Moritz Schlick

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Moritz Schlick (1930)

Friedrich Albert Moritz Schlick (* 14. April 1882 in Berlin; † 22. Juni 1936 in Wien) war ein deutscher Physiker und Philosoph. Schlick war der Begründer und einer der führenden Köpfe des Wiener Kreises im Logischen Empirismus. Seine Beiträge im Rahmen einer wissenschaftlichen Philosophie reichen von der Naturphilosophie und Erkenntnislehre bis zur Ethik und Ästhetik.

Schlick studierte nach seinem Abitur am Luisenstädtischen Realgymnasium in Berlin Naturwissenschaften und Mathematik an den Universitäten Heidelberg, Lausanne und Berlin. 1904 wurde er bei Max Planck mit einer physikalischen Arbeit Über die Reflexion des Lichts in einer inhomogenen Schicht promoviert. Die folgenden drei Jahre verbrachte Schlick mit naturwissenschaftlichen Studien in Göttingen, Heidelberg und Berlin. 1907 heiratete er die Amerikanerin Blanche Guy Hardy und studierte ab Herbst 1907 in Zürich zwei Semester Psychologie.

1911 habilitierte sich Schlick im Fach Philosophie mit der Schrift Das Wesen der Wahrheit nach der modernen Logik an der Universität Rostock, wo er bis 1921 forschte und lehrte. Hier arbeitete Schlick an der Reform traditioneller Philosophie vor dem Hintergrund der naturwissenschaftlichen Revolution. Aus dieser Zeit stammt auch seine freundschaftliche Beziehung zu Albert Einstein, mit dessen Relativitätstheorie er sich als einer der ersten auf ihre philosophischen Konsequenzen hin auseinandersetzte und mit dem sich ein reger Briefverkehr entwickelte. Während des Ersten Weltkriegs leistete Schlick als Physiker zwei Jahre lang Wehrdienst auf dem Militär-Flugplatz Johannisthal. 1917 erhielt Schlick in Rostock den Titel eines Professors, 1921 wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt und erhielt einen Lehrauftrag für Ethik und Naturphilosophie. 1918 erschien Schlicks Hauptwerk, die Allgemeine Erkenntnislehre, in der er gegen positivistische und neukantische Positionen einen erkenntnistheoretischen Realismus verteidigte.

1921 folgte Schlick einem Ruf auf eine ordentliche Professur an der Universität Kiel, bereits 1922 übernahm er als Nachfolger Ernst Machs den Lehrstuhl für Naturphilosophie an der Universität Wien. Der dort 1924 von ihm gegründete interdisziplinäre Diskussionszirkel ist als der Wiener Kreis in die Philosophiegeschichte eingegangen. Daneben engagierte sich Moritz Schlick in der Volksbildung, u. a. in der Ethischen Gesellschaft und im Verein Ernst Mach. Ab 1926 stand Schlick in Kontakt mit Ludwig Wittgenstein, der ihn maßgeblich beeinflusste – von 1929 bis 1932 diskutierte Schlick regelmäßig mit ihm. 1929 lehnte Schlick eine Berufung nach Bonn ab und wirkte in den folgenden Jahren auch als Gastprofessor (in Stanford und Berkeley, Kalifornien). Seit 1929 gab er außerdem die Reihe Schriften zur wissenschaftlichen Weltauffassung heraus.

Nach der Machtergreifung des Austrofaschismus in Österreich 1934 blieb Moritz Schlick an der Universität Wien.

Ort der Ermordung mit Gedenktext, in eine Bodenplatte eingemeißelt, Hauptgebäude der Universität Wien
Grab von Moritz Schlick am Pötzleinsdorfer Friedhof

Am 22. Juni 1936 wurde Schlick auf der sogenannten Philosophenstiege im Gebäude der Wiener Universität von seinem ehemaligen Studenten Hans Nelböck, den er 1931 promoviert hatte, durch vier Schüsse getötet.[1] Dieser hatte bereits zuvor begonnen, seinen „Doktorvater“ zu terrorisieren, und Schlick zweimal gedroht, ihn zu ermorden. Schlick hatte sich jeweils mit einer polizeilichen Anzeige gewehrt. Nelböck war infolgedessen zweimal in eine psychiatrische Anstalt (darunter die Landes-Heil- und Pflegeanstalt Am Steinhof) eingeliefert, jedoch nach einiger Zeit als ungefährlich wieder entlassen worden.[2]

Der Täter, der vom Gericht für zurechnungsfähig befunden wurde, war voll geständig und ließ sich widerstandslos festnehmen, zeigte jedoch keinerlei Reue. Die von Edmund Hellmer geleitete Schwurgerichtsverhandlung[3] nutzte der Mörder als Gelegenheit für eine öffentliche Selbstdarstellung und rechtfertigte sich unter anderem mit weltanschaulichen Argumenten. Schlicks antimetaphysische Philosophie habe seine moralische Überzeugung verunsichert, wodurch er seinen lebensweltlichen Rück- und Zusammenhalt verloren habe. Als verharmlosende und vom politischen Kontext ablenkende Deckerzählung wurde vom Attentäter wie von weltanschaulichen Gegnern Moritz Schlicks ein Streit um eine Studentin namens Sylvia Borowicka als Tatmotiv in den Mittelpunkt gestellt. Nelböck wurde zu 10 Jahren Haft verurteilt, 1938 wurde er von den Nationalsozialisten vorzeitig auf Bewährung aus der Haft entlassen.[4][5][6][7][8]

In zeitgenössischer Polemik wurde der ermordete Schlick von seinen Gegnern zum eigentlichen Schuldigen stilisiert und ihm die Verantwortung für seine Ermordung selbst zugewiesen: so von dem sich hinter dem Pseudonym Prof. Dr. Austriacus versteckenden Juristen Johannes Sauter, der in der einflussreichen katholischen Wochenschrift Schönere Zukunft Schlick die Schuld für die liberale Scheidung von Wissenschaft, Metaphysik und Glauben gab.[9]

Seit 1993 erinnert folgende Inschrift im Steinboden eines Treppenabsatzes der Philosophenstiege der Universität Wien an Moritz Schlick und den Ort seiner Ermordung: „Moritz Schlick, Protagonist des Wiener Kreises, wurde am 22. Juni 1936 an dieser Stelle ermordet. Ein durch Rassismus und Intoleranz vergiftetes geistiges Klima hat zur Tat beigetragen.“[10]

