Wackenitz

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Wappen der Familie von Wackenitz
Wappen der Familie von Wackenitz aus der Burg Klevenow / Kapelle

Die von Wackenitz, auch von Wakenitz, sind ein Adelsgeschlecht, das bis zur Enteignung in der Bodenreform 1945 in Vorpommern ansässig und begütert war.

Herkunft und erstes Auftreten

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Ob sich der Name der Familie von dem gleichnamigen Fluss bei Lübeck ableitet, ist ungewiss. Es ist aber genauso gut möglich, dass es sich bei ihnen um ein slawisches Adelsgeschlecht handelt, welches später eingedeutscht wurde. Ebenfalls unklar ist das Verhältnis der Familie zu dem im Spätmittelalter wüst gewordenen Ort Wakenitz nördlich von Loitz. Urkundlich werden die ersten Vertreter zu Beginn des 14. Jahrhunderts im südlichen Grenzbereich des Fürstentums Rügen erwähnt. 1322 hat ein Hinricus Wakenitz Hebungen in Göslow im Kirchspiel Görmin. Im Bederegister des Landes Loitz von 1343 werden sie mit Besitz in den Orten Passow und Trissow, beide ebenfalls im Kirchspiel Görmin, erwähnt.

Grundbesitz und wichtige Vertreter vom 15. bis zum 17. Jahrhundert

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In den Urkunden des 15. Jahrhunderts werden Vertreter des Geschlechts bereits mit den meisten Orten in Verbindung gebracht, die auch später zum Grundbesitz gehören. Es sind dies neben den bereits genannten Orten Trissow, Passow und Göslow noch Klein Kiesow und ab 1480 das sich zum Stammsitz einer der beiden Hauptlinien herausbildende Klevenow bei Grimmen.

Letzteres hatte 1480 Hans Wakenitz von Herzog Bogislaw X. von Pommern als neues Lehen für seine treuen Dienste erhalten. Er stammte ursprünglich aus Trissow, wo weiterhin der zwischen 1470 und 1505 mehrfach urkundlich genannte Claus oder Clawes Wakenitz wohnte, der möglicherweise ein Bruder von Hans war. Dieser war herzoglicher Vogt auf Grimmen und Tribsees.

Die zweite Hauptlinie war ursprünglich auf Passow und Klein Kiesow ansässig.

Den ersten Überblick über den gesamten Grundbesitz bietet der Lehnbrief von 1503, in dem die Orte Klevenow, Passow, Trissow, Klein Kiesow, Göslow, Neuendorf bei Gützkow und Wüsteney genannt werden. In einem weiteren Lehnbrief von 1506, dessen Gültigkeit aber unklar ist, weil sich die späteren Generationen immer auf den von 1503 beriefen, wird noch Lüssow, das Nachbardorf von Wüsteney, als neues Lehen bezeichnet.

Erbe der zwischen 1503 und 1506 verstorbenen vermutlichen Brüder Hans und Clawes Wakenitz auf Klevenow und Trissow wurde Albrecht, der möglicherweise ein Sohn des Clawes war und bis kurz vor 1550 lebte. Er hatte mehrere Söhne. Der älteste, Jasper, erbte Klevenow, Christoff erhielt Trissow und Bastian ging in herzogliche Dienste, unter anderem war er Amtshauptmann von Loitz.

Besitzer von Passow und Klein Kiesow waren zu Beginn des 16. Jahrhunderts Thomas, Hans, auch Hans d. J. genannt, Claus und Gerd, vermutlich alle vier Brüder. In der nächsten Generation folgten hier die Brüder Stellan und Melchior, die wohl Söhne von Thomas waren, auf Passow, sowie Christoff, ein Sohn von Claus, auf Klein Kiesow. Stellan ging ebenfalls in herzogliche Dienste, sowohl in Pommern als auch in Mecklenburg. Von Melchiors Söhnen erbte Otto Passow und verkaufte es 1609 an seinen gleichnamigen Vetter aus der Klevenower Linie. Passow blieb von da an bis zum Verkauf 1929 Nebengut von Klevenow.

Otto, Melchiors Sohn, stand ebenfalls in herzoglichen Diensten und hatte den Titel eines Jägermeisters. Er kaufte von Herzog Philipp Julius das Gut Boltenhagen bei Greifswald und begründete somit die nach diesem Gut benannte zweite Hauptlinie neben der Klevenower.

