Altorientalische Und Semitische Onomastik
Altorientalische Und Semitische Onomastik
Altorientalische Und Semitische Onomastik
Band 296
herausgegeben von
Michael P, Streck und Stefan Weninger
2002
Ugarit-Verĩag
M ü n ste r
Altorientalische und semitische
Onomastik
herausgegeben von
Michael P. Streck und Stefan Weninger
Alter Orient und Altes Testament
Veröffentlichungen zur Kultur und Geschichte des Alten Orients
und des Alten Testaments
Band 296
Herausgeber
Beratergremium
R. Albertz • J. Bretschneider • St. Maul
K.A. Metzler • H. Neumann • U. Rüterswörden
W. Sallaberger • G. Selz • W. Zwickel
2002
Ugarit-Verlag
Münster
Altorientalische und semitische
Onomastik
herausgegeben von
Michael P. Streck und Stefan Weninger
2002
Ugarit-Verlag
Münster
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme
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ļ MAfìBunG___________ \
ISBN 3-934628-25-7
V orw ort...................................................................................................................... v
Inhaltsverzeichnis.....................................................................................................vii
M anfred K rcbcrnik
Zur Struktur und Geschichte des älteren sumerischen Onomastikons...... 1
Johann Tischler
Zur Morphologie und Semantik der hethitischen Personen- und
Göttem am en.................................................................................................75
Günther Vittmann
Ägyptische Onomastik der Spätzeit im Spiegel der nordwestsemiti
schen und karischen Nebenüberlieferung...................................................85
M ichael P. Streck
Sprachliche Innovationen und Archaismen in den akkadischen
Personennamen...........................................................................................109
G abor K alla
Namengebung und verwandtschaftliche Beziehungen in der
altbabylonischen Z e it................................................................................. 123
Rcginc Pruzsinszki
Beobachtungen zur geschlechtsspezifischen Namengebung anhand
des Emar-Onomastikons............................................................................ 171
Hans Rcchcnmachcr
Eigennamen in einer Datenbank. Methodische Überlegungen am
Beispiel des althebräischen K o rp u s.......................................................... 185
Alexander Sima
Neue Möglichkeiten der altsüdarabischen Namenforschung.................. 195
Stefan Weninger
Arabische Imperfektnamen..................................................................... 209
Indizes 227
Zur Struktur und Geschichte des älteren sumerischen
Onomastikons
Vorbemerkung: Auf Quellen (und Alter) der zitierten Namen wird jeweils in knappster Form durch
Siglen hingewiesen, die sich auf Referenzwerke bzw. Indices von Texteditionen beziehen (in der
angegebenen, etwa der Chronologie entsprechenden Reihenfolge):
Individuelle Quellen sind nur angegeben, wenn erforderlich (z. B. wenn ein Name in der genannten
Literatur nicht vorkommt oder die dortige Lesung von der hier vertretenen abweicht). Um das
Auťīinden zu erleichtern, wurden konventionelle Lautwerte wie b á r a, s u m oder š e š nicht
modernisiert (zu p a r a10, š ú m bzw. š e š ).
1. Einleitung
1 Englund (1998:73-81) weist Argumente für die Sumerizität der ältesten Texte zurück
und plädiert für eine vorsumerische Sprache. Er nimmt an, daß die Sumerer erst kurz vor
Beginn des Frühdynastikums eingewandert seien. Immerhin lassen sich aber in den älte
sten lexikalischen Texten typisch sumerische Homophone wahrscheinlich machen. So
enthält die schon in der ältesten Schriftstufe bezeugte Liste ED 1ú A die (nach späterer
Tradition) a b g a 1zu lesende Zeichenkombination N U N . M E zwischen Ausdrücken,
2 Manfred Krebemik
die mit dem Element G A L „groß“ (Englund & Nissen 1993, S. 17, i 15) gebildet sind.
Nimmt man an, daß die Lesungen g a l bzw. a b g a l schon für die Uruk-Zeit gelten
und die Anordnung somit auf teilweiser Homophonie (gemeinsames Element /gal/) be
ruht, so wäre das sumerische Lemma g a I bereits fiir das IV. Jt. gesichert. Auch der
Folge E N . M E . G l , E N . M E . M U (ibd. iv 3-4) liegen wohl die später bezeugten
Lesungen e n g i z bzw. e n d u b zugrunde, was die Lemmata e n bzw. g i (das durch
das Zeichen auch bildlich dargestellte „Rohr“; hier als Lautindikator verwendet) bereits
für die Frühzeit sicherstellen würde.
2 In Mari und Ebla waren sumerische Namen bei Schreibern und Musikern beliebt, s.
Steinkeller (1993a).
3 S. Oelsner (2000:316 mit Anm. 24).
4 Die überlieferten Namen von En-Priesterinnen sind bei Edzard (1959:16f.) und Renger
6 Als Kuriosum sei erwähnt, daß Herodot IV 184 von einem Stamm in Nordafrika be
richtet (gemeint sind die Ataranten, zwischen Garamanten und Atlas), der angeblich
keine Personennamen verwendete.
Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons 3
Identifikation in den frühesten Textcorpora vom Ende des IV. bzw. Anfang des
III. Jt. (aus Uruk, Gemdet Naşr und Teil ‘ Uqayr) Schwierigkeiten. Während in den
ungefähr gleichzeitigen frühesten ägyptischen Schriftdenkmälern neben
Toponymen auch Personennamen, nämlich insbesondere einiger prädynastischer
Pharaonen, erkennbar sind , 7 können wir noch keine Persönlichkeiten der frühen
mesopotamischen Geschichte mit Sicherheit namhaft machen.8 Die Gründe dafür
müssen noch weiter geklärt werden. Sie liegen jedenfalls nicht nur in dem archai
schen Schriftsystem und einem vom späteren stark abweichenden, vielleicht
(wenigstens teilweise) nicht-sumerischen Onomastikon, sondern auch darin, daß
die ältesten Wirtschaftsdokumente auf Personen überwiegend durch
Funktionsbezeichnungen und nicht durch Eigennamen Bezug nehmen. Dies spie
gelt auch die älteste lexikalische Tradition wider, in der Listen von Berufs- und
Funktionsbezeichnungen eine wichtige Stelle einnehmen, während Personenna
menlisten noch gar nicht existieren; erst aus frühdynastischer Zeit kennen wir -
7 Ob die bislang ältesten ägyptischen Schriftzeugnisse aus dem Friedhof von Abydos eine
ganze Reihe von Herrschemamen enthalten, wie Dreyer (1998) annimmt, darf mit J. Kahl
in seiner noch ungedruckten Rezension bezweifelt werden.
8 Zu mutmaßlichen Personennamen in frühen Texten s. Edzard (1998:94f. § 1). In archai
9 Weit verbreitet war offensichtlich die in Teil Abü Şalābĩļ) und Ebla sowie in einem Ur
Hl-zeitlichen Textzeugen dokumentierte „Names and Professions List“, s. Archi (1981;
1984) und Fales & Krispijn (1989-90). Eine bislang nur in Fāra bezeugte Liste dieser Art
repräsentieren die Textzeugen SF 28 // 29 // 44. Die beiden Listen werden im folgenden
unter den Siglen N2 bzw. N I zitiert. Für N I werden die genauen Belegstellen in den
Anmerkungen gegeben (alle Textzeugen wurden von mir kollationiert); für N2 wird auf
die Edition von Archi (1981 bzw. 1984) verwiesen. —N I enthält einige im aktuellen, d.
h. durch die Wirtschaftstexte dokumentierten, Onomastikon von Fāra nicht gebräuchli
che, jedoch für das Onomastikon der archaischen Texte aus Ur typische Elemente wie
A N . D Ù L . M E (SF 29 viii 4 // 44 i 2), ( I G I .) B U R (SF 28 v 5' // 29 iii 14; SF
29 iii 17) und Š E Š +I B (SF 28 viii 11 // 29 v 13; 29 vii 1). Auffällig ist ferner der
Name k u l - a b - k i - d ù g (SF 29 viii 17 // 44 iii 1). NI reflektiert also eine ältere, aus
Südsumer stammende Tradition.
10 Die ältesten Beispiele stammen aus Fāra. Das Fragment SF 2 enthält die Reste zweier
Sie beziehen sich auf die Anzahl selbständiger sumerischer Namensformen, bloße
Schreibvarianten sowie fragmentarische Namen sind nicht berücksichtigt. Die Zahlen
würden beträchtlich niedriger ausfallen, wenn die vollständige Form eines Namens und
deren Abkürzungen jeweils nur einfach gezählt würden.
12 Nach Karg (1984) ist die mit den Textfunden vergesellschaftete Glyptik jünger (ED II-
Wirtschaftstexte gegenüber. Diese enthalten - ebenso wie die Kolophone der lexikali
schen und literarischen Texte - einen hohen Anteil semitischer Namen.
Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons 5
Chronologische Übersicht
3200
Uruk IV a-IIľ. Archaische Texte
2800
2600
Fāra
Abu Şalãbīh
Ur. K önigsfriedhof
Lagaš: Präsargonische Texte
2400
2200
2000
6 Manfred Krebemik
(a) Die Abgrenzung eines Namens vom Kontext ist bisweilen unsicher. Fälle, in de
nen dasselbe Fach neben dem Personennamen auch eine erkennbare Berufsangabe
enthält, gemahnen zur Vorsicht.
(b) Die Zeichenanordnung innerhalb der einzelnen Fächer ist noch frei, muß also
nicht der grammatischen bzw. syntaktischen Lesefolge entsprechen.
(c) Manche archaischen Zeichenformen lassen sich nicht sicher identifizieren bzw.
lesen.
(e) Nach Ausweis zahlreicher variierender Formen waren für mehrgliedrige Namen
Abkürzungen überaus gebräuchlich. So scheint der Name Eanatums von Lagaš laut
Geiersteleninschrift in seiner vollen Form É - a n - n a - di n a n a - i b - g a l - k a -
k a a - 1 ú m „des Tempels Eana der Inana-Ibgala wurde er (für) würdig (befun
den)“ gelautet zu haben. 14 Auch der Name seines fünften Nachfolgers wird gewöhn
lich in der Kurzform Lugalanda benutzt, lautete aber vollständig l u g a l - a n -
d a - n u - ŧ ) u ğ - ğ á „ist der König nicht ein mit An [d.h. wohl: nach dem Willen
Ans] eingesetzter?“. Kurznamen können sich mit Fällen defizitärer Orthographie
überlappen, aber auch mit Göttemamen, Verwandtschaftstermini und anderen Ap
pellativen.
Die archaischen Texte aus Ur enthalten ca. 750 Personennamen. Soweit erkenn
bar, sind sie fast ausschließlich sumerisch. A ls akkadisch zu identifizieren ist je
doch mindestens KA-lá-lum (wohl zú-lá-lum /şulālum/ zu lesen) , 15 der später auch
14 Steible & Behrens (1982a:124, Ean. 1, 5:26-28); s. zu dieser Stelle ausführlich Bauer
(1998: 464-466) mit Lit.
15 UET 2,77: ľ; 203 i 4'. U Nr. 380: ka-lal-lum. Akkadische Namen finden sich ferner auf
einem Fragment, das zusammen mit zwei weiteren Texten aus paläographischen Gründen
Fāra-zeitlich eingestuft wurde: ilsu-m a-lik /’ il-šu-mālik/ (UET 2, 308: ľ; U Nr. 732:
u r - i l - m a š k u m - m a ) , is-x-il (UET 2,308:2'; nicht im Index).
Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons 7
in Fāra belegt ist . 16 Das Bild ändert sich geringfügig in den 150 bis 200 Jahre jün
geren Texten aus dem nördlicher gelegenen Fāra: dort sind ca. 2-3 Prozent der
Namen akkadisch - gegenüber mindestens 40 Prozent in den etwa zeitgleichen
Texten aus dem noch weiter nördlich gelegen Teil Abu Şalābïl) . 17
Der Onomastik ist in der Sumerologie nicht soviel Aufmerksamkeit zuteil gewor
den wie der Grammatik, dem Lexikon oder der Literatur. Das Standardwerk, die
1968 erschienene Monographie von Henri Limet (Limet 1968), hat das Onomasti
kon der Ur Ill-Zeit zum Gegenstand. In der Tat bietet dieses Corpus einen günsti
gen Zugang: das Sumerische ist noch lebendig, die Quellen sind sehr zahlreich
und verteilen sich auf mehrere Orte und Archive, das Schriftsystem ist soweit
entwickelt, daß sich nicht nur die Hauptkomponenten der Namen, sondern auch
grammatische Morpheme und phonetische Erscheinungen abzeichnen. Vergleich
bar ausführliche Untersuchungen zum Onomastikon der älteren Textcorpora exi
stieren nicht. Hier lag das Augenmerk eher auf der Prosopographie, die wiederum
für die Ur III-Texte noch zu leisten ist.
Burrows gab seiner 1935 erschienenen Edition der archaischen Texte aus
Ur (Burrows 1935 = U E T 2) einen durchnumerierten Personennamen-Index bei
(UET 2 S. 27-39; im folgenden zitiert als U Nr. ...), dessen Lesungen freilich
mittlerweile großenteils revisionsbedürftig sind. Die Indices der Deimeľsehen und
Jestin’sehen Publikationen von Fāra-Texten (Deimel 1923 und 1925; Jestin 1937
und 1957) sind heute wegen ihrer oft veralteten oder ungenauen Lesungen kaum
mehr zu benutzen. Einen brauchbaren Überblick über die Personennamen bietet
Francesco Pomponios Prosopographie (Pomponio 1987). 1994 veröffentlichte
Pomponio zusammen mit Giuseppe Visicato eine Bearbeitung von 180 Wirt
schaftstexten aus Fāra (Pomponio & Visicato 1994), 1995 folgten eine Bearbei
tung weiterer 47 Texte durch Visicato (Visicato 1995). Die beiden Publikationen
weisen gegenüber Pomponio (1987) manche korrigierten Lesungen auf. Visicato
(1995) enthält einen Personennamen-Index, Indices zu Pomponio & Visicato
(1994) bietet Visicato (1997).
Was die Texte aus Abu Şalābīh betrifft, so hat Biggs (1974:34f.) seiner
Edition eine Liste der in den Kolophonen genannten Schreiber beigegeben, wäh
rend Pomponio (1991) die Personennamen der Wirtschaftstexte behandelt.
Die Personennamen der bis in die Sechzigerjahre des 20. Jh.s publizierten
präsargonischen Texte aus Lagaš hat Vasilij Struve gesammelt, seine Arbeit
wurde jedoch erst Jahre nach seinem Tode (1969) aus dem Nachlaß herausgege
ben (Struve 1984). Die jüngeren Publikationen präsargonischer Lagaš-Texte von
Josef Bauer und Joachim Marzahn (Bauer 1972; Marzahn 1991 und 1996) ent
halten vollständige Namens-Indices (Selz 1989 und 1993 berücksichtigt nur
kommentierte Lemmata). In seiner Arbeit zum Pantheon des präsargonischen
Lagaš berücksichtigt Selz (1995) auch Personennamen mit theophorem Element.
Das sumerische Onomastikon der Akkade-Zeit ist einschlägigen Textpu
blikationen bzw. deren Indices (vor allem Westenholz 1975b:6—10; 75-106;
1987:195-199; Kienast & Sommerfeld 1994:29-71; Yang 1995:433-442) sowie
den gleich zu nennenden periodenübergreifenden Werken zu entnehmen.
Die ältesten Rechtsurkunden haben Dietz Otto Edzard, Joachim Krecher
und Ignace J. Gelb zusammenfassend ediert und die darin enthaltenen Personen
namen durch Indices erschlossen (Edzard 1968; Krecher 1978; Gelb & Steinkeller
& Whiting 1991). Die Personennamen der von Horst Steible und Hermann Beh
rens edierten frühdynastischen Bau- und Weihinschriften (Steible & Behrens
1982) findet man bei Behrens & Steible (1983:390-424). Personennamen des 3.
Jt., die das Konzept der persönlichen Schutzgottheit zum Ausdruck bringen,
behandelt die Dissertation von Robert A. Di Vito (Di Vito 1993). Visicatos Studie
über die Schreiber des III. Jt. vor der Ur Iü-Zeit (Visicato 2000) enthält auch
einschlägige Namenslisten.
Den Forschungsstand faßte Edzard (1998) zusammen, wobei deutlich
wurde, daß unser Bild des sumerischen Onomastikons einseitig vom jüngeren
Material geprägt ist.
auf diesen selbst —sei es aktuell oder virtuell, 19 auf realer oder mythisch-religiöser
Ebene, historisierend, deskriptiv oder programmatisch. Dagegen besitzen Satzna
men ein grammatisches Subjekt, das —wiederum aktuell oder virtuell - mit dem
Namensträger identisch oder von diesem verschieden sein kann.
Sumerische Personennamen sind normalerweise zusammengesetzt. Es exi
stieren sowohl nomenwertige als auch satzwertige Namen. Beide folgen einem
begrenzten Repertoire von Strukturmustem unter Verwendung eines begrenzten
Wortfeldes. Nomenwertige Namen bestehen gewöhnlich aus einfachen Genitiv
verbindungen, wobei als regen s (erstes Element) nur sehr wenige Nomina ge
bräuchlich sind, die ein Verhältnis zu dem semantisch im Vordergrund stehenden
zweiten Element ausdrücken. Bei Satznamen lassen sich zwei Grundtypen un
terscheiden: substantivische Nominalsätze (ohne Kopula) und mehrgliedrige Sätze
der Form X (+ Y) +Z +Verb. A n erster Position steht in beiden Fällen meist eine
(göttliche oder menschliche) Person, seltener eine (religiös oder sozial bedeut
same) Örtlichkeit. X ist in Satznamen grammatisches Subjekt (im Sinne von to-
p ic ). Y kann der Personenklasse oder Sachklasse (dies der häufigere Fall) angehö
ren. Z ist ein Dimensionalobjekt, meist im Lokativ-Terminativ oder Ablativ. Als
Prädikat erscheint in älterer Zeit bzw. in älteren Namenstypen eine Verbalbasis
ohne Konjugationsmorpheme.
Entscheidend für das Verständnis sumerischer Satznamen ist, daß das
grammatische Subjekt X nicht mit dem Namensträger identisch ist: die Aussagen
beziehen sich vielmehr auf Entitäten, die in der sozial-religiösen Umwelt des Na
mengebers bzw. Namenträgers von Bedeutung sind .20 Dies ergibt sich aus der
Analyse vollständiger Namen, die jedoch nicht den Regelfall darstellen. Vielmehr
werden satzwertige Namen meist in abgekürzten Formen gebraucht, deren B il
dung ebenfalls nach bestimmten Mustern erfolgt.21
Die auf der Oberfläche nicht immer klare Syntax vollständiger Namen wie
auch die nicht immer erkennbaren bzw. auf ihre volle Gestalt zurückfuhrbaren
Abkürzungen können leicht zu Fehlinterpretationen fuhren. So wurde etwa der als
Nominalphrase mißverstandene Name m e s - a n - n é - p à - d a seinerseits na
19 Ob und in welchem Umfang die Namengebung semantisch motiviert ist, hängt vom
kulturellen, historischen und sozialen Kontext ab. Im sumerischen Onomastikon sind ei
nige „dynastisch“ motivierte Namen bezeugt, bekanntestes Beispiel sind die Namen der
präsargonischen „I. Dynastie“ von Ur: Mes-kalam-dug, A-kalam-dug, Mes-ane-pada, A-
ane-pa-da. Vgl. Edzard (1998:99).
20 Ausnahmen sind bei Akzessionsnamen von Herrscher(inne)n und Priester(inne)n
denkbar.
21 S. vorläufig Limet (1968:91-94; 95-99).
10 Manfred Krebemik
4. Appellative u n d ,, Lallnam cn “
(1984:263): „the young man, called by An“. Richtiggestellt bei Edzard (1998:95): „der
junge Mann (ist einer), der seitens An berufen worden ist“.
23 Vgl. Limet (1968:97) zu den Ur III-zeitlichen Beispielen.
24 U Nr. 49: A +S. 134. Der Personenname aa s a lx ist neben 8's aa s a lx - g a 1 „große
26 Nach einer viel diskutierten Stelle (Steible & Behrens 1972a: 149, Ean. 2, 5: 10-14)
trug Eanatum von Lagaš diesen Namen zusätzlich zu „seinem eigenen Namen“ ( m u ú -
r u m - m [a] - n i) als „seinen Amurriter(?)-Namen“ (m u G í R I . G í R I - n i).
(d,l u m - m a heißt auch eine Gottheit, weshalb Bauer (1998:516) den Personennamen als
Kurzform einer mit dem Göttemamen gebildeten Langform deutet. Dies ist aber nicht
zwingend, vielmehr könnten in beiden ein Appellativ vorliegen, wofür dann in erster
Linie 1u m (- m a) = unnubu „fruchtbar“, „blühend“ in Frage kommt, vgl. Pomponio
(1984:14f.) und Selz (1995:171).
27 U Nr. 216. Der einzige Beleg UET 2, 80: 2 ist möglicherweise unvollständig.
Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons 11
5. Genitivverbindungen
28 Die Lesung z u r wird auch in dem bis in sargonische Zeit gebräuchlichen Namen
A M A R . A M A R angesetzt (z. B. U Nr. 770; Westenholz 1975a:105; 1987:199), der
aber vielleicht ein Hypokoristikon zu a m a r +Genitiv darstellt (wo die Lesung z u r
dann konsequenterweise ebenfalls einzusetzen wäre).
29 Da die Quellen diachron und lokal gestreut sind, lassen sich eventuelle synchrone Un
terschiede nicht erkennen, so daß Aussagen über generelle Entwicklungen für diese Zeit
noch hypothetisch sind.
30 u r - g i r)5 „Hund“, u r - b a r - r a „W olf1, aber auch u r - m a (j „Löwe“ (m a (ļ „sehr
groß“).
31 So z. B. Limet (1968:65): „Une évolution sémantique compréhensible a fait passer le
bù-aš-tár „Hund der Ištar“ 33 dürften Indizien dafür sein, daß man das sumerische
Namenselement so verstand. Gegenwärtig neigt man jedoch eher dazu, in u r-
ein Pronomen oder ein altes Wort für „Mann“ zu sehen.34
Weitere, analog zu u r- verwendete Elemente sind A K - und g a n-, A K -
ist auch noch in Fāra üblich, kommt aber nicht lange danach außer Gebrauch .35
Eine Interpretation a k a- „gemacht (von)“ erscheint zwar naheliegend, ist jedoch
aus lexikalischen Gründen und mangels Parallelen unsicher, g a n- verschwindet
ebenso wie A K - in präsargonischer Zeit. Im präsargonischen Lagaš läßt sich
jedoch beobachten, daß der Name derselben Frau zunächst g a n - 1 í 11 a und
später g é m e - 1 í 11 a geschrieben wird. Auch in zwei altakkadischen Texten aus
Nippur variieren g a n- und g e r n e - im Namen derselben Person .36 Demnach
wäre g a n hier eine ältere Schreibung für g é m e, die möglicherweise auch eine
ältere Lautgestalt des Wortes reflektiert.37 Dazu paßt, daß die präsargonischen
g a n-Namen weiblich sind, was für diejenigen aus Fāra, soweit es Hinweise auf
das Geschlecht gibt, ebenfalls gilt. Als Stütze für die Identität von g a n und
und Edzard (1998:95). Einwände gegen ersteren Vorschlag sind: (a) ein sumerisches
Pronomen /ur/ existiert zwar, wird jedoch gewöhnlich u r5 (Ḥ U R ) geschrieben (was auf
unterschiedliche Lautung hinweisen könnte) und ist nicht für die Personenklasse üblich;
(b) u r- ist auf männliche Namen beschränkt, wohingegen eine Genus-Unterscheidung im
sumerischen Pronominalsystem sonst nicht existiert. Krechers scharfsinnige Rekonstruk
tion eines Wortes /ur/ „Mann“ aus u r d u (- d) „Sklave“ - u. a. aufgrund des Ver
gleichs mit e m e d u (- d) in der ebenfalls erschlossenen Grundbedeutung „Sklavin“ -
hat viel für sich. Mögliche frühdynastische Belege scheinen auch die Personennamen
U R - É N +É - s i (F) und U R - a n - s i (S) zu enthalten, doch ist dort vielleicht
U R = t é š zu lesen.
35 In den präsargonischen Texten aus Lagaš sind keine mit A K - gebildeten Namen
mehr belegt (a g - g a - g a ist ein Hypokoristikon des ,,Banana“-Typs). Die Position von
A K ist nicht unumstritten, Bauer (1987:2) und andere nehmen Endstellung an. Die
Weihinschrift eines A K - de n - 1í 1 aus Nippur (Goetze 1970:52; Steible 1982b:242),
die vielleicht etwas jünger als die Fāra-Texte datiert ist und eine feste Zeichenfolge hat,
weist auf Anfangsstellung hin. Dies gilt auch für die Ebla-Version von N2, die in Z. 2 (s.
Archi 1984:171) den Namen A K - u t u enthält, sowie für den Text Westenholz
(1975a: Nr. 24), wo sich in iii 5 das mit einem Personennamen gebildete Toponym é -
A K - da š - 1 á ŕ findet.
36 Westenholz (1975a, Nr. 39 ii 19'): g e rn e - da š n a n (vgl. Kommentar) // 44 iii 12':
g a n - da š n a n .
37 So Deimel (1928:121f.) und Bauer (1989/90:80). Die Umstellung erfolgte im vierten
g e r n e könnte man ferner die - freilich erst später bezeugte - Emesalform /gin/
von g e r n e anfìihren. Allerdings ist die Identifikation nicht ganz unproblema
tisch: (a) neben g a n- kommt wohl schon Fāra-zeitlich auch g e r n e - vor; (b)
analog gebildete männliche Namen mit dem Element 1r- oder i ru- „Diener“ feh
len in kontemporären Quellen. Ich möchte daher nicht ausschließen, daß der Er
satz von g a n durch g e r n e auf der Umdeutung eines von g e r n e ursprüng
lich verschiedenen, nicht mehr gebräuchlichen bzw. verstandenen Wortes beruht.
Von einem erratischen Beleg in den archaischen Texten aus Ur 38 abgese
hen, kommt der Typ ì r/i ru + Genitiv erst in präsargonischer Zeit auf und wird
bis zur Ur III-Zeit ziemlich häufig - sehr wahrscheinlich unter dem Einfluß
semitischer, mit akkadisch warad- bzw. amurritisch ʿabd- „Diener“ gebildeter
Namen. In etwa parallel zu ì r/i rn + Genitiv kommt 1ú + Genitiv auf, wobei
1ú „Mensch“ hier auf „Mann“ eingeengt ist. Im Akkadischen existiert als genaue
Entsprechung aw īl- +Genitiv, im Amurritischen mut(u) +Genitiv.
Einen Überblick über die Entwicklung der mit a m a r-, A K -, g a n-,
g e r n e -, 1r/i ru-, 1 ú- und u r- gebildeten Namen vermittelt Tabelle 1 im An
hang. Die Wechselwirkungen zwischen den Typen u r/1 u/ì r + Genitiv und den
akkadischen Typen šū/awīl/warad + Genitiv bedürfen noch einer detaillierten
Untersuchung. Denkbar ist etwa folgende Entwicklung: die akkadischen (auch im
semitischen Umfeld bezeugten) Typen šü + Genitiv und warad/ʿabd + Genitiv
färbten auf das Verständnis von sumerisch u r- ab und riefen die mit u r-Namen
konkurrierenden Typen ì r/1 u + Genitiv hervor. Spezifisch akkadisches awĩl- +
Genitiv wiederum könnte dann sumerischem 1ú +Genitiv nachempfünden sein.
6. Satznamcn
Die allermeisten Satznamen lassen sich in eine Matrix von großenteils miteinan
der austauschbaren Elementen einordnen, wobei als Träger von Aussagen nur ein
sehr kleines Wortfeld gebräuchlich ist. Dies veranschaulichen die Tabellen 3 und
4. Sie basieren auf den archaischen Texten aus Ur und dürften mindestens 80
Prozent der dort belegten vollständigen Satznamen erfassen. Die Träger der Aus
sagen sind horizontal auf die zwei Tabellen verteilt. In Tabelle 3 sind Termini
eingetragen, die Familienmitglieder und andere nahestehende Personen bezeich
nen: a „Vater“, a m a „Mutter“, d u m u „Kind“, š e š „Bruder“ sowie B I L x(-
38i rn -1 u g a 1 (UET 2, 128 iv' 5'). Krecher (1987:16, Anm. 38) erwägt auch eine
Deutung I u g a 1- u rx „der König ist ein Mann“.
14 Manfred Krebemik
erscheint hier die Kombination S.377. P A4 . N E (S.377: Zeichen Nr. 377 der Zeichen
liste UET 2, Plate 1-37). Sie findet sich auch, bisher unerkannt, in älteren Schriftdenk
mälern wie dem „Blau’schen Obelisken“ (ELT Nr. 10): Z. 4 enthält den Namen B I L „ -
a 1a m - G í R? - g u, womit die im archaischen Ur belegte Kurzform B I Lx - a 1a m zu
vergleichen ist (s. a. Anm. 230). Das Zeichen S.377 fällt später mit G I Š zusammen.
Die archaische Schreibung entspricht späterem b ì l - g a . N E = b ì l dürfte Lautindi
kator sein, von den beiden verbleibenden Zeichen ist P A4 wohl semantischer In
dikator.
40 Zu den Verwandtschaftstermini b ì l - g a und p í íą s . Sjöberg (1967:214-219), zu
b ì l auch PSD 2:153.
41 Der Ausdruck enthält graphisch š e š „Bruder“ und i b, das hier vielleicht als Kultto-
mit UM (o.c., PI. 7, Nr.77) zu variieren, von dem es sich nur durch einen kleinen Keil
unterscheidet.
43 Lesung konventionell; anstelle von m u n u s kommt auch die Lesung m í in Be
tracht (nach Krecher 1987:12 „wohl Verkürzung aus em e4“). Ein mögliches Indiz ist
die unten in Anm. 90 zitierte Schreibung n i r - ğ á l für m u n u s ( =m í ? ) - U L 4 -
g a 1. Präsargonisch ist m í durch die Variante m í - s à g - n u - d i (DP 135 i 10) des
gewöhnlich m e - s à g - n u - d i geschriebenen Namens (L) gesichert.
44 Erstere dürfte die häufigere Bedeutung sein. Da n i n< 9) „Schwester“ erst später gra
phisch von n i n „Herrin, Königin“ differenziert wird und man parallel zu anderen Ver
wandtschaftstermini auch die „Schwester“ als Element von Personennamen erwarten
darf, erhebt sich die Frage, wann n i n „Schwester“ bedeutet. Einigermaßen klare Fälle
sind z. B. n i n - š e š (F; bei Pomponio 1987:228 als š e š - n i n verzeichnet mit der
Vermutung, daß es sich um einen Beruf handeln könnte), n i n - š e š - d a , n i n -
š e š - r a - k i - á ğ (beide L), wobei sich zumindest die letzteren beiden Namen auf das
göttliche Geschwisterpaar Dumuzi und Geštin-ana beziehen dürften.
Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons 15
( 1) p a - b i k ( - g a ) 49
PA -dùg
PA-GA.GAL
PA -g ud
PA-gú-tuku
PA.'IB-dùg
PA-EN.ME.KI
P A (. S 1) - B U . M A 50
P A . S I - G I Š 51
P A . S I - Š U L 52
P A . S I - U L 53
P A . S I - ú r i54
Wie bei den Genitivverbindungen, so zeichnen sich auch bei den Satznamen lo
kale Unterschiede und historische Veränderungen des Vokabulars ab. Von den
Aussageträgem ist beispielsweise Š E Š +1B auf Ur und Lagaš , 55 p a4 hinge
gen auf Fāra beschränkt. Im Onomastikon der archaischen Texte aus Ur fielen
schon dem Herausgeber die zahlreichen mit a m a „Mutter“ gebildeten Satznamen
auf, 56 die eine gegenüber jüngeren Perioden wichtigere Rolle der Frau widerspie
geln (worauf auch andere Indizien deuten). Was die Prädikate angeht, so ist z. B.
das Schwinden von m u d oder das Aufkommen von b a „schenken“ und
s u m „geben“ zu beachten.
Die strukturell einfachsten Satznamen sind Nominalsätze, die aus zwei - eventuell
attributiv erweiterten - Substantiven bestehen. Typische Beispiele für diesen in
frühdynastischer Zeit recht gebräuchlichen Namenstyp sind:
51 U Nr. 335: g i š - P A - s i; U Nr. 334: g i š - P A (in UET 2, 247 i ist nachder Kopie
wohl [s i] zu ergänzen).
52 U Nr. 681b: š u 1- s i.
53 U Nr. 698: P A - u 1- s i. Die Kopie (UET 2, 112 iv Mitte) zeigt ein zusätzliches Zei
chen B A R .
54 U Nr. 699: P A - u r í - s i.
55 In einem Fāra-zeitlichen Text aus Girsu (RTC 1 vii 7) sowie auf der „Enţļeğal-Tafel“
(Gelb & Steinkeller & Whiting 1991, Nr. 20 v 10) findet sich Š E Š +I B - ğ e š t i n . ln
Fãra begegnet Š E Š +I B als Element von Personennamen nur in N I, vgl. Anm. 9.
56 Burrows (1935:20).
Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons 17
61 S. u.(19).
62 Belege für die Verbindung von i r - n u n mit Bautermini, auch außerhalb von Perso
nennamen, bietet Bauer (1972:450 und 1980), ohne jedoch eine Interpretation vorzu
schlagen. Ich vermute, daß damit auf den Duft wertvoller Materialien, insbesondere Ze-
demholz, angespielt wird, i r - n u n wird selten auch mit Personen verbunden, vgl. Ta
belle 4. In Ebla ist i r - n u n mit ar-gú-um geglichen (MEE 4, S. 314, VE 1042), das
vielleicht mit arab. ʿaraq „Schweiß“ zu verbinden ist.
63 SF 29 viii 10//44 ii 7.
64 Im Kolophon von IAS 254 findet sich vermutlich derselbe Name mit einem zusätzli
68 U Nr. 3 1 8 : g e š t i n - t u r .
k u - l i - ğ e š t i n (F)
I ú - ğ e š t i n (U, S) 1ú - 1à 1 (U7 71, F)
0
l u g a l - l à l (U72,N 173)
m e - l à l (N I74)
m u n u s - ğ e š t i n (U75, F)
n i n - l à l (Ol)
p a 4- ğ e š t i n (F, E) p a 4 -1 à I (F)
s a ğ - 1à I (U)
S A N G A -(1 ú -)ğ e š t i n (U76)
š e š - ğ e š t i n (F) š e š - 1à 1 (F)
Š E Š +I B - ğ e š t i n (U, E)
š i t a - ğ e š t i n (F)
73 SF 29 vii 18.
74 SF 29 x 13.
75 U Nr. 611: s a 1- g e š t i n.
76 UET 2, 135 BIS Z. 5; 298:3. Von Burrows (UET 2, S. 17 Nr. 6 6 ) als Titel aufgefaßt.
wahrscheinlich ist. Seit altbabylonischer Zeit ist ein Gott namens dl ú -1 à 1 be
zeugt, der Affinitäten zu Inana besitzt. 79
Mit prädikativem ğ e š t i n bzw. 1à 1 gebildete Namen wurden offen
bar in präsargonischer Zeit weitgehend obsolet, Ur Ill-zeitlich finden sich nur
noch überkommenes a -1 à 1 (in jüngerer Orthographie a - a -1 à 1) und früher
(wohl zufällig) nicht bezeugtes ğ i š g a 1 - 1 à 1 ,80
79 Das akkadische Pendant Latarak wird teils mit ihm idenfiziert, teils als sein Zwillings
bruder angesehen; s. Lambert (1988).
80 S. Limet (1968:331) auch zu anderen mit 1à 1 gebildeten Namen der Ur Ill-Zeit:
d u g 4 - g a - l à l - b i , l à l - š ui0.
81 Geschrieben (d)(I M.) M I (m uS“°, seltener (d)(I M.) D U G U D(mušen). Die verschiedenen
Graphien sind im folgenden unter dem Sigel a n z u ,, zusammengefaßt.
82 Daß in Fāra neben der Stadtgöttin Sud gerade Girra und Nin-irigala mit Anzu kombi
niert werden, ist vielleicht kein Zufall: Girra und Ninirigala gelten später als Gatten, und
für eine Verbindung von Nin-irigala mit Sud bzw. Šuruppak gibt es weitere Hinweise,
vgl. Krebemik (2000). Der häufige, auch als Siegellegende bezeugte Name Sud-Anzu
wurde früher „Imdugud-Sukurru“ gelesen als Bezeichnung der betreffenden Stilstufe in
der Glyptik verwendet, vgl. Krebemik (1998:237).
83 Anzu als Beiwort des von Gudea erbauten Ningirsu-Tempels Eninnu hat also eine alte
Tradition.
84 Pomponio (1987:272): u š u m - g a l - a b z u .
85 (d)a m a - u š u m g a l ( - a n - n a ) ist seit der Fāra-Zeit als Name des Gottes Dumuzi
bezeugt; vgl. Anm. 65 zum Namen seiner Schwester (Ama-)ğeštin(-ana). Auf die Paral
lele von Götter- und Personenname wies bereits Falkenstein (1954:43) hin. In NI (SF 28
i 7 // 29 i 7) findet sich neben dem Personennamen a m a - u š u m g a l die Berufsan
gabe m u n s u bx(P A . U S A N) „Oberhirt“, was vielleicht kein Zufall ist. Zwei Zeilen
weiter wird derselbe Name mit ì - d u8 „Türhüter“ kombiniert.
Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons 21
é - ds ù d - a n z u , , (F)
e n g u r - UŠUM (E)
dG IB I L 6 - a n z uxy (F)
1u g a I - a n z uxy (U, F, L) 1u g a 1- u š u m g a 1(E86)
m u n u s - anzu, j(F) munus-ušumgal(F)
n i n - a n z u ,, (F)
dn i n - i r i g a 1- a n z uxy (F)
p a 4 - a n z uxy (F, S)
ds ù d - a n z u ,, (F)
du t u - a n z uxy (L)
z à - u š u m g a l (F)
(5) d u m u - z i-„ U N K E N “
é - k u r (- r a)-„ U N K E N “ . A
de n -1 í 1- „ U N K E N “ (. A)
di n a n a - , , U N K E N “ . A
di š t a r a n ?- „ U N K E N “ . A
n i n - „ U N K E N “ (. A )
ds ù d - „ U N K E N “ . A
utu-,, U N K E N “ . A
86 Kienast & Sommerfeld (1994, 47). Ensi von Lagaš zur Zeit von Narām-Sîn und Šarka-
lišarrì.
87 „ U N K E N“ hat einen senkrechten Keil weniger als LA K 649 und ist in LA K nicht
verzeichnet. Im Gegensatz zu den oben zitierten Namen erscheint in Verbindung mit
dn i n - P A die normale Zeichenform im Wechsel mit G A L . U N K E N = k i n g a l
(s. Pomponio 1984:200) so daß dort wohl ein Titel k i n g a l dn i n - P A gemeint ist.
Krebemik ( 1986: 167) vermutete in „ U N K E N “. A eine Schreibung für d i r i, wozu
die lokativische Rektion in é - k u r ( - r a ) - „ U N K E N“. A stimmen würde. Aller
dings gibt es in Fāra auch die Graphie d i r i = S I . A - u. a. in dem Personennamen
é - k u r - d i r i , Identität zwischen den Personen é - k u r ( - r a ) - „U N K E N“. A
und é - k u r - d i r i ist jedoch nicht feststellbar.
22 Manfred Krebemik
Was die verbalen Prädikate angeht, so fällt auf, daß im ältesten Onomastikon,
wenn man von ambivalenten Formen mit der Negation n u- absieht, keine durch
Präfixe bzw. Präfixketten charakterisierten finiten Verbformen sicher belegbar
sind, sondern nur einfache Basen ,89091 für deren Interpretation mehrere Möglichkei
ten in Betracht kommen: (a) die Verbalbasen haben partizipiale Funktion, wie sie
auch außerhalb von Personennamen reich bezeugt ist (so die communis opinio);
(b) es handelt sich um Relikte einer älteren Sprachstufe, in der präfixlose Formen
finit gebraucht werden konnten; (c) es handelt sich um gewöhnliche finite For
men, deren Präfixe lediglich auf der Schriftebene fehlen.
Möglichkeit (c) ist weitestgehend auszuschließen, da einerseits die Persi
stenz vieler Namenstypen in jüngeren Schriftstufen die Präfixlosigkeit der invol
vierten Verbbasen bestätigt, andererseits neue Namentypen mit präfixhaltigen fi
niten Verbalformen seit der Fāra-Zeit zunehmend in Gebrauch kommen .92 Letzte
res spricht jedoch nicht unbedingt gegen Möglichkeit (b), denn es könnte sein, daß
891 G I . B U R kommt in den archaischen Texten aus Ur auch als theophores Element
vor: a m a r - I G I . B U R . Fāra-zeitlich ist es in literarischem Kontext belegt, s.
Krebemik (1984:22f. mit Anm. 23; S. 62). N I (SF 28 vi 1 // 29 iii 16) erwähnt einen
k i n g a l I G I +B U R „Vorsteher der Versammlung von I.“.
