DBL 8451 - de - 2015-06
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Vorwort
Diese Liefervorschrift beschreibt die speziellen Anforderungen, Eigenschaften und Kenndaten von Teilen
mit galvanisch abgeschiedenen und nachbehandelten Zink- und Zinklegierungsüberzügen.
Änderungen
• In Kapitel 4 „Anforderungen“: Hinweis zum Entfall Cr(VI)-haltiger Überzüge für NFZ, BUS und
VAN aufgenommen
• Anhang A Umsetzungstabelle aufgenommen und die Vorgehensweise beschrieben, die eine
Substitution Cr(VI)-haltiger durch Cr(VI)-freie Schichtsysteme für NFZ-BUS-VAN-Bauteile (Alle
EU-Fahrzeugklassen Klassen außer M1 und N1) ermöglichen soll.
• Bei Ausführungsarten .12 und .22 Anwendung von Versiegelung wieder erlaubt
• Kapitel 6.2 Anforderungen an den Korrosionsschutz der Innenoberflächen von Rohren und Hülsen
überarbeitet
• Kapitel 6.3 neu aufgenommen
Copyright Daimler AG
Inhaltsverzeichnis
1 Anwendungsbereich ......................................................................................................................... 3
2 Normative Verweisungen ................................................................................................................. 4
3 Begriffe und Definitionen .................................................................................................................. 5
4 Allgemeine Anforderungen ............................................................................................................... 6
4.1 Grundsätzliches ................................................................................................................................ 6
4.2 Grundwerkstoffe ............................................................................................................................... 7
4.3 Werkstoff-Festigkeit .......................................................................................................................... 7
4.3.1 Werkstoffe im Festigkeitsbereich ≥1000 N/mm2 .............................................................................. 7
4.3.1.1 Verminderung der Wasserstoffaufnahme......................................................................................... 7
4.3.1.2 Wärmebehandlung ........................................................................................................................... 7
5 Werkstoffkurzbezeichnung für die Dokumentation........................................................................... 8
6 Technische Anforderungen und Verfahrensbeschreibungen ........................................................... 8
6.1 Korrosionsschutz-Überzüge ............................................................................................................. 8
6.1.1 Metallische Grundschichten ............................................................................................................. 9
6.1.1.1 Zink-Überzüge (Zn) .......................................................................................................................... 9
6.1.1.2 Zink-Nickel-Überzüge (ZnNi) ............................................................................................................ 9
6.1.1.3 Zink-Eisen-Überzüge (ZnFe) ............................................................................................................ 9
6.1.2 Nachbehandlung zum Schutz des metallischen Überzugs .............................................................. 9
6.1.2.1 Passivierungen ................................................................................................................................. 9
6.1.2.2 Versiegelungen................................................................................................................................. 9
6.1.2.3 Organische Deckschichten ............................................................................................................... 9
6.2 Beschichtungsfähigkeit bei Rohren und Hülsen (Ausnahme) ........................................................ 10
6.3 Beschichtungsfähigkeit bei besonderen Bauteil-Geometrien (eventuelle Ausnahmen) ................ 10
7 Prüfungen ....................................................................................................................................... 11
7.1 Prüfung der Korrosionsbeständigkeit ............................................................................................. 11
7.1.1 Korrosionsprüfung nach DIN EN ISO 9227 NSS (Salzsprühnebelprüfung)................................... 11
7.1.2 Korrosionsprüfung nach DIN EN ISO 6270-2 CH (Kondenswasserkonstantprüfung) ................... 11
7.1.3 Korrosionsprüfung nach DIN 50018 AHT 2,0S (Kesternichprüfung) ............................................. 11
7.1.4 Korrosionsschutzanforderungen für Teile mit Umformung nach der Beschichtung ....................... 11
7.2 Prüfung auf Schichthaftung (Thermoschockbeständigkeit, Blisterbildung) .................................... 12
7.3 Prüfung auf Sprödbruchneigung .................................................................................................... 12
8 Muster / Prüfbericht ........................................................................................................................ 12
9 Lieferungen ..................................................................................................................................... 13
Tabelle 3: Technische Daten und Anforderungen ....................................................................................... 14
Anhang A (normativ) Vergleichstabelle zur Substitution Cr(VI)-haltiger durch Cr(VI)-freie Überzüge........ 15
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1 Anwendungsbereich
Diese DBL gilt für Teile mit galvanisch abgeschiedenen Zink- und Zinklegierungsüberzügen und
anschließender Nachbehandlung.