Ein Zeitgenosse Ottos war der herzogliche Hofrat und Camminer Domherr Albrecht Wakenitz aus der Klevenower Linie. Er wurde hauptsächlich durch das nach ihm benannte Stipendium an der Greifswalder Universität bekannt. Beide starben während des Dreißigjährigen Krieges, der die Güter der Familie stark in Mitleidenschaft zog und teilweise über Jahrzehnte in fremde Hände geraten ließ.

Karl Philipp von Wackenitz (1697–1739) auf Boltenhagen und sein Bruder, der dänische Leutnant Hans Albrecht von Wackenitz, waren als Söhne des Landrats Karl Albrecht von Wackenitz-Boltenhagen und der Luise von Gloeden die ersten Vertreter ihrer Familie auf der Ritterakademie am Dom zu Brandenburg.[1]

Vor 1800 war ein August Friedrich von Wackenitz Generalleutnant in dänischen Diensten.[2] Die Damen von Wackenitz wiederum dienten am dänischen Hof.

18. bis 20. Jahrhundert

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Die Familienlinie Neu-Boltenhagen kann über Wilhelm Dietrich von Wakenitz (1728–1805), seines Zeichens 1. Fideikommissherr, landgräflich-hessischer Etatminister und Generalleutnant, das gleichnamige Gut Boltenhagen weit in das 19. Jahrhundert führen. Der Neffe und landgräflich hessische Hauptmann Leopold von Wakenitz (1761–1813) übernahm dann Boltenhagen. Ihm folgt sein zweiter Sohn Heinrich (1800–1880), als vierter Fideikommissherr. Sein Schwiegersohn Hugo von Ziemssen, verheiratet mit Marie von Wakenitz-Boltenhagen, übernimmt 1882 das Gut. Zu Boltenhagen gehörte noch Rappenhagen, Klein-Kiesow war schon 1778 veräußert worden. Auch wenn dann nicht mehr direkt mit Grundbesitz ausgestattet sind die Brüder Heinrich von Wakenitz und Franz von Wakenitz (1867–1894) Besitzer eines bereits 1755 begründeten Geld-Familienfideikommiss, welcher vor 1940 aufgelöst wurde. Stifterin war einst die unverheiratete Esther Sophie von Wakenitz-Wolgast, verstorben 1757.

Des Weiteren bestand im zweiten Adlig Boltenhagen, im heutigen Süderholz gelegen, einige Jahrzehnte eine von Wakenitz’sche Familienstiftung, 192 ha groß. Dazu gehörte das unweit gelegene Rittergut Dönnie mit 588 ha, Stand 1914. Beide Gutsteile waren verpachtet.[3] Dies blieb nach amtlichen Güter-Adressbüchern für Pommern auch 1921[4] so und ging über 1939 hinaus. In älterer Zeit stiftete die Familie ein Legat, ein Prämienfonds für das Gymnasium zu Stralsund.[5]

Im 19. Jahrhundert bestand als militärischer Verband des Füsilierbataillon von Wackenitz.[6] Kommandeur war Leopold von Wackenitz.[7]

Von der Lancken-Wakenitz

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1816 kam es teils zu einer Namensfusion mit denen von der Lancken, durch Hochzeit. Emilie Christine von Wakenitz-Klevenow, natürliche Tochter des Franz (IV.) Karl (Carl) von Wakenitz, erhielt nachträglich die preußische Adelslegitimation, Berlin 1817. In Übereinkunft mit dem Brautvater von Wakenitz fügte der in schwedischen Diensten stehende Carl Friedrich von der Lancken auf Boldevitz den Namen Wakenitz seinem Nachnamen hinzu. Um die Güter dieser Familie den Erben zu erhalten, wurden drei Majorate und ein Geldfideikommiss gestiftet.