90 Einmal (U Nr. 15) erscheint in dem ziemlich häufigen Namen a - U L 4 - g a l die
Postposition - g i m: „der Vater ist wie ein U.“ (möglicherweise ist hier stattdessen
š i t i m „Baumeister“ zu lesen). Das Zeichen U L 4 = G í Rgunů wird im archaischen
Ur ebenso wie Fāra-zeitlich und z. T. noch später von einfachem G í R unterschieden.
Der wohl älteste Beleg eines mit U L 4 - g a 1 gebildeten Namens findet sich auf der
„Ušumgal-Stele“ (ELT Nr. 12, Seite D): n a m - k u d a - U L 4 - g a 1; die dortige Zei
chenform ist eher einfaches G í R oder G í Ršessig. U L 4 - g a 1, das mit G I Š de
terminiert später auch in literarischem Kontext begegnet, bedeutet wörtlich wohl etwa
„große Dornenhecke“ als Metapher für „Schutz“, s. zuletzt Flückiger-Hawker (1999:166)
mit Lit. In N2, Z. 8 (Archi 1981:181) findet sich für den Namen m u n u s - U L « - g a l
(Şalãbĩţļ) die unklare Variante n i r - ğ á 1 (Ebla); in Z. 55 stimmen beide Textzeugen
jedoch überein. Möglicherweise beruht n i r - ğ á 1 auf einem Hörfehler, was bei einer
Lesung m í statt m u n u s denkbar wäre.
91 Sehr unsichere Ausnahmen sind etwa a - ì - b a, a b - ì - g á I (so U Nr. 16 bzw. 56)
da ķ, a m a - b a - z i , b a - t i , b a - z i , e - t a - e n , g a l - a n - d a b 6 -e, ğ ì r i -
n é - b a - d a b 6, n i n - ğ u i o - n u - n a - D U , n u - m u - d a - í l , ( s a ğ - e - ) a n -
dab6 -si, u t u - m u - k ú š .
Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons 23
alte Formen nicht mehr verstanden bzw. umgedeutet wurden und sprachliche
Neuerungen erst verzögert Einlaß in die Namenbildung fanden. Ferner ist damit
zu rechnen, daß die zunehmende Verwendung präfixhaltiger finiter Verbalformen
(auch) unter akkadischem Einfluß erfolgte, da entsprechende Satznamen - beson
ders in der Form *yaPRvS-X - gemeinsemitisch sind. So treten Namen wie sume
risch NDe-manba, NDe-manšum „N D hat mit geschenkt“ bzw. „gegeben“ erst in
altakkadischer Zeit und wohl unter akkadischem Einfluß in Erscheinung, während
ihre akkadischen Entsprechungen N D -iqīšarn/iddinam in Wortstellung und im
Gebrauch des Ventivs sumerischen Einfluß verraten.
93 Limet (1968:291): „Le sens de si est ,remplir, combler (de ses bienfaits)’.“
94 So Edzard (1998:95).
95 Vgl. PSD 2, 139. Akkadisch wird b á r a - g e s i ( - a ) (Lugal-e 24) mit ãšĩb parakki
(6 ) a m a - m e - N U N - s i (U)
l ú - m e - K I S A L - s i (U)
l ú - m e - [ ? ] . N A M - s i (U99)
Dasselbe Textcorpus enthält auch zwei Namen, die möglicherweise anstelle von
me ein anderes Objekt aufweisen. So ist S A 6 in ama-S A^-abzu-si
und a m a - S A í - I G I +B U R - s i vielleicht nicht Attribut von a m a („die
gute/schöne Mutter“), sondern Objekt von s i, da im selben Textcorpus auch (als
Kurzname?) a m a - S A ć - s i existiert100 und Kurznamen der Struktur X - si
kaum gebräuchlich sind (s. u.). In é - a l a m - g a l - g a l - s i, 101 einem Kurzna
men mit elliptischem Subjekt, könnte a l a m - g a l - g a l Objekt von s i sein
(„[X] ist einer, der das Haus mit großen Statuen füllt“), doch ist auch nicht auszu
Lugalzagesi parallelisiert (also in Me ein zu Lugal paralleles Element sieht) und an
nimmt, daß sich die Form En-Mebaragesi „aus der Einbeziehung des Titels e n in den
Namen erklärt“.
99 U Nr. 454:1 ú?(S.237) - n a m - m e? - s i.
(7) a - a b z u - s i (U, F, L)
a - a n - s i (U102)
a - E Z E N - s i (F103)
a - G Á - s i (U 104)
a - ğ i š - g i - s i (N I105)
a - K A L A M - s i (U)
a - É N +É - s i (F106)
a - 1 í 11 a - s i (U107)
a - u r u - s i (U)
a m a - A - s i (F108)
a m a - A B ?- s i (F109)
a m a - a b z u - s i (U, F)
a m a - A M A - s i (U)
a m a - a n - s i (U)
a m a - b á r a - s i (U, F)
a m a - B U R - s i (U)
a m a - é - s i (U)
a m a - É . N U N - s i (U)
105 SF 29 x 6 .
a m a - É N +É - s i (U)
a m a - G Á . B Á R A - s i (U)
a m a - ğ a n u n - s i (U)
- -- • -no
ama-gis-gi-si
a m a - K I S A L - s i (U ,N lln)
a m a - Š E N ? - s i (U1 012)
1
a m a - T I R - s i (U113)
a m a - ù r ?- s i (U114)
a m a - u r u - s i (U)
a m a - X +É - s i (U115)
B I L « - a b z u - s i ( U " 6 ,N 1 117)
e n - A - s i (N I118)
e n - a b z u - s i (U, F , L)
e n - a n - n a - s i (UrIII)
e n - b á r a - s i (F)
e n - B U R - s i (U,N1119)
e n - e d e n (- n é)- s i (U?120, F, O l)
e n - K I S A L (- e)- s i (L, Ur III)
e n - k u 1- a b4- s i (U121)
I ú - b á r a - s i (F, A, E)
1ú - é - s i (U122)
1ú - K I S A L - s i (F)
l ú - z à - g e - s i (Ur III)
1u g a 1- A - s i (F123)
116 U Nr. 5 7 : a b z u - B [ I L ] - s i .
117 SF 28 iv 8 // 29 iii 4.
118 SF 29 vi 13.
lu g a l - a n - n é - s i (Ur III)
lu g a l - b á r a - s i (U.F)
lu g a l - é - s i (F)
lu g a l - é - G A B A - s i (U)
lu g a l - É . N U N - s i (U, NI
lu g a l - e d e n - n é - s i (F)
lu g a l - E Z E N - s i (U1 1251
4
2 )
6
2
lu g a l - G Á - s i (U)
1 u gal - k a r - s i (E)
1 u gal - K I S A L - S i (A)
lu g a l - k u r - s i (A)
126^
lu g a l - s i 1 a - s i (A
lu g a l - u r u - s i (U)
lu g a l - z à - g e - s i (A)
m e s - b á r a - s i (F, E)
m e s - X - s i (U127)
m u n u s - b á r a - s i (F)
n i n - a n ( - n é ) - s i (01-2, Ur III128)
n i n - b á r a - g e - s i (UrIII)
n i n - é - g a 1-1 e/e - s i (L, Ur III)
n i n - é - g a l - N I - s i (Ol)
n i n - é š - d a m - N I - s i (Ol)
n i n - K I S A L - s i (A)
n i n - t ù r - e - s i (Ur III)
PA - G I Š- s i (U129)
PA - B U . M A - s i (U)
PA - Š U L - s i (U)
PA - U L - s i (U)
PA - ú r i - s i (U)
124 SF 28 iii 3 // 29 ii 6 .
125 U Nr. 492: 1u g a 1- S.300 - s i.
126 Behrens & Steible (1983:401): l u g a l - T A R - s i .
s. Anm. 48.
28 Manfred Krebemik
p a - b i l x - g a - a b z u - s i (N I130)
S A N G A - [ x ] - s i (U131)
U R - a n - s i (S132)
U R - É N +É - s i (F1331
, S)
4
3
ur-sağ - s a - p a r 4- s i (U )
X - a m b a r - s i (U135)
r x ' - S I K ľ - s i (U136)
(8 ) é - k i - b é - s i (Ur III)
m e - A - s i (U137)
m e - a b z u - s i (U, F)
m e - A M A - s i (U138)
m e - a n (- n é) - s i (F, S, L)
m e - b á r a - s i (F)
m e - é - K A L A M - s i (U)
m e - é - m u g ! - s i (E139)
m e - É . N U N - s i (U,N1140)
m e - K A L A M - s i (N I141)
m e - k a r - s i (E)
m e - K I S A L - [s i?] (E)
m e - N A G A - s i (U142)
130 SF 28 iv 5 // 29 ii 20.
131 U Nr. 634: s a n g a - s i [ ] . Auch [x]-Š I D - s i wäre denkbar.
132 In Anbetracht des ziemlich fest umrissenen Bestands an Personenbezeichnungen, die
als Aussageträger fungieren, ist U R in diesem und dem folgenden Namen vielleicht
eher t é š „Lebenskraft“ als u r „Mann“ (?) zu lesen; die beiden Namen wären dann in
die nächste Gruppe einzureihen.
133 Pomponio (1987:257): u r - n ì g i n (LAK358) - s i.
135 U Nr. 611: s a g - s u g - s i. Erstes Zeichen nach Kopie (UET 2, 63 i 1) unklar, viel
m e - N U N - s i (U1 143, F)
2
4
m e - s i l a ! ?- s i (U144)
m e - dš u r u p p a g - s i (F145)
m e - u n u g k l - s i (L146)
(9) a - m e - s i (U147)
a - S A 6 - s i (N I148)
a m a - m e - s i (U149)
1 u g a 1- m e - s i (U)
(10) A - s i (F151)
A M A - s i (U152)
a m b a r ( - r é ) - s i (L)
b á r a - s i (F)
B U R - s i (U)
B U R . N U N - s i (F153)
142 U Nr. 511: m e - n i d a b a - s i. Mit NAGA ist vielleicht Nisabas Kultort Ereš
rige Formen mit é als Subjekt sehen („das Haus ist eines, das die Steppe bzw. den
,großen O rť füllt“), doch bedürfte es zur Bestätigung weiterer, eindeutiger Beispiele;
aufgrund der zahlreichen Parallelbildungen liegt es näher, é - e d e n und é - k i - g a I
als Kulttoponyme aufzufassen.
151 Unsicher; mögliche Parallelen sind a m a / l u g a l - A - s i (zu A vgl. Anm. 108),
doch vgl. auch a - s U (- s Ì4) (F).
152 A M A dürfte hier ein Toponym sein, vgl. a m a - A M A - s i , me-AMA-si
(U). Dasselbe gilt vielleicht auch für jüngeres A M A (- b i) - A (. D U ) . N A, s. u. (48).
30 Manfred Krebemik
d u 6 - k ù - s i153a
é - a l a m - g a l - g a l - s i (U1
154)
3
5
é - a m a r - s i (E)
é - d a m - s i (L155)
é - e d e n - n é - s i (L)
é - k i - g a l - s i (F)
é - k u r - b a - s i (UrIII)
é - m u š - s i ! (E)
é - N E (. G A R) - s i (U156)
é - s i (U)
e d e n ( - n é ) - s i (F, E)
g i r i m x - s i (A157)
ğ i š - g i - s i (U)
ğ i š g a 1- s i (F, L)
K A L A M - s i (U)
k i n ( - n i r ) - s i (F)
K I S A L - s i (U)
k u 1- a b 4 - s i (U)
k u n 7- s i (E)
m u g - s i (F158, E)
Š Ù B A - s i (F)
t i r - k ù - g e - s i (L)
(11) e n - s i (L159)
I u g a 1- s i (Ur III)
n i n - s i (Ur III)
u r - s a ğ - s i (L 160)
(12) me-si(E)
153 B U R . N U N wird in einer sumerischen Beschwörung aus Ebla mit Enki assoziiert
(TM.75.G.2459 xvi 5f.), Krebemik (1984:182) denkt an eine syllabische Schreibung für
b u r a n u n „Euphrat“.
153a BIN 8 , 15 (=Edzard 1968 Nr. 63) iii 6 .
154 U Nr. 275: é - s i - a l a m - g a l - g a l . Analyse unsicher, s. o.
eventuell (n í ğ -) é - N E - s i.
157 Geschrieben A . B U . Ḥ A . D U - s i , s. Steible & Behrens (1982b:307f„ Z. 9).
zu lesen!
Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons 31
(13) n i n - K A - n u - s i (L161)
d ù g - n u - s i (L)
é - k u r - n u - s i (F162)
M Ù Š(.ZA)- n u - s i (N I163, L 164)
(14) A B . G A R . S I (F165)
a n - d a b í - s i (F ,0 1 166)
G I Š. K A - s i (F)
G U D - s i (L)
(i/i n-)m u - n a - s i (Ur HI)
K A - s i (L, Ur III167)
1 ú - G U D - s i (U)
N I M G I R - s i (L)
n i n - l ú - n i - n u - s i - g e (UrIII)
s a ğ - e - a n - d a bć- s i (F)
s i - d ù (U, F, L, A, E, 0 2 l68)
u r u - é - n u - m u - s i (L)
Objekt von s i.
166 Vgl. s a ğ - e - a n - d a b 6 - si .
s i (UrIII).
168 U Nr. 255: D U - s i (sic).
32 Manfred Krebemik
(15) m e - K I S A L - N l ( =l é ? ) (U)
a m a - b á r a - g e (F)
a m a / e n - e d e n - n é (Ol)
m e s - a b z u (F)
m e - é - z i - d a (F)
m e - k i s a l - l e (L)
Kurznamen dieser Form können freilich auch durch Ellipse anderer Verben ent
standen sein: bei explizit ausgedrücktem Lokativ-Terminativ kommt außer s i
hauptsächlich d ù g in Betracht (s. u.); ist graphisch kein Kasus erkennbar, dann
dehnt sich das Feld ergänzbarer Verben möglicherweise auch auf Verben wie è
oder m u d aus, die mit Ablativ konstruiert werden. Kurz- und Langform sind
einander mit letzter Sicherheit nur aufgrund prosopographischer Daten zuzuord
nen.
Abschließend sei hier noch auf einige potentielle Kurzformen von s i-
(oder d ù g-, è-?) Namen hingewiesen, die statt eines Lokativ-Terminativs einen
Lokativ auf /a/ zu enthalten scheinen:
(16) a - b á r a - a n - n a (Ol)
a m a - k a l a m - m a (Ol)
e n - k a l a m - m a (L)
l u g a l - k a l a m - m a (U rIII169)
l u g a l - k i - g a l - l a (0 2 )
l u g a l - u n - ğ á (0 2 )
Hier ist die Endung jedoch kaum als Lokativ zu interpretieren, sondern eher als
ein morphologisches Mittel zur Markierung einer Kurzform.
169 Limet (1968: 466) bucht auch eine Form l u g a l - k a l a m - m a - k a , doch liegt in
(17) a - a - d ù g - g a (UrHI)
B I L x - d ù g (F)
e n -1 ú - d ù g (L)
1 u g a 1- d ù g (N2172)
n i n ( 9 ) - d ù g - g a (UrIII)
m u n u s - d ù g (F)
n i t a - d ù g (F173)
š e š - d ù g - g a (Ur III), š e š -1 ú - d ù g (L)
Ù S A R - d ù g (F)
(18) á - á ğ - d ù g (F)
a n - d ù l - d ù g (F)
k i - b i/n i + d ù g (F)
n a m - l u g a l - N I - d ù g (E)
šùd-dùg-ga, šùd-ni-dùg(F)
Möglicherweise gehören auch die unten unter (25) aufgeführten Namen des Typs
e n/n i n/1 u g a 1- m e/m u - d ù g ( - g a ) wenigstens z. T. hierher („mein Herr
[etc.] ist gut“). Alle diese Namen ähneln inhaltlich den mit g e š t i n gebildeten
und könnten jene z.T. in jüngerer Zeit ersetzt haben (im Akkadischen gibt es viel
fach Entsprechungen der Form X-tăb).
A u f den bereits im archaischen Ur bezeugten Namenstyp X + k i - d ù g
wurde bereits in Zusammenhang mit der ungefähr gleichbedeutenden Formulie
rung X + l à l „ X ist ein guter Ort“ hingewiesen. Fiühdynastische Belege sind : 174
(19) dI B - k i - d ù g (U175)
a b z u -k i - d ù g (F)
170 Bauer (1972:114) rechnet auch mit der Möglichkeit, daß 1ú in solchen Fällen als
riger Namen sein, weshalb die zweigliedrigen d ù g - Namen unten sub (30) zusammen
gefaßt sind.
172 Z. 109 (Archi 1981:184); zu Z. 176 s. (21) mit Anm. 191.
a m b a r - k i - d ù g (F)
é - k i - d ù g - g a (N I176, F)
é - S I G . T A - k i - d ù g (F177)
é - [ t i ? ] - l a - k i - d ù g (F)
ğ i š - š à - k i - d ù g (A)
i s i n x ( I N ) - k i - d ù g (F)
k i - n u - n i r - k i - d ù g (A)
k u l - a b - k i - d ù g (N I178)
N IN A - k i - d ù g (L)
ù r i - k i - d ù g (U)
u r u - k i - d ù g (F)
u š u m - k i - d ù g (F)
(20) é - s a ğ - d ù g (U)
é - e z e n - d ù g (F)
é - K A S 4 - d ù g (F)
é - N E - d ù g (F)
é - š ù d - d ù g (F)
176 SF 29 x 5.
177 Pomponio (1987:94): é - U D!? ( S I G ) - 1 a - k i - d Ui0.
178 SF 29 viii 17//44 iii 1.
180 Die betreffenden Namen enthalten in verschiedenen Graphien das später gewöhnlich
184 Auch Name eines präsargonischen Königs von Ur, erwähnt auf dem Siegel seiner
e n - É . N U N - d ù g (U)
e n - K A L A M - d ù g (F)
e n - k i - d ù g - g a (N I187)
l ú - b á r a - d ù g (U188, F)
l u g a l - b á r a ( - g e ) - d ù g (N I189, F190)
l u g a l - b á r a - g a - n é - d ù g (E)
l u g a l - k a s k a l - d ù g (N2191)
lugal-ki-DÚR-dùg(F)
lugal-NÁ-dùg(-ga)(F)
m e s - K A L A M - d ù g (A)
m u n u s - ğ i š g a l - d ù g (U192)
m u n u s - K A L A M - d ù g (N I193, F)
n i n - b á r a - d ù g (F194)
n i n - K A L A M - d ù g (N2195)
n i n - k i - D Ú R - d ù g (F)
n i n - U R U x A - N I - d ù g (L)
P A - 1 B - d ù g (U)
p a - b i l „ - K A L A M - d ù g (F)
p a 4 - K A L A M - d ù g (F, E)
U N K E N - K A L A M - d ù g (N2196)
(22) a m a - K A - d ù g (U)
lugal-KA-ge-dùg (L197)
187 SF 28 ii 12//29 ii 3.
188 U Nr. 426: l ú - b á r a - d ù g (with P A). Letzteres ist wohl Titel (u g u 1a, Ensi?).
189 SF 28 iii 4 // 29 ii 7.
190 Bei Pomponio & Visicato (1994:51f. mit Anm. 30) wird die betreffende Person (WF
K A - d u (g)3.
Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons 37
l u g a l - S A G - d ù g (F1981
)
9
Š E Š +I B - K A - d ù g (U)
Š E Š +I B - š u - d ù g (U ,N 1'")
(24) a - P A - d ù g (U, S)
l u g a l - P A - d ù g (F)
m u n u s - P A - d ù g (F)
l u g a l - a p i n - d ù g (01-2201)
l u g a l - P A - d ù g (F)
(25) p a 4 - e n - d ù g (N2202)
(26) e n - m u - d ù g (F)
e n - m u - d ù g - g a (UrIII)
l u g a l - m u - d ù g (E)
n i n - m e - d ù g (- g a) (F, O l)
(27) m e - a n - n é - d ù g (F)
m e - e n - d ù g (N2203)
m u - a n - n é - d ù g (L)
m u - K A - g e - d ù g (L204)
198 Die Belegangabe bei Pomponio (1987:160) muß heißen: RA 32 (1935) 126 iii 2-3.
Möglicherweise ist der Name in l u g a l - K A - d ù g z u emendieren.
199 SF 28 viii 11 //29v 13.
d Uio gelesen, doch ist vom Namenstyp her an zweiter Position eher ein Sachobjekt, also
a p i n, zu erwarten. Dies wird durch die Kurznamen 1u g a 1- a p i n (- n é) (L, Ur III)
und <|,s)a p i n - d ù g (Ur III) bestätigt. Der bei Limet (1968:461) als l u g a l -
e n g a r - r a - n i zitierte Name ist nach Lafont & Yildiz (1989:57) l u g a l - ú r - r a -
n i zu lesen.
202 Z. 272 (Archi 1981:188).
204 Die bei Struve (1984:124) gebuchte Form m u - d u g4 - (g) e - d ù g - (g) e steht im
(28) d u m u - m u - a n - n é - d ù g (L)
n i n - m u - a n - n é - d ù g (L)
(29) l u g a l - ğ u i o - m a - d ù g (UrIII)
u r u - ğ u i o - m a - d ù g (UrIII20S)
Die folgende Liste faßt die zweigliedrigen mit d ù g gebildeten Namen (außer X
+ k i - d ù g) zusammen, deren Zuordnung entweder zu den weiter oben bespro
chenen Nominalsätzen oder zu den Kurzformen des drei/viergliedrigen Schemas
im Einzelfall oft unsicher ist:
(30) a - a - d ù g - g a (UrIII)
á - á ğ - d ù g (F)
a n - d ù l - d ù g (F)
B 1 L x - d ù g (F)
é - d ù g ( - g a ) (U ,F206)
é - e z e n - d ù g (F)
é - K A S 4 - d ù g (F)
é - N E - d ù g (F)
É . N U N - d ù g (F207)
é - s a ğ - d ù g (U)
é - š ù d - d ù g (F)
é - t i - l a - d ù g (E)
é - ú r - b i - d ù g (F)
e n - l ú - d ù g (L)
ģ i š - g i - d ù g (U)
ğ i š g a 1- d ù g (U208)
i g - g a 1- I a - d ù g (F)
K A - d ù g - g a (A209)
k a - k a - n i - d ù g (L210)
K A L A M - d ù g (F)
K A S 4 - d ù g - g a (F)
k i - b i / n i - d ù g (F)
l u g a l - d ù g (N2211)
m u n u s - d ù g (F)
205 Limet (1968:228): „Le roi m’a fait du bien“ bzw. „Ma ville m’a fait du bien“.
206 Vgl. a m a - é - d ù g (U).
207 Vgl. e n - É . N U N - d ù g (U).
208 Vgl. m u n u s - ğ i š g a l - d ù g .
209 Behrens & Steible (1983:398): i n i m - d u)0 - g a.
2,0 Struve (1984:88): i n i m - i n i m - n i - d ù g .
211Z. 109 (Archi 1981:184); zu Z. 176 s. (21) mit Anm. 191.
Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons 39
n a m - l u g a l - n i - d ù g (E)
n í ğ - ğ á l ( - l a ) - d ù g (F)
n i n ( 9 ) - d ù g - g a (UrIII)
n i t a - d ù g (F212)
P A - d ù g (U, F213)
š e š - d ù g - (g a) (U, Ur III), š e š -1 ú - d ù g (L)
š ù d - d ù g - g a , š ù d - n i - d ù g (F)
t ú l - s a ğ - d ù g , t ú l 7- s a ğ - D Ú R - d ù g (F)
ú r - d ù g (F)
Ù S A R - d ù g (F)
Typisch für das frühdynastische Onomastikon ist auch das in der Ur III-zeitlichen
Namenbildung schon nicht mehr gebräuchliche Verbum m u d. Es bildet u. a.
dreigliedrige Namen der Form X +Y ( - t a ) + m u d (31) und seltener X +Y (-
e) + m u d (32, 33):
(31) a - É . N U N - m u d (U)
a m a - a b z u - m u d (U)
e n - a b z u ( - t a ) - m u d (F)
m u n u s - a b z u - m u d (F)
p a 4 - a b z u ( - t a ) - m u d (F)
' x ' - É . N U N - m u d (U214)
(32) a - e n - m ud (N I215)
e n - a n - m u d (N I216)
p a 4- e n - m u d (F)
(33) é - a n - n é - m u d (L)
In Gruppe (31) ist X eine Person und Y ein Ort, und zwar jeweils der als a b z u
oder É . N U N bezeichnete Grundwasserozean (bzw. ein diesen repräsentieren
des Heiligtum). In (32) und (33) gehört Y der Personenklasse an und steht im
Agentiv, während X eine Person (32) oder ein (Kult-)Gebäude (33) ist.
(34) A B ( - t a ) - m u d (F217)
a b z u ( - 1 a)- m u d (F)
a n - m u d218
Á Š - m u d (F, S219)
B Ù - m u d (F220)
e - g à r - m u d (L)
é - m u d (F)
(d)I B - m u d (U, S221)
í d - m u d (L)
di r ļ j a n , - m u d (U222)
k a r - m u d (F)
M I - m u d (F, S)
N I . U D - m u d (U223)
N ì G I N - m u d (F, L 224)
N U N - m u d (U225)
ds u ’ e n - m u d (F226)
B Ù . M A.
221 Der von Biggs (1974:35) I b - dM u d und von Pomponio (1991:142) di b - m u d
gelesene Name aus Teil Abu Şalābīţ) ist wohl nicht semitisch ib-AN-mud zu interpretie
ren (so Krebemik 1998:267 mit Blick auf ib-uç-mu-du/ud aus Ebla), da die Schreibung
mit Gottesdeterminativ durch < d)I B - k i - d ù g (U; vgl. Anm. 175) bestätigt wird.
222 Geschrieben dB A L A G . T I N . B U / S U D . N U N ir ŧ l - m u d . U Nr. 227:
( d . ) b a l a g - s í r - i r - ţ ) a - t i n - m u d - n u n . Zur Gottheit lrţ)an s. Wiggermann
(1999).
223 U Nr. 218: d à g? - m u d?. Möglicherweise ist N I . U D als NA 4 „Stein“ zu interpre
tieren.
224 Gegen U Nr. 567 (n ì g i n - m u d - ?) in den archaischen Texten aus Ur wohl noch
nicht bezeugt: die Kopie (UET 2, 354 ii 4) zeigt kein klares N ì G I N. Auch sonst ist
N I G I N in diesem Textcorpus nicht zu belegen.
225 U Nr. 538: m u d - n u n.
Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons 41
ú r - m u d (F, L)
Es ist allerdings nicht ganz auszuschließen, daß einige dieser Namen zweiglied
rige Nominalsätze sind („X ist Schöpfer“), was besonders für ds u ’ e n - m u d
naheliegt, das aber auch eine Kurzform sein kann.
Auch bei den mit m u d gebildeten Namen ist damit zu rechnen, daß zu
ihnen Kurzformen ohne Verbum gehören. Eine entsprechende Interpretation bietet
sich vor allem für Kurznamen an, die einen Ablativ enthalten. Mehrere Typen sind
belegt. Die ausführlichste Form i s t (34): X + Y + Z - t a mit m e als direktem
Objekt des elliptischen Verbums (falls nicht das Possessivsuffix der 1. Person
Plural gemeint ist). (35) besteht nur aus Person + Ortsbezeichnung im Ablativ.
Am häufigsten begegnet X + Y - 1 a, wobei X ein Sachobjekt (meist m e, aber
auch a 1a m, n a m, n a m - 1 i) ist (36), selten eine (als Subjekt zu denkende)
Person (37).
(35) n i n - m e - è š - t a (UrIII)
n i n - m e - u r u - b a r - t a (A2
627)
2
(36) a - k i - g a 1- 1 a (U228)
1ú - K I S A L - 1 a (Ur III)
š e š - k i - g a l - t a (U229)
(37) a l a m - k u r - t a (U230)
m e - a b z u - t a (F)
m e - é - š à - t a (F)
m e - é - z i - t a (F231)
m e - g i r i mx - 1 a (A232)
230 Weitere mit a 1a m „Statue“ gebildete Namen in den archaischen Texten aus Ur
m e - k i - g a l - t a (F233)
m e - k ù - 1 a (F)
m e - N ì G IN - 1 a (L)
n a m - š à - t a (U, F234)
n a m - t i - è š - t a (UrIII)
(38) ds ù d - z à - 1 a (F235)
Einen Extremfall stellen Namen dar, die auf ein Dimensionalobjekt im Ablativ
reduziert sind:236
(39) é - s a b a r - t a (F237)
ğ i š g a 1- 1 a (Ur III238)
k a - 1 a (Ur III)
k i - g a 1-1 a ( - 1 a) (F)
k ù - g a - 1a (Ur III)
t ú 1- 1 a (Ur III239)
z à - 1 a (F)
Die Zugehörigkeit solcher verblosen Kurzformen zu den mit m u d gebildeten
Namen ist allerdings unsicher und wäre erst nachzuweisen, da in der Namenbil
dung auch andere mit Ablativ konstruierte Verben Vorkommen, und zwar am häu
figsten è „hervorkommen (lassen)“ .240 Mit è gebildete dreigliedrige Namen sind:
(40) e n - ú r - è (U241)
n i n - z à - 1a - è (F)
p a 4- e - s a ( ) s r - r a - e " (F )
,i i_ x '2 a t *242\
ta und m e - k i - g a l - l a .
234 Zu vergleichen ist vielleicht n í ğ - š à ( - t a ) - n u - è (F).
236 Nicht aufgefuhrt ist angebliches e n g a r - d u i o - t a (Limet 1968:405); der dort an
(41) l ú - m e - è - a (U rH I)
l u g a l - m e - è ( - a ) ( U r III)
(42) n í ğ - š à ( - 1 a) - n u - è (F)
In (40) und (41) steht an erster Position eine Person, die wohl als Subjekt fungiert,
(42) hat hier ein Nomen der Sachklasse (n í ğ), das eher als direktes Objekt aufzu
fassen ist. Dies gilt wohl auch von m e, das in (41) die zweite Position einnimmt,
doch könnte hier auch das Possessivsuffix der 1. Person Plural gemeint sein; der
Name wäre dann zweigliedrig und würde zu Typ (43) gehören. (40) und (42) ha
ben an zweiter Position eine (ablativische) Ortsbezeichnung.
Zweigliedrige Formen bestehen gewöhnlich aus Person +Verb (43) oder
aus Ortsbezeichnung (im Ablativ) + Verb (44); selten ist dagegen Sachobjekt
(m u - n i „sein/ihr Name“ , a p i n „Pflug“) +Verb (45);
é - t a - b a - r a - è - a (UrIII)
é - t a - è - a (UrIII)
é - U D - g i m - è (F2 246)
5
4
š à ( - 1 a) - n u - è (U, F247)
(45) A P I N - è (U rlll248)
m u - n i - b a - t a - è (UrIII)
Die Ortsbezeichnung ist wohl immer ablativisch zu verstehen, auch wenn die
Postposition fehlt. Der Vergleich U D - g i m „wie die Sonne“ oder „wie der
Tag“ in (44) bezieht sich demnach nicht auf das „Haus“ als Subjekt, sondern auf
die Person oder Sache, die daraus hervorkommt oder hervorgebracht wird.
Ur III-zeitlich ist schließlich eine Anzahl von Kurznamen belegt, die le
diglich aus einer finiten Form des Verbums è bestehen:
(46) a b - è (UrIII)
a b - t a - a b - è (UrIII249)
b a r - r a - a b - è (UrIII)
b a r - 1 a - è (Ur III)
ì - t a - è ( - a ) (UrIII)
í b - 1 a (- a b) - è (Ur III)
í b - 1 a - è - a (Ur III)
i n - t a - è - a (UrIII)
N I - a b - è (Ur III)
auf das erste Saatpflügen durch den König beim Neujahrsfest?) oder à b s i n
„Saatfurche“ zu lesen.
249 Hier und in dem vorausgehenden Beleg könnte A B auch als è š „Heiligtum“ inter
pretiert werden.
ļ U N IV E H ¿ļ. ì > I ĪH E K
j MAfíBUfiG
Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons 45
Vor allem aus den relativ vielen Ur III-zeitlichen Belegen läßt sich ein Grundmu
ster erschließen, das allerdings in seiner vollen Gestalt nicht explizit belegbar ist:
*X +Y +Z - 1 a +. . . t a . . . b - è „ X hat Y aus Z hervorkommen lassen“.
Die finiten Verbformen weisen überwiegend auf ein Sachobjekt Y hin, wo
für explizit m e und m u „Name“ belegt sind. X ist eine höhergestellte Person
(e n, 1u g a 1 und wohl in demselben Sinne 1ú , n i n, p aţ) oder eine Gottheit
(db a - ú). Z ist meist ein Kulttoponym (é, é - d a (?), é - s a l j a r - r a , é-še,
è š, z à); nur im ältesten Textcorpus findet sich ú r „Schoß“, in Ur III auch
A P IN („Pflug“?).
Gesondert zu betrachten sind die beiden Namen mit negiertem Verb.
níğ-šà(-ta)-nu-è nebst Kurzform š à ( - t a ) - n u - è könnte, als rhetori
sche Frage formuliert, dem eben beschriebenen Typ angehören. Allerdings stellen
sowohl das mutmaßliche direkte Objekt n í ĝ „Sache“ (im Sinne von späterem
níğ-šà-ga-ni „ihre Leibesfrucht“?) als auch das Dimensionalobjekt šà
„Inneres“ (= „Tempelinneres“ oder „Mutterleib“?) lexikalische Besonderheiten
dar.250
Neben l ú - n u - m u ( - d a ) - è existiert der auffallend ähnliche Name
l ú - n u - m u ( - d a ) - D I . Wegen des Komitativinfixes würde man in letzterem
s á = šanãnu vermuten: ,,[X] ist jemand, mit dem sich niemand messen kann“ .
Andererseits scheint DI jedoch auch im Wechsel mit m u d vorzukommen,
vgl. a b z u - t a - D I und a b z u - t a - m u d (beideF).
Damit kommen wir auf die mit m u d gebildeten Namen zurück. Tabelle
2 im Anhang gibt einen vergleichend-chronologischen Überblick über die mit
m ud bzw. è gebildeten Namen und deren potentielle, verblose Kurzformen.
Für m u d in Personennamen wird im allgemeinen die - wohl auch der Zeichen
bildung (Vogel mit Ei) zugrundeliegende - Bedeutung „gebären, erzeugen“ po
stuliert, 251 obwohl aus späterer Zeit verschiedene Bedeutungen bzw. lexikalische
Gleichungen überliefert sind .252 Für die Annahme, daß in den Personennamen tat-
253 Die nur lexikalisch bezeugte Bedeutung „Fötus“ ist vielleicht künstlich aus der
(mythologischen) Funktion des N ì G I N - Heiligtums abstrahiert; s. zu diesem zuletzt
Stol (2000:29) mit Lit.
254 Bei Limet (1968) ist das Verbum im „Repertoire des termes“ nicht erwähnt. Der ein
zige damit gebildete Ur ül-zeitliche Name ist i n - 1 u - d a, vgl. Limet (1968:80 und
438).
255 Der inhaltlich auffällige zweigliedrige Name ds u ’ e n - m u d ist wahrscheinlich
ebenso wie a n ( - n é ) - m u d eine Kurzform dieses Namenstyps. Nicht ganz auszu
schließen scheint jedoch eine akkadische Interpretation (Suʾin-bāni „Su’in ist
Schöpfer“), zumal der Mondgott hier unter seinem akkadischen Namen erscheint.
256 Vgl. Stol (2000:60-65) und die dort zitierten Beschwörungen.
Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons 47
sage der Namen bezieht sich kaum auf die Geburt dieser Personen selbst (a m a -
a b z u - m u d heißt nicht „die Mutter ist aus dem Abzu hervorgekommen“), son
dern vielmehr auf ihre Rolle bei der Geburt des (nicht explizit genannten) Kindes.
Diesem Sinn werden verschiedene Interpretationen gerecht, die jedoch alle eine
Ellipse voraussetzen: (a) „der Mutter ist [das Kind] aus dem Abzu hervorgekom
men“ ; (b) „die Mutter hat [das Kind] aus dem Abzu hervorkommen lassen“ ; (c)
„[Gottheit X] hat der Mutter [das Kind] aus dem Abzu hervorkommen lassen“ .
A u f die Schwierigkeiten, die verbalen Elemente der frühen Personennamen
grammatisch zu interpretieren, wurde bereits hingewiesen. In p a 4 - e n - m u d
und é - a n - n é - m u d , aber auch in dem häufigeren soeben diskutierten Typ
p a 4 - a b z u - t a - m u d würde man, falls m u d partizipal zu verstehen ist, dem
späteren Sprachgebrauch nach ein „¿iam/«-Partizip“ * m u d - d a erwarten, wo
für die Schreibungen aber keinen Hinweis liefern, obwohl das Zeichen D A be
reits Fāra-zeitlich als Syllabogramm benutzt wurde.257 Es ist daher zu vermuten,
daß der Gebrauch der einfachen Basis im Sinne eines späteren „£a/w/«-Partizips“
ein älteres Sprachstadium reflekiert. Entsprechend ist wohl auch ältere Graphie
(ohne auslautendes -a) der Theonyme dm e s - l a m - t a - è ( - a ) und dš u 1 -
p a - è (- a) zu beurteilen.
Wie Tabelle 2 zeigt, gibt es zwischen den mit m u d gebildeten Namen
und den verblosen Kurznamen, die einen Ablativ enthalten, wenig Gemeinsam
keiten: es sind dies die relativ häufigen (Kult-)Toponyme a b z u und N ì G I N .
Sachobjekte wie m e, das in den meisten Kurznamen auftritt, sind in Kombina
tion mit m u d hingegen nicht belegt, wohl aber mit è. Weitere Übereinstim
mungen zwischen den ablativischen Kurznamen und den Namen mit è sind die
Toponyme é, é - s a ļ j a r , è š, š à und z à. Somit ist in ablativischen Kurzna
men als Verbum überwiegend - wenn m e und ähnliche Elemente vorhanden
sind, sogar ausschließlich - è zu ergänzen, in seltenen Fällen g i4 oder p à und
vielleicht auch m u d .
257 Als einzige Ausnahme findet sich bei Struve (1984:123) eventuell der Kurzname
m u d - d a, doch zeigt die Kopie D A R - d a (DP 231 xvi).
48 Manfred Krebemik
(47) B I L x ( - á ) - n u - k ú š (N I258, F)
d u m u - á - n u - k ú š (F)
e n - á - n u - k ú š (F259)
m e s ?- á 7 - n u - k ú š 7 (F)
m u n u s - á - n u - k ú š (U260, F)
p a 4 ( - á ) - n u - k ú š (F)
š e š - á - n u - k ú š (F, L)
Einen verbalen Kem besitzt wahrscheinlich auch der noch nicht gedeutete,
vermutlich prädikative Ausdruck ( A .) D U . N Á , der Fāra-zeitlich bis präsargo-
nisch als Teil von Personennamen bzw. (abkürzend) auch allein als Personenname
belegt ist :263
(48) A M A - A . N Á (F), A M A - b i - A . D U . N Á
bára-A.DU.NÁ
eden-ba-A.DU.NÁ
e n -A . D U . N Á
en-kug-A.DU.NÁ
en-kur-ra-A.DU.NÁ
lú-zi-DU.NÁ
lugal-A.DU.NÁ
mes-A.DU.NÁ
n i n - [ ? ] - A . D U . N Á (L264)
sipa-A.DU.NÁ
šeš-(A.)DU.NÁ
ur-sağ-A.DU.NÁ
Die meisten Beispiele haben als erstes Glied eine Personenbezeichnung, Ausnah
men bilden b á r a „(Thron-)Sockel“ (das metaphorisch allerdings auch eine ent
sprechende Person bezeichnen kann), eden und wohl auch A M A , 265 das
wie e d e n mit einem Possessivpronomen der Sachklasse versehen ist. Anderer
seits erscheint in einem Fall neben der Personenbezeichnung (e n) noch ein N o
men der Sachklasse, das wie e d e n - b a im Lokativ steht ( k u r - ra); k u g ist
vielleicht parallel dazu zu sehen. Vielleicht darf man daraus auf ein allen Namen
zugrundeliegendes Schema X ( +Y ) +Z ( - b i - a/e) + A . D U . N Á schließen,
wobei sich das Suffixpronomen auf ein elliptisches Nomen der Sachklasse (Y)
bezieht.
Abschließend seien noch zwei Namenstypen erwähnt, in denen das - ver
mutlich verbal zu denkende - Prädikat von Hause aus elliptisch ist.2 6 6 Namen der
Form X ( - d a ) - n u - m e ( - a ) „ohne X “, worin X eine positive höhere Macht
bezeichnet, sind wohl unvollständige rhetorische Fragen, etwa: „ohne Y : [was
vermöchte X]!?“ 267
(49) a n - d ù l - n u - m e (F)
d i ğ i r - n u - m e (U268, F)
e n - n u - m e (U269)
l u g a l - d a - n u - m e - a (L)
n i n - d a - n u - m e - a (L)
p a 4- n u - m e (F)
đs ù d - n u - m e (F)
u t u - n u - m e (U270, F)
(50) s a | - a - d a (U271)
s a | - B I L x - d a (F)
s a ğ - n a n n a - d a (U272)
s a g - dn a n š e - d a (L)
s a ğ - dn i n - | í r - s u - d a (L)
s a ģ - B I L x - d a (F)
s a | - n i n - d a (F)
s a ğ - u t u - d a (F)
s a | - A Š- d a (F273)
Syntax und Bedeutung sind unklar, die wörtliche Übersetzung „beim Haupte von
X !“, im Deutschen eine Beteuemngsformel, erweckt wahrscheinlich falsche Asso
ziationen. Ein Name dieses Typs verbirgt sich vielleicht auch unter der syllabi-
schen Schreibung s á - g i - i l - d a aus Ebla .274
7. Zusamm enfassung
ga n- a ma , - nanna.
