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Fake News und

Verschwörungstheorien
Inhalt
3 Fake News und Verschwörungstheorien

4 Wahrheit oder Lüge?

9 Hoax History

12 Alles nur Fake?!

14 Gefährden Fake News und Co. unsere Demokratie?

16 Echt jetzt?! So erkennst du Fake News

18 Linktipps zum Thema

20 Impressum
Fake News und Verschwörungstheorien
Wie sie funktionieren und wie du sie durchschauen kannst

Fake News und Verschwörungstheorien gibt es schon seit langer Zeit, doch noch nie waren sie so
verbreitet wie heute. In Windeseile und mit Rekordreichweiten rauschen sie durch Soziale Medien.
Da ist es oft gar nicht so leicht bei jeder Nachricht zwischen Wahrheit und Täuschung zu unterschei-
den. Wer oder was steckt hinter Falschmeldungen und Desinformation? Wie funktionieren Hoaxes,
Bots und Trolling und wie können sie unsere Meinung manipulieren? Hier erfährst du, worauf du
achten solltest, um Fake News und Co. zu entlarven!
Wahrheit oder Lüge?
OMG!!!! Du wirst das nicht glauben! Besonders Punkt 3 wird dich zum Staunen bringen!

Kommt dir das bekannt vor? Dann hast du wohl schon mit Clickbaiting oder Fake News zu tun ge-
habt. Keine Sorge, du bist damit nicht allein: Emotionale Botschaften wecken unsere Aufmerksam-
keit. Wer möchte nicht auf der Party eine gute Story erzählen, super Geheimtipps für die Schönheit
oder coole „Lifehacks“ gegen alltägliche Probleme kennen? Klatsch, Tratsch und Gerüchte sind ein
wichtiger Teil unseres Zusammenlebens. Bei „Fake News“, „Falschmeldungen“ und „Verschwörungs-
theorien“ geht es aber um mehr als nur um harmlosen Unsinn.

Falschmeldungen

Bedeutung. „Falschmeldung“ wird häufig auch als Überbegriff für alle Arten von falschen Meldun-
gen in den Medien verwendet und mit „Fake News“ gleichgesetzt.

Falschmeldungen beziehen sich meist auf falsche Meldungen, die in den Medien (Zeitung, Fernse-
hen, Radio, Internet) erscheinen und nicht den Tatsachen entsprechen („Zeitungsente“).

Ziel dahinter. Meist steckt keine weitere Absicht dahinter. Falschmeldungen können passieren,
wenn JournalistInnen nicht gründlich recherchiert haben. In seriösen Medien werden falsche Berich-
te möglichst rasch richtiggestellt.

Wahrheit oder Lüge? © istock.com / Jax10289


Fake News und Hoax

Bedeutung. Auch Fake News sind „falsche Meldungen“, sie werden allerdings – anders als Falschmel-
dungen – absichtlich verbreitet. Über Soziale Medien verbreitete Falschmeldungen werden oft auch
als „Hoax“ (engl. für Jux, Schwindel) bezeichnet.

Erscheinungsformen. Es gibt vielfältigste Themen und ganz verschiedene „Typen“ von Fake News,
von scherzhaften Artikeln, über Kettenbriefe bis zu Horrormeldungen mit (falschen) Fotos und het-
zerischen Artikeln. Auch betrügerische Phishing-Mails (zum Erlangen von Zugangsdaten oder Pass-
wörtern), Scams (betrügerische Nachrichten), Spam oder Hasspostings werden als „Fake News“ be-
zeichnet.

Kennzeichen. Häufig arbeiten Fake News mit reißerischen Titeln und absurden Schlagzeilen, die
neugierig machen, einen zum Lachen bringen, erschrecken oder wütend machen sollen.

Ziel dahinter. Die Ziele sind sehr unterschiedlich: Fake News wollen möglichst viele Menschen zum
Narren halten, unterhalten, politisch Stimmung machen, Meinungen manipulieren, verunsichern
oder in Angst versetzen.

Häufig stecken betrügerische Absichten dahinter, wie Daten sammeln (etwa Passwörter) und Schad-
software verbreiten. Oft wird mit Fake News auch viel Geld gemacht. Mehr dazu findest du hier.

Verbreitung. Fake News verbreiten sich oft über Soziale Netzwerke, aber auch über Instant Messen-
ger (WhatsApp, Telegram etc.) oder über E-Mail, SMS und MMS.