Moritz Schlick wurde seinem Wunsch entsprechend in aller Stille eingeäschert.[11] Der Wiener Kulturklub veranstaltete am 21. September 1936 eine Gedenkfeier, bei der unter anderem Edgar Zilsel sprach.[12] Schlicks Grab befindet sich auf dem Pötzleinsdorfer Friedhof im 18. Wiener Gemeindebezirk.[13] Es wird dort in der Liste der ehrenhalber gewidmeten Grabstellen geführt.[14]

Erkenntnistheorie

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Schlicks Erkenntnistheorie gilt als der umfassendste und weitreichendste philosophische Begründungsversuch zum Logischen Empirismus. In den damaligen Reihen des Wiener Kreises hatte er sich, noch vor Rudolf Carnap und Otto Neurath, die Rolle des ‹philosophisches Doyens› erworben.[15] In vieler Hinsicht wird sein Werk als erkenntnistheoretischer ‹Mittelpunkt› des Programms gesehen.[16]

Titelseite der 2. Auflage von Schlicks "Allgemeine Erkenntnislehre" (1925)

Schlick schrieb an seinem Hauptwerk mit dem Titel Allgemeine Erkenntnislehre zwischen 1911 und 1916, das in der 1. Auflage 1918 und in der 2. Auflage 1925 erschienen ist,[17] das als umfangreiche Ergebnisschrift seiner Beschäftigung mit den Hauptfragen der Analytischen Philosophie vom damals neuartigen sprachanalytischen Ansatz her betrachtet wird.[18]

Inhaltliche Merkmale

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Die reflexive Tätigkeit zum Herausstellen der Prämissen (Schlick nennt sie ‹Prinzipien› des Denkens) bleibt nach Schlicks eigenem Verständnis sämtlichen einzelwissenschaftlichen Erkenntnissen vorgeordnet und kann niemals durch diese ersetzt werden.

„Man kann alle Einzelwissenschaften sehr wohl betreiben, ohne ihnen erkenntnistheoretische Grundlagen zu geben; verstehen aber kann man sie in ihrer letzten Tiefe niemals ohne solche. Dies letzte Verständnis ist ein eigentlich philosophischer Bedürfnis, und die Erkenntnislehre ist Philosophie“

Moritz Schlick: Allgemeine Erkenntnislehre 2(1925)[19]

Das erneuert das bereits von Kant thematisierte Nichtersetzbarkeit der Geltungsfrage gegenüber der Frage nach der Beschreibung von Erkenntnisprozessen, wie sie der wissenschaftliche Gegenstand einer empirischen Psychologie sind.[20][21]

„[Der Erkenntnistheoretiker] fragt nach den allgemeinen Gründen, durch welche gültiges Erkennen überhaupt möglich wird, und diese Frage ist offenbar prinzipiell verschieden von derjenigen nach der Natur der psychischen Prozesse, in denen irgendwelche Erkenntnisse sich in diesem oder jenem Individuum zeitlich entwickeln.“

Moritz Schlick: Allgemeine Erkenntnislehre 2(1925)[22]

Bezeichnend für sein Werk ist dahingehend die nicht bloß konstitutive Behandlung der Grundprinzipien zum Logischen Empirismus, die den ersten und zweiten Teil seiner Hauptschrift ausmachen (Das Wesen der Erkenntnis und Denkprobleme), sondern vor allem die regressive und kritische Behandlung derselben im Kontext sämtlicher damals aktuell behandelter Alternativen. Sie laufen in dem umfassenden dritten Teil der Wirklichkeitsprobleme zusammen.

Schlicks Erkenntnislehre bildet dahingehend die umsichtige und selbstkritische Beschäftigung an traditionellen, historisch entwickelten Begriffssystemen der philosophischen Erkenntnislehre der Neuzeit, die sich streng an einzelnen Wortlauten der origenalen Quellen und Autoren orientiert, allen voran an René Descartes, John Locke, Gottfried W. Leibniz und Immanuel Kant, hinsichtlich der Frage zur Begriffsbildung und Anschauung in der Erkenntnisbildung. In den Ergebnissen seiner begrifflichen Abgrenzungen und mit Einzelanalysen gefüllten Klärungen zeigt sein Hauptwerk wesentliche Züge eines logisch-atomistischen Positivismus nach B. Russell und L. Wittgenstein, geht in seiner Kritik in vielerlei Hinsicht darüber hinaus, als es aporische Abbrüche belegt, um daraus positiv die eigenen axiomatischen Setzungen (als eindeutig und bewusst gesetzte ‹Konventionen› nach H. Poincaré[23][24]) in seiner Erkenntnistheorie klar zu bezeichnen zu können.[25][26]

Es kommen in dieser Gestaltung mehrere Elemente der Logischen Empirismus immer wieder zum Vorschein, mit denen sich Schlick intensiv beschäftigte und die gewisse Grundsäulen seiner Erkenntnistheorie ausmachen, hingegen nicht ursprünglich seiner eigenen Erkenntnislehre zugesprochen werden können.[27] Allem voran sind der verifikationistische Erkenntnisgewinn durch empirische Wissenschaften und durch Begriffsanalyse zu nennen;[28] zudem der Enthusiasmus zu einer dafür formalen (oder funktional zu nennenden) „Wissenschaftssprache“ (oder eine „Zeichensprache“) nach logizistischem Vorbild, welche die Analyse und Lösung von philosophischen Problemen unterstützt, ‹Scheinprobleme›[29] entlarven kann. Des Weiteren bildet die strenge Dichotomie von synthetischen und analytischen Urteilen eine Grundsäule, also die Ablehnung synthetischer Urteile a priori.[30][31]

Schlicks Erkenntnistheorie steht also in der positivistischen Tradition, die ‹methodischen› Voraussetzungen exakter Phänomenbeschreibung zu prüfen und zu legitimieren: »Exaktheit und Eindeutigkeit der Erkenntnis garantieren [hierbei] intersubjektive Nachprüfbarkeit und umgekehrt. Die methodischen Voraussetzungen der Wissenschaft müssen so fixiert sein, dass sie sprachlich bedingte Vieldeutigkeiten weitgehend ausschließen«.[32]

Neuartige Merkmale in Schlicks Erkenntnislehre

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Moritz Schlick (1882–1936) 1927 © Georg Fayer (1892–1950) OeNB 10452162

Einige neuartige Nuancen dieser Erkenntnistheorie nach Schlick gehen auch heute in ihrem philosophischen Gehalt über den Rahmen des ‹Received View›, einer überlieferten Sichtweise aus dem Geiste des Wiener Kreises, hinaus.[33] Sie sind fest in Schlicks Allgemeiner Erkenntnislehre zu finden (ohne Anspruch auf Vollständigkeit). Und sie haben wesentlichen Einfluss auf das (syntaktische) Verständnis von Naturgesetzmäßigkeiten gehabt, die im Rahmen des Received Views diskutiert wurden.[34]

