Adelheid von Sachsen-Meiningen (1891–1971)
Adelheid Erna Karoline Marie Elisabeth von Sachsen-Meiningen (* 16. August 1891 in Kassel; † 25. April 1971 in La Tour-de-Peilz) war eine Prinzessin von Sachsen-Meiningen. Durch Heirat wurde sie Prinzessin von Preußen und Mitglied der kaiserlichen Familie im wilhelminischen Deutschland. Dem Brauch der Zeit entsprechend wurde sie öffentlich gemeinhin als Prinzessin Adalbert (nach ihrem Ehemann) bezeichnet.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Adelheid, im Familienkreis „Adi“[1] genannt, war eine Tochter des Prinzen Friedrich von Sachsen-Meiningen (1861–1914) aus dessen Ehe mit Adelheid zur Lippe-Biesterfeld (1870–1948), Tochter des lippischen Grafregenten Ernst zur Lippe-Biesterfeld (1842–1904). Damit entstammte sie dem herzoglichen Haus Sachsen-Meiningen, einer jüngeren Linie der ernestinischen Wettiner.
Sie heiratete kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges am 3. August 1914 in Wilhelmshaven Prinz Adalbert von Preußen, den dritten Sohn des deutschen Kaisers Wilhelm II. Die als sehr harmonisch beschriebene Ehe[2][3] festigte erneut die Beziehungen Preußens mit Sachsen-Meiningen, welches in der Deutschen Frage noch auf Seiten Österreichs gestanden hatte (auch Adelheids Großvater Georg II. und ihr Onkel Bernhard III. waren mit preußischen Prinzessinnen verheiratet). Wenige Tage nach der Hochzeit fiel Adelheids Vater als preußischer Generalleutnant in der Schlacht von Namur.
In der ausgehenden „Kaiserzeit“ waren diverse Ansichtskarten mit verschiedenen Porträts der populären Prinzessin Adalbert verbreitet. Teils handelte es sich um Wohlfahrtskarten, mit deren Verkaufserlös von Adelheid ausgewählte soziale Projekte während des Ersten Weltkriegs unterstützt wurden.[4]
Das Paar lebte bis 1919 in Kiel, wo Adelheid ihre letzten beiden Kinder zur Welt brachte. Das älteste, Prinzessin Viktoria Marina, verstarb noch am Tag der Geburt am 4. September 1915 in Wilhelmshaven. Die 1917 geborene zweite Tochter erhielt ebenfalls den Namen Viktoria Marina. Nach dem Ende der Monarchie (siehe Novemberrevolution) und der Geburt des Sohnes Wilhelm Viktor verließ die Familie Kiel und lebte fortan zurückgezogen in Bad Homburg vor der Höhe. Dort erwarb Adalbert eine 1910 errichtete Jugendstilvilla, die nach der Prinzessin Villa Adelheidswert benannt wurde.[5] Da ihre gesundheitlichen Probleme jedoch häufige Aufenthalte in der Schweiz erforderlich machten, siedelte die Familie 1928 schließlich dauerhaft dorthin über. In den ersten Jahren lebte das Paar unter dem Pseudonym „Graf und Gräfin von Lingen“.
Nach dem Tode ihres Mannes am 22. September 1948 unterhielt Adelheid außer zu ihrer Schwägerin, der Kaisertochter Viktoria Luise, kaum noch Kontakte zum Haus Hohenzollern.[2] Sie verstarb am 25. April 1971 im Alter von 79 Jahren in La Tour de Peilz am Genfersee.
Prinzessin-Adalbert-Marinegenesungsheime
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Unter den karitativen Aktivitäten Adelheids sind die Prinzessin-Adalbert-Marinegenesungsheime hervorzuheben, die unter der Schirmherrschaft und maßgeblichen Beteiligung[2] ihrer Namensgeberin in Bayern und Schleswig-Holstein entstanden, „...um den Angehörigen unserer Seestreitkräfte und des Marinekorps in Flandern nach anstrengendem Kriegsdienste die notwendige Ruhe und Erholung zu geben.“ Es handelte sich dabei um die ersten Erholungsheime für deutsche Marineangehörige während entsprechende Einrichtungen für das Heer „schon lange und in größerer Zahl“ zur Verfügung standen.[6] Beide Heime wurden, nur wenige Monate vor Kriegsende, im Juli 1918 eröffnet.