Besonderheiten. Besonders schwer zu erkennen sind Fake News, die wie seriöse Meldungen ausse-
hen. Sie heißen oft ähnlich wie bekannte Zeitungen und verwenden ähnliche Logos. Die AutorInnen
dahinter sind keine JournalistInnen, die genau recherchieren und Quellen überprüfen. Die Seiten
dienen vielmehr dazu, die politische Stimmung zu beeinflussen. Sehr häufig zielen sie auch einfach
darauf ab, LeserInnen zu gewinnen und mit jedem „Klick“ viel Geld zu verdienen!

Alles (kein) Zufall?

So ein Mist, du hast verschlafen! Der blöde Wecker hat nicht geklingelt! Dabei ist
doch heute die Englisch-Schularbeit! Der Bus ist schon weg, also musst du wohl das
Fahrrad nehmen. Als du gerade los willst, hält dich eine fremde Frau auf und fragt
nach dem Weg zum nächsten Supermarkt, leider versteht sie dich sehr schlecht und
du musst alles noch einmal erklären. Auf halber Strecke gerätst du ins Schleudern,
denn die Straße ist total rutschig, und du stürzt. Zum Glück ist nichts Schlimmeres
passiert. Du kommst völlig geschafft und mit 15 Minuten Verspätung an. Eine gute
Note auf die Schularbeit kannst du jetzt wohl leider vergessen!

Wie konnte das nur passieren? Eine Serie von Pleiten Pech und Pannen? Oder steckt womöglich doch
mehr dahinter? Warum hat der Wecker nicht geläutet?
War nicht Max immer schon neidisch auf deine guten Englisch-Noten? Könnte er nicht deinen klei-
nen Bruder bestochen haben, den Wecker auszuschalten? Und die Fremde, die dich aufgehalten hat,
hatte doch einen ähnlichen Akzent wie Max! Und Moment mal: Die Straße war so rutschig, als hätte
man Motoröl darauf geleert! Arbeitet nicht der Onkel von Max in einer Autowerkstatt??

Plötzlich erscheint „die ganze Geschichte“ in einem neuen Licht! Wo vorher Zufälle und Pech waren,
siehst du nun Zusammenhänge und eine hinterhältige Aktion, die sich dein Rivale Max ausgedacht
hat, um dir zu schaden!

Wir alle versuchen, die Welt zu verstehen und zu erklären. Wir haben so unsere eigenen Theorien
darüber, wie die Welt funktioniert. Nicht alles, was wir annehmen, könnte einer wissenschaftlichen
Überprüfung standhalten, und manchmal vermischen wir Fakten und Gerüchte.

So ähnlich wie in der obigen Beispielgeschichte (wenngleich vielleicht in anderem Ausmaß) geht es
Menschen, die einer Verschwörungstheorie anhängen. Aber was sind eigentlich Verschwörungsthe-
orien?

Was sind Verschwörungstheorien


eigentlich?

Was sind Verschwörungstheori-


en? Bei Verschwörungstheorien
nehmen Menschen an, dass eine
geheime Gruppe versucht, der Ge-
sellschaft zu schaden, und so die
Weltherrschaft an sich zu reißen.

Sind Verschwörungstheorien
neu? Verschwörungstheorien gibt
es schon seit langer Zeit. Historisch
betrachtet war es früher gang und
gäbe, an Verschwörungstheorien
zu glauben – manchmal mit drama- © istock.com Pusteflower9024
tischen Folgen. Schon im Mittelal-
ter, als die Pest in Europa wütete, wurden etwa „die Juden“ dafür verantwortlich gemacht und fälsch-
lich beschuldigt, die Brunnen vergiftet zu haben. Solche Verschwörungstheorien führten zu Hass bis
hin zu Pogromen gegen die jüdische Bevölkerung.

Verschwörungstheorien sind also keine neue Erfindung. Relativ neu ist jedoch, dass sie sich durch das
Internet, v.a. durch Soziale Medien, in Windeseile verbreiten und eine enorme Reichweite haben.

Sind Verschwörungstheorien gefährlich? Verschwörungstheorien sind nicht automatisch gefähr-


lich. Sie können aber zur Radikalisierung beitragen. Gefährlich wird es, wenn Menschen denken, sie
müssen „kämpfen“, womöglich mit Waffen, und sich gegen die Demokratie stellen.
Warum verbreiten Menschen Verschwörungstheorien? Anders als bei Fake News verbreiten viele
Menschen Verschwörungstheorien, weil sie wirklich daran glauben. Sie möchten andere Menschen
an dieser Wahrheit teilhaben lassen und denken, sie erweisen der Menschheit einen Dienst.

Auch hier gibt es aber Menschen, die die Angst anderer ausnutzen, und damit viel Geld verdienen,
etwa, weil sie „Heilmittel“ verkaufen, so wie Alex Jones, ein amerikanischer Radiomoderator und Ver-
schwörungstheoretiker. Ebenso können Verschwörungstheorien politisch eingesetzt werden, um
Hass zu säen.