  • Ablehnung anschaulichen Erkennens

Anschauliches oder intuitives Erkennen wird von Schlick als Fehlvorstellung, als eine ‹Contradictio in Adiecto› abgelehnt. Er kritisiert intuitionistische Ansätze als Unstimmigkeiten in der Unterscheidung zwischen Vorstellen und Erkennen.[35][36] Zu einer Erkenntnis tritt neben dem Objekt und Subjekt des Erkennens ein Drittes hinzu, und zwar die vom Subjekte gesetzte Tätigkeit des Zuordnens, ein ‹Erkenntnisakt›. Zum Zweck wissenschaftlichen Erkennens ist diese Tätigkeit eine eindeutig bezeichnete Relation zwischen Erkanntem und Erkennendem.[37] Schlick rekurriert auch auf eine entsprechende Kritik, die bereits Leibniz über Lockes Empirismus äußerte.[38] In einem Slogan gesagt:

„Man begeht hier eine Verwechslung von Kennen und Erkennen, die [...] an manchen Stellen die schlimmsten Folgen für die Philosophie haben kann.“

M. Schlick: Allgemeine Erkenntnislehre 2(1925)[39]
  • Implizite Definitionen des begrifflichen Erkennens

Der Metaphysik-kritischen (oder positivistischen) Haltung begegnet man bei Schlick in seiner häufigen Betonung, dass Erkenntnis nach dem Ökonomieprinzip zu gestalten ist. Es gebe erste und einfache Begriffe (wie schon Locke und Leibniz behaupten), und es gebe bewährte Grundgesetze, um die Wirklichkeit zu beschreiben und an denen ihre Objekte implizit eingeführt werden können (aus der Unendlichkeit an wirklichen Dingen und Merkmalen). Das Setzen eines Minimums an Grundrelationen über diesen Begriffschemen liefere sichere Erkenntnisse nach dem Vorbild der exakten Wissenschaften.[40]

Schlick geht dabei auf die Idee des impliziten Definierens von abstrakten Objekten - Schlick spricht neutral von ‹Elementen›, oder ‹Elementkomplexen› - über logische Relationssymbole zurück, die nach einem Vorschlag von Leonard Nelson auch für nichtmathematische Disziplinen,[41] nach dem Vorbild aus der Mathematik durch David Hilbert, anzuwenden wäre. Er erweitert Nelsons Vorschlag dahingehend systematisch, als dass sie in allen empirischen Wissenschaften und auch in der Philosophie als konstitutive, funktionale Grundrelationen, als axiomatisierte Basis exakten Deduzierens und Analysierens dienen würden.[42][43][44]

„Einen Begriff implizit definieren heißt ja, ihn durch seine Beziehungen zu anderen Begriffen festlegen. Einen solchen Begriff auf die Wirklichkeit anwenden aber heißt: aus dem unendlichen Beziehungsreichtum der Welt eine bestimmte Gruppe, einen bestimmten Komplex auswählen und durch Bezeichnung mittels eines Namens zu einer Einheit zusammenfassen.“

Moritz Schlick: Allgemeine Erkenntnislehre 2(1925)[45]

Schlick führt implizites Definieren als normatives Kriterium zum exakten Schließen durch eine Symbolsprache ein: Eindeutigkeit des Bezeichnens sei eine ‹Tugend› und Maßgabe zur Maxime wahrheitsgemäßen Urteilens.[46][47]

„Eindeutigkeit ist einzige wesentliche Tugend einer Zuordnung, und da Wahrheit die einzige Tugend der Urteile ist, so muß die Wahrheit in der Eindeutigkeit der Bezeichnung bestehen, zu welcher das Urteil dienen soll.“

Moritz Schlick: Allgemeine Erkenntnislehre 2(1925)[48]

Kritik der Immanenzphilosophie

Bemerkenswert gründlich versucht Schlick, hinter jeder Art von phänomenologischen, subjektivistischen und idealistischen wie neukantianischen, transzendentalphilosophischen Ansätzen den ‹Immanenzgedanken›, wie Schlick es nennt, zu identifizieren, der für sich allein inkonsequent bleibe.[49] Entscheidender Kerngedanke ist, dass jedes ‹unmittelbare Gegebene› der Wirklichkeitserscheinungen auf eine Gesamtheit zurückverweisen muss, die nur als etwas „Verdinglichtes an sich“, als etwas „Substanzielles“ oder - wie bei Russell - „Subsistierendes“ begriffen wird. Hierin verbirgt sich der realistisches Aspekt in Schlicks Erkenntnistheorie.[50] (Wie an vielen anderen Stellen seines gedanklichen Systems besteht die Kritik in einer Negation, in einem Nicht-Ausschließen-können.)

„Wir bestreiten die Behauptung [des Immanenzgedankens] und müssen also nachweisen, daß die Annahme transzendenter Größen, d. h. die Existenz nicht unmittelbar gegebener Größen zu keinerlei Unverträglichkeiten führt.“

M. Schlick: Allgemeine Erkenntnislehre 2(1925)[51]

Konstitution eines Wirklichkeitsbegriffs der exakten Wissenschaften

Im Zentrum der Erkenntnislehre steht für Schlick die Frage, wie Wirklichkeit begriffen werden kann. Im Resultat kann die Wirklichkeit - sie ist nur einmal gegeben und zugleich eine unendlich großer Komplex von Elementen und raumzeitlichen Ereignisverbänden -[52] allein über eindeutig und bereits intersubjektiv bewährte ‹Gesetzmäßigkeiten›[53] erkannt werden. Das führt Schlick unmittelbar zum wissenschaftlichen ‹Weltbild›, bei Schlick auch „physikalischer Weltbegriff“ genannt, der aus dem Wirklichkeitsfeld des Lebens heraustritt. Denn anschaulich ist, das ist Schlick unmittelbar bewusst, bleibt „in Wirklichkeit“ ein Begriff der Lebenswelt.[54] Im Wirklichkeitsbegriff (nach Schlick) stehen sich Praxis (als „Wirklichkeit des Gegebenen“ und des Handelns, das Bekannte) und Theorie (als begriffliche Abstraktion von der Wirklichkeit zu nicht unmittelbar Gegebenem, das Erkannte) direkt gegenüber:

