Dnipro
Dnipropetrowsk | ||
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Дніпропетровськ | ||
Basisdaten | ||
Oblast: | Oblast Dnipropetrowsk | |
Rajon: | Kreisfreie Stadt | |
Höhe: | 155 m | |
Fläche: | 405 km² | |
Einwohner: | 995.816 (12.2013[1]) | |
Bevölkerungsdichte: | 2.459 Einwohner je km² | |
Postleitzahlen: | 49000-49070 | |
Vorwahl: | +380 562 | |
Geographische Lage: | 48° 28′ N, 35° 3′ O | |
KOATUU: | 1210100000 | |
Verwaltungsgliederung: | acht Stadtrajone und eine Siedlung städtischen Typs | |
Verwaltung | ||
Bürgermeister: | Iwan Kulitschenko | |
Adresse: | Karl-Marx-Prospekt 75 49070 Dnipropetrowsk | |
Website: | http://www.gorod.dp.ua/ | |
Statistische Informationen | ||
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Dnipropetrowsk (ukrainisch Дніпропетровськ [ ], russisch Днепропетровск/Dnepropetrowsk [ ] oder Dnjepropetrowsk, häufig abgekürzt als „Dnepr“, weiteres unter Geschichte des Stadtnamens) ist mit etwa einer Million Einwohnern[1] die drittgrößte Stadt der Ukraine. Sie liegt südöstlich der Hauptstadt Kiew in der zentralöstlichen Ukraine an beiden Seiten des hier aufgestauten Dnepr. Dnipropetrowsk ist das administrative Zentrum der Oblast Dnipropetrowsk und des Rajon Dnipropetrowsk.[2] Als historisches Zentrum des Gebiets Neurussland und des Gouvernement Jekaterinoslaw ist es ein bedeutendes Zentrum der südlichen Ukraine.[3]
Die Stadt ist ein wichtiger Finanz- und Industriestandort der Ukraine. Sie war eines der wichtigsten Zentren der Kernenergie-, Waffen- und Raumfahrtindustrie der Sowjetunion. Es ist der Standort von KB Juschnoje, einem großen Entwickler und Juschmasch, einem großen Hersteller von Raketen und Satelliten. Wegen der ansässigen Rüstungsindustrie wurde die Stadt geschlossen und blieb es bis in die 1990er Jahre. Die Stadt ist Sitz diverser Finanzinstitute, darunter der größten (nichtöffentlichen) ukrainischen Bank, der Privatbank.
Geografie
Lage
Durch eine uneinheitliche Definition wird die Stadt (historisch) oft zur Ost- oder Südukraine gezählt. Geografisch liegt sie aber am ehesten in der Zentralukraine, jedoch mit einer erkennbaren Tendenz in Richtung Süden und Osten.
Dnipropetrowsk liegt an beiden Ufern des durch die Stadt verlaufenden Dnepr, der im Stadtgebiet die Flüsse Samara und Oril aufnimmt. Der Dnepr fließt vom Dniprodserschynsker Stausee aus in südöstlicher Richtung durch die Stadt, ändert seinen Verlauf in Richtung Süden und fließt weiter in Richtung Saporischschja.
Das Land um die Stadt ist größtenteils flach und einfach zu besiedeln, was auch erklärt, warum es der Stadt gelungen ist, in den nur etwa 200 Jahren ihres Bestehens zur drittgrößten der Ukraine zu werden. Die meisten Wohn-, Gewerbe- und Industriegebiete sind auf dem rechten Dneprufer angesiedelt, das nicht so sumpfig ist wie das linke Ufer. Dort ist es jedoch inzwischen auch gelungen, große Flächen zu besiedeln (Stadtteile: Rajon Amur-Nischnjodniprowski, Rajon Industrialni und Teile des Rajon Samaraski).
Großstädte im Umkreis sind Saporischschja, Krywyj Rih, Dniprodserschynsk, Krementschuk, Poltawa und Pawlohrad. Die Küste des Schwarzen Meeres und des Asowschen Meeres sind etwa gleich weit entfernt.
Kiew (404 km) | Poltawa (137 km) | Charkiw (190 km) | ||
Krementschuk (147 km) | Nowomoskowsk (27 km) | |||
Kirowohrad (212 km) | Dniprodserschynsk (35 km) | Pawlohrad (75 km) | Luhansk (310 km) | |
Krywyj Rih (140 km) | Saporischschja (65 km) | Donezk (200 km) | ||
Odessa (396 km) | Mykolajiw (285 km) |
* Entfernungsangaben beziehen sich auf die Entfernung (Luftlinie) bis zum Ortszentrum.
Agglomeration Dnipropetrowsk
In der Agglomeration Dnipropetrowsk leben etwa 1,68 Millionen Menschen. Sie ist nach der Agglomeration Kiew die zweitgrößte der Zentralukraine und nach den Agglomerationen Kiew, Charkow und Donezk die viertgrößte der Ukraine. Zur Agglomeration gehören die Rajone Dnipropetrowsk, Mahdalyniwka, Nowomoskowsk, Synelnykowe, Solone, Krynytschky und Petrykiwka sowie die kreisfreien Städte Dniprodserschynsk, Werchnjodniprowsk, Wilnohirsk und Synelnykowe.
Geologie
Die Stadt liegt in der Osteuropäischen Ebene im Südosten des ukrainischen Schildes am Übergang zum Prypjat-Dnepr-Donezk-Graben.
Der kristalline Untergrund besteht hauptsächlich aus Granit und Migmatit des mittleren Archaikum, darunter befinden sich Schichten von Biotitgneis und Amphibolit. [3]
Der Stadtkern mit der Dnipropetrowsker Altstadt befindet sich im rechtsufrigen Teil der Stadt, welcher teilweise auf dem Dneprhochland liegt, während die linksufrigen Stadtteile im Dneprtiefland liegen. Eine Anhöhe im Rajon Samarski, die ein Teil des Asowschen Hochland ist, bewirkt eine Änderung der Fließrichtung des Dnepr nach Süden.
Im Stadtgebiet befinden sich mehrere Inseln und Halbinseln, die erwähnenswerteste ist die Klosterinsel.[4] Zwischen dem rechten Dneprufer und der Klosterinsel befindet sich der Bischof-Kanal, ein 1850 Meter langer Seitenarm des Dnepr.[5] Darüber hinaus befinden sich die Dneprinseln Grüne Insel (ukrainisch зелений острів), die Schewski-Insel (ukrainisch острів Шевський), die Olexijiwski-Insel (ukrainisch Олексіївський острів) sowie die Halbinseln Kosa (ukrainisch Коса) und Feinberg (ukrainisch Півострів Файнберга) im Stadtgebiet.
Klima
Dnipropetrowsk | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Dnipropetrowsk
Quelle: [6]
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Das Klima ist nach der Köppen-Geiger-Klimaklassifikation kontinental (boreal)-warmgemäßigt und vollfeucht. Seltener herrscht ein semiarides Steppenklima. Somit ähnelt das Klima jenen von beispielsweise Warschau oder Boston, ist jedoch deutlich trockener als diese. In der Nähe des Dnepr steigt die Luftfeuchtigkeit an. Das Klima ist im Sommer sehr warm mit vielen Sonnenstunden (Tageshöchsttemperaturen durchschnittlich um 25 °C) und gemäßigt-kalt im Winter (−3 bis −4 °C im Januar). Die höchste je gemessene Temperatur (von 40,1 °C) wurde 1930 und die kälteste (von -38.2 °C) 1940 registriert. Die Durchschnittstemperatur stieg während des letzten Jahrhunderts um 1,0 °C.[3]
Die frostfreie Saison variiert zwischen 114 und 160 Tagen im Jahr. Mit Regen muss am seltensten zwischen Oktober und März und am häufigsten im Juni und Juli gerechnet werden,[3] wobei es zu sehr heftigen Regenfällen kommen kann.
Geschichte
Von der Antike bis zur frühen Neuzeit
Eine erste Besiedlung des Gebiets um Dnipropetrowsk fand schon im Paläolithikum statt. Es folgten viele verschiedene Kulturen, unter anderem die Tripolje-Kultur, die Kurgankultur, die Jamnaja-Kultur, die Skythen und die Sarmaten.
Im Zuge der Völkerwanderung zogen hier auch Proto-Bulgaren durch, bevor das Gebiet um die Stadt um 750 zum jüdischen Chasarenreich und zum Handelsnetz der Radhaniten gehörte. Um 900 n. Chr. kamen die dem Chasarenreich tributpflichtigen Magyaren in das Gebiet, womit das Gebiet um Dnepr und Samara ein möglicher Kandidat für Etelköz ist. Aufgrund des Drucks der Petschenegen und der mit ihnen verbündeten Bulgaren unter Zar Simeon I. zogen die Magyaren in das Pannonische Becken weiter.