Diese DBL gilt nicht für Teile mit galvanischen Einzelteilbeschichtungen, die an Rohkarosserien
eingesetzt werden und mitsamt der Karosserie die Vorbehandlung und den Lackierprozess durchlaufen,
sowie nicht für Teile mit galvanischer Vorbeschichtung, die anschließend mit der Karosserie decklackiert
werden. Für diese Anwendungen sind die Anforderungen in DBL 8466 beschrieben. Für Schrauben und
Muttern siehe DBL 9440, 9441 und 9460.
Zur Auswahl geeigneter Ausführungsarten dieser DBL für Fahrzeugbauteile und zur Entscheidung, ob die
Oberflächenbehandlung den aktuellen Korrosionsschutzrichtlinien entspricht, sind vom bauteilverantwort-
lichen Bereich (BTV) die Fachkollegen des Bereichs "Korrosionsschutz Gesamtfahrzeug" einzubinden.
Die Freigabe für den Einsatz obliegt nach Erprobung dem jeweils zuständigen Bauteilverantwortlichen,
unter Abwägung aller die Funktion und Haltbarkeit des Bauteils betreffenden Gesichtspunkte.
Anforderungen an obige Ausführungsarten sowie zugehörige Prüfungen siehe Kapitel 7 und Tabelle 3.
Sperrvermerk:
Mit dieser Ausgabe der DBL wird die AA .13 für spezielle Anwendungen als Cr(VI)-freie Ausführungsart
wieder reaktiviert.
Bei Verwendung der AA.13 ist bei schwarzer Farbgebung eine deutlich geringere Korrosionsbeständigkeit
gegeben, als bei den zusätzlich mit schwarzen organischen Deckschichten versehenen Ausführungen.
Die AA .13 darf daher ausschließlich für Fahrzeug-Innenraumteile angewandt werden und dies auch nur,
wenn aus technischen oder funktionellen Gründen eine Deckschicht nicht appliziert werden darf und
unbedingt schwarze Oberflächen realisiert werden müssen. Als Grundschicht dienen dabei galvanisch
abgeschiedene Zink- oder Zink-Eisen-Überzüge. Diese DBL-Ausführungsart gilt ebenso für ältere Teile,
bei denen ein Oberflächenschutz nach DBL 8451.13 auf der Zeichnung spezifiziert war.
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2 Normative Verweisungen
Die folgenden zitierten Dokumente sind für die Anwendung dieser Liefervorschrift erforderlich. Bei
datierten Verweisungen gilt nur die in Bezug genommene Ausgabe. Bei undatierten Verweisungen gilt die
letzte Ausgabe des in Bezug genommenen Dokuments (einschließlich aller Änderungen).
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Zink-Überzüge (Zn):
Zinküberzüge nach dieser DBL werden auf Eisenwerkstoffen aus wässrigen galvanischen Bä-
dern elektrolytisch abgeschieden.
Zink-Eisen-Überzüge (ZnFe):
Zink-Eisen-Überzüge werden galvanisch aus einem alkalischen Elektrolyten mit einer Eisen-
Einbaurate von 0,3% bis 1% auf einem metallischen Werkstück abgeschieden.
Zink-Nickel-Überzüge (ZnNi):
Die meist gebräuchlichen, galvanisch abgeschiedenen Zink-Nickel-Überzüge haben einen
Nickelgehalt in den Grenzen von 12 bis 16%. Kennzeichnend für Zink-Nickel-Überzüge ist die
im Vergleich zu reinen Zinkschichten und im Vergleich zu niedriglegierten Zink-Eisen-
Überzügen deutlich erhöhte Korrosionsbeständigkeit des metallischen Überzugs, verbunden
mit weniger auffallenden/voluminösen Korrosionsprodukten. Hieraus begründet sich auch die
vergleichsweise höhere Temperaturbeständigkeit der passivierten Zink-Nickel-Überzüge.
Passivieren:
Passivieren bezeichnet das Herstellen von Konversionsschichten auf frisch abgeschiedenen
Zink- oder Zinklegierungsüberzügen durch Behandeln mit geeigneten Cr(VI)-freien Lösungen.
Dabei reagiert der frisch abgeschiedene Überzug mit der Passivierungslösung unter Bildung
eines dünnen, den metallischen Überzug schützenden Films (ca. 0,05µm bis ca. 0,5µm) aus
komplex aufgebauten Reaktionsprodukten. Durch die Bildung der Passivschicht können auch
irisierende Effekte auf der Bauteiloberfläche auftreten.
