklären, daß
„die griechischen Tragödien voll sind von Inzest, Mord und Men-
schenopfern für lüsterne und rachsüchtige Götter“. Es wäre für die
Welt weit besser, wenn wir auf die Bildung, die aus solchen Quellen
stammt, verzichten würden.
„Oder könnte jemand auf Kohlen gehen, ohne daß seine Füße
verbrannt würden?“ (Sprüche 6,28) „Kann wohl ein Reiner kom-
men von Unreinen? Auch nicht einer!“ (Hiob 14,4)
Können wir also erwarten, daß die Jugend einen christlichen
Charakter entwickelt, wenn ihre Ausbildung von den Lehren jener
geformt wird, die die Prinzipien des Gesetzes Gottes mißachten?
Wenn Studenten also ihre Selbstbeherrschung beiseite lassen
und sich ohne Hemmungen in Vergnügungen, Zerstreuungen und
Laster stürzen, ahmen sie nur das nach, was ihnen durch diese Stu-
dien gedanklich vorgeführt wird.
Zwar gibt es Berufe, in denen eine Kenntnis des Altgriechischen
und Lateinischen unbedingt nötig ist. Manche müssen diese Spra-
chen also studieren. Aber ihre Kenntnis für den praktischen
Gebrauch könnte ohne das Studium einer Literatur erworben wer-
den, die nur das Böse verherrlicht.
Und viele brauchen überhaupt keine Kenntnis des Altgriechi-
schen und Lateinischen. Statt des Studiums toter Sprachen sollte
man lieber solche Fachgebiete bevorzugen, die den richtigen
Gebrauch aller Kräfte des Körpers und Geistes lehren. Es ist für
Studenten töricht, ihre ganze Zeit dem Erlernen toter Sprachen o-
der dem Erwerb von Buchwissen irgendwelcher Art zu widmen
und dabei die Beschäftigung mit den praktischen Pflichten des Le-
bens zu vernachlässigen.
366
AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Was nehmen Studenten mit, wenn sie die Schule verlassen? Wo-
hin gehen sie? Was werden sie tun? Haben sie die Fähigkeit erwor-
ben, andere zu lehren? Sind sie dazu ausgebildet worden, wahre
Väter und Mütter zu sein? Können sie als weise Ratgeber eine Fa-
milie führen? Die einzige ihren Namen verdienende Ausbildung ist
jene, die junge Männer und Frauen zur Christusähnlichkeit führt,
sie zum Tragen der Verantwortlichkeiten des Lebens befähigt und
sie in die Lage versetzt, ihren Familien vorzustehen. Solch eine
Ausbildung wird durch das Studium heidnischer Klassiker nicht
vermittelt.
Reißerische Literatur
Viele beliebte Publikationen der Gegenwart sind mit reißerischen
Geschichten angefüllt, die der Jugend das Böse schmackhaft ma-
chen und sie vom rechten Weg abbringen.
Den Lebensjahren nach fast noch Kinder werden sie durch diese
Literatur zu Fachleuten des Verbrechens. Sie lassen sich von den
Geschichten, die sie lesen, zur Nachahmung des Bösen anregen.
Zunächst führen sie die geschilderten Taten in ihrer Phantasie aus,
bis ihr Ehrgeiz geweckt wird, doch einmal auszuprobieren, ob sie
auch das Zeug zum Verbrecher haben und dabei dem Gesetz ein
Schnippchen schlagen können.
In der Phantasie von Kindern und Jugendlichen werden die
Szenen, in denen erfundene Zukunftsvisionen geschildert werden,
schnell zu Wirklichkeiten. Wenn darin beispielsweise gesellschaftli-
che Umwälzungen vorhergesagt und alle Vorgehensweisen be-
schrieben werden, die die Schranken von Gesetz und Selbstbeherr-
schung niederreißen, dann lassen sich viele durch diese Darstellun-
gen anregen. Sie werden dann zu Verbrechen angeleitet, die
manchmal noch schlimmer sind als die, welche diese reißerischen
Schreiber schildern.
Durch Einflüsse wie diese wird die Gesellschaft demoralisiert.
Die Saat der Gesetzlosigkeit wird breit ausgestreut. Niemand sollte
sich dann wundern, daß es auch eine reiche Ernte an Verbrechen
geben wird.
367
AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Romane
Liebesgeschichten und frivole, erregende Erzählungen sind in kaum
geringerem Maß ein Fluch für den Leser. Der Schreiber mag so tun,
als ob er moralische Grundsätze vermitteln will, er mag in sein gan-
zes Werk religiöse Gedanken einflechten; doch oft dient das nur
dazu, die darunterliegende Torheit und Wertlosigkeit zu verschlei-
ern.
Die Welt wird von Büchern überflutet, die voller verlockender
Irrtümer sind. Der Jugend wird etwas als Wahrheit präsentiert, was
die Bibel als Unwahrheit anprangert, und sie läßt sich gern täu-
schen. Schließlich wird sie dadurch lebensuntauglich gemacht.
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Christi Lehren
Auch Christus stellte die Grundsätze der Wahrheit im Evangelium
dar. In seiner Lehre können wir die reinen Ströme trinken, die vom
Thron Gottes fließen. Christus hätte den Menschen eine Erkenntnis
geben können, die alle früheren Entdeckungen übertroffen und jede
weitere Entdeckung in den Hintergrund gedrängt hätte. Er hätte
Geheimnis um Geheimnis entschlüsseln und die tatkräftigen, auf-
richtigen Gedanken nachfolgender Generationen bis zum Ende der
Zeit auf diese wundervollen Offenbarungen konzentrieren können.
Aber die Weitergabe der Erkenntnis von der Erlösung wollte er
nicht einen Moment lang unterbrechen.
Seine Zeit, seine Fähigkeiten und sein Leben dienten nur einem
Zweck: der Errettung menschlicher Seelen. Er war gekommen, zu
suchen und zu retten, was verloren war, und nur dies Ziel galt für
ihn. Nichts konnte ihn davon ablenken.
Christus vermittelte nur die Erkenntnis, die Menschen auch wei-
terhalf. Seine Unterweisung war ihren Bedürfnissen angepaßt. Wenn
sie aus purer Neugier mit bohrenden Fragen zu ihm kamen, nutzte
er diese Fragen zu feierlichen, ernsten, lebenswichtigen Appellen.
Denen, die so begierig danach waren, vom Baum der Erkenntnis zu
pflücken, bot er die Frucht vom Baum des Lebens an. Er ließ nur
den Weg offen, der zu Gott führt. Jede Quelle war versiegelt außer
der des ewigen Lebens.
Unser Heiland ermutigte niemanden, die Rabbinerschulen sei-
ner Zeit zu besuchen, weil das Denken dort von dem beständig
wiederholten „Man sagt“ oder „Man hat gesagt“ verdorben worden
wäre. Warum sollten wir die unsicheren Worte von Menschen als
erhabene Weisheit annehmen, wenn uns eine größere, zuverlässige
Weisheit zur Verfügung steht?
Das, was ich von den ewigen Dingen gesehen, und auch das,
was ich an der Schwachheit der Menschen erlebt habe, hat meinen
Geist tief beeindruckt und mein Lebenswerk beeinflußt. Ich kann
nichts entdecken, wofür man den Menschen preisen oder gar ver-
herrlichen müßte. Ich sehe keinen Grund, warum man den Mei-
nungen gelehrter Menschen und sogenannter „großer Männer“ ver-
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
trauen und sie rühmen sollte. Wie können denn jene, denen es an
göttlicher Erleuchtung fehlt, Gottes Pläne und Wege richtig beurtei-
len? Sie leugnen ihn entweder völlig und ignorieren seine Existenz,
oder sie umschreiben seine Macht mit ihrem eigenen begrenzten
Vorstellungsvermögen.