Etwa vom 8. bis zum 11. Jahrhundert verlief durch das heutige Stadtgebiet über den Dnepr der Handelsweg zwischen Skandinavien und Byzanz, einer der wichtigsten Handelswege Osteuropas.[7]
Nach der Auflösung der Goldenen Horde wurde das Gebiet um Dnipropetrowsk im 15. und 16. Jahrhundert von den aus Polen-Litauen geflohenen Ruthenen besiedelt, die freie Kosakengemeinschaften gründeten und mit der Zeit einen Staat bildeten (siehe auch Saporoger Kosaken). Die Kosaken kämpften gegen die polnische Herrschaft und wehrten sich gegen die häufigen Überfälle des tatarischen Krimkhanats. Um gegen die Kosaken aufzutreten und ansässige Bauern davon abzuhalten, sich den Kosaken anzuschließen, errichteten die Polen 1635 etwa 10 km südlich der heutigen Stadt die Festung Kodak. Noch im Jahr der Errichtung wurde sie von Kosaken unter Iwan Sulyma eingenommen und niedergebrannt. 1639 wurde die Festung von den Polen in doppelter Größe wiedererrichtet. In ihrem Schutz siedelten sich immer mehr Menschen in der entstehenden Stadt Stari Kodaki an, anstatt sich den Saporoger Kosaken anzuschließen. Im Zuge des Chmelnyzkyj-Aufstandes wurde die Festung 1648 sieben Monate belagert und sie ergab sich daraufhin den Kosakentruppen. Sie wurde aufgrund des Friedensvertrages vom Pruth 1711 von den Russen geschleift. Die Siedlung Stari Kodaki gilt als Vorgängerin der Stadt Dnipropetrowsk, weil sie als erste befestigte und dauerhafte Siedlung in der Umgebung von Dnipropetrowsk angesehen wird.[8]
Jekaterinoslaw
Nach dem Russisch-Osmanischen Krieg von 1768 bis 1774, als der Einfluss des Osmanischen Reiches nördlich des Schwarzen Meeres beseitigt war, wurde im Zuge des sogenannten griechischen Plans der Kaiserin Katharina der Großen ein umfassendes Erschließungsprogramm für die neueroberten südlichen Gebiete angelegt. Unter der Leitung des Fürsten Grigori Potjomkin wurde das Gouvernement Neurussland geschaffen, dessen Hauptstadt das 1776 gegründete Jekaterinoslaw wurde.[9] Die Lage der Stadt auf dem Gebiet des heutigen Pidhorodne am Zusammenfluss von Samara und Kiltschen (ukrainisch Кільче’нь) war jedoch unvorteilhaft, da aufsteigendes Quellwasser die Stadt regelmäßig in einen Sumpf verwandelte. Deshalb wurde die Stadt 1783 an der heutigen Stelle neu gegründet.[10] 1805 hatte sie 2634 Einwohner (davon 376 Juden).[11] Von 1802 bis 1925 war sie Hauptstadt des Gouvernements Jekaterinoslaw. Im 19. Jahrhundert nahmen im Zusammenhang mit dem Bau der Eisenbahnstrecke von Zentralrussland auf die Krim Bevölkerungszahl und Industrie schnell zu.
Revolutionszeit
Im November 1917, nach der Februarrevolution, gehörte die Stadt wie das gesamte Gouvernement Jekaterinoslaw zur Ukrainischen Volksrepublik. Jedoch marschierten schon am 9. Januar 1918 Einheiten der Bolschewiki ein und nahmen die Stadt ein. Sie wurde von den Bolschewiki bis zum April 1918 der roten Republik Donezk-Krywyj Rih angegliedert. Ab April 1918 gehörte die Stadt zur deutschen Besatzungszone. Die Zentralna Rada wurde aufgelöst und Pawlo Skoropadskyj als Hetman des Marionettenstaates Ukrainischer Staat eingesetzt.
Vom Januar 1919 bis zum 29. Juni 1919 gehörte die Stadt zur roten Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik und anschließend zum von der Weißen Bewegung kontrollierten Gebiet des Weißen Südrusslands (russisch бе́лый Юг Росси́и).
Die Stadt erlebte während der Jahre des Russischen Bürgerkrieges keine Schlachten oder Zerstörungen. Sie wurde zweimal von Soldaten der Machnowschtschina eingenommen, vom 27. bis 31. Dezember 1918 und vom 9. November bis 9. Dezember 1919. 1918 wurden die vereinigten Streitkräfte der Ukrainischen Volksrepublik und des Ukrainischen Staates, die sogenannten Petljurowzi (russisch петлюровцы) vertrieben. Während der Zugehörigkeit zur Ukrainischen Volksrepublik beziehungsweise zum ukrainischen Staat wurde die Nationale Universität Dnipropetrowsk gegründet und die Stadt in Sitscheslaw umbenannt, dieser Name galt jedoch nie offiziell und hatte nur ein Jahr Bestand.
1919 war Dnipropetrowsk (wieder Jekaterinoslaw genannt) Hauptstadt der Machnowschtschina, nachdem Einheiten der Weißen Armee vertrieben worden waren. Anschließend wurde die Stadt am 30. Dezember 1919 von der Roten Armee erobert, die im Bürgerkrieg endgültig siegte.
Die Stadt in der Sowjetzeit
Während des Holodomor im Jahre 1933 verhungerten mehrere Millionen Menschen in der Ukraine. In dieser Zeit stellte die Geheimpolizei GPU viele Fälle von Kannibalismus fest. Etwa sieben Prozent aller Strafverfahren aufgrund von Kannibalismus, der mit mindestens zehn Jahren oder der Todesstrafe geahndet wurde, hatten ihren Ursprung in der Oblast Dnipropetrowsk.[12]
Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Stadt enorme Zerstörungen. Im September 1941 sprengten Soldaten der Roten Armee auf dem Rückzug vor Truppen der Wehrmacht eine 200 Meter lange Bresche in die Staumauer und der 65 km lange Stausee lief leer. Die Deutschen ließen die Staumauer wiederaufbauen; Ende 1942 war sie fertig. Im Oktober 1943 mussten sie sich zurückziehen (siehe Schlacht am Dnepr) und bombardierten die Staumauer aus der Luft. 1944 bis 1950 wurde der Staudamm wiederaufgebaut.
Es kam zu einem Massenmord an jüdischen Einwohnern durch deutsche Besatzer. An den Massenerschießungen war der SS-Führer Friedrich Jeckeln maßgeblich beteiligt. Dabei wurden am 13. Oktober 1941 11.000 Juden ermordet.[13] Als im Herbst 1941 eine Hungersnot in der Stadt nicht mehr zu übersehen war, untersagte (so die „Ereignismeldung UdSSR“ Nr. 135 der SS-Einsatzgruppe C vom 19. November 1941) der NS-Staatssekretär für Ernährung und Landwirtschaft Herbert Backe die Einführung von Lebensmittelkarten, da diese „Rechtsansprüche auf Belieferung darstellten“.[14]
In der Stadt gab es die beiden Kriegsgefangenenlager 417 und 460 (ab 1949) für deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs.[15] Schwer Erkrankte wurden im Kriegsgefangenenhospital 5905 versorgt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zum Wiederaufbau, zur weiteren Industrialisierung und zu einem schnellen Bevölkerungswachstum, das Dnipropetrowsk in den 1980er Jahren zu einer Millionenstadt werden ließ.
Unabhängige Ukraine seit 1991
Im Jahr 2007 kam es in der Stadt zu einer Mordserie, deren Täter als Dnepropetrovsk Maniacs bezeichnet werden. Dabei wurden 21 Menschen, überwiegend Wehrlose und Obdachlose, umgebracht. Bei den Tätern, die 2008 festgenommen werden konnten, handelte es sich um drei Männer im Alter zwischen 19 und 26 Jahren, die sich bei ihren Verbrechen filmten. Sie kamen aus gutem Hause und begründeten ihre Taten damit, dass sie den „Kick“ des Tötens fühlen und im späteren Leben Erinnerungen an ihre Jugend haben wollten.[16]
Am 13. Oktober 2007 gab es in einem Wohnhaus im Stadtrajon Schowtnewe, das von den Einwohnern Китайская стена (Transkription Kitaiskaja Stena, zu deutsch „Chinesische Mauer“) genannt wird, eine Gasexplosion, bei der 22 Menschen starben.[17][18]
Kurz vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft 2012, die auch in der Ukraine stattfand, sorgten mehrere Bombenanschläge, die am 27. April 2012 fast zeitgleich an belebten Stellen der Stadt verübt und bei denen mindestens 29 Menschen verletzt wurden, für ein internationales Presseecho.[19] Es hat bisher keine Bekennervideos oder sonstige Mitteilungen von Seiten der Täter gegeben, sodass nicht gesagt werden kann, in welchem Zusammenhang dieser Anschlag verübt wurde.