Versiegelungen:
Versiegeln im Sinne dieser DBL ist das Erzeugen einer dünnen organischen oder anorgani-
schen Schutzschicht von etwa 0,5-2µm Schichtstärke auf Zink- oder Zinklegierungsüberzügen.
Die Versiegelung erfolgt im Allgemeinen auf passivierten Oberflächen, wobei die Versiegelung
in die Passivierungsschicht eindringt und eine Verbundschicht bildet. Je nach Versiegelungs-
mittel wird die Versiegelung nass in nass oder nach einer Zwischentrocknung ausgeführt. Das
Versiegelungsmittel kann zur Farbgebung (schwarz) mit Pigmenten versehen sein.
Deckschichten:
Eine Deckschicht im Sinne dieser DBL ist eine schwarze organische oder anorganische
Schutzschicht für Zink- oder Zinklegierungsüberzüge mit Schichtdicken >2µm. Zur Einstellung
definierter Reibungszahlen können Deckschichten geeignete Zusätze enthalten.
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4 Allgemeine Anforderungen
4.1 Grundsätzliches
Zur Gewährleistung der Produktsicherheit und Produktqualität sowie zur Erfüllung der Zertifizierungs-
anforderungen sind alle relevanten rechtlichen Vorschriften, Richtlinien und Gesetze zu erfüllen.
Zusätzlich gelten die relevanten Anforderungen des Daimler-Konzerns.
In Bezug auf Inhaltsstoffe und Wiederverwertbarkeit müssen Materialien, Verfahrens- und Prozesstechnik,
Bauteile und Systeme alle geltenden gesetzlichen Bestimmungen erfüllen.
Nach der EU-Richtlinie 2000/53/EG über Altfahrzeuge bzw. dem deutschen Altfahrzeug-Gesetz muss
sichergestellt sein, dass Korrosionsschutzschichten auf Bauteilen von Fahrzeugen der Klassen M1 (PKW
mit höchstens 8 Sitzen) oder N1 (NFZ mit einer zulässigen Gesamtmasse bis zu 3,5 t - gemäß Anhang II
Abschnitt A der Richtlinie 70/156/EWG, die nach dem 1.Juli 2007 in Verkehr gebracht werden, kein
sechswertiges Chrom (Cr(VI)) enthalten. Demzufolge enthält diese DBL ausschließlich Ausführungsarten
mit Cr(VI)-freien Korrosionsschutzüberzügen. Bei NFZ, BUS,VAN (alle Fahrzeugklassen außer M1 und
N1) dürfen dagegen Cr(VI)-haltige Schichtsysteme nach wie vor eingesetzt werden.
Aufgrund der Vorgaben der aktuellen EU-Chemikalienrichtlinie (REACH) wird bei der Anwendung von
Chromsäure spätestens ab September 2017 die Herstellung von Korrosionsschutzschichten mit Cr(VI)-
haltigen Konversionsschichten auf galvanisch erzeugten Zink- und Zinklegierungsüberzügen in
europäischen Galvanikbetrieben eingestellt. Hierdurch stehen im EU-Raum produzierte und auf sehr
vielen NFZ-Bauteilzeichnungen vorgeschriebene Schichtsysteme auch für den NFZ-, BUS- und VAN-
Bereich nicht mehr zur Verfügung.
Um bei der Vielzahl von Bauteilen die Änderungen einzelner Konstruktionszeichnungen möglichst zu
vermeiden, ist in Anhang A eine Umsetzungstabelle angegeben und die Vorgehensweise beschrieben, die
eine Substitution Cr(VI)-haltiger durch Cr(VI)-freie Schichtsysteme für NFZ-BUS-VAN-Bauteile (alle
Fahrzeugklassen außer M1 und N1) ermöglichen soll.
Ab 1.7.2017 sind endgültig alle nach dieser DBL bisher in Cr(VI)-haltigen Chromatierungen ausgeführten
Bauteile mit Cr(VI)-freien Passivierungen gemäß den Substitutions-Ausführungsarten dieser DBL zu
liefern. Bis dahin ist auch der jeweilige Bemusterungsprozess abzuschließen.
Den Nachweis der Cr(VI)-Freiheit muss der Lieferant auf Basis anerkannter Analysenmethoden gemäß
DIN EN 15205:2007-02 erbringen.
Es ist vom Hersteller zu berücksichtigen, dass durch Handling, Konfektionierung, Transport- sowie Zu-
führeinrichtungen je nach Gestalt und Abmessung der Bauteile eine Reduzierung der Korrosionsbestän-
digkeit verursacht werden kann.
Die in dieser DBL geforderten Korrosionsbeständigkeiten sind bei Anlieferung in den jeweiligen Mercedes-
Benz-Werken zu erreichen.