275
27ć g a n - a b z u , - A M B A R . G A M +G A M , - É - gal , - É - g i b i l ,
- E Z E N, - d e z i n u, (T I R), - g i r i mx (A . ḤA . M U Š/B U . D U), - d g ú -1 á , -
dl a m m a, - ds ù d (- d a), - u t u .
277 g é r a e - A B . D Ú N , - L A G A B ? / ( =S I K I ) (wohl kein NP); g é m e !!-
m a - m a (Pomponio & Visicato 1994:59: a m - m a - m a ; bei Visicato 1997 nicht
verzeichnet).
278 ìr - a b z u, - k ù - n u n - n a.
279 i rn -1 u g a 1. S. o. Anm. 38.
280 Die beiden Zeichen werden in Kopien und Umschriften nicht immer sorgfältig unter
schieden. W. Sallaberger macht mich darauf aufmerksam, daß logographisches ì R statt
I R n in Ur HI-Texten wohl immer Kopier- oder Lesefehler ist.
2811ú - d i ğ i r - m a ţj, - u t u .
282 1ú - dA B - i r - n u n, - db a - ú, - e n - n a.
Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons 53
ta
nin me èš-ta lú me -
nam-ti èš-ta lú - -
GIŠGAL lugal me -
-ta
ka-ta lugal - -
kù-ga-ta nin me èš-ta
túl-ta283245286 nin - -
apin -
mu-ni -
é-ta
283 š à - 1 a - n u - è.
284 n í ğ - š à - 1 a - n u - è.
285 š à - 1 a - n u - è.
286 Kurzform von t ú l - t a - p à - d a .
Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons 55
Die Quellen für die einzelnen Namen sind durch die eingangs erläuterten Siglen symboli
siert; „+“ verweist auf zusätzliche Belege, die jeweils in den Fußnoten spezifiziert sind.
Grundlage der beiden Tabellen sind die archaischen Texte aus Ur. Möglichst voll
ständig erfaßt sind die in diesem Corpus belegten Personennamen der Struktur X + Prä
dikat, wobei X =a, a ma , b i lx ( - g a ), d u m u , k u - l i , pa 4 , š e š , Š E Š +I B,
1ú, m e s, m u n u s, e n, l u g a l , ni n, ND (Göttemamen), N L (Toponyme u.
a.). Mehrgliedrige Prädikate mit Verbum sind unter letzterem aufgeführt, also z. B.
K A L A M - d ù g , K A L A M - s i unter d ù g bzw. s i. Unvollständig erhaltene Na
men sowie Kurzformen, in denen entweder das Subjekt oder das Prädikat gänzlich fehlt,
sind nicht berücksichtigt.
Aufgenommen sind ferner die oben behandelten Namenstypen mit ihren teilweise
aus jüngeren Perioden stammenden Belegen. Darüberhinaus wurden die jüngeren
Textcorpora selektiv zu Vergleichszwecken herangezogen, wobei die Übereinstimmun
gen zwischen Ur (U), Fära (F) und Lagaš (L) möglichst vollständig erfaßt wurden.
Wegen der eingangs erwähnten Schwierigkeiten des archaischen Schriftsystems
muß die Analyse der Namen oft formalistisch-mechanisch erfolgen, wobei das Erkennen
und Zuordnen von Kurzformen besondere Probleme auťwirft. Es ist daher zu erwarten,
daß sich in dem vorgegebenen Raster auch etliche Irrläufer verfangen haben. Anderer
seits mag die einen Großteil der frühdynastischen Satznamen erfassende Synopse weitere
Untersuchungen erleichtern.
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56 Manfred Krebemik
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me-KISAL-NI u
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abzu(-ta)-mud U : F
... .NUN-mud u
en-mud F
MÙŠ(-gal) ĪF 3
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Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons 57
ğanun-si
ğiš-gi-si Ñ ïi?v....
KALAM-si ï ; ..........
kisÄ i'-si...............
me-si
me-NUN-si
SA6-BUR-sì..........
SA6-si s \ m .....
ŠEN'-sï.................
tílla-si ï ™ .......
ŤÏŔ-sí...................
ùr-si
uru-si i ; ...........
asùd F F
sùd-zi-da pj6l
nu-ŠÈ363 F F
lú-nu-ŠÈ i 1 i I ; I Ü3<M i
šeš F
É-ti365 U i ! i
i i j 1 1 ! ! Ü366
UL4-gal367 U N I368 U U370 N I371 F
F N2369
58 Manfred Krebemik
nu-GISGAL TF3
GÚ.MU U
ig-gal416 F' L L F
IGI+BUR417 u jjm ---------
ir-nun417 F F 133S j^4äl 1
KA.NI422 U
KU/DÚR u u«ä
làl UF U U454 Ol Ē 455------
LAM426 u
U «7
LIPIŠ-nu
LU F u 428
LÜ.LU......... F.......... ü ......... í................|.................... UNÏ**“
me-LU .............
üm .......
lum„-ma-zi ļ ? 11
menx U
mud ŗ4 « +433
abzu(-ta)- ;F ļF ; j i .....j...............
mud
an-né-mud
E.NUN-mud
NÌG.X irr3
______ L _ J _________
pàd(-da) FL ļ IT ” i ļ ju
+«6 i N i438 f ! ! í : i
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mg-pàd :F i i f : !
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di443 N I445
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an(-né)-si ļ ] ] fÜrffl....ľ Öï.......... 1....................j...............
bára(-ge)-si F A E F E....... Í f ...............ļ F............ ļ'Ü N l«U '
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BÜR-si......... ........... 1..............í..................ļu N Ï® 8"]..............!'
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Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons 63
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Ė-GABA-si :U
é-gal- ; L Ol
le/e/NI-si ; Urin
ľľÑÜNlíľ' ! UNI '*sr;
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eden(-né)-si F O....... ? "
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KALAM-si
kar-si ļ ........... ÍE.....
kïŠAL(-e)- ......... Î l Ur IH Î a ..... : A
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kul-ab4-si lu
kur-si !A
me-KISAL-
si
me- ü 453....
[?].NAM-si
me-si ļU
sila-si Ţa"
tùr-e-si i Urin
uru-si Tu"
zà-ge-si Ur III ”Î’a "
X-si............
si-sá U455
nu-SE456 ;F
é-kur-nu-ŠÈ ĩ.............. 1................. j.............. ŗ............. j ............... ļ ................... !'f « t........
kalam-nu- i
ŠÈ |...........
kur-nu-ŠÈ ................. ţŗ« « ....... ļ1............. ļ............... j................... i...............
iú-nu-ŠE ’ ÏÏ4SÒ......] F.............. .............. ľ............. ;............... !................... ļ...............
šeš-ğu10 ŗ4fcj
É-ti462 U443
kalam-ti ........ !...................
A)470
ŗ 475
ur-sağ F u ţj4/:í F474
ùri UF
um ļ UL
ušumgal™ Ē ? 77- p478£479
64 Manfred Krebemik
373 Vgl. S. 46-47, (48). Inbegriffen sind auch die kürzeren Graphien D U . N Á und
A.NÁ.
374 SF 29 iii 5: u t u - a.
383 Wohl Kurznamen mit a I a m als Objekt eines elliptischen Verbs, vgl. Anm. 230.
384 Entsprechende Kombinationen sind wohl prädikativ (mit Ellipse von Subjekt und
387 d e z i n u - , dn i n - 1 í 1 - a m a - ğ Ui0.
389 dn i n - i r i g a 1- , dG I B I Lé - , ds ù d - A n z u.
390 du t u - A n z u.
391 a b z u - , é - (ds ù d) - A n z u.
392 é - A n z u.
396 é - k u r - d i r i .
403 SF 29 vii 8 .
405 Z. 176 (Archi 1981:186) und Archi (1984:171). Zur Lesung s. Anm. 191.
406 SF 28 ii 12//29 ii 3.
407 Für die einzelnen Toponyme s. o. (19).
412 n a n n a - g a 1.
420 a b z u díd - i r - n u n.
42 l b á r a - , ğ i š g a l - i r - n u n .
S I x T A G 4 - z a 1 geschrieben wird.
423 U Nr. 527: s a 1- K U.
425 e n g u r - 1 à 1.
431 U Nr. 528: m e s - m a - S.137-z i. Pomponio (1984:16), auf den die Lesung des
255.
433 a n - m u d (ELT Nr. 13 Rs. iii 1). Vgl. vorige Anm.
e-an-ne-mud.
435 U Nr. 489:1 u g a 1- U Z . G A R. Das fragliche Zeichen ähnelt LAK175 =S.279.
438 SF 29 viii 1: u m - p à d.
448 Oder 1u g a 1- d i r i.
449 SF 28 iii 4 // 29 ii 7.
451 SF 28 iii 3 // 29 ii 6 .
UET 2, 324. Möglicherweise gehören die Zeichen S I G und G Á R A (!?) nicht zum
Namen (falls es sich überhaupt um einen solchen handelt).
467 In U ist U L 4 jeweils g í r transkribiert. Zur Bedeutung s. S. 10 mit Anm. 26.
468 SF 29 vi 1.
471 d u m u - z i - , de n - l í l - , di n a n a - , di š t a r a n - , ds ù d - , utu-
„U N K E N“ (. A).
472 é - k u r ( - r a ) - „UNKEN“.A.
(. A) - u r - s a ğ).
476 Vgl. oben Text (4).
478a b z u - , é-, z à - u š u m g a l .
479 e n g u r - UŠU M.
480 U Nr. 714: u m - z i.
481 U Nr. 630: s a 1- z i.
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haltig; über 6000 Namen sind in den bisher edierten Texten belegt, und durch je
den neu herausgegebenen Editionsband hat sich dieses Material vermehrt. Quan
titativ betrachtet überwiegen dabei die Personennamen (etwa 2500 Namen, davon
etwa 15% weiblich), es folgen die Toponyme (etwa 2400, davon etwa 10% Ge
wässernamen und weitere 10% Bergnamen), und den dritten Platz nehmen stati
stisch gesehen die Göttemamen (etwa 1100) ein.
Dieses reichhaltige Material ist nur teilweise aufgearbeitet: Am besten ist
die Situation im Falle der PN, die Laroche 1966 nicht nur gesammelt, sondern
auch sprachlich analysiert hat, wozu im folgenden einige zusätzliche Bemerkun
gen gemacht werden sollen; als inzwischen auch bereits überholte Supplemente
dazu sind Laroche 1981 (bloße Auflistung neuer Namen) sowie Tischler 1982a
(mit sprachlicher Analyse der neugefundenen Namen) anzusehen.
Auch für die hethitischen Göttemamen hat Laroche bereits 1946/47 eine
erste Sammlung und sprachwissenschaftliche Gliederung vorgelegt, in der etwa
550 Namen behandelt sind. Angesichts des in der Zwischenzeit auf mehr als das
Doppelte angewachsenen Materials muß eine erneute Behandlung als Desiderat
bezeichnet werden. Die Grundlagen dazu hat Gessel 1997 durch seine voluminöse
vollständige Matererialsammlung (mit weit mehr als 25000 Belegstellen) gelegt.
Nur formal besser ist die Situation bei den Toponymen. Hier liegt mit Del
Monte-Tischler 1978 zwar eine vollständige Sammlung vor, die durch Comil
1990 bzw. (besser) Del Monte 1992 aktualisiert worden ist, eine sprachliche
Analyse des umfangreichen Materials fehlt indes; bisher liegen lediglich Behand
lungen ausgewählter Bildungen durch Laroche 1957 und 1961 sowie von Neu
mann 1988a/b vor. A u f die Toponyme soll hier nicht weiter eingegangen werden,
da ihre Analyse spezielle Substratprobleme aufwirft.
76 Johann Tischler
Hcthitischc Personennamen
Ein großer Teil der im hethitischen Schrifttum belegten Personennamen ist aus
dem bekannten hethitisch-luwischen Wortschatz erklärbar. Dabei sind Benen
nungsmotive und Bildungsprinzipien durchaus mit denen in anderen indogermani
schen Sprachen vergleichbar. Es können also Adjektive oder Substantive entweder
äußerlich unverändert als Namen verwendet werden (Ura „Groß“, Mašḫuiluwa
„Maus“), oder aber sie können durch Suffixe bzw. vermittels Komposition zu
Eigennamen umgebildet werden. Ihre Flexion entspricht der der zugrundeliegen
den Nomina, wobei allerdings häufig - ausgehend von akkadischen syntaktischen
Konstruktionen - auf die Anfügung der Kasusendungen verzichtet wird und die
bloße Stammform erscheint, vgl. U M M A ^ T I T ^ mŠuppilulium a L U G A L K U R
m u Hatti „folgendermaßen (spricht) die Majestät Suppiluliuma, der König des
Landes Ḥatti“.
Die meisten der dabei beobachtbaren Wortbildungselemente sind auch aus
dem appellativischen Bereich bekannt, speziell „onomastische“ Suffixe sind nicht
auszumachen. Auch das vieldiskutierte und traditionell als ,,-umna-ʿ angesetzte
Herkunftssuffix vom Typus Hattušum(n)a „aus Hattusa stammend“, das sich häu
fig in PN findet, ist ein „normales“ Wortbildungselement, wenngleich das zu po
stulierende adjektivische Zwischenglied häufig nicht erhalten ist.1 Es erscheint
ablautend in den Formen -uman/urnen/urnn- (was allein schon seine indogermani
sche Herkunft aus *-(u)won-/-(u)wcn- erweist) und ist mit anderer Ablautsvertei
lung auch im appellativischen Bereich nachweisbar (Oettinger 1982).
Für die Morphologie der hethitischen Personenamen ist die Nominalkom
position von Bedeutung. Hier ist sie wichtiger als im appellativischen Bereich, wo
die Zahl der gesicherten Nominalkomposita begrenzt ist.1
2 Dies ist aber nur ein
scheinbarer Gegensatz, weil auch im onomastischen Bereich nur eine beschränkte
Anzahl von Lexemen als Kompositionsteilglieder produktiv geworden ist: Das
wohl wichtigste Element ist muwa- „Kraft, Stärke“,3 weswegen Landsberger 1954
sogar eine „muua-Sprache“ als Quelle postulierte. Für die keilschriftliche Epoche
sind zunächst eingliedrige Namen wie Muwa sowie erweitertes M uwala anzufüh-
„Atem“ betrifft: Auch diese Namen enthalten einen G N als Vorderglied, vgl. den
PN Tiwata-para (mTi-ua-ta-pa-ra K B o V 7 Rs. 28) „der den Atem des Sonnen
gottes in sich hat“, in alphabetschriftlicher Überlieferung S a v ò a ira p iç aus Kili-
kien.6 Diese Namen entsprechen zwar formal den zahlreichen PN mit muwa-, die
ebenfalls einen G N als Vorderglied enthalten. Im Falle der Namen mit para-
„Atem“ wird man aber an semitischen Einfluß denken, weil dort dieser Na
menstypus geläufig ist. So finden sich hier beispielsweise Namen mit akkadisch
šāru „Wind; Atem, Hauch“, seltener zīqu „Wehen, Hauch“ und einem G N als
Teilglieder. Diese stellen Kurzformen von Satznamen wie Ţãb-šãr-G N „gut ist
der Atem des Gottes N “ bzw. Ina-šār-G H -allakl-ablut „im Schatten des Gottes N
wandle ich/bin ich lebendig geworden“ dar (Hinweis M. P. Streck).
A u f die hethitische Epoche beschränkt sind die zahlreichen PN mit dem Hinter
glied -ziti „Mann“ ,7 vgl. H alpa-ziti (ON H alpa „Aleppo“), Arma-ziti (Arma
„Mondgott“) oder Immara-ziti (luwisch irnmara- „Feld“). - Im appellativischen
Bereich unbelegt sind die Hinterglieder -piya- und -wiya-: Die auf allen Überlie
ferungsebenen häufigen Namen mit -piya- entsprechen funktional dem griechi
schen Typus Ǿeóôoopoç, das Hinterglied -piya- gehört also etymologisch zum
Verbum pai-ļpiya- „geben“ , wobei die morphologischen Verhältnisse allerdings
undurchsichtig sind. Die Vorderglieder sind häufig GN, vgl. Arma-piya (Arma
„Mondgott“, entspricht demnach griechisch Miļvó-ÔOTOÇ oder Mtļvó-Ôoűpoç),
Šanda-piya oder Tarḫunta-piya. Mit dem Hinterglied -wiya- dagegen werden
(Tischler 1981) feminine PN gebildet, wiederum entweder zu geographischen
Grundwörtern (Gaššuliya-wiya von *Gaššuliya „Gebiet der Stadt Gaššula “), von
GN (Tiwata-wiya) oder Appellativa (Paršana-wìya von paršana- „Panther“). Da
derartige Namen oft maskuline Gegenstücke mit dem Hinterglied -ziti oder -muwa
neben sich haben, ist man versucht, in -wiya- ein ursprüngliches Lexem mit der
Bedeutung „Frau“ zu sehen, das allerdings als solches nirgends belegt ist. - Etwas
anders steht es um das gleichfalls feminine PN bildende Element -šara-, das be
reits in den kappadokischen Texten belegt ist (fH ašušar, fNiwaḫšušar) und später
in einigen femininen G N (DŠaḫḫaššara, °K urḫazuššara sowie (D)Darnnaššara-,
Götterstatue in Tiergestalt, Art Sphinx?) zu finden ist. Dieses -šara- „Frau“ ist im
appellativischen Bereich immerhin verbaut belegt (vgl. išḫašara- „Herrin“,
H cthitischc Göttcrnamcn
Vor allem die Zahl der in hethitischen Texten belegten G N hat sich durch Neu
funde stetig erhöht und beträgt nun mehr als 1100; es ist also wörtlich zu nehmen,
wenn in hethitischen Texten von den „tausend Göttern des Landes Ḥatti“9 die
Rede ist. Ihrer Herkunft nach ist diese onomastische Gruppe besonders hetero
gen,101was sich durch die Bereitschaft erklärt, mit der die Hethiter fremde religiöse
Vorstellungen und Gebräuche aufhahmen, wovon ja auch die zahlreichen rituellen
Vorschriften mit den eingestreuten fremdsprachigen Gebetsformeln beredtes
Zeugnis ablegen. Es finden sich hier sowohl Namen, die von der einheimischen
Vorbevölkerung übernommen worden waren (protohattisches Substrat), sodann
viele hurritische Namen (deren Zahl im Laufe der Zeit zunimmt), sowie syrische
und schließlich auch sumerisch-akkadische Gottheiten. Bei den zuletzt genannten
mesopotamischen Gottheiten ist allerdings stets zu bedenken, daß die entspre
chenden Ideogramme bzw. Akkadogramme sicherlich meist nur graphischer Aus
druck für die funktionell entsprechenden einheimischen Namen sind, vgl. DIM
(HZL 33711) oder DU bzw. DX (Zahlzeichen „10“, H Z L 261) „Wettergott“ , zu le
sen als Tarḫunľ,12 °IŠTA R (H ZL 263) „Ištar“, zu lesen als Šauška; ^ T U
„Sonnengott“ , in althethitisehen Texten zu lesen als Šiuš, später als Ištanu;
DA M A R .U TU =Marduk, zu lesen als Šanta; DEN .ZU =DZ U EN bzw. akkadogra-
phisch dŠÎN „Mondgott“ (H Z L 40), auf Grund astrologischer Vorstellungen auch
8 ln wirklich freier Verwendung findet sich dagegen luwisch asrì- „Frau“, das eine an
dere Ablautsstufe als sara- aufweist, aber wie dieses auf das vieldiskutierte indogermani
sche *ésõr „Frau“ zurückgeht, das in Resten auch in anderen Sprachen greifbar ist, z. B.
in awestisch hãirisī- „Frau“ usw., vgl. Oettinger 1998:107 (*°sōr —► *°sr-os —► °ssar ->
°ssar-a-s; freilich müßte dann die Schreibung mit *°s-r° durch Synkope erklärt werden,
während sie bei Herleitung aus einem indogermanisch ablautenden Paradigma mit
*°sor/°sr- sich in den schwachen Kasusformen lautgesetzlich ergeben hätte).
9 ¿/A/DINGIRmeS (KUR muHatti), Belege bei Gessel 1997:978f.
10Vgl. Laroche 1946/47; von Schüler 1965; Haas 1994.
11 HZL =Zeichennummer gemäß Neu - Rüster 1989.
12 Die frühere Transkription DIŠKUR anstelle von °IM ist dagegen nur dann berechtigt,
wenn in Übersetzungsliteratur tatsächlich der sumerische Wettergott gemeint ist.
80 Johann Tischler
DX X X (H ZL 331) geschrieben, zu lesen als Arma usw.13 Die Namen weniger be
deutender Gottheiten oder Heroen (Gilgam eš, Huwawa, Enkidu u. a.) wurden da
gegen auch als solche übernommen.
Vergleichsweise gering ist demgegenüber die Anzahl "echter" hethi-
tisch-luwischer Namen. Hier sind zunächst eine Reihe von vergöttlichten Begrif
fen der umgebenden Natur wie °A runa (auch ideographisch DA .A B .B A ) „Meer“,
DH alki (auch ideographisch ^ I S A B A ) „Getreide“, Paḫḫur „Feuer“ oder DŠiwatt
(auch ideographisch dU D ) „Tag“ zu nennen.
Aus der Grundsprache ererbt ist der Name des Sonnengottes Šiu (mit en
klitischem Personalpronomen Šiuš-šum m iš „unser Sonnengott“), etymologisch
entsprechend dem indogermanischen Lichtgott *dyēus (griechisch Z e v ç usw.).
Allerdings spielt dieser Gott lediglich in althethitischen Texten eine größere Rolle,
später wird er sowohl formal als auch funktionell verdrängt: Die Rolle des Son
nengottes übernimmt der protohattische Ištanu, die Funktion des wichtigsten
Gottes im hethitischen Pantheon wiederum nimmt der Gott Tarḫunt ein, dessen
Name mit ererbten indogermanischen Mitteln neugebildet wurde und der etymo
logisch als „Sieger, Held“ zu deuten ist (zu hethitischem tarḫ- „mächtig sein; sie
gen, besiegen, bezwingen, überwinden“). Er erscheint zunächst in der Form
*Tarḫu(a)n- bzw. *Tarḫuna- und wird dann im Hethitischen von Tarḫunta- ab
gelöst, das aus dem Luwischen übernommen wurde. Luwisch Tarḫunt- ist in pho
netischer Schreibweise (Nominativ Tarḫunza), öfter dagegen ideographisch mit
phonetischen Komplementen belegt, so Dativ *Tarḫunti in dIM-ři usw. Dieser
Konsonantstamm Tarḫunt- ist auch im Hieroglyphenluwischen sehr oft belegt,
Dativ *Tarḫunti in dTONITRUS-/iwh usw.
Unter den Wortbildungselementen der G N ist neben den bereits bei der
Bildung der Anthroponyme behandelten Morphemen -šara- „Frau“ und -ašši-
bzw. -ašša- v. a. das Element -šepa- zu nennen. Dieses als Simplex bisher unbe
legte *šepa- „Genius (o. ä.)“ dient zur Bildung der Namen von weniger bedeuten
den Genien, wobei durch Verblassung der ursprünglich religiösen Bedeutung auch
profane Gegenstandsbezeichnungen entstehen konnten, vgl. Išpanzašepa „Genius
der Nacht“; D aganzipa „Genius der Erde; Erde, Boden, Fußboden“ ; Miyatanzipa
„Genius der Fruchtbarkeit“ (*miyatn-sepa- zu miyatar- „Wachstum“); Taršanzipa
13 Analoges gilt dann auch für die zahlreichen theophoren PN, die scheinbar die Namen
mesopotamischer Gottheiten enthalten, in der Regel aber nur als graphische Maskierun
gen einheimischer Äquivalente zu interpretieren sind, also z. B. ""ʾAMAR.UTU (vom
bereits erwähnten DAMAR.UTU =Marduk), zu lesen als mŠanta (aber später wirklich
übernommen, vgl. DMa-ru-ta-ka in der hieroglyphenluwischen Inschrift von Erkilet I),
und entsprechend zusammengesetztes "^ʾAMAR.UTU-LÚ (LÚ „Mann“, luwisch ziti-) als
mŠantaziti oder "^S/N-LÚ (SIN „Mondgott“), zu lesen als mArmaziti usw.
Zur Morphologie und Semantik der hethitischen Personen- und Göttemamen 81
(Örtlichkeit im Tempel; Art Bühne oder Art Raumteiler, der den Eingangsbereich
vom eigentlichen Tempelraum trennt).14
Auffällig hoch ist sowohl bei den hethitischen Personen- als auch bei den hethiti
schen Göttemamen der Anteil der komponierten Namen. Er liegt signifikant über
dem Anteil der Komposita im appellativischen Bereich. Es mag sein, daß sich
hierin ein bisher kaum beachteter semitischer, d. h. akkadischer Einfluß manife
stiert, von dem bereits oben im Zusammenhang mit den akkadischen Satznamen
die Rede war, die gewisse hethitische Namentypen gefördert haben dürften.
14 Zur Funktion dieses Lexems, die der des personifizierenden -aní-Suffixes vergleichbar
ist, s. Neu 1989:10f. - Ein einziger appellativischer Beleg wäre mit si-pa-an da-iš „(der
Wettergott) nahm sipa- hinweg“ in mittelhethitisch KUB XXXIII 66 II 14 gegeben, so
Hoffner 1974:84; Starke 1982:363; da sipa- hier in einer Aufzählung negativer Dinge
genannt ist, wird es sich hierbei indes eher um einen Beleg von sipa- c. „Eiter“ (?) han
deln, s. Tischler 1981b:188f.
82 Johann Tischler
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84 Johann Tischler
Für das fortgeschrittene 1. Jt. v. Chr. haben wir sowohl ägyptisch - hierogly-
phisch, hieratisch, demotisch - als auch in fremder Nebenüberlieferung weitaus
vielfältigeres Material als für die früheren Zeiten. Damit meine ich nicht, daß in
der Spätzeit mehr Namen kursiert hätten als im Neuen Reich oder noch früher -
der Gesamtbestand ist im Gegenteil geringer - , sondern daß ägyptische Namen
nunmehr infolge des genannten Umstands in bunterem, abwechslungsreicherem
Gewände erscheinen. Vor diesem Hintergrund möchte ich den Versuch wagen, ein
Bild der ägyptischen Spätzeitonomastik unter besonderer Berücksichtigung der
nordwestsemitischen (und ergänzend der karischen1) Nebenüberlieferung zu
zeichnen.
Sämtliche Dokumente, die im folgenden herangezogen werden, haben mit
einander gemeinsam, daß sie aus Ägypten stammen. Hierin unterscheiden sie sich
von den neuassyrischen und neubabylonischen Keilschrifttexten, die zahlreiche
Namen von Ägyptern zumeist in Mesopotamien nennen (und deren Edition und
Analyse noch im Gange ist).1
2
Was die aramäischen Texte aus Ägypten betrifft, muß man sich bewußt
machen, daß sie die umfangreichste Quelle zur Nebenüberlieferung ägyptischer
Wörter, Personen- und Ortsnamen in vorhellenistischer Zeit darstellen. Erst für die
späteren Epochen wird die griechische Dokumentation zahlreicher und wichtiger.
Die überwiegende Masse der Aramaica aus Ägypten ist ins 5. Jh. zu datie
ren; die Mehrzahl stammt bekanntlich aus Elephantine, wo in der Perserzeit eine
aus Fremden bestehende Garnison zum Schutz der Südgrenze stationiert war. Es
gibt aber aramäische Texte auch aus anderen Landesteilen, vor allem aus Mem-
phis/Sakkara, das in der Perserzeit zentraler Verwaltungssitz war und wo Semiten
und Karer in eigenen Vierteln lebten und Grabstelen hinterließen. Eigens erwäh
nen möchte ich auch den großen Tempel von Abydos in Mittelägypten, in dem
1Vgl. hierzu zuletzt Vittmann 2001 mit einem Index der ägyptischen Namen.
2 An neuerer Literatur hierzu vgl. Zadok 1977; Zadok 1992; Bongenaar & Häring 1994;
Zeidler 1994; Leahy o. J.
86 Günter Vittmann
3 Für meine Ausführungen habe ich zwei Konkordanzen benutzt: eine zu „Egyptian
Names in Aramaic Documents from Ancient Egypt“, die Porten in Zusammenarbeit mit
dem Referenten erstellt hat und die in absehbarer Zeit erscheinen wird (Porten 2001;
Namenformen geordnet nach dem hebräischen Alphabet; mit vollständigen Stellenanga
ben), sowie eine von B. Porten zur Verfügung gestellte, prosopographisch aufbereitetete
Konkordanz zu dem gesamten in TAD A-D enthaltenen Namenmaterial (Porten & Lund,
im Druck). Meine frühere Arbeit (Vittmann 1989a) ist nach dem Erscheinen von TAD
nur mehr eingeschränkt benutzbar, und Kornfeld 1978 - worauf sich der genannte Artikel
bezogen hatte - ist nun definitiv überholt. Übrigens ist Muchiki 1999 nur mit großer
Vorsicht zu benutzen.
4 Vgl. Vittmann 1997/98.
Ägyptische Onomastik der Spätzeit 87
gebraucht werden, sind B es101und Tutu,11 wobei Tutu erst in ptolemäischer Zeit an
Bedeutung gewinnt. Das aramäische Material stimmt mit diesem Befünd überein:
Wir haben einige perserzeitliche Belege für B S ʾ als Name von Aramäem aus
Norden und Süden,12 während TT W nur mit einem einzigen ptolemäerzeitlichen
Beispiel aus Edfü vertreten ist.13 Einer gewissen Beliebtheit erfreute sich nach den
ägyptischen Quellen der Frauenname Šmtj (Šsmtt) [šmĩti] Smithis,14 obwohl die
namengebende Göttin nie zu den „großen“ Göttern des Landes zählte. Eine ägyp
tische bzw. wohl eher ägyptisierende Stele mit der einzigen Aufschrift Š M Y T Y
(in aramäischer Schrift)15 ist m. E. einer Ausländerin dieses Namens zuzuschrei
ben.
Besondere Verehrung genoß in der Spätzeit der vergöttlichte Imhotep, je
ner Wesir des Djoser, der die Stufenpyramide in Sakkara erbaute.16 Seinen Namen
( ʾlj-m-ḥtp [jimhōtp]) trugen viele Personen in allen Teilen Ägyptens.17 In den
aramäischen Quellen haben fünf Männer - es scheint sich durchwegs um Semiten
zu handeln - diesen prestigehaltigen Namen (YM Ḥ W T).18 Dazu kommt ein Phö-
niker aus Elephantine (Y M Ḥ T ).19
2. Verbreiteter als der bloße Gottesname ist die Verknüpfüng eines Gottesnamens
mit einem Epitheton. Bei Horns, dessen Name ja für sich alleine als Personen
name gebraucht wird, überrascht es natürlich nicht, wenn wir auch Bildungen wie
ļĵr-(p/-)bjk20 [har(p)bēk] „Horns der Falke“ (aramäisch Ḥ R B K 21 als Name eines
Arabers aus Teil el-Masļĵüţa) und H r-nfr,22 aramäisch Ḥ R N W PY 23 [hamũfe]
„schöner Horns“ (neubabylonisch H ar-nu-pi- ʾ) finden. Zu dem parallel gebildeten
Pth-nfr24 [ptahnūfe] „schöner/guter Ptah“, aramäisch PTḤ N W PY,25 ist jedoch
251 Beleg aus Sakkara (TAD B8.7 passim), ethnische Zuweisung unbestimmt.
26Vgl. Demot. Nb. 76f.
27 TAD A2.7, 2; B5.5, 2; D6.13a, 1.
281 Beleg aus Sakkara (TAD 2.33a, 4), ethnische Zuweisung unbestimmt.
29 Lidzbarski 1912:Nr. 54.2; vgl. Muchiki 1999:24.
30 Vgl. Demot. Nb. 830f.
31 TAD D14.3 (aramäisch HRHBY entspricht hieroglyphisch Hr-n-ḫb (sic)).
32In der Spätzeit häufig; vgl. Literatur bei Vittmann 1991:130(d).
33Vgl. Demot. Nb. 118f.
90 Günter Vittmann
Von besonderem Interesse sind auch bei dieser Gruppe die Bildungen, die in-
nerägypisch schlecht oder gar nicht bezeugt sind. Ein bei Ranke (1935:197, 5) nur
singulär und mit Fragezeichen49 und ohne Übersetzung notierter Name Nfr-nbw
[nefemub] ist eindeutig mit N P R N W B 50 in einem wahrscheinlich aus Edfü stam
menden ptolemäischen Ostrakon zu identifizieren. Dem onomastischen Zusam
menhang nach könnte die Frau mit dem hübschen Namen „Schön ist die Goldene“
(gemeint ist Hathor) eine Nichtägypterin gewesen sein, obwohl das wie in vielen
anderen Fällen nicht stringent zu beweisen ist. Der Beleg ist dem Schriftduktus
nach um rund zwei Jahrhunderte jünger als die innerägyptische Bezeugung.
Der Name eines Aramäers aus Sakkara (SN BN T),51 der ägyptisch als
*Snb-nj.t [senebnéit] „Neith ist gesund“ zu erklären ist, mag zunächst nicht wei
ter auffällig scheinen; der Beleg gewinnt aber insofern an Interesse, als in der
Spätzeit Bildungen mit snb „gesund sein“ (das Wort ist bekanntlich urverwandt
mit ŠLM , salim a) sonst auf basilophore Königsnamen reduziert sind und zudem
an zweiter Stelle im Namen stehen.
Es gibt auch theophore Namen ohne explizierten Bezug zum Namenträger,
bei denen das theophore Element nur durch ein Pronomen präsent ist. Sehr beliebt
ist Hrj=w [heriéu] „Mögen sie (die Götter) zufrieden sein“ . Daß der Masse an
hieroglyphischen und demotischen Belegen nur ein einziger aramäischer (H RYW )
gegenübersteht,52 mag einfach daran liegen, daß der Name erst zu einer Zeit so
richtig häufig wird - nämlich seit der Ptolemäerzeit - , als die aramäische Doku
mentation in Ägypten nur mehr sporadisch ist.
Zwei weitere typische Spätzeitnamen, die mit einem Suffix der 3. P. PI.
gebildet werden, sind ʾIr.t-Hr-r.r=w [jinharóu] „Das Auge des Horus ist gegen sie
(die Feinde) gerichtet“, aramäisch Y N Ḥ R W ,53 und ʾIr.t=w-r.r=w [jituróu] „Ihre
(der Götter) Augen sind gegen sie (die Feinde)“, aramäisch Y T R W , karisch
Ituroú,54
49 Die Lesung ist freilich auch ohne Blick auf den aramäischen Beleg sicher. Publikation
der diese Frau nennenden Statue Wien 28 und Hinweis auf weitere Denkmäler: Rogge
1992:92ff.
50 TAD D 8.10, 5.
51 TAD B 8.4, 13 und 14.
52Vgl. Demot. Nb. 746ff.; TAD C 4.9, 5 (Sakkara, ethnische Zugehörigkeit unbestimmt).
53 Vgl. Demot. Nb. 72f; TAD D:150 (Korrekturen zu A6.6, 3); TAD A6.7, 7 (mit Lesung
...nd/rw; Vittmann 1989a:216 bevorzugt rY 1N[H]RW; vgl. auch Muchiki 1999:89). Von
einer literarischen Figur in TAD D 23.1.5a, 11; TAD D 23.1.9, 4 und 7 (dort SNHRW
gelesen; in Anbetracht des schlechten Erhaltungszustandes ist die sehr viel besser in den
Zusammenhang passende Lesung mit Y statt S am Anfang vorzuziehen).
54 Vgl. Demot. Nb. 70; der aramäische Beleg auf der Etikette Ashmolean Museum
1910.732 (nicht in TAD), der karische auf der Sakkara-Stele M 24, vgl. Adiego 1994:61.
Ägyptische Onomastik der Spätzeit 93
Indirekt ist die Gottheit auch in zwei anderen typischen Spätzeitnamen gegenwär
tig: Für D d-ḥr [ğeháʾ] „Das Gesicht (im Orakel) hat gesprochen“55 = Ş Ḥ ʾ (vgl.
mŞc-ḫa-a in den Assurbanipal-Annalen) lassen sich in aramäischen Quellen rund
30 verschiedene Personen ausmachen, wesentlich mehr, als für irgendeinen ande
ren ägyptischen Namen! Unter ihnen ist ein qedaritischer Araber hervorzuheben,
der der Göttin Hanilat eine der Silberschalen von Teil el-Masŧ)ūŧa im Ostdelta
geweiht hat.56 Für die Beliebtheit des Namens auch bei Fremden spricht, daß ihn
ein persischer Beamter als Beiname führte57 —und die Perser befleißigten sich in
diesen Dingen ansonsten einer auffallenden Zurückhaltung, soweit die Quellen
dies erkennen lassen.58 Der andere der zwei Spätzeitnamen ist Ţ >j-n.lm=w
[čamóu], was sich aus Ţìj-X-n.lm= w59 „Möge Gott X sie (PL) ergreifen“ verselb
ständigt hat. Beispiele für die Vollformen wie auch für die Abkürzung (ŠM W )
finden sich gleichermaßen phönikisch und aramäisch.60 Die Abkürzung ist viel
verbreiteter, vor allem im Raum Memphis. Der karische Besitzer einer Totenstele
aus dieser Region (Siglum M Y H) stellt sich in der Hieroglypheninschrift als Ţ>j-
Hp-jm=w „Möge Apis sie ergreifen“, in der karischen Partie indessen als tamou
vor. Derselbe Name verbirgt sich m. E. in einer karischen Besucherinschrift aus
Abydos unter der Form Šamoú.61
scher 7 Männer- und 1 Frauenname.63 Die Position des theophoren Elements wird
sehr gern durch Isis und Osiris besetzt, wobei nordwestsemitisch die männliche
Bildung P ì-d j-ìs.t mit Abstand am häufigsten ist.64 Allein in den aramäischen
QueUen \assen s\cʼn 2A Personen dieses S am en s ausmacʼnen (Vn den Formen
P Ţ ʾS Y , P Ţ S Y ; freilich nicht alles Aramäer); und bereits zur Zeit des 22. Dynastie
(10./9. Jh.) hat ein Gesandter von Kanaan P i-d j-ìs.t eine Statue ägyptischen Stils
mit hieroglyphischer Inschrift errichten lassen.65 Fremde dieses Namens treffen
wir auch außerhalb Ägyptens an, z. B. auf einem phönikisch beschrifteten Käst
chen aus Ur.66
Außer den genannten Göttern kommen in diesem Namentyp natürlich noch
viele andere vor: aramäisch u. a. Amun, Atum, Chnum (speziell in Elephantine),
Horus, Harpokrates, der vergöttlichte Imhotep, Sobek.
Der Mensch kann onomastisch auch in Satzform als Gabe der Gottheit
bezeichnet werden nach dem Schema „Gott X ist es, der ihn/sie gegeben hat“ (X-
l lr-dj-s). Auch dies ist eine sehr beliebte, für die Spätzeit typische Konstruktion,
wie sie gräzisiert etwa im Namen des Königs Amyrtaios (um 400) erscheint. Aus
Gründen, die uns verborgen bleiben müssen, hat man in bestimmten Fällen jeweils
die eine oder die andere Konstruktion bevorzugt. So wird der besagte Satznamen
typ mit „Osiris“ nur sehr selten gebraucht (in aramäischer Überlieferung über
haupt nie), während er in Verbindung mit dem „Mond“ umgekehrt ziemlich häu
fig vorkommt und hier wiederum die Bildung mit Pì-dj-... in den Hintergrund
gedrängt wird. So ist ʾI ʿḥ-l.lr-dj-s ʾḤ R Ţ Y S [aherţais] „Der Mond(gott) ist es, der
ihn (bzw. sie) gegeben hat“ sehr verbreitet,67 die synonyme Form P ì-d j-l ʿḥ P Ţ ʾḤ
[peţeʾafi] „Der, den der Mond(gott) gegeben hat“ dagegen eher selten.68
63 Zu den aramäischen Wiedergaben mit PŢ-, TŢ- vgl. generell die in Anm. 3 zitierten
Indices; für den karischen Befünd Vittmann 2001 und dort den (nach den ägyptischen
Originalnamen geordneten) Index im Anhang.
64 Vgl. Demot. Nb. 290f. und wieder die in Anm. 3 zitierten Indices.
65 Publiziert von Steindorff 1939.
66 Vgl. Gibson 1982:72 (Nr. 20); Amadasi Guzzo 1990:59.
67 Vgl. Demot. Nb. 57. Beispiele aus aramäischen Quellen: Als Männemame u. a. TAD C
3.13, 35; Segal 1983, Nr. 41, 9; 43, II 3. Als Frauenname nur TAD B 8.4, 19.