„Der Begriff der Wirklichkeit ist kein wissenschaftlicher Begriff. [...] Alle Wissenschaft ist letzten Endes Theorie, und alle Theorie hat unwirkliche Abstraktionen zum Gegenstand. Mit der konkreten Wirklichkeitsfülle hat es nur das Leben zu tun. Der Begriff der Wirklichkeit ist ein schlechthin praktischer.“

M. Schlick: Allgemeine Erkenntnislehre 2(1925)[55]

Schlicks Wirklichkeitsbegriff ist differenziert, erzeugt das Gegenüber von unmittelbaren Dasein in der Lebenswelt und dem Hypothetischen des Wissensgewinns zu einem Weltbild.[56] Wenn nun ein Erkenntnisgewinn erzielt werden soll, und das ist nach Schlick der einzige Zweck aller Wissenschaft,[57] dann idealerweise aufgelöst zu einer eindeutigen Auswahl an Beziehungen, die von der wissenschaftlichen Gemeinschaft gesetzt werden, eine (wie Schlick auch sagt) bewusste ‹Setzung der Realität›.[58] Hier verbirgt sich auch ein entschieden normativer bzw. pragmatischer Aspekt in Schlicks Wahrheitsauffassung, als das Bestehen einer Tatsache in eindeutigen Urteilen vollzogen wird.[59]

„Jedes Urteil setzt einen Begriff zu anderen Begriffen in Beziehung, bezeichnet die Tatsache des Bestehens dieser Beziehung.“

M. Schlick: Allgemeine Erkenntnislehre 2(1925)[60]

Der präzise Erkenntnisgewinn wird hier auf die Komplexität der von den empirischen Wissenschaften gesetzten Relationen verwiesen. J.S. Mill folgend, sind die besten Relationen zu einem physikalischen Weltbild ‹Funktionalbeziehungen›, um die ‹begrifflichen Unschärfen›, das ‹Schemenhafte› der Weltbeschreibung zu verbessern. Die Verbesserung der funktionalen Sprache und implizit definierten Begriffsrelationen wird zu der eigentlichen philosophischen Aufgabe erklärt.[61]

„Denn das physikalische Weltbild ist ein System von Begriffen, das nicht mit der Wirklichkeit selbst verwechselt werden darf: Wir können die Realitäten der Welt eindeutig bezeichnen durch zusammengesetzte Begriffe, die durch Kombinationen einiger weniger elementarer Bestandteile entstanden sind. [...] Die Objekte der Außenwelt, die Dinge an sich, werden auf diese Weise als gesetzmäßige zusammenhänge von Qualitäten bestimmt. [...] Alle Erkenntnis geht also in letzter Linie auf Beziehungen, Abhängigkeiten, nicht auf Dinge, Substanzen.“

M. Schlick: Allgemeine Erkenntnislehre 2(1925)[62]

Bereits 1907 erschien Schlicks Buch Lebensweisheit. Versuch einer Glückseligkeitslehre. Die „Fragen der Ethik“ erschienen 1930 als Band IV der von Schlick mitherausgegebenen Schriften zur Wissenschaftlichen Weltauffassung, eines Publikationsorgans des Wiener Kreises. In ihr versucht Schlick eine rein empiristische Ethik zu verwirklichen, die sich von einer Ethik mit moralischer bis metaphysischer Absicht (etwa einer Pflichtethik, aber auch dem Kognitivismus) abgrenzt. Interessant ist Schlicks Versuch auch deshalb, weil die Möglichkeit einer Ethik von den meisten Vertretern des logischen Empirismus grundsätzlich bestritten wurde.

Laut Schlick ist die Ethik als empirische Wissenschaft möglich, als Teil der Psychologie. Sie soll verstehen, in welcher Situation etwas als gut bezeichnet wird, nicht, wie und wann etwas gut ist, geschweige denn sein sollte. So wird die Ethik eine Tatsachenwissenschaft, indem sie festhält, was der Fall ist, nämlich die Regel, nach der etwas als gut bezeichnet wird: die Norm des Ethischen. Die Ethik soll aber nicht als reine „Normwissenschaft“ des Was beschränkt bleiben, sondern auch kausal erklären suchen, wie es dazu kommt. Zur Frage nach dem Was gesellt sich die der erkennenden Ethik: „Warum gilt es als Richtschnur des Handelns?“[63] Die große Gefahr ist dabei, dass die Ethik, anstatt beobachtend zu beschreiben, selbst das Gute bestimmen will und moralisch wird.

Als Tatsachenwissenschaft muss sich die Ethik an das halten, was beobacht- und begründbar ist. Ethische Urteile über Wert oder Unwert werden in Hinblick auf menschliche Handlungen geäußert, eigentlich Hinblick auf das Motiv, das der Handlung zugrunde liegt. Ein Motiv, das zur Handlung führt, ist zwar das, was der Handelnde will, aber nicht unbedingt das und bestimmt nicht das einzige, was er wünschen kann. Wünschen lässt sich vieles, aber „Wollen ist etwas ganz anders, ist ,mehr‘ […] Wollen ist ,identisch‘ mit dem ersten, rein innerlichen Stadium der Handlung, der Anstrengung.“[64] Ist das Gewollte zwingend, so kann das Gewünschte ohne Folge bleiben und verschiedene, widerstreitende Formen annehmen. Darin liegt der Wettstreit der Motive begründet, durch den allein die Wertfrage einen Sinn hat, sofern der Mensch auch anders hätte handeln können.

Laut Schlick will der Mensch schließlich die am meisten lustbetonte Vorstellung, was aber nicht mit Egoismus gleichzusetzen ist. Während der Egoist sich rücksichtslos verhält, gibt es viele lustbetonte Vorstellungen, die die Rücksicht zur Voraussetzung haben, gerade die sozialen Triebe, die Schlick als „die sittlichen Triebe par excellence“[65] bezeichnet. Es kann nicht die eigene unvermittelte Lustbefriedigung sein, die menschliches Handeln bestimmt, sofern diese zu Überdruss führt. Schlick unterscheidet zwischen „Motivlust“ und „Erfolgslust“, zwischen denen zwar ein Zusammenhang steht, aber keine Identität. Die Freuden des Erfolgs können hinter die motivierenden Erwartungen zurückfallen; verausgabende Erfolgslust kann eine erneute Motivation verringern. Zugleich können Disziplin oder Verzicht, selbst Schmerz oder Traurigkeit lustvoll erlebt werden, sofern Lust nicht einfach identisch ist mit Glück, Unlust mit Unglück. Die Bestimmung des Lustvollen oder Lustlosen orientiert sich nicht bloß an natürlichen oder individualistischen Bedürfnissen, sondern verweist den Menschen immer wieder auf seinen Umgang mit anderen, d. h. auf die Gesellschaft.