Vor der Anwendung dieser DBL für Gewindeteile sind verschraubungstechnische Untersuchungen und
Freigaben der verantwortlichen Verbindungstechnikbeauftragten empfohlen.
Bei Bemusterungen nach früheren Ausgaben der DBL 8451 wurde bei Gewindeteilen die Einhaltung der
Reibungszahlen nach DBL 9410 gefordert.
Bei Neubemusterungen von Gewindeteilen nach dieser DBL 8451-Ausgabe ist kontinuierlich sicher-
zustellen, dass die Reibbeiwerte der gelieferten Gewindeteile eine ordnungsgemäße Verschraubung
ermöglichen (technologische Schraubeigenschaften i.d.R. analog DBL 9440). Das hierzu erforderliche
Reibbeiwertfenster ist ggf. zu bestimmen und bei der Neubemusterung und Serienlieferungen
sicherzustellen. Abweichungen zum Reibwertfenster der DBL 9440 sind seitens des Lieferanten
anzuzeigen. Für Bestandsteile gilt die DBL 8451:2008-09.
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4.2 Grundwerkstoffe
Die zu galvanisierenden Bauteile dürfen keine Werkstoff-, Bearbeitungs- oder Oberflächenfehler aufwei-
sen, die den Korrosionsschutz und/oder das Aussehen der Überzüge ungünstig beeinflussen. Das sind
z.B. Risse, Porennester, Fremdstoffeinschlüsse und Doppelungen, Einfall- und Kaltschweißstellen,
Schrumpf- und Kerbrisse sowie Wirbelungen und Lunker. Ggf. ist eine Vereinbarung über die
Oberflächengüte erforderlich.
Die auf den Oberflächen der zu behandelnden Teile eventuell vorhandenen Verunreinigungen
(Korrosionsprodukte oder Zunder, Öl, Fett, Schmutz usw.) müssen in den üblicherweise verwendeten
automatischen Reinigungs- und Vorbehandlungsanlagen rückstandsfrei entfernbar sein.
4.3 Werkstoff-Festigkeit
Die Fertigungs-, Füge-, und Oberflächenbehandlungsverfahren müssen so durchgeführt werden, dass
Schädigungen durch verzögerten, wasserstoffinduzierten Sprödbruch mit hoher Sicherheit
ausgeschlossen werden.
Die zur Beseitigung der Gefahr von Wasserstoffversprödung erforderlichen Maßnahmen und Prüfungen
wie z.B. Minimierung von Bauteilspannungen, Auswahl, Zusammensetzung und Kontrolle der
Chemikalien, physikalische und chemische Verfahrensgrenzen, Art der Prüfungen, Prüfhäufigkeit,
Probenzahl usw. sind in Verfahrens- und Prüfplänen entsprechend dem Stand der Technik
festzuschreiben. Der Umgang mit Fehlbeschichtungen (Abziehen von Überzügen und Neubeschich-
tungen) ist zu untersuchen und hieraus folgende Konsequenzen sind zu beschreiben. Die Unter-
suchungen sind zu dokumentieren.
Für Teile mit Gewinde und Zugfestigkeiten Rm ≥1200 N/mm2 oder Kern- und Oberflächenhärten > 385HV
sind Überzüge nach dieser DBL nicht zulässig (analog VDA 235-204:2009-11). Dies gilt im Grundsatz
auch für Teile ohne Gewinde.
Hinweis:
Teile ohne Gewinde mit Festigkeiten ≥1200 N/mm2, die vor Erscheinung der DBL-Ausgabe 2014-12
bereits nach DBL 8451 beschichtet wurden, dürfen weiter verwendet werden. Die im Folgenden
definierten Maßnahmen zur Verminderung der Wasserstoffaufnahme sind ebenso wie die Forderungen
nach Wärmebehandlungen zur Wasserstoffeffusion zu beachten. Bei Neukonstruktionen und besonders
kritischen Teilen ist auf DBL 8440 mit säurefreier Vorbehandlung umzustellen.
4.3.1.1 Verminderung der Wasserstoffaufnahme
Die in DIN 50969 Teil 1 und Teil 2 gegebenen Hinweise sind zu beachten. Darüber hinaus wird vom Be-
schichter erwartet, dass der Prozess bei allen Teilschritten, bei denen Wasserstoff in das Werkstoffgefüge
eindringen kann, detailliert bewertet wird (FMEA). Die Prozesse sind ggf. zu optimieren.