Lassen wir uns doch von dem unterweisen, der Himmel und
Erde erschuf, der die Sterne in ihre Ordnung am Firmament setzte
und Sonne und Mond ihr Werk auftrug.
372
AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Herzensbildung
Was wir brauchen, ist eine Erkenntnis, die Geist und Seele stärkt,
die uns zu besseren Männern und Frauen macht. Herzensbildung
ist weitaus wichtiger als ein umfangreiches theoretisches Wissen. Es
ist zwar gut und sogar notwendig, Kenntnisse über die Welt zu be-
sitzen, in der wir leben; aber wenn wir die Ewigkeit aus unseren
Überlegungen ausklammern, begehen wir einen Fehler, den wir nie
wiedergutmachen können.
Ein Student mag alle seine Kräfte auf den Erwerb von Wissen
richten; aber wenn er keine Gotteserkenntnis besitzt, wenn er den
Gesetzen nicht gehorcht, die sein eigenes Dasein regieren, dann
wird er sich selbst zerstören. Infolge falscher Gewohnheiten verliert
er die Kraft der Selbstachtung; damit verliert er auch die Selbstkon-
trolle. Er kann nicht mehr richtig über die Dinge nachdenken, die
ihn unmittelbar betreffen. Er ist rücksichtslos und unvernünftig in
seinem Umgang mit Geist und Körper. Weil er es versäumt, die
richtigen Grundsätze auszuleben, hat er alle Chancen für diese Welt
und auch für die künftige verspielt.
Wenn die Jugend ihre eigene Schwäche verstünde, fände sie in
Gott ihre Stärke. Wenn sie danach strebt, von ihm unterrichtet zu
werden, wird sie in seiner Weisheit weise, und ihr Leben wird
Früchte des Segens für die Welt tragen. Aber wenn sie sich nur mit
weltlichen und spekulativen Studien beschäftigt und sich so von
Gott trennt, wird sie alles verlieren, was das Leben reich macht.
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Kapitel 38
Die Wichtigkeit,
wahre Erkenntnis zu suchen
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keit, die mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben
wird.“ (2. Timotheus 4,7.8)
Das Leben des Christen ist ein Kampf und ein Vorangehen nach
jedem errungenen Sieg. In diesem Krieg wird niemand freigestellt;
die Bemühung muß fortlaufend und beständig sein. Nur durch un-
aufhörliches Streben behalten wir den Sieg über die Versuchungen
Satans. Christliche Redlichkeit muß mit uneingeschränkter Kraft
angestrebt und mit einer entschiedenen Zielorientierung aufrechter-
halten werden.
Niemand wird aufwärts getragen werden, ohne daß er selbst harte
und unausgesetzte Anstrengungen zu unternehmen bräuchte. Alle
müssen diesen Krieg selbst führen, kein anderer kann unsere
Kämpfe ausfechten. Wir sind persönlich für den Ausgang des
Kampfes verantwortlich; selbst wenn Noah, Hiob und Daniel im
Land lebten, könnten sie weder Sohn noch Tochter durch ihre Ge-
rechtigkeit erretten.
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
stehen; die ganze Gestaltung unseres Lebens muß sich Christus un-
terordnen.
Die kostbaren Gnadengaben des Heiligen Geistes werden nicht
in einem Moment entwickelt. Mut, innere Stärke, Sanftmut, Glaube
und unerschütterliches Vertrauen auf Gottes Errettungskraft werden
nur in jahrelanger Erfahrung erworben. Durch ein Leben heiligen
Strebens und entschlossenen Festhaltens am Richtigen sollen die
Kinder Gottes ihre Bestimmung besiegeln.
377
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euch nicht den Begierden hin, denen ihr früher in der Zeit eurer
Unwissenheit dientet; sondern wie der, der euch berufen hat, heilig
ist, sollt auch ihr heilig sein in eurem ganzen Wandel. Denn es steht
geschrieben (3. Mose 19,2): ,Ihr sollt heilig sein, denn ich bin hei-
lig.’“ (1. Petrus 1,13-16)
Die Gedanken müssen auf Gott ausgerichtet werden. Wir müs-
sen uns ernsthaft bemühen, die bösen Neigungen des natürlichen
Herzens zu überwinden. Unsere diesbezüglichen Anstrengungen,
unsere Selbstverleugnung und Beharrlichkeit müssen dem unendli-
chen Wert des Zieles entsprechen, das wir erreichen wollen. Nur
wenn wir so überwinden, wie Christus überwunden hat, werden wir
die Krone des Lebens gewinnen.
378
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wir sind nur dann vor ihnen sicher, wenn wir unsere Schwachheit
fühlen und uns mit Armen des Glaubens an unseren mächtigen
Erlöser klammern.
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Kapitel 39
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383
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tig verstehen. Wenn sie nicht von göttlicher Weisheit geleitet sind,
stellen sie die Natur und ihre Gesetzmäßigkeiten über den Schöp-
fergott. Deshalb widersprechen rein menschliche wissenschaftliche
Ideen so oft der Lehre von Gottes Wort. Aber für die, die das Licht
des Lebens Christi empfangen, ist die Natur wieder erleuchtet. In
dem Licht, das vom Kreuz her scheint, können wir die Gesetzmä-
ßigkeiten der Natur richtig deuten.
Wer aufgrund persönlicher Erfahrung die Erkenntnis Gottes und
seines Wortes hat, besitzt einen beständigen Glauben an die Gött-
lichkeit der Heiligen Schrift. Er hat erfahren, daß Gottes Wort
Wahrheit ist, und er weiß, daß Wahrheit niemals sich selbst wider-
sprechen kann. Er prüft die Bibel nicht an menschlichen wissen-
schaftlichen Erkenntnissen, sondern er setzt diese Vorstellungen der
Prüfung durch den unfehlbaren Maßstab aus. Er weiß, daß es in
wahrer Wissenschaft nichts geben kann, was der Lehre des Wortes
widerspricht; weil beides denselben Urheber hat, wird ein richtiges
Verständnis von beidem ihre Übereinstimmung erweisen. Was auch
immer in der sogenannten wissenschaftlichen Lehre dem Zeugnis
von Gottes Wort widerspricht, ist rein menschliche Vermutung.
Einem solchen Studenten eröffnet wissenschaftliche Forschung
weite Felder des Denkens und Lernens. Wenn er die Dinge der Na-
tur betrachtet, erreicht ihn eine neue Wahrnehmung von Wahrheit.
Das Buch der Natur und das geschriebene Wort erhellen sich wech-
selseitig. Beide machen ihn besser mit Gott bekannt, indem sie ihn
seinen Charakter und die Gesetze lehren, durch die er wirkt.
Die Erfahrung des Psalmisten ist die Erfahrung, die alle durch
den Empfang von Gottes Wort anhand der Natur und der bibli-
schen Offenbarung erlangen können. Er sagt:
„Herr, du lässest mich fröhlich singen von deinen Werken, und
ich rühme die Taten deiner Hände.“ (Psalm 92,5)
„Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine
Wahrheit, so weit die Wolken gehen. Deine Gerechtigkeit steht wie
die Berge Gottes und dein Recht wie die große Tiefe.“ (Psalm
36,6.7)
„Wie köstlich ist deine Güte, Gott, daß Menschenkinder unter
dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben! … Du tränkst sie mit
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Wonne wie mit einem Strom. Denn bei dir ist die Quelle des Le-
bens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht.“ (Psalm 36,9.10)
„Wohl denen, die ohne Tadel leben, die im Gesetz des Herrn
wandeln! Wohl denen, die sich an seine Mahnungen halten, die ihn
von ganzem Herzen suchen.“ (Psalm 119,1.2)
„Wie wird ein junger Mann seinen Weg unsträflich gehen?