Dnipropetrowsk gehört zu den Städten, in welche die OSZE am 21. März 2014 Beobachter entsandte.[20] In den Tagen und Wochen zuvor war es in Dnipropetrowsk, unter anderem am 1. März 2014, zu prorussischen Protesten mit 1000–3000 Teilnehmern gekommen[21], bei denen Demonstranten ein Referendum nach dem Vorbild der Krim gefordert hatten.[22] Am 2. März 2014 fand eine proukrainische Gegendemonstration mit etwa 10.000 Teilnehmern statt.[23]
Geschichte des Stadtnamens
Im Zuge der bewegten Geschichte der Stadt wurde auch ihr Name des Öfteren verändert.[24] Ein englischer Spitzname lautet „Rocket City“,[25] zu deutsch „Raketenstadt“,[26] weil dort das Konstruktionsbüro KB Juschnoje seinen Sitz hat und unter anderem auch die Dnepr-Raketen gebaut wurden. Die meisten Einheimischen nennen die Stadt kurz „Dnepr“ (russisch und ukrainisch Днепр), dies verstehen aber auch die meisten nicht einheimischen Personen. Es gibt immer wieder Bestrebungen, den Namen der Stadt zu ändern, wobei sowohl „Sitscheslaw“ als auch „Jekaterinoslaw“ vorgeschlagen werden.[27]
Zeitlinie der Namensänderungen
- Jekaterinoslaw 1776–1797
- Noworossisk 1797–1802
- Jekaterinoslaw 1802–1917
- Sitscheslaw 1917–1918[28] (nicht offiziell)[24]
- Jekaterinoslaw 1918–1926
- Krasnodniprowsk 1926 (geplant; nicht offiziell)[24]
- Dnepropetrowsk/Dnipropetrowsk 1926–heute
Bedeutung
- Jekaterinoslaw (russisch: Екатеринослав) – bedeutet soviel wie „Zu Ehren Katharinas“.
- Noworossisk (russisch: Новороссийск) – bedeutet nicht „Neurussland“, sondern „Neurussische Siedlung/Neurussische Stadt“ (möglicherweise als Diminutiv).
- Sitscheslaw (russisch: Сичеслав) – bedeutet in etwa „Zu Ehren der Sitsch“.
- Krasnodniprowsk (ukrainisch: Краснодніпровськ, russisch: Красноднепровск) – etwa „Rotdniprowsk“, eine Zusammensetzung der Farbe Rot als Symbol für den Kommunismus und die Sowjetunion und Dnepr.
- Dnipropetrowsk (ukrainisch: Дніпропетровськ [ ], russisch: Днепропетровск/Dnepropetrowsk [ ]) ist der Name, den die Stadt 1926 in der Sowjetunion erhielt, eine Zusammensetzung aus Dnepr und dem Namen eines der bekanntesten ukrainischstämmigen Revolutionäre, damals Vorsitzender des Obersten Sowjets der Ukrainischen SSR, Grigori Iwanowitsch Petrowski (russisch: Григорий Иванович Петровский, ukrainisch: Григорій Іванович Петровський).
Politik
Bürgermeister und Stadtrat
Amtierender Bürgermeister ist der 1999 nach dem Abgang seines Vorgängers als Übergangsbürgermeister eingesetzte Iwan Kulitschenko, er wurde in den Bürgermeisterwahlen von 2000, 2002, 2006 und 2010 bestätigt.
Die Stadt besitzt neben einem Bürgermeister einen alle vier Jahre gewählten Stadtrat (ukrainisch: Дніпропетровська міська рада) als Organ der kommunalen Selbstverwaltung. Ihm gehören 119 Stadträte und der Bürgermeister als Vorsitzender des Stadtrates an. Nach den Kommunalwahlen 2010 sind Blok Juliji Tymoschenko, Block Unsere Ukraine – Nationale Selbstverteidigung und Witsche (ukrainisch: Партія «Віче») nicht mehr im Stadtrat vertreten.
An der Wahl 2010 beteiligten sich 300.167 Personen, davon stimmten 31.188 gegen alle zur Wahl stehenden Parteien und 9.397 Stimmen waren ungültig.[29] Der Stadtrat setzt sich nach den Wahlen vom 31. Oktober 2010 wie folgt zusammen:[29][30]
Partei | ukrainisch | Sitze | ggü. 2006* | Stimmenanteil | ggü. 2006* |
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Partei der Regionen | Партія регіонів | 78 | +26 | 65 % | +21,6 |
Starke Ukraine | Сильна Україна | 13 | — | 10,8 % | — |
Front für Veränderung | Фронт Змін | 8 | — | 6,7 % | — |
Allukrainische Vereinigung „Vaterland“ | Всеукраїнське об'єднання «Батьківщина» | 8 | – | 6,7 % | – |
Kommunistische Partei der Ukraine | Комуністична партія України | 6 | −1 | 5 % | −0,83 |
Ukraine der Zukunft | Україна майбутнього | 4 | — | 3,3 % | — |
Volkspartei | Народна партія | 3 | — | 2,5 % | — |
* unbestätigt
Wappen
Das Wappen der Stadt Dnipropetrowsk wurde am 6. September 2001 durch Beschluss des Dnipropetrowsker Stadtrates offiziell angenommen.[31][32][33][34]
Kleines Stadtwappen
- Blasonierung
- Auf blauem spanischen Schild ein silberner Säbel, die Spitze zeigt nach oben rechts, und gekreuzter Pfeil, darüber drei silberne siebenzackige Sterne in V-Form.
- Beschreibung
- Das Wappen basiert zu großen Teilen auf dem der polnischen und später kosakische Festung Kodak von 1770. Dazu gehören der durch einen Säbel gekreuzte Pfeil und der siebenzackige Stern. Es enthält jedoch weder das galoppierende Pferd noch den Halbmond, die Krone oder die Initialen „K.P.P.P.“, die auf dem Wappen Kodaks zu finden sind.[33] Die drei Sterne haben verschiedene Bedeutungen, unter anderem als Vereinigung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und auch als die in drei Teile gespaltene Stadt. Sie können auch für die beiden Schlüsselindustrien der Stadt, Metallurgie spwie Weltraum- und Raketenindustrie, gelten. Auf die Metallurgie bezogen werden sie als Tropfen, wie sie beim Gießen entstehen, gedeutet. Außerdem bilden die drei Sterne ein V, das als victoria (lateinisch für Sieg) gedeutet werden kann.[34] Drei und sieben sind auch auf Grund religiöser Zahlensymbolik verbreitete Zahlen für Wappenelemente. Das Säbel und der Pfeil, der in der Heraldik für die Attribute Wachsamkeit, Bereitschaft zum Kampf und Zielstrebigkeit steht und die Sterne sind vollständig silbern (weiß als Druckfarbe). Die Schildfarbe blau geht auf das Wappen Jekaterinoslaws vom 2. August 1811 zurück. Es symbolisiert den Dnepr und ist eine der Landesfarben der Ukraine.[34]
Großes Stadtwappen
Das Große Stadtwappen ruht, zusätzlich zur Beschreibung des kleinen Stadtwappens, auf einem Postament aus Getreide, darunter ist meist noch als Wahlspruch der Name der Stadt abgebildet. Den oberen Schildrand ziert eine dreizinnige goldene Mauerkrone.[34]
Historische Wappen
Wappen | Einführung | Kommentar | Blasonierung |
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1770 | Wappen der Festung Kodak von 1770 | Ein von links kommendes galoppierendes Pferd auf einer Wiese, darüber ein Säbel, die Spitze zeigt nach oben links, und ein gekreuzter Pfeil, darum die Initialen „K. P. P. P.“, unterbrochen von einem siebenzackigen Stern, einer Krone und einem Halbmond. | |
Erste Entwürfe für das Wappen Jekaterinoslaws | |||
2. August 1811 | Wappen von Jekaterinoslaw | Auf blauem französischen Schild ein von neun siebenzackigen konzentrisch ausgerichteten Sternen umfasstes stilisiertes Е (russ. Je) das eine römische Zwei umfasst, links davon die Zahl „17“, rechts „87“. Die Rangkrone über dem Wappenschild ist die russische Zarenkrone. | |
Wappen während der Sowjetzeit | Auf rotem französischem Schild ein gelber Schmelztiegel mit Halterung, daneben links und rechts drei Streifen, darunter drei grüne Hügel über blauem Wasser mit weißen Wellen. Über dem Schild eine fünfzinnige Mauerkrone mit der Aufschrift „Dnipropetrowsk“. |
Stadtgliederung
Verwaltungstechnisch ist die Stadt in die Siedlung städtischen Typs Awiatorske und acht Stadtrajone (Rajon Amur-Nischnjodnipro, Rajon Babuschkin, Rajon Schowtnewe, Rajon Industrial, Rajon Kirow, Rajon Krasnohwardijske, Rajon Lenin, Rajon Samara) unterteilt.