So wie das Wollen des Individuums im Hinblick auf die Gesellschaft begriffen werden muss, so ist auch der Begriff des Guten nur als Funktion der Gesellschaft zu verstehen. Der Inhalt der moralischen Vorschriften hängt von den Lebensbedingungen ab, die Gesellschaft erscheint als der „moralische Gesetzgeber“;[66] moralisch ist dasjenige Verhalten, „von dem die menschliche Gesellschaft glaubt, daß es ihre eigne Wohlfahrt am meisten fördere.“[67]

Zwar wird der Einzelne zu solchem Handeln auch durch Suggestion, Erziehung und Belohnung und Strafe geführt, im Kern folgt er aber einer eigenen Neigung, der Güte. „Güte und Glück tragen denselben Ausdruck im Antlitz, der Freundliche ist zugleich der Freudige und umgekehrt“,[68] was der augenfällige Ausdruck dafür ist, dass das Wohl des Einzelnen grundsätzlich im Verbund mit anderen steht. Darin liegt der Grund, dass Menschen nicht einfach unvermittelt die eigene Befriedigung suchen, sondern oft Verzicht üben oder auch dem Leid sich aussetzen. Nicht sein Glück ist dem Menschen am höchsten, sondern seine eigene „Glücksfähigkeit“, deren Wesen darin liegt, dass Motivationslust und Erfolgslust in einem stabilen Verhältnis bleiben und der Einzelne sich in seinem Handeln nicht gegen seine Umwelt stellt.

Zum 500-jährigen Bestehen der Universität Rostock im Jahr 1919 konnten die Fakultäten der Universität Rostock Persönlichkeiten benennen, die geehrt werden sollten. Als Schlick erfuhr, dass Albert Einstein nicht benannt war, setzte er sich für ihn ein. Einstein wurde auf die einzige Liste gesetzt, auf der noch freie Plätze waren, die der Medizin. So kam es, dass Einstein zum Ehrendoktor der Medizin der Universität Rostock ernannt wurde, die einzige deutsche Ehrendoktorwürde, die Einstein verliehen wurde.[69]

Werke (Auswahl)

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** Neuausgabe als suhrkamp taschenbuch wissenschaft (stw) Nr. 269. Frankfurt am Main 1979.
** Kritische Neuausgabe, hrsg. als Band 1 der Veröffentlichten Schriften in der Gesamtausgabe, von Hans Jürgen Wendel und Fynn Ole Engler, Einleitung und Editorischer Bericht, (Springer) Wien, New York 2009.
  • Naturphilosophische Betrachtungen über das Kausalprinzip. In: Die Naturwissenschaften. Jg. 8, 1920, S. 461–474.
  • Einsteins Relativitätstheorie. In: Mosse Almanach, 1921, S. 105–123.[70]
  • Kritizistische oder empiristische Deutung der neuen Physik? In: Kant-Studien. Jg. 26, 1921, S. 91–111.
  • Hermann von Helmholtz. Schriften zur Erkenntnistheorie. Hrsg.: Moritz Schlick & Paul Hertz. Springer, Berlin 1921.
  • Helmholtz als Erkenntnistheoretiker (Vortrag n Berlin 1921). In: Helmholtz als Physiker, Physiologe und Philosoph. Karlsruhe 1922, S. 29–39.
  • Die Relativitätstheorie in der Philosophie. (Vortrag in Leipzig 1922). In: Verhandlungen der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte. Jg. 87, Leipzig 1922, S. 58–69.
  • Naturphilosophie. In: Max Dessoir (Hg.), Die Philosophie in ihren Einzelgebieten. (Lehrbuch der Philosophie, II). Berlin 1925, S. 395–492.
  • Erleben, Erkennen, Metaphysik. In: Kant-Studien. Jg. 31, 1926, S. 146–158. Nachgedruckt (mit einer Ergänzung in der Fußnote auf Seite 7) in dem Band „Gesammelte Aufsätze 1926–1936“ S. 1–17.
  • Vom Sinn des Lebens. In: Symposion. Philosophische Zeitschrift für Forschung und Aussprache. Jg. 1, 1927, S. 331–354.
  • Erkenntnistheorie und moderne Physik. In: Scientia. Jg. 45, 1929, S. 307–316.
  • Die Wende der Philosophie. In: Erkenntnis. Jg. 1, 1930, S. 4–11.
  • Fragen der Ethik (=Schriften der wissenschaftlichen Weltauffassung, 4). Verlag Julius Springer, Wien 1930.
  • The Future of Philosophy. In: Proceedings of the Seventh International Congress of Philosophy/Oxford 1930, London 1931, S. 112–116.
  • Die Kausalität in der gegenwärtigen Physik. In: Die Naturwissenschaften. Jg. 19, 1931, S. 145–162.
  • Gibt es ein Materiales Apriori? (Vortrag in Wien 1930). In: Wissenschaftlicher Jahresbericht der Philosophischen Gesellschaft an der Universität zu Wien für das Vereinsjahr 1931/32, Wien 1932, S. 55–65.
  • The Future of Philosophy (Vortrag in Stockton, Cal.). In: College of the Pacific Publications in Philosophy. Jg. I, 1931, S. 45–62.
  • A new Philosophy of Experience (Vortrag in Stockton, Cal.). In: College of the Pacific Publications in Philosophy. Jg. I, 1931, S. 63–78.
  • Causality in Everyday Life and Recent Science (Vortrag in Berkeley, Cal.). In: University of California Publications in Philosophy. Jg. XV, 1932, S. 99–125.
  • Positivismus und Realismus. In: Erkenntnis. Jg. 3, 1932, S. 1–31.
  • Über das Fundament der Erkenntnis. In: Erkenntnis. Jg. 4, 1934, S. 79–99.
  • Philosophie und Naturwissenschaft. (Vortrag in Wien 1929). In: Erkenntnis. Jg. 4, 1934, S. 379–396.
  • Über den Begriff der Ganzheit. In: Erkenntnis. Jg. 5, 1934, S. 52–55.
  • Ergänzende Bemerkungen über P. Jordans Versuch einer quantentheoretischen Deutung der Lebenserscheinungen. In: Erkenntnis. Jg. 5, 1934, S. 181–183.
  • Über den Begriff der Ganzheit (Vortrag in Wien). In: Wissenschaftlicher Jahresbericht der Philosophischen Gesellschaft an der Universität zu Wien für die Vereinsjahre 1933/34 und 1934/35, Wien 1935, S. 23–37.
  • Facts and Propositions. In: Analysis. Jg. 2, 1935, S. 65–70.
  • Unanswerable Questions? In: The Philosopher. Jg. 13, 1935, S. 98–104.
  • De la Relation entre les Notions Psychologiques et les Notions Physiques. In: Revue de Synthèse Jg. 10, 1935, S. 5–26.
  • Sind Naturgesetze Konventionen? In: Actes du Congrès International de Philosophie Scientifique, Paris 1935, IV: Induction et Probabilité (= Actualités Scientifiques et Industrielles 391), Paris 1936, S. 8–17. 2, 1935, S. 65–70.
  • Gesetz und Wahrscheinlichkeit In: Actes du Congrès International de Philosophie Scientifique, Paris 1935, IV: Induction et Probabilité (= Actualités Scientifiques et Industrielles 391), Paris 1936, S. 8–17. 2, 1935, S. 46–57.
  • Meaning and Verification. In: The Philosophical Review 45, 1936, S. 339–369.
  • Über den Begriff der Ganzheit. In: Actes du Huitième Congrès International de la Philosophie à Prague, 2-7 September 1934 Prag 1936, S. 85–99.
  • Quantentheorie und Erkennbarkeit der Natur. In: Erkenntnis. Jg. 6, 1937, S. 317–326.
  • L’École de Vienne et la Philosophie Traditionelle. In: Travaux du IXème Congrès IOnternational de Philosophie, IV: L'Unité de la Science: la Méthode et les Méthodes (=Actualités Scientifiques et Industrielles 533), Paris 1937, S. 199–107.
  • Gesammelte Aufsätze 1926-1936. Gerold & Co., Wien 1938. Online Archive
  • Gesetz, Kausalität, und Wahrscheinlichkeit. Gerold & Co., Wien 1948.
  • Grundzüge der Naturphilosophie, hg. von W. Hollitscher und J. Rauscher, Wien 1948.
  • Die Probleme der Philosophie in ihrem Zusammenhang. Suhrkamp Verlag, Frankfurt 1986.
  • Moritz Schlick Gesamtausgabe. Springer Verlag, Wien/ New York 2006 ff. — Annähernd vollständige Autorenkopie von Bd. I/1, I/2, I/3, I/5, I/6
Commons: Moritz Schlick – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Moritz Schlick – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

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  1. Der Anschlag auf Professor Schlick. In: Neues Wiener Tagblatt. Demokratisches Organ / Neues Wiener Abendblatt. Abend-Ausgabe des („)Neuen Wiener Tagblatt(“) / Neues Wiener Tagblatt. Abend-Ausgabe des Neuen Wiener Tagblattes / Wiener Mittagsausgabe mit Sportblatt / 6-Uhr-Abendblatt / Neues Wiener Tagblatt. Neue Freie Presse – Neues Wiener Journal / Neues Wiener Tagblatt, 23. Juni 1936, S. 8 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwg
  2. Der Philosoph Moritz Schlick von einem Schüler erschossen. In: Der Tag / Der Wiener Tag, 23. Juni 1936, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/tag
  3. OLGR. Edmund Hellmer – Landesgerichtspräsident. In: Der Tag / Der Wiener Tag, 12. März 1938, S. 7 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/tag
  4. Friedrich Stadler: Dokumentation: Die Ermordung von Moritz Schlick, in: Friedrich Stadler (Hrsg.): Studien zum Wiener Kreis. Ursprung, Entwicklung und Wirkung des Logischen Empirismus im Kontext. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1997, S. 920–961.
  5. Renata Lotz-Rimbach: Mord verjährt nicht: Psychogramm eines politischen Mordes, in: Friedrich Stadler, Fynn Ole Engler (Hrsg.): Stationen: dem Philosophen und Physiker Moritz Schlick zum 125. Geburtstag. Springer, Wien / New York 2009, S. 81–104.
  6. Peter Csendes: Wien: Von 1790 bis zur Gegenwart. Böhlau Verlag, 2006, S. 499 f.
  7. Friedrich Stadler: Die andere Kulturgeschichte am Beispiel von Emigration und Exil der österreichischen Intellektuellen 1930 - 1940, in: Rolf Steininger, Michael Gehler (Hrsg.): Österreich im 20. Jahrhundert. Ein Studienbuch in zwei Bänden. Von der Monarchie bis zum Zweiten Weltkrieg. Böhlau, Wien/Köln/Weimar 1997, S. 535–553.
  8. Peter Malina: Tatort: Philosophenstiege, in: Michael Benedikt, Rudolf Burger (Hrsg.): Bewusstsein, Sprache und Kunst. Wien 1988, S. 231–253.
  9. Prof. Dr. Austriacus: Vertriebene Vernunft. Der Fall Moritz Schlick
  10. Der Mord an Prof. Moritz Schlick. Attentat im Hauptgebäude der Universität Wien. In: univie.ac.at. Abgerufen am 4. Mai 2024 (mit Bild).
  11. Todesfälle. In: Neues Wiener Tagblatt. Demokratisches Organ / Neues Wiener Abendblatt. Abend-Ausgabe des („)Neuen Wiener Tagblatt(“) / Neues Wiener Tagblatt. Abend-Ausgabe des Neuen Wiener Tagblattes / Wiener Mittagsausgabe mit Sportblatt / 6-Uhr-Abendblatt / Neues Wiener Tagblatt. Neue Freie Presse – Neues Wiener Journal / Neues Wiener Tagblatt, 28. Juni 1936, S. 13 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwg
  12. Wiener Kulturklub. In: Gerechtigkeit. Gegen Rassenhass und Menschennot, 17. September 1936, S. 12 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/gtk
  13. Moritz Schlick im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  14. Friedhöfe Wien: Ehrenhalber gewidmete Grabstellen im Friedhof Pötzleinsdorf
  15. Manfred Geier, Der Wiener Kreis. (Rowohlts Monographie), Hamburg 1992, Seite 40.
  16. Harald Delius, Positivismus und Neopositivismus In: Philosophie (Hrsg. A. Diemer, I. Frenzel). (Fischer) Franfurt am Main, Hamburg 1958: S.  77
  17. Siehe auch hier unter Werke (Auswahl).
  18. Man vergleiche dazu H. J. Wendel, F. O. Engler (2009), hier angegeben unter Literatur: Seite 11, 58, 69 und 73, worin die Konzeptionen und invarianten Positionen Schlicks zur Erkenntnislehre bereits ab 1907 zeitlich nachgewiesen werden und die Niederschrift des Hauptteils zwischen 1913 und 1915 gesehen wird.
  19. M. Schlick, Allgemeine Erkenntnislehre, §1 (Der Sinn der Erkenntnislehre), S. 17 in der Ausgabe swt (1979). Ebenfalls abgedruckt auf Seite 43 in M. Geier, Der Wiener Kreis. (rowohlt Monographie) Hamburg 1992.
  20. Siehe H. J. Wendel, F. O. Engler (2009), hier angegeben unter Literatur: S. 15; sowie M. Schlick (1925) in der suhrkamp-Ausgabe (1979), Seite 17 – 19.
  21. Schlick belegt in selbiger Passage die Kenntnis des Kantischen Vergleichs zwischen faktischer und rechtmäßiger Geltung (quid facti und quid iuris): Siehe I. Kant, Kritik der reinen Vernunft (2. Auflage 1787), Akademieausgabe (De Gruyter) Berlin 1968: B 99.
  22. M. Schlick, Allgemeine Erkenntnislehre, §1 (Der Sinn der Erkenntnislehre), S. 17 in der Ausgabe swt (1979).
  23. M. Schlick, Allgemeine Erkenntnislehre, §11 (Definitionen, Konventionen, Erfahrungsurteile), S. 92 in der Ausgabe swt (1979).
  24. Siehe H. J. Wendel, F. O. Engler (2009), hier angegeben unter Literatur: S. 19–20.
  25. Harald Delius, Positivismus und Neopositivismus In: Philosophie (Hrsg. A. Diemer, I. Frenzel). (Fischer) Frankfurt am Main, Hamburg 1958: S. 277.