Manchmal versuchen Menschen auch einfach, mit Verschwörungstheorien zu provozieren.

Hinter dem Glauben an Verschwörungstheorien steht oft Misstrauen gegen die Mächtigen, gegen
„die Politik“, gegen bestimmte Gruppen oder Systeme.

Gerade wenn schlimme Dinge passieren, die man nicht kontrollieren kann, und es viele widersprüch-
liche Informationen gibt, geben Verschwörungstheorien „einfache“ Erklärungen und das Gefühl von
Sicherheit: Es fällt uns leichter zu denken, jemand sei schuld, als Zufälle zu akzeptieren oder Viren und
Naturkatastrophen zum „Feind“ zu haben. Außerdem können Verschwörungstheorien ein gutes Ge-
fühl geben: Nämlich zu den wenigen zu gehören, denen „die Augen geöffnet“ wurden und die die
„Wahrheit“ kennen.

Es ist wichtig, zwischen (berechtigter) Kritik an einem (politischen) System und Verschwörungstheorien zu
unterscheiden!

Kennzeichen von Verschwörungstheorien

Alles ist geplant, nichts passiert zufällig. Eine mächtige Gruppe steuert im Geheimen das Weltge-
schehen. Die Mitglieder dieser Gruppe möchten die Welt beherrschen. Dazu haben sie sich verschwo-
ren und einen geheimen Plan ausgeheckt. Eigentlich steckt diese Gruppe hinter dramatischen Ereig-
nissen, hinter Attentaten, Seuchen, Katastrophen und Krisen aller Art. Diese Ereignisse geschehen für
VerschwörungstheoretikerInnen nicht zufällig und schicksalhaft, sondern sie nützen diesen (ange-
nommenen) VerschwörerInnen.

Nichts ist, wie es scheint. Um zu erkennen, was eigentlich vor sich geht, muss man die sogenannten
„Tatsachen“ anzweifeln und hinter die Kulissen blicken. Diejenigen, die hinter der Verschwörung ste-
cken, arbeiten ja im Verborgenen und tun alles dafür, dass die Sache nicht „auffliegt“. Da sie so mäch-
tig sind, haben sie viele Möglichkeiten, uns zu täuschen, und viele Verbündete, z.B. auch viele Medien
(„Systemmedien“, „Lügenpresse“). AnhängerInnen einer Verschwörung glauben, dass nur sie diese
Wahrheit erkennen und alle anderen die Augen davor verschließen („Schlafschafe“)

Alles ist miteinander verbunden. Wenn man erst verstanden hat, was da „läuft“, erkennt man
(scheinbar) plötzlich, dass es zahlreiche Verbindungen zwischen Personen, Organisationen oder Er-
eignissen zu geben scheint.
Verschwörungstheorien und Corona

Rund um Corona existieren zahlreiche Verschwörungstheorien: Das Virus sei eine chinesische Biowaf-
fe, eine amerikanische Biowaffe, harmlos oder existiere gar nicht, Corona habe was mit der 5 G-Tech-
nologie zu tun … Oder: Eigentlich solle im Zuge dieser „Krise“ das Bargeld abgeschafft werden, bei
den „Impfungen“ würden Mikrochips implantiert, es gehe in Wahrheit darum, die Grund- und Men-
schenrechte auszuschalten.

Wichtig zu wissen ist: Schon vor der Corona-Pandemie gab es so gut wie all diese Verschwörungsthe-
orien, zum Beispiel in Zusammenhang mit AIDS (USA) oder Ebola (Afrika).

Sie existieren in ähnlicher Form praktisch weltweit, und es wird jeweils angenommen, dass ein Kom-
plott des „Lieblingsfeindes“ dahinterstecke. (In Nigeria hält man es z.B. für ein Komplott der ChristIn-
nen, um die muslimische Gesellschaft abzuschaffen, im Iran hingegen für ein zionistisches Komplott.)

Seit der Corona-Pandemie scheinen Verschwörungstheorien zuzunehmen. WissenschafterInnen ge-


hen aber davon aus, dass sie nicht häufiger geworden sind, sondern nur sichtbarer. Menschen, die
allgemein zu Verschwörungstheorien neigen, haben dies meist auch schon vor der COVID-19-Krise
getan, aber es eher vermieden, darüber zu sprechen.