Diplomatische Vertretungen
In der Stadt befinden sich eine Zweigstelle der Botschaft des Staates Israel.[35][36], die Honorarkonsulate der Republik Litauen[37] und der Tschechischen Republik[35][38] sowie sieben Visa-Servicestellen für die Länder Litauen, Polen, Griechenland, Ungarn, Italien und Bulgarien.
Partnerstädte
Dnipropetrowsk ist Partnerstadt von:
- Samara im Förderationskreis Wolga, Russland seit dem 25. Mai 1993.[39][40]
- Herzliya im Bezirk Tel Aviv, Israel seit dem 3. August 1993.[41]
- Kutaissi in der Region Imeretien, Georgien seit dem 24. Februar 1994 (bekräftigt und intensiviert im September 2007).[42][43]
- Xi'an in der Provinz Shaanxi, China seit dem 8. Mai 1995.[44][45]
- Taschkent, Usbekistan seit Mai 1998.[46][47]
- Vilnius, Litauen seit dem 29. September 1998.[48][49]
- Region Durham in der Provinz Ontario, Kanada seit dem 6. Mai 2000.[50][51]
- Wałbrzych in der Woiwodschaft Niederschlesien, Polen seit dem 4. Juni 2001.
- Žilina im Žilinský kraj, Slowakei seit dem 13. Februar 2003.[52][53][54]
- Thessaloniki in der Region Zentralmakedonien, Griechenland seit dem 18. April 2003.[55][56]
- Dalian in der Provinz Liaoning, China seit dem 24. Februar 2007.[57][58]
- Krasnojarsk in der Region Krasnojarsk, Russland seit Mai 2007.[59][60]
- Bern im Kanton Bern, Schweiz seit dem 21. Februar 2008.[61][62]
- Stettin in der Woiwodschaft Westpommern, Polen seit dem 28. Mai 2010.[63][64][65]
- Ulan-Ude in der Republik Burjatien, Russland seit dem 26. September 2011.[66][67][68]
- Szolnok im Komitat Jász-Nagykun-Szolnok, Ungarn seit dem 28. April 2013.[69][70]
- Lexington im Bundesstaat Massachusetts, USA
- Ploiești im Historischen Gebiet Große Walachei und der Planungsregion Südost, Rumänien
- Gəncə (auch Gandscha) in Aserbaidschan[71]
Bevölkerung
Es liegen folgende Angaben vor:
Quellen: 1782:[10] 1825–1862:[72] 1897:[73][74] 1923–1939:[74] 1943:[75] 1959:[74][76] 1970:[77][74] 1979:[74][78] 1989:[79][74][80] 2001:[81][80] 2006:[80] 2010:[82] 2015:[1]
Fett: Offizielle Volkszählungen
Die Bevölkerung setzt sich wie folgt zusammen (Stand 2008): Ukrainer (79,3 %), Russen (17,6 %), Sonstige, beispielsweise Weißrussen, Juden, Armenier und Aserbaidschaner (3,1 %).
Religion
Die meisten Einwohner sind orthodoxe Christen. Sehr viele jüdische Einwohner sind inzwischen in den Westen oder nach Israel ausgewandert, aber eine erhebliche Zahl prägt, wie bereits zur Sowjetzeit die Kultur und Wirtschaft der Stadt. Daneben lebt in der Stadt auch eine muslimische Minderheit, überwiegend Krim-Tataren.
Bis zum Holocaust war Jekaterinoslaw ein Zentrum jüdischen Lebens in Russland beziehungsweise der Sowjetunion (siehe Schtetl). Bei der ersten russischen Volkszählung von 1897 wurde eine Einwohnerzahl von 112.839 ermittelt. Der jüdische Bevölkerungsanteil betrug 35,8 %, neben 41,8 % Russen und 15,8 % Ukrainern.[83] Darunter befanden sich auch einige reiche und einflussreiche Personen, aber die meisten dürften Ladenbesitzer, Handwerker und (Hafen-)Arbeiter gewesen sein. Die Stadt galt als eine der am besten organisierten jüdischen Gemeinden Osteuropas und Russlands und unterhielt sowohl humanitäre als auch Bildungseinrichtungen darunter sogar eine kleine Jeschiwa. Es gab auch eine kleine karäische Gemeinde, welche auch ein Gebetshaus unterhielt.[84] Heute beheimatet die Stadt mit dem Menorah Center, das die städtische Golden Rosen-Synagoge umgibt, das größte jüdische Kulturzentrum der Welt.[85][86]
Dnipropetrowsk gehörte bis zum Jahr 2002 zum römisch-katholischen Bistum Kiew-Schytomyr, von dem es abgespaltet wurde. Heute gehört es zum neu gebildeten Bistum Charkiw-Saporischschja. Das zuständige Erzbistum ist Lemberg. Die Stadt gehört zum ukrainisch-griechisch-katholischen Erzbischöflichem Exarchat Donezk.
Sprache
90 % der Einwohner sprechen Russisch als Alltagssprache. Ukrainisch wird von 40 % der Bewohner fließend beherrscht. Von den restlichen 60 % wird Ukrainisch von der einen Hälfte sehr gut und von der anderen sehr schlecht gesprochen. Staatliche Dokumente werden in ukrainischer Sprache herausgegeben. Auch die meisten Schilder und Wegweiser sind ukrainisch geschrieben. Die Medien sind gemischt russisch und ukrainisch. Das Phänomen, dass sich Gesprächspartner in unterschiedlichen Sprachen (Russisch und Ukrainisch) unterhalten, ist ebenso verbreitet wie beispielsweise das Benutzen des Russischen zu Hause und des Ukrainischen bei der Arbeit.[87]
Bildung
Dnipropetrowsk ist Universitätsstadt (siehe Universitäten in der Ukraine) und Hochschulstandort. Unter anderem befindet sich hier die Nationale Bergbauuniversität der Ukraine, an der auch das Ukrainisch-Deutsche Kultur- und Sprachlernzentrum (Goethe-Institut) beheimatet ist.[88] Weitere Kulturinstitute sind die französische Alliance française,[89] das chinesische Konfuzius-Institut[90] und die russische Stiftung Russki Mir mit verschiedenen Kooperationen und Partnern.[91]
Persönlichkeiten
In der Stadt Dnipropetrowsk geborene Persönlichkeiten sind neben anderen der Wissenschaftler Alexander Iljitsch Brodski, Pionier bei der Herstellung des Schweren Wassers. Der Astronom und Astrophysiker Boris Alexandrowitsch Woronzow-Weljaminow entdeckte die Lichtabsorption durch interstellaren Staub. Der Physiker Edward Ginzton erlangte Bekanntheit durch seine Arbeit an Teilchenbeschleunigern und Klystronen, während Isaak Markowitsch Chalatnikow Singularitäten in der Allgemeinen Relativitätstheorie nachgeht und dafür verschiedene Wissenschaftspreise erhielt. Der Logiker Moses Schönfinkel entwarf die Kombinatorische Logik und veröffentlichte das Entscheidungsproblem, während der Informatiker Leonid Levin sich unter anderem mit der NP-Vollständigkeit beschäftigte und später einen Lehrstuhl an der Boston University bekleidete. Zu politisch aktiven, in Dnipropetrowsk geborenen Persönlichkeiten gehören Grigori Naumowitsch Kaminski, der unter anderem von 1920 bis 1921 Erster Sekretär der Aserbaidschanischen Kommunistischen Partei und von 1936 bis 1937 Gesundheitsminister der Sowjetunion war, der Ex-KGB Chef Wiktor Michailowitsch Tschebrikow, sowie die zweifache Ministerpräsidentin der Ukraine Julija Tymoschenko. Aus dem Bereich des Sport und der Kunst sind zu nennen der deutsche Fußballprofi Roman Neustädter vom Schalke 04, der Violinvirtuose Leonid Borissowitsch Kogan, sowie der Maler, Zeichner, Lithograf und Forschungsreisende Ludwig Choris und der ukrainisch-sowjetische Schriftsteller, Literaturkritiker und Sozialaktivist Oles Hontschar. Der amtierende Gouverneur der Oblast Dnipropetrowsk, Unternehmer, Sportfunktionär, Mäzen und Mitgründer/-inhaber der PrivatBank, Ihor Kolomojskyj, gehört zu den reichsten Ukrainern.