Wenn er sich hält an deine Worte.“ (Psalm 119,9)
„Ich habe erwählt den Weg der Wahrheit, deine Weisungen hab
ich vor mich gestellt.“ (Psalm 119,30)
„Ich behalte dein Wort in meinem Herzen, damit ich nicht wider
dich sündige.“ (Psalm 119,11)
„Und ich wandle fröhlich, denn ich suche deine Befehle.“ (Psalm
119,45)
„Öffne mir die Augen, daß ich sehe die Wunder an deinem Ge-
setz.“ (Psalm 119,18)
„Ich habe Freude an deinen Mahnungen; sie sind meine Ratge-
ber.“ (Psalm 119,24)
„Das Gesetz deines Mundes ist mir lieber als viel tausend Stück
Gold und Silber.“ (Psalm 119,72)
„Wie habe ich dein Gesetz so lieb! Täglich sinne ich ihm nach.“
(Psalm 119,97)
„Deine Mahnungen sind Wunderwerke; darum hält sie meine
Seele.“ (Psalm 119,129)
„Deine Gebote sind mein Lied im Hause, in dem ich Fremdling
bin.“ (Psalm 119,54)
„Dein Wort ist ganz durchläutert, und dein Knecht hat es lieb.“
(Psalm 119,140)
„Dein Wort ist nichts als Wahrheit, alle Ordnungen deiner Ge-
rechtigkeit währen ewiglich.“ (Psalm 119,160)
„Laß meine Seele leben, daß sie dich lobe, und dein Recht mir
helfen.“ (Psalm 119, 175)
„Großen Frieden haben, die dein Gesetz lieben; sie werden nicht
straucheln. Herr, ich warte auf dein Heil und tue nach deinen Ge-
boten. Meine Seele hält sich an deine Mahnungen und liebt sie
sehr.“ (Psalm 119,165-167) „Wenn dein Wort offenbar wird, so er-
freut es und macht klug die Unverständigen.“ (Psalm 119,130)
385
AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
„Du machst mich mit deinem Gebot weiser, als meine Feinde
sind; denn es ist ewiglich mein Schatz. Ich habe mehr Einsicht als
alle meine Lehrer; denn über deine Mahnungen sinne ich nach. Ich
bin klüger als die Alten; denn ich halte mich an deine Befehle.“
(Psalm 119,98-100)
„Dein Wort macht mich klug; darum hasse ich alle falschen We-
ge.“ (Psalm 119,104)
„Deine Mahnungen sind mein ewiges Erbe; denn sie sind mei-
nes Herzens Wonne.“ (Psalm 119,111)
386
AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
387
AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Teil VIII
390
AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Kapitel 40
391
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392
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
wird, die sich selbst und alles, was sie haben, ernstlich seinem
Ruhm widmen. Wenn er es für besser hält, ihre Wünsche nicht zu
erfüllen, wird er diese Verweigerung dadurch ausgleichen, daß er
ihnen Zeichen seiner Liebe gibt und ihnen einen anderen Dienst
anvertraut.
In seiner liebevollen Sorge und Anteilnahme erlaubt er, der uns
besser versteht als wir selbst, uns oftmals nicht, selbstsüchtig die Be-
friedigung unseres Ehrgeizes anzustreben. Er gestattet uns nicht, uns
vor einfachen, aber nötigen Aufgaben zu drücken, die jetzt zu tun
sind. Oft bereiten uns gerade diese einfachen Aufgaben auf ein an-
spruchsvolleres Werk vor. Manchmal müssen auch unsere Pläne
scheitern, damit Gottes Pläne für uns erfolgreich sein können.
Gott verlangt nie ein wirkliches Opfer von uns. Er bittet uns
zwar, auf manches zu verzichten, aber indem wir dies tun, geben
wir nur auf, was uns auf dem himmelwärts gerichteten Weg hinder-
lich wäre. Selbst wenn wir etwas aufgeben müßten, was an und für
sich gut ist, dürfen wir sicher sein, daß Gott etwas Schöneres für uns
plant.
Im künftigen Leben werden die rätselhaften Ereignisse, die uns
hier geärgert und enttäuscht haben, aufgeklärt. Wir werden erken-
nen, daß die scheinbar nicht erhörten Gebete und manche ent-
täuschten Hoffnungen größten Segen bewirkt haben.
Wir sollen jede Pflicht, wie einfach sie auch sein mag, als gehei-
ligt ansehen, weil sie einen Teil unseres Dienstes für Gott darstellt.
Unser tägliches Gebet sollte sein: „Herr, hilf mir dabei, mein Bestes
zu geben. Lehre mich, wie ich meine Aufgabe besser erfüllen kann.
Gib mir Kraft und Freudigkeit. Hilf mir, bei meiner Tätigkeit das
liebevolle Wesen des Heilandes zum Ausdruck zu bringen.“
395
AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Werk der Befreiung Israels aus der Sklaverei perfekt vorbereitet war.
Aber Gott sah das anders. Seine Vorsehung verordnete Mose vier-
zig Jahre der Erziehung als Schafhirte in der Wildnis.
Die Ausbildung, die er in Ägypten erhalten hatte, war ihm in
vieler Hinsicht eine Hilfe; aber die wertvollste Vorbereitung auf sein
Lebenswerk war die, die er als Schafhirte bekam. Von Natur aus
hatte Mose ein ungestümes Wesen. Als erfolgreicher ägyptischer
Militärführer und Liebling des Königs und der Nation war er daran
gewöhnt, Ehrungen und Schmeicheleien entgegenzunehmen. Das
Volk liebte ihn. Deshalb hoffte er, aus eigener Kraft das Werk der
Befreiung Israels zu vollbringen.
Ganz im Gegensatz dazu standen die Lektionen, die er als Be-
auftragter Gottes zu lernen hatte. Wenn er seine Herden durch die
Wildnis der Berge und auf die grünen Weiden der Täler führte,
lernte er Glauben und Sanftmut, Geduld, Demut und Bescheiden-
heit. Er lernte, für die Schwachen zu sorgen, die Kranken zu pfle-
gen, die Weggelaufenen zu suchen, die Widerspenstigen zu ertra-
gen, sich um die Lämmer zu kümmern und die Alten und Schwa-
chen zu ernähren.
Bei dieser Aufgabe kam Mose dem Obersten Hirten näher. Er
wurde mit dem Heiligen Israels eng verbunden. Nun träumte er
nicht länger davon, ein großes Werk zu vollbringen. Statt dessen
bemühte er sich, die ihm aufgetragene Arbeit so zu verrichten, als
täte er sie für Gott. Er erkannte die Gegenwart Gottes in seiner
Umgebung. Die ganze Natur sprach zu ihm von dem Unsichtbaren.
Er lernte Gott als einen persönlichen Gott kennen, und indem er
eingehend über dessen Wesen nachdachte, entwickelte er immer
vollständiger das Bewußtsein seiner Gegenwart. Er fand Zuflucht in
den beständig ausgestreckten Armen seines Herrn.
Nach dieser Erfahrung hörte Mose die Berufung vom Himmel,
seinen Hirtenstab gegen den Herrscherstab auszutauschen, seine
Schafherde zu verlassen und die Führung Israels zu übernehmen.