68 Ich kenne nur zwei hieroglyphische Belege: Ranke 1935:121, 21 (1 Beleg) und Statu
ette Berlin 13130, vgl. Ausf. Verz. 295. Die aramäische Entsprechung findet sich in TAD
C 4.9, 5 (Memphis, ethnische Zuweisung unsicher). Man beachte, daß die aramäischen
Wiedergaben von lʿḥ das etymologische Ayin generell durch Aleph ersetzen (auch im
Namen NHMSʾḤ =Nḥm-sw-lʿḥ TAD C 4.1, 1), was einen Rückschluß auf die zeitgenös
sische ägyptische Lautung dieses speziellen Wortes (>koptisch ooh, oh; bohairisch iofj;
fayyumisch aa/1, ah) zuläßt!
Ägyptische Onomastik der Spätzeit 95
69Zu den mit PJ-šr- und Tì-šr.t - beginnenden Namen vgl. Demot. Nb. 221ff.; 1086ff.
70 TAD D8.3, 7 und 8; vgl. Demot. Nb. 234 und 235.
71 Vgl. Demot. N b 657ff.
72 Für die Verbindung mit Homs vgl. unten. Chnum: TAD D 9.9, 2 und 12 (’ SHNWM);
D 1.12, 8 (SHNWM). Min: D 7.13, 1 (ʾSMN). Auch der letztere Beleg stammt aus Ele
phantine.
73 TAD D9.9, 1; Demot. N b 666. Die Transkription mdw („Stab“) ist historisch; in der
Demotistik wird dafür meist - wie z. B. auch im Demot. Nb. - mtr geschrieben.
74 Für ʾSPMT vgl. die Indices zu TAD B-D (Elephantine); die Form SPMT findet sich in
TAD D9.10, 5 (ein Aramäer aus Elephantine; der Sohn hat einen babylonischen Namen).
Für den ägyptischen Befund vgl. Demot. Nb. 664ff.
75 Vgl. Demot. N b 685. Aramäisch gibt es einmal die Schreibung ’ SḤR (TAD D 22.30,
Wadi el-Hudi, ein Aramäer). Derselbe Name verbirgt sich möglicherweise hinter karisch
isor (Siglum M Y C), vgl. Vittmann 2001.
96 Günter Vittmann
spielt.76 Er war Sohn eines Ş Ḥ ʾ (also D d-ḥr, wie bereits besprochen), von Beruf
königlicher Baumeister (ʾR D K L Z Y M L K ʾ), wurde Mann jener Mibtahia und
erhielt den semitischen Beinamen „Nathan“ (NTN), einen der allerhäufigsten und
beliebtesten Namen in den aramäischen Dokumenten! Die wohl zutreffende com
munis opinio, daß es sich um einen waschechten Ägypter handelt, ist ebenso
schwer strikt zu beweisen wie zu widerlegen, die Annahme eines Fremdnamens
durch einen Ägypter im eigenen Lande in vorhellenistischer Zeit - ohne erkennba
ren staatlichen Druck - ist aber doch recht bemerkenswert.
Ein innerägyptisch nicht bekannter Name, der in den Aramaica aus Ele
phantine zweimal auftaucht und sich davon mindestens einmal auf einen Nicht
ägypter bezieht, lautet ʾS P 'M R ʾ/ S P 'M R ʾ.77 Die Deutung ist nicht recht klar: In
Frage käme „Er gehört zu dem an Beliebtheit Großen“, doch ist das zweifelhaft.
W as bei diesem Namentyp auffällt, ist das weitgehende - und demotisch
und aramäisch völlige - Fehlen von Isis und Osiris. Religiöse Gründe kann das
kaum haben, denn in anderen Bildungen kommen diese beiden Götter ja durchaus
vor. Ob man womöglich die Folge der beiden s-Laute - man hätte die entspre
chenden Namen [(e)sēsej und [(e)susĩre] aussprechen müssen - als störend
empfand und darum lieber vermied?
Eine sozusagen „neutrale“ Art, die Zugehörigkeit zu einer Gottheit anzu
geben, besteht im Gebrauch des Possessivartikels pa-/feminin ta- (entspricht in
der Funktion etwa arabisch ḍü). Auch dieser Typ ist im 1. Jt. v. Chr. sehr produk
tiv78 und in der aramäischen Überlieferung dementsprechend häufig. Ein Beispiel
ist PN Y T (d. h. Pa-N j.t [panéit]) „Der der Neith“ als Name eines Aramäers aus
Memphis.79 Denselben Namen finden wir auch bei zwei Karem,80 und der Vater
jenes ägyptisierten Phönikers Chahap, dessen Stele in Berlin aufbewahrt wird,
hieß ebenso.81
Ein schöner Name, der in der ägyptischen Überlieferung kein Äquivalent
hat, sei angeführt, weil er eine wertvolle Bereicherung des Repertoires an aussa
gekräftigen Personennamen darstellt. Ein Aramäer aus Sakkara hieß
PQ Ţ N W T Y ,82 was bisher immer falsch verstanden wurde, m. E. aber nur „Der,
den der Gott gebaut hat“ (fP ì-r.ąd-nṯr [peqeţnüte]) bedeuten kann. Der Name
illustriert eine vielzitierte Stelle aus der Lehre des Amenemope: „Was den Men
schen betrifft, ist er Lehm und Stroh, und Gott ist sein Baumeister (pì nṯr p>j=f
qđ)“ *3
6. Schließlich gibt es eine Reihe von Hypokoristika und Kurznamen, die sich
schlecht etymologisieren lassen, wie das auch in der aramäischen Überlieferung
häufige, unübersetzbare P B Y /T B ʾ8
848
3 5= demotisch Pa-bj, Ta-bj.ss Theophore Ele
mente sind hier allenfalls indirekt enthalten. Z. B. geht das häufige, ägyptisch und
aramäisch belegte Pa-sj/P S Y 86 letztlich auf P ì-d j-w slr [peţusĩre] „Der, den Osiris
gegeben hat“87 zurück.
7. Zum Schluß müssen wir noch einen Blick auf die andere der beiden großen
Namengmppen werfen, nämlich die basilophoren Personennamen. Hier gibt es
solche, die aus dem Königsnamen allein bestehen, und solche mit weiteren Zusät
zen. In der Perserzeit (wie auch später noch) griff man gerne auf die Namen der
saitischen Könige (664-525) zurück. Dazu gehörte auch ein, wenn man so sagen
darf, „protosaitischer“ Herrscher, nämlich Bokchoris (um 700), den Diodor als
großen Gesetzgeber rühmt und der auch in der spätägyptischen „nationalen Lite
ratur“ eine Rolle spielt.88 Der Vater einer aramäischen Dame, die sich in Memphis
eine sehr grobe Totenstele mit ägyptischen Elementen errichten ließ, tmg diesen
Namen (BKR N P), der natürlich auch in hieroglyphischen Quellen nicht fehlt.89
Dieses Bìk-rri=f ist eine etwas merkwürdige Bildung; sie scheint „Diener seines
(eines Gottes) Namens“ zu bedeuten. Der göttliche Name nimmt hier also gleich
sam die Stelle der Gottheit ein, in ähnlicher Weise wie in einem hieratischen Graf
fito aus der Libyerzeit in Karnak, wo der Name des Amun den Schreiber beschüt
zen soll.90
83 XXIV, 13-14 =25. Kapitel; Übersetzung (von der unseren etwas abweichend) in TUAT
III, 247.
84 Beide Namenformen aramäisch häufig; man beachte besonders den „Babylonier“
(BBLY) PBY in TAD D 22.3 in den Steinbriichen von Maťşara in Unterägypten. Der
PBY in TAD D2.35, 5 muß als Schreiber der Urkunde bzw. Unterschriftleistender ein
Nichtägypter sein. Was T B ʾ betrifft, ist auch die gleichlautende altsüdarabische
(minäische) Namenform, die sich auf drei verschiedene Frauen aus Ägypten bezieht, von
Interesse, vgl. Müller & Vittmann 1993:3f.
85 Vgl. Demot. NI>. 363 und 1172f.
86Vgl. Demot. Nb. 412f. und für die aramäische Form z. B. A2.1, 10. 11; C3.6, 9.
87Vgl. Demot. Nb. 298f.
88 Zu den sogenannten Prophezeiungen des Lammes des Bokchoris vgl. Thissen
1998:1043ff. (mit Literatur).
89 TAD D 20.2, 1; vgl. Demot. Nb. 147.
90Vgl. Vittmann, im Druck.
98 Günter Vittmann
91 Vgl. Demot. Nb. 212. Aram. (PSMŠK) z. B. in TAD A6.3 passim; 6.4, 2.4 etc. (in TAD
A stets dieselbe Person, ein Ägypter); B4.3, 24 (ein Aramäer aus Elephantine).
92 Die verschiedenen Varianten (Pismašk, Pismaśk etc.) sind unten im Anhang unter
Psmṯk aufgelistet; Belegnachweise bei Vittmann 2001.
93 Vgl. Demot. Nb. 624; TAD C 4.1, 2 (Sakkara, wohl ein Ägypter); Sakkara-Stele M 10;
vgl. Adiego 1994:61. Als historischer Königsname erscheint NKW 1 Variante NKW in
einem schlecht erhaltenen narrativen Text aus Schech Fadl in Mittelägypten, vgl. TAD D
23.1.8, 12; 23.1.5A, 11; 23.1.12, 7.
94 Vgl. Demot. Nb. 628; Sakkara-Stele M 27; vgl. Adiego 1994:61.
95 Vgl. z. B. TAD A2.1, 13; 2.2, 4; B 3.2,13; Segal 1983, Nr. 122A, 1.
96 Demot. N b, Korrekturen und Nachträge zu S. 482 (ein bilingues Graffito, worin grie
chisch Ŧaļiļiic; demotisch Psrmjs'1 - wenn die Ergänzung des stark beschädigten Na
menendes zutreffend ist - entspricht. Die demotische Wiedergabe geht also offenbar von
der gräzisierten Form aus, nicht umgekehrt).
97 TAD A 6.2, 2. 7.
98 TAD A 6.3, 3. 6 (Memphis).
Ägyptische Onomastik der Spätzeit 99
Sehr beliebt bei Ägyptern wie Aramäem war auch W ìḥ-lb-r [wahprē<
]-
das ist gleichzeitig Thronname Psametichs I. und Geburtsname des Apries - samt
Zusammensetzungen. (Eine vielleicht nicht uninteressante Information am Rande:
Den Namen W ìḥ-lb-r ʿ-m -ìḫ.t [wahpre<
mache] „Wahibre ist im Horizont“ trug
auch ein in Ägypten lebender Grieche in der ersten Hälfte der 26. Dynastie!).9
100
9
Ob es Zufall ist, daß das in ägyptischen Texten ebenfalls häufige ʾIʿḥ-m s
[ahmōse] (d. h. „Am asis“)101 in nordwestsemitischen Quellen extrem selten ist102
- und dann anscheinend Ägypter, keine Semiten bezeichnet - , bleibe vorerst da
hingestellt, ich glaube aber eher, ja.
Anhang
Àgyptisch-nordwcstscm itisch-karischc Namcnkonkordanz
ìs.t-ì.ìr-dj-s ʾS R Ţ Y S P i-ḥ rj PḤ R Y
ìs.t-wr.t ʾS W R Y ; P i-ḫ ìʿ-s PK<S
ʾW S Y R Y (sic; für ʾS W Y R Y ) *Pi-ḫm PḤ YM
ìs.t-rštj ʾS R Š W T ; ʾS R Š T P ì-sb i-ḫ ʿj-m-njw.t ? Psüsaini-qom
* j- H r ? Aor *P ì-sšn PSŠN
ʾlj-m-ḥtp Y M Ḥ W T ; Y M Ḥ T (P) P ì-šr-(n-)B ìst.t P Š W B ST Y
ʾlʿḥ-l.ìr-dj-s ʾḤ R Ţ Y S P ì-šr-n -p ì-w r PŠNPW R
ʾl ʿḥ-mn ʾḤ M N (auch P) *Pi-[šr-n-pi-]bw-rḫ= f P[ŠNP]BRḤP
ʾI ʿḥ-ms ʾḤ M S Y ; ʾḤ M S (P) P i-šr-n -p ì-m ij PŠN PM W Y
ʾlm n-U r-dj-s ʾM W R Ţ Y S (Kg.); P ì-šr-n -ptḥ PŠNPTḤ
ʾM R Ţ Y S Pì-šr-(n-)M ḥj.t P ŠM Ḥ Y (P)
ʾI.r=w lroú *(Pi-)šr-n-ni-hb.w ŠR N Ḥ Y B
}Ir.t=w-r.r=w Y T R W ; Iíuroú P ì-šr-n -tì-ìsw PŠN TSW
ʾlr.t-Hr-r.r=w Y N Ḥ R W (vgl. oben!) Pi-šr-(n-)Tw tw PŠTW T
ʾlḥj ʾḤ ʾ *Pì-qd-(pi-)nṯr PQ ŢN W TY
ʿnḫ=f-n-Mì ʿ.t CN Ḥ PM CY P i-kip, P i-kp PKYP
ʿnḫ-Mr-wr (N Ḥ M N W Y ; ‘ Ḥ M N W Y *PÌ-tpj PTPY
ʿnḫ-Hp CN Ḥ Ḥ PY; CḤ Ḥ PY; ʾḤ Ḥ PY P ì-d j ? PŢʾ
ʿnḫ-Hr ḤḤR P i-d j-is.t P Ţ ʾS (P); P T ʾS Y (auch P);
ʿnḫ-Hnsw r o ḤḤNS P T Y S Y ; P Ţ SY
W ìḥ-lb-R ʿ WḤPR< (auch P) P i-d j- ʾlj-m -ḥtp P Ţ M Y Ḥ T (sic,
W ìḥ-ìb-R ʿ-m-ìḫ.t WḤPR<MḤY statt PTY M Ḥ T)
W ìḥ-lb-R ʿ-mrj-Nj.t W Ḥ P R M N Y T (sic) P ì-d j- ʾlʿḥ PŢ ʾḤ
*W>ḥ-lb-R ʿ-nḫt [W]ḤPR<NḤ[T] P i-d j- ʾlrnn PTM W N ; ? PŢM N
Wn-nfr W NPR P i-d j- ʾlnp Ptnupi
Wrš-nfr W R ŠN P P i-d j- ʾltm PŢTW M ; Pdtom
W ḍì-Hr W ŞḤ W R P i-d j- ʿnq.t ? P tn u 'q ( iy i( l)
Bik-rn=f BKRNP P i-dj-W sìr P Ţ W S Y R Y ; PŢ W SR Y ;
Bl BLʾ P Ţ SW R Y (sic); P T SR Y
Bl.t B LḤ *Pi-dj-BÌ-nb-ḍd.t PŢ B N Ţ Ţ (P)
Bḫ BḤY P i-d j-B ist.t P T W B ST Y ; P Ţ B ST Y ;
Bs B S ʾ; B SḤ PdubcC
Pì-lw ìw (vgl. auch P ìj-ìw ) ? PYʾ Pi-dj-(pi-)nṯr ? P tn u 't( iy i( l)
P i- ʿḫm vgl. * P i-tì.w j P i- ʿḫm * P i-d j-M ij-ḥsi PŢM YḤ W S
Pì-w nš PW N Š Pi-dj-M n ? PŢM N
P i-w hr P u o 'ŕ Pi-dj-M ḥj.t ? PŢM ḤW
P i-m ij ? PM Yʾ Pì-dj-n= j-ìs.t P Ţ N ʾS Y
*P i-m sj (oder * P a -m sp ) PM SY Pi-dj-( ni- )nṯr. w PŢNTR
Pi-m sḥ PM SḤ Pi-dj-N j.t Pdneít
Pì-n-... s. unter Pa-. ..! Pi-dj-N fr-ḥtp PŢNPḤTP
102 Günter Vittmann
Ns-M n ʾS M N K ì-m n KM N
N s-H r ʾS Ḥ W R ; ʾSḤ R ; Iso r K l-nfr K N P Y (P); K N W P Y ; QN PY
Ns-Hnm ʾSḤ N W M ; SḤ NW M Gm=w-Hp Q M W Ḥ PY
Rnpd-nfr.t R N PN PR Y T ì-ʾìšr T ʾŠ R
Ĺjlw LYLW Tì-wr.t TW RY
Hrj=w HRYW Tì-nt- ... s. unter Ta-.. .!
Hrj-W ìḍ.t HRYW Ţʾ T>-r.ḥn=w, Ta-ḥn=w TḤ N ʾ
Hkr, H gr HQR T ì-rj (oder Ta-rj) TRY
Ijp-iw Ḥ PY W (auch P); Ḥ P Y ʾW T)-rmṯ(.t)-n-)s.t T R M N SY
Hp-mn Ḥ PY M N ; Ḥ PM N; Apmcn Tì-šr-(n-)pl-w r TŠPW R
Hp-mnḥ Ḥ P Y rM (?)1NḤ Tì-dj-W sìr T Ţ W SR Y ; T Ţ S R Y
(TAD C3.26, 7 liest H P Y CNḤ) Tĩ-dj-Bìst.t TtubaÇi; Ttba(i
Hn=w-(s-n-)Nj.t ḤNW NYT *Ti-dj=f ? TTP
*Hnts Ḥ N TS (P) T>-dj-Hr-wr TŢḤ RW R
Hr Ḥ R (P); Ḥ W R; O r Tì-dj-H r-pi-ḫrd T[ŢḤR]PḤRŢ
H r-w ḍì Ḥ R W Ş (auch P) Tl-dj-H r-(n-)p Ţ T Ḥ R PY
Hr-(p>-)bjk ḤRBK Ta-ìmn ? TM N
*H r-pi-nḥs ḤRPNḤS Ta-ir=w (oder Ta-r.r=w) TR W
*Hr-(pì-)k]p Ḥ R K P (P) Ta-w ì T W ʾ; T W Y ʾ
Hr-m -ìḫ.t ḤRM ḤY Ta-Wn-nfr TW NPRY
H r-m ì ʿ-ḫrw Ḥ R M ‘ ḤR Ta-W slr TSRY
Hr-mn ḤRMN Ta-bj T B ʾ; T B Y
Hr-nfr Ḥ R N W PY *Ta-p>-wr-ß-ḫm TPW RTḤ M
Hr-ḥtp Ḥ RḤT Ta-pì-mdw/mtr TPM T; TM T;
Ŗ r-ḫb (bzw. H r-m -ìḫ-bj.t) HRHBY T PM M T (sic)
*H r-kips. *Hr-(pì-)kip Ta-pì-ḫj TPḤ Y
H r-ß-bì.t H RTBʾ Ta-Mn T M Y N ; ? TM N
H r-si-is.t Ḥ R SYSY Ta-Nj.t TNYT
H rj Ḥ W RY; ḤRY; ḤRʾ Ta-nfr TN PY
H kì-l.ĩr-dj-s ḤKRŢYS Ta-r.r=w (oder Ta-ìr=w) TR W
Uʿj= f ? Ḥ YW P; ? Ḥ Y P Ta-rj (oder Tì-rj) TRY
Hnm-lw ḤNMW Ta-rt TR Ţ
Sì-ptḥ SPTḤ (P) Ta-ḥi.t TḤH; ? T Ḥ Y
Sm i-tì.wj SM TW ; SN TW Ta-hj ?TḤ Y
*Snb-Nj.t SN BN T Ta-Hp TḤ PY
*Šp- ʾltm ŠPTM Ta-ḥn=w s. unter T>-r.ḥn=w
*Šp-Nj.t ŠPN Y T Ta-ḥr T Ḥ ʾ; T Ḥ W ʾ
Šm ʿ-nfr ŠM Y N P Y Ta-ḫìbs TḤ BS
Šmtj /Šsrnt.t ŠM YTY Ta-ḫj ?T Ḥ Y
Š(š)nq ŠNQ (?) Ta-Hnm TḤ NW M
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Sprachliche Innovationen und Archaismen in den akkadischen
Personennamen
0. Einleitung
1 Orthographische Archaismen in Namen werden nicht behandelt. Für sie s. etwa Stol
(1991:193f.) und Streck (1999b:658f.), beide zum Altbabylonischen.
110 Michael P. Streck
syrisch differenziert sind. Alle Belege verstehen sich lediglich als Beispiele. Um
fangreiche Dokumentation findet sich in den für jede Sprachperiode oder jeden
Dialekt angegebenen Namenbüchern. Für das außeionomasǔsebe Material werden
die sprachlichen Erscheinungen weder durch Belege noch Sekundärliteratur do
kumentiert. Stattdessen verweise ich auf die gängigen Grammatiken und Lexika.
Unsere Studie kann sich nur auf wenige Vorarbeiten stützen. Stamm
(1939:93) streift die Thematik nur kurz bei seiner Behandlung der Tempora in den
PN: „Erst in der spätesten babylonischen Sprachperiode dringt die Umgangsspra
che in die Namensbildung ein, indem an Stelle von -iddina vielmehr -ittannu ge
setzt wird“ . Layton (1990:8f.) führt das ta-Präfix für die 3. P. Sg. f. und das flek
tierte Determinativpronomen an. Stol (1991:195f.) nennt die „predicate state en-
ding“ la/, „the locative-terminative - č “, das Element Ilak- „Dein Gott“ und den
Dual des Personalpronomens als Archaismen in altbabylonischen Namen, doch
sind einige seiner Beispiele problematisch.2 Edzard (1998:107f. § 3.1) stellt fest:
„Wie bei den sum. PN läßt sich beobachten, daß die akk. PN teils der Umgangs
sprache ihrer Zeit, auf jeden Fall aber der Literatursprache sehr nahe stehen, so
daß sie zu einem beträchtlichen Teil, wenn nicht überhaupt ganz überwiegend, als
lebendiges Sprachgut zu verstehen sind ... Besonders interessant ist die Erkennt
nis, daß sich die für eine zeitliche und örtliche Variante des Akkadischen typi
schen Lauterscheinungen auch in den Namen widerspiegeln ... Syntaktisch hat
dagegen der akk. PN die Regel, daß das Prädikat eines Satzes am Ende steht, in
seinem babylonischen Zweig nie konsequent nachvollzogen“ ; ebd. (110 § 6.1)
heißt es: „Da die Sprache der akk. PN durch die Zeiten immer nahe an der zeitge
nössischen Sprache geblieben ist ..., können wir damit rechnen, daß Namen mit
neuem Vokabular aufgekommen sind“ . In Streck (2000:141-144 §§ 1.124-127)
wird demonstriert, daß sich das altbabylonische Verbalparadigma aus den PN
weitgehend rekonstruieren läßt und daß sich die Dialekte des Neubabylonischen
und Neuassyrischen auch im Onomastikon voneinander abheben.
2 Die Interpretation des Elementes na-da ist nach wie vor umstritten: nãda „ist geprie
sen“ oder nãdā „preist!“? Baba- ʾila, ʾAnāku- ʾilama und ʾUmmĭ-ṯāba sind amurritisch
oder amurritisiert. -niʾāš, -šiʾāš enthalten nicht den Terminativ, sondern mit von Soden
(1962:150b) verkürzte Dativpronomina - allerdings ebenfalls ein Archaismus.
Sprachliche Innovationen und Archaismen in den akkadischen Personennamen 111
1. Altakkadisch3
S. allgemein M A D 2 und 3.
Im Altakkadischen sind protosemitisch */š/ und */?/ in ein S geschriebenes und /ś/
transferiertes Phonem zusammengefallen, während */ţ/ >/š/ (geschrieben Š) ein
selbständiges Phonem ist. Onomastische Beispiele sind Sá-lim-a-ḫu /Śalim-ʾaļju/
(/ś/ <*/š/) „Heil ist der Bruder“ M A D 3, 2 7 2,1-si-rn-D IN G IR /Yiśĩm-ʾil/ (/ś/ <*
/ś/) „Bestimmt hat der Gott“ M A D 3, 260 und Ša-li-ba /ŠaUiba/ „Fuchs“ M A D 3,
258. /V und /ē/ sind distinktive Phoneme (Sommerfeld 1999:18f.): N a-ra-m e-ì-li
/Narām=ilē/ „Liebling der Götter“ M A D 3, 231, ì-lí-du-gul-ti /ʾllī-tukultī/ „Mein
Gott ist meine Zuversicht“ . Ebenso sind möglicherweise /u/ und /ū/ auf der einen
und /ō/ auf der anderen Seite differenziert (Sommerfeld 1999:21): I-ku%-núm
/Yikōnum/ (*kwn) M A D 1, 201, Åľn-rn-«ò-DINGIR.DINGIR /Kumb-ʾilē/ „Bete
die Götter an!“ M A D 3, 150. Uneinheitlich verhalten sich sowohl onomastische
als auch außeronomastische Sprache bei der Behandlung von /ʿ/. Neben Erhalt ist
auch Schwund unter begleitendem Umlaut von */a/ zu /e/ bezeugt. Für die au
ßeronomastische Sprache s. M A D 2, 190; 3, 274f. und Edzard (1998:108 § 3.2);
letzterer stellt fest, daß Schwund vor allem in Südbabylonien anzutreffen und
vielleicht durch sumerischen Einfluß zu erklären ist. Für das Onomastikon vgl. Iš-
tmó-D IN G IR /Yiśma(-ʾil/ „Gehört hat der Gott“ M A D 3, 275 neben Zwwe-dUTU
/Yiśmē-Śamaś/ „Gehört hat Śamaś“ M A D 3, 275 (präsargonisch).
Das Determinativpronomen wird voll flektiert: Šû-clum „Der des Gottes“
(Gruppenflexion) M A D 3, 251, Šāt-Tišpak „Die des Tišpak“ M A D 3, 253.
1.2. Archaismen
D U M U geschrieben, das für binu oder mar ʾu „Sohn“ steht. Im jüngeren Akkadi
schen ist binu nur in lexikalischen Listen und nicht zu häufig in literarischen
Texten bezeugt (nach AHw. 127 jungbabylonisch dichterisch; C A D B 242f).
2. Altbabylonisch
2.1. Innovationen
Altakkadisches /ś/ fällt altbabylonisch mit /š/ < */\ļ zusammen: Šalim -pãliḫ-
Marduk „Wohl ergeht es dem, der Marduk fürchtet“ B A 6, 112, Lišīm -il
„Bestimmen möge der Gott“ C A D Š/l, 359a. /ʿ/ und /h/ schwinden stets unter
Umlaut von */a/ zu /e/:4 Išm c-A dad „Erhört hat Adad“ (*šm ʿ) Stamm (1939:189),
Inun-Ea „Gnädig gezeigt hat sich Ea“ {*ḥnń) AHw. 217. Die Orthographie lässt
eine Differenzierung von /u/ bzw. /ŭ/ und /ō/ nicht mehr erkennen. Der Plural Ob-
liquus der Nomina lautet nun auf /ĩl aus: A w īl-ilī „Mann der Götter“ Stamm
(1939:76).
Der /a/-Kasus als Form des nominalen Prädikats und als Zitierform ist
nicht mehr belegt. Für aus dem Onomastikon gewonnene Verbalparadigmen s.
Streck (2000:142-143 § 1.125).
Vereinzelt kommt onomastisch schon das -ŕa-Perfekt zur Bezeichnung
isolierter vergangener Sachverhalte5 vor: Ātanaḫ-ilī „Ich bin müde geworden,
mein Gott“ Stamm (1939:163), Ātamar-Sîn „Ich habe Sîn geschaut“ Stamm
(1939:183). Außerhalb des Onomastikons gehört es in dieser Funktion wohl
hauptsächlich der Umgangssprache an (Streck 1999a:117f. 4.2). Die Verwendung
des Perfekts im Onomastikon taucht nicht zufällig zuerst bei Verben in der 1. P.
Sg. auf: Die Rede des Namengebers wird in einer der Umgangssprache naheste
henden Form wiedergegeben.
2.2. Archaismen
(1939:263). Sieht man von idiomatischen Verbindungen wie z. B. šāt m ŭši „die
(Wache) der Nacht“ ab, so stammen die letzten außeronomastischen Belege aus
dem (Früh-)Altbabylonischen, s. C A D Š/2, 184 und Š/3, 152f. Die innovative,
unflektierbare Form ša dringt aber ebenfalls in das Onomastikon ein: Ša-ili(m)
„Der des Gottes“ Stamm (1939:263). Das Onomastikon kennt noch eine Dualform
des Personalpronomens 3. P.: Šinī-damqã „Die beiden (Göttinnen) sind gut“ A R M
16/1, 197 (vgl. Stol 1991:196) neben dem innovativen femininen Plural Šina-
damqă (ebd.). Der Terminativ hält sich in Namen wie Iliš-tikal „A u f Gott ver
traue!“ (G A G § 67b; Stol 1991:195). Außeronomastisch begegnet er bei Substan
tiven vor allem in literarischen Texten. Das Verbum besitzt im Onomastikon noch
das ta-Präfix für die 3. P. f., wenn auch nur in Kongruenz mit dem Genus der Na
mensträgerin (Edzard 1962): fTašm ē-Ištar „Gehört hat Ištar“ Z A 55, 116. Außero
nomastisch ist das to-Präfíx nur in literarischen Texten manchmal erhalten.
Die archaische Wortstellung ist beim altererbten Namenstyp „Verbum im
Präteritum - Subjekt“ erhalten, während neue, durch Suffixe erweiterte Na
menstypen die innovative Stellung „Subjekt - Prädikat“ bevorzugen: Ibnī-N N
„Geschaffen hat N N “ , aber Ilšu -ib n ī „Sein Gott hat erschaffen“ (s. Stamm
1939:107f). Voranstellung des Verbums kommt außeronomastisch in literari
schen Texten vor.
Ein lexikalischer Archaismus ist wohl das Wort ipqu „freundliche Umar
mung“, das sich nur onomastisch belegen lässt, s. Edzard (1998:107 § 3.1): Ipiq-
N N „(In der) Umarmung des N N “ AHw. 385. Hierher gehört ebenfalls das Wort
puzru in der Bedeutung „Geborgenheit“ : /ʾ«z«r-NN „(In der) Geborgenheit des
N N “ AHw. 885; außeronomastisch bedeutet puzru immer „Verborgenheit, Ge
heimnis“ . Stol (1991:195) spricht von „literary flavour“, der bisweilen im Lexikon
altbabylonischer Namen zu spüren sei.
3. M ittclbabylonisch
3.1. Innovationen
/šs/ wird zu /ls/, /št/ zu /hl: A lsīš-ablut „Ich rief ihn an, da lebte ich a u f1Hölscher
(1996:27) und Edzard (1998:107 § 3.1), Bāltī-Adad „Mein Schutzgeist ist Adad“
Hölscher (1996:248). Die Mimation schwindet: s. z. B. marrnu und balu in
M annu-balu-Šamaš „Wer ist ohne Šamaš?“ ebd. 135. Im Präteritum von D - und
Dt-Stamm wird /a/ der ersten Silbe öfter zu /e/: Ligd cššer „Er möge stark gemacht
werden“ ebd. S. 131. Stimmhafte Geminaten werden gerne dissimiliert: Pungulu
114 Michael P. Streck
„Sehr stark“ ebd. 169, Şunduru/Şundurtu „Stark schielend“ ebd. 260. Anlautendes
Av/ fällt ab: S. ebd. 263 s. v. (w)aqāru und (w)aqru, z. B. Aqar-M arduk „Kostbar
ist Marduk“ .
Das flektierte Determinativpronomen ist zugleich mit dem ganzen Na
menstyp 5i</5ä//5a-Gottesname aus dem Onomastikon verschwunden.
Erst ab der mittelbabylonischen Zeit ist gabbu „alles“ in Texten und Na
men belegt: N inurta-gabbu-ìlānī „Ninurta ist alles für die Götter“ ebd. 251. Das
selbe gilt für dagālu „schauen“ (s. AHw. 149b): Adaggal-pān-M arduk „Ich will
das Antlitz Marduks schauen“ Hölscher (1996:249). rīmŭtu „Geschenk“ läßt sich
ebenfalls außeronomastisch und onomastisch erst ab dem Mittelbabylonischen
nachweisen: Rīm ŭt-Gula „Geschenk der Gula“ Hölscher (1996:259). Das früher
häufige puzru „Geborgenheit, Schutz“ ist nur noch vereinzelt belegt, s. ebd. 169.
Dafür tritt oft das elamische Lehnwort kidinnu im Namenstyp Kidin-N N „(Im
Schutz) des N N “ auf, s. ebd. 120-123 und Edzard (1998:111 § 6.1); das Wort
begegnet schon altbabylonisch selten in PN (AHw. kidinnu le), kommt außero
nomastisch aber erst ab der mittelbabylonischen Zeit vor.
3.2. Archaismen
7 Die Angabe von Stamm (1939:108), daß in nach-altbabylonischer Zeit bei zweigliedri
gen Namen die Stellung „Subjekt - Prädikat“ überwiege, ist zu korrigieren.
Sprachliche Innovationen und Archaismen in den akkadischen Personennamen 115
4. Ncu-/Spätbabylonisch
4.1. Innovationen
Auslautende kurze Vokale fallen ab: Ebabbar-ša-du-nu l-šadûnl „Ebabbar ist un
ser Berg“ Tallqvist (1905:57a). Beim Verb nadānu assimiliert sich bei Kontakt
stellung der zweite an den dritten Radikal: Nabû-tattann(u)-bullissu „Nabû, du
hast gegeben; erhalte ihn am Leben!“ (ebd. 323b).
Der Prekativ der 3. P. D-Stamm hat Präfix lu-: Ninurta-lukin „Ninurta möge fest
machen“ Tallqvist (1905:270b).
Erstmals dringt das -ta-Perfekt in größerem Umfang in das Onomastikon
ein: N abû-tultabši-līšir „Nabû, du hast entstehen lassen, er möge gedeihen“, s.
Streck (2001:118). Daneben ist aber nach wie vor oft ebenso wie in literarischen
Texten das Präteritum zur Bezeichnung isolierter Sachverhalte der Vergangenheit
gut bezeugt. Andererseits hat in einigen Namen das Präteritum die in neu-
/spätbabylonischen Briefen bezeugte Wunschfunktion, z. B. in Tcrik-šarrŭssu
„Lang währe sein Königtum“ Streck (2001:118).
Das nach-altbabylonisch außeronomastisch nur noch literarisch belegte
Wort bŭru „Kalb“, das im älteren Onomastikon noch gut bezeugt ist, kommt nun
in PN nicht mehr vor.
4.2. Archaismen
Immer noch häufig sind das Präteritum zur Bezeichnung isolierter Sachverhalte
der Vergangenheit (s. 4.1) und die Wortstellung „Präteritum - Gottesname“, s.
z. B. Tallqvist (1905:323b) für Iddin-NN.
bâru „Bestand haben“ ist nach dem Altbabylonischen nur noch literarisch
bezeugt (AHw. 108). Für das neubabylonische Onomastikon s. Tallqvist
(1905:301a) s. v. abâru, z. B. N abû-šum u-libür „Nabû, der Name möge Bestand
haben“ . Für „Dienerin“ verwendet das Neubabylonische außeronomastisch das
Wort qallatu. Onomastisches andu < *amtu in Andi-Sutĩti „Dienerin der Sutītu“8
8 Beachte auch den erstarrten a-Kasus, der nur noch hier begegnet. Schon Stamm
(1939:132 Anm. 1) bezeichnet den Namen als „hinsichtlich beider Bestandteile archa
isch“ .
116 Michael P. Streck
ist ein Archaismus, s. Streck (1992:148) und Tallqvist (1905:304). šumma „wenn“
statt des außeronomastischen kī ist ebenfalls ein Archaismus: Šumma-Nabû
„Wenn doch Nabû (da wäre)“ Tallqvist (1905:334a).
5.1. Altassyrisch
5.2. Mittelassyrisch
5.3. Neuassyrisch
6. Zusamm enfassung
9 Sofern hier nicht Sandhi für Nabû-usabsi „Nabû hat entstehen lassen“ vorliegt.
10 Das to-Präfix ist alt- und mittelbabylonisch Archaismus, im Neu- und Spätbabyloni
schen dagegen kommt es auch wieder in Briefen vor; letztlich läßt sich also nicht ent
scheiden, ob sein Vorkommen in neu- und spätbabylonischen PN als Archaismus oder
Innovation bewertet werden soll.
118 Michael P. Streck
Archaismen Innovationen
Lexikon XXX XXXXXXX
Syntax XXXXXXX XXX
Morphologie XXX XXXXXXX
Phonologie xxxxxxxxxx
Syntaktische Archaismen
Literarische Texte xxxxxxxxxx
Königsinschriften xxxxxxxxxx
Personennamen xxxxxxxxxx
Rechtsurkunden xxxxx
Briefe XXX
Interessant wäre ein hier im Detail nicht durchführbarer Vergleich zwischen Spra
che und Theologie der PN. W as die theophoren Elemente betrifft, so ist die
Theologie der PN zumindest ganz überwiegend innovativ. Schon oft ist beobach
tet worden, daß PN „Spiegel des lebendigen Volksglaubens und seiner Wandlun
gen sind“ (Edzard 1998:111 § 6.1). Die zu einer bestimmten Zeit besonders ver
ehrten Götter treten auch im Onomastikon stark hervor. Ebenso ist die Verehrung
von Lokalgöttem im Onomastikon nachvollzogen (Edzard 1998:111 § 6.2).14 In
wieweit die theologischen Aussagen der Wandlung unterliegen, ist bisher aller
dings nur ansatzweise untersucht worden.15
Verlassen wir das Akkadische und fragen zum Schluß nach der methodi
schen Relevanz der vorangegangenen Untersuchung für nur oder hauptsächlich
onomastisch überlieferte Sprachen. Mein Blick richtet sich hier besonders auf das
ebenfalls keilschriftlich tradierte, geographisch und chronologisch dem Akkadi
schen ganz nahestehende Amurritische, wo bekanntlich ein Bezugspunkt in Form
von Texten völlig fehlt. Dies erschwert und beschränkt die Rekonstruktion der
der Orthographie, aber auch in manchen morphologischen Punkten, weitgehend mit letz
teren übereinstimmen“.
13 S. Streck (1995:153f. § 33e) für syntaktisch archaisierende Teile spätbabylonischer
Rechtsurkunden.
14Kein theologischer Archaismus liegt vor, wenn ein an einem Ort aufgegebener Kult an
einen anderen Ort verschoben wird und dann auch im Onomastikon weiterlebt. Beispiele
dafür aus spätaltbabylonischer Zeit nennt Pientka (1998:179-196).
15 S. Edzard (1998:111 § 6.1) mit Bezug auf eine Studie von A. L. Oppenheim. Stamm
(1939:4) hat „darauf verzichtet zu untersuchen, wie weit sich die religiöse Entwicklung
in der Namengebung wiederspiegelt“.
120 Michael P. Streck
amurritischen Sprache zwar beträchtlich, ist aber nach den hier vorgetragenen
Ergebnissen kein grundsätzliches Hindernis überhaupt. Allerdings darf die Rekon
struktion nicht erwarten, außerhalb der Phonologie und teilweise auch der Mor
phologie und dem Lexikon eine der Umgangssprache der Namensträger naheste
hende Sprachform wiederzugewinnen. Vielmehr wird es sich bei dem Rekonstrukt
besonders im syntaktischen, in geringerem Maße auch im morphologischen und
lexikalischen Bereich um eine Sprachform handeln, die durch ein Nebeneinander
von archaischen und innovativen Elementen charakterisiert ist16 und für die die
selben methodischen Maßstäbe wie für die Analyse von Literatursprachen gelten
sollten. Für die Herausarbeitung amurritischer Dialekte ergibt sich, daß nur solche
sprachlichen Varianten in Frage kommen, die sich eindeutig regional eingrenzen
lassen; andere Varianten dürften eher Archaismus neben Innovation sein und so
mit verschiedene sprachhistorische Zustände dokumentieren.
16 Ein gutes Beispiel aus der Morphologie liefert das amurritische Kasussystem mit ei
nem Nebeneinander von wohl archaischem a- und innovativem O-Kasus; allerdings fin
det sich hier teilweise eine vermutlich sekundär phonologisch geregelte Verteilung, s.
Streck (2000:257-290 §§ 3.1-3.52).
Sprachliche Innovationen und Archaismen in den akkadischen Personennamen 121
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Namengebung und verwandtschaftliche Beziehungen
in der altbabylonischen Zeit
1 Dieser Zusammenhang erklärt, daß das römische Familiennamensystem mit dem Nie
dergang des römischen Reiches verschwindet. Vgl. Rix 2000:627.
2 Besonders verfeinert ist das römische Namensystem mit Praenomen (Individualname),
Gentile (Familiennname), Filiationsangabe, Angabe des Tribus und Cognomen; vgl. Rix
2000 .
3Edzard 1998:112. Es war bisweilen auch in der altbabylonischen Zeit üblich, die Enkel
kinder als Kinder einer Person zu bezeichnen. Z. B. wird Iddin-Amurrum (Larsa: Familie
1) mehrmals als mär Sanum identifiziert, obwohl er Enkel des Sanum ist (Leemans
1950:58).
124 Gabor Kalla
D ie altbabylonischc N am engebung
In der altbabylonischen Zeit werden die akkadischen Namen vielfältiger als frü
her.4 Es kommen immer mehr dreigliedrige Namen in Mode. A ls neue Tendenz
lässt sich beobachten, daß sie eine sehr enge Beziehung zwischen dem Namens
träger und den Gottheiten ausdrücken.5 Inhalt der Namen sind Dank, Bitten, Wün
sche, Vertrauen, Klagen usw. Die grundlegende Arbeit von Stamm „Die akkadi-
sche Namengebung“ (1939) hat viele akkadische Namentypen der altbabyloni
schen Zeit ausführlich untersucht; man konnte seitdem dieses Bild nur an wenigen
Stellen ergänzen.6
Ich möchte in vorliegender Arbeit nur éinen Aspekt der altbabylonischen
Namengebung behandeln: Nach welchen Kriterien haben die Eltern oder andere
Namengeber für das Kind aus Tausenden von Möglichkeiten einen Namen ausge
wählt? Was für eine Bedeutung haben die theophoren Elemente der Namen für die
Namensträger und ihre Familien?