Die Prozessbewertung muss durch Bauteilversuche abgesichert werden. Hieraus erfolgt die Ableitung von
Maßnahmen, die die Menge des während der Behandlung in den Werkstoff eindringenden Wasserstoffs
sicher minimieren und eine zeitliche regelmäßige Kontrolle ihrer Wirksamkeit ermöglichen.
4.3.1.2 Wärmebehandlung
Zur Vermeidung von Sprödbrüchen sind Wärmebehandlungen erforderlich, die nach der galvanischen
Beschichtung zur Wasserstoffeffusion und ggf. zum Abbau von Bauteil-Eigenspannungen auch vor der
galvanischen Beschichtung, durchzuführen sind. Siehe hierzu auch DIN 50969 Teil 1.
Die für ein Teil anzuwendende optimale Wärmebehandlung (Temperatur, Dauer, Verfahrensablauf) ist zu
ermitteln und im EMPB (Erstmusterprüfbericht) anzugeben. Anhaltswerte siehe z.B. DIN 50979 und DIN
EN ISO 2081. Dabei ist darauf zu achten, dass die Eigenschaften der Teile nicht nachteilig verändert
werden und die Wirksamkeit der Wärmebehandlung ist nachzuweisen.
Bei der Beschichtung von potentiell durch Wasserstoffversprödung gefährdeten Bauteilen wird neben den
oben beschriebenen Maßnahmen erwartet, dass durch zusätzliche Verspannungsversuche die sichere
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Die Teile müssen nach der galvanischen Behandlung innerhalb der auf den Normblättern bzw. Zeichnun-
gen vorgeschriebenen Toleranzen liegen, unter besonderer Berücksichtigung eventueller Gewindemaße.
6.1 Korrosionsschutz-Überzüge
Die Teile müssen einen dichten, gleichmäßigen, homogenen, (matt-)glänzenden Überzug aufweisen, der
auf dem Grundwerkstoff auch bei wechselnden Einsatztemperaturen gut haftet und durch kleine ge-
brauchs- und montageübliche Verwindungen nicht abplatzt. Das gleichmäßige Aussehen der Oberfläche
muss auch im passivierten und ggf. versiegelten Zustand vorliegen.
Beschädigungen des Überzugs durch nicht sachgemäße Behandlung der Teile nach dem Galvanisieren,
z.B. durch Werfen oder ungeeignete Transportbedingungen, sind zu vermeiden.
Die Wahl des Beschichters ist Aufgabe des Teilelieferanten / Bauteilherstellers. Vor der Erstmuster-
Beschichtung sollte ein Abstimmungsprozess zwischen Bauteilhersteller und Beschichter durchgeführt
werden, in dem ein möglichst optimaler, für das Produkt passender Herstellprozess der Beschichtung
gemeinsam festgelegt wird.
Der Beschichter muss den kompletten Vorbehandlungs- und Beschichtungsprozess, die physikalischen
Daten (Behandlungszeiten, Temperaturen) sowie die Zusammensetzung aller Prozesschemikalien vor
Aufnahme der Serienlieferung erfassen, beschreiben sowie bei Bedarf optimieren. Die einzelnen Prozess-
Eingriffsgrenzen sind wie auch die Häufigkeit der Überwachungs- und Analysevorgänge zu definieren. Die
daraus folgenden Maßnahmen sind vom Beschichter zu beschreiben.
Die Dokumentation dieser Prozessbeschreibung ist der Daimler AG auf Anforderung bei Audits offen zu
legen. Die Daten werden vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben.
Alle Änderungen im Serienbeschichtungsprozess, die nach dem Stand der Technik einen Einfluss auf die
Eigenschaften des Grundwerkstoffs oder der Beschichtung haben könnten, sind der Daimler AG umge-
hend und ohne Aufforderung mitzuteilen. Eine erneute Bemusterung der Teile muss durchgeführt werden.
Im Unterschied zu nationalen und internationalen Normen unterscheidet diese Liefervorschrift nicht zwi-
schen den Fertigungsverfahren Trommel- bzw. Gestellbeschichtung, da bei der Festlegung des Oberflä-
chenschutzes häufig nicht bekannt ist, welche Verfahrenstechnologie zum Einsatz kommt. Üblicherweise
entscheidet die Bauteilgröße und -gestalt und die beim Beschichter verfügbare Technologie, ob der Be-
schichtungsprozess im kostengünstigeren Trommelbeschichtungsverfahren oder am Gestell durchgeführt
werden muss.