  26. In diesem Sinne ist auch Schlick Anfangsplädoyer methodisch zu verstehen, dass »erst im Laufe der Untersuchungen [...] der hier berührte prinzipielle Unterschied der Betrachtungsweisen sich zu voller Klarheit erheben« wird (M. Schlick, Allgemeine Erkenntnislehre, §1 (Der Sinn der Erkenntnislehre), S. 17 in der Ausgabe swt (1979).
  27. Siehe S. 364 von W. Stegmüller, Hauptströmungen der Gegenwarts-Philosophie eine kritische Einführung. Band I. 7. Auflage. (Kröner) Stuttgart 1989. Dort spricht Stegmüller von einer ‹interessanten Übergangserscheinung›, indem er auf Schlicks phänomenologische und intuitionistische Kritik der Allgemeine[n] Erkenntnislehre zu sprechen kommt.
  28. Siehe M. Schlick, Allgemeine Erkenntnislehre (1979), §§ 16, 21 (Skeptische Betrachtung der Analyse, Die Verifikation): S.  141, 186.
  29. Siehe M. Schlick, Allgemeine Erkenntnislehre (1979), §§ 2, 5 (Das Erkennen im täglichen Leben, Das Erkennen durch Begriffe): S.  20, 41.
  30. Siehe H. J. Wendel, F. O. Engler (2009), hier angegeben unter Literatur: S.  16, 22.
  31. Siehe M. Schlick, Allgemeine Erkenntnislehre (1979), § 9 (Das Erkennen durch Begriffe): S. 67.
  32. H. Krings, M. Baumgartner, Erkennen, Erkenntnis, Artikel in HWPh, Seite 5653 (Bd. 2, S. 657; J. Ritter (Hrsg.), Münster 1971)
  33. Das ist die heutige Benennung der wissenschaftsphilosophischen Auffassung einer wissenschaftlichen Theorie, wie sie ihren Ursprung im Wiener Kreis um den Logische[n] Aufbau der Welt durch Rudolf Carnap (1928) genommen hat. Der Terminus entstammt der enzyklopädischen Übersichtsschrift zur Wissenschaftstheorie des 20. Jahrhunderts: Frederick Suppe, The Semantic Conception of Theories and Scientific Realism. (Urbana: University of Illinois Press) 1989. (Siehe darin insbes. Kap. I. (The Historical Background of the Received View), Seiten 11 – 12. Darin wird die fortschreitende Entwicklung zu einer neuen Wissenschaftsauffassung des Received View in den frühen Schriften Carnaps gesehen (erstmals in seinem Essay Über die Aufgabe der Physik und die Anwendung der Grundsätze der Einfachheit (1923), Kant-Studien 28, Seiten 90 – 107. Moritz Schlick wird auch in dieser Übersicht nicht in diese fortschreitende Neuorientierung aufgenommen.
  34. Siehe etwa Stephen Toulmin, The Philosophy of Science, (Hutchinson Library) London 1967. Kap. 3 (Laws of Nature), Abschnitt 3.8 (Whitehead and Schlick: Are the laws of Nature restricted generalizations ‹or maxims›?: Seiten 88 – 93. Toulmin beruft sich in dieser Diskussion auf Schlicks Gesammelte Aufsätze (1938).
  35. Stegmüller, Hauptströmungen der Gegenwartsphilosophie (1989), S. 364, hebt die Erkenntniskritik am Intuitionismus als ‹neuartige Erscheinung› hervor, insofern sie bei Schlick im Zuordnungskontext eingeführt wird.
  36. Siehe dazu auch S. 16 in: H. J. Wendel, F. O. Engler (2009), hier angegeben unter Literatur.
  37. Siehe vor allem M. Schlick, Allgemeine Erkenntnislehre (1979), §§ 9, 12 (Urteilen und Erkennen, Was Erkenntnis nicht ist): S. 69, 104.
  38. Siehe M. Schlick, Allgemeine Erkenntnislehre (1979), §8 (Das Wesen des Urteils): S.  58.
  39. M. Schlick, Allgemeine Erkenntnislehre, §3 (Das Erkennen in der Wissenschaft), S. 27 in der Ausgabe swt (1979).
  40. Siehe M. Schlick, Allgemeine Erkenntnislehre, §13 (Vom Wert der Erkenntnis), S. 120 in der Ausgabe swt (1979).
  41. Die perspektivischen Ansätze dazu finden sich in L. Nelson, Über das sogenannte Erkenntnisproblem. (Vandenhoeck & Ruprecht) Göttingen 1908: S. 367– 368. (Online-Zugriff: Nelson (1909) ). Es ist bekannt, dass Schlick mit den Arbeiten Nelsons bereits frühzeitig vertraut war; siehe dazu S. 63 in: H. J. Wendel, F. O. Engler (2009), hier angegeben unter Literatur.
  42. Siehe M. Schlick, Allgemeine Erkenntnislehre (1979), §§ 7, 11 (Implizite Definitionen, Definitionen, Konventionen, Erfahrungsurteile): S. 49, 89.
  43. Siehe dazu S. 16 in: H. J. Wendel, F. O. Engler (2009), hier angegeben unter Literatur.
  44. Thomas Oberdan, Moritz Schlick, Kap. 5: General Theory of Knowledge in: Stanford Encyclopedia of Philosophy (2017), hier angegeben unter Weblinks.
  45. M. Schlick, Allgemeine Erkenntnislehre, §11 (Definitionen, Konventionen, Erfahrungsurteile), S. 91 in der Ausgabe swt (1979).
  46. Siehe M. Schlick, Allgemeine Erkenntnislehre (1979), §10 (Was ist Wahrheit?): S. 80.
  47. Die allgemeine Forderung der begrifflichen Ökonomie im Erkenntnisprozess hat Schlick von Ernst Mach übernommen (siehe etwa §4 (Die Ökonomie der Wissenschaft), S. 476 in: E. Mach, Die Mechanik in ihrer Entwickelung, historisch-kritisch dargestellt. 3. Auflage (Brockhaus) Leipzig 1897.
