Popular Papers & Booklets by Matthias Becker
Papers by Matthias Becker
Bericht der Römisch-Germanischen Kommission 98, 2017
Germania, 1993
Die römischen Fundstücke aus dem germanischen "Fürstengrab" der spätrömischen Kaiserzeit bei Gomm... more Die römischen Fundstücke aus dem germanischen "Fürstengrab" der spätrömischen Kaiserzeit bei Gommern, Lkr. Burg Vorbericht von Matthias Becker Gegen Ende des dritten nachchristlichen Jahrhunderts ist im mitteldeutschen Raum der Übergang von der bis dahin vorherrschenden Brandgrabsitte zur Anlage von Körpergrä bern zu beobachten. Diese neue Bestattungsart wird zuerst von den Angehörigen der germanischen Oberschicht praktiziert1. Den Toten wird ihr oft zahlreicher und wertvoller Besitz mit in das Grab gegeben. So ist es nicht verwunderlich, daß gerade aus dieser Zeit hervorragend ausgestattete Grabfunde im mitteldeutschen Gebiet stammen.
Jahresschrift Fur Mitteldeutsche Vorgeschichte, 2003
Römischer Import umfasst eine umfangreiche Kollektion von Objekten, Materialien und Substanzen. N... more Römischer Import umfasst eine umfangreiche Kollektion von Objekten, Materialien und Substanzen. Naturwissenschaftliche Nachweise gewinnen bei der Bestimmung römischen Imports immer mehr
an Bedeutung. Römischer Import spiegelt sowohl direkt als auch indirekt, durch die Art der Nutzung, die vielfältige Art und Weise römisch germanischer Beziehungen wider.
Gold als Material und Ringe als Gegenstände üben offenbar quer durch die Zeiten und immer wieder ... more Gold als Material und Ringe als Gegenstände üben offenbar quer durch die Zeiten und immer wieder aufs Neue leicht zu entfachen eine besondere Faszination auf uns aus. Ob aus Gründen ästhetischen Genusses, ob mit dem Ziel wissenschaftlichen Erkenntnisgewinns oder aus der Verbindung von beidem sind zahlreiche Betrachtungen zu Goldringen entstanden (ohne Anspruch auf Vollständigkeit sei verwiesen auf: Kossina 1905, 399 ff.; Kleemann 1951, 102 ff.; Hauck 1954, 145 ff.; Rau 1972, 147 ff.; Werner 1980, 1 ff.; Steuer 1982; Roggenbuck 1988, 37 ff.; v. Carnap-Bornheim / Ilkjaer 1996, 349 ff.; Ethelberg 2000, 64 ff.; Lund Hansen 2001, 157 ff; Capelle 2002, 33 ff.; Schmauder 2002, 100 ff.; Adler 2003; Hardt 2004, 69 ff. und 280 ff.). Im Reallexikon für Germanische Alter tums kunde ist der Goldring ein eigenes Stichwort (Lund Hansen 1998, 345), und insbesondere die Ringe der spätrömischen Zeit und der Völkerwