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MKL1888:Wiedertäufer

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Wiedertäufer“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Wiedertäufer“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 16 (1890), Seite 596
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Wiedertäufer. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 16, Seite 596. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Wiedert%C3%A4ufer (Version vom 17.04.2023)

[596] Wiedertäufer (Anabaptisten), christliche Sekte, welche die Einwilligung des gläubigen Täuflings zur Vorbedingung der Taufe macht, daher die Kindertaufe verwirft und bei den ihr Beitretenden die Taufhandlung wiederholt. Schon lange vor der Reformation bestritten mehrere reformatorische Sekten die Kindertaufe; im Zeitalter der Reformation fand sich in der gemeinsamen Opposition gegen die Kindertaufe alles zusammen, was radikaler als die Reformatoren zu Werke zu gehen und das subjektive Prinzip, von welchem diese selbst ausgegangen waren, einseitig und konsequent bis ans Ende zu verfolgen unternahm. Diese besonders in der Schweiz, Deutschland und Holland auftauchenden W. waren meist religiöse und politische Schwärmer und verbanden mit der Forderung der Wiedertaufe auch die der Aufrichtung eines Reichs Christi auf Erden, Einführung der Gütergemeinschaft, Glauben an ihre Offenbarungen u. dgl. Mit derartiger „Geisttreiberei“ versuchten es in Deutschland 1521 die sogen. Zwickauer Propheten („himmlische Propheten“) in Sachsen, an deren Spitze Nikolaus Storch aus Zwickau, Markus Stübner und Thomas Münzer (s. d.) standen. Letzterer entzündete in Sachsen, Franken und Thüringen den Bauernkrieg (s. d.), so daß die Sache der W. durch die Schlacht bei Frankenhausen (15. Mai 1525) hier ihr vorläufiges Ende fand. Dagegen traten in Bayern um 1527 als W. auf Joh. Hutter, Jak. Kürsner und Siegmund Sallin in Augsburg und fanden ungeachtet der Verfolgungen viele Anhänger. In der Schweiz wurde ein besonders harter Kampf geführt, in welchem die W. dem von Zwingli in Bewegung gesetzten weltlichen Arm unterlagen. In den Niederlanden wirkte David Joriszoon (s. d.), in Westfalen, Holstein und Ostfriesland Melchior Hoffmann und Melchior Rinck. Kaiser Karl V. gab schon 1528 den Befehl, daß alle W. mit Gewalt unterdrückt werden sollten, und seitdem wurden ihrer unzählige enthauptet, ertränkt oder verbrannt. Dadurch steigerte sich aber nur der Fanatismus der Verfolgten, welche man Stäbler (Baculares, Stablarii) nannte, weil sie meinten, ein Christ dürfte keine Waffen, sondern nur einen Stab tragen. Am schlimmsten trieben ihr Wesen die aus Holland vertriebenen W. seit 1533 in Münster, wo der protestantische Geistliche Rothmann und die Bürger Knipperdolling und Krechting, zu denen sich noch Johann von Leiden (s. d.), Gerrit Kippenbroek von Amsterdam und Matthys gesellten, ein neues Staatswesen mit einem Zionskönig an der Spitze, mit Gütergemeinschaft, Vielweiberei u. dgl. einführten und ein blutiges Regiment handhabten, bis endlich durch mehrere protestantische Fürsten im Verein mit dem Bischof die Stadt eingenommen und durch die Hinrichtung der Anführer dem neuen Reich 24. Juni 1535 ein blutiges Ende gemacht wurde. Vgl. Hast, Geschichte der W. (Münst. 1835); Hase, Neue Propheten (2. Aufl., Leipz. 1860); Cornelius, Geschichte des Münsterschen Aufruhrs (das. 1855–1860, 2 Bde.); Derselbe, Die niederländischen W. während der Belagerung Münsters 1534–35 (Münch. 1869); Keller, Geschichte der W. und ihres Reichs zu Münster (Münst. 1880); Bouterwek, Zur Litteratur und Geschichte der W. (Bonn 1864). – Eine neue, dem stürmischen Charakter der ersten direkt entgegengesetzte Periode in der Geschichte der W. beginnt mit Ubbo Philipps, welcher, früher katholischer Priester in Leeuwarden, 1534 ein Haupt der W. geworden war u. seinen Bruder Dirk, David Joriszoon u. Menno (s. d.) zu Geistlichen der Sekte geweiht hatte. Letzterer stiftete eine Gemeinde Gottes, deren Mitglieder seit 1570 nach ihm Mennoniten genannt wurden, jetzt aber, nach Vereinigung der prädestinatianischen Apostolen und der arminianischen Galenisten, gewöhnlich Taufgesinnte (Doopsgezinden) sich nennen. Weiteres s. Mennoniten.









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