Dalbe

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Dalben im Hamburger Hafen
In vielen Yachthäfen übliche Anlegevariante: Der Bug wird am Steg, das Heck an Dalben festgemacht (hier in Bagenkop, Dänemark)
Dalben

Unter einer Dalbe, Dalle, bzw. einem Dalben, Dälben, oder auch Duck-, Duk- oder Dückdalben, versteht man einen in den Hafengrund oder in Kanälen eingerammten Pfahl zum Befestigen oder Abweisen eines Schiffes oder zur Markierung der Fahrrinne.

Begriffsherkunft

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Der Name geht auf den Herzog von Alba (Duc d’Albe) zurück, der in den ehemals spanischen Niederlanden solche Einrichtungen schaffen ließ, um zusätzliche Schiffe in einem Hafen unterzubringen. Auf Spanisch heißt die Dalbe duque de Alba (Herzog von Alba). Entsprechend wurden sie früher in Deutschland Duckdalben genannt. Auch in mehreren europäischen Sprachen findet sich der in ähnlicher Schreibweise verkürzte oder veränderte Begriff. Im deutschen Seezeichenwesen ist diese sprachliche Ableitung spätestens seit Preußens einheitlicher Bezeichnung der Fahrwasser von 1887 offiziell in Gebrauch.[1]

Aufbau und Funktion

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Technisch gesehen, ist eine Dalbe ein in der Gewässersohle eingespannter Pfahl unter horizontaler Last, mehrere Dalben bilden eine Pfahlgruppe.[2] Die Gewässersohle ist in der Regel der natürlich vorkommende Boden; die horizontale Last muss die Dalbe aufnehmen, wenn ein Schiff dagegen stößt oder an seiner Festmachertrosse zieht.

Dalben werden nach dem Zweck grob in zwei Gruppen einteilt:

  • Anlegedalbe, Führungsdalbe oder Abweisdalbe: Sie dient dem Anlegen, Führen und Abweisen von Schiffen sowie dem Markieren der Fahrrinne. Um Schäden am Schiff zu vermeiden, muss diese Dalbe elastisch sein. Die Stoßenergie wird durch die Formänderungsarbeit des Dalbens und des Baugrundes umgewandelt.
  • Vertäudalbe: Sie dient dem Festmachen und Verholen. Hier sind starre Konstruktionen besser geeignet. Auch beim Ablegen ist ein möglichst starrer Dalben von Vorteil.
  • Deviationsdalbe: Sie dient der Erstellung einer Deviationstabelle.[3]

Dalben wurden bis ins 20. Jahrhundert überwiegend aus Holz hergestellt. Da Holz sehr anfällig für den Schiffsbohrwurm ist, ist dieser Baustoff meistens dem Stahl gewichen. Für den Dalbenbau werden Stahllegierungen mit sehr hoher Streckgrenze verwendet, um die geforderte Elastizität zu erreichen.

Unten angespitzte Holzdalben werden mit einer Dalbenramme in den Boden getrieben. Dabei handelt es sich um ein Fallgewicht (Rammbär), das, an einer senkrechten Schiene geführt, hochgezogen wird und mit der Schwerkraft auf den Dalbenkopf niederfällt. Die Ramme ist auf einem Schiff montiert und wird so zum Einsatzort gefahren.

Dimensionierung und Berechnung

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Zur Berechnung und Dimensionierung der Dalben gibt es in der Bautechnik verschiedene Methoden. In Deutschland gelten hierfür die Empfehlungen des Arbeitsausschusses für Ufereinfassungen (EAU) als Standardwerk.[4]

  • 1932 veröffentlichte Blum[5] in der Zeitschrift Die Bautechnik eine Berechnungsmethode, die in Deutschland und Europa bis heute verwendet wird.[6]
  • International ist die p-y-Methode (nichtlineares Bettungsmodulverfahren) üblich, die 2012 auch in die EAU aufgenommen wurde.[6][4]
  • Moderner und von der Berechnung aufwändiger ist die Finite-Elemente-Methode (FEM).[7]
  • F.H. Reitz: Eiserne Schiffshalter, sogenannte Ducd’albe, im Hafen von Hamburg. In: Zeitschrift für Bauwesen. Nr. 1, 1862, Sp. 41–46 (zlb.de – Text und Bilder).
Commons: Dalbe – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Bekanntmachung, betreffend die einheitliche Bezeichnung der Fahrwasser und Untiefen in den deutschen Küstengewässern, (Wikisource).
  2. Ulrich Scharnow: Lexikon Seefahrt. 5. Auflage. Transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1988, ISBN 3-344-00190-6, S. 101.
  3. Sven Rutter: Besser Navigieren. 2.5.3. Kompasskontrolle am Deviationsdalben. Palstek-Verlag, Hamburg, ISBN 978-3-931617-38-7, S. 214 f.
  4. a b Jürgen Grabe, Torben Pichler: Die 11. Auflage der Empfehlungen des Arbeitsausschusses Ufereinfassungen (PDF) In: Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) (Hrsg.): Neue Normen und Regelwerke in der Geotechnik. Bundesanstalt für Wasserbau (BAW), Hannover, S. 59–68.
  5. H. Blum: Wirtschaftliche Dalbenformen und deren Bemessung. In: Bautechnik, 1932, 10, Heft 5, S. 50–55.
  6. a b Christina Rudolph, Björn Mardfeldt, Jan Dührkop: Vergleichsberechnungen zur Dalbenbemessung nach Blum und mit der p-y-Methode. In: geotechnik, 2011, 34, Heft 4, S. 237–251; doi:10.1002/gete.201100006.
  7. Martin Achmus: Verschiebungen horizontal belasteter, im Wasser stehender Pfähle (PDF) 30. Internationaler Schifffahrtskongress.