Nachgefragt: Verschwörungstheorie, -mythos oder -erzählung – Was ist


der Unterschied?
Anders als bei wissenschaftlichen Theorien lassen sich Annahmen von
Verschwörungstheorien typischerweise nicht nachprüfen. Den Begriff
„Verschwörungstheorie“ finden einige deshalb irreführend, stattdes-
sen sprechen sie von „Verschwörungsmythen“.
Ein Beispiel für einen Verschwörungsmythos ist eine übergeordnete,
abstrakte Verschwörung, wie zum Beispiel die angebliche jüdische
Weltverschwörung.
Aus solchen abstrakten, übergeordneten Mythen ergeben sich dann
verschiedene konkrete Geschichten, die „Verschwörungserzählungen“.
Hoax History

Fake News und Verschwörungstheorien gibt es schon seit sehr langer Zeit – lange bevor das Internet
erfunden wurde oder bevor der Begriff „Fake News“ in aller Munde war.

Neben witzigen erfundenen Geschichten finden sich beängstigende Vorstellungen über verborgene
dunkle Mächte, gefinkelte Täuschungsmanöver, gemeine Verleumdungen und geniale Inszenierun-
gen. Die Legenden und Theorien ranken sich um Stars ebenso wie um spannende technische Revo-
lutionen oder schreckliche Ereignisse, die uns unglaublich erscheinen.

Die „Mondlandungslüge“

Menschen auf dem Mond! Und das im Jahre


1969 – da gab es doch noch nicht mal richtiges
Internet! Bis heute zweifeln Menschen daran,
dass die Mondlandung damals möglich gewe-
sen sein soll. Sie glauben, dass die Fotos eigent-
lich Aufnahmen aus einem Filmstudio sind.

Foto © Wikipedia / NASA / CC0

Der „unsterbliche“ Elvis Presley

„The King of Rock`n Roll”, Elvis Presley, war einer


der erfolgreichsten Musiker aller Zeiten. Im Au-
gust 1977 starb Elvis mit nur 42 Jahren. Neben
den Gerüchten, dass Elvis von der Mafia oder der
Regierung ermordet wurde oder von Aliens ent-
führt wurde, existiert bis heute die Theorie, dass
sein Tod inszeniert war und Elvis noch immer ir-
gendwo im Verborgenen lebt.

Foto © Wikipedia / Ollie Atkins / CC0


Weltuntergang zur Jahrtausendwende

Der Jahreswechsel 1999/2000 war für einige


Menschen ein angsteinflößendes Datum: Sie be-
fürchteten, zur Jahrtausendwende werde die
Welt untergehen. Der Weltuntergang wird häu-
fig in Verbindung mit solchen „besonderen Da-
ten“ (wie etwa der 21.12.2012) und außerge-
wöhnlichen astronomischen Ereignissen
prophezeit.

Foto © samot /Clipdealer

Bielefeld – Das gibt es doch gar nicht!

Warst du schon mal in Bielefeld? Ja? Bist du dir da


sicher? Manche denken nämlich, Bielefeld gäbe
es gar nicht. Vielmehr befände sich an dieser
Stelle der Eingang zur versunkenen Stadt Atlan-
tis, ein verborgenes UFO oder eine Militärbasis.
Den Beweis, dass es die Stadt Bielefeld nicht gibt,
konnte aber auch zum 25-jährigen Jubiläum der
Verschwörungstheorie niemand erbringen.

bielefeldmillion.de/bielefeld-verschwoerung/

Foto © Hakanneu / Wikipedia CC-BY-SA 4.0

Die Attentate von 9/11

Am 11. September 2001 starben bei den Terror-


anschlägen auf das „World Trade Center“ und das
Pentagon mehr als 3000 Menschen. Obwohl sich
die islamistische Terrorgruppe „al-Kaida“ zu den
Anschlägen bekannte, glaubten einige Men-
schen daran, dass die USA die Anschläge selber
durchgeführt oder zumindest nicht verhindert
hätten. Die USA hätten einen Grund gesucht, um
in den Irak und in Afghanistan einzumarschie-
ren.

Foto © Jeffmock / Wikipedia / CC0


Flache Erde-Theorie

Die Vorstellung einer scheibenförmigen Erde


gibt es in verschiedensten uralten Mythen und
existiert auch heute noch: Anhänger der Flacher-
de-Theorie sind davon überzeugt, dass die Erde
in Wirklichkeit eine Scheibe ist, mit einer Glas-
kuppel als Himmel, am Rand sei sie umgeben
von einer Eismauer. Sämtliche Bilder aus dem
Weltraum, auf denen die Kugelgestalt deutlich
sichtbar ist, werden als Fälschung angesehen.

Foto © nejron / Clipdealer


Alles nur Fake?!
Barack Obama lästert über Donald Trump! Der Blockbuster „Titanic“ von James Cameron wird neu
verfilmt und DU spielst die Hauptrolle! Echt? Nicht wirklich echt, aber es sieht ganz schön echt aus,
wenn mit Hilfe digitaler Manipulationen die Realität ein Stück weit verändert wird. Es kann ein spaßi-
ger Zeitvertreib sein, mit Hilfe von Computerprogrammen die Welt auf den Kopf zu stellen. Die Un-
terscheidung wahr oder falsch, echt oder manipuliert, wird uns damit aber immer schwerer gemacht.
Nur mit Köpfchen können wir digitale Tricks entlarven.