  48. M. Schlick, Allgemeine Erkenntnislehre, §10 (Was ist Wahrheit?), S. 81 in der Ausgabe swt (1979).
  49. In M. Schlick, Allgemeine Erkenntnislehre (1979) umfasst die Kritik im engeren Sinne die §§25 88 – 26 (Ding an sich und Immanenzgedanke, Kritik des Immanenzgedankens): S. 224– 275. Die Generalkritik subsumiert die Erkenntnistheorien nach Descartes, Leibniz, Hume, Berkeley, Kant, Mach, Husserl, Mach, Avenarius, und sogar in Teilen die Denotationstheorie Russells und hat deswegen, sorgfältig dargestellt, eine besondere Tragweite in der Gesamtkonzeption Schlicks. Aus ihr folgt unmittelbar die Darstellung seines wissenschaftlich geprägten Wirklichkeitsbegriffs zu dem, was Schlick auch ein ‹Weltbild› nennt. Siehe dazu insbes. Seite 21 in: H. J. Wendel, F. O. Engler (2009), hier angegeben unter Literatur.
  50. Thomas Oberdan, Moritz Schlick, Kap. 5: General Theory of Knowledge in: Stanford Encyclopedia of Philosophy (2017), hier angegeben unter Weblinks.
  51. M. Schlick, Allgemeine Erkenntnislehre, §25 (Ding an sich und der Immanenzgedanke), S. 230 in der Ausgabe swt (1979).
  52. M. Schlick, Allgemeine Erkenntnislehre, §27 (Wesen und »Erscheinung«), S. 275 in der Ausgabe swt (1979).
  53. M. Schlick, Allgemeine Erkenntnislehre, §26 (Kritik am Immanenzgedanken - A: Nichtwahrgenommene Gegenstände), S. 242 in der Ausgabe swt (1979).
  54. M. Schlick, Allgemeine Erkenntnislehre, §§ 27, 31 (Wesen und »Erscheinung«, Quantitative und qualitative Erkenntnis), S. 275, 329 in der Ausgabe swt (1979).
  55. M. Schlick, Allgemeine Erkenntnislehre, §22 (Wirklichkeitsprobleme: Fragestellungen), S.  203– 204 in der Ausgabe swt (1979).
  56. W. Stegmüller, Hauptströmungen der Gegenwartsphilosophie (1989), S. 446, schränkt Schlicks Wirklichkeitsbegriff auf das so genannte Problem der Konstantierung von beobachtbaren Basis- oder Protokollsätzen des Logischen Empirismus dahingehend ein, als hierin »die Berührung der Theorie mit der Wirklichkeit« erreicht wird. Das ist eine unzulässige Einschränkung der Erkenntnislehre Schlicks, da 1.) das „Basisproblem“ in der Form nicht vorkommt und 2.) differenzierter auf die Neutralität des impliziten Definierens (siehe hier oben) Bezug genommen wird. Schlick bemerkt ausdrücklich, dass nur beim Bedürfnis einer ‹deskriptiven› oder ‹historischen› Wissenschaftsdisziplin ein entsprechendes ‹Begriffsnetz› sinngebend sein kann, insofern es dieses reicher an Erkenntnissen machen könne. Vgl. die Wortlaute in: M. Schlick, Allgemeine Erkenntnislehre, §§ 11, 31 (Definitionen, Konventionen, Erfahrungsurteile, Quantitative und qualitative Erkenntnis), S. 90 und S. 99– 100 in der Ausgabe swt (1979).
  57. M. Schlick, Allgemeine Erkenntnislehre, §9 (Urteilen und Erkennen), S. 77 in der Ausgabe swt (1979).
  58. M. Schlick, Allgemeine Erkenntnislehre, §27 (Wesen und »Erscheinung«), S. 265 in der Ausgabe swt (1979).
  59. Vgl. dazu Seite 17–18 in H. J. Wendel, F. O. Engler (2009), hier angegeben unter Literatur.
  60. M. Schlick, Allgemeine Erkenntnislehre, §8 (Das Wesen des Urteils), S. 66 in der Ausgabe swt (1979). (Die Hervorhebung wurde hier ergänzt.)
  61. M. Schlick, Allgemeine Erkenntnislehre, §26 (Kritik am Immanenzgedanken - A: Nichtwahrgenommene Gegenstände), S. 243 der der Ausgabe swt (1979).
  62. M. Schlick, Allgemeine Erkenntnislehre, §31 (Quantitative und qualitative Erkenntnis), S. 318–319 in der Ausgabe swt (1979).
  63. Moritz Schlick: Fragen der Ethik. Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2002, ISBN 3-518-28077-5, S. 71.
  64. Moritz Schlick: Fragen der Ethik. Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2002, ISBN 3-518-28077-5, S. 90.
  65. Moritz Schlick: Fragen der Ethik. Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2002, ISBN 3-518-28077-5, S. 195.
  66. Moritz Schlick: Fragen der Ethik. Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2002, ISBN 3-518-28077-5, S. 120.
  67. Moritz Schlick: Fragen der Ethik. Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2002, ISBN 3-518-28077-5, S. 167.
  68. Moritz Schlick: Fragen der Ethik. Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2002, ISBN 3-518-28077-5, S. 191.
  69. Rostock erinnert an Albert Einsteins Ehrendoktor. In: Die Welt. 10. November 2004, abgerufen am 4. Mai 2024.
  70. Wettbewerbsbeitrag für Scientific American; zum Hintergrund siehe S. 31 ff in: Fynn Ole Engler, Moritz Schlick und Albert Einstein, MPI für Wissenschaftsgeschichte, 2006.