Das Wappen zeigt im gespaltenen Schild rechts in Silber fünf (2:1:2) schwarze Rauten, links in Schwarz drei schräglinks übereinander gelegte silberne Kesselhaken. Auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken zwei Straußenfedern, die rechte silbern mit einer schwarzen Raute, die linke schwarz mit einer silbernen Raute belegt.[8]

Commons: Wackenitz (Adelsgeschlecht) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Walter von Leers: Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. 1705–1913. In: Verein der ehemaligen Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. (Hrsg.): Schüler-und Alumnatsverzeichnis. I von IV, Zögling-RA-No. 67. Selbstverlag. Gedruckt in der Buchdruckerei P. Riemann, Belzig / Ludwigslust 1913, S. 13 (staatsbibliothek-berlin.de).
  2. Christian Friedrich Jacobi: Europäisches Genealogisches Handbuch auf das Jahr 1800. Von Dänemark, IV. Generals der Armee. Joahnn Friedrich Gleditsch, Leipzig 1800, S. 85 (google.de).
  3. Ernst Seyfert: Niekammer’s Güter-Adressbücher. Band I. Güter=Adreßbuch für die Provinz Pommern. 1914. Nach amtlichen Quellen und auf Grund direkter Angaben bearbeitet. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und größeren Bauernhöfe der Provinz mit Angabe der Guts-Eigenschaft, des Grundsteuer-Reinertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen etc. In: Handbuch der Königlichen Behörden (Hrsg.): Standardwerk Adressbuch Landwirtschaft. 4. Auflage. Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1914, S. 256–259 (martin-opitz-bibliothek.de).
  4. Julius Ernst: Niekammer’s Güter-Adreßbücher. I. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter und Güter der Provinz Pommern einschließlich der neu zugeteilten Kreis Westpreußens. 1921. Verzeichnis der für die Landwirtschaft wichtigen Behörden und Körperschaften. Nach amtlichen Quellen und auf Grund direkter Angaben bearbeitet. In: GAB Reihe Paul Niekammer. 6. Auflage. III. Regierungsbezirk Stralsund, Kreis Grimmen. Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 15. August 1921, S. 268–269 (martin-opitz-bibliothek.de).
  5. Programm des Gymnasiums zu Stralsund zu Ostern 1889. 1889. Progr. - No. 137 Auflage. Band 5, Der Prämienfonds. Königliche Regierungs-Buchdruckerei, Stralsund 1889, S. 22 (uni-duesseldorf.de).
  6. Tilman Stieve: Gerhard von Scharnhorst. Private und dienstliche Schriften. Hrsg.: Johannes Kunisch, Michael Sikora. Online-Ress. Auflage. Band 4, Nr. 321. Böhlau, Köln, Weimar, Wien 2007, ISBN 978-3-412-27105-3, S. 581 (google.de).
  7. Claus Reuter: Die Schlacht von Jena–Auerstedt 1806, Augenzeugen berichten. In: Thüringen, Seine Geschichte. German Canadian Museum of Applied History, N. N. 2012, ISBN 978-0-359-55763-9, S. 245 (google.de – E-Book).
  8. Ernst Heinrich Kneschke: Die Wappen der deutschen freiherrlichen und adeligen Familien in genauer, vollständiger und allgemein verständlicher Beschreibung. Mit geschichtlichen und urkundlichen Nachweisen. Band 2. T. O. Weigel, Leipzig 1855, S. 462–463 (Google Books).
  9. Axel Atula: Barth-Lexikon. Hrsg.: Stadt Barth. Eigenverlag, Barth (stadt-barth.de [abgerufen am 12. April 2021]).
  10. Hans Friedrich von Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Freiherrlichen Häuser / B (Briefadel/ nach 1400 nobilitiert) 1963. In: Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA, von 1951 bis 2014. Band III, Nr. 31. C. A. Starke, 1963, ISSN 0435-2408, DNB 456719768, S. 258.
  11. Klosterschule Rossleben. Ihren Toten. 1939–1945. In: Verein Alter Roßleber e. V. (Hrsg.): Monographie. Selbstverlag, Rossleben 1990, DNB 100596551X, S. 180.
  12. Hubertus v. Albedyll: Chronik des Geschlechts der Gesamtfamilie Freiherr v. Albedy(h)ll - v. Albedy(h)ll. In: Familienverband (Hrsg.): Familiengeschichte, Nachfolge der Bände 1964, 1973. 2. Auflage. XVII. Generation. Eigenverlag, Lohmar-Honrath 2008, DNB 993622895, S. 252–253.