A ls Antwort auf die erste Frage kommen mehrere Möglichkeiten in B e
tracht. Die Familien wählten einen traditionellen Namentyp oder gaben situations
bedingte, neu formulierte Namen. Obwohl der zweite Fall seltener war, gab es
immer die Möglichkeit, daß neue Strukturtypen erscheinen, durch die auch neuere
theologische Auffassungen ausgedrückt werden konnten. Damit wurden alte Na
menstypen immer wieder durch neuere ersetzt. E s ist sehr wenig darüber bekannt,
wer die Schöpfer dieser neuen Namen waren. Stamm (1939:14-15) schreibt einen
Teil der Namenschöpfung der „volkstümlichen Phantasie“, einen anderen Teil der
„gelehrten Sphäre“ zu.
In den mehr als dreihundert gut dokumentierten Jahren der altbabyloni
schen Zeit (ca. 1930-1595 v. Chr.), aus der wir aus Urkunden und Briefen meh
rere tausend Personennamen kennen, kann man viele Zeichen für wechselnde
Namenmoden finden. In der fiühaltbabylonischen Zeit sind eingliedrige Namen
viel häufiger als später. In der spätaltbabylonischen Periode begegnen wir immer
mehr Namen, die als Reaktion auf eine unsichere Welt eine sehr pessimistische
Weltanschauung widerspiegeln,7 und Namen, die stark durch Gebete beeinflußt
sind.8 Harris (1972:103) hat für Sippar beobachtet, daß einige Namentypen für die
Zeit vor Ḥammu-rapi charakteristisch sind (Aḫulap-GN, Inbu-GN, K asap-GN,
und Nŭr-GN) und andere (z. B. Pirḫi-G N ) für die spätere Zeit. Die Verwendung
9 Stamm (1939) hat diese Namen nach verschiedenen Gesichtspunkten klassifiziert: Satz-
und Bezeichnungsnamen; „okkasionelle“ und „intendierte Namen“; situationsbedingte
und situationsfreie Namen; konkret und allgemein formulierte Sätze; die psychologischen
Situationen; Einteilung der Namen nach ihren Sprechern.
10 Stamm 1939:162-164.
11 Stamm 1939:150-151.
12 Stamm 1939:148-150.
13 Ferwerda & Woestenburg o. J. Ich bin E. Woestenburg sehr verbunden, daß sie mir ihr
Manuskript zur Verfügung stellte. Ich habe diese Sammlung auch für die Rekonstruktion
von Sippar-Stammbäumen benutzt.
14 Die Zahl 18 000 bei Harris (1972:102) ist wohl übertrieben. Sie wird sich auf die Zahl
der einzelnen bekannten Personen beziehen.
126 Gábor Kalla
Es ist tatsächlich ziemlich selten, daß man für mehr als zwei Generationen einen
vollständigen Stammbaum erstellen kann. Wir kennen meistens nur Verwandte in
direkter Linie, und zwar fast ausschließlich die Patrilinie (väterliche Vorfahren).
Diese Tatsache hängt grundsätzlich mit den Eigenschaften der altbabylonischen
Privatarchive zusammen. Die Archive wurden nach den einzelnen Haushalten
getrennt aufbewahrt; diese Haushalte entsprachen Kleinfamilieneinheiten
15 Man hat den Eindruck, daß man statt der vielen Lallnamen und anderer schwer zu
deutender, eingliedriger Namen der frühen altbabylonischen Zeit gerade deswegen
mehrgliedrige Namen wählte, damit ihr Inhalt verständlich wurde. Damit kann man fer
ner erklären, daß der Wandel der Umgangssprache allmählich auch die Namensformen
veränderte: Namen kennen neben Archaismen ebenfalls sprachliche Innovationen (vgl.
Streck 2002).
16 Rechenmacher 1997:2.
17 Albertz 1978:96-139. Er hat als Quelle für die Erforschung der persönlichen Fröm
migkeit neben Personennamen die Grußformulare der Briefe benutzt und hat gezeigt, daß
beide viele Gemeinsamkeiten haben.
Namengebung und verwandtschaftliche Beziehungen 127
Stamm 1939:67-70.
18
128 Gabor Kalla
D ie Fam iliengötter
Für die Untersuchung des Problems der persönlichen Schutzgötter hat die For
schung schon seit Anfang des 20. Jh. die Siegellegenden benutzt. Diese Legenden
enthalten außer dem Namen des Inhabers den Vatersnamen, gelegentlich den B e
ruf und einen Ausdruck des Inhalts, daß der Inhaber „Sklave“ (Diener) eines Got
tes ist (ìr GN). Eine wichtige Arbeit von Charpin (1990) hat die frühere Vermu
tung bestätigt, daß diese Götter Familiengötter waren. Er hat viele Beispiele ge
sammelt, bei denen die Mitglieder einer Familie Diener der gleichen Gottheit sind.
Man kann leider diese Beispiele nur selten über mehrere Generationen eines
Stammbaums verfolgen. Den Grund dafür muß man in der Siegelungspraxis su
chen. Man siegelte nämlich immer nur als Verpflichteter gegenüber anderen die
Urkunden (als Verkäufer, als Schuldner, als Zeuge oder als verantwortlicher Be
amter). Diese Tafeln waren natürlich nicht im eigenen Archiv gelagert.19 Man
kann jetzt die Belege von Charpin durch weitere Beispiele ergänzen. Bei der Nūr-
///iu-Familie (Sippar: Familie 13; Abb. 19) sind vier Brüder als Diener der Göttin
Ninsianna bezeugt. Die Ilī-arnranni-Familie aus Dilbat (Familie 1; Abb. 9) hat
Lāgamāl und Ninsianna als Familiengottheiten.
Dieses Problem verkompliziert sich dadurch, daß viele Siegelinhaber sich
als Diener eines Tempels oder eines Königs ausgeben. Ein gutes Beispiel sind die
Beamtenfamilien des Šamaš-Tempels (É-babbar) in Sippar. In der Regel waren
die verschiedenen Beamten, - sağa (oberster Tempelverwalter), ugula lukur dUtu
(Aufseher der Šam aš-naŵ u), ì-dus ká ga gîm (Pförtner des Klosters)20 - Diener
des É-babbar21 bis Ḥammu-rapi. Es gibt aber auch Ausnahmen. So ist noch
einfach zu verstehen, daß Warad-Sîn (II) und Annum-pî-Aja (I) Diener der Göttin
Aja, der Gemahlin des Šamaš, sind (Sippar: Familie 8; Abb. 17). Der Fall von
Šalim -paliḫ-M arduk und Etcl-pî-N abium jedoch ist sehr auffallend (Sippar:
Familie 10; Abb. 17). Sie sind nämlich Diener des Marduk bzw. des Nabium. Eine
19 Man muß die seltenen Fälle einzeln erklären, in denen die Siegelabdrücke der
Archivinhaber Vorkommen. Ein solcher Fall ist das Archiv der Irngw-E-idirn-anna-
Familie aus Lagaba (s. Lagaba: Familie 1).
20Zu den Beamten des Šamaš-Tempels s. Harris 1975:142-208.
21 Vgl. Sippar: Familie 8, 9, 12. Von den Pförtnern des Klosters (vgl. Harris 1975:193—
196) sind die folgenden Diener des É-babbar: Adad-rěmēm, Sohn des Darnu-galzu
(MHET 2/1, 35/CT 4, 26b; Sa); Bulālum, Sohn des Akum (MHET 2/1,44/CT 6, 47a; Sa
10); Idadurn, Sohn des Pala-Sîn (CT 48, 59; AS); Šamaš-tajjăr, Sohn des Ana-qăti-
Šamaš-anaṯtal (CT 47, 11; Sm); Kalŭmum, Sohn des Adad-remeni (MHET 2/1, 113; Sm
6); Libūrram, Sohn des Hunnubum (MHET 2/1, 113; Sm 6); Šamaš-tappê, Sohn des
Šamaš-littul (MHET 2/1, 113; Sm 6); Sabium-ilĩ, Sohn des Abum-ilī (MHET 2/2, 158;
Ḥa 10); Nannatum, Sohn des Libŭrram (CT 47,42; Ḥa 32).
Namengebung und verwandtschaftliche Beziehungen 129
mögliche Erklärung dafür ist, daß diese Personen aus Babylon hierher versetzt
wurden.22 Sie waren zweite sağa des Šamaš (Junior-sağa), die vielleicht gerade zu
dem Zweck ernannt wurden, daß sie die königlichen Interessen im Tempel
schützen. Gegenüber den 13 Generationen der ersten sağa-Priester (von Immerum
bis Ammi-şaduqa ca. 300 Jahre; Sippar: Familie 8) haben die zweiten sağa-
Familien öfter gewechselt (Sippar: Familie 9-11; Abb. 17).23
Ähnlich erklärt sich wahrscheinlich, daß während der Zeit Ḥammu-rapis
mehrere Pförtner des Klosters auftreten, die nicht Diener des É-babbar sind, son
dern anderer Götter: E lali, Sohn des Ea-bāni (ìr Sîn); Warassa, Sohn des Sîn-šcm i
(ìr dAN.Martu).24 Obwohl diese Ämter meistens erblich sind, sind die Väter Bei
der nicht aus Sippar bekannt. Anders verhält es sich mit M arduk-tajjăr (Sohn des
Bulălum), dessen Vater Bulālum (Sohn des Alanń) noch Diener des É-babbar war,
während sich der Sohn schon als Diener des Bunene und ‘‘Nì-si-sá bezeichnete.25
Diese Gottheiten gehörten zum Kreis des Šamaš.26 Also steht diese Beziehung
nicht gegen die Familientradition. E s ist aber nicht ausgeschlossen, daß diese B e
amten mehrere Siegel mit unterschiedlichen Herren besaßen, wie es anderswo
belegt ist.
Mir sind zwei solche Beispiele bekannt: Bala-ğuio-nam -ḫé aus Larsa ist
einerseits Diener des Enki, andererseits Diener des Warad-Sîn (Larsa: Familie 2;
Abb. 2). Bēlšunu aus Lagaba ist Diener des Nabium bzw. Diener des Samsu-iluna
(Lagaba: Familie 1; Abb. 20). In beiden Fällen steht ein Gott einem König gegen
über, so daß es möglich ist, daß es sich um die offiziellen bzw. privaten Siegel mit
unterschiedlichem Nutzungsbereich handelt.
Seit der Zeit des Ḥammu-rapi wurde es bei Tempelbeamten üblich, daß
alle sich auf ihrem Siegel als Diener des jeweiligen Königs und nicht als Diener
des Tempels bezeichneten (vgl. Sippar: Familien 8, 11; Abb. 17). Es ist nicht aus
geschlossen, daß sie in diesem Fall auch ein anderes Siegel besaßen. Diese Fälle,
besonders die obenerwähnten Sonderfälle von Šalim-paliḫ-M arduk und von Etel-
pí-Nabiurn, nähren die Vermutung, daß die Götter der Siegellegenden tatsächlich
22 Vgl. Harris 1975:160. Nabium galt als Sohn des Marduk. Ihre Kulte waren in der alt
babylonischen Zeit miteinander verbunden (s. Pomponio 1978:15-25). Die Familien aus
Babylon haben oft die Götter Nabium und Marduk in den Namen abgewechselt. Ein gu
tes Beispiel ist die Ŝarnaš-nadītu Babilītum aus Sippar, die offensichtlich aus Babylon
kam, und ihre Geschwister Eriš-Sagila, Ubãr-Nabium und Marduk-nãşir
(Prozessurkunde CT 6, 7a; Si 5; vgl. schon Harris 1976:152). Zu Nabium im Onomasti
kon von Babylon s. Klengel 1983:8.
23 Für andere 2. sağa des Šamaš siehe noch Woestenburg 1997/98:358-359.
24 Beide z. B. CT 47, 42 (Ḥa 32).
25 Z. B. CT 47,45 (Ḥa 37).
26 Beide waren sukkal des Šamaš vgl. An: Anum 111:139 und 143 (Litke 1958:152).
130 Gábor Kalla
Familiengötter waren und daß die Inhaber nicht unbedingt Beamte oder Priester
dieses Gottes sein mußten. Charpin (1990:74-78) hat die Wahl der Götter zum
Teil durch den Beruf erklärt - die Schreiber sind oft Diener des Nabium - und
zum Teil durch den Wohnort.
Das bedeutet, daß die Familiengötter die Identität und Tradition einer Fa
milie ausdrückten. Falls sie eine neue Heimat suchten, nahmen sie ihre alten Fa
miliengötter und ihren Kult mit. Die Diener des Marduk oder des Nabium kom
men wahrscheinlich aus Babylon, die Diener der Ninsianna und Gula (zusammen)
aus Isin, Diener des Šušinak aus Elam. Natürlich lassen sich nicht alle Götter so
einfach erklären; die größeren Götter haben zu viele verschiedene Kultorte, als
daß man sie einfach mit einer bestimmten Stadt verbinden könnte. Ein anderes
Problem bietet der Gott Amurrum, den man in mehreren unserer Stammbäume als
Familiengott findet (Larsa: Familie 1; Abb.l/Kutalla: Familie 1; Abb. 4/ Sippar:
Familie 1; Abb. 10). Keiner davon enthält jedoch amurritische Namen. Wenn
diese Familien amurritischer Herkunft sind, müßte diese Tradition schon sehr alt
sein.
Eine weitere wichtige Frage ist, wie die Verehrung der Familiengottheiten
organisiert war. Wurden die Opferhandlungen nur in den Privathäusem vollzo
gen? Gab es eine spezielle Verbindung zwischen Dienern derselben Gottheiten?
Wenn man die nadītu des Šamaš27 oder die Diener des É-babbar betrachtet, muß
man die letzte Frage bejahen. Die nadītu lebten alle in der Gemeinschaft des so
genannten Klosters (gagûm ) in Sippar-Jaļjrurum und durften keine eigene Familie
gründen. Sie waren alle Dienerinnen des Šamaš und der Aja, abgesehen von de
nen, die aus hochrangigen Familien mit anderen Gottheiten kamen. Das ist natür
lich ein extremer Fall. Die Diener des É-babbar gehörten auch zur Gemeinschaft
des Šamaš-Tempels, hatten aber ihr eigenes Familienleben vielleicht mit anderen
Familiengöttem (siehe oben!). E s ist theoretisch möglich, daß es sich bei den
nichtpriesterlichen Familien anders verhielt. Man muß aber bedenken, wie viele
kleine Tempel und Kapellen in einer babylonischen Stadt standen.28 Es wäre in
teressant zu wissen, ob an einem speziellen Kultort viele Familien dieselbe Gott
heiten verehrten oder nicht. Leider gibt es nur sehr wenig Möglichkeiten, das zu
prüfen, denn der Fundort der meisten Archive ist nicht bestimmbar. Eine positive
Ausnahme bietet vielleicht das Heiligtum des Nimintabba in Ur. Es gibt mehrere
27 Zu den nadītu des Šamaš und anderen Frauen mit besonderem Status s. Renger 1967b;
Harris 1975:303-332 (mit älterer Literatur).
28 Für einen Überblick über die vielen lokalen Kulte s. Renger 1967a und Richter 1999.
Archäologisch sind die kleinen Kapellen nur in Ur gut bezeugt (AH-site, vgl. Woolley-
Mallowan 1976).
Namengebung und verwandtschaftliche Beziehungen 131
Hinweise, daß in seiner Umgebung viele Familien diesen sehr seltenen Gott ver
ehrten.29
Van der Toom (1996:93) faßte die Bedeutung der Familiengötter folgen
dermaßen zusammen: „The Akkadian devotion to their family god was a devotion
to the settlement, the district, or the neighbourhood where the worshippers were
bom and raised, and usually still lived. The Amorite religion o f the ‘gods o f the
fathers’, on the other hand, was a loyalty to tradition and a sign o f solidarity with
those o f the same descent“ .
Kehren wir zur Namengebung zurück. Stamm (1939:59-60) hat schon richtig
festgestellt, daß die theophoren Elemente nicht immer mit den Familiengöttem
übereinstimmen. Stol (1991:206) schreibt eindeutig: „The name o f the family god
does not systematically appear as a theophorous element in the names o f the
family members; on the contrary“ . Wenn wir akzeptieren, daß die Götter in Na
men Familiengottheiten sind, würde diese Übereinstimmung bedeuten, daß alle
Mitglieder einer Familie das gleiche theophore Element haben müßten. Doch wird
sofort klar, daß dem nicht so ist.
Gibt es überhaupt eine feste Beziehung zwischen den meist großen Göttern
in den Namen und zwischen der privaten Frömmigkeit? Albertz hat in seinem
wichtigen Buch „Persönliche Frömmigkeit und offizielle Religion“ (1987) für
dieses Problem eine bemerkenswerte Lösung angeboten. Er hat die Grußformulare
der altbabylonischen Briefe bzw. die Personennamen einerseits und die Königsin
schriften andererseits untersucht und schließt, daß die private Frömmigkeit einen
völlig anderen Charakter hatte als die offizielle Religion (religionsintemer Plura
lismus). Er schreibt (S. 138f.): „Šamaš und Marduk in den Gmßformularen soll
alles Göttliche umgreifen, was in altbabylonischer Zeit für den Einzelnen und
seine Familie Bedeutung hat. Der Einzelne erlebt im alltäglichen Lebensvollzug
„Gott“ nicht in der komplizierten Vielheit der polytheistischen Hochreligion, son
dern primär als Einheit hinter einer vielgestaltigen Ausformung.“ „Trotz der offi
ziellen polytheistischen Religion in Mesopotamien ist die persönliche Frömmig
keit von einem „primitiven“ , d. h. unreflektierten Henotheismus beśtmünt“ .
Nach dieser Theorie von Albertz war die Verbindung eines Gottes mit ei
nem Prädikat in der Namengebung nicht durch seine Eigenschaft in der Hochreli
gion bestimmt, sondern die Wahl der beiden Elemente wurde auf zwei verschie
denen Ebenen getroffen. Die Namen sprechen nicht über spezielle Götter, sondern
über die Beziehung der Menschen zum Göttlichen. Wichtig sind die - in der Regel
nicht spezifischen - Aussagen, die Götter selbst sind aber frei variabel. E s kom
men viele Götter mit dem gleichen Prädikat und einzelne Götter mit vielen
verschiedenen Prädikaten vor, so daß manchmal theologischer Unsinn entsteht.30
Man wählte die Göttemamen unabhängig von ihrer Stellung und ihren Aufgaben
im Pantheon aus.
Diese wichtigen Beobachtungen können in vieler Hinsicht richtig sein.
Allerdings stützen sie sich auf Statistiken, die zahlreiche Erscheinungen
verdecken. Die statistische Zusammenstellung von Göttemamen im Onomastikon
einzelner Städte31 ist sehr hilfreich, ermöglicht aber nur begrenzte Schlußfolge
rungen über die Rolle der Göttemamen in der Namengebung. Falls man einzelne
Familien untersucht, bekommt man dagegen ein etwas schärferes Bild.
Stamm konnte damals nur kleinere Familieneinheiten untersuchen. Heute
können wir jedoch größere Familienstammbäume überprüfen. Schauen wir die
einzelnen Familien an, wobei jetzt nur die Namen mit konkreten Göttern, Tem
peln oder Städten und die Familien, von denen mindestens drei Generationen,
mehrere Familienzweige und/oder Familiengötter bekannt sind bzw. bei denen ein
spezielles Muster zu erkennen ist, zur Sprache kommen.
Die Wahl des theophoren Elements drückt ebenso die Identität, Tradition
und Solidarität einer Familie aus wie die Familiengötter. Die Personenamen mit
theophoren Elementen unterliegen aber anderen Regeln als die Familiengottheiten.
Trotzdem lässt sich oft die ganze Familiengeschichte aus der Verteilung der Göt
ter in den Namen ablesen. Diese Annahme ist natürlich nicht ganz neu; die lokalen
Götter im Onomastikon wurden schon früher oft für die Bestimmung der Herkunft
einzelner Tafeln benutzt.
Der Familiengott ist Amurrum. Nach der Untersuchung von Leemans bestand sie
wahrscheinlich aus Geschäftsleuten (dam-gàr). Amumim kommt in drei Namen,
Ištar (mit Nanaja32) in drei Namen und Sin in zwei Namen vor. Der Kult von
Amurrum ist in Larsa nachweisbar,33 jedoch hat dieser Gott keine spezifische B e
30 Stamm 1939:64-66. In unserem Material sind Iddin-Lāgamāl (,JLāgarnăl hat gegeben 'j
und Uraš-muballiţ („Uras erhält am Leben“) solche Fälle. Lāgāmal (sein Name heißt:
„Keine Gnade“) und Uraš sind Unterweltsgötter, deren Rolle mit diesen positiven Aussa
gen nicht zu vereinbaren ist (Dilbat: Familie 1; Abb. 9).
31 Siehe z. B. Pomponio 1978:35; Sommerfeld 1982:95,98,100,104; Harris 1972:102.
32 Nanaja ist eine lokale Variante von Innin/Ktar. Zu dem Problem der Gleichsetzung s.
Richter 1999:255-259.
33 Vgl. Richter 1999:328-331.
Namengebung und verwandtschaftliche Beziehungen 133
Der Familiengott ist Enki aus Eridu und seine Gattin Damgalnunna. Ea/Enki
kommt in zwei Namen, Damgalnunna bzw. die Stadt Eridu jeweils in einem Na
men vor. Es gibt außerdem drei Sîn-Namen und einen Šamaš-Namen. Diese
Familie spielte eine wichtige Rolle in der Verwaltung des Enki-Tempels in
Larsa.35 Dieser Tempel wurde wahrscheinlich gemeinsam mit dem Enki-Tempel
in Eridu verwaltet,36 woher auch die Familie stammen könnte.37 Es ist auch
möglich, das Eridu nur eine göttliche „Hypostase“ darstellt38 und lediglich die
Beziehung der Familie zu Enki ausdrückt, allerdings halte ich das für weniger
wahrscheinlich.
Der Familiengott war Amurrum. Merkwürdigerweise hat aber keine Person der
Familie dieses theophore Element. Falls sie amurritischer Herkunft sein sollte,
drückte Sin, der viermal vorkommt, diese Tradition aus. Außerdem sind Šamaš
zweimal, Ištar und Ilabrat (Ištar-Kreis) je einmal belegt. Nichts ist über die lokalen
Götter von Kutalla bekannt. Die Šamaš-Namen lassen sich wohl mit dem Einfluß
von Larsa erklären.
Der Familiengott ist nicht bekannt. Mitglieder der Familie sind mehrmals als Sän
ger des Ninurta bezeugt. Auffällig ist, daß von 16 Personen 8 mit Lugal- und 3 mit
Der Familiengott ist nicht bekannt. Šamaš und Sîn kommen in Namen dreimal
bzw. zweimal, Ninurta und Enlil jeweils einmal vor. Auffällig sind die bei den
anderen Familien aus Nippur nicht so häufigen Šamaš-Namen. Sie besaßen viel
leicht eine Verbindung mit Larsa.
Der Familiengott ist nicht bekannt. Ninurta kommt dreimal im selben Familien
zweig vor, Sîn dreimal (mit Kurzform Sîjjatum) und Enlil bzw. Imin-bi/Sibittu
einmal. Ninurta und Enlil verbinden auch diese Familie eng mit Nippur.
Der Familiengott ist nicht bekannt. Enlil und Ninlil kommen fünfmal vor
(zweimal bzw. dreimal), Damu dreimal, Ninurta, Nanna/Sîn und Iškur/Adad je
weils zweimal, Ekur (der Enlil-Tempel) einmal. Die Familie besaß eine pašīšu-
(nam-guduO-Tempelpfründe der Ninlil und eine sogenannte nam-bur-šu-ma-
Würde der Söhne von Nippur, Isin und des Landes Martu (nam-bur-šu-ma dumu
Nibrukl dumu I-si-inkl-na ù dumu kur Mar-tu) im Tempel der Ninlil.42 Die Enlil
und Ninlil-Namen, bzw. der Tempel Ekur drücken eindeutig die Zugehörigkeit zu
Nippur aus, die Damu-Namen und diese Würde weisen aber auf eine spezielle
Verbindung zu Isin hin. Bemerkenswert ist ferner, daß in der sechsten Generation
ein isolierter amurritischer Name, M utum -El (Mu-tum-diğir) vorkommt.
Der Familiengott ist Lāgamāl, der Sohn des Uraš, des Stadtgottes von Dilbat,43
bzw. der Ninsianna. Einige Familienmitglieder bezeichnen sich auf ihrem Siegel
als Diener des Lāgamāl (Nì-ga-Nanna, Ŗuzălum), andere als Diener der Ninsianna
Ųddin-Lăgamãl, und wahrscheinlich Ilī-iddinam 44 und Etcl-pî-Sîn) bzw. beider
Götter (M arduk-năşir). Dies zeigt, daß man mehrere Familiengötter innerhalb
einer einzigen Familie verehren konnte.45 Die theophoren Elemente sind stark
durch das lokale Pantheon geprägt: Uraš und Lāgamāl kommen einmal bzw.
zweimal vor, Nanna/Sîn dreimal, Marduk, Amurrum und Ilabrat (Ištar-Kreis) je
weils einmal. Interessant ist das Vorkommen des seltenen Gotts Tutu, des ur
sprünglichen Stadtgottes von Borsippa, der schon in der altbabylonischen Zeit mit
Marduk gleichgesetzt wurde.46 M arduk-nāşir war ein Modename unter königli
chen Beamten der späteren altbabylonischen Zeit (vgl. unten). Interessanterweise
kommt Ištar in keinerlei Gestalt (Inanna, Ninsianna usw.) vor, obwohl sie einer
der Familiengötter ist.
spezifische Gottheiten von dort, Ikũnum und Urkĩtum,47 die aber hier nicht Vor
kommen.
Zweimal erscheint eine Kurzform eines mit der Stadt Akšak gebildeten
Namens: Akšāja (wahrscheinlich Imgur-Akšak). Dieses in Sippar auffallend oft
vorkommende Namenselement48 weist auf eine Einwanderungswelle aus der
Diyāla-Region in die Umgebung von Sippar hin.49 Dieser Ursprung erklärt auch
die zahlreichen Sîn-Namen; Sîn war nämlich der Stadt- und Schwurgott von
Akšak.50 Es gab in Sippar-Amnānum ein Tor des Sîn von Akšak, das die Vereh
rung dieses speziellen Mondgottes bezeugt.51 Der Familiengott Amurrum und die
Sîn-Namen weisen vielleicht auf einen amurritischen Hintergrund hin52 (siehe
unten!). Der Name Nakkarum „Fremdling“ kann ebenfalls etwas mit der Einwan
derung zu tim haben. Šamaš war der Stadtgott von Sippar, Mamu gehörte zu sei
nem Kreis und Aja war seine Gattin, aber diese Göttemamen - sieht man von ei
nem Šamaš-Namen ab - trugen nur nadītu des Šamaš. Marduk drückte die Loya
lität der königlichen Beamten aus (vgl. oben das zum Namen M arduk-nãsir Ge
sagte).
47 S. Stol 1998:437—438. Urkĩtum war wahrscheinlich Inanna von Uruk (vgl. Charpin
1986:404), Ikũnum ist dagegen nur aus Ḥalļjalla bekannt.
48 Die Belege s. in RGTC 3:7-9.
49 Akšak lag wahrscheinlich an der Mündung des Diyāla in den Tigris. Wir kennen auch
einen Mann namens Puzur-Akśak aus Sippar, der ebenfalls aus der Diyāla-Region ein-
wanderte, nämlich aus Šadlaš (vgl. Harris 1976:148-51). Die beiden Städte lagen nicht
weit voneinander.
50 S. die Prozessurkunde CT 48, 2 (Ḥa 30) aus Sippar, die wahrscheinlich in Akšak aus
gestellt wurde. Der Eid ist bei Sîn, Šamaš, Marduk und Ḥammu-rapi geschworen. Die
Ältesten von Akšak und Sarda’i (ein sonst unbekannter Ort) haben das Beweisverfahren
vor dem Emblem des Sin durchgeführt (Z. 11-15: šu-ri-nu-um ša dEN.ZU/ši-6w-«ř '“Ú Ḥ 1“
ù Sà-ar-da-ť'/us-bu-ma ţup-pa-sa la-bi-ra-am/ša er-še-ti-ša iš-mu-ú/ù a-wa-ti-sa i-mu-
ru-ma). Der erste Zeuge ist ein „Statthalter“ der Leute von Akšak (šagina lú ÚḤkl). Auch
der Bau des Temples von Sîn in Akšak ist belegt (vgl. Renger 1967a: 139).
51 MHET 2/6, 895 (Ad 34). Z. 12: sağ-bi-l-kam-ma sila sa me-eh-re-et ká? dEN.ZU ÚḤkl.
52 Es ist möglich, daß es mit der Stadt Akšak umgekehrt ist. Sie verehrten Sin von Akšak;
der Stadtname steht in Namen als göttliche Hypostase.
Namengebung und verwandtschaftliche Beziehungen 137
Der Familiengott ist nicht bekannnt. Enlil erscheint für Sippar ungewöhnlich oft,
nämlich viermal. W ir kennen des weiteren fünf Sîn- und drei Šamaš-Namen.
Auch kommt ein Name mit der Stadt Akšak vor. Die Enlil-Namen weisen auf eine
mögliche Verbindung zu Nippur hin.
53 Zu dieser Familie s. unter anderem van Lerberghe & Voet 1991 und Janssen 1992 mit
älterer Literatur.
54 Dekiere 1994.
55 Vgl. van Lerberghe & Voet 1991:158-159.
56 MHET 1, 70:1-2: bēltĩ Annunītum aššumija lilabbirka. Absender ist nach seinem Sie
gel Ur-Utu.
57 S. de Meyer 1989.
138 Gábor Kalla
In einem interessanten Text aus Sippar aus der Zeit des Ammi-ditāna,58 einem
Gebet an Sîn aus Anlaß einer privaten Totenkulthandlung, werden die Vorfahren
(kimtu) eines Mannes namens Sîn-năsir angeführt.
Leider kann man diese Tafel nicht in ein Archiv einordnen. Allerdings
dürfte der Familiengott auf Grund dieses sehr persönlichen Gebets wahrscheinlich
Sîn sein. W ir finden sieben Sîn-Namen, fünf Ea-Namen, zwei Utu/Šamaš-Namen
und drei Aja-Namen (Gattin des Šamaš; zweimal in naditn-Namen). Es kommen
ferner Annunītum (eine Variante der Ištar, Hauptgöttin von Sippar-Amnānum),
Mamu (Götterkreis des Šamaš, in einem nadītu-Namen), der Tempel É-babbar
(Tempel des Šamaš) und der Tempel É-ļjursağ59 vor. Auffallend sind die für Sip
par außergewöhnlich zahlreichen Ea-Namen, die fast alle in früheren Generatio
nen erscheinen. E s ist ungewiß, ob das auf einen südlichen Ursprung der Familie
hindeutet. Ea wurde auch im Tempel der Annunĩtum in Sippar-Amnānum ver'
ehrt.60 Diese Familie lebte wahrscheinlich in Sippar-Amnānum, wo wohl auch
diese Tafel gefunden wurde.61
sich beobachten, daß amurritische Namen viel öfters mit akkadischen Sîn-Namen
in einer Familie Vorkommen als zusammen mit anderen theophoren Elementen.
Der Familiengott ist nicht bekannt. Die Sîn- und Šamaš-Namen (einmal in einem
naíŴw-Namen) sind fast gleichmäßig verteilt (jeweils drei). Ferner kommt jeweils
ein Name mit Ilabrat (Ištar-Kreis) und Adad vor. Das ist ein gewöhnliches Bild bei
den Sippar-Familien.
Der Familiengott ist nicht bekannt. W ir finden eine ähnliche Verteilung wie bei
Familie 6, mit acht Sîn/Nanna-, vier Šamaš/Utu- und einem Adad-Namen. Es
kommen ferner A ja und der Tempel Ulmaš (Tempel der Annunītum in Sippar-
Amnānum; beide in Frauennamen) vor.
Sippar: Fam ilie 8-11 (sağa dUtu bzw. s a ğ a áA ja-Fam ilien; Abb. 17)
Wir haben schon oben die möglichen Familiengötter dieser Familien behandelt. In
Familie 8 dominieren die Sîn-Namen (sechsmal). Šamaš- und Aja-Namen kom
men drei- bzw. zweimal vor. Daneben finden wir einen Ištar- und einen Kabta-
Namen (Kreis der Ištar). Diese Verteilung entspricht grundsätzlich der bei vielen
Familien aus Sippar. Aus Familie 8 kennen wir nur Sîn-Namen. In den Familien
10 und 11 weisen die theophoren Elemente Marduk (ein- bzw. zweimal) und
Nabium (jeweils einmal) auf einen Ursprung aus Babylon hin. Die übrigen Namen
enthalten den Namen von Sîn (ein- bzw. zweimal) und Šamaš (einmal in Familie
11).
Der Familiengott ist nicht bekannt. Wahrscheinlich waren die Mitglieder dieser
Familie alle Diener des E-babbar-Tempels. Alle Frauen haben Aja als theophores
Element (viermal). Daneben kommen Šamaš zweimal, Nunu zweimal (im selben
Namen; Götterkreis der Ištar) und Ninšubur/Ilabrat ebenfalls zweimal vor. Diese 6
2
Familie stand angesichts des seltenen Gotts Nunu wahrscheinlich in enger Bezie
hung zur Ištar, die in Sippar-Amnānum als Annunĩtum Stadtgöttin ist.
Die Familiengöttin ist Ninsianna. Von sieben Mitgliedern der Familie haben nur
drei konkrete Göttemamen als theophores Element. Abgesehen vom Marduk-Na-
men, der sich mit babylonischem Einfluß erklären läßt, finden wir noch Gula und
Lú-làl (Lulu).63 Ninsianna ist eine Variante der Inanna/Ištar,64 die in
Südbabylonien während der altbabylonischen Zeit mit der Heilgöttin Gula, der
Stadtgöttin von Isin, gleichgesetzt wurde. Lú-làl gehörte auch zum Kreis der
Inanna und wurde ebenfalls in Isin verehrt.65 Alle diese Daten lassen eine
Abstammung dieser Familie aus Isin vermuten.66
Der Familiengott ist Nabium. Diese Familie hatte intensive Verbindungen zu Ba
bylon. Einige Mitglieder der Familie wohnten dort auch. Die theophoren Elemente
der Personennamen sind Marduk (zweimal im selben Namen), Nabium, Sîn,
Amurrum und Zababa (jeweils einmal). Der Tempelname É-idim-anna bezieht
sich auf einen Sîn-Tempel; er kommt mehrfach in Personennamen vor. Sîn,
Amurrum und Zababa gehörten zu den wichtigsten Göttern des Lokalpantheons.
Nabium und Marduk spielten dagegen eher eine untergeordnete Rolle.67 Die theo
phoren Elemente spiegeln die doppelte Identität der Familie wider: Nabium und
63 Nach Schreibvarianten von Ubãr-Lulu/Ubãr-Lú-làl ist Lulu hier nicht die Abkürzung
von Lugal-marada (zu Lulu =Lugal-marada s. Stol, RLA 7:148 s. v. Lugal-marada), son
dern von Lú-làl (Lātarāk).
64 Vgl. AN:Anum IV: 172 (Nin-si4-an-na = Ištar kakkabi) (Litke 1958:180). Sie wurde
auch in Nordbabylonien schon früh verehrt und bekommt von dem babylonischen König
Sumu-abum (4. Jahr, Datenformel) einen Tempel. S. Heimpel 2001.
65 Richter 1999:204.
66 Es gab in Sippar-Jaļ)rurum eine weite Straße der Isiniter (sila-dagal-la lú-meš ì-si-in-
na1"; alle Belege sind spätaltbabylonisch, vgl. de Graef 1999b:7), wo offensichtlich viele
aus Isin übersiedelte Leute lebten. Ubãr-Lulu (Sohn des Nür-ilišu) kaufte Grundstücke
auch in Sippar-Jahrurum, allerdings in der Bunene-Straße. (Vgl. MHET 2/6, 874 (Si 30);
876 (Si 30); 880 (Si 33)). Es ist möglich, daß er mit seiner Familie von Isin nach Sippar
kam, als Isin allgemein verlassen wurde. Die letzte datierte Tafel aus Isin ist Si 29 (s.
Gasche 1989:126).
67 Siehe dazu die Opferliste TLB 1, 76 (=SLB 3/1, 76). (vgl. Sommerfeld 1982:39).
Namengebung und verwandtschaftliche Beziehungen 141
Nach diesem Überblick (vgl. auch Tabelle 1) können wir feststellen, daß trotz der
Vielfalt der theophoren Elemente die Göttemamen nach bestimmtem Muster ge
wählt wurden. Sie können einerseits mit dem Familiengott Zusammenfällen oder
zu seinem Kreis gehören; andererseits treten auch Fälle auf, in denen kein Mit
glied der Familie seinen Namen trägt.
Nanna/Sîn findet man abgesehen von zwei nicht allzu gut dokumentierten
Familien (Sippar: Familien 12 und 13) überall. In vielen Fällen ist er der häufigste
Gott. Seine Beliebtheit steht wahrscheinlich mit der starken amurritischen Tradi
tion in der altbabylonischen Zeit in Zusammenhang, wurde doch der Mondgott
(Yarab/Eraţj) bei den Amurritem besonders verehrt. Yuhong und Dalley stellten
die These auf, daß Sîn Stammesgott einiger amurritischer Stämme,69 z. B. der
Amnānum und Jaļjrurum, gewesen sei. Andere Stämme haben Amurrum oder
Adad (-addu) als Schutzgott.70 Man kann damit die allgemeine Verbreitung von
Sîn gut erklären, denn die Stämme Amnānum und Jaţļrurum siedelten überall in
Mesopotamien. Das bedeutet zudem, daß die städtische Bevölkerung nomadischen
Ursprungs ihre Traditionen bei Familiengottheiten und in der Namengebung fort-
fuhrte.
Durch den amurritischen Mondgott wird der Einfluß des Nanna von Ur
verstärkt, so daß Nanna/Sîn zu einer universalen Gottheit wird.
Šamaš besaß ebenfalls universellen Charakter. Allerdings kommt er viel
seltener in Namen vor als Sîn. Man muß dabei bedenken, daß er in zwei Städten,
Larsa und Sippar, Stadtgott ist. Aus diesen Städten besitzen wir die meisten altba
bylonischen Tafeln und die meisten Beispiele stammen aus diesen Städten oder
aus ihrem Einflußgebiet (z. B. Kutalla). Eine wichtige Ausnahme ist die Im gur-
68 Sommerfeld weist auf die zentrale Bedeutung von Marduk in der privaten Frömmigkeit
in Lagaba hin, die im Gegensatz zu seiner untergeordneten Rolle im offiziellen Pantheon
steht (1982:41). Man muß aber beachten, daß wir nur ein einziges Familienarchiv aus
Lagaba kennen und daß gerade diese Familie in engen geschäftlichen Beziehungen zu
Babylon stand. Viele Personen, die in den Urkunden und in den Briefen Vorkommen,
lebten in Babylon (s. Tammuz 1996). Die Statistik von Sommerfeld bezüglich der Götter
im Onomastikon von Lagaba (1982:40) ist daher mit einen gewissen Vorbehalt zu benut
zen.
69 Besonders interessant ist die Namensform Sin-Amurrum, die aber nur einmal belegt ist
(AbB 2, 82).
70Yuhong & Dalley 1990. Vgl. auch van der Toom 1996:88-93.
142 Gábor Kalla
Sí«-Familie aus Nippur (Familie 2; Abb. 6). Hier kann man mit einer Verbindung
zu Larsa rechnen.
Die Kultorte der verschiedenen Inanna/Ištar-Gestalten (Ninsianna, Nanaja,
Annunĩtum) waren im Land weit verbreitet. Die Göttin wurde in jedem wichtigen
Ort verehrt. So ist es nicht überraschend, daß sie in Namen überall vorkommt.
Einige Varianten wie z. B. Nanaja und Annunītum zeigen starke lokale Züge.
Eine Erklärung für die zerstreuten Adad-Namen ist schwieriger. Vielleicht
hängen sie ebenfalls mit der amurritischen Tradition zusammen (siehe oben!).
Andere große Götter wie Enlil und Enki/Ea dagegen kommen nur in bestimmten
Familien vor. Die lokalen Götter wie Uraš und Lāgamāl in Dilbat oder Marduk
und Nabium in Babylon wurden zunächst nur in ihren Heimatorten in Namen
verwendet und strahlten sekundär von dort aus.
Man kann also feststellen, daß die theophoren Elemente nicht beliebig ge
wählt wurden, sondern wichtige Ausdrucksmittel für Identität (Beruf, Wohnort)
und Tradition (Herkunft) waren. Allerdings war die Namengebung konservativ
und reagierte nicht sofort auf neue Situationen. So vergab die Ur-Utu-Familie
(Sippar: Familie 2; Abb. 11) keine Annunītum-Namen, obwohl sie mindestens seit
zwei Generationen im Dienst des Annunītum-Tempels stand.