Diese göttliche Aufforderung erging nun an einen, der sich selbst
nicht sehr viel zutraute, der schweigsam geworden war und ängst-
lich. Er war zutiefst davon überzeugt, daß er kein Sprachrohr für
Gott sein konnte, aber er übernahm das Werk, wobei er sein ganzes
396
AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Vertrauen auf den Herrn setzte. Die Größe dieser Aufgabe mobili-
sierte seine besten Verstandeskräfte. Gott segnete seinen willigen
Gehorsam, und Mose wurde redegewandt, hoffnungsvoll, selbstbe-
herrscht und tauglich für das größte Werk, das jemals einem Men-
schen übertragen worden ist. Von ihm steht geschrieben: „Und es
stand hinfort kein Prophet in Israel auf wie Mose, den der Herr er-
kannt hätte von Angesicht zu Angesicht.“ (5. Mose 34,10)
Jene, die meinen, ihre Arbeit werde nicht genügend gewürdigt,
sollen sich nicht nach einer verantwortungsvolleren Position sehnen.
Sie sollen bedenken, daß „es nicht vom Aufgang und nicht vom
Niedergang kommt, nicht von der Wüste und nicht von den Ber-
gen, sondern Gott ist Richter, der diesen erniedrigt und jenen er-
höht“ (Psalm 75,7.8).
Jeder Mensch hat seinen Platz im ewigen Plan des Himmels. Ob
wir diesen Platz ausfüllen, hängt von unserer eigenen Treue in der
Zusammenarbeit mit Gott ab.
Wir müssen uns vor Selbstmitleid hüten. Gib nie dem Gefühl
nach, daß du nicht genügend geachtet wirst, daß deine Bemühun-
gen nicht geschätzt werden oder daß deine Arbeit zu schwer sei.
Laßt die Erinnerung daran, was Christus für uns erduldet hat, jedes
aufkeimende Murren zum Schweigen bringen. Wir werden besser
behandelt als unser Herr. „Und du begehrst für dich große Dinge?
Begehre es nicht!“ (Jeremia 45,5)
Der Herr hat in seinem Werk keinen Platz für die, die ein größe-
res Verlangen danach haben, die Krone zu erringen, als danach,
das Kreuz zu tragen. Er braucht Menschen, die mehr darauf aus
sind, ihre Pflicht zu tun, als darauf, ihre Belohnung entgegenzu-
nehmen – Menschen, die mehr um Grundsätze als um eine Beloh-
nung bemüht sind.
Jene, die bescheiden sind und jede Arbeit so verrichten als wäre
sie für Gott getan, mögen nicht so viel Aufsehen erregen wie die,
die voller Geschäftigkeit und Selbstherrlichkeit sind; aber ihre Ar-
beit gilt mehr. Oft ziehen jene, die großes Aufsehen erregen, die
Aufmerksamkeit auf sich, stellen sich damit aber zwischen die Men-
schen und Gott, und ihre Arbeit erweist sich deshalb als Mißerfolg.
„Denn der Weisheit Anfang ist: Erwirb Weisheit, und erwirb Ein-
397
AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
sicht mit allem, was du hast. Achte sie hoch, so wird sie dich erhö-
hen und wird dich zu Ehren bringen, wenn du sie herzest.“ (Sprü-
che 4,7.8)
Weil sie nicht die Entschlossenheit besitzen, sich selbst zu be-
herrschen und ihren Charakter zu verbessern, werden negative
Handlungsweisen schnell zur Gewohnheit. Aber das muß nicht so
sein. Sie können ihre Kräfte dazu entwickeln, entschieden die beste
Art des Dienstes zu verrichten. Dann wird man immer nach ihnen
fragen und ihr Dienst wird gebührend anerkannt.
Wenn einige für eine höhere Position qualifiziert sind, wird der
Herr die Last nicht allein auf sie legen, sondern auch auf diejenigen,
die sie geprüft haben, die ihren Wert kennen und sie verständnisvoll
anspornen können. Jene, die Tag für Tag die ihnen aufgetragene
Arbeit zuverlässig ausführen, werden zu der von Gott bestimmten
Zeit seinen Ruf hören: „Übernimm eine verantwortungsvolle Auf-
gabe!“
Als die Schafhirten ihre Herden auf den Hügeln Bethlehems hü-
teten, suchten himmlische Engel sie auf. Auch heute stehen, wenn
der einfache Arbeiter für Gott seiner ihm aufgetragenen Arbeit
nachgeht, Engel Gottes an seiner Seite, die seinen Worten zuhören
und die Art und Weise festhalten, in der er seine Arbeit verrichtet,
um zu sehen, ob man ihm größere Verantwortung übertragen könnte.
Wahre Größe
Gott schätzt Menschen nicht nach ihrem Reichtum, ihrer Ausbil-
dung oder ihrer Position ein. Er schätzt sie vielmehr nach dem Be-
weggrund ihres Handelns und der Größe ihres Charakters ein. Er
achtet darauf, wieviel sie von seinem Geist besitzen und wieviel
Ähnlichkeit zwischen ihm und ihrem Leben besteht. In Gottes
Reich groß zu sein heißt, an Demut, Einfachheit des Glaubens und
Lauterkeit der Liebe wie ein kleines Kind zu sein.
„Ihr wißt“, sagte Christus, „daß die Herrscher ihre Völker nie-
derhalten und die Mächtigen ihnen Gewalt antun. So soll es nicht
sein unter euch; sondern wer unter euch groß sein will, der sei euer
Diener.“ (Matthäus 20,25.26)
398
AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Von all den Gaben, die der Himmel Menschen verleihen kann,
stellt die Gemeinschaft des Leidens mit Christus das wertvollste Gut
und die höchste Ehre dar. Weder Henoch, der in den Himmel auf-
genommen wurde, noch Elia, der in einem feurigen Wagen auffuhr,
waren größer oder geehrter als Johannes der Täufer, der einsam im
Kerker zugrunde ging.
„Denn euch ist es gegeben um Christi willen, nicht allein an ihn
zu glauben, sondern auch um seinetwillen zu leiden.“ (Philipper
1,29)
399
AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Finanzielle Vergütungen
Als Christus seine Jünger dazu berief, ihm nachzufolgen, bot er ih-
nen keine schmeichelhaften Aussichten für dieses Leben an. Er ver-
sprach ihnen keinen Gewinn und keine weltliche Ehre, und sie tra-
fen auch keinerlei Vereinbarung darüber, wie sie bezahlt werden
sollten. Als Matthäus an der Zolleinnahmestelle saß, sagte der Hei-
land: „Folge mir nach! Und er verließ alles, stand auf und folgte ihm
nach.“ (Lukas 5,27.28)
Bevor er diesen Dienst aufnahm, forderte Matthäus nicht erst ein
festes Gehalt, das dem Betrag entsprach, den er vorher erhalten hat-
te. Vielmehr folgte er Jesus nach, ohne zu fragen oder zu zögern. Es
genügte ihm, in der Nähe des Heilands zu sein, seine Worte zu hö-
ren und in seinem Werk mit ihm zusammenarbeiten zu dürfen.
