„ZEGG“ – Versionsunterschied

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Das '''ZEGG''' (Zentrum für Experimentelle GesellschaftsGestaltung), ist eine [[Lebensgemeinschaft]] von 80 Menschen, die in [[Belzig]], 80 km südwestlich von Berlin auf einem 15 ha großen, 1991 für 2,1 Millionen DM von der Treuhand erworbenen Gelände leben. Zu DDR-Zeiten gehörte das Gelände der Schule der [[Hauptverwaltung Aufklärung|HVA]], an der die [[Ministerium für Staatssicherheit|Stasi]] bis 1988 ihre West-Spione und deren Führungsoffiziere ausbildete.
Das '''ZEGG''' (Zentrum für Experimentelle GesellschaftsGestaltung), ist eine [[Lebensgemeinschaft]] von 80 Menschen, die in [[Belzig]], 80 km südwestlich von Berlin auf einem 15 ha großen, 1991 für 2,1 Millionen DM von der Treuhand erworbenen Gelände leben. Zu DDR-Zeiten gehörte das Gelände der Schule der [[Hauptverwaltung Aufklärung|HVA]], an der die [[Ministerium für Staatssicherheit|Stasi]] bis 1988 ihre West-Spione und deren Führungsoffiziere ausbildete.


Die Idee des ZEGG basiert in ihren Wurzeln auf den Arbeiten von [[Dieter Duhm]] und [[Sabine Lichtenfels]], die seit 1995 das Projekt [[Tamera]] in [[Portugal]] aufbauen. Duhm wurde in den [[1970er]] Jahren u.a. von [[Otto Muehl]] inspiriert, von dem gewisse Grundgedanken übernommen und erweitert wurden, er lehnte aber dessen autoritären Führungsstil ab.
Die Idee des ZEGG basiert in ihren Wurzeln auf den Arbeiten von [[Dieter Duhm]] und [[Sabine Lichtenfels]], die seit 1995 das Projekt [[Tamera]] in [[Portugal]] aufbauen. Duhm wurde in den [[1970er]] Jahren u.a. von [[Otto Muehl]] inspiriert, von dem gewisse Grundgedanken, die ihrerseits auf [[Wilhelm Reich]] zurückgingen, übernommen und erweitert wurden. Duhm hatte in in der von Muehl gegründeten Friedrichshhof-Kommune, die Teil der sogenannten Aktions-Analytischen Organisation (AAO) war, gelebt und soll dort eine führende Rolle gehabt haben. Aus Andreas Schlothauer's Buch ''Die Diktatur der freien Sexualität. AAO, Mühl-Kommune, Friedrichshof'', Wien 1992, Seite 63[http://www.agpf.de/Schlothauer-AAO-Muehl.htm#ZEGG]:

:"Die linken Intellektuellen in der AAO erhielten mehr Freiraum, um ihre Ideen zu entwickeln. Dieter Duhm und Aike Blechschmidt entwarfen gemeinsam das Konzept eines "Zentrums für experimentelle Gesellschafts-Gestaltung (ZEGG)". Die wichtigsten Ziele waren:
:::"1. Verbindung AAO mit internationaler Alternativbewegung; [...]"


Ein studentisches Kollektiv der FU Berlin unter Beteiligung von Ingo Heinemann zitiert Duhm im September 2004 folgendermaßen [http://www.agpf.de/ZEGGsismus.htm]:

::Obwohl Mitglieder des ZEGG dies gern abstreiten und sich in Windeseile von der AAO - die sich übrigens teilweise auch ZEG ("Zentrum für emotionale Gestaltung") nannte - distanzieren, läßt sich (vor allem) auf zwei Ebenen ein Zusammenhang zwischen diesen beiden Organisationen feststellen: auf der personellen und auf der inhaltlichen bzw. konzeptionellen Ebene.