Die Kombinationen von theophorem Element und Prädikat folgten wahr
scheinlich verschiedenen Modewellen, besonders bei den mit den großen Göttern
(Šamaš, Sîn, Ištar, Adad) zusammengesetzten Namen. Besonders auffallend ist die
große Anzahl der M arduk-nāsīrs unter den königlichen Beamten seit Samsu-iluna.
Mode kann auch sein, daß bestimmte Kombinationen nie Vorkommen: nach der
Untersuchung von Sommerfeld werden einige sonst so beliebte Elemente wie
Imgur-, Išme-, Lipit-, -m agir,- ra bi nicht ein einziges Mal mit Marduk verbunden.
Dieses Phänomen läßt sich nicht durch religiöse Ursachen erklären.71 Diese und
die obenerwähnten Beispiele von Modeerscheinungen aus Sippar zeigen, daß trotz
Analogiebildungen die theophoren Elemente und Prädikate als Einheit funktio
nierten.
Bei der Benennung von Vorfahren kombinierte man normalerweise nicht beliebig
eine Gottheit und ein Prädikat, sondern man hatte einen ganzen Namen vor A ut
gen. Wahrscheinlich wurden die Kinder oft nach Vorfahren benannt. Entspre
chendes wurde schon von Stamm (1939:60) für assyrische Könige erwähnt. Man
kann aber viele Beweise dafür finden, daß es sich auch bei anderen Familien so
verhielt.
71
Sommerfeld 1982:136.
Namengebung und verwandtschaftliche Beziehungen 143
Bei den Priesterfamilien findet man oft eine Namensgleichheit von Groß
vater und Enkeln,72 ähnlich der Papponymie bei den Griechen.73 Ich möchte das
hier an zwei Beispielen demonstrieren, einer Familie aus Ur (//fc-ibbtfu-Familie;
Abb. 3) und einer aus Sippar (Familie 12: Im lik-Sîn-Fam ilic; Abb. 18). In anderen
Fällen war der zeitliche Unterschied größer. Bei der Eţirum -Familie (Kiš: Familie
1; Abb. 21) trug ein Bruder den Namen des Großvaters (Utul-Ištar), der andere
den des Urgroßvaters {Eţirum). Die alte Familie der ersten sağa des Šamaš
(Sippar: Familie 8; Abb. 17) vergab mehrfach denselben Namen: Warad-Sîn tritt
viermal, Šam aš-tappcšu und Annum-pî-Aja je zweimal auf. Wir sehen bei den
zweiten sağa-Familien (Sippar: Familie 9-12; Abb. 17), daß das keineswegs eine
feste Regel war.
Wir können die Benennung nach Vorfahren auch bei anderen Familien be
obachten. In unserem größten Stammbaum, dem der rffcřq/a-Familie (Sippar: Fa
milie 1; Abb. 10), finden wir fünf Männernamen und sechs Frauennamen, die je
weils gleich lauten. Sîn-ilum kommt in der zweiten und in der fünften Generation
vor, Nakkarum in der zweiten und in der vierten, Akšăja in der dritten und in der
sechsten, Ikūn-pî-Sîn in der fünften und in der achten und M arduk-nãsir zweimal
in der sechsten. Abgesehen von den zwei Marduk-nāşirs wurden dieselben Namen
nach mehreren Generationen wieder vergeben. Dieser Befund zeigt uns, daß diese
Personen wohl nach ihren schon verstorbenen Verwandten benannt wurden. Man
kann dabei zwei verschiedene Muster feststellen. Bei dem einen Muster sind die
in den Namen verewigten Verwandten geradlinige Vorfahren der Benannten
(Akšăja, Ikūn-pî-Sîn), bei dem anderen die Brüder des Urgroßvaters (Sîn-ilum und
Nakkarum) und gehören somit zu einem anderen Familienzweig.
Im Fall der zwei M arduk-năsir kann man entweder an einen gemeinsamen
Vorfahren denken oder es handelt sich um einen Modenamen der Beamten des
Palastes.
Die Frauen gehören zu verschiedenen religiösen Frauenklassen. Die mei
sten sind nadītu des Gottes Šamaš (Abkürzung lu U = lukur dutu). Es gibt ferner
eine nadītu des Marduk (Abkürzung lu M = lukur dmarduk) und eine kulmašītum
(Abkürzung nb =nu-bar). Obwohl man auch hier dieselben Namen wiederfindet,
kann man daraus keine Schlüsse ziehen, weil die zu diesen Frauenklassen gehöri
gen Personen eine sehr begrenzte Anzahl von Namen benutzten. Aus Larsa haben
wir zwei Beispiele, nämlich die Familie des Sanum (Larsa: Familie 1; Abb. 1) und
die Familie des Sîn-nūr-mātim (Larsa: Familie 2; Abb. 2). Im ersten Fall taucht
der Name Sanum vier Generationen später wieder auf und im zweiten bekommt
der Enkel des berühmten B ala-ĝuì 0-nam-ḫé wieder denselben Namen, wobei
letzterer allerdings auch in verkürzter Form als Balaja bezeugt ist.
74 Lugal-me-lám ist ein Erbe der Du-du-kal-la. Allerdings ist möglich, daß er nicht sein
Sohn, sondern sein Enkel ist.
75 Der zeitliche Abstand zwischen dem Erscheinen der beider Personen ist mindestens 65
Jahre: CT 8 , 16a/MHET 106:8 (Sm) und OLA 21,95/96 (Si 22).
76 S. van der Toom 1996:42-65 mit Literatur.
77 Finkeistein 1966.
Namengebung und verwandtschaftliche Beziehungen 145
Zusamm enfassung
Die altbabylonische Zeit hat eine vorher nicht gesehene Vielfalt von Namen her
vorgebracht. Die Kombinationen von theophoren Elementen und Prädikaten wa
ren wohl deshalb so vielfältig, damit möglichst zahlreiche Namenformen vorhan
den waren. Dieses Ziel erreichte man durch zwei verschiedene Mittel: man schuf
neue Namentypen und tauschte die theophoren Elemente der schon bekannten
Namen aus. So wurde das unspezifische theophore Element ilu der akkadischen
Namen des III. Jt. v. Chr. durch konkrete Götter (und Tempel, Städte und Flüsse)
ersetzt.79 Allerdings ist nicht jede mögliche Kombination bezeugt; viele i/w-Na-
men bleiben ohne Parallelen.
Dieser Prozeß wurde von einer theologischen Entwicklung beeinflußt: die
früher sehr allgemein ilu (Gott) genannten Schutzgötter der Familie wurden mit
den größeren und kleineren Göttern der örtlichen Panthea mindestens in Namen
gleichgesetzt. Immer mehr Personen bekamen Familiengötter, Götter aus ihrem
Kreis oder mit ihnen in engem Zusammenhang stehende Stadt-, Tempel-, oder
Flußnamen als theophores Namenelement. Die Prädikate wurden spezifischer.
Diese Moden gingen wahrscheinlich von theologisch gebildeten Literaten aus. Die
neu geschaffenen Namentypen wurden vielleicht unter Einfluß herausragender
Persönlichkeiten durch Analogiebildungen weiterverbreitet. Innerhalb einer Fami
lie wurden nur wenige theophore Elemente benutzt. Bei vielen Kindern versuchte
man aber, für die Namen zwischen mehreren Gottheiten zu wählen. Man benutzte
wahrscheinlich im Alltag Hypokoristika, weil die gleichen Göttemamen in vielen
Fällen vielleicht verwirrend waren.
Man kann beobachten, daß, wenn eine Familie in eine Stadt einwandert,
sie einerseits theophore Elemente benutzt, die sich auf ihre ursprüngliche Heimat
beziehen, und anderseits solche, die Loyalität zu der neuen Heimat ausdrücken. In
der bewegungsvollen Geschichte der altbabylonischen Zeit haben viele ihren ur
sprünglichen Wohnort verlassen80 und nahmen ihre Namengewohnheiten mit.
Damit wurden die örtlichen Onomastika, besonders die theophoren Elemente,
vielfältiger. Sie brachten des weiteren ihre Kulte mit, was zu dem Scheinbild
führt, diese Götter würden zu den originalen Lokalpanthea gehören.
In Tempelgemeinschaften gab es oft spezielle Regeln für die Namenge
bung. So wurden oft sehr komplizierte sumerische Namen vergeben. Diese Namen
wurden in Listen gedeutet. Ein Beispiel nennt Charpin (1986:396-402) für die
gudu4 -Priester von Enki in Ur. Manche Besonderheiten der Namengebung lassen
sich durch die Benennung nach Vorfahren (lineare und laterale Verwandte) erklä
ren: z. B. viele Archaismen oder besondere Götter in Namen. Es ist denkbar, daß
man normalerweise die Familien- und Stadtgötter in den Namen verwendete. Die
ses System wurde damit gekreuzt, daß viele Kinder nach Vorfahren benannt wur
den, die andere Familiengötter hatten. Wichtig wäre es zu wissen, ob und wie
lange die verschiedenen Nebenzweige die ursprünglichen Familiengötter beibe
hielten und wann man unter Umständen neue wählte. Als Vorbild dienten viel
leicht bisweilen Ahnen der mütterlichen Linie, wodurch neue Götter den Namen
vorrat variierten. So läßt sich möglicherweise erklären, wie der amurritische Name
Mutwm-El plötzlich in der sechsten Generation einer alten Familie aus Nippur
auftaucht, die bis dahin nur sumerische und akkadische Namen kannte. Die vielen
Personen, die Zärtlichkeitsnamen und Spitznamen trugen (z. B. Huzãlum
„Gazellenjunges“), wurden vielleicht ebenfalls nach Ahnen benannt, die noch in
der Zeit lebten, als diese Namen in Mode waren.
Natürlich müssen wir mit vielen weiteren Faktoren in der Namengebung
rechnen, von denen ein Teil uns für immer verborgen bleiben wird.
In den Klammem unter den Personen wurden der Beruf - sofern bekannt - und die
möglichen Familiengötter (ìr GN) nach Siegelinschriften angegeben.
Die unterstrichenen Namen sind Frauennamen. Die Abkürzungen der ver
schiedenen Frauenklassen mit besonderem Status81 sind die folgenden:
lu Nu =lukur ^Ninurta (nadītum des Ninurta)
lu M =lukur dMarduk (nadītum des Marduk)
lu U =lukur dUtu (nadītum des Šamaš)
nb =nu-bar (kulmašītum)
ng =nu-gig (qadištum)
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Abb. 1. Larsa: Familie 1
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Namengebung und verwandtschaftliche Beziehungen 151
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Abb. 12 Sippar: Familie 3 (Iddin-Sîn-Familie)
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Sîn-ublam Bēltani Taram-Ulmaš Warad-Sîn Sîn-remeni Sîn-muballiţ Ašqudum Sîn-iqĩšam Sîn-abušu Nannatum Šamaja Aia-tallik
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157
158 Gábor Kalla
Abb. 17. Sippar: Familie 8-11 (saģa dUtu bzw. sağa dAja- Familien)
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Abb. 18. Sippar: Familie 12 (Imlik-Sîn-Familie)
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Abb. 19. Sippar: Familie 13 (Nũr-ilišu-Familie)
Namengebung und verwandtschaftliche Beziehungen 161
Abb. 21. Kiš: Familie 1 (Eţirum-Familie)
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162 Gábor Kalla
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A ja 1 2 i
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A n n u n ītu m 1
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E n lil 1 1 2 4
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G u la 1
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Ilab rat 1 1 1 2
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L āg am āl 2+
L ãtarā k / 1
L ú -làl
M am u
M ard u k 1 2 2 1 2
N ab iu m 1+
N an aja 1
N in lil 3 +
N in sian n n a 1
N in u rta 4 1 3 2
N unu 2
S eb ettu / 1
Im in b i
S în /N an n a 2 3 4 1 2 3 2 3 11 3 5 7 2 3 8 6 1
Š am aš/U tu 1 2 3 1 4 3 2 2 4 3 2
T u tu
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Beobachtungen zur geschlechtsspezifischen Namengebung
anhand des Emar-Onomastikons*
Auch heute richtet sich die Wahl des Namens primär nach dem Geschlecht des
Kindes. Im allgemeinen gelten Konvention und Tradition als Kriterien der Na
mengebung. Die Namenwahl ist jedoch ein komplexer Vorgang, der durch zahl
reiche weitere Faktoren, wie religiöse Überzeugung, Familientradition, Gefühl,
Stimmung u. a. bestimmt wird. Hierbei werden schon oft Hinweise auf bestimmte
zu erwartende Fähigkeiten, Merkmale oder Eigenschaften gegeben.1 Der Name
wird generell von einem Repräsentanten der sozialen Einheit bzw. den Eltern des
Kindes vergeben.*1
2 Die Namenvergabe als solche wird als Zeichen der Integration
des Kindes in die Gemeinschaft angesehen und manifestiert auch die soziale Auf
nahme des Benannten.
’ Belege zu den hier genannten Namen finden sich im Katalogteil meiner im Druck be
findlichen Arbeit „Die Personennamen in den Texten aus Emar“, die in der Reihe Studies
on the Civilisation and Culture of Nuzi and Hurrians erscheinen wird. Folgende Textkür
zel wurden gewählt: AuOrSI (Amaud 1991), E (Amaud 1985-87), HCCT-E (Tsukimoto
1991), RE (Beckman 1996), SMEA (Amaud 1992).
1 S. allgemein Debus 1995a:393ff. Das wohl bekannteste Beispiel eines Programmna
mens stammt aus dem Lied von Ulli-kummi (hurritisch „Halte Kumme zurück!“): hierzu
s. Salvini 1991:179-180 und Giorgieri 2000:276288. Die Bestimmung des Kindes läßt
sich auch sonst nur in der Mythologie nachweisen: so werden die Brüder der Appu-Er-
zählung Idalu (hethitisch „schlecht“) und Danza (hethitisch „gerecht“) gemäß ihrer Cha
raktereigenschaft im Laufe der Erzählung benannt. Vgl. Hofíher 1998:120.
2 Aufgrund des Inhalts vieler Namen ist es wahrscheinlich, daß im Alten Orient der Akt
der Namengebung in der Regel kurz nach der Geburt von Seiten des Vaters oder des
pater familias vollzogen wurde (Edzard 1998:97-98, 109). Zum Zeitpunkt der Namenge
bung s. jüngst Ziegler 1997:49. Die Benennung durch die Mutter ist uns aber z. B. auch
aus dem Alten Testament bekannt: hierzu vgl. Stamm 1965:414 und Winter 1983:22ff.
Nakata (1995:24066) geht aufgrund von Nameninhalten (insbesondere zum Thema Ge
burt) des Mari-Onomastikons davon aus, daß die Mutter oder ein weibliches Mitglied der
Familie als Namengeberin fungiert hat. In Anbetracht der zahlreichen Namentypen unter
schiedlicher Aussagekraft in der semitischen Namengebung ist es jedoch kaum denkbar,
daß lediglich das Thema Geburt (meist durch Danknamen zum Ausdruck gebracht) die
zentrale Rolle in der Namengebung für Frauen gespielt haben sollte. Die Frage nach dem
Namengeber bleibt indes weiterhin ungelöst.
172 Regine Pruzsinszky
3 Gladigow 1998:209.
4 Für die altbabylonische Zeit vgl. Stol 1991:210. Eine überaus interessante Studie zu
Namengebungspraktiken im römerzeitlichen Ägypten bietet die Papyrologin Hobson
(1989:157ff.), die an Studien der Anthropologie und der politischen Linguistik anschließt
und erstaunliche Ergebnisse für das von ihr behandelte Material erzielt: so kann sie ver
schiedenste Namen („formal names“ und „nicknames“) für ein und dieselbe Person, die
in unterschiedlichen Kontexten auftreten, nachweisen.
5 Zum Bewußtsein der Geschlechterdifferenz im Alten Orient sowie zur Trennung zwi
schen sozialem und biologischem Geschlecht s. jüngst van der Toom 1994b:20ff. (mit
weiterführender Literatur).
6 Zu symbolischen Geschlechtsattributionen s. z. B. Hoffner 1966:326ff„ Groneberg
1997:134ff. Beachte auch das einleitende Kapitel „The Life Course“ der im Jahr 2000
erschienenen Studie von Harris.
Beobachtungen zur geschlechtsspezifischen Namengebung 173
7 Die Kennzeichnung eines Frauennamens im Text erfolgt in der Regel mit einem Frau
endeterminativ. In manchen Fällen fällt dieses aus und kann kontextuell (z. B. Bezeich
nung als „Tochter“, „Frau“, „Sklavin“ etc.) erschlossen werden.
8 Eine eingehendere Studie widmet Stamm 1967:301-339 den hebräischen Frauennamen
(mit Einbeziehung einer knappen Darstellung zu akkadischen Frauennamen: pp. 305-
306).
9 Eine rezentere Zusammenstellung der Namengattungen nach Stamm findet sich bei Di
Vito (1993:277-284).
174 Regine Pruzsinszky
Frauenname Männername
Abī-ilī llī-abĭ
Adamma-ilī -
Dagãn-ilī Ilī-Dagân
Hepat-ilī Ilī-Hepa
Išḫara-ilī -
Rašap-ilī Rašap-ilī
Šaggar-ilī Ilī-Šaggar
Milkī-Dagān Dagăn-milkī
Nūrī-Dagãn Dagãn-nūrī
10Die Namenbildung mit ʿabd ist lediglich in AuOrSI 34,2 als fPN belegt.
11 Maskuline Namen dieses Typus sind stets mit dIŠKUR bzw. dU geschrieben. Das Ele
ment hinnu ist ansonsten nicht in fPNn belegt.
12 Auch şillu ist nur in RE 8, 31 und AuOrSI 99, r41 als Bestandteil eines Frauennamens
belegt.
Beobachtungen zur geschlechtsspezifischen Namengebung 175
Im Bereich der Verbalsatznamen lassen sich insgesamt sehr wenige Frau
ennamen beobachten. Für das akkadische Emar-Onomastikon sind folgende femi
nine Eigennamen belegt: Irʾam -ila, N crgal-irâm ši und Šaggar-um arri. Eine ge
nuskongruente Form 1
34 konnte nur für das westsemitische Onomastikon nachge
wiesen werden: Baʿla-taḥanna (vgl. hierzu den mPN Iaḥanni- ʾi/ī).15 Die Abfolge
ist abweichend von maskulinen PNn in der Regel (G)N-V.
Dreigliedrige Satznamen, die insgesamt im Emar-Onomastikon nur selten
nachgewiesen werden können, sind als Frauennamen mit Ausnahme von Na ʿmi-
mãt- ʾili (SM E A 13, r41) nicht belegt.
Nur wenige Frauennamen können formal den Namen mit einem präposi-
tionalen Element zugeordnet werden. Hierzu zählen A ḫa-lī16 und Itti-E N .17 Im
westsemitischen Onomastikon von Emar ist dieser Namentypus bis auf eine mög
liche Ausnahme {A d -d a -li^la ŕ in AuOrSI 18, r81) gänzlich ungebräuchlich.
Die femininen Kurznamen, die zahlreich belegt sind, lassen sich mehrheit
lich dem Namentypus der Zärtlichkeitsnamen zuordnen. Für das reicher in Emar
belegte westsemitische Namengut sind auch verkürzte Danknamen sowie Be
zeichnungsnamen nach Beruf (eher selten18) und Herkunft (mit femininem Bil
dungssuffix19 versehen) belegt.20 Ganz selten trifft man im Gegensatz zu der
Gruppe der Männemamen auf verkürzte Attributnamen. Im Bereich der femininen
Kompositnamen läßt sich jedoch folgende Verteilung der Namengattungen fest
stellen: So können vermehrt Attributnamen nachgewiesen werden. Ebenso sind
auch häufig Vertrauensnamen anzutreffen. Dank-, Klage- und Ersatznamen wer
den als Frauennamen verhältnismäßig selten beobachtet. Bittnamen lassen sich
hingegen nicht nachweisen.
Im groben gesehen stimmen meine Beobachtungen zu den Frauennamen
mit Stamms überein und liefern einen Überblick zu den vertretenen Namengattun
gen. Sie besitzen jedoch für Emar statistisch gesehen aufgrund der geringen An
zahl von nur ca. 5% und der möglicherweise daraus resultierend fehlenden Na
13 Ausnahme: Lami-Ba ʿla (nur als fPN belegt; vgl. hingegen Lami-Dagăn, der als mPN
bezeugt ist).
14 Edzard 1962:120.
15 Vgl. im weiteren den fPN La-tiʿša bzw. La-tīsaʿ in AuOrSI 21, 1 (La-ti-iʾ-ša). Zur
Genuskongruenz in PNn mit stativischem Prädikat vgl. Ţäb-dadmŭ und Ţăb-Dagān
(beide mPN) und 7’ābat-maliktu (fPN).
16Beachte hierzu den mPN Aḥĭ-lV.
17Die Lesung des Logogrammes EN ist in den meisten Fällen ungewiß und wird daher in
diesen Fällen nicht weiter aufgelöst.
18Z. B. Agra, Sëbû und Şariptu (möglicherweise ein Toponym?).
19Wilcke 1997-1998:356-357.
20Ahlamû (m) —Aḥlamītu (f), Mariarmu (m) - Mariannatu (f), Subarû (m) - Subartu (f;
Landesbezeichnung anstatt Subarītu), Šubartu (m) - Šubarītu (f).
176 Regine Pruzsinszky
mentypen wenig Aussagekraft für eine repräsentative Darstellung der Rolle von
Mann und Frau.21 Ebenso kann Nakatas (1995:24466) Interpretation bezüglich des
Mangels an Danknamen in Mari nicht gefolgt werden: ,Js the poor showing o f
Danknamen for a baby girl in the women’s personal names a reflection o f the low
estimate o f girls in the society? Probably so.“ Obschon auch in Emar Danknamen
nur spärlich als Frauennamen belegt sind, zeigen insbesondere Rechtsurkunden
aus Emar, daß die Frau in der Gesellschaft am mittleren Euphrat in der zweiten
Hälfte des 2. Jt. v. Chr. einen rechtlichen Status inne hatte, der sich in vielen
Punkten von dem des Mannes nicht wesentlich unterschied: Sie war
erwerbsberechtigt und erbberechtigt und durfte an den religiösen Handlungen im
privaten Sektor teilhaben.22
Im Folgenden sollen daher einzelne Namenbestandteile betrachtet werden,
die teils in Kombination mit anderen nur in Männer- bzw. Frauennamen beob
achtet werden:
So sind gewisse Namenbildungen bzw. -elemente nur Frauen Vorbehalten.
Dies läßt sich z. B. anhand folgender Anthroponyme mit dem adjektivischen Ele
ment lã ʾi/u mit der Bedeutung „mächtig (sein)“ nachweisen: Die Namen D agān-
lã ʾi und Šam aš-lā ʾi sind als Frauennamen belegt. Hingegen treten die Bildungen
Bãbu-lă ʾi/u und Rašap-lã ʾi nur als Männemamen auf.
In femininen Kompositnamen ist das Adjektiv in der Regel an der finalen
Stelle positioniert.23 Ausnahmen bilden hierzu der PN N aʿm i-šada24 „Das
Land/der Berg ist lieblich/meine Lieblichkeit“25 sowie Na ʿmi-rnãt- ʾili, die aus
schließlich als Frauennamen bekannt sind. Die Bildung folgt hier der der Männer
namen, in der das adjektivische Element häufig auch die erste Position im Satz
namen einnimmt (Na ʿma-Dagăn, Na ʿmi- ʾilī, N a ʿmi-šalamu).
Ebenso ist die Verwendung des prädikativen Elements a-ú/ia-ú (< ḥayya)
beachtenswert, das atypisch für Frauennamen in der ersten Position (Au-milki
21 Hierbei ist auch auf die zahlreichen Verständnisschwierigkeiten der Kurznamen ver
wiesen.
22 S. z. B. van der Toom 1994a:38-59 und 1995:35-50. Es ist nicht zulässig, aufgrund
eines Namentypus und gleichzeitiger Vernachlässigung anderer Typen direkt auf den
Status der Frau in der Gesellschaft zu schließen.
23 Vgl. die lă ʾi- und na ‘mz'-Namen: z. B. ʾAbī-na ʿmi und Šamaš-lā ʾi.
24 RE 61, 7/161; AuOrSI 41, r31.7.14.[19].31.33; AuOr SI 42, 2.6: hierbei sollte der
Wechselschreibung für šadâ mit den Logogrammen A.ŠA und KUR Beachtung ge
schenkt werden.
25 Uneinigkeit besteht dahingehend, ob das Element als Adjektiv oder Nomen verstanden
werden soll: s. zuletzt Pagan 1998:143. Nakata (1995:240) stellt für das Mari-Onomasti-
kon fest, daß die Form naʿm in zweiter Position in Frauennamen und nuʿm neben naʿm
in erster Position in Männemamen belegt ist.
Beobachtungen zur geschlechtsspezifischen Namengebung 177
Frauennam e M ännernam e
Ba ʿla-B/E-a Baʿia-BE
Weitere Bildungen:
Aštar-B/E-a Dagăn-BE
Dūru-BE
la ʿnü-BE
Ibni-BE
Šaggar-BE
Bezeichnungen wird nicht nur die Gottheit mit einem ihr zugeeigneten Epitheton
versehen; aufgrund der getätigten Beobachtungen darf angenommen werden, daß
viele der in Eigennamen auftretenden Attribute auch als geschlechtsspezifische
Konnotationen zu werten sind, die auf den Namenträger wirken.
E s kann beobachtet werden, daß die Verwendung der attributiven Ele
mente in Kombination mit Gottesnamen keinen großen Schwankungen unterlegen
ist. Ein gutes Beispiel zur Verwendung der Epitheta von Gottesnamen ist in den
weiblichen und männlichen Anthroponymen mit Aštar und Aštartu30 zu erkennen.
Offensichtlich liegt hier, von ein paar wenigen Ausnahmen abgesehen, eine
bewußt vorgenommene Verwendung von maskulinen (Aštar in fPNn) und femini
nen (Aštartu/i meist in mPNn) Gottesnamen vor. Die prädikativen Elemente sind
allerdings auf den Benannten „geschlechtsspezifisch“ abgestimmt.
30 S. Heimpel 1982:9-22.
31 Die Lesung des Logogrammes E wurde fälschlicherweise häufig mit westsemitischem
bitti („Tochter“) wiedergegeben und als Pseudologogramm verstanden. Das ausschließ
lich in fPNn nachzuweisende Element bitti wird stets logographisch (DUMU.MÍ) mit
einer Ausnahme (syllabisch fŵ-/í-ft-dKUR in AuOrSI 77, 7.13) wiedergegeben. Hierzu
sind die Genitivnamen Bitti-Dagăn und Bitti-EN belegt. Hingegen ist das Element bĩtu
(„Haus“), das selten auch in mPNn belegt ist, in gänzlich verschiedenen Namenbildungen
zu beobachten, wobei es in zusammengesetzten Namen stets logographisch wiedergege
ben wird: vgl. Abĩ-bītu (...-É-tu4 geschrieben), Aḫātī-bītu, Åstar-bītu, Baʿla-bĩtii, Dagăn-
bītu und Ummĩ-bĭtu (eine Lesung (G)N-töi ist in Einzelfallen natürlich nicht auszu
schließen). Für den Kurznamen Bītu (stets m) besitzen wir sowohl eine logographische
(E 207,7) als auch eine syllabische (E 76,25) Schreibung.
32 Die Verwendung von nūru derselben Bedeutungsebene ist hingegen stets in erster Po
sition in mPNn zu beobachten (s. u.)! Eine Ausnahme bildet hierzu der fPN Dagãn-nŭrī
in HCCT-E 43, 5sq. Das westsemitische Element ʾŭru ist in Einwortnamen belegt, die
ausschließlich von Männern getragen wurden. Für niwāru/ī, das stets an zweiter Stelle in
Satznamen positioniert ist, existiert in RE 15, 3.sq. die Verkürzung auf -ni in Dagān-ni.
33Aštar-simătĭ, Ba ʿla-sirnãtī und Dagăn-simătī.
180 Regine Pruzsinszky
Frauenname Männername
Aštar-abu343 5 Aštar-abu
Aštar-BE-cŕs Aštartu-līt
Aštar-bītu3631
0
4
9
8
7 Aštartu-qarrăd*0
Aštar-kīmĩ laḥşi-A štar3
Aštar-simătŕ1 Š uršia-bīt-Aštar42
Aštarti- ʾila3t Zikra-Aštar43
Aštar-takultŕ9 Zū-Aštarti
Aštar-ummī
Die Ambiguität der Gottheiten in Bezug auf ihre Eigenschaften ist somit scheinbar
durch eindeutig geschlechtlich zuordenbare Attribute bei Berücksichtigung des
Geschlechts des Namensträgers zum Ausdruck gebracht worden.44
Reproduktion und Stabilität im häuslichen Bereich stehen im alten Orient
im Vordergrund im Leben einer Frau. Dies sollte offensichtlich auch in der Na
mengebung zum Ausdmck gebracht werden. Insbesondere im Bereich der Attri
butionen lassen sich große Unterschiede zwischen Männer- und Frauennamen bei
Verwendung gleicher Gottheiten feststellen. D. h. Gender-Merkmale lassen sich in
der Namengebung vor allem anhand der attributiven bzw. prädikativen Na
menelemente feststellen, die an der Seite der theophoren Elemente stehen.
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Beobachtungen zur geschlechtsspezifischen Namengebung 183
CSV
SUB limōt
ATTV
1. Analyscschrittc
1.1. Transkription
Der erste Schritt von Analyse und Erfassung der Daten besteht in der Transkrip
tion der vorerst nur transliterierten Eigennamen. E s entsteht eine zweispaltige
Datei, die der B H ' entnommenen Folgen von Großbuchstaben eine Transkription
zuordnet.
Verfahren wird nach denselben Prinzipien, die auch für die übrigen Text
elemente in B H ' angewandt worden sind.4 D. h.: Das Hebräische der tiberischen
Masora wird struktural transkribiert. E s soll damit nicht versucht werden, eine
althebräische Sprachstufe zu erreichen, wie Kritiker von B H ' fälschlicherweise
behauptet haben. Die strukturale Argumentation rekurriert vielmehr zunächst auf
die masoretische Vokalisation, erst bei deren Mehrdeutigkeit auf weitere sprachli
che oder zwischensprachliche Kriterien.
Durch diese Transkription wird die morphologische Struktur der Wörter
sichtbar: Im obigen Beispiel etwa fìir die beiden ersten Substantive šim ot und ba
ne die Quantität (kurz) und Qualität (<i> bzw. <a>) des jeweils ersten Vokals für
den die Masora in beiden Fällen Schewa mobile hat. Das Demonstrativprono
men ʾ i ŕ ä erscheint tiberisch mit verdoppeltem <1>. Struktural liegt aber keine
Doppelkonsonanz vor. Diese sekundäre Gemination wird durch das hochgestellte
Pluszeichen markiert.
Diese Beispiele zeigen schon, daß die Transkription orthographiebezogen
ist: Punkt über dem Kurzvokal zeigt Restitution aus Schewa an, hochgestelltes
Pluszeichen deutet auf Dagesch der Tiberer. Weitere orthographische Besonder
heiten, wie Piene- und Defektivschreibung, Ersatzdehnung, etymologisches Aleph
etc. werden ebenfalls berücksichtigt.5
Speziell für die Eigennamen ist folgendes Inventar von Trennzeichen zu
berücksichtigen: Bei auseinandergeschriebenen Namen zeigt der Unterstrich Spa
tium in der Vorlage an (M alkī_sadq); Bindestrich steht zwischen lexematischen
Elementen in (zusammengeschriebenen) Namen (Malkĭ-rām); wie in BH'-Texten
werden Pro- und Enklitika mit Gleichheitszeichen abgetrennt (Mī-ka= ʾil).
1.2. Zerlegung
Mit diesem Schritt wird begonnen, eine zweite Datei anzulegen. Die erste Spalte
gibt den Namen in transkribierter Form wieder, ist also identisch mit der zweiten
Spalte von oben. Sie ist zugleich das Verbindungselement mit dieser und damit
letztlich zum BH '-Text sowie zu den Datenbanken (Morphologie, Morphosyntax
etc.).
Das zweite Feld enthält zusätzlich gliedernde Trennzeichen: Doppelpunkt
trennt grammatische Morpheme ab (B i[n J:t_ šabʿ), Unterstrich nominale Prä-
und Suffixe (M a_ʿš[y]i-Y ahi2), ferner Bindevokal6 ( ʾab ī-ʾil), Doppelkreuz ver
bale Präfixe (Yi# ʿqub).
1.3. Funktionsklassen
In diesem Feld werden die Eigennamen ihrer Funktion nach klassifiziert. Die in
der Grammatik relevante Unterscheidung von Ortsnamen, Kollektivnamen und
Personennamen (und Göttemamen) ist bereits in der morphologischen Analyse
durch die Wortartangabe notiert, ebenso für Personennamen das Genus.
Daiüberhinaus werden einige Sachklassen bei den Ortsnamen notiert, ferner bei
den Kollek-tivnamen, die eventuellen Bezugsgrößen:
In diesem Feld wird bei zusammengesetzten Namen die Wortgruppenart bzw. die
Satzart notiert, bei den einfachen Namen bleibt es leer. Kurzformen (Auslassung
des theophoren Elementes) werden nur dann angenommen, wenn entsprechende
Langformen tatsächlich belegt sind, ferner bei isolierten Verbalformen.
Folgende Kriterien erlauben im allgemeinen eine konsequente Scheidung
zwischen Nominalsatz-Namen und Constructus-Verbindung-Namen im Fall von
Strukturen X + Göttemame: Eine Constructus-Verbindung wird angenommen,
wenn X = [anim], ([subord]) (Sohn, Knecht, Mann etc.) oder X = [abstr], wobei
von einem Verbum abstrahiert ist, das in Verbalsatz-Namen vorkommt und dort
von seiner Valenz her auf den Namenträger als Objekt zielt: z. B. Mattan-Yah
„Geschenk des Yah“ zu ntn und M a ʿši-Yahü „Tat des Yah“ zu ʿšy _I.
Bei der Satzartangabe wird auch die Stellung der Syntagmen notiert. Für
Namen mit zwei nur potentiell theophoren Elementen7 wird sinnvollerweise nach
einer Stellungsregel vorgegangen, die schon Noth angewendet hat, nach der
These, „daß die normale Stellung im semitischen Nominalsatz Subjekt - Prädikat“
sei:*8 ʿammī- ʾil ist also „Amm ist Gott“ und nicht „Onkel ist II“ . Entscheidend für
den Wert der Daten bei späteren Abfragen ist immer die Transparenz der Ent
scheidungen dessen, der die Daten erfasst hat.
Die Klassifizierung der Satznamen erfolgt durch Satzbaupläne. Satzbau
pläne bieten Strukturen, die auf der Ausdrucksseite greifbar sind, zugleich aber
inhaltlich bestimmte Aussagetypen darstellen, z. B. Nominalsatz III. 1
(determinierte Nominalgruppe.+indeterminiertes Adjektiv) einen qualifizierenden
Aussagetyp („X ist gut“) oder Verbalsatz VI. 1 (Prädikat + Subjekt + direktes
Objekt + indirektes Objekt) einen donativen Aussagetyp („X hat Y Z gege-
ben/geschenkt/geliehen/etc.“). Die Vorgehensweise verspricht transparente und
kontrollierbare Ergebnisse und vermeidet rein inhaltlich motivierte, den „Ideen“
des Analysanten entspringende Gliederungsmuster.
Eine grobe Übersicht zu den für die bibelhebräischen Personennamen
wichtigsten Verbalsatz-Bauplänen verdeutlicht die Relevanz dieser Analyse:
Besonders interessant und, wie ich meine, für die Namendeutung von heuristi
schem Wert, ist die Frage nach dem Inhalt der obligatorischen Syntagmen. In den
PN mit Verben des Gebens liegen diese Inhalte auf der Hand und werden bei
spielsweise in dem akkadischen Namen Adad-šuma-iddina „Adad hat mir einen
Erben gegeben“ auch ausgedrückt. Im hebräischen Onomastikon fehlen, wie ge
sagt, solche vielgliedrigen Namen. Im literarischen Bereich lassen sich Tilgungen
von obligatorischen Syntagmen meist aus dem Kontext auflösen. Im onomasti-
schen Bereich ist es die Situation der Namengebung, aus der eine solche Auflö
sung möglich wird.
Also für Elnatan: „El hat gegeben, nämlich (wem?) uns, den Eltern, d. h.
den Namengebem, (wen oder was?) das Kind, d. h. den Namenträger.“ Ein Satz-
Namen mit einem dieser Elemente ist die Frage nach der Position des Subjekts von vor-
neherein klar.
8Noth 1980:17.
190 Hans Rechenmacher
bauplan und ein klares semantisches Konzept, nicht immer sind indes die Dinge
so einfach.9
Zwei weitere Felder bestimmen Wortart und (falls Hauptwort) Bautyp. Der Ge
brauch von Musterbasen wird aufgegeben. Die Basisradikale werden durchge
zählt,101Prä- und Suffixe werden transkribiert, Kurzvokale durch Klein-, Langvo
kale durch Großbuchstaben dargestellt, also lautet der Eintrag für den Ortsnamen
M ispĕ(h)_G à lʿa d „Warte Gileads“ SUB,mil2i3+ON,lal2a3, für den Personenna
men Šim ʿōn „Gehört hat X “ SU B , 1i230n<G-SK, 1a2a3.
Das letzte Beispiel zeigt, wie auch Wortartwechsel notiert wird, nämlich
durch Winkelpfeil. Bei Šim ʿŏn handelt es sich um ein Phänomen, das für das He
bräische so nur im Onomastikon zu beobachten ist: Der Übergang einer Verbal
form in eine Nominalform im Fall von Kurznamen. Aus den Texten vertraut ist
die Substantivierung von Adjektiv, Verbaladjektiv und Partizip. Sie ist onoma
stisch einschlägig vor allem bei eingliedrigen Namen.
Die hebräische Basis (Kleinbuchstaben) mit semitischer Wurzel
(Großbuchstaben) wird in einem weitem Feld angegeben. Homonyme werden
indiziert nach einem Standardlexikon (HAL).
Bei der morphologischen Analyse ist zu beachten, daß der Ausgangspunkt
in jedem Fall die tiberisch überlieferte Form ist. Ein Personenname wie ʾilī-ḥurp,
historisch sehr wahrscheinlich aus ägyptischen Elementen abzuleiten, muß syn
chron als ein hebräischer Name gedeutet werden: Auch das zweite Element zeigt
durch die Nominalform, daß der Personenname hebräisch „verstanden“ worden
ist. Es ist somit konsequent die Auffassung des Rezipienten analysiert.11
In diesem letzten Feld steht bisher nur eine deutsche Übersetzung. Wünschenswert
wäre ein metasprachlicher Eintrag, der die semantischen Komponenten adäquat
darstellt.
2. Grundsätzliche Problem e
Ein schwieriges Problem ist natürlich, daß bei der Erstellung des Datensatzes un
zählige umstrittene Entscheidungen miteinfließen. Als Beispiel sei hier die Ana
lyse des <ĩ> zwischen zwei nominalen Elementen genannt, das von einigen Auto
ren als enklitisches Personalpronomen interpretiert wird, also etwa ʾabī-gayl
„Mein Vater ist Freude“ . Wer nach einem solchem 1.sg.-Morphem in der Münch
ner Datenbank sucht, wird dort nicht viel finden - eben weil das umstrittene <ī>
in der Wortfüge als Bindevokal bewertet worden ist.12
Das schmälert aber den Wert der Daten grundsätzlich nicht. Denn wer in
diesem Punkt anderer Meinung ist, kann die von ihm gewünschten Belege trotz
dem finden, nämlich mit der Suchbedingung J - und zugleich Nominalsatz.
Komplizierter sind Einzelfragen, etwa bei Bildungen, die nur zwei Radi
kale erkennen lassen und wo sich oft mehrere mehr oder weniger gleich plausible
Analysen gegenüberstehen. Erfolgt hier nur ein Eintrag, so wird bei Suchläufen u.
U. viel wichtiges Material nicht gesichtet. Und hier läßt sich das Problem auch
nicht dadurch lösen, daß man eine einfache Grundentscheidung der Datenerfas
sung kennt und bei der Abfrage entsprechend berücksichtigt. Eine Möglichkeit
besteht darin, daß man mehrere Einträge zuläßt, wobei dann u. U. für statistische
Überlegungen Probleme entstehen.
Um diese Schwierigkeit zu vermeiden, sind diese Zweit-, Dritt- u. s. w.
-Einträge als solche zu kennzeichnen.
Dieselbe Prozedur, wie sie hier für den biblischen Textbestand beschrieben
ist, kann selbstverständlich auch auf das epigraphische Material angewandt wer
den. Als Grundlage hat Richter hier das Werk von Davies gewählt, ergänzend
dasjenige von Renz & Röllig.13 Der entsprechende Bestand beläuft sich auf über
2000 Eigennamen, davon über 600 unterschiedliche Personennamen, d. h. etwa
ein Drittel des AT-Bestandes. Hier kommen freilich noch spezielle Probleme
hinzu, vor allem unsichere Lesungen und natürlich das Fehlen von Vokalzeichen.
12 Mit guten Gründen: Vgl. Rechenmacher (1997:15f), Zadok (1988:46), ferner Noth
(1980:33-35), der wie Fowler (1988:30) von einem funktionslosen Bindevokal ausgeht;
anders - und in diesem Punkt weniger überzeugend: Layton (1990:145-150) und Stamm
(1980:61), beide zu wenig auf die innerhebräische Evidenz bedacht.