Digitale Desinformation boomt

Beim Surfen im Internet und auf sozialen Medien


ist man immer wieder mit Falschmeldungen und
Unwahrheiten konfrontiert. Seit Beginn der Co-
rona-Pandemie hat sich die Zahl der Desinforma-
tionen sogar noch gesteigert. Die Formen der
Verfälschungen und Falschmeldungen sind im
Internet besonders vielfältig. Manchmal sind es
einfach lustige Memes oder animierte Bilder, die
augenzwinkernd die Wahrheit verdrehen. Weni-
ger lustig sind Spam-Mails, die Schadsoftware
enthalten, oder fragwürdige Gesundheitstipps Algorithmen © istock.com / monsitj
in Foren, die sich rasend schnell im Netz verbrei-
ten. Digitale Anwendungen und Programme können aber noch mehr. Sie können unsere Meinung
beeinflussen und unsere Aufmerksamkeit auf bestimmte Themen lenken oder von anderen Themen
gezielt ablenken.

Digitalisierung

Was sind Algorithmen? Algorithmen sind nichts anderes als Anweisungen für den Computer. Sie
helfen dem Computer Schritt für Schritt eine Aufgabe zu lösen. Wie die Lösung einer Mathehaus-
übung oder ein kniffliges Kochrezept, das nur gelingt, wenn alle Zutaten in der richtigen Reihenfolge
gemacht werden.

Im Netz sammeln Algorithmen Daten und werten diese aus. Solche Daten hinterlassen wir ständig,
sobald wir surfen, recherchieren oder einkaufen. Diese Daten erzählen etwas über unsere Vorlieben
und unser Verhalten. All diese Informationen werden durch Algorithmen gesammelt und ausgewer-
tet. Damit kann zum Beispiel die Suche im Netz besser und schneller werden, es beeinflusst aber
natürlich auch die Liste an Informationen, die wir erhalten.

Was bedeutet Künstliche Intelligenz? Künstliche Intelligenz bedeutet, dass Maschinen bezie-
hungsweise Computerprogramme selbstständig lernen und so neue Aufgabe lösen können. Dieses
maschinelle Lernen wird „Deep learning“ genannt. Nicht alle Computerprogramme sind derart kom-
plex gestaltet, meist steckt eine simpler Programmieranweisung dahinter, die nur für die immer glei-
chen Aufgaben genutzt werden kann. Nur sogenannte „smarte“ Algorithmen können aus Erfahrun-
gen lernen und immer neue Informationen verarbeiten, um so für jede Aufgabe eigenständige
Lösungen zu erarbeiten.

Wie arbeiten Bots? Wie auch Algorithmen sind Bots programmiert. Ihr Name leitet sich von „Robo-
ter“ ab. Genau wie Roboter können sie Aufgaben erledigen. Es gibt sie als Chat-Bots, die in Chatforen
Fragen von KundInnen beantworten. Sogenannte Social Bots werden in sozialen Netzwerken, wie
Twitter, Facebook oder Instagram genutzt. Sie können Nachrichten kommentieren, teilen und sogar
selbstständig Nachrichten verfassen. Social Bots wirken „menschlich“, denn sie tarnen sich mithilfe
gefälschter Profile. Das macht es sehr schwierig Bots von menschlichen NutzerInnen zu unterschei-
den. Social Bots werden genutzt, um NutzerInnen zu täuschen und die Aufmerksamkeit auf bestimm-
te Informationen zu lenken. Denn im Internet gilt: Je mehr Klicks und Aufmerksamkeit eine Nachricht
auslöst, desto mehr Gewinn ist damit zu machen. Sie werden aber auch dazu genutzt, um Meinun-
gen und Stimmungen im Netz zu beeinflussen und Falschmeldungen zu verbreiten.

Wie funktionieren Deepfakes? Deepfakes sind digitale Technologien, die Bilder, Videos und Stim-
men bearbeiten und verfälschen können. Es ist ein Kofferwort aus den Begriffen Deep für „Deep
learning“ (Maschinen lernen selbstständig schwierige Aufgaben zu lösen) und „Fake“ für Fake News
(bewusst gestreute Falschmeldung). Mittels Deepfakes entstehen gefälschte Inhalte, die täuschend
echt aussehen. So kann zum Beispiel das eigene Selfie in einen Videoclip eingefügt werden. Bekannt
wurde das Deepfake-Video des Künstlers Jordan Peele, der einen realistisch wirkenden Clip von Ba-
rack Obama gestaltete, um so auf die Gefahren dieser Technologie aufmerksam zu machen.