Zu den Personen, die zwar nicht in der Stadt geboren, aber durch ihr Leben, ihre Arbeit und ihr Wirken eng mit Dnipropetrowsk verbunden sind, zählen u. a. Katharina die Große, durch deren Eroberung von Neurussland der Bau der Stadt erst möglich wurde, und der von ihr eingesetzte Generalleutnant Grigori Alexandrowitsch Potjomkin. Ferner war der Parteichef der Kommunistischen Partei der Sowjetunion von 1964 bis 1982, Staatschef und vierfache Held der Sowjetunion Leonid Iljitsch Breschnew Parteisekretär im Gebietskomitee von Dnipropetrowsk und wurde in der Oblast Dnipropetrowsk geboren. Der russische Nationaldichter und Begründer der modernen russischen Literatur Alexander Sergejewitsch Puschkin wurde aufgrund seiner politischen Ansichten in das damalige Jekaterinoslaw verbannt. Witold Fokin studierte am Bergbauinstitut in Dnipropetrowsk und wurde später Ministerpräsident der Ukraine. Hennadij Boholjubow absolvierte in Dnipropetrowsk ein Studium zum Bauingenieur und gründete mit Ihor Kolomojskyj eine der ersten privaten Kommerzbanken, die PrivatBank, die inzwischen das größte Finanzinstitut der Ukraine ist. Er gilt heute als einer der reichsten Oligarchen des Landes.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Die Stadt hat viele Kulturgebäude wie Theater, Schauspielhäuser und Tanzbühnen für klassisches Ballett, Volkstänze (russische und ukrainische Tänze, zu denen der Hopak und der Kasatschok gehören). Viele Straßenmusikanten spielen die landestypische Musik und tanzen oft auch dazu.
Im Stadtzentrum befindet sich der Gebäudekomplex Most-City Center, der aufgrund seines großen Angebots (Indoor Eisbahn, Multiplex-Kino, Bowlingzentrum, Casino, Billardsaal und etliche Restaurants und Cafés) als beliebter Treffpunkt und Erholungszentrum gilt.
Bauwerke
Straßen und Plätze
Die Hauptverkehrsstraße der Stadt ist der Karl-Marx-Prospekt. Er wurde im 18. Jahrhundert angelegt, erhielt in der Sowjetzeit den heutigen Namen und prägt mit seinen Häusern das Stadtbild. An seinem südlichen Ende befindet sich der bedeutendste Platz der Stadt, der Oktoberplatz, der mit seiner Fläche von 120.000 m² einer der größten Plätze Europas ist und im Sommer als Naherholungsort sehr beliebt ist. Mit der Uferpromenade Dnipropetrowsk besitzt die Stadt die mit 23 km längste Uferpromenade Europas.
Hochhäuser
In Dnipropetrowsk steht der preisgekrönte Wohnkomplex Tower, der mit 123 Metern Höhe höchste Wolkenkratzer der Ukraine außerhalb Kiews. Bei seiner Fertigstellung im Jahr 2005 war es der höchste Wolkenkratzer der gesamten Ukraine.
Sakrale Bauwerke
Neben der Verklärungskathedrale gehört die Goldene-Rosen-Synagoge und die seit 1982 in ein Konzerthaus umgewandelte Sankt-Michaels-Kirche zu den bedeutenden Sakralbauwerken der Stadt.
Museen
Das Raketenmuseum, auch „Nationalzentrum für Raumfahrt“ genannt, mit dem Orion-Kino zeigt verschiedene Satelliten und Trägerraketen, die hier gebaut wurden.
Das am Oktoberplatz gelegene Historische Museum Dnipropetrowsk, benannt nach D. I. Jawornizkogo (ukrainisch Дніпропетровський історичний музей імені Дмитра Яворницького), ist eines der größten Museen der Ukraine und besitzt mit dem Diorama zur Schlacht am Dnepr das mit 900 m² größte Diorama der Ukraine und eines der größten der Welt.[92]
2012 wurde das Museum zur Jüdischen Geschichte und zum Holocaust in der Ukraine im Menorah Center eröffnet.[93][85]
Theater und Philharmonien
Die Stadt besitzt 19 Theater und Konzerthäuser.[94] Dazu gehört auch das zum Architekturdenkmal von nationaler Bedeutung[95] erklärte Haus der Orgel- und Kammermusik (ukrainisch будинок органної і камерної музики) im Gebäude der 1915 erbauten St.-Nikolai-Kirche. Sie besitzt eine 1987 integrierte zwölf Tonnen schwere von Wilhelm Sauer gebaute Orgel mit der Registernummer 30.[96][97]
Architekturdenkmäler von nationaler Bedeutung
In der Stadt befinden sich 21 sogenannte Architekturdenkmäler von nationaler Bedeutung,[98] darunter der Studentenpalast (ehemals Potemkinscher Palast),[99] der schon dem Gouverneur Neurusslands Grigori Alexandrowitsch Potjomkin im späten 18. Jahrhundert als Domizil diente und somit eines der ersten Gebäude der Stadt ist. Im Stadtzentrum auf dem Oktoberplatz befindet sich die 1835 erbaute Verklärungskathedrale.[100] Dort ist auch das Historische Museum beheimatet.[101] Gegenüber dem Oktoberplatz und dem Historischen Museum steht das Hauptgebäude der Nationalen Bergbauuniversität der Ukraine.[102] In der Nähe der Stadt befindet sich die 1635 errichtete polnische Festung Kodak.[103] Auch die 1915 erbaute Sankt-Michaels-Kirche, seit 1982 mit dem Haus der Orgel- und Kammermusik[95][97] zählt zu den Architekturdenkmälern von nationaler Bedeutung.
Parks und Grünflächen
In der Stadt gibt es über 20 Parks,[104] darunter der zentrale Kultur- und Erholungspark Schewtschenko[105] und der Lasar-Hloba-Park.[106]
Sport
In der Stadt fanden insgesamt vier sowjetische (in den Jahren 1976, 1978, 1982 und 1985) und zwei ukrainische Badmintonmeisterschaften (in den Jahren 2010 und 2012) statt.
Der Fußballverein FK Dnipro Dnipropetrowsk spielt national in der Premjer-Liha, oft auch im UEFA-Cup. Er war in der Zeit der Zugehörigkeit zur Sowjetunion zweimal Sowjetischer Fußballmeister, nämlich 1983 und 1988, und viermal wurde ein Spieler von Dnipro Dnipropetrowsk Ukrainischer Fußballer des Jahres, nämlich 1983, 1984, 2003 und 2010. Der FK spielt im multifunktionalen, im Jahr 2008 eröffneten und mit einer Kapazität von 31.003 Personen als Spielstätte für die Fußball-EM 2012 vorgesehenen Dniprostadion. Aufgrund der nicht erreichten Anzahl von 33.000 Sitzplätzen wurde jedoch das Metalist-Stadion in Charkiw vorgezogen. Vorher wurde im 1966 gebauten Meteorstadion im Sportkomplex Meteor gespielt, in dem jetzt der Dnipro-2 Dnipropetrowsk, der ukrainische Zweitligist, Reservemannschaft des Dnipro Dnipropetrowsk, spielt. Dort war auch der aus dessen Jugendfußballschule hervorgegangene Zweitligist Dnipro-75 Dnipropetrowsk vor seiner Auflösung im März 2010 beheimatet.
Der Städtische Profibasketballverein ist der BK Dnipro Dnipropetrowsk. Er spielt sowohl in der ukrainischen Basketball-Superliga der Herren als auch in der höchsten Liga der Frauen, wobei die Frauenmannschaft zweimal die ukrainische Frauen-Meisterschaft gewann (2010 und 2008).[107]
Der Eishockeyclub HK Dnepr-Meteor spielt in der höchsten ukrainischen Eishockeyliga.[108]
In der Stadt gibt es seit 2009 auch den Rugbyverein RK Dnepr.[109]
Dnipropetrowsk ist Sitz des nationalen Bandyverbandes der Ukraine.[110][111]
Wirtschaft
Die Stadt wird vor allem durch Industrie (Maschinenbau, Hochtechnologie und Hüttentechnik) und Finanzwirtschaft (Banken und Handel) sowie die Weltraum- und Raketenindustrie geprägt.