Am Kellersee
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 20. Mai 1885 eröffnete der Eutiner Kaufmann Johann Friedrich Janus (1836–1903) in Krummsee (bei Malente) am Kellersee das Hotel „Holsteinische Schweiz“,[7] welches sich großer Beliebtheit erfreute und der heutigen Ferienregion ihren Namen gab. Als während des Ersten Weltkriegs die Gäste ausblieben, wurde die Hotelanlage verkauft und als Prinzessin-Adalbert-Marinegenesungsheim für den Aufenthalt von etwa 120 Deckoffizieren, Unteroffizieren und Mannschaften hergerichtet. Daneben konnten auch 20 Offiziere untergebracht werden,[8] denen eine längere Abwesenheit von ihren Stützpunkten nicht möglich war. Das aus Spenden der Bevölkerung, dem Nachlass Johannes Vahldieks und Mitteln des Prinzenpaares finanzierte Heim wurde „dem Reichsmarineamt mit dem zum Unterhalt erforderlichen Kapital übergeben“ und ging damit in Besitz und Verwaltung der kaiserlichen Marine über.[6] Später wurde es unter dem Namen Marinegenesungsheim »Holsteinische Schweiz« genutzt. Seit 1966 beherbergt das historische Gebäude die Landesfinanzschule.[9]
Bei Berchtesgaden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vorläufer der in ca. 1.000 Metern Höhe gelegenen Anlage auf dem Obersalzberg bei Berchtesgaden war das Hotel Antenberg, welches der Unternehmer Carl von Linde 1917 auf Betreiben Prinz Adalberts und um seine „vaterländische Gesinnung zu erweisen“, an den Marine-Offiziers-Verband e.V. verkaufte.[10] Als Adalberthaus diente es zusammen mit dem (nach der Tochter des Prinzenpaares benannten) Haus Viktoria Marina als Erholungsheim für Offiziere und Beamte der Marine sowie deren Ehefrauen.[6] Nach dem Ende der Monarchie wurde das Prinzessin-Adalbert-Marinegenesungsheim zunächst weiter unter diesem Namen genutzt, später wird die Bezeichnung Marine-Offiziersheim Hotel »Antenberg« gebraucht. 1935, in der Zeit des Nationalsozialismus, wurde es durch Martin Bormann aufgekauft, dem Führersperrgebiet Obersalzberg zugeschlagen und bald darauf im Zuge des Ausbaus von Adolf Hitlers Residenz Berghof abgerissen.[11]
Gegenwart
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Ansichtskarten mit Adelheids Porträt gelten, wie alle Ansichtskarten aus jener Zeit, als kulturhistorische Dokumente und werden von entsprechend spezialisierten Philokartisten gesammelt. In einschlägigen Onlineshops findet sich ein umfangreiches Angebot.
Die nach ihr benannte Villa Adelheidswert in Bad Homburg ist als Kulturdenkmal in die Hessische Denkmalliste eingetragen.[12] Sie beherbergt ein Architekturbüro und wird für kulturelle Veranstaltungen wie Ausstellungen und Konzerte genutzt.[13]
Familie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vorfahren
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ahnentafel Adelheid von Sachsen-Meiningen | ||||||||
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Ururgroßeltern |
Herzog |
Landgraf und Kurfürst |
Fürst |
Fürst |
Graf Wilhelm Ernst zur Lippe-Biesterfeld (1777–1840) |
Friedrich Ludwig zu Castell-Castell (1791–1875) |
Reichsgraf Caesar Alexander Scipio von Wartensleben (1785–1851) |
Arnold Halbach (1787–1869) |
Urgroßeltern |
Herzog Bernhard II. von Sachsen-Meiningen (1800–1882) |
Fürst Ernst I. zu Hohenlohe-Langenburg (1794–1860) |
Graf Julius zur Lippe-Biesterfeld (1812–1884) |
Graf Leopold Otto von Wartensleben (1818–1846) | ||||
Großeltern |
Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen (1826–1914) |
Grafregent Ernst zur Lippe-Biesterfeld (1842–1904) | ||||||
Eltern |
Friedrich von Sachsen-Meiningen (1861–1914) | |||||||
Adelheid von Sachsen-Meiningen (1891–1971) |
Nachkommen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Aus ihrer Ehe mit Adalbert von Preußen hatte Adelheid drei Kinder:
- Viktoria Marina (*/† 4. September 1915),
- Viktoria Marina (* 11. September 1917; † 21. Januar 1981)
- ⚭ 1946 (gesch. 1962) Kirby William Patterson (1907–1984),
- Wilhelm Viktor (* 15. Februar 1919; † 7. Februar 1989)
- ⚭ 1944 Marie Antoinette Hoyos, Freiin zu Stichsenstein (1920–2004).