Beispiel: Deepfake mit Barack Obama auf Youtube

Digitale Filterblasen verlassen: Der Blick über den Tellerrand lohnt sich!

Die digitale Welt scheint unbegrenzt, aber eigentlich ist sie das gar nicht. Meist halten wir uns in den-
selben Foren, Plattformen und Gruppen auf. Das kann dazu führen, dass die eigene Meinungsblase,
in der wir uns aufhalten, verstärkt wird. Algorithmen fördern solche Blasen, denn wir bekommen
vielfach nur mehr das zu sehen und zu hören, was zu uns passt. Andere Meinungen oder Perspekti-
ven werden so ausgeblendet. Der Blick über den Tellerrand und aus der digitalen Filterblase heraus
lohnt sich aber, um nicht getäuscht zu werden. Indem wir verschiedene Informationskanäle nutzen,
können wir Informationen und deren Wahrheitsgehalt besser einschätzen. Je vielfältiger das digitale
(und analoge) Angebot, auf das wir zugreifen, ist, desto besser sind wir vor Halbwahrheiten und
Falschmeldungen geschützt.

Auf den Punkt gebracht: So entstehen Filterblasen


Wir alle haben gerne recht und mögen es, wenn andere unsere
Meinung teilen. Wer aber immer nur Bestätigung möchte, setzt sich
ungern mit anderen Meinungen und kontroversen Informationen
auseinander. Man lebt dann in einer Meinungsblase. Im Internet kann
sich dieses Phänomen sogar noch verstärken, denn dort filtern
Algorithmen von Suchmaschinen und sozialen Plattformen Informati-
onen passend zu unseren Interessen. So entstehen Filterblasen.
Gefährden Fake News und Co. unsere
Demokratie?
1969 betraten die US-Astronauten Neil Armstrong und Buzz Aldrin als erste Menschen den Mond. In
vielen Zeitungen, Radio- und Fernsehsendungen wurde darüber berichtet. Auch damals gab es
schon Gerüchte, ob die Mondlandung überhaupt stattgefunden hat. Da es aber noch kein Internet
und keine Sozialen Medien gab, war es schwer, solche Verschwörungstheorien zu verbreiten.

Hätte die Mondlandung im Jahr 2021 stattgefunden, wäre das mit großer Wahrscheinlichkeit anders
gewesen. Nachrichten mit angeblichen Beweisen, wonach die Mondlandung nur vorgetäuscht wor-
den sei, hätten sich in Sozialen Medien wie Facebook, Twitter, Instagram und Co. rasch verbreitet.

Falschmeldungen und Soziale Medien

Gezielte Falschmeldungen (Fake News) und Verschwörungstheorien gibt es schon lange. Allerdings
war es noch nie so leicht, so viele Menschen damit zu erreichen, nämlich durch die Sozialen Medien.
Gleichzeitig verschwimmt die Grenze zwischen objektiven, nachgeprüften Informationen und sub-
jektiven Meinungen von Einzelpersonen. Jeder Mensch kann in den Sozialen Medien zur Redakteurin
oder zum Redakteur werden und Nachrichten verbreiten – unabhängig davon, ob sie der Wahrheit
entsprechen oder nicht. Viel aufwändiger ist es dagegen, den Wahrheitsgehalt solcher Nachrichten
zu überprüfen. Auch wenn sich herausstellt, dass es eine Falschmeldung war, bekommt diese Richtig-
stellung viel weniger Aufmerksamkeit.

Fake News beeinflussen die öffentliche Meinung

Fake News werden zum Teil bewusst für politische Propaganda eingesetzt. Sie sollen dazu dienen,
dass sich Menschen auf der Grundlage von falschen Informationen eine Meinung bilden und auch
danach handeln. Durch Fake News wird auch die öffentliche Meinung gezielt beeinflusst. Dieser Ef-
fekt wird noch verstärkt, wenn sie von prominenten Personen mit großer Reichweite in den Sozialen
Medien verbreitet werden. Demokratische Prozesse und Entscheidungen (z.B. das Ergebnis einer
Wahl) werden in Frage gestellt. Dadurch sinkt das Vertrauen in die Demokratie, in die politischen
Parteien und die PolitikerInnen. Auch „klassische“ Medien wie Zeitungen, Radio- und Fernsehsender
werden durch Fake News abgewertet.