Die für Dnipropetrowsk zuständige Industrie- und Handelskammer ist die IHK Dnipropetrowsk.[112][113]
Industrie
Dnipropetrowsk liegt zwischen dem Steinkohle- und Industriegebiet des Donezbeckens (Donbass) und dem durch Eisenerzbergbau und die Stahlindustrie geprägten Krywbass. Deswegen hat sich dort eine Vielzahl von Unternehmen für beide Industriezweige angesiedelt. Zu den Unternehmen der Metallurgie gehört mit Interpipe, das Wiktor Pintschuk gehört, ein Hersteller von Röhren und Stahlprodukten, vor allem für die Transportindustrie.[114] Der zur Evraz-Gruppe gehörende Dnipropetrowsker Metallurgiebetrieb Petrowski ist einer der größten Einzelbetriebe der Ukraine und wurde mit dem Leninorden und zu seinem hundertjährigen Bestehen (1987) mit dem Orden der Oktoberrevolution ausgezeichnet. Der Betrieb gilt als einer der ältesten Metallurgiebetriebe der ehemaligen Sowjetunion[115][116]
Zur Maschinenbauindustrie der Stadt gehört unter anderem Piwdenmasch (russisch transkribiert Juschmasch), ein großer Hersteller von Raketen aber auch Omnibussen, Maschinen für die Landtechnik, Oberleitungsbussen, Straßenbahnen, Windkraftanlagen und Satelliten, der mehr als 13.000 Arbeitnehmer beschäftigt. Weitere Unternehmen sind Dniproschina (ukrainisch Дніпрошина, ehemals Dnipropetrowsker Reifenwerk), ein Hersteller von Reifen und Gummiprodukten[117] und die Elektrolokomotivenfabrik Dnipropetrowsk (ukrainisch Дніпропетровський вагоноремонтний завод), in der auch viele sowjetische Triebfahrzeuge gebaut wurden.[118]
In der Stadt ist auch KB Juschnoje beheimatet, das ehemalige unternehmenseigene Konstruktionsbüro von Piwdenmasch. Die Raketen der Typen R-16, der ersten Interkontinentalrakete der Sowjetunion, und Dnepr sowie viele ballistische Raketen wurden von KB Juschnoje entworfen und von Piwdenmasch hergestellt.[119]
Dienstleistungs- und Finanzsektor
Im Stadtzentrum befindet sich das Most-City Center mit einem 18.000 m² großen Bürokomplex. Die Stadt ist Hauptsitz und Drehkreuz der Fluggesellschaft Dniproavia. Die Stadt ist das finanzielle Zentrum des Landes. Dort haben sich über 40 der größten öffentlichen und privaten Banken der Ukraine angesiedelt. Es gibt Filialen von etwa 97 Banken.[120]
Banken mit Sitz in Dnipropetrowsk sind unter anderem (in Klammern die kyrillische Schreibweise): die PrivatBank, die AktaBank (АктаБанк),[121] die A-Bank (А-Банк),[122] die Zemelni Kapital (КБ Земельный Капитал),[123] die Neue Bank (Банк Новый),[124] die WostokBank (Банк Восток),[125] die Bank Credit Dnepr (Банк Кредит Дніпро),[126] die ClassicBank (Класикбанк),[127] die InterCreditBank (IнтерКредитБанк),[128] und die RadaBank (Радабанк).[129]
Dnipropetrowsker Klan
Der Dnipropetrowsker Klan (ukrainisch Дніпропетровський клан) ist ein politisch-wirtschaftliches Klientelpolitiknetzwerk der Dnipropetrowsker Oligarchen und Spitzenfunktionäre, „Klan“ hat im postsowjetischen Raum die Bedeutung eines informellen Netzwerks in Politik und Wirtschaft und deutet keine Verwandtschaftsbeziehung jeglicher Art an, man unterstützt sich, es kommt jedoch immer wieder zu Streitigkeiten und sogar vereinzelt zu Feindschaften zwischen den einzelnen Gruppen. Die Bezeichnung „Klan“ geht auf den Parteichef der KPdSU, Staatschef der Sowjetunion und vierfachen Held der Sowjetunion Leonid Iljitsch Breschnew zurück. Dieser hatte seinem Günstling Wladimir Wassiljewitsch Schtscherbitzki wichtige Posten in der Sowjetunion zukommen lassen, unter anderem war er zweiter, dann erster Obkomsekretär der KPdSU in der Oblast Dnipropetrowsk, Kandidat des Politbüros und später Vollmitglied des Politbüros sowie von 1961 bis 1963 und von 1965 bis 1972 Ministerpräsident der Ukrainischen SSR. Ebenso stammt sie auch von Leonid Kutschma, der von Oktober 1992 bis September 1993 Ministerpräsident und von Juli 1994 bis Januar 2005 Präsident der Ukraine und vormaliger Generaldirektor von Juschmasch war. Seine Wahlkämpfe wurden hauptsächlich von wohlhabenden Unternehmerkreisen finanziert, für die er sich dann stark einsetzte.[130] Eine weitere Schlüsselperson ist Pawlo Lasarenko, von Mai 1996 bis Juli 1997 Ministerpräsident der Ukraine.
Eine US-amerikanische Delegation unter Richard L. Morningstar, dem Sondergesandten für Wirtschaftshilfe des Kabinetts Clinton in der ehemaligen Sowjetunion sprach gegenüber hohen Beamten 1996 in Kiew die Besorgnis der USA über die steigende Korruption und die Erstarkung des Dnipropetrowsker Klans aus und nannte dies eine Gefahr für den Transformationsprozess der Ukraine zu einer Marktwirtschaft.[131]
Shermann W. Garnett, stellvertretender Assistent des Verteidigungsministeriums (englisch Deputy Assistant Secretary of Defense) im Kabinett Clinton beschrieb in seinem 1997 erschienem Buch Keystone in the Arch: Ukraine and the Emerging Security Environment of Central and Eastern Europe den Einfluss des Dnipropetrowsker Klans als „blutsaugend“.[131]
Der Dnipropetrowsker Klan besteht aus den fünf Gruppen Privat, Pintschuk, Derkatsch, Kutschma und Tymoschenko.[130]
Privat-Gruppe
Die Privat-Gruppe besteht aus dem Gouverneur der Oblast Dnipropetrowsk und Oligarchen Ihor Kolomojskyj und dem Mitgründer Hennadij Boholjubow, denen die PrivatBank, die größte nichtöffentliche Bank der Ukraine, gehört. Die Gruppe besitzt bedeutende Investments der Öl-, Gas-, Stahl- und Medienindustrie.[130] Serhij Tihipko war Vorstandsvorsitzender der PrivatBank und wurde Berater von Kutschma in Währungsfragen, später Wirtschaftsminister und Präsident der Nationalbank der Ukraine. Er hielt engen Kontakt zur PrivatBank und wurde von dieser gefördert.