::Einige der Führungsmitglieder des ZEGG wechselten mehr oder weniger direkt von der AAO in die neue Organisation über. An erster Stelle steht hier (natürlich) Dieter Duhm, Gründer und inoffizieller Kopf (und "Oberguru") des Projekts Meiga und somit auch des ZEGG. Duhm war mehrmaliger Gast im Friedrichshof und soll auch die Nummer vier auf der Rangliste des Münchener AAO-Ablegers gewesen sein. Im Friedrichshof entwickelte er 1977 auch das ZEGG-Konzept, welches einen Versuch darstellen sollte, die AAO gesellschaftsfähig zu machen, aber von Mühl abgelehnt wurde. Von 1978 bis 1983 führte Duhm in Tegernau / Schwand bei Heilbronn das Kommuneprojekt "Bauhütte" durch, über das er zu Beginn sagte:

::::''"Die Bauhütte ist bis jetzt eine komprimierte Idee, um die sich ein paar Leute geschart haben. ... Ich will gleich sagen, womit diese Idee hauptsächlich zu tun hat: mit der ehemaligen AAO, von deren Konzepten der Selbstdarstellung, der freien Sexualität und der kommunitären Lebensweise wir uns befruchten lassen ....Unser bescheidenes Ziel ist der Aufbau einer funktionierenden Alternativgemeinde von mehreren hundert Personen .... Wir nennen dieses Traumziel 'ZEGG': Zentrum für experimentelle Gesellschaftsgestaltung."''

Muehl wurde 1991 wegen Vergewaltigung Minderjähriger in sieben Fällen verurteilt. Die autoritären, vom ehemaligen Mitglied Andreas Schlothauer als sektenartig beschriebenen Strukturen der AAO sollen wesentlich dazu beigetragen haben, daß dies in solchem Umfang geschehen konnte [http://www.re-port.de/].

In späteren Stellungnahmen äußerte Duhm, daß er Muehls autoritären Führungsstil abgelehnt hatte. Timo Wendling zitiert Duhm wie folgt[http://www.timowendling.de/fl/fl2.htm]:

::Dieter Duhm, der als "Kommune-Forscher" bei seinen "Wanderjahren" durch verschiedene Gemeinschaftsprojekte in den 70er Jahren auch die AA-Kommune kennen- und schätzengelernt hat, kritisiert Otto Mühl und die AA-Kommune im nachhinein vehement, aber auch fair und aufrichtig. [ ... ]

::"In Wirklichkeit war das Projekt nicht daran gescheitert, daß es mit seiner freien Sexualität und seinem Gemeinschaftsgedanken einem unrealistischen Traum gefolgt war, sondern daran, daß es für die Verwirklichung dieses Traums die falschen Formen und Methoden gewählt hatte"


Muehls Methode der so genannten "Selbstdarstellung" als existenzieller Bühne des Einzelnen in der Gemeinschaft wurde zum "Forum" abgewandelt und weiterentwickelt. Das Konzept der "[[Freie Liebe|freien Liebe]]" wurden um ökologische [[Utopie|Utopien]] und spirituelle Gedanken erweitert.
Muehls Methode der so genannten "Selbstdarstellung" als existenzieller Bühne des Einzelnen in der Gemeinschaft wurde zum "Forum" abgewandelt und weiterentwickelt. Das Konzept der "[[Freie Liebe|freien Liebe]]" wurden um ökologische [[Utopie|Utopien]] und spirituelle Gedanken erweitert.
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Neben der Vordenker-Rolle von Lichtenfels und Duhm fällt die Verwendung von [[Psychodrama]]-ähnlichen Kommunikationsformen zwischen dem Einzelnen und der Gruppe (Forum) auf. Die vereinzelt erhobene Behauptung, die Forums-Methode habe bei manchen Menschen zu einer Psychose geführt, ist wissenschaftlich nicht gesichert. Solche Behauptungen stehen im Widerspruch zu den bestehenden Erkenntnissen zur Genese von [[Psychose]]n. Soweit bekannt, verfügen einige der
Neben der Vordenker-Rolle von Lichtenfels und Duhm fällt die Verwendung von [[Psychodrama]]-ähnlichen Kommunikationsformen zwischen dem Einzelnen und der Gruppe (Forum) auf. Die vereinzelt erhobene Behauptung, die Forums-Methode habe bei manchen Menschen zu einer Psychose geführt, ist wissenschaftlich nicht gesichert. Solche Behauptungen stehen im Widerspruch zu den bestehenden Erkenntnissen zur Genese von [[Psychose]]n. Soweit bekannt, verfügen einige der
ForumsleiterInnen über eine psychologische Ausbildung.
ForumsleiterInnen über eine psychologische Ausbildung. Das ZEGG übernimmt allerdings keine Haftung für psychische Schäden von Kursteilnehmern[http://www.agpf.de/ZEGG.htm#Vertrag].