Beispiel: US-Präsidentschaftswahlen im Jahr 2020


Die US-Präsidentschaftswahlen sind ein Beispiel dafür, welche Auswirkungen Fake News
auf die öffentliche Meinung haben. Bereits im Wahlkampf warnte der damalige Präsi-
dent Donald Trump vor möglichen Wahl-Manipulationen. Nachdem sein Herausforderer
Joe Biden die Wahl gewonnen hatte, sprach Trump von einer „gestohlenen Wahl“.
Obwohl es keine Beweise für Wahlmanipulationen gab, verbreitete sich diese Unwahr-
heit immer weiter in den Sozialen Medien. Das hatte zur Folge, dass AnhängerInnen von
Trump gewaltsam versuchten, die Angelobung von US-Präsident Joe Biden zu verhin-
dern, und das Kapitol in Washington stürmten. Bis heute sieht ein Viertel der amerikani-
schen Bevölkerung in Donald Trump den „wahren“ Wahlgewinner.
Was kann gegen Fake News und Verschwörungstheorien in den Sozialen Medien unternom-
men werden?

• Die Europäische Union will mit dem „Digital Service Act“ Spielregeln für Soziale Netzwerke wie
Facebook und Co. einführen. In diesem Gesetzespaket soll unter anderem geregelt werden,
welche Inhalte von den BetreiberInnen der Netzwerke gelöscht werden müssen und wie sie
dabei vorgehen sollen.

• Die Europäische Union hat eine „Europäische Beobachtungstelle für digitale Medien“ geschaffen.
Dieses Projekt soll unter anderem WissenschafterInnen und ExpertInnen, die sich mit Falschinfor-
mationen und Faktenchecks beschäftigen, ermöglichen, ihre Ergebnisse auf einer Plattform zu
präsentieren.

• Anfang 2021 ist in Österreich ein Gesetzespaket zum Thema „Hass im Netz“ in Kraft getreten.
Darin wird festgelegt, dass die Betreiber Sozialer Netzwerke dazu verpflichtet sind, Hass-Nach-
richten innerhalb einer vereinbarten Frist zu löschen.

• Die Betreiber von Sozialen Netzwerken kennzeichnen immer öfter Beiträge, die zu Hass und
Gewalt aufrufen, mit Warnhinweisen oder löschen sie von der Plattform. Manchmal wird sogar
der gesamte Account gesperrt, wie im Fall des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump.

• Facebook hat eine Kooperation mit internationalen Faktencheck-Organisationen gestartet, um


Informationen prüfen zu lassen, die auf der Plattform oftmals geteilt werden. Wie unabhängig
diese Prüfung erfolgt, ist umstritten.

• Jeder Mensch ist selbst dafür verantwortlich, was er auf Sozialen Netzwerken schreibt, teilt und
wie er sich anderen Menschen gegenüber verhält. Zudem kann jede/r NutzerIn zu einem besse-
ren Miteinander beitragen, in dem Hass-Nachrichten und Fake News den BetreiberInnen einer
Plattform gemeldet werden.
Echt jetzt?! So erkennst du Fake News
„Only bad news are good news“ – „Nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten“ – so lautet ein
bekannter Spruch aus der Medienwelt. Tatsächlich schenken Menschen schlechten Nachrichten
mehr Aufmerksamkeit als sie das bei positiven Meldungen tun. Im Internet werden vor allem solche
Neuigkeiten geteilt, die starke Gefühle auslösen. Vor allem Falschmeldungen enthalten meist starke,
vereinfachte Botschaften, die mit drastischen Bildern versehen und mit reißerischen Schlagzeilen
angekündigt werden.

Nachgefragt: Was bedeuten die Begriffe „Trolling“ und „Clickbaiting“


Die digitale Welt lebt vom Teilen, Klicken und Weiterleiten. Mit Tricks
wie Trolling und Clickbaiting soll die Aufmerksamkeit erhöht werden.
Trolling bedeutet, dass eine Meldung bewusst provokativ formuliert
wird, um Reaktionen von NutzerInnen auszulösen. Beim Clickbaiting
wird eine reißerische Ankündigung genützt, um NutzerInnen neugie-
rig zu machen und damit Zugriffszahlen zu erhöhen.

Hilfe, meine FreundIn glaubt an Fake News und Co.!

Auch im Freundes- und Familienkreis können Falschmeldungen und Verschwörungstheorien die


Runde machen und für ganz schön viel Zwist und Unmut sorgen. Darauf zu reagieren, ist gar nicht so
leicht. Es hilft aber, offen für Gespräche zu bleiben, viele Fragen zu stellen und trotz Unstimmigkeiten
respektvoll miteinander umzugehen. Verschlimmert sich die Situation kannst du hier Hilfe finden.