Pintschuk-Gruppe
Leiter der Pintschuk-Gruppe ist der Unternehmer, Oligarch, Mäzen und ehemalige Parlamentsabgeordnete Wiktor Pintschuk, der mit der Tochter des ehemaligen ukrainischen Präsidenten Leonid Kutschma verheiratet ist und dem unter anderem die Unternehmen Interpipe Group, das Medienunternehmen StarLightMedia mit den Fernsehkanälen STB, ICTV, Neuer Kanal, M1, M2 und QTV (etwa 30 % der Fernsehzuschauer) und die Boulevardzeitung Fakty i kommentarii (täglich etwa 1,1 Millionen Leser) gehören.[130]
Derkatsch-Gruppe
Die Derkatsch-Gruppe besteht aus Leonid Derkatsch, ehemaliger Leiter des ukrainischen Inlandsgeheimdienstes Sluschba bespeky Ukrajiny und General der ukrainischen Streitkräfte und seinen Sohn Andrij Derkatsch, langjähriger Parlamentsabgeordneter und Leiter der Medienholding Era Media (russisch Эра Медиа).[130]
Kutschma-Gruppe
Die Kutschma-Gruppe um den ehemaligen ukrainischen Präsidenten Leonid Kutschma und vielen durch ihn an die Macht gelangten Politikern formiert sich hauptsächlich um den staatlichen Rüstungskonzern Juschmasch, vertritt vor allem die Interessen der Rüstungsindustrie und hat gute Kontakte zur russischen Rüstungswirtschaft, konkurriert aber mit ihr auf dem Weltmarkt.[130]
Tymoschenko-Gruppe
Die Tymoschenko-Gruppe von Julija Tymoschenko formiert sich um die Vereinigten Energiesysteme der Ukraine (VEU) (russisch Единые энергетические системы Украины (ЕЭСУ)), die stark durch die von Pawlo Lasarenko eingeführten Import- und Vertriebslizenzen gefördert wurden und schnell zum größten Erdgasunternehmen der Ukraine aufstiegen.[131] Dafür revanchierte sich die VEU unter der Leitung von Julija Tymoschenko mit der Zahlung von Bestechungsgeldern in Millionenhöhe. Pawlo Lasarenko setzte sich 1998 in die Schweiz ab und wurde 2004 in den USA verurteilt. Die Holding kontrollierte von 1995 bis 1997 10 Prozent der ukrainischen Stahlindustrie und 25 Prozent der Pipeline- und Rohrproduktion, hatte Einfluss auf etwa 35 ukrainische Medien und gute Kontakte zu Gazprom und Itera. Tymoschenko war nach der Orangen Revolution von Januar bis September 2005 und von Dezember 2007 bis März 2010 Ministerpräsidentin der Ukraine, gründete mit dem Blok Juliji Tymoschenko ein eigenes Parteienbündnis und mit Olexandr Turtschynow, heute Präsident der Werchowna Rada, die Allukrainische Vereinigung „Vaterland“.[130]
Marktplatz
Die Озёрка (Transkription: Osjorka; wörtlich: die/der am Ufer gelegene, abgeleitet von Озеро, deutsch Osero, was kleiner See bedeutet.) ist der zentrale Marktplatz der Stadt Dnipropetrowsk. Bis etwa 1880 stand das Gebiet noch unter Wasser. Am 16. April 1885 erlaubte der Jekaterinoslawer Stadtrat (городская дума) ausgewählten Bürgern hölzerne Fleischtheken am Ufer einzurichten. Das Gewässer wurde später auf das Gebiet des Lasar-Hloba-Parks umgeleitet. Auf dem entstandenen Freigelände siedelten sich immer mehr Händler an und so entstand die Osjorka.[132][133]
Messen und Kongresse
In der Stadt finden regelmäßig nationale und internationale Messen statt. Einige davon sind Energoprom (russisch ЭНЕРГОПРОМ) (Branchen: Elektrik, Elektrotechnik, Energie),[134][135] LitEx (russisch ЛИТЭКС) (Branchen: Gießerei, Metallindustrie),[136][137] Mashprom (russisch Машпром) (Branchen: Maschinenbau, Werkzeugmaschinen),[138][139] Agroprom (russisch АГРОПРОМ) (Branche: Landwirtschaft),[140][141] und die Mirror of fashion (russisch Зеркало моды) (Branchen: Kosmetik, Parfümerie, Friseur).[142][143]
Verkehr
Die Stadt ist ein Verkehrsknotenpunkt der Ukraine. Das Kfz-Kennzeichen der Stadt wie der gesamten Oblast ist seit 2004 AE.
Öffentlicher Verkehr
Den Großteil des innerstädtischen Verkehrs bedienen Marschrutkas, die auf ungefähr 135 Linien verkehren und von denen etwa 532 mit GPS ausgestattet sind (Stand: 24. August 2014). Dies entspricht jedoch nur etwa einem Drittel bis der Hälfte aller Marschrutkas in Dnipropetrowsk. Die Fahrten kosten in einer Richtung dreieinhalb bis vier Hrywnja, Monats- oder Jahreskarten gibt es nicht. Beim Umstieg muss erneut gezahlt werden.[144][145] Die Stadt verfügt über ein 1897 eröffnetes und fortwährend ausgebautes, renoviertes und modernisiertes Straßenbahnnetz (siehe Straßenbahn Dnipropetrowsk). Derzeit werden 19 Linien betrieben. Seit 1995 hat die Stadt auch eine U-Bahn (siehe Metro Dnipropetrowsk) mit sechs Stationen, drei zusätzliche sind in Bau, zwei weitere in Planung. Die Metro soll durch den japanischen Baukonzern Sumitomo Shōji ausgebaut werden.[146]
Fernverkehr
In der Stadt kreuzt die Europastraße – sie verbindet als eine der wichtigsten Europastraßen Osteuropa mit Mittel- und Westeuropa – die , die Murmansk und Sankt Petersburg über Moskau mit der Krim verbindet. Außerdem verläuft die nationale Fernstraße durch das Stadtgebiet.
Brücken
Brücken haben in der Stadt durch ihre Lage beidseitig des Dnepr einen besonderen Stellenwert.[147]
- Die (neue) Zentrale Brücke (ukrainisch: Центральний міст) oder Brücke № 2 ist eine 1478 Meter lange und 21 Meter breite Straßenbrücke, die das Stadtzentrum mit den linksufrigen Stadtteilen verbindet. Die Eröffnung war am 5. November 1966. Die Brücke wurde anstelle einer alten sowjetischen Holzbrücke gebaut, die von der Roten Armee 1944 errichtet worden war. Sie galt lange Zeit als die längste Brücke der Ukraine.[148]
- Die (Alte) Amurbrücke (ukrainisch: Амурський міст) wurde im Jahre 1884 fertiggestellt. Sie ist eine ursprünglich für den Eisenbahn- und den Straßenverkehr konzipierte Brücke, auf der seit 1935 auch eine Straßenbahnlinie verkehrt. Die Länge beträgt 1395 Meter, mit den Zu- und Abfahrten 2397 Meter. Sie ist 15,5 Meter breit und verbindet die Region um den (Haupt-)Bahnhof mit den linksufrigen Stadtteilen.
- Der Bau der Merefa-Cherson-Brücke (ukrainisch: Мерефо-Херсонський міст), benannt nach der Eisenbahnstrecke zwischen den beiden ukrainischen Städten Merefa und Cherson wurde schon um 1914 begonnen, die Fertigstellung erfolgte aber erst im Jahre 1932. Diese Brücke gilt als eine der einzigartigsten Bauten in der Ukraine.
- Die Kaidakbrücke (ukrainisch: Кайдацький міст) wurde am 10. November 1982 eröffnet. Sie ist eine in beiden Richtungen dreispurige Straßenbrücke mit einer Länge von 1732 Metern. Über die Brücke verläuft eine Straße, die nach Charkiw und Donezk führt. Seit dem 17. Dezember 1996 verkehrt auf der Brückenmitte eine Linie der Straßenbahn.
- Die 1248 Meter lange und 22 Meter breite Südliche Brücke (ukrainisch: Півде́нний міст, russisch: Южный мост) wurde in Etappen von 1982 bis 1993 und von 1998 bis 2000 gebaut. Die Eröffnung war im Dezember 2000. Die rechtsufrige Seite liegt niedriger als die linksufrige. Sie verbindet die Plattenbaugebiete Pridniprowsk und Pobeda.
Eisenbahn
Die Stadt ist ein Eisenbahnknotenpunkt und Sitz des regionalen Eisenbahnverbundes Prydniprowska Salisnyzja, der zur ukrainischen Eisenbahn gehört. Die Prydniprowska Salisnyzja bedient Streckennetze in den Oblasten Dnipropetrowsk und Saporischschja, der Autonomen Republik Krim sowie Teile fünf weiterer umliegender Oblaste (Oblast Cherson, Oblast Mykolajiw, Oblast Kirowohrad, Oblast Charkiw und Oblast Donezk). Das Streckennetz mit 244 Eisenbahnstationen hat eine Gesamtstreckenlänge von 3250 Kilometern, von denen etwa 58 Prozent elektrifiziert sind.
Hafen
Die Stadt besitzt den größten[149] Binnenhafen (Koordinaten:48° 29′ 41″ N, 35° 1′ 28″ O )[150] der Ukraine. Der Hafen gehört zur Betreibergesellschaft Ukrrichflot und dient dem Güterfrachtverkehr. Er ist 393 Kilometer von der Dneprmündung entfernt und hat eine Fläche von 20,8 Hektar.[149]
Flughafen
Über den Flughafen Dnipropetrowsk besteht eine Flugverbindung zum größten ukrainischen Drehkreuz, dem Flughafen Kiew-Boryspil und zu wichtigen nationalen Zielflughäfen. Des Weiteren bestehen Flugverbindungen zu den internationalen Zielen Wien, Moskau, Tel Aviv, Istanbul, Jerewan sowie seit dem 18. September 2013 auch Dubai.[151] Am Flughafen werden jährlich etwa 450.000 Passagiere abgefertigt.
Im 15 km nördlich gelegenem Pidhorodne befindet sich außerdem der ehemalige Flughafen der Stadt Dnipropetrowsk (ukrainisch аеродром Підгірне, russisch Аэродром Подгороднее).[152][153]
Ergänzendes
- Der Stadt wurde im Jahre 1976 der Leninorden verliehen.
- Die HIV/AIDS-Rate in der Stadt liegt bei 408,8 pro 100.000 Einwohner.[154]
Weblinks
- Website der Stadt (deutsch, französisch, spanisch und englisch, ausführlicher auf Russisch und ukrainisch)
- Offizielle Touristik- und Werbeseite der Stadt Dnipropetrowsk (englisch, auch russisch und ukrainisch)
- Geschichte der Stadt (englisch)
- Bilder der Stadt
- Offizielle Seite der Ukrainischen Rada zur Stadt Dnipropetrowsk (ukrainisch)
Einzelnachweise
- ↑ a b c Angaben zur Bevölkerung in der Dnipropetrowsker Oblast im Jahr 2015. Statistikamt der Oblast Dnipropetrowsk, abgerufen am 8. Juni 2015 (ukrainisch, Originaltitel: Чисельність населення На 1 квітня 2015 року).