So war es auch bei den Jüngern, die zuvor berufen worden wa-
ren. Als Jesus Petrus und seinen Gefährten gebot, ihm nachzufol-
gen, verließen sie unverzüglich ihre Boote und Netze. Einige dieser
Jünger hatten Freunde, die von ihrer Unterstützung abhingen; aber
als sie die Einladung des Heilands erhielten, zögerten sie nicht und
fragten auch nicht: „Wie werde ich leben und meine Familie erhal-
ten?“ Vielmehr gehorchten sie dem Ruf; und als Jesus sie später
fragte: „Als ich euch ausgesandt habe ohne Geldbeutel, ohne Ta-
sche und ohne Schuhe, habt ihr da je Mangel gehabt?“, konnten sie
antworten: „Niemals!“ (Lukas 22,35)
Heute beruft uns der Heiland in sein Werk, wie er Matthäus, Jo-
hannes und Petrus berufen hat. Wenn unser Herz von seiner Liebe
angerührt ist, wird die Vergütungsfrage in unserem Denken nicht an
erster Stelle stehen.
Wir sollen uns freuen, Mitarbeiter Christi zu sein, und uns nicht
davor fürchten, seiner Fürsorge zu vertrauen. Wenn wir Gott zu un-
serer Stärke machen, werden wir klare Vorstellungen von unserer
Pflicht und selbstlose Bestrebungen verfolgen; unser Leben wird
von einer edlen Absicht geleitet werden, die uns über alle niedrigen
Beweggründe erhebt.
400
AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Ermutigender Glaube
Die treue Erfüllung heutiger Pflichten bildet die beste Vorbereitung
für die morgigen Prüfungen. Nehmt nicht die Verpflichtungen und
Sorgen von morgen und fügt sie der Last von heute hinzu. „Es ist
genug, daß jeder Tag seine eigene Plage hat.“ (Matthäus 6,34)
Laßt uns hoffnungsvoll und mutig sein. Niedergeschlagenheit im
Dienst für Gott ist sündig und unvernünftig. Er kennt alle unsere
Bedürfnisse. Mit der Allmacht des Königs aller Könige vereinigt
unser bündnistreuer Gott die Freundlichkeit und Fürsorge eines lie-
401
AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
bevollen Hirten. Seine Macht ist absolut, und sie ist das Verspre-
chen der zuverlässigen Erfüllung seiner Verheißungen für alle, die
ihm vertrauen. Er kann jedes Problem lösen, so daß diejenigen, die
ihm dienen und sein Handeln respektieren, bewahrt werden. Seine
Liebe steht so weit über jeder anderen wie die Himmel über der
Erde. Mit immerwährender und grenzenloser Liebe wacht er über
seine Kinder.
Habt auch an den dunkelsten Tagen, wenn die Aussichten nur
noch düster erscheinen, Vertrauen zu Gott. Er führt seinen Willen
aus, wobei er nie die Belange seines Volkes außer acht läßt. Die
Stärke derjenigen, die ihn lieben und ihm dienen, wird tagtäglich
erneuert werden.
Er kann und will seinen Dienern alle Hilfe schenken, die sie
brauchen. Er wird ihnen die Weisheit geben, die ihre vielfältigen
Bedürfnisse erfordern.
Der vielgeprüfte Apostel Paulus sagte: „Und er hat zu mir gesagt:
Laß dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den
Schwachen mächtig. Darum will ich mich am allerliebsten rühmen
meiner Schwachheit, damit die Kraft Christi bei mir wohne. Darum
bin ich guten Mutes in Schwachheit, in Mißhandlungen, in Nöten,
in Verfolgungen und Ängsten, um Christi willen; denn wenn ich
schwach bin, so bin ich stark.“ (2. Korinther 12,9.10)
402
AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
Kapitel 41
403
AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
hen. Das Kind mag sich über die Ängste und Ratlosigkeiten seines
Vaters wundern; sie erscheinen ihm unnötig. Aber wenn es im Lau-
fe der Jahre eigene Erfahrungen gesammelt hat, wenn es selbst ler-
nen mußte, seine Lasten zu tragen, wird es auf das Leben seines
Vaters zurückschauen und verstehen, was einst so unverständlich
war. Traurige Erfahrungen ließen den Charakter reifen.
Der Dienst solcher belasteten Menschen wird oft nicht verstan-
den, ihre Leiden werden nicht gewürdigt, bis der Tod sie hinweg-
rafft. Wenn dann andere diese Lasten übernehmen müssen, und auf
die gleichen Schwierigkeiten stoßen, denen sie begegnet waren,
werden sie besser verstehen, auf welche Weise ihr Glaube und Mut
geprüft wurden.
Oft erscheinen dann die Fehler, die man einst so lautstark bean-
standet hatte, als nicht mehr so gravierend. Die Erfahrung lehrt
nämlich Mitgefühl. Gott stellt Menschen auf verantwortungsvolle
Positionen. Wenn sie Fehler begehen, hat er die Macht, diese Men-
schen zu ändern oder aus ihren Positionen zu entfernen. Wir sollten
also darauf achten, das Werk des Richtens, das Gottes Sache ist,
nicht selbst in die Hand zu nehmen.
Das Verhalten Davids gegenüber Saul mag uns als Beispiel die-
nen. Gemäß der Anweisung Gottes war Saul zum König über Israel
gesalbt worden. Wegen seines Ungehorsams entschied der Herr,
daß das Königreich von ihm genommen werden sollte. Wie liebe-
voll, höflich und nachsichtig war ungeachtet dessen das Benehmen
Davids ihm gegenüber!
Als er David nach dem Leben trachtete, kam Saul in die Wildnis
und betrat ohne Wachbegleitung gerade die Höhle, in der David
mit seinen Kriegern versteckt lag. „Da sprachen die Männer Davids
zu ihm: Siehe, das ist der Tag, von dem der Herr zu dir gesagt hat:
Siehe, ich will deinen Feind in deine Hände geben, daß du mit ihm
tust, was dir gefällt … Und er sprach zu seinen Männern: Das lasse
der Herr ferne von mir sein, daß ich das tun sollte und meine Hand
legen an meinen Herrn, den Gesalbten des Herrn; denn er ist der
Gesalbte des Herrn.“ (1. Samuel 24,5.7)
Der Heiland bittet uns: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet
werdet. Denn nach welchem Recht ihr richtet, werdet ihr gerichtet
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
werden; und mit welchem Maß ihr meßt, wird euch zugemessen
werden.“ (Matthäus 7,1.2) Denkt daran, daß die Aufzeichnungen
eures Lebens bald von Gott untersucht werden. Bedenkt auch, daß
er gesagt hat: „Darum, o Mensch, kannst du dich nicht entschuldi-
gen, wer du auch bist, der du richtest. Denn worin du den andern
richtest, verdammst du dich selbst, weil du ebendasselbe tust, was
du richtest.“ (Römer 2,1)
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Höflichkeit
Der Herr Jesus fordert uns dazu auf, die Rechte eines jeden Men-
schen zu achten. Dabei gilt es sowohl die sozialen Rechte der Men-
schen als auch ihre Rechte als Christen zu berücksichtigen. Alle
sollen wir mit Feingefühl und Takt als Söhne und Töchter Gottes
behandeln.
Der christliche Glaube wird einen Menschen zur Höflichkeit er-
ziehen. Christus war höflich, auch gegenüber seinen Verfolgern;
und seine wahren Nachfolger werden dieselbe Haltung beweisen.
Seht auf Paulus, als er vor Herrscher gestellt wurde. Seine Rede vor
König Agrippa ist ein Beispiel wahrer Höflichkeit und überzeugen-
der Beredsamkeit. Das Evangelium unterstützt nicht die förmliche
Höflichkeit, wie sie in der Welt üblich ist, sondern die Höflichkeit,
die aus wahrer Herzensfreundlichkeit erwächst.