13Davies 1991; Renz & Röllig 1995.
192 Hans Rechenmacher
3. Ausblick
14 Außer man geht von der Zuverlässigkeit irgendeiner der vielen recht unterschiedlichen
literaturhistorischen Entwürfe in der alttestamentlichen Wissenschaft aus.
Eigennamen in einer Datenbank 193
LITER A TU R V ER ZEIC H N IS
Davies, G. I.
1991 Ancient Hebrew Inscriptions. Corpus and Concordance. Cambridge:
University Press.
Fowler, Jeaneane D.
1988 Theophoric Personal Nantes in Ancient Hebrew. A Comparative Study.
Journal for the Study o f the Old Testament. Supplement Series 49. Shef
field: Académie Press.
Layton, Scott C.
1990 Archaic Features o f Canaanite Personal Names in the Hebrew Bible.
Harvard Semitic Monographs 47. Atlanta: Scholars Press.
Noth, Martin
1980 D ie israelitischen Personennamen im Rahmen der gemeinsemitischen
Namengebung (2. Reprographischer Nachdruck der Ausgabe Stuttgart
1928). Hildesheim: Olms.
Rechenmacher, Hans
1997 Personennamen als theologische Aussagen. D ie syntaktischen und se
mantischen Strukturen der satzhaften theophoren Personennamen in der
hebräischen Bibel. Arbeiten zu Text und Sprache im Alten Testament 50.
St. Ottilien: EOS.
Renz, Johannes & Röllig, Wolfgang
1995 D ie althebräischen Inschriften. Darmstadt: Wissenschaftliche Buch
gesellschaft.
Richter, Wolfgang
1983 Transliteration und Transkription. Objekt- und metasprachlichc
Metazeichensystcmc zur Wiedergabe hebräischer Texte. Arbeiten zu
Text und Sprache im Alten Testament 19. St. Ottilien: EOS.
1991-3 Biblia Hebraica transcripta. Arbeiten zu Text und Sprache im
Alten Testament 33,1-16. St. Ottilien: EOS.
1996 Materialien einer althebräischen Datenbank D ie bibelhebräischen und
-aramäischen Eigennamen morphologisch und syntaktisch analysiert.
Arbeiten zu Text und Sprache im Alten Testament 47. St. Ottilien: EOS.
1998 Materialien einer althebräischen Datenbank Nominalformen. Arbeiten
zu Text und Sprache im Alten Testament 51. St. Ottilien: EOS.
2000 Materialien einer althebräischen Datenbank Wortfügungen Arbeiten zu
Text und Sprache im Alten Testament 53. St. Ottilien: EOS.
Stamm, Jakob
1980 Beiträge zur hebräischen und altorientalischen Namenkunde. Orbis
Biblicus et Orientalis 30. Freiburg: Universitätsverlag.
Zadok, Ran
1988 The Pre-Hellenistic Israelite Anthroponymy and Prosopography. Orien
talia Lovaniensia Analecta 28. Leuven: Uitgeverij Peeters.
Neue Möglichkeiten der altsüdarabischen Namenforschung
In kaum einem anderen Gebiet der semitischen Namenforschung war in den letz
ten Jahren ein solcher Fortschritt zu verzeichnen wie im Bereich des Altsüdarabi
schen. Vier umfangreiche Monographien, die das altsabäische, minäische und
qatabanische Onomastikon sowie gesondert die altsüdarabischen Frauennamen
behandeln,1 könnten nur zu leicht den Eindruck entstehen lassen, daß auf diesem
Feld die Arbeit nunmehr erledigt sei.
Ganz im Gegenteil: Die nunmehr gut aufgearbeitete Materialbasis, über die
andere Disziplinen wie etwa Hebraistik, Aramaistik oder Akkadistik längst verfü
gen, bietet nun auch der Sabäistik endlich die Möglichkeit, systematische Fragen
aller Art mit einiger Aussicht auf Erfolg anzugehen.
Die folgenden Ausführungen wollen anhand von drei Problemfeldem, die
mehr oder weniger willkürlich aus einer Fülle möglicher Fragen herausgegriffen
wurden, aufzeigen, wie sich die nunmehr wesentlich verbesserte Ausgangstage für
weiterführende onomastische Forschung nutzen ließe.
Bei Namen des Typs y fʿl- ʾl1 - verbales Element der Präfix-Konjugation +theo
phores Element - ist im Sabäischen eine auffällige Entwicklung zu beobachten:
Während der Typ y fʿl- ʾl im Altsabäischen sehr stark vertreten ist - Tairan (1992)
verzeichnet 21 Namen dieses Typs - , kommt er mit Beginn der mittelsabäischen
Periode so gut wie völlig außer Gebrauch.1
3
2
1 Tairan (1992), al-Said (1995), Hayajneh (1998) und Sholan (1999). Das Onomastikon
der Amĩr in der Region zwischen Haram und Nağrān wurde von Eisendle (1973) mono
graphisch behandelt. Durch den rasanten Zuwachs an neuen Texten ist diese Arbeit je
doch heute sehr ergänzungsbedürftig.
2 Grundlegend hierzu ist die Arbeit von Bron aus dem Jahr 1991, die viele der in Ab
schnitt 1 vorgetragenen Ansichten angeregt bzw. bereits vorweggenommen hat.
3 Aus mittelsabäischer Zeit sind mir nur yhrnʾl (Ja 707/2 =CIAS II 91, Gl 1142/3) und
yšrh ʾl (Ir 8/1) bekannt.
196 Alexander Sima
(1.) Die Bandbreite der theophoren Elemente ist beim Typ y fʿl- ʾ/ ungewöhn
lich stark eingeschränkt: es kommen nur - ʾl, - ʿm und -mlk vor. Keine ein
zige altsüdarabische Gottheit taucht explizit in Namen dieses Typus auf.
(2.) Die überwiegende Zahl solcher Namen hat offensichtliche formale Paral
lelen im althebräischen, altaramäischen und amurritischen Onomastikon,67
vgl. z. B.
Bei den altsabäischen Namen des Typs y fʿl- ʾl handelt es sich offenbar um eine
ererbte, westsemitische Bildungsweise, deren Entstehung lange vor dem Beginn
der altsüdarabischen Textüberlieferung, spätestens in der ersten Hälfte des 2. Jt. v.
Chr. im syrisch-palästinischen Raum anzusetzen ist, in einem sprachlichen Milieu
also, das die Präfixkonjugation in vorzeitiger Verwendung kennt. M it der Ein
wanderung der Sabäer8 ist diese Gruppe von Personennamen nach Südarabien
gelangt, wo sie als besonders altertümliche Schicht in die früheste historische
Phase hineinragt. Zwei Faktoren könnten das doch ziemlich rasche Verschwinden
von Namen des Typus y fʿl- ʾl begünstigt haben:
4 So finden sich etwa bei al-Said (1995) ohne erkennbare Kriterien alle drei Über
setzungen nebeneinander: y ʾw sʾl „ʾII gibt Ersatz“, ybḥrʾl „ʾIl möge (ihn) erwählen“
(beide p. 180), yškrʾl „er wird Gott danken“ (p. 183-184).
5 Als Materialgrundlage dient im folgenden die Monographie von Tairan (1992); ein
bibliographischer Nachweis der einzelnen Belege erübrigt sich daher.
6 Vgl. die entsprechenden Einträge bei Bron (1991) und Tairan (1992); zum Amurriti
schen vgl. jetzt Streck (2000).
7 Im Hebräischen ist davon nur die verkürzte Form Yibḥãr bezeugt.
8 Vgl. dazu Nebes (2001). Der onomastische Befund könnte zur Stützung des Einwande
rung-Modells herangezogen werden.
Neue Möglichkeiten der altsüdarabischen Namenforschung 197
(1.) Das spezifisch sabäische Pantheon fand keinen Eingang mehr in diese Na
men, d. h. der Typus war nicht mehr produktiv.
(2.) Vom Standpunkt der synchronen altsüdarabischen Grammatik war ein
sinnvolles Verständnis dieser Namen nicht mehr möglich, da die Präfix
konjugation im Altsüdarabischen keine Vergangenheitsbedeutung mehr
hat, sondern sich auf den Ausdruck gleich- und nachzeitiger Sachverhalte
beschränkt.
Damit ist auch klar, welchem Dilemma sich jeder, der sabäische Namen des Typs
yfʿl- ʾl partout übersetzen möchte, gegenüber sieht:
Sowohl die offensichtlichen formalen Parallelen im Hebräischen, Altara
mäischen und Amurritischen als auch der Aussagegehalt der Namen selbst legen
für die altsabäischen Namen dieses Typs eine vergangenheitliche Übersetzung
nahe - also „Gott hat erhört“ , „Gott hat geholfen“ und „Gott hat erwählt“ . Wendet
man aber die synchrone altsabäische Grammatik auf z. B. den Namen ysm ʿ- ʾl an,
d. h. versucht man diesen Namen aus dem synchronen, altsabäischen Sprachzu-
stand zu verstehen - also so wie ein Sabäer sie zweifellos verstanden hat - , so ist
keine andere Übersetzung als „Gott erhört bzw. Gott wird erhören“ möglich.
Nun verschwinden die yfʿl- ʾ/-Namen aber nicht spurlos aus der sabäischen Ono
mastik: Bereits in altsabäischer und dann vermehrt in mittelsabäischer Zeit ent
wickelt sich durch Verkürzung ein neuer Namentypus, der nur aus einer Verbal
form Präfixkonjugation 3. Sg. m., also yfʿl, besteht. Dieser Namentypus geht wohl
ursprünglich auf y fʿl- ʾl mit Elision des theophoren Elements zurück. Durch diese
Verkürzung werden solche Namen im Rahmen der synchronen Grammatik wieder
verständlich und für neue Deutungen offen: Die Verbalform der Präfixkonjugation
bezieht sich nun nicht mehr auf das vergangene Handeln einer Gottheit, sondern
kann z. B. auf das gegenwärtige Handeln des Kindes oder eines Verwandten be
zogen werden.9 Nun kann der neuentstandene Typus y fʿl auch wieder produktiv
werden: Vgl. das Beispiel in Abschnitt 3 sub a.
9 Dafür gibt es übrigens eine schöne Parallele im Alten Testament: Der Name des Patriar
chen Yişhãq stellt - wie schon J. J. Stamm mit guten Gründen vermutet hatte - die Kurz
form eines theophoren Satznamens *Yişhãq-ʾēl „Gott hat zugelächelt“ wohl im Sinne
von „Gott hat (den Eltern gnädig) zugelächelt“ (vgl. dazu den gedankenreichen Aufsatz
von Hirsch [1982]) dar. Durch den Wegfall des theophoren Elements wird der Name frei
für allerlei Umdeutungen, mit denen schon das AT selbst nicht spart bis hin zu modernen
Deutungen, die den Namen auf das Lachen des Kindes beziehen wollen.
198 Alexander Sima
Der „theologische Gehalt“ von theophoren Namen hat stets großes Interesse her
vorgerufen und wurde als eine - wenn nicht sogar die zentrale - Aufgabe der Na
menforschung betrachtet. Dies ist gerade in der Sabāistik nur zu verständlich, lie
fern doch die altsüdarabischen Inschriften zwar eine Fülle von Göttemamen, sa
gen aber über diese Gottheiten selbst faktisch nicht viel aus. Von daher lag es
nahe, das Onomastikon als religionsgeschichtliche Informationsquelle zu nutzen.
Einschränkend ist allerdings vorauszuschicken, daß eine solche Auswer
tung im strengen Sinn nur für den Zeitpunkt der Entstehung eines Namens zuläs
sig ist. Daß der Zeitpunkt der Entstehung eines Namens mit dem Zeitraum seiner
Verwendung keineswegs deckungsgleich sein muß, hat sich schon in Abschnitt 1
bei den Namen des Typus y fʿl- ʾl deutlich gezeigt. Da bei so gut wie keinem alt
südarabischen Namen der Zeitpunkt seiner Entstehung bekannt ist, ist jede religi
onsgeschichtliche Auswertung, die sich einzig und allein auf die onomastische
Evidenz beruft und nicht durch andere epigraphische Daten gestützt wird, von
vornherein äußerst problematisch.
Stellen wir diese Bedenken aber beiseite, so könnte sich ein in jüngster
Zeit mehrfach erfolgreich angewandtes Konzept als sehr nützlich erweisen: Das
Onomastikon spiegelt im tillgemeinen eher die private, familiäre denn die offizi
elle Seite der jeweiligen Religion wider.10
Schon eine erste Durchsicht einiger altsüdarabischer Onomastika zeigt, daß
ein nicht unbeträchtlicher Teil der inschriftlich bezeugten Gottheiten, die noch
dazu in den jeweiligen offiziellen Panthea prominente Positionen einnehmen, im
Onomastikon gänzlich fehlt:
(1.) Die Namengebung spiegelt das jeweilige Pantheon nur teilweise wider.
Dies läßt sich am ehesten damit erklären, daß diejenigen Gottheiten, die im
Onomastikon keine Verwendung finden, in der privaten, familiären
Frömmigkeit eine geringe oder gar keine Rolle gespielt haben.
(2.) Der Name des sabäischen Hauptgottes ʾlmąh unterliegt einem onomasti-
schen Tabu oder einer Restriktion, deren Gründe noch unbekannt sind.
Diese Gottheit wird erst mit einer erheblichen Verzögerung ins Onomasti
kon integriert, der Name ʾlmąh aber konsequent durch den Namen seines
Haupttempels ʾwm oder durch seinen Beinamen ṯhwn ersetzt.
(3.) Mit Ausnahme der Sonnengöttin Šms kommen keine weiblichen Gotthei
ten im Onomastikon vor.
(4.) Die genuin nordarabischen Gottheiten al-Lāt, Manāt und al-cUzzā finden
bereits sehr früh im altsüdarabischen Onomastikon Verwendung - die frü
hesten minäischen Belege stammen aus der 2. Hälfte des 1. Jt. v. Chr., we-1
2
11 Von denen der Gott Šhr im sabäischen Textmaterial eine erstaunlich marginale Rolle
spielt.
12 Die einzige Ausnahme bildet ʾmtʾlrnqh in Ja 706/1 aus dem ʾwm-Tempel bei Mārib
(vgl. Sholan 1999:97). Möglicherweise handelt es sich hierbei aber gar nicht um einen
Personennamen, sondern eher um einen Titel: ʾmtʾlmqh/sb ʾytn/bt2 ḫdqm.
20 0 Alexander Sima
Die große Bedeutung, die der semantischen Deutung von Namen - d. h. überspitzt
formuliert: deren Übersetzung - in der altsüdarabischen und darüber hinaus in der
semitischen Namenforschung zugemessen wird, schlägt sich in der Vorstellung
nieder, daß sich die Namenswahl der Eltern im Alten Orient weitgehend oder aus
schließlich an der Bedeutung der Namen orientiert hat.13 Dies setzt einerseits vor
aus, daß (1.) den Sprechern diese Bedeutungsebene sprachlich überhaupt zugäng
lich war - was angesichts der bekannten Konservativität von Namen problema
tisch scheint (vgl. Abschnitt 1) und daß (2.) diese Bedeutungsebene, wenn sie
denn semantisch zugänglich war, von tatsächlicher Wichtigkeit bei der Namens
wahl war. Da zu dieser Problematik im Rahmen der Sabäistik noch keine detail
lierten Untersuchungen vorliegen,14 möchte ich als letzten Punkt hier noch die
Frage aufgreifen, inwieweit wir die Motive, durch die sich die Eltern im antiken
Südarabien bei der Wahl des Namens für ihr neugeborenes Kind leiten ließen,
rekonstruieren können.
13 Hierbei dürften Beispiele aus dem AT wie die von Rechenmacher (1997:2-3) zitierten
(z. B. Gen 16,11) Pate gestanden haben.
14 Aber auch in den meisten anderen Bereichen der Semitistik fehlen solche Arbeiten
erstaunlicherweise. Umfangreiche Daten zu dieser Frage, die auf Feldforschungen bei
den Beduinen des (heute saudi-arabischen) Nağd beruhen, hat Hess (1912:6-8) publi
ziert. Manche der von ihm aufgezeichneten Erklärungen, warum jemand einen bestimm
ten Namen erhalten habe, erwecken aber den starken Verdacht, daß es sich um
nachträgliche, volksetymologisch aus dem Namen selbst abgeleitete Erklänmgs- und
Rationalisierungsversuche handelt.
Neue Möglichkeiten der altsüdarabischen Namenforschung 201
Es existiert bislang nur ein einziger Text, Ry 375 = C IA S II 75-77, der die Na
menswahl ausführlich beschreibt. Die Tatsache, daß dieser Vorgang inschriftlich
festgehalten wurde, läßt bereits vermuten, daß es sich dabei um einen eher
außergewöhnlichen Fall handelt, der gerade nicht das alltägliche Procedere
beschreibt:
Nachdem dem Stifter sämtliche Kinder kurz nach der Geburt verstorben waren
und er sich Hilfe suchend an ʾAlmaqah gewandt hatte, erhält das erste Kind, das
ihm laut Orakel durch die Gnade des ʾAlmaqah am Leben bleiben soll, den sinn
reichen Namen Y ʿm r „er (d. h. der neugeborene Bub) möge lange leben“.16 Hier
besteht ein offensichtlicher Zusammenhang zwischen der Bedeutung des Namens
und den näheren Umständen der Geburt - nämlich der Tatsache, daß, nachdem
sämtliche Kinder (wahrscheinlich kurz nach der Geburt) verstorben waren, die
Gottheit den Eltern durch das Orakel zugesagt hatte, daß ihnen dieses Kind am
Leben bleiben werde.
Oftmals ist in altsüdarabischen Inschriften davon die Rede, daß kinderlose Perso
nen sich Hilfe suchend an eine Gottheit gewandt haben und ihnen durch das
Orakel die Geburt eines Kindes zugesichert wurde. Im Fall von Ja 705 hat
Ryckmans (1981) die Ansicht vertreten, daß in diesem Zusammenhang auch der
Name des zu erwartenden Kindes durch das Orakel vorgegeben wird. Die von
Ryckmans vorgeschlagene Übersetzung der fraglichen Passage ist jedoch äußerst
unsicher, da sie auf teilweise problematischen Argumenten ruht. Obwohl die
Möglichkeit, daß Orakelentscheide bei der Vergabe des Namens für ein
neugeborenes Kind eine Rolle gespielt haben, prinzipiell durchaus wahrscheinlich
ist, fehlen für das antike Südarabien jegliche sicheren Zeugnisse.17
17 Ohne hier auf Jammes refutatio (Jamme 1982:7-16) der Interpretation von Ryckmans
eingehen zu wollen, bleibt Ryckmans Wiedergabe der Passage l 4 wfy/bnhmw/
ḍbʿn/dsmy/ ʾlmq 5 h/ʾwsʾl „pour le bien-être de leur descendant P b cn, qu’ ʾAlmaqah a
nommé à ʾwsʾl“ doch allzu problematisch: (1.) Die Akkusativrektion von smy läßt sich
zwanglos als “jemanden (be)nennen” verstehen - also „für das Wohl ihres Sohnes Dbcn,
den ʾAlmaqah ʾwsʾl genannt hat“ - auch wenn uns die hinter der von ʾAlmaqah
veranlaßten Umbenennung stehende ratio verborgen bleibt, (2.) die Tatsache, daß dieser
ʾws ʾl zuvor überhaupt nicht genannt wurde (auch nicht unter den Stiftern der Inschrift),
aber danach in Z. 6-7 um das Wohl bnhmw/ʾwsʾl „ihres Sohnes ʾwsʾl“ gebeten wird,
macht doch wahrscheinlich, daß es sich um das in Zeile 4 genannte Kind der Stifter und
nicht um eine andere Person handelt, (3.) das Argument „Ce changement de nom paraît
surtout inacceptable en raison des superstitions et des tabous attachées à ľemploi du nom
chez les Sémites“ (Ryckmans 1981:288) hätte der Stützung durch einschlägige Zeugnisse
bedurft. So berichtet z. B. Hess (1912:8) das Gegenteil: „Im spätem Alter werden oft
Namen nach auffallenden Eigenschaften oder bemerkenswerten Ereignissen gegeben, die
dann die frühem verdrängen“.
Neue Möglichkeiten der altsüdarabischen Namenforschung 203
c. Papponymie
18 Angesichts der vokallosen Schreibung läßt sich allerdings nicht sagen, ob echte Ho
monymie oder bloße Homographie vorliegt. Zumindest in Bsp. (3) und (4) ist letztere
jedoch mit ziemlicher Sicherheit auszuschließen. Um bloße Homographie handelt es sich
mit Sicherheit jedoch in den folgenden Fällen, in denen jeweils zwei Immobilien
“gleiche” Namen tragen:
(1) nḥlnhn/grt/wgrt „die beiden Palmenplantagen (namens) Grt und Grt“ (RES
4627/5)
(2) bytnyhn/hrn/whrn „die beiden Häuser (namens) Hm und Hm“ (RES 3958/13)
(3) bytnhyn/hrn/whrn „die beiden Häuser (namens) Hm und Hm“ (MAFRAY-al-
M i'sāl 6/1)
(4) hgrnhnl ʿṯy/w ʿṯy „die beiden Städte ‘ ţy und ‘ ţy“ (Ja 576/8)
(5) şḥftnhn/šbm/wšbm „die beiden Bastionen (an der Stadtmauer von Barãqiš)
(namens) Šbm und Šbm“ (M 163/1: Barāqiš)
(6) [ʾ]bythmw/ygr/wyʿd/wyʿdmw „ihre Häuser (namens) Ygr und Y ‘ d und Y ‘d“
(RES 4169/5)
19Vgl. die Stammbaumdiagramme bei Robin (1979:83).
204 Alexander Sima
e. Paronomastische Namengebung
Bislang unbeachtet geblieben ist ein Phänomen, das ich als „paronomastische
Namengebung“ bezeichnen möchte:
aa. Die Namen mehrerer nahe verwandter Personen werden von derselben Wurzel
abgeleitet:
bb. Den Namen mehrerer nahe verwandter Personen ist éin Element gemeinsam:
cc. Die Namen zweier nahe verwandter Personen bestehen aus den gleichen Ele
menten in vertauschter Reihenfolge:
(10) ʾlsʿd/w
ʾlsʿḍ/w ʾḫyhw
ʾḫyḥw /sʿdʾl
/sʿḍʾl „ ʾl-s cd und sein Bruder S cd-ʾ1“ (CIH 102/1)
Neben den genannten Beispielen aus dem Bereich der eher privaten Namengebung
sollen abschließend noch zwei Beispiele für eine mehr offizielle bzw. auf Öffent
lichkeitswirkung bedachte Namengebung kurz erwähnt werden. Seit langem ist
bekannt, daß sämtliche altsabäischen Herrscher, die den Titel rnkrb führen, einen
von sechs Thronnamen tragen: k rbʾl, y ṯʿʾm r, ḍm rʿly, ykrbmlk, y d ʿʾl, sm hʿly. Der
Grund für diese Praxis ist noch unbekannt. Ist es eine bloße Tradition - wie sie in
vielen Herrscherdynastien zu beobachten ist - oder aber gibt der Thronname eine
Art Regierungsprogramm vor - ähnlich wie die Namenwahl der Päpste?
In der Dammbauinschrift des Abraha, der nach der Eroberung des Jemen
vom äthiopischen Kaiser als Vizekönig eingesetzt worden war, werden die Namen
dreier hochrangiger Personen genannt: grh/ḍ-zbnr (CIH 541/19) sowie wth/w-
ʿwdh/ḍy/gdnm (CIH 541/36-37). Müller (1978:167) hatte diese Namen als äthio
pisch identifiziert. Bemerkenswert ist allerdings, daß - wie die Familiennamen
zeigen - diese drei Personen alteingesessenen sabäischen Adelsfamilien aus Mārib
angehören. Ist die Tatsache, daß diese Personen äthiopische Namen tragen, reine
Modetorheit oder nicht vielmehr doch ein politischer Kniefall vor den nunmehr
äthiopischen Herrn des Jemen?
Da wir mm schon in den Niederungen ideologisch-politisch motivierter
Namengebung angelangt sind, darf auch der in C IH 541/82 genannte Sohn des
Abraha nicht imerwähnt bleiben: Der Sohn des ehemals aksumitischen Vizekönigs
im Jemen trägt den Namen ʾksrn. Bloßer Zufall ist die Wahl dieses Namens wohl
nicht.
206 Alexander Sima
LITER A TU R V ER ZEIC H N IS
Bron, François
1991 „Les noms propres sud-arabiques du type “y f'l +nom divin”.“ In: Ėtudcs
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Eisendle, Edwin
1973 Das Volk der Amir im antiken Südarabien und seine Personennamen.
Unpublizierte Dissertation, Graz.
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1912 Beduinennamen aus Zentralarabien. Sitzungsberichte der Heidelberger
Akademie der Wissenschaften. Phil.-Hist. Kl., Jahrgang 1912. 19. Ab
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Hirsch, Hans
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1978 „Abessinier und ihre Namen und Titel in vorislamischen südarabischen
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Nebes, Norbert
2001 „Zur Genese der altsüdarabischen Kultur: Eine Arbeitshypothese.“ In:
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1999, ed. R. Eichmann & H. Parzinger. Kolloquien zur Vor- und Frühge
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Neue Möglichkeiten der altsüdarabischen Namenforschung 207
Ryckmans, Jacques
1981 „Une parallèle sud-arabe à lʾimposition du nom de Jean-Baptiste et de
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1999 Frauennamen in den ahsüdarabischen Inschriften Texte und Studien zur
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1950 „Der Name Isaak.“ In: Das Wort sie sollen lassen stahn. Festschrift fü r
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1980. Beiträge zur hebräischen und altorientalischen Namenkunde, zu
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Vandenhoeck & Rupprecht), 9-14).
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2000 Das amurritische Omomastikon der altbabylonischen Zeit. Band 1. Die
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Nominalmorphologie. Alter Orient und Altes Testament 271/1. Münster:
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1992 D ie Personennamen in den altsabäischen Inschriften Ein Beitrag zur
altsüdarabischen Namengebung. Texte und Studien zur Orientalistik 8.
Hildesheim: Olms.
Arabische Imperfektnamen
A. E inleitung
langt. Auch Theonyme wie Ya ʿūq „hindert“ oder Yaġŭṯ „hilft“ müssen wegen der
damit verbundenen religionswissenschaftlichen Fragestellungen anderen Arbeiten
Vorbehalten bleiben.
Ta ʾabbata Šarran (cog. m.)6 „Er trug Übles unter der Achsel“ (V. Stamm, Perf. 3.
Sg. m., zu ʾibt „A ch sel“ +„Übel“ Akk. Sg. indet.)
Šammar (trib.)9 „er machte sich bereit“ (II. Perf. 3. Sg. m.)
Yaḥyā (m.)101„er lebt“ (I. Impf. 3. Sg. m.)
Işm it (ON)11 „Schweig!“ (I. Impt. 2. Sg. m.)
Daß es sich hier um ursprüngliche Verbformen handelt, war den arabischen Phi
lologen wohl bewußt. Verbalnamen sind diptot, haben also nicht drei Kasus u - i -
a mit folgender Nunation, sondern nur einen Nominativ -u und einen Genitiv-Ak
kusativ - ű .12 Offenbar ist die Endung des Imperfekt Indikativs -u als Morphem des
diptoten Nominativs umgedeutet worden:
yazīdu („nimmt zu“, Impf. Ind. 3. Sg. mask.) > Yazīdu (Nom.) / Yazĩda (Gen. /
Akk.)
šammara („machte sich bereit“, Perf. 3. Sg. mask.) > Šamrnara (Akk./Gen.) /
Šammaru (Nom.)
1. ri-Präfix
Nicht immer stimmen arabische Imperfektnamen mit den Regeln der klassisch
arabischen Grammatik überein. So sind zum Beispiel zwei Namen belegt, bei de
nen das Imperfektpräfix des Grundstammes im Aktiv nicht wie im Klassischen
Arabisch ta- lautet, sondern ti- wie im Dialekt oder wie im Nordwestsemitischen
oder vermutlich im Altsüdarabischen:14
Bei einigen Namen ist der Vokal der Stammsilbe gelängt. Die Längung dürfte
Produkt von Anredeformen sein:
Für den Namen Ya ʿfūr gibt Ibn Ḥağar al-(Asqalānī ausdrücklich an, daß er iden
tisch mit Ya ʿfur ist (b. Ḥağar Işāba V I 352). Natürlich dürfen solche Namen nicht
mit Nomina der Nominalform ya fʿŭ l verwechselt werden, wie z. B. Y arbūʿ
„Wüstenspringmaus“, die ja auch als Personenname auftritt.
Auch der Vokal der Imperfektbasis im Grundstamm stimmt nicht immer mit dem
in außeronomastischer Verwendung üblichen überein. So hat das Verbum nakafa
15 Mehrere Personen mit der kunya Abu Tiljyā bei b. Ḥağar Tabşĩr I 194 [Bei den
Quellennachweisen zu Personen ist hier und im folgenden Vollständigkeit nicht
intendiert],
16Passim.
17 Ein ‘ Ubayd ibn TiMä bei b. Ḥağar Tabşĩr IV 1496.
18Passim.
19Nach b. Ḥağar Tabşĩr 202, 5 mehrfach („ğamă ʿa“); Talid ibn Zayd, ein Gewährsmann
Abu Miļpiafs bei Ţab. Tãrīl) I I 46,11 / V 195, 5, Talĩd ibn Kilāb aI-Layŧī bei Tab. Tārīţ} I
1682, 5 / in 92, 3, Talĩd ibn Sulaymān al-Muhāribĩ bei Ḥaţīb Bagdad VII 136-138 / §
3582 und b. Ḥağar Tahdĩb 1, 509 / § 948, ein Ibn Talid bei Balād. Futüh 332, -6, sowie
Talĩd ibn al-Yahmad als Eponym bei Caskel (1966: I I 543).
20 Vgl. Abū Ya‘ fflr <Urwa ibn al-Muġĩra in Kufa bei Ţab. Tāiī[j ü 873, 10 / V I 210, 4 u.
ö.; ein anderer Abü Ya'fūr bei Ţab. Tārīl) II 1638,3 / V I I 140, -6; Muhammad ibn Ya'fūr
al-<Abdī bei b. Ḥağar Tabşĩr 1495 ult; Ya'fūr ad-Quhlĩ bei b. Ḥağar Tabşīr IV 1495, -4.
Nebenbei bemerkt trug auch ein Esel des Propheten Muhammad den Namen Ya'fūr
(Eisenstein 1985:105-106), doch dürfte hier wohl die Gazellenbezeichnung yaʿfŭr
„Staubfarbige“ zugrunde gelegen haben (so auch Lis, 6, 267, -8 / 4, 590 b, 15).
21 Häufig tribal, z. B. Caskel (1966: II 589). Zu Yaʿfur als persönlichen Namen vgl. den
vorislamischen Dichter al-Aswad ibn Yacfur, einen Ya'fu/ar ibn Rüdĩ als rãwī bei b.
Ḥanbal Musnad II 88, 7, ferner A scad ibn abï Ya(fur (Jemen, gest. 332/944, vgl. Ziriklī
1389/1969:1292) und Ya'fur ibn ‘ Abd ar-Rahĩm al-Ḥiwālï (Ziriklĩ 1389/1969: IX 251).
Arabische Imperfektnamen 213
Ähnlich verhält es sich bei dem Männemamen Yarḥum „ist gnädig“, denn das
Verbum raḥima „sich erbarmen, gnädig sein“ hat bekanntlich den Imperfektvokal
a:
Yarḥum (m.)23 „ist gnädig“ vs. raḥima, yarḥamu „sich erbarmen, gnädig sein“
Mitunter stehen Namen auch in Verbalstämmen, die anderweitig nicht belegt sind,
wie z. B. der bereits erwähnte, vermutlich tribale Name Tulādim.24 Außeronoma
stisch ist von der Wurzel l-ḍ-m kein dritter Stamm belegt:
Tulãdim (trib. ?)25 „ist erpicht a u f‘ (?), vgl. laḍama „an etw. hängen, erpicht sein
auf etwas; an (bi-) einem Ort bleiben; verweilen“ ; HI 0
Die Mehrheit der arabischen Imperfektnamen besteht, wie kaum anders zu erwar
ten, aus Verben im aktiven Grundstamm. Dabei kommen Imperfektbasen mit allen
drei Vokalen vor.
Tamlik (f.)2
27 „herrscht“
6
Yankif(trib.) „er weist zurück“
Ein einziger Name ist sicher nachweisbar, der aus einem finiten Verb im Passiv
besteht:
Die Deutung des Namens Yu ʿãr, der ebenfalls ein Passiv des Grundstammes sein
könnte, ist nicht klar.
Es sind relativ wenige Namen, die aus Verben von abgeleiteten Stämmen gebildet
werden.34 Im dritten Stamm, dem Zielstamm, mit langem Vokal in der ersten
Stammsilbe werden die folgenden Namen gebildet:
26 Zu den Taģlib vgl. Lecker (2000). - Taġlib als persönlicher Name bei Taģlib ibn ad-
Dahhāk, der bei b. Hağar Lisān I I 71 / § 270 als schwacher Traditionarier geführt wird.
27 Tamlik aš-Šaybĩya al-'Abdarĩya als frühe Traditionarierin in Mekka (Kahķãla
1377/1958-1379/1959: I 178) sowie eine Tamlik im späten ersten Jahrhundert in Kufa
(b. Sa'd Ţabaqāt VIII 362, Kahhāla 1377/1958-1379/1959: I 178); weitere Personen
namens Tamlik bei Šammarî 1410 / [1990]: 122.
28 Yaġnam ibn Sãlim ibn Qanbar, ein Schüler von Anas (gest. Ende 1. / Anf. 8. Jh.) bei b.
Hağar Tabşīr IV 1424 paen. und b. Hağar Lisān VI 315 / §1131.
29 Caskel (1966: II 589).
30 Tafomur bint Zayd bei Caskel (1966: II 542).
31 Tuktam bint al-ċawţ, Dichterin, zitiert in Lis. 18, 6, 11 /14, 6 b, -3 ( ʾby), vgl. Kahhāla
(1377/1958-1379/1959:1 176).
32 Als Vater einer Ţabĩta bint Yu'är al-Anşārĩya bei b. Hağar Tabşĩr IV 1494 (bi-ḍ-
ḍamrnľ.).
33 Vgl. die Diskussion bei Hayajneh (1998:277 f).
Arabische Imperfektnamen 215
III. Stamm:
Yuġābir (trib.?)3
35
4 „bleibt zurück“ (?)36
Yuḥãbir (m. / trib.)37 „ist schön“38
Yuḫāmir (?, m.)39 „verdeckt sich mit einem Tuch (ḫimãr)“
Yukālim (trib.)40 „er spricht (mit j-m )“
Tulāḍim (trib.?) „sie hängt an (etw.)“ / „sie ist erpicht auf (etw.)“41
Tumāḍir (f.)42 „sie bereitet Yoghurt“ (?)43
Turãġim (trib.)44 „verläßt (im Zorn), läßt im Stich“
Die Namen, die von Verben im dritten Stamm gebildet sind, stehen alle im Aktiv.
Auffällig oft ist der III. Stamm der betreffenden Verben außeronomastisch nicht
belegbar. Auch unter den Namen, die im vierten Stamm stehen, findet sich ein
Beleg im Passiv:
34 Yazdăd (nach b. Ḥağar Tabşīr IV 1490, 3 mehrfach bezeugt; Yazdäd ibn Fasäʾa al-
Yamänĩ, vgl. Wensinck [1988] 294 und b. Ḥağar Işãba VI 358, Yazdād ibn Mūsa und
Yazdäd ibn cAbd ar-Rahmān bei Ḥaţĩb Bagdad 14, 355-356/ § 7678-7679, ein cAlĩ ibn
Muhammad ibn Yazdād ist im 5. / 11. Jahrhundert als qāḍī in al-Wāsiţ bezeugt, vgl.
Ziriklĩ 1398/1969: V 147) ist nicht VIII. Stamm von zyd; vielmehr ist der Name
persischen Ursprungs: „Gabe Gottes“.
35 Yuģābir ibn Yuţayc bei Caskel (1966: I I 597).
36 Der III. Stamm scheint im Arabischen nicht belegt zu sein; vgl. ġabara u „bleiben,
Zurückbleiben“.
37 Yuhãbir ibn Mālik als Stammesgruppe bei Caskel (1966: II 597), erwähnt auch Aġ. 11,
172,8/ 13, 104,8.
38 Der III. Stamm dieser in der semitischen Onomastik gut bezeugten Wurzel (vgl. z. B.
Said 1995:83) scheint außeronomastisch im Arabischen nicht belegt zu sein.
39 Mālik ibn Yu[}āmir as-Saksakī, wohl aus Südarabien, aus dem Kreis um den
Prophetengefährten Mucād ibn Ğabal (van Ess 2001:144—147). Allerdings stehen Lesung
und Vokalisierung des Patronyms nicht ganz fest (van Ess 2001:146, Fn. 206)!
40 Yukãlim ibn 4Arîb, ein Stamm der Ḥimyar bei Caskel (1966: I I 597).
41 Der III. Stamm dieser Wurzel ist außeronomastisch nicht belegt; vgl. laḍirna a „an etw.
hängen, auf etw. erpicht, versessen sein“ oder „verweilen, bleiben“.
42 Mehrfach als altarabischer Frauenname. Am bekanntesten ist die Dichterin Tumādir
bint 'Amr ibn al-Ḥāriţ mit dem Beinamen al-Ḥansāʾ. Zu weiteren Personen dieses
Namens vgl. Kahhāla (1377/1958-1379/1959:176-177), Ţab. Tārîb I 1556, 10 / B 642,
13; Caskel (1966: I I 546), Šammarî (1410/Ḥ990]).
43 So die Deutung von Fischer (1995:873); oder gehört der Name zu den Muḍar (n. pr.
trib.)?
44 b. Durayd Ištiqäq (Hārūn) 372, -4; Caskel (1966: n 546).
216 Stefan Weninger
IV. Stamm:
Yu ʿfir (m. / trib.)4
*45
3 „(?)“ (Aktiv)
Yuḥmid (m.)46 „preist“ (?)47 (Aktiv)
Tufliḍ (trib.)48 „verteilt“ (Aktiv)
Tuğīb (trib.)49 „antwortet“ (Aktiv)
Tuḥyā (f.)50 „wird belebt“ (Passiv)
Einige Namen kommen in einer maskulinen ebenso wie in einer femininen Aus
prägung vor:
43 Es ist fraglich, ob der Name mit dieser Vokalisation, die al-Hamdānī für das
Spätsabäische angibt (Beiname des S2rķbʾl, vgl. Abdallah 1975:99) im Arabischen
überhaupt vorkommt (Yu'fir ibn aş-Şabäb bei b. Sa(d Ţabaqãt V I 172, 7 und Yu'fir ibn
cAbd ar-Raljmãn bei Caskel 1966:597). Auch die Semantik der Wurzel ʿfr (s. o.) ist
unter den Prämissen der Onomastik mit dem aktiven Kausativstamm schwer in Über
einstimmung zu bringen. Vielleicht ist doch Ya ʿfur zu lesen.
46 Laut b. Hağar Tabşïr IV 1487 mehrfach. Außerdem Abu Umayya Yuhmid aš-Šacbānĩ
(b. Hağar Taqrîb 620 / § 7947). Dagegen hat Samcānĩ Ansãb 13, 484, 8 / § 5309 die
Vokalisation Yahmad.
47 Kausativstämme von hmd sind nicht ohne Parallelen, vgl. yhḥrnd als cognomen im
Sabäischen (CIH 300/1).
48 Tuflid ibn Zayd Allah: Zweig der cAmr b. Māzin bei Caskel (1966: II 545); bei b.
Durayd Ištiqāq (Hārūn) 486, 1 allerdings als Grundstamm: wa-štiqãqu Taflida min
qawlihimfalaḍati l-lahma.
49 Caskel (1966: II 545); ausdrücklich als tribaler Name auch bei b. Hağar Tabşïr 169.
50 Hammād ibn Tuhyā bei b. Hağar Tabşĩr I 194; Tubyã bint al-Barāʾ bei b. Sacd Ţabaqãt
V 207, 11.
51 Bei b. Ḥağar Tabşĩr I 198 in der Genealogie mehrerer Personen. Es bleibt unklar, ob es
sich um einen tribalen oder persönlichen Namen handelt; Samcānĩ Ansãb 13, 514 / §
5326.
52Nach Qahabï Muštabih 670, 4 mehrfach („ğamã ʿa“)\ vgl. daneben: Eine Umm Ya'mur
bei Naq. ŏ .F.; Laqĩţ ibn Ya'mur (vorisl. Dichter); mit der Vokalisation a: Ya'mar ibn
cAwf (vorisl.) bei Ziriklĩ 1389/1969: IX 270 f.