- ↑ offizielle Seite der Ukrainischen Rada mit den den Rajonen der Oblast Dnipropetrowsk. In: Werchowna Rada. Abgerufen am 22. August 2014 (ukrainisch, Originaltitel:Склад адміністративно-територіальної одиниці Дніпропетровська область, Дніпропетровський район).
- ↑ a b c d Brenda Lafleur, Joseph Haimowitz, Matthwe Stewart, Natalia Khodko, Oleksandr Zholud, Olga Romanyuk, Sheila Rao, Iryna Vernoslova, Maxim Boroda: City Profile - Dnipropetrovsk - Demographic•Economic•Fiscal. (PDF (1,4 MB)) In: Werchowna Rada. The Conference Board of Canada, abgerufen am 22. August 2014 (englisch, Stadtprofil veröffentlicht 2012 im Rahmen des „EBED Project“, Projektdirektor ist Paul Darby).
- ↑ Denis Motorin (Денис Моторин): Artikel zur Klosterinsel mit Legenden, Fakten & Geschichte. In: dp.vgorode.ua. 15. November 2013, abgerufen am 22. August 2014 (ukrainisch, Originaltitel:Монастырский остров: легенды, факты, история).
- ↑ Maxim Kawun (Максим Кавун): Stadtgeschichte - Geheimnisse der Dnepr-Inseln. In: Webauftritt der Stadt Dnipropetrowsk. www.realnest.com.ua/, abgerufen am 22. August 2014 (ukrainisch, Originaltitel:Тайны Днепропетровских островов).
- ↑ Klimadaten Dnipropetrowsk. In: www.pogodaiklimat.ru. Abgerufen am 27. August 2014 (russisch, Originaltitel:Клімат Дніпропетровська).
- ↑ D. Bagalej (Д. Багалей.): Der Waragäerweg. (html) In: Brockhaus-Efron. Abgerufen am 18. September 2014 (russisch, Originaltitel: Варяжский путь).
- ↑ Stadtchronologie - Gründungsdaten. (html) In: Stadt Dnipropetrowsk. Abgerufen am 18. September 2014 (Originaltitel: Днепропетровская хронология. Даты основания Abschnitt: Abkehr von Jekaterinoslaw in die Tiefen der Geschichte - Neuntes und Zehntes Jahrhundert, 1576, 1635, 1650 und 1750 (russ. Уход от Екатеринослава в глубь веков – IX, XI века, 1576, 1635, 1650 и 1750 годы)).
- ↑ Thomas Gerlach, Gert Schmidt: Die Ukraine entdecken. 9., komplett überarbeitete und erweiterte Auflage. Trescher Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-89794-103-8.
- ↑ a b Artikel zur Geschichte der Stadt Dnipropetrowsk. In: eugene.com.ua. Abgerufen am 23. August 2014 (englisch).
- ↑ Jüdische Geschichte der Stadt Dnipropetrowsk. (html) In: jewishvirtuallibrary.org. Abgerufen am 22. August 2014 (englisch).
- ↑ Dr. Hennadii Boriak, Director General of the State Committee of Archives in Ukraine «The Ukrainian Famine of 1933: Sources and Source Publications»
- ↑ Dieter Pohl: Die Einsatzgruppe C: In: Peter Klein (Hrsg.): Die Einsatzgruppen in der besetzten Sowjetunion 1941/42. Die Tätigkeits- und Lageberichte des Chefs der Sicherheitspolizei und des SD, Edition Hentrich, Berlin 1997, ISBN 3-89468-200-0, S. 71–87, hier S. 76.
- ↑ Klaus-Michael Mallmann, Andrej Angrick, Jürgen Matthäus, Martin Cüppers (Hrsg.): Die „Ereignismeldungen UdSSR“ 1941. Dokumente der Einsatzgruppen in der Sowjetunion. (= Veröffentlichungen der Forschungsstelle Ludwigsburg, Bd. 20) WBG, Darmstadt 2011, ISBN 978-3-534-24468-3, S. 774f.
- ↑ Erich Maschke (Hrsg.): Zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen des Zweiten Weltkrieges. Verlag Ernst und Werner Gieseking, Bielefeld u. a. 1962–1977.
- ↑ Three 19-year old youths committed 19 murders in Dnipropetrovsk during a month. (html) In: unian.net. 24. Juli 2007, abgerufen am 20. März 2014 (englisch, Artikel zu den Dnepropetrovsk Maniacs).
- ↑ Maxim Kawun (Максим Кавун): Geschichte und Übersicht des Stadtviertels [[Pobeda (Dnipropetrowsk)|Pobeda]] (deutsch: Sieg) im [[Rajon Schowtnewe (Dnipropetrowsk) | Rajon Schowtnewe]]. (html) In: Webauftritt der Stadt Dnipropetrowsk. www.realnest.com.ua/, abgerufen am 22. August 2014 (ukrainisch, Originaltitel:Гений места. Контуры «Победы»).
- ↑ Artikel zur „Chinesischen Mauer“ Dnipropetrowsk ( vom 12. August 2007 im Internet Archive) der Seite der Nationalen Hörfunkgesellschaft der Ukraine
- ↑ Anschlagsserie: Ukraine sieht keine Sicherheitsgefahr für [[Fußball-Europameisterschaft 2012|Fußball-EM]]. (html) In: Zeit Online. Abgerufen am 22. August 2014.
- ↑ Krim-Krise: OSZE schickt 100 Beobachter in die Ukraine. (html) In: Spiegel Online. 21. März 2014, abgerufen am 22. August 2014.
- ↑ Zwei Proteste in Dnipropetrowsk - für und gegen die neue Regierung. (html) In: ukrinform.ua. 1. März 2014, abgerufen am 8. September 2014 (russisch, Originaltitel: В Днепропетровске состоялись два митинга: за и против новой власти).
- ↑ Prorussische Proteste in Süd- und Ostukraine. (html) In: Kleine Zeitung. 16. März 2014, abgerufen am 22. August 2014.
- ↑ William Booth und Will Englund: Ukrainische Regierung fordert Putin auf das Militär zurückzurufen, Reservisten werden eingezogen. In: The Washington Post. 2. März 2014, abgerufen am 8. September 2014 (amerikanisches Englisch, Originaltitel: Ukraine’s leader urges Putin to pull back military, mobilizes reservists): „In Dnepropetrovsk … a rally described by local reporters as the largest in years drew an estimated 10,000 people who shouted “Down with Putin!”“
- ↑ a b c Maxim Kawun (Максим Кавун): Artikel zum Stadtnamen auf der Webseite der Stadt Dnipropetrowsk. (html) In: Webauftritt der Stadt Dnipropetrowsk. www.realnest.com.ua/, abgerufen am 22. August 2014 (russisch, Originaltitel:Сколько имен у Днепропетровска?).
- ↑ Sergei I. Zhuk (Autor) "Rock and Roll in the Rocket City: The West, Identity, and Ideology in Soviet Dniepropetrovsk, 1960–1985" Buch zum Thema Kultur in Dnipropetrowsk der Sowjetunion, ISBN 978-0-8018-9550-0 herausgegeben durch Johns Hopkins University Press (April 1, 2010), abgerufen auf Council on Foreign Relations am 10. Januar 2014 (englisch)
- ↑ Manuel Becker: Der „Raketenmann“ in der Raketenstadt. (html) In: Göttinger Tageblatt. 25. Januar 2011, abgerufen am 23. August 2014 (Artikel über den Basketballspieler Mike Scott in Dnipropetrowsk).
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- ↑ Artikel zur Geschichte des Flughafens Dnipropetrowsk (Teil 2). (html) In: Webauftritt der Stadt Dnipropetrowsk. Abgerufen am 24. August 2014 (russisch, Originaltitel:История днепропетровского аэропорта. Часть 2).
- ↑ Eintrag des Flughafens Pidhorodne auf Wikimapia. (html) In: Wikimapia. Abgerufen am 24. August 2014 (russisch, unbekannte Sprache, ukrainisch).
- ↑ Report der UNAIDS und der International HIV/AIDS Alliance in Ukraine zur HIV/AIDS-Verbreitung in der Ukraine für die Periode Januar 2006 - Dezember 2007 (englisch), abgerufen auf data.unaids.org (PDF; 2,2 MB) am 10. Januar 2014, ISBN 978-966-2157-04-8.