Die sorgfältigste Verfeinerung der im Leben allgemein üblichen
Anstandsregeln genügt nicht, um ein mürrische Wesen, hartes Urtei-
len und unpassende Reden zu beseitigen. Eine wahre Wesensände-
rung wird niemals eintreten, solange das Ich als das wichtigste Ziel
angesehen wird. Die Liebe muß im Herzen wohnen. Ein konse-
quenter Christ bezieht die Motive seines Handelns aus einer tiefen,
herzlichen Liebe zu seinem Herrn. Aus den Wurzeln seiner Zunei-
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Selbstdisziplin
Wir sind niemals allein. Ständig haben wir einen Begleiter, ob wir
ihn nun auswählen oder nicht. Bedenke, daß Gott anwesend ist, wo
auch immer du bist und was auch immer du tust. Nichts, was ge-
sagt, getan oder gedacht wird, kann seiner Aufmerksamkeit entge-
hen.
Für jedes deiner Worte und jede deiner Taten gibt es einen
Zeugen – den heiligen Gott, der die Sünde haßt. Bedenke dies im-
mer, bevor du sprichst oder handelst. Als Christ bist du ein Mit-
glied der königlichen Familie, ein Kind des himmlischen Königs.
Sprich kein Wort, führe keine Handlung aus, die „den guten Na-
men, der über euch genannt ist“ (Jakobus 2,7), in Mißkredit brin-
gen.
Studiert sorgfältig den göttlich-menschlichen Charakter Jesu und
fragt euch beständig: „Was würde Jesus tun, wenn er sich in meiner
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für uns in den Tod gab. Es lohnt sich nie, unseren Klagen nachzu-
hängen. Gott fordert uns auf, an seine Gnade und unvergleichliche
Liebe zu denken, damit wir von Lobpreis erfüllt werden.
Ernsthafte Arbeiter haben keine Zeit, sich mit den Fehlern ande-
rer zu beschäftigen. Wir können es uns nicht leisten, unser eigenes
Image auf Kosten der Fehler oder Schwächen anderer aufzupolie-
ren. Über andere schlecht zu reden stellt einen zweifachen Fluch
dar, der schwerer auf den Redner als auf den Hörer zurückfällt.
Derjenige, der die Saat des Streits und der Zwietracht aussät, erntet
die tödlichen Früchte in seiner eigenen Seele.
Gerade das Suchen nach Schlechtem bei anderen Menschen
entwickelt dieses Schlechte in jenen, die danach suchen. Indem wir
bei den Fehlern anderer verweilen, werden wir in dasselbe Bild
verwandelt. Wenn wir aber auf Jesus schauen und von seiner Liebe
und charakterlichen Vollkommenheit sprechen, werden wir in sein
Bild verwandelt. Indem wir das hohe Ideal betrachten, das er uns
vor Augen gestellt hat, werden wir in eine reine und heilige Atmo-
sphäre erhoben, sogar in die Gegenwart Gottes. Wenn wir uns hier
aufhalten, dann geht von uns ein Licht aus, das alle erstrahlen läßt,
die mit uns in Berührung kommen.
Anstatt andere zu kritisieren und zu verdammen, sage dir: „Ich
muß mich um meine eigene Errettung kümmern. Wenn ich mit Je-
sus zusammenarbeite, der meine Seele retten will, muß ich mich
selbst sorgfältig beobachten. Ich muß jedes Übel aus meinem Le-
ben entfernen. Ich muß jeden Fehler überwinden. Ich muß zu einer
neuen Kreatur in Christus werden. Dann kann ich auch diejenigen,
die gegen das Böse kämpfen, mit ermutigenden Worten stärken,
anstatt sie zu schwächen.“ Wir gehen zu gleichgültig miteinander
um. Zu oft vergessen wir, daß unsere Mitstreiter in der Arbeit für
Gott Kraft und Ermunterung brauchen. Zeigt ihnen euer Interesse
und euer Mitgefühl. Helft ihnen durch eure Gebete und laßt es sie
wissen, daß ihr dies tut.
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Kapitel 42
Charakterstärke
Menschen mit Durchhaltevermögen werden benötigt, Menschen,
die nicht darauf warten, daß man ihren Weg ebnet und jedes Hin-
dernis beiseite räumt, Menschen, die die erlahmenden Bemühun-
gen entmutigter Arbeiter mit neuem Eifer erfüllen, Menschen, de-
ren Herzen von christlicher Liebe erfüllt sind, und deren Hände
kräftig zupacken, um das Werk ihres Meisters zu tun.
Einige, die einen missionarischen Dienst tun, sind charakter-
schwach, kaum belastbar, lustlos und leicht entmutigt. Es fehlt ihnen
an Tatkraft. Es fehlen jene positiven Charakterzüge, die Kraft ge-
ben, etwas in Gang zu bringen – es fehlt der Schwung und die E-
nergie, Begeisterung zu entzünden.
Wer Erfolg haben will, muß mit Mut und Hoffnung ans Werk
gehen. Sie sollten nicht nur die passiven, sondern auch die aktiven
Tugenden pflegen. Sie sollen zwar eine sanfte Antwort geben kön-
nen, die den Zorn stillt, müssen aber auch den Mut eines Helden
besitzen, um dem Bösen zu widerstehen. Neben der Nächstenliebe,
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AUF DEN SPUREN DES GROSSEN ARZTES
die alle Dinge erträgt, brauchen sie auch die Charakterstärke, die
ihrem Einfluß durchgreifende Wirkung verleiht.
Einige besitzen keine Charakterfestigkeit. Ihre Pläne und Ziele
sind nebulös und verschwommen. Sie werden in der Welt nur we-
nig bewirken. Diese Schwäche, Unschlüssigkeit und Ineffizienz sollte
überwunden werden. In einem wahrhaft christlichen Charakter liegt
eine Unbeugsamkeit, die von widrigen Umständen nicht verformt
oder gar überwunden werden kann. Wir müssen ein moralisches
Rückgrat haben, eine Lauterkeit, die nicht verführt, bestochen oder
eingeschüchtert werden kann.
Geistespflege
Gott wünscht, daß wir von jeder Gelegenheit Gebrauch machen,
uns auf sein Werk vorzubereiten. Er erwartet, daß wir alle unsere
Kräfte in die Durchführung dieses Werkes investieren und unsere
Herzen für die Heiligkeit des Werks und seine ehrfurchtgebietenden
Verantwortlichkeiten lebendig erhalten.
Viele, die von ihrer Begabung her eine hervorragende Arbeit
leisten könnten, bringen nur wenig zustande, weil sie sich nur wenig
vornehmen. Tausende gehen durchs Leben, als ob sie kein großes
Ziel hätten, für das man leben, als ob es keinen hohen Standard
gäbe, den man erreichen soll. Eine Ursache hierfür liegt in ihrer
geringen Selbsteinschätzung. Christus aber bezahlte einen unendlich
hohen Preis für uns und wünscht deshalb, daß wir uns gemäß die-
ses Preises unseres Wertes bewußt sind.
Gebt euch nicht damit zufrieden, nur einen niedrigen Standard
zu erreichen. Wir sind nicht das, was wir sein könnten oder was wir
gemäß Gottes Willen sein sollten. Gott hat uns Verstandeskräfte
nicht dazu gegeben, daß sie brach liegen oder daß wir sie für frag-
würdige und schmutzige Geschäfte anwenden, sondern dazu, daß
sie bestmöglich entwickelt, verfeinert, geheiligt, veredelt und zur
Förderung seines Reiches genutzt werden.