Arabische Imperfektnamen 217
Yazīd (m.)5
54 - Tazīd (trib. / m. [?])55
3
Ya ʿlā (m.)56 - Ta ʿlā (m.)57
Bei persönlichen Namen richtet sich das Genus des Imperfektnamens in der Regel
nach dem Geschlecht des Namensträgers. Yazīd ist daher Name für einen männli
chen Namensträger, Tamlik oder Tuktam für weibliche. Verwickelter sind die
Verhältnisse bei tribalen Namen. Da Stammesnamen im Arabischen grammatisch
feminin konstruiert werden, sofern nicht durch die constmctio ad sensum der Plu
ral verwendet wird (Wright 1896-1898: II 292 A), sind zahlreiche Imperfektna
men, die Stämme oder Clans bezeichnen, feminin, z. B.:
Tadūl (trib.)58
Taġlib (trib.) „siegt“
Tarḫum (trib.)59 „ist angenehm“
Tazīd (trib.) „nimmt zu“
Tufliḍ (trib.) „verteilt“
Tuğīb (trib.) „antwortet“
Turāġim (trib.) „verläßt im Zorn, läßt im Stich“
Nachdem aber nun die Genealogen in der Regel von männlichen Stammesepony-
men ausgehen, kommt z. B. ein T aġlib ibn W āʾil „ ‘sie siegt’, der Sohn des Wã ʾil“
zustande (Nöldeke 1861:808, Anm. 1).
Die Kongruenz von grammatischem Genus des Namens und natürlichem Ge
schlecht des Namensträgers sagt allerdings noch nichts über das primäre Subjekt
des Verbs aus. W ir kennen schon aus dem Akkadischen die Erscheinung, daß
Namen mit männlichem theophoren Element durch einen weiblichen Namensträ
ger ein feminines Prädikat erhalten können, obwohl dieses ja mit seinem männli
53 Ta'mar bint Maslama as-Sa(dĩya bei Dahabĩ Muštabih 670, 5 und b. Ḥağar Tabşĩr IV
1496, vgl. Kahhäla (1377/1958-1379/1959: I 172); Ta<mar bint al-cItr (cUtar?) bei b.
Ḥağar Tabşïr IV 1496. Daneben existiert Tacmur auch als tribaler Name (b. Ḥağar Tabşïr
1507).
54 Passim.
55 Häufig tribal, vgl. Caskel (1966: II 545) usw. - Vielleicht daneben auch als
Männemame; jedoch bevorzugt b. Ḥağar Tahdīb 1, 509 / § 546 bzw. b. Ḥağar Taqrîb 121
/ § 657 für den Traditionarier Tazĩd ibn al-Aşram, von dem schon Dahabĩ Du'afāʾ 1118/
§ 1016 sagt, er wäre unbekannt, die Lesart Burayd.
56 Passim.
57 cUbayd ibn Ta'lã, ein „Nachfolger1der ersten Generation bei Dahabĩ Muštabih 670, 8.
58 Caskel (1966: II 541).
59 Tribaler Name bei Dahabï Muštabih 667, 4 und b. Ḥağar Tabşĩr IV 1489.
218 Stefan Weninger
chen Subjekt kongruieren müßte (Edzard 1962). Genau dies scheint mir auch bei
nicht wenigen arabischen Imperfektnamen vorzuliegen:
Bei einer Frau namens Tamlik, die offenbar nicht aus einer bedeutenden Familie
stammt, da ihre Abstammung nur unvollständig bezeugt ist, die aber dadurch be
kannt ist, daß sie in der ersten Generation nach den Prophetengefahrten ḥadīṯe
überlieferte, kann sich das Verb malaka „beherrschen, besitzen“ kaum auf die
Namensträgerin beziehen. V iel plausibler ist die Interpretation analog zu dem he
bräischen Namen Yam liķ mit Rechenmacher (1997:98) als ein „Name vom Herr
schen“, also einer theologischen Aussage über eine Gottheit.
Tamlik (f.) „herrscht“, vgl. hebr. Yamlik, ʾ^līm œ lœ k „El ist König“, aram. ymlk,
sab. mlk ʾl usw.
Eine andere denkbare Interpretation der femininen Form ehemals theophorer Na
men ist bei Hayajneh (1998:45) angedeutet: Das Prädikat kann sich auch auf eine
weibliche Gottheit beziehen, die feminine Form wäre damit ganz normal. Neben
solchen ursprünglich theophoren Namen stehen natürlich auch genügend Namen
mit direktem Bezug auf den Namensträger, die Eigenschaften bezeichnen, die ihm
der Namensgeber für seinen Lebensweg wünscht:
Auch die Familie des Namensträgers kann Subjekt sein, wie im Falle von Yazĩd,
der m. E. entgegen Wild (1982:158) und Fischer (1995:872) nicht mit „er ver
mehrt“ zu übersetzen ist, sondern mit „nimmt zu“, da erstens die Grundbedeutung
dieser Wurzel nicht „vermehren“ , sondern „zunehmen“ ist, und es zweitens unter
den zahlreichen frühnord- und altsüdarabischen Namen, die die Wurzel *zyd ent
halten, keine mit sicherem Verb zu finden sind.6
64 Von daher ist es unwahrschein
3
lich, daß in Yazīd eine Kurzform mit apokopiertem göttlichen Subjekt vorliegt:
Der Name Yamŭt, unter dem sein Träger sehr gelitten haben soll,65 ist wohl
apotropäisch und bezieht sich daher auf den Namensträger selbst. Die zugrunde
liegende Vorstellung ist wohl, einer bedrohlichen Macht durch den Namen vorzu
spiegeln, der Namensträger wäre schon verstorben. Eine Verbindung mit amurriti
schen Namen wie *Yamŭt-Ba ʿal „Baal ist gestorben“66 ist schwer vorstellbar, da
dieser nur vor dem Hintergrund des Baals-Mythos erklärbar ist.67 Von dem arabi
schen Namen trennt ihn eine zu große zeitliche Kluft:
Bei Ya ʿīš „lebt“ kann man wirklich zweifeln, ob es ein Wunsch für den Namens
träger ist, oder ausdrücken soll, daß sich die Gottheit als lebendig erwiesen hat,
oder bei Yanfa ʿ „nützt“ , wo es sich wahrscheinlich um einen Wunsch für das Kind
handelt, das sich als der Gemeinschaft nützlich erweisen soll, der aber, sollte er alt
sein, auch so interpretiert werden kann, daß die Gottheit der Familie genutzt hat:
63 Fiktive Ahnherrin der 'Abd Šams bei Balād. Ansāb IV A 1, 3 / ('Abbäs) IV 1,3.
64 So gibt es unter den zahlreichen frühnord- und altsüdarabischen Namen, die die
Wurzel *zyd enthalten, keine mit sicherem Verb plus theophorem Element. Namen wie
Zydʾl etc. sind also nominal „Zunahme des II“ im Sinne von „durch II bewirkte
Zunahme“ zu übersetzen.
65 „Er machte keine Krankenbesuche aus Furcht, sie könnten in seinem Namen ein
schlimmes Omen erblicken. Er sagte immer: ‘Ich bin geplagt von dem Namen, den mein
Vater mir gegeben hat!’“ b. Ḥall. Wafayãt (cAbbās) VII 54, 12.
66 Gelb 1980:320.
67 Ich danke PD Dr. Michael P. Streck für den Hinweis.
68 Yamūt ibn al-Muzarric, ein Neffe al-Ğālji?s, der in der adab-Literatur oft genannt wird,
vgl. Ziriklĩ (1369/1969: IX 277).
220 Stefan Weninger
Das arabische Onomastikon der vor- und frühislamischen Zeit hat in der semitisti-
schen Forschung eine merkwürdige Doppelstellung. Einerseits versäumt es nie
mand, herauszustellen, wie sehr sich das arabische Onomastikon von den anderen
altsemitischen Onomastika unterscheidet. Andererseits gibt es keine Monogra
phien, die für Namensetymologien auf das Zitieren arabischer Parallelen verzich
ten wollen. Und so möchte ich hier noch einmal ausdrücklich der Frage nachge
hen, inwieweit sich in den Imperfektnamen altsemitisches Erbe niederschlägt. A u f
zwei ursprünglich theophore Namen aus alter Tradition wurde oben schon hin
gewiesen, Tamlik und Tuğĩb. Es gibt weitere Namen, die ihre Wurzeln in altse
mitischen Religionsvorstellungen haben: Der Name Yarfa ʾs, des Freigelassenen
des Kalifen cUmar ibn al-Ḥaţţāb, eines Mannes ohne Abstammung, muß übersetzt
werden „er heilt“ . In diesem „Namen vom Heilen und Trösten“ (Rechenmacher
1997:92) liegt ein altes Prädikat vor, das in zahlreichen semitischen Onomastika
vorkommt, stellvertretend sei hebr. Raphael genannt. Der ehemalige Sklave
Yarfaʾ hat damit auch die selbe Namenssemantik wie der große babylonische K ö
nig Hammurapi.71
Yarfa ʾ (m.)72 „er heilt“, vgl. min. yrfʾl, ug. yrpʾu, hebr. R epā ʾēl „El heilt“, alta-
ram. yrp ʾl „II heilt“ , amurr. * ʿAmmu-rāpi ʾ „Vatersbruder ist heilend“.
Auch Yarīm „ist hoch“ ist ein altes Prädikat, das sich onomastisch schon in Mari,
im Ugaritischen, im Altsabäischen und im Safaitischen nachweisen läßt, ähnlich
69 Passim.
70 Yanfa' ibn Ismä'ĩl al-Anşāñ (3.-4./9.-10. Jh.) bei Ḥaţľb Baģdäd 14, 361 f. / § 7688.
71 Zum Namen Hammurapis vgl. Streck (1999).
72 Als ġulărn, hãğib oder rnawlã des cUmar häufig genannt, vgl. z. B. b. Sa'd Ţabaqāt
(Index), Ţab. Tāñb (Index) Wensinck (1988:294a), b. Hağar Işäba VI 358 / § 358;
daneben kommt Yarfā (sic!) auch als tribaler Name vor (Caskel 1966: II 591).
Arabische Imperfektnamen 221
wie Yaškur „dankt“ (mit Bezug auf den Namensgeber) bzw. „siegt“73 (mit Bezug
auf die Gottheit, evtl, sogar auf den Namensträger), das schon im Amurritischen,
Altsüdarabischen usw. zu belegen ist:
Yarīm (m. / trib.)74 „ist erhaben“, vgl. amurr. *ʿAmmu-răma „Vatersbruder ist er
haben“ (Streck 2000:276), ug. yrm b ʿl „Baal ist erhaben“, sab. y rm ʾl „Gott ist er
haben“, şaf. yrm „ist erhaben“ .
Yaškur (trib.)75 „dankt“ / „siegt“, vgl. amurr. *Yaškur-ʾil (Hufftnon 1965:246),
min. und ha«Jr. Y ŕk r ʾl, min. Y ŕk r, şaf. Yškr und andere Namen von dieser Wurzel.
Bei dem noch in islamischer Zeit vorkommenden Namen Yayṯa ʿ liegt, wie aus den
frühnord- und altsüdarabischen Parallelen hervorgeht, auch ein altes Gottesprädi
kat vor, das vielleicht mit W. W. Müller (1979) ebenfalls als „ist erhaben“ zu
deuten ist:76
Yaytaʿ (trib.)77 „ist erhaben“ , vgl. qat. ʾb y ṯʿ „Der Vater ist erhaben (?)“ ; daneben
* yṯʿ auch als theophores Element: Sab. y ṯʿʾm r „ Y ţc hat gesprochen / Y ţc ist Ora
kel“
Yaqdum (trib.) „erscheint“ , vgl. sab. und hadr. yqd m ʾl „II ist erschienen“ (Bron
1991:88)78
Wir sehen also, daß eine ganze Reihe von Imperfektnamen im Arabischen sehr
alte semitische Wurzeln haben und nicht als Neubildungen interpretierbar sind.
Sehr häufig auftretende Namen wie Yazīd, Yaḥyā, Y aʿlā und Y a ʿīš machen es
auch schwer, den Typ des Imperfektnamens im Nordarabischen mit Hayajneh
(1998:41) pauschal als Import aus dem Südarabischen anzusehen.
Eine Bemerkung zur Tempus-Semantik ist noch angebracht. Bisher wurden, die
klassisch-arabische Endung des Imperfekts Indikativ ernst nehmend und synchron
vorgehend, die Imperfektnamen stereotyp mit deutschen Präsentia übersetzt. Doch
dies trifft sicherlich nicht in allen Fällen den ursprünglichen Sinn der Imper
fektnamen. W ie z. B. Rechenmacher (1997:53) fürs Hebräische gezeigt hat, ist die
Präfixkonjugation, besonders bei den theophoren Namen, die vom Eingreifen der
Gottheit handeln, in aller Regel als Ausdruck eines individuellen Sachverhalts der
Vergangenheit zu werten, also als P K -K F , das ehemalige Präteritum. Wollten wir
dieses Ergebnis auf analoge arabische Namen übertragen, so besteht das Problem,
daß die korrespondierende Form nicht das Imperfekt Indikativ yafʿalu ist, sondern
der Apokopat yafʿal. W ir müssen also davon ausgehen, daß z. B. ein Name wie
Tuğīb(u) „antwortet (die Gottheit auf den Kinderwunsch)“ ursprünglich endungs
los war und erst sekundär als Imperfekt Indikativ aufgefaßt wurde, als der ur
sprüngliche Sinn des Namens nicht mehr vollständig verstanden wurde. Deshalb
blieb auch die eigentlich zu erwartende Kürzung des Langvokals in geschlossener
Silbe aus.
F. Ausblick
Stefan Wild schreibt im Grundriß über arabische Verbalnamen, sie seien „im Ge
gensatz zu Nominalformen kaum noch produktiv.“ (1982:158). Das ist im Prinzip
richtig, doch lassen sich auch Ausnahmen finden. A u f die vielen offenbar neuge
bildeten, wenn auch selten auftretenden Namen im S iğill asmă ʾ al- ʿArab (Ibn az-
Zubayr 1411/199lb) wurde bereits oben hingewiesen, und Annemarie Schimmel
berichtet (1989:75) von einem Fall im modernen Ägypten, wo ein Mädchen
Tuhãdã genannt wurde. Sie übersetzt Tuhãdā mit „fit to be given as a present“ .
Ohne die näheren Umstände zu kennen, würde ich allerdings auch heute eine In
terpretation für möglich halten, bei der die Geburt des Kindes als Geschenk aufge
faßt wird.
Arabische Imperfektnamen 223
Zahlreich sind aber auch die Fälle, bei denen Imperfektnamen nicht mehr als sol
che verstanden werden und Umdeutungen unterworfen werden. So wird Yazīd
mittels der nominalen Femininendung zum Frauennamen gemacht oder Ya ʿīš er
hält den Artikel. Dies sind Konstruktionen, die dem verbalen Charakter dieser
Namen vollkommen zuwiderlaufen:
Yazīda (f.)80 < Yazīd (m.) „er nimmt zu“ +-a (ţã ʾ marbūţa)
al-Ya ʿīš (m.)81 „der ‘er lebt’“ <Ya ʿīš - m. „er lebt“ +al- (Artikel)
Abdallah, Yusuf
1975 D ie Personennamen in al-Hamdãnī’s al-Iklīl und ihre Parallelen in den
altsüdarabischen Inschriften. Tübingen: Univ.-Diss.
Bron, François
1991 „Les noms propres sudarabiques du type ‘y fʿl +nom divin’.“ In: Études
sud-arabes. Recueil offert à Jacques Ryckmans. Publications de l’Institut
Orientaliste de Louvain 39 (Louvain: Institut orientaliste), 85-91.
Brünnow, Rudolf-Emst & August Fischer
1984 Arabische Chrestomathie aus Prosaschriftstellern. 6., revidierte Auflage.
Porta linguarum orientalium. Neue Serie 17. Wiesbaden: Harrassowitz.
Caetani, Leone & Guiseppe Gabrieli
1915 Onomasticon Arabicum ossia repertorio alfabetico dei nomi di persona e
di luogo contenuti nelle principali opere storiche, biografiche e geo-
graftche, stampate e manoscritte, relative all'Islam I (Fonti - Introdu-
zione). Roma: Editrice Italiana.
Caskel, Werner
1966 Ğamharat an-nasab. Das genealogische Werk des Hišăm ibn Muham
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80 Moderner Frauenname, Ibn az-Zubayr (141 l/1991b: IV 2623).
81 Ibn az-Zubayr (1411/199la: II 1896).
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226 Stefan Weninger
ARABISCHE Q U ELLEN 82
82 Soweit die Abkürzungen nicht in W KAS II verwendet werden (vgl. Wörterbuch der
klassischen arabischen Sprache. Vorläufiges Literatur- und Abkürzungsverzeichznis zum
zweiten Band (Lām), zusammengestellt von Manfred Ullmann. 3. erweiterte Auflage.
Wiesbaden: Harrassowitz, 1996).
Indizes
A. Zitierte Autoren
Der folgende Index verzeichnet die zitierten modernen Autoren. Verfasser von
zitierten antiken und mittelalterlichen Quellen sind nicht aufgeschlüsselt.
Abdallah, Y. Dalley, S.
216 141
Adiego, I.-J. Davies, G. I.
91-93, 96, 98 191
Albertz, R. Debus, F.
126, 131 171, 173
Amadasi, G. Deimel, A.
94 7, 12
Archi, A. Dekiere, L.
4, 12, 22, 33, 35-38, 60, 64f. 137, 164
Amaud, D. Del Monte, G.
171 75
Bauer, J. Derochers, M. J.
6, 8, 10, 12, 15, 18, 22,33,35, 163
44, 48f. Di Vito, R. A.
Beckman, G. 8, 173
171 Dreyer, G.
Beeston, A. F. L. 3
201 Dyckhoff, Ch.
Behrens, H. 133,163
6, 8, 10, 27, 30, 38, 41, 65f. Edzard, D. O. 2f., 8-10, 12, 23f, 26, 30,
Biggs, R.D. 42, 59, 1lOf., 113f., 116, 119,
7, 18, 40 123f., 126, 134, 171, 175,218
Bongenaar, A. Eisendle, E.
85 195
Bron, F. Eisenstein, H.
195f„ 221 212
Brünnow, R. E. Englund, R. K.
210 1-3
Burrows, E. Ess, J. van
3, 7, 15f., 19 215
Caetani, L. Fales, F. M.
209 4,385
Caskel, W. Falkenstein, A.
212-218, 220f. 10, 14f., 20, 49
Charpin, D. Färber, G.
128, 130f., 133, 136, 145f., 163, 24
165 Ferwerda, G.Th.
Comil, P. 125
75, 79 Finkeistein, J. J.
144
228 Indizes
Fischer, A. Heimpel, W.
210 140, 179
Fischer, W. Hess, J. J.
215,219 200, 202
Flückinger-Hawker, E. Hirsch, H.
22 197
Fowler, J. D. Hobson, D.
191 172
Frankena, R. Hoffner, H. A. Jr.
165 81, 17 lf.
Freydank, H. Hölscher, M.
116 113-115
Frymer-Kensky, T. Hufímon, H. B.
178 221
Gabrieli, G. Ibn az-Zubayr, M.
209 209, 222f.
Gasche, H. Jamme, A.
140 202
Gelb, I. J. Janssen, C.
8, 11, 16,219 137
George, A. R. Jestin, R.
2, 138 7
Gessel, B. H. L. van Kahhāla, CU. R.
75, 79 214f., 217
Gibson, J. C. L. Kahl, J.
94 3
Giorgieri, M. Kalla, G.
171 138
Gladigow, B. Kammerzell, F.
172 91
Goetze, A. Karg, N .
12 1,4
Graef, K. de Kienast, B.
140, 145 8,21,66
Gratzl, E. Klengel, H.
209 129, 163
Griffith, F. LI. Kornfeld, W.
99 86
Groneberg, B. R. M. Kraus, F. R.
172 163
Güterbock, H. Krebemik, M.
77 4, 7, 15, 17,20-22, 25,30,40
Haas, V. Krecher, J.
79 8, 12-14, 34, 48
Häring, B. Krispijn, Th. J. K.
85 4,35
Harris, R. Lafont, B.
124f., 128-130, 132, 136, 138, 37
145, 164, 172 Lambert, W. G.
Hayajneh, H. 20, 48, 135
195,214,218
Indizes 229
Landsberger, B. Neumann, G.
76 77
Laroche, E. Nisssen, H. J.
75, 77, 79 2
Layton, S. C. Nöldeke, Th.
110, 191 217
Leahy, A. Noth, M.
85 189, 191
Lecker, M. Oberhuber, K.
214 24
Leemans, W. F. Oelsner, J.
132, 163 2
Lerberghe, K. van Oettinger, N.
137 76, 79
Lidzbarski, M. Oppenheim, A. L.
88f. 119
Limet, H. Pagan, J. M.
7-11, 19f., 23, 31-33, 37f., 42, 176
44, 46 Pemigotti, S.
Lipiński, E. 99
180 Pettinato, G.
Litke, R. L. 14, 19
130, 135, 140 Pientka, R.
Lüddeckens, E. 119
87 Pomponio, F.
Lund, J. A. 7, 10, 14, 18, 20f., 25, 28-31,
86 33, 34, 36f„ 39-42, 50, 52, 58
Mallowan, M. 60, 64-66, 132
130 Porten, B.
Marzahn, J. 86, 95, 100
8 Posener, G.
Mathieson, I. 93
93 Prang, E.
Matouš, L. 163
163 Ranke, H.
Melchert, H. G. 87, 89, 94
78 Rechenmacher, H.
Meriggi, P. 125f, 190f, 198, 200,218,
77 220-222
Meyer, L. de Renger, J.
137 2, 130, 136, 143, 146, 163
Muchiki, Y. Renz, J.
86-88,91-93,96, 99f. 191
Müller, W. W. Richter, W.
97, 205, 221 130, 132-134, 140, 185-187,
Nakata, I. 191
171, 176 Rix, H.
Nebes, N. 123, 143
196,211 Robin, Ch.
Neu, E. 203
77, 81
Indizes
Rogge, E. Steinkeller, P.
92 2, 8, 11, 16, 34, 48,50
Röltig, W. Stephens, F. J.
191 116
Rüster, Ch. Stol, M.
79 46, 109f., 113, 124, 131, 136,
Ryckmans, J. 139, 140, 145, 164f, 172
202 Stone, E. C.
al-Said, Said F. 134, 163
195f., 215 Streck, M. P.
aš-Šammarî, H. 78, 109-112, 115-117, 119f.,
209, 214 126, 196, 198, 219-221
Sallaberger, W. Struve, V. V.
52 8, 29-31,36-38, 47,58
Salvini, M. Tairan, S. A.
171 195f„ 221
Saporetti, C. Tallqvist, K. L.
116 115-117
Schimmel, A. Tammuz, O.
222f. 141, 165
Schüler, E. von Thissen, H.-J.
79 97
Segal, J.B. Thomsen, M.-L.
88, 96, 98 10
Selz, G. Tischler, J.
8, 10, 18,37 75f, 78, 81
Ševoroškin, V. V. Toom, K. van der
77 131, 141, 144, 172, 176
Sholan, A. M. Tropper, J.
195, 199 112
Sjöberg, A. Tsukimoto, A.
14 171
Soden, W. von Visicato, G.
110 7, 25, 36, 52
Sommerfeld, W. Vittmann, G.
8,21,66, 111, 132, 135, 140- 85f, 89, 93-95, 97f„ 100
142 Voet, G.
Sollberger, E. 137
35, 58 Voigt, R.
Stamm, J. J. 221
110, 112-115, 119, 123-125, Weninger, S.
127, 131-133, 141, 145, 171, 205
173, 191, 197 Wensick, A. J.
Starke, F. 215,220
81 Westenholz,
Steible, H. 7, 8, l l f , 27,35,37, 145
6, 8, 10, 12, 27, 30, 38, 41, 65f.Whiting, R. M.
Stein, P. 8, 11, 16
118 Wiggermann, F.
Steindorf, G. 40
94
Indizes 231
Wilcke, C. Yildiz, F.
3, 138, 175 37
Wild, S. Yuhong, W.
209, 219f., 222 141
Wildung, D. Zadok, R.
88 85, 191
Winter, U. Zauzich, K.-Th.
171 96
Woestenburg, E. Zeidler, J.
125, 129, 165 85
Woolley, C. L. Ziegler, N.
130 171
Wright, W. Ziriklĩ, Ḥ.
211,217 212, 215f, 219
Yang, Z. Zgusta, L.
8 78
Yardeni, A.
86
232 Indizes
B. Stichwörter
Abkürzung Althebräisch
4, 6, 23, 98 (s. a. Kurzname) 196
Ablativ (sum.) Althethitisch
9, 32, 41—44, 46f. 80
Ablaut Altsabäisch
79 195f., 199f.
Abstraktum Altsüdarabisch
33 195ff„ 210f., 219, 221
Achämenidisch (s. a. Altsabäisch., Minäisch,
2 Mittelsab., Qatabanisch, Sab.,
Adjektiv (hethit.) Spätsab.)
76 Amulett
adverbielle Ergänzung 200
89 Amurritisch
Agentiv (sum.) 13,51, 110, 119f., 125, 133f.,
35, 37, 40 138, 141, 196f., 221
Ägypten Anredeform
85 212
Ägyptisch Apokopat (arab.)
3, 85ff, 190 (s. a. Demotisch, 222
Koptisch, Mitteläg., Neuäg.) apotropäische Namengebung
Ahne 219
144 Appellativ
Akkadisch 8, 10, 78
2, 6, 7, lOf., 13,33,46, 50f., 76, Apposition
78,81, 109ff., 173,217 8
(s. a. Altakk., Altassyrisch, Araber
Altbabylonisch., Assyr., Babyl., 93
Frühaltbabyl., Mittelassyr., Arabisch
Mittelbabyl., Neuassyr., 209ff. (s. a. Frühnordarab.)
Spätaltbabyl., Spätbabyl.) Aramäer
Akkadistik 86
195 Aramäisch
Akkadogramm 85ff., 88ff, 93-95, 97f.
79, 177 (s. a. Altaram.)
Aktiv (arab.) Aramaistik
215 195
Akzessionsname archaisch
9 (s. a. Thronname) 13, 14
Alalaļ) Archaismen, orthographische
174 109
Altakkadisch Archaismus
1 1 ,109f., 118,123 109ff., 126, 146,213
Altaramäisch Archiv
196f. 4, 7,126
Altassyrisch Artikel
109 223
Altbabylonisch Assimilation
20,110,112-115,123ff. 115
Indizes 233
Assyrien Beruf
2 142, 175
Assyrisch Berufsbezeichnung
109,116-118,142 19, 36,65
Ataranten Bewegungsverbum
2 46
äthiopische Namen Bewußtsein für Namensinhalte
205 10
Atlas Bezeichnungsname
2 173
Attribut Bindevokal
8 191
attributive Erweiterung Bindewort
16 191
attributives Namenelement Bitte
180 124
Attributname Bittname
175 173, 175
Ausländerin Bohairisch
88 94
Aussageträger Brief
15f, 28 117, 119, 124
Awestisch Clan-Oberhaupt
79 123
Babylonien constructio ad sensum
2 217
Babylonier Constmctus-Verbindungsname
97 188
Babylonisch Dank
95, 109, 116-118 124
basilophore Namen Dankname
86, 97f. (s. a. Königsname) 171, 175f.
Basis Datenbank
185 185
Bauform Dativ (sum.)
192 33
Baukastenprinzip Dativpronomina
10 110
Bautermini Demotisch
18 85ff.
Bautyp Demotistik
185 95
Beamtenfamilie Determinativpronomen (akk.)
128 110-112, 117f.
Beduine Diathese
200 213
Beiname Dimensionalobjekt
199,210 9, 25, 42, 45, 58f., 65
Bergname Diptosie
75 210
234 Indizes
D i s s im i la t io n F i l ia t io n
113 123
D o p p e lk o n s o n a n z f i n it e V e r b a l f o r m
116 3 5 , 4 5 , 51
d r e ig l i e d r i g e N a m e n F ra g e
125 3 1 ,4 5 , 49
d r e ig l i e d r i g e S a tz n a m e n F ra g e s a tz n a m e
1 75 174
E b la F ra u e n n am e
18 77, 1 7 3 ff., 1 9 5 , 2 1 5 , 2 2 3
E ig e n s c h a f t F r ö m m ig k e it
123 1 2 6 , 1 3 1 , 1 4 1 , 19 9
e in f a c h e N a m e n F r ü h a l tb a b y l o n is c h
1 88 1 2 4 f.
E in f a c h k o n s o n a n z f r ü h d y n a s t is c h
116 3 , 8 , 12, 1 6 f., 2 1 , 2 3 , 2 5 , 3 3 , 3 9 ,
E in f l u ß , a k k a d i s c h e r 4 7 , 55
23 F rü h n o rd a ra b is c h
E in f l u ß , s e m it i s c h e r 2 1 9 ( s . a . S a f a itis c h )
78 F u n k t io n ä r s b e z e i c h n u n g
e in g l i e d r i g e N a m e n 15
1 2 4 f. F u n k t io n s b e z e i c h n u n g
E in w a n d e r u n g 3
136, 196, 2 0 0 G a ra n te n
E in w o r tn a m e 2
10, 179 G ebet
E la m is c h 124
114 G e b u rt
E llip s e 5 1 , 9 0 , 1 7 1 ,2 0 1
17, 3 2 ,3 5 , 4 7 ,5 8 , 6 4 , 6 6 G e b u rts u m s ta n d
e ll i p ti s c h 201
2 5 ,5 0 g e m e i n s e m i ti s c h
E lte r n 23
126 G e m in a t io n
E nkel 113
1 2 3 , 143 G ender
E p it h e to n 172
86, 88 G e n e a lo g e n
E r s a tz n a m e 2 1 3 ,2 1 7
5 1 , 1 75 G e n itiv
F a m ilie 116
2 0 3 ,2 1 9 G e n i ti v - A k k u s a t i v ( a r a b .)
F a m il i e n g o t t h e i t 210
1 2 8 , 1 3 0 , 1 3 2 f f ., 1 3 7 f f „ 1 4 5 ff. G e n i ti v e x p o n e n t
F a m il i e n m i tg l i e d 11
13 G e n i ti v n a m e
F a m il i e n n a m e 1 7 4 , 17 9
123 G e n i ti v v e r b i n d u n g
F a y y u m is c h 9, l l f . , 16, 5 0 f.
94 G enus
1 8 5 ,2 1 6
Indizes 235
Individualname Kopula
123 9
Indogermanisch Körperteil
14, 76, 78-80 34
Innovation Kosename
109ff., 126 172
Iranisch Kultgebäude
93 (s. a. Persisch) 15
Judentum Kultobjekt
204 15
Kappadokien Kulttoponym
78 14, 29, 44f.
Kappadokisch Kurzform
77 19, 21, 29, 32, 38, 41—45, 54f.,
Karer 64, 66, 136, 138
86 Kurzname
Karisch 6, 16f., 24,35,37, 46f., 58, 64,
85ff. 66, 97, 173, 175, 190
Kassiten (s. a. Abkürzung)
173 Lallname
Kasussystem 8, 10, 125f.
120 Langform
Kausativ 35, 44
216 Lehnwort
Kilikien 114
78 Lexem
Klage 185
124 Lexik, arabische
Klagename 211
173, 175 Lexikon
Kollektivname 109, 113, 117f., 120
186, 188 Literaten
Komitativ (sum.) 145
45,48 Literatursprache
komponierte Namen 113f., 118
81 logographisches Prinzip
Komposition 2
76, 81,98 Lokalgötter
Kompositname 119
\75f. Lokalpantheon
König 140
86 Lokativ-Terminativ (akk.)
Königsinschrift HO
119 Lokativ-Terminativ (sum.)
Königsname 9, 23, 32, 34
76 Loyalität
Königsname, basilophorer 145
92 Luwisch
Koptisch 76, 78ff„ 80
94 Libyerzeit
97
Indizes 237
Libysch Namenträger
98 8f., 11, 15,50, 86, 90, 92f, 109,
Lykisch 123f., 180, 189,217-221
78 Namentyp
Männemame 6, 9, 19, 22, 24, 46, 55, 145
173, 176ff., 213 Namenüberlieferung
Maskierung, graphische 213
80 Namenvergabe
Masora 171
186 Namenwahl
Matrix 171,200
13 natürliches Geschlecht
mehrgliedrige Namen 172,217
8,10,23,33 Nebenüberlieferung
metaphorisch 85ff.
17 Negation
Mimation 22,31,45
113 Neuägyptisch
Minäisch 95
97, 195, 199 Neuassyrisch
Mittelägypten 85, 109f., 117
85 Neubabylonisch
Mittelägyptisch 2, 85, 109f., 115,117
95 nickname
Mittelassyrisch s. Spitzname
109 Nisbe
Mittelbabylonisch 185
113, 117 nomenwertige Namen
Mittelsabäisch 8
195, 199 Nominalphrase
Mode 11
142 Nominalsatz
Modename 16,38,41
135 Nominalsatzname
Morphem 188
185 Nominativ
Morphologie 111,210
109, 117f., 120 Nordwestsemitisch
Musiker 51, 85ff.,211
2 Numerus
Mutter 185
171 Nunation (arab.)
Nachkommenschaft 210
51 Objekt
Namengeber 23,43,58,210
11, 171, 189, 218f., 221 öffentl ichkeitswirkung
Namenmode 205
123f. Orakel
Namensinhalt 90,20 lf.
126 Orthographie
6, 187, 119 (s. a. Archaismen)
238 Indizes
Örtlichkeit Phrygisch
34 77
Ortsbezeichnung Plural
41,43 217
Ortsname Plural Obliquus
76, 185-186, 188,210 112
(s. a. Toponym) politsch-ideologische Namengebung
Pantheon 205
8, 145, 197f. Polytheismus
(s. a. Lokalpantheon) 131
Papponymie Possessivartikel (äg.)
143, 203 96
Parallelbildung Possessivpronomen
29 49
paronomatische Namengebung Possessivsufifix
204 41,43
Partizip Postposition
51 42, 44
Passiv (arab.) Prädikat
214f. 55, 132,218, 220
Perfekt (akk.) prädikatives Namenelement
114, 118 180
Perfekt (arab.) Prädikatsnomina
210 16
Perfektname Präfix (sum.)
211 22
Periode Präfixkette (sum.)
173 22
Perser Präfixkonjugation
93 195, 197f.
Perserzeit Präfixvokal (arab.)
85, 97 21 lf.
Persisch präsargonisch
215 8f., 12-14, 20, 48, 50
Personenbezeichnung Präteritum (sem.)
14 222
Personenklasse Präteritum (akk.)
12 113f., 115, 118
Pförtner Präteritumfunktion
129 197
Philologen Prekativ (akk.)
213 115
Phöniker Priesterfamilie
86 143
Phönikisch Priesterin
87ff„ 93f. 2
phonographisches Prinzip Produktivität
2 196, 222
Phonologie Pronomen
109, 117f., 120 12, 34
Indizes 239
Prosopographie Schreibvariante
7, 125,211 4
Protohattisch Schul- und Literatursprache
79f. 118
Pseudonym Schutzgottheit, persönliche
172 8
Ptolemäerzeit Semitisch
92 s. Gemeinsemit.
Qataban Sex
199 172
Qatabanisch Siegel inhaber
195 128
Rechtsurkunde Siegellegende
119 20, 128
Reduplikation Siglen
19 55
Resultativ Sozialbezug
51 172
römisches Namensystem soziales Geschlecht
123 172
Rufname Sozio-Onomastik
172 173
Sabäer Spätaltbabylonisch
197 124
Sabäisch Spätbabylonisch
197,211 109, 115, 117, 119
Sabäistik Spätsabäisch
195, 200 203.216
Sache Spitzname
33 123, 146, 172
Sachobjekt Spottname
37,41 172
Sachverhalt, isoliert vergangener Stadtgottheit
112, 115 127, 135
Safaitisch Stadtname
220 136, 145
Sandhi Stamm
117 185
Satz Stammesname
93 217
Satzart Stammsilbe
188 212
Satzbauplan Statuette
189, 192 200
Satzname Status
9f, 13ff., 23,51,55,77,81, 185
174, 179 Subjekt
Schimpfname 43.55.210.216
172 Substantiv (hethit.)
Schreiber 76
2
240 Indizes
Verbalstamm Vorsumerisch
192,213 1
Verkürzung Vortonsilbe (karisch)
197 91
Vertrauen W estsemitisch
124 174, 196
Vertrauensname Wiedergabe, griechische
173, 175 95
Verwandtschaft Wohnort
123 ff. 142
Verwandtschaftsbezeichnung W ortart
16 190
Verwandtschaftsname Wortgruppenart
177 188
V erwandtschaftstermini W ortstellung
6, 14, 47,55 113f.
viergliedrige Namen Wunsch
24 124
Vokalharmonie (assyr.) Zärtlichkeitsname
116 146, 175
Vokallängung Zitierform
212 112
V olksetymologie Zitierkasus
200 111
Volksglaube zweigliedrige Namen
119 1 9 ,3 3 ,4 6
Vorfahren
142ff, 146
Ugarit-Verlag Münster
Ricarda-Huch-Straße 6, D-48161 Münster (www.ugarit-verlag.de)
Lieferbare Bände der Serien AOAT, AVO, ALASP(M), FARG, Eikon und ELO:
Bd. 1 Josef TROPPER, Ugaritisch. Kurzgefasste Grammatik mit Übungstexten und Glossar.
2002 (ISBN 3-934628-17-6), xii +168 S„ G 28,-.
Bd. 1 Nadja C h o lidis , Möbel in Ton 1992 (ISBN 3-927120-10-3), XII +323 S. +46
Taf., G 60,84.
Bd. 2 Ellen REHM, Der Schmuck der Achämeniden 1992 (ISBN 3-927120-11-1), X +358
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Bd. 3 Maria K r a feld -D a u g h erty , Wohnen im Alten Orient 1994 (ISBN 3-927120-16-
2), x +404 S. +41 Taf., G 74,65.
Bd. 4 Manfried D ietrich - Oswald L o retz , Hrsg., Festschrift für Ruth Mayer-Opificius.
1994 (ISBN 3-927120-18-9), xviii +356 S. +256 Abb., G 59,31.
Bd. 5 Gunnar LEHMANN, Untersuchungen zur späten Eisenzeit in Syrien und Libanon
Stratigraphie und Keramikformen zwischen ca. 720 bis 300 v.Chr 1996 (ISBN 3-
927120-33-2), x +548 S. +3 Karten +113 Tf., G 108,39.
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stilkritische Untersuchung. 1998 (ISBN 3-927120-34-0), xxxvii + 663 S. + 107
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Bd. 7 Ursula M agen - Mahmoud R a sh a d , Hrsg., Vom Halys zum Euphrat Thomas
Beran zu Ehren 1996 (ISBN 3-927120-41-3), XI +311 S„ 123 Abb., G 71,07.
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ten«. 1997 (ISBN 3-927120-58-8), XIV +461 S., 271 Abb.-Taf., G 116,57.
Bd. 9 Jürgen SCHREIBER, Die Siedlungsarchitektur auf der Halbinsel Oman vom 3. bis zur
Mitte des 1. Jahrtausends v.Chr. 1998 (ISBN 3-927120-61-8), XII + 253 S„
G 53,17.
Bd. 10 Iron Age Pottery in Northern Mesopotamia, Northern Syria and South-Eastem
Anatolia. Ed. Arnulf H au sleit er and Andrzej REICHE. 1999 (ISBN 3-927120-78-
2), XII +491 S„ G 117,60.
Bd. 11 Christian GREWE, Die Entstehung regionaler staatlicher Siedlungsstrukturen im
Bereich des prähistorischen Zagros-Gebirges. Eine Analyse von Siedlungsverteilun
gen in der Susiana und im Kur-Flußbecken. 2002 (ISBN 3-934628-04-4), x +580
S. +1 Faltblatt (i.D.)
Abhandlungen zur Literatur Alt-Syrien-Palästinas
und Mesopotamiens (ALASPM)
Herausgeber: Manfried DIETRICH - Oswald LORETZ
Bd. 1 Manfried D ietrich - Oswald L o r etz , Die Keilalphabete. 1988 (ISBN 3-927120-
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Bd. 2 Josef T ropper , D er ugaritische Kausativstamm und die Kausativbildungen des
Semitischen 1990 (ISBN 3-927120-06-5), 252 S., € 36,30.
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W. Duerbeck - Jan-Waalke Meyer - Waltraut C. Seitter. 1990 (ISBN 3-927120-05-
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B d. 5 Fred R en fro e , Arabic-Ugaritic Lexical Studies. 1992 (ISBN 3-927120-09-X). 212
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Offices, Intermediate Structures and Hierarchies in the Economic Documentation of
Fara. 1995 (ISBN 3-927120-35-9). XX +165 S. G 40,90.
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Bd. 32 Mechtilde B oland , Die Wind-Atem-Lehre in den älteren Upanişaden 1997 (ISBN
3-927120-52-9), XIX +157 S., e 18,41.
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posiums der Th e o l o g is c h e n F a k u l t ä t d e r U n iv e r s it ä t Ta r t u und der D e u t
s c h e n R e l ig io n s g e s c h ic h t l ic h e n S t u d ie n g e s e l l s c h a f t am 14. und 15. November
1997. Hrsg, von Manfried D ietrich , 1999 (ISBN 3-927120-69-3), X +163 S„ 12
Abb., e 16,87.
Bd. 34 Endzeiterwartungen und Endzeitvorstellungen in den verschiedenen Religionen
Akten des Vierten Gemeinsamen Symposiums der THEOLOGISCHEN FAKULTÄT DER
U n iv e r s it ä t Ta r t u und der D e u t s c h e n R e l ig io n s g e s c h ic h t l ic h e n S t u d ie n g e
s e l l s c h a f t am 5. und 6. November 1999. Hrsg, von Manfried DIETRICH, 2001
Eikon
Beiträge zur antiken Bildersprache
Herausgeber: Klaus S t ä h le r