Sollte es aus Sicht des bauteilverantwortlichen Entwicklers (BTV) erforderlich sein, Einschränkungen des
Beschichtungsverfahrens vorzunehmen, z.B. bei Teilen mit Gewinde, die am Gestell gefertigt werden
müssen, ist dies entsprechend auf der Zeichnung zu vermerken.
Bei Überzügen nach dieser DBL wird empfohlen, eine Schichtdicke von 8µm nicht zu unterschreiten.
Die Dicke von Deckschichten beträgt typischerweise 4µm bis 8µm. Diese Angabe dient zur Orientierung.
Die Schichtdicke kann jedoch z.B. geometriebedingt abweichen.
Maßgeblich ist immer die Einhaltung der Korrosionsanforderungen und der geforderten Bauteiltoleranzen.
Dabei dürfen die angewendeten Maximalschichtdicken zu keiner Beeinträchtigung der Bauteil- oder
Systemfunktion führen.
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6.1.2.2 Versiegelungen
Für alle AA´s, bei denen Versiegelungen vorgeschrieben oder erlaubt sind, gilt, falls die Funktion nicht
beeinträchtigt wird, folgendes:
Versiegelungen erhöhen die Korrosionsbeständigkeit und sind i.Allg. dann zulässig, wenn die Schicht-
dicke um nicht mehr als 0,5 bis 2 µm erhöht wird und die Funktionseigenschaften des Bauteils, wie z.B.
Übergangswiderstand, Schweißbarkeit, Verträglichkeit mit Betriebsstoffen oder Klebverbindungen nicht
beeinträchtigt werden.
Mit Kaltreiniger entfernbare Produkte, z.B. auf Öl-, Fett-, Wachsbasis sind zur Versiegelung nicht zuge-
lassen.
Bei Bauteilen, die eingeklebt und/oder eingepresst werden (z.B. Kernlochverschlussdeckel), ist besonders
auf den Einfluss des Schichtaufbaus und/oder des Versiegelungsmittels auf die Montage- und
Funktionseigenschaften zu achten. Ggf. wird hierdurch die Verwendung speziell vorgeschriebener
Produkte erforderlich. Der Einsatz von Versiegelungen mit integrierten Schmierstoffen, die sich auf die
Gleiteigenschaften der Oberfläche auswirken können, ist bei diesen Bauteilen grundsätzlich nicht
zulässig. Abweichungen hiervon sind gesondert festzulegen und zu dokumentieren.
Nicht nachversiegelt werden dürfen Teile, die anschließend elektrotauchlackiert werden. Hierauf muss der
Beschichter hingewiesen werden.
Ist eine Verbesserung der Überzugs-Korrosionsbeständigkeit von passivierten Oberflächen auch bei
thermischer Beanspruchung erforderlich und kann dies durch die Anwendung von Versiegelungen erreicht
werden, so sind die hierzu geeigneten Versiegelungsmittel nach Erprobung festzuschreiben und die
ausschließliche Anwendung dieser Produkte sicherzustellen.
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Für Teile mit metrischem Gewinde <M6 sind organische Deckschichten i.Allg. aus maßlichen Gründen
nicht geeignet.
Rohre, Hülsen
Falls an innenliegende Oberflächenbereiche von Rohren und Hülsen über die Anforderungen obiger
Tabelle hinausgehende Forderungen gestellt werden müssen, sind zusätzliche Maßnahmen wie z.B.
Innenanoden bei der Beschichtung zu vereinbaren.
Bei Rohren mit verminderter Korrosionsbeständigkeit der „Innenoberflächen“ und durch den galvanischen
Behandlungsprozess hochaktiver Innenoberfläche ist vom Bauteillieferanten sicherzustellen, dass diese
Bereiche mit einem ausreichenden Transport- und Lagerschutz zu versehen sind, so dass eine
korrosionsfreie Anlieferung in den Mercedes-Benz-Werken erfolgt. Bei Versiegelungen und auch bei
eventuell eingesetzten temporären Korrosionsschutzstoffen ist besonders bei Rohrinnenflächen auf
eventuelle Rückstandsbildung, die Erfüllung der Restschmutzanforderungen und die Verträglichkeit mit
Betriebsstoffen zu achten.
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7 Prüfungen
Alle Teile sind vor der Korrosionsprüfung in Petroleumbenzin, Siedebereich 40 – 60 °C, reinst DAB, zu
entfetten.
Nach der geforderten Prüfzeit nach DIN EN ISO 9227 NSS werden die Bauteile aus der Prüfkammer
entnommen, mit vollentsalztem Wasser abgespült und anschließend vor der Beurteilung getrocknet, z.B.
durch „weiches“ Abblasen mit Pressluft. Die Korrosionsschutzbeschichtungen dürfen nach der
angegebenen Prüfzeit in den vorgeschriebenen Korrosionsprüfungen keine Blasen oder Ablösungen
zeigen.