Niemand sollte zulassen, daß er wie ein bloßer Automat vom
Geist eines anderen Menschen gesteuert wird. Gott hat uns zum
eigenständigen Denken und Handeln befähigt, und durch sorgfälti-
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ges Handeln, bei dem man Weisheit von Gott erbittet, wird man
fähig zum Tragen von Verantwortung. Behauptet die euch von Gott
gegebene Persönlichkeit. Werdet nicht zum Schatten einer anderen
Person. Erwartet statt dessen, daß der Herr in und durch euch wirkt.
Denkt niemals, daß ihr schon genügend gelernt hättet und nun
in euren Bemühungen nachlassen könntet. Der Maßstab für den
Menschen ist die Vervollkommnung seines Geistes. Eure Ausbil-
dung sollte eure ganze Lebenszeit hindurch andauern; täglich solltet
ihr etwas lernen und das erlangte Wissen praktisch anwenden.
Denkt daran, in welcher Position ihr auch immer tätig seid: Eure
Beweggründe müssen erkennbar sein und euer Charakter muß sich
weiterentwickeln. Worin auch immer eure Arbeit besteht, erledigt
sie akkurat und sorgfältig; kämpft gegen die Neigung, immer den
bequemsten Weg zu gegen.
Derselbe Geist und dieselben Grundsätze, mit denen jemand
seine tägliche Arbeit angeht, wirken auch im ganzen Leben. Dieje-
nigen, die ein vorgegebenes Arbeitspensum erfüllen und eine fest-
gesetzte Entlohnung erhalten, aber kein Interesse zeigen, etwas da-
zuzulernen oder sich anzupassen, eignen sich nicht zur Mitarbeit an
Gottes Sache. Diejenigen, die permanent bestrebt sind, so wenig
wie möglich körperliche, geistige und moralische Kraft einzusetzen,
sind nicht die Arbeiter, die Gott reichlich segnen kann. Ihr Beispiel
wirkt ansteckend. Egoismus bildet ihr vorherrschendes Motiv. Die-
jenigen, die dauernd kontrolliert werden müssen und nur arbeiten,
wenn ihnen jede Aufgabe einzeln aufgetragen wird, kann Gott nicht
als gut und getreu bezeichnen. Vielmehr werden Arbeiter ge-
braucht, die Energie, Redlichkeit und Sorgfalt aufweisen, die mit-
denken und von sich aus alles tun, was nötig ist.
Viele scheitern, weil sie aus Furcht vor Fehlern keine Verantwor-
tung übernehmen wollen. Deshalb fehlt ihnen das Wissen, das allein
aus der Erfahrung erwächst und das man nicht durch Fachliteratur,
Studium und auf andere Weise erlangen kann.
Der Mensch kann die Umstände verändern, aber man sollte den
Umständen nicht erlauben, den Menschen zu verändern. Wir soll-
ten die Umstände als Mittel nutzen, mit denen man arbeiten kann.
Wir sollen sie meistern, ihnen aber nicht erlauben, uns zu meistern.
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Ihr kennt die Höhe, von der er herabstieg, die Tiefe der Ernied-
rigung, in die er sich hinunterbegab. Seine Füße betraten den Pfad
der Opferung und wichen nicht von ihm ab, bis er sein Leben hin-
gegeben hatte. Es gab keine Ruhepause für ihn zwischen dem
Thron im Himmel und dem Kreuz. Seine Liebe zur Menschheit
veranlaßte ihn, jede Demütigung geduldig hinzunehmen und jede
Qual zu ertragen.
Paulus ermahnt uns: „Ein jeder sehe nicht auf das Seine, son-
dern auf das, was dem andern dient.“ Er bittet uns, den Geist zu
besitzen, „der auch in Jesus Christus war: Er, der in göttlicher Ges-
talt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern
entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Men-
schen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt. Er er-
niedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum To-
de am Kreuz.“ (Philipper 2,4-8)
Für Paulus war es ein wichtiges Anliegen, daß wir die Erniedri-
gung Christi verstehen und anerkennen. Er war davon überzeugt,
daß, wenn die Menschen das erstaunliche Opfer begreifen, welches
von der himmlischen Majestät gebracht wurde, alle Ichbezogenheit
aus ihren Herzen schwindet. Der Apostel verweilt bei einem Punkt
nach dem anderen, damit wir bis zu einem gewissen Grad die
wunderbare Herablassung des Heilands für die Sünder begreifen.
Er lenkt den Sinn zuerst auf die Position, die Christus im Himmel
an der Seite seines Vaters innehatte; er offenbart ihn anschließend
als jemanden, der seinen Ruhm beiseitelegt, sich freiwillig den de-
mütigenden Bedingungen menschlichen Lebens unterwirft, die
Verpflichtungen eines Knechtes annimmt und gehorsam bis zum
Tode wird, und zwar bis zu dem schändlichsten, abscheulichsten
und qualvollsten Tod, dem Tod am Kreuz.
Können wir diese wunderbare Offenbarung der Liebe Gottes
betrachten ohne Dankbarkeit und Liebe und ohne uns gleichzeitig
der Tatsache bewußt zu werden, daß wir uns nicht selbst gehören?
Einem solchen Meister sollte man nicht widerwillig oder aus egoisti-
schen Motiven dienen.
„Ihr wißt“, sagt Petrus, „daß ihr nicht mit vergänglichem Silber
oder Gold erlöst seid.“ (1. Petrus 1,18) Hätte dies genügt, um die
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Erlösung der Menschen zu erkaufen, wie leicht hätte sie dann von
dem vollbracht werden können, der sagt: „Mein ist das Silber, und
mein ist das Gold“ (Haggai 2,8)! Aber die Sünder konnten nur
durch das kostbare Blut des Sohnes Gottes erlöst werden. Diejeni-
gen, die dieses wunderbare Opfer nicht würdigen, lehnen den
Dienst Christi ab und werden an ihrer Selbstbezogenheit zugrunde-
gehen.
Zielstrebigkeit
Alles im Leben Christi war seinem Werk untergeordnet, dem gro-
ßen Werk der Erlösung. Nur dazu war er gekommen. Dieselbe
Hingabe, Selbstverleugnung und Aufopferung, dieselbe Unterord-
nung unter die Forderungen des Wortes Gottes muß bei seinen
Jüngern sichtbar werden.
Jeder, der Christus als seinen persönlichen Erlöser annimmt,
wird es als ein Vorrecht ansehen, Gott zu dienen. Wenn er darüber
nachsinnt, was der Himmel für ihn getan hat, wird sein Herz von
grenzenloser Liebe und inniger Dankbarkeit bewegt. Er wird mit
Freude seine Dankbarkeit dadurch bekunden, daß er seine Fähig-
keiten Gott zur Verfügung stellt. Er wünscht seine Liebe zu Christus
und zu den Menschen, die Christus von dieser Welt erkauft hat, zu
zeigen. Er scheut keine Mühe, keine Not und kein Opfer.
Der wahre Mitarbeiter Gottes wird sein Bestes tun, weil er damit
seinen Meister verherrlichen kann. Er wird das Richtige tun, um
den Anforderungen Gottes zu genügen. Er wird danach streben, all
seine Fähigkeiten zu verbessern. Er wird jede Pflicht so erfüllen, als
stünde Gott neben ihm. Sein größter Wunsch wird sein, Christus zu
ehren und ihm mit allen Kräften zu dienen.
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Kapitel 43
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wird. Der Wille Gottes soll auf Erden geschehen, wie er im Himmel
geschieht. Die Völker der Erretteten werden kein anderes Gesetz
mehr kennen als das des Himmels.