Kritiker, insbesondere aus den Reihen der Kirchen, warfen dem ZEGG [[Sekte]]ncharakter, autoritäre Strukturen und Einschränkungen der persönlichen Freiheit der Mitglieder vor. Diese Vorwürfe wurden jedoch nicht belegt.
Kritiker, insbesondere aus den Reihen der Kirchen, warfen dem ZEGG [[Sekte]]ncharakter, autoritäre Strukturen und Einschränkungen der persönlichen Freiheit der Mitglieder vor. Diese Vorwürfe wurden jedoch nicht belegt.

Version vom 4. April 2006, 01:39 Uhr

Das ZEGG (Zentrum für Experimentelle GesellschaftsGestaltung), ist eine Lebensgemeinschaft von 80 Menschen, die in Belzig, 80 km südwestlich von Berlin auf einem 15 ha großen, 1991 für 2,1 Millionen DM von der Treuhand erworbenen Gelände leben. Zu DDR-Zeiten gehörte das Gelände der Schule der HVA, an der die Stasi bis 1988 ihre West-Spione und deren Führungsoffiziere ausbildete.

Die Idee des ZEGG basiert in ihren Wurzeln auf den Arbeiten von Dieter Duhm und Sabine Lichtenfels, die seit 1995 das Projekt Tamera in Portugal aufbauen. Duhm wurde in den 1970er Jahren u.a. von Otto Muehl inspiriert, von dem gewisse Grundgedanken, die ihrerseits auf Wilhelm Reich zurückgingen, übernommen und erweitert wurden. Duhm hatte in in der von Muehl gegründeten Friedrichshhof-Kommune, die Teil der sogenannten Aktions-Analytischen Organisation (AAO) war, gelebt und soll dort eine führende Rolle gehabt haben. Aus Andreas Schlothauer's Buch Die Diktatur der freien Sexualität. AAO, Mühl-Kommune, Friedrichshof, Wien 1992, Seite 63[1]:

"Die linken Intellektuellen in der AAO erhielten mehr Freiraum, um ihre Ideen zu entwickeln. Dieter Duhm und Aike Blechschmidt entwarfen gemeinsam das Konzept eines "Zentrums für experimentelle Gesellschafts-Gestaltung (ZEGG)". Die wichtigsten Ziele waren:
"1. Verbindung AAO mit internationaler Alternativbewegung; [...]"


Ein studentisches Kollektiv der FU Berlin unter Beteiligung von Ingo Heinemann zitiert Duhm im September 2004 folgendermaßen [2]:

Obwohl Mitglieder des ZEGG dies gern abstreiten und sich in Windeseile von der AAO - die sich übrigens teilweise auch ZEG ("Zentrum für emotionale Gestaltung") nannte - distanzieren, läßt sich (vor allem) auf zwei Ebenen ein Zusammenhang zwischen diesen beiden Organisationen feststellen: auf der personellen und auf der inhaltlichen bzw. konzeptionellen Ebene.
Einige der Führungsmitglieder des ZEGG wechselten mehr oder weniger direkt von der AAO in die neue Organisation über. An erster Stelle steht hier (natürlich) Dieter Duhm, Gründer und inoffizieller Kopf (und "Oberguru") des Projekts Meiga und somit auch des ZEGG. Duhm war mehrmaliger Gast im Friedrichshof und soll auch die Nummer vier auf der Rangliste des Münchener AAO-Ablegers gewesen sein. Im Friedrichshof entwickelte er 1977 auch das ZEGG-Konzept, welches einen Versuch darstellen sollte, die AAO gesellschaftsfähig zu machen, aber von Mühl abgelehnt wurde. Von 1978 bis 1983 führte Duhm in Tegernau / Schwand bei Heilbronn das Kommuneprojekt "Bauhütte" durch, über das er zu Beginn sagte:
"Die Bauhütte ist bis jetzt eine komprimierte Idee, um die sich ein paar Leute geschart haben. ... Ich will gleich sagen, womit diese Idee hauptsächlich zu tun hat: mit der ehemaligen AAO, von deren Konzepten der Selbstdarstellung, der freien Sexualität und der kommunitären Lebensweise wir uns befruchten lassen ....Unser bescheidenes Ziel ist der Aufbau einer funktionierenden Alternativgemeinde von mehreren hundert Personen .... Wir nennen dieses Traumziel 'ZEGG': Zentrum für experimentelle Gesellschaftsgestaltung."