• 147 Rat auf Draht

• Beratungsstelle Extremismus

So entlarvst du Fake News

Falschnachrichten verbreiten sich im Internet rasend schnell, und es ist nicht immer leicht sie zu er-
kennen. Das wichtigste im Umgang mit Medien: Kritisch sein und Inhalte hinterfragen! Diese Tipps
sollen dir helfen Fake News und Co. zu entlarven und in vier Schritten den Wahrheitsgehalt von Mel-
dungen zu überprüfen.

Vier Schritte um Fake News zu entlarven

Schritt 1: Quellencheck. Wer steckt hinter der Meldung?

Vertrauenswürdige Nachrichten nennen den Namen des Autors/der Autorin und nennen die Quel-
len, die sie beim Erstellen der Nachricht verwendet haben. Stammt die Nachricht von einer Website,
kannst du im Impressum nachschauen, wer hinter der Seite steckt. Gibt es kein Impressum oder nur
ungenaue Infos, dann solltest du der Nachricht nicht trauen. Überleg dir auch, wem diese Nachricht
nützt und mit welcher Absicht sie veröffentlicht wurde.
Schritt 2: Faktencheck. Kann das überhaupt stimmen?

Schau nach, ob du die Nachricht auch an anderer Stelle wiederfinden kannst. Nicht immer werden
Informationen richtig wiedergegeben oder sie werden in einen falschen Kontext gestellt. Ein beson-
ders reißerischer Titel, viele Schreibfehler, grobe Verallgemeinerungen und eine besonders emotio-
nale Sprache sollten dich ebenfalls stutzig machen.

Schritt 3: Bildercheck. Was ist auf dem Bild zu sehen?

Ein erster Blick aufs Bild zeigt dir bereits, ob es echt oder gefälscht ist. Schau dir an, ob Bild und Text
überhaupt zusammenpassen können. Mit einer umgekehrten Bildersuche (zum Beispiel auf https://
tineye.com/) kannst du auch überprüfen, woher das Bild stammt und in welchem Kontext es entstan-
den ist.

Schritt 4: Aktualitätskontrolle. Ist die Nachricht überhaupt noch aktuell?

Manche Meldungen kursieren lange Zeit im Internet, das macht sie besonders fehleranfällig. Schau
nach, von wann die Nachricht stammt und ob sie nicht bereits durch neue Fakten widerlegt ist. Du
kannst auch bei Suchmaschinen nach der Aktualität der Nachricht filtern.

Tipp: Leite keine zweifelhaften Inhalte weiter.


Linktipps zum Thema

Hier findest du eine Sammlung von Online-Tools und Websites, die dabei helfen, Informationen zu
überprüfen und Fake News und Co. zu erkennen.

Mimikama

Deckt Internetbetrug und Falschmeldungen auf. Meldungen können zur


Überprüfung an den Verein geschickt werden.

Von: Wiener Verein zur Aufklärung über Internetmissbrauch

Hoaxsearch

Suchmaschine für Fakes im Internet. Hier kann nach kursierenden Falsch-


meldungen im deutschsprachigen Raum gesucht werden.

Von: Wiener Verein zur Aufklärung über Internetmissbrauch

Saferinternet.at

Tipps, Infos, Workshops zum richtigen Umgang mit digitalen Medien.


Checkliste, um Online-Quellen richtig zu beurteilen

Von: Österreichisches Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT)

APA-Faktencheck

Behauptungen und aktuelle Themen werden überprüft und die Ergebnisse


der Recherchen sind nachverfolgbar.

Von: Die APA – Austria Presse Agentur

SWR – Fakefinder

Online-Spiel, um Falschnachrichten zu erkennen. Recherchematerial und


Linktipps zum Thema Fake News und Hoaxes

Von: Redaktion des Südwestrundfunks (SWR)

Hoaxmap.org

Listet Gerüchte, die gerade im Umlauf sind auf. Falschmeldungen werden


auf einer virtuellen Landkarte dargestellt

Von: Karolin Schwarz, Lutz Helm


Youtube Dataviewer

Suchmaschine zur Quellenüberprüfung von Videos, die auf Youtube hoch-


geladen wurden.

Von: Amnesty International

Get Bad News

Online-Spiel für alle ab 15 Jahren, um die Auswirkungen von Fake News


und Co. zu verstehen.

Von: Verein DROG (NL)

CORRECTIV

Spendenfinanziertes Recherchezentrum und Anlaufstelle zur Förderung


der Medienkompetenz

Von: Gemeinnützige und unabhängige Redaktion für investigativen Jour-


nalismus
Impressum
Herausgeberin:
Republik Österreich – Parlamentsdirektion – DemokratieWEBstatt (www.demokratiewebstatt.at)

Medieninhaberin:
Republik Österreich – Parlamentsdirektion
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