Hinweis: Die vorgeschriebene Korrosionsprüfung nach DIN EN ISO 9227 NSS stellt lediglich ein
„Kurzzeit-Prüfverfahren“ dar, mit dem nachgewiesen wird, dass die angelieferte Beschichtungsqualität der
festgelegten Sollvorgabe entspricht. Aus dem Testergebnis der Salzsprüh-Prüfung können jedoch
keinerlei Aussagen zur Eignung des beschichteten Bauteils unter Praxis-Korrosionsbedingungen
abgeleitet werden.
Für die nicht durch Umformung beeinträchtigten Oberflächenbereiche wie auch für die kompletten Bau-
teile vor der Umformung gelten die Normalforderungen der jeweiligen AA gemäß Tabelle 3. Beim Erst-
musterprüfbericht sind deshalb auch die Ergebnisse der Prüfung von Bauteilen vor der Umformung hin-
zuzufügen.
Copyright Daimler AG
Beispiel:
Korrosionsschutzanforderungen an und Bewertung von umgeformten Rohr-Leitungen nach DBL 8451.62
1. Für das im geraden Zustand beschichtete gesamte Rohr vor der Umformung und für die
geraden Rohrbereiche nach der Umformung werden gefordert:
a. 240 h ohne Zn-Korrosion in der Prüfung nach DIN EN ISO 9227 NSS
b. 720 h ohne Fe-Korrosion in der Prüfung nach DIN EN ISO 9227 NSS
c. 2 Zyklen ohne Fe-Korrosion in der Kesternichprüfung nach DIN 50018 AHT 2,0S
2. An das Rohr nach der Umformung wird an die umgeformten Rohrbereiche folgende
Anforderung gestellt:
720 h ohne Fe-Korrosion in der Prüfung nach DIN EN ISO 9227 NSS
Die Forderungen gelten für dieses Beispiel mit und ohne vorangegangene Wärmebehandlung
Definition der geraden Rohrbereiche bei nach der Beschichtung umgeformten Rohren:
Gerade Rohrbereiche liegen dann vor, wenn diese am umgeformten Rohr länger als 10cm sind. Bei der
Beurteilung nach obigen Kriterien werden dabei die Anfangslängen des geraden Bereiches nicht beurteilt.
Die dabei nicht bewertete Länge beträgt jeweils 3cm. Beispiel: Die gerade Länge des umgeformten Be-
reiches eines nachträglich gebogenen Rohres beträgt 12cm. Hiervon werden jeweils auf beiden Seiten
3cm nicht beurteilt. Hieraus ergibt sich eine mittlere, zu beurteilende gerade Rohrlänge von 6cm.
Die Prüfteile werden 30 Minuten bei 220 ± 10°C gelagert und sofort anschließend in Wasser mit einer
Temperatur von 15°C bis 25°C abgeschreckt. Abplatzungen sowie eine Blasenbildung des Überzugs
dürfen nicht auftreten. Als weitere Prüfung zur Haftfestigkeit wird ein Biegen der Bauteile, sofern durch-
führbar, empfohlen.
8 Muster / Prüfbericht
Folgende Angaben, diese DBL betreffend, sind im Erstmusterprüfbericht anzugeben:
• Vorgeschriebene DBL-AA
• Ggf. vereinbarte Abweichungen von der DBL-Forderung
• Beschichter des Oberflächenschutzes, ggf. Unterauftragnehmer
• angewandte Beschichtungsverfahren und aufgebrachte Materialien, incl. Produktnamen
• falls Bauteil nach der Beschichtung umgeformt wurde, zusätzliche Information gemäß Abschnitt
7.1.4
• ggf. Information über durchgeführte Maßnahmen gegen Wasserstoffversprödung
• Ergebnis der Prüfungen; das Aussehen der Prüfteile nach der Prüfung ist ebenso wie die Lage
der Prüflinge im Prüfgerät zu dokumentieren und die Bilder sind dem Erstmusterprüfbericht bei-
zufügen
• Benennung der prüfenden Stelle (Lieferant und/oder Unterlieferant und/oder Prüfinstitut)
Bei mehreren Beschichtern/Standorten sind jeweils von jeder Galvanik Erstmuster mit EMPB vorzulegen
und es ist in diesem Fall besonderes Augenmerk auf gleiche Funktions- und/oder Montageeigenschaften
der in unterschiedlichen Anlagen fertig beschichteten Teile zu legen. Dies hat i.d.R. auch die
Notwendigkeit des Einsatzes gleicher Produkte (Ausgangschemikalien) zur Schichterzeugung zur Folge.