Muehl wurde 1991 wegen Vergewaltigung Minderjähriger in sieben Fällen verurteilt. Die autoritären, vom ehemaligen Mitglied Andreas Schlothauer als sektenartig beschriebenen Strukturen der AAO sollen wesentlich dazu beigetragen haben, daß dies in solchem Umfang geschehen konnte [3].

In späteren Stellungnahmen äußerte Duhm, daß er Muehls autoritären Führungsstil abgelehnt hatte. Timo Wendling zitiert Duhm wie folgt[4]:

Dieter Duhm, der als "Kommune-Forscher" bei seinen "Wanderjahren" durch verschiedene Gemeinschaftsprojekte in den 70er Jahren auch die AA-Kommune kennen- und schätzengelernt hat, kritisiert Otto Mühl und die AA-Kommune im nachhinein vehement, aber auch fair und aufrichtig. [ ... ]
"In Wirklichkeit war das Projekt nicht daran gescheitert, daß es mit seiner freien Sexualität und seinem Gemeinschaftsgedanken einem unrealistischen Traum gefolgt war, sondern daran, daß es für die Verwirklichung dieses Traums die falschen Formen und Methoden gewählt hatte"

Muehls Methode der so genannten "Selbstdarstellung" als existenzieller Bühne des Einzelnen in der Gemeinschaft wurde zum "Forum" abgewandelt und weiterentwickelt. Das Konzept der "freien Liebe" wurden um ökologische Utopien und spirituelle Gedanken erweitert. So kommt es, dass ZEGG-Bewohner und -Besucher einerseits an indianischen Schwitzhüttenritualen teilnehmen oder Formen der freien Liebe praktizieren, sich andererseits aber aktiv mit den Folgen der Globalisierung auseinandersetzen und sich z.B. gegen die geplante Privatisierung der Wasserwirtschaft in der Region einsetzen. Das ZEGG ist Mitglied bei attac und im Global Ecovillage Network und versteht sich als ein Mitglied der weltweiten alternativen und ökologischen Gemeinschaftsbewegung, deren Ziel in der Entwicklung lebenswerter Alternativen zur Konsumgesellschaft besteht.

Die Mitglieder des ZEGG sagen von sich selbst: "Unser Ziel ist es, persönliche Entwicklung, den Aufbau von neuen Formen des Zusammenlebens und politisches Engagement so zusammenzubringen, dass daraus die Vision für eine andere, humane Welt wachsen kann. Ein anderes Leben ist möglich."

Das ZEGG finanziert sich größtenteils durch Seminarveranstaltungen, Camps mit politischem und kulturellem Programm mit mehreren hundert Teilnehmern sowie durch Spenden, Darlehen und Mieteinnahmen.

Neben der Vordenker-Rolle von Lichtenfels und Duhm fällt die Verwendung von Psychodrama-ähnlichen Kommunikationsformen zwischen dem Einzelnen und der Gruppe (Forum) auf. Die vereinzelt erhobene Behauptung, die Forums-Methode habe bei manchen Menschen zu einer Psychose geführt, ist wissenschaftlich nicht gesichert. Solche Behauptungen stehen im Widerspruch zu den bestehenden Erkenntnissen zur Genese von Psychosen. Soweit bekannt, verfügen einige der ForumsleiterInnen über eine psychologische Ausbildung. Das ZEGG übernimmt allerdings keine Haftung für psychische Schäden von Kursteilnehmern[5].

Kritiker, insbesondere aus den Reihen der Kirchen, warfen dem ZEGG Sektencharakter, autoritäre Strukturen und Einschränkungen der persönlichen Freiheit der Mitglieder vor. Diese Vorwürfe wurden jedoch nicht belegt.

Ein vor allem von linker Seite behauptetes heteronormes Geschlechterbild gibt es im ZEGG nicht. Obwohl der Eindruck in den Publikationen und Vorträgen auf Tagungen entstehen kann, dass Homosexuelle oder gar Transgender im Diskurs des ZEGG nicht vorkämen, werden dort auch gleichgeschlechtliche Beziehungen gelebt.

Selbstdarstellungen

Diskussion

Kritische Darstellungen

Positive Darstellungen

Berichte über Aktivitäten in der Regionalpresse

http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/list/597868/DE/?c=13744-%3B%211557212-&hits=10&archiv=all&qu=ZEGG&limit=J&typ=80%2C83%2C7%2C9&topstyle=N&query=ZEGG&search.x=29&search.y=9