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jörg Kirschstein: KaiserKinder. Die Familie Wilhelms II. in Fotografien. MatrixMedia Verlag, Göttingen 2011, ISBN 978-3-932313-41-7.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jörg Kirschstein über Prinz und Prinzessin Adalbert auf der Internetpräsenz des Hauses Preussen ( vom 12. Dezember 2009 im Internet Archive)
- Villa Adelheidswert in Bad Homburg heute ( vom 27. August 2018 im Internet Archive)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Monarchies of Europe Saxe-Meiningen Royal Family ( vom 30. Juni 2012 im Webarchiv archive.today)
- ↑ a b c Adalbert Prinz von Preussen ( vom 12. Dezember 2009 im Internet Archive)
- ↑ Karin Feuerstein-Praßer: Die Deutschen Kaiserinnen 1871–1918, Piper Verlag 2002, S. 254.
- ↑ Ferd. Urbahns, Hofphotopraph, Kiel: Undatierte Ansichtskarte mit dem Abbild der Prinzessin sowie einem Faksimile ihrer Unterschrift und handschriftlichen Notiz: "Adelheid / Prinzessin Adalbert / Zum Besten / der Marinedivision / in Flandern"
- ↑ Villa Adelheidswert ( vom 27. August 2018 im Internet Archive)
- ↑ a b c Die Prinzessin-Adalbert-Marinegenesungsheime. In: Die Woche, Nummer 29, 20. Jahrgang. Verlag von August Scherl GmbH, Berlin, 1918.
- ↑ Ein Hotel und ein Bahnhof: Wiege einer Tourismus-Marke | SHZ. In: shz.de. 14. Dezember 2016, abgerufen am 3. März 2024.
- ↑ Richard Fleischer (Hg): Deutsche Revue: Eine Monatsschrift, Band 43, Teile 3–4, Deutsche Verlags-Anstalt 1918.
- ↑ Landesfinanzschule bleibt in Krummsee | SHZ. In: shz.de. 23. November 2012, abgerufen am 3. März 2024.
- ↑ Ulrich Chaussy; Christoph Püschner: Nachbar Hitler: Führerkult und Heimatzerstörung am Obersalzberg. Ch. Links Verlag, 7., aktualisierte Auflage 2012, ISBN 978-3-86153-704-5, S. 24.
- ↑ Ulrich Chaussy; Christoph Püschner: Nachbar Hitler: Führerkult und Heimatzerstörung am Obersalzberg. Ch. Links Verlag, 7., aktualisierte Auflage 2012, ISBN 978-3-86153-704-5, S. 137.
- ↑ Kulturdenkmäler in Hessen. Abgerufen am 21. Dezember 2024.
- ↑ adel-unique.com. Abgerufen am 21. Dezember 2024.
Personendaten | |
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NAME | Sachsen-Meiningen, Adelheid von |
ALTERNATIVNAMEN | Sachsen-Meiningen, Adi von; Preußen, Adi von |
KURZBESCHREIBUNG | Prinzessin von Preußen |
GEBURTSDATUM | 16. August 1891 |
GEBURTSORT | Kassel |
STERBEDATUM | 25. April 1971 |
STERBEORT | La Tour-de-Peilz |