Die Daten werden vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben.
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9 Lieferungen
Die laufenden Lieferungen müssen den freigegebenen Mustern entsprechen.
Beim Wechsel des Beschichters, des Standortes, des Verfahrens oder wesentlicher
Verfahrensbestandteile bzw. der eingesetzten schichtbildenden Produkte ist eine erneute
Erstbemusterung der Oberflächenqualität durchzuführen. Bei Serienlieferungen hat der Lieferant eine
fertigungsbegleitende Qualitätsprüfung durchzuführen und die Werte auf Anforderung zur Verfügung zu
stellen.
Alle Teile müssen frei von Korrosionsprodukten angeliefert werden. Bei Lagerung der Teile bis zur Weiter-
verarbeitung oder Montage sind ggf. Konservierung bzw. besondere Lagerbedingungen erforderlich.
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A) Anforderungen sind auch nach einer Wärmebehandlung von 24h bei 120°C zu erfüllen
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Anhang A (normativ)
Vergleichstabelle zur Substitution Cr(VI)-haltiger durch Cr(VI)-freie Überzüge
Um bei einem Großteil der betroffenen Bauteile den Aufwand einer Zeichnungsumstellung zu vermeiden, wird hiermit eine Substitutionsliste definiert, nach der die
Korrosionsschutz-Anforderungen einiger Ausführungsarten auf diejenigen Cr(VI)-freier Überzüge geändert werden.
Aufgrund der Vorgaben der aktuellen EU-Chemikalienrichtlinie (REACH) bei der Anwendung von Chromsäure ist spätestens ab September 2017 damit zu rechnen,
dass die Herstellung von Korrosionsschutzschichten mit Cr(VI)-haltigen Konversionsschichten auf galvanisch erzeugten Zink- und Zinklegierungsüberzügen in
europäischen Galvanikbetrieben grundsätzlich eingestellt wird. Hierdurch stehen im EU-Raum produzierte und auf sehr vielen Bauteilzeichnungen vorgeschriebene
Schichtsysteme auch für den NFZ-Bereich nicht mehr zur Verfügung.
Um bei einem Großteil der betroffenen Bauteile die Änderungen einzelner Konstruktionszeichnungen zu vermeiden, zeigt die vergleichende Substitutionsliste zu den
bisher im NFZ noch eingesetzten Cr(VI)-haltigen Ausführungsarten mögliche alternative, Cr(VI)-freie Oberflächen bei ähnlichen technologischen Eigenschaften auf.
Die Technologie zur Erzeugung Cr(VI)-freier Oberflächen ist dabei in den meisten Fällen ähnlich, d.h. die Grundschicht-Vorgaben sind gleich, Unterschiede bestehen
lediglich in den abschließend durchgeführten Konversionsbehandlungen. So wird aus einer Cr(VI)-haltigen Chromatierung eine Cr(VI)-freie Passivierung. Hierdurch
ändern sich jedoch auch Oberflächenfarbe und Korrosionsschutzeigenschaften.
Bei einigen Substitutionsvorgaben wird auch das Grundsystem geändert. So wird dort z.B. aus einer galvanischen Grundschicht eine Zinklamellen-Grundschicht
gemäß des Standard-Überzuges auf unseren metrischen Schrauben (DBL9440.40). Hier muss aufgrund der speziellen Anforderungen an das Reibverhalten auch der
Zeichnungseintrag über den BTV geändert werden.
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Ausgangs-AA Substitutions-AA
(Cr(VI)-haltig) (Cr(VI)-frei) Korrosionsschutz des
Gruppe nach DBL 8451:2008-09 nach DBL 8451:2015-04 Cr(VI)-freien Überzugs Farbgebung
A 8451.11 8451.15 etwas besser aus gelb wird silber
C 8451.14 Kein direkter Ersatz, ggf. neue Lösung mit BTV suchen oliv
8451.24 Kein direkter Ersatz, ggf. neue Lösung mit BTV suchen oliv
Copyright Daimler AG
Ab 1.7.2017 sind endgültig alle nach dieser DBL bisher in Cr(VI)-haltigen Chromatierungen ausgeführten Bauteile mit Cr(VI)-freien Passivierungen gemäß den
Substitutions-Ausführungsarten dieser DBL zu liefern. Bis dahin ist auch der jeweilige Bemusterungsprozess abzuschließen.
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