Alle werden eine glückliche, vereinte Familie sein, bekleidet mit
dem Gewand des Lobpreises und der Danksagung – dem Kleid der
Gerechtigkeit Christi. Die ganze Natur in ihrer unvergleichlichen
Schönheit wird Gott Lobpreis und Anbetung darbringen. Die Welt
wird in das Licht des Himmels getaucht werden. Das Licht des
Mondes wird wie das Licht der Sonne sein, und das Licht der Son-
ne wird siebenmal heller sein als jetzt. Die Jahre werden in Fröh-
lichkeit vorbeiziehen. Über dieser Szene werden die Morgensterne
gemeinsam singen, und die Kinder Gottes werden vor Freude ju-
beln, wenn Gott und Jesus gemeinsam verkündigen werden: „Es
wird nun keine Sünde mehr geben, und auch der Tod wird nicht
mehr sein.“
Diese Visionen künftiger Herrlichkeit, diese von Gottes Hand
gemalten Szenen sollten seinen Kindern teuer sein.
Steht an der Schwelle der Ewigkeit und hört das gnädige Will-
kommen, das all denen entboten wird, die in diesem Leben mit
Christus zusammengearbeitet haben – wobei sie es als ein Vorrecht
und eine Ehre ansahen, um seinetwillen zu leiden. Mit den Engeln
legen sie ihre Kronen dem Erlöser zu Füßen und rufen aus: „Das
Lamm, das geschlachtet ist, ist würdig, zu nehmen Kraft und Reich-
tum und Weisheit und Stärke und Ehre und Preis und Lob … Dem,
der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm sei Lob und Ehre und
Preis und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit!“ (Offenbarung 5,12.13)
Dort begrüßen die Erlösten jene, die sie zu dem erhöhten Hei-
land geführt haben. Sie vereinen sich im Lobpreis dessen, der starb,
damit menschliche Wesen das Leben erhalten können, das mit dem
Leben Gottes vergleichbar ist. Der Kampf ist vorüber. Aller Kum-
mer und Streit sind zu Ende. Siegeslieder erfüllen den ganzen
Himmel, wenn die Erlösten vor Gottes Thron stehen. Alle stimmen
in den freudigen Vers ein: „Würdig ist das Lamm, das geschlachtet
wurde und uns zu Gott erlöst hat.“
„Danach sah ich, und siehe, eine große Schar, die niemand zäh-
len konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und
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Sprachen; die standen vor dem Thron und vor dem Lamm, ange-
tan mit weißen Kleidern und mit Palmzweigen in ihren Händen,
und riefen mit großer Stimme: Das Heil ist bei dem, der auf dem
Thron sitzt, unserm Gott, und dem Lamm!“ (Offenbarung 7,9.10)
„Diese sind’s, die gekommen sind aus der großen Trübsal und
haben ihre Kleider gewaschen und haben ihre Kleider hell gemacht
im Blut des Lammes. Darum sind sie vor dem Thron Gottes und
dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel; und der auf dem
Thron sitzt, wird über ihnen wohnen. Sie werden nicht mehr hun-
gern noch dürsten; es wird auch nicht auf ihnen lasten die Sonne
oder irgendeine Hitze; denn das Lamm mitten auf dem Thron wird
sie weiden und leiten zu den Quellen des lebendigen Wassers, und
Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen.“ (Offenbarung
7,14-17) „Und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Ge-
schrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.“
(Offenbarung 21,4)
Wir sollen uns diese Vision der unsichtbaren Dinge stets vor Au-
gen halten. Auf diese Weise werden wir imstande sein, die ewigen
Dinge einerseits und die zeitlichen anderseits richtig zu bewerten.
Diese Vision ist es, die uns die Kraft gibt, andere von dieser Wirk-
lichkeit zu überzeugen.
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seines Lebens die Last der Verantwortung für Israel ablegte, rief ihn
Gott auf den Gipfel des Berges Pisga und breitete vor ihm die Herr-
lichkeit des verheißenen Landes aus.
Bevor die Jünger zu ihrer Mission hinausgingen, wurden sie mit
Jesus auf einen Berg gerufen. Vor der Kraft und Herrlichkeit von
Pfingsten lagen die Nacht des Gemeinschaftsmahls mit dem Hei-
land, die Versammlung auf dem Berg in Galiläa, die Abschiedssze-
ne auf dem Ölberg, die Verheißung des Engels nach Christi Him-
melfahrt und die Tage des Gebets und der Gemeinschaft in dem
oberen Saal.
Jedesmal, wenn sich Jesus auf eine große Prüfung oder ein wich-
tiges Werk vorbereitete, wollte er sich in die Einsamkeit der Berge
zurückziehen und die Nacht im Gebet verbringen. Eine Nacht des
Gebets lag vor der Berufung der Apostel, vor der Bergpredigt, vor
der Verklärung, vor dem Todeskampf im Gerichtssaal und am
Kreuz und vor der Auferstehung in Herrlichkeit.
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ten brauchen. Sie verpassen sie, weil sie keine ausreichende Ge-
meinschaft mit dem Himmel pflegen.
Die Versuchungen, denen wir täglich ausgesetzt sind, machen
das Gebet zu einer Notwendigkeit. Auf jedem Weg lauern Gefah-
ren. Diejenigen, die andere vor Lastern und Verderben retten wol-
len, sind der Versuchung besonders ausgesetzt. Da sie in beständi-
gem Kontakt mit dem Bösen stehen, brauchen sie einen starken
Halt bei Gott; andernfalls werden sie selbst verdorben. Kurz und
entscheidend sind die Schritte, die Menschen von hohem und heili-
gem Boden hinunter auf eine niedrige Ebene führen. In einem Mo-
ment können Entscheidungen getroffen werden, die eines Menschen
Schicksal entscheiden. Ein Fehler, den man nicht ernst nimmt, öff-
net die Türen. Eine schlechte Gewohnheit wird, wenn wir sie nicht
ernsthaft bekämpfen, sich zu einer Fessel aus Stahl verstärken und
den ganzen Menschen gefangenhalten.
Die Ursache dafür, daß so viele in der Versuchung sich selbst
überlassen sind, liegt darin, daß sie den Herrn nicht überallhin mit-
nehmen. Wenn wir es zulassen, daß unsere Gemeinschaft mit Gott
unterbrochen wird, dann sind wir schutzlos. Selbst alle deine guten
Ziele und Absichten werden dich nicht dazu befähigen, dem Bösen
zu widerstehen. Deshalb müßt ihr Männer und Frauen des Gebets
sein. Eure Bitten dürfen nicht zaghaft, nur gelegentlich und von
Stimmungen abhängig sein, sondern ernst, kontinuierlich und be-
ständig. Es ist nicht immer notwendig, sich zum Gebet niederzu-
knien. Pflege die Gewohnheit, mit dem Heiland zu sprechen, wenn
du allein bist, wenn du gehst und wenn du mit deiner täglichen Ar-
beit beschäftigt bist. Laß das Herz beständig in stiller Bitte um Hilfe,
Erhellung, Stärke und Erkenntnis erhoben sein. Laß jeden Atemzug
ein Gebet sein.
Als Arbeiter für Gott müssen wir Menschen dort erreichen, wo
sie sind, umgeben von Dunkelheit, versunken in Laster und befleckt
mit Verdorbenheit. Aber solange wir unseren Sinn auf den Einen
richten, der unsere Sonne und unser Schild ist, wird das Böse, das
uns umgibt, nicht einen einzigen Flecken auf unser Gewand brin-
gen. Während wir für die Rettung derer arbeiten, die verlorenzuge-
hen drohen, werden wir selbst dabei nicht zugrunde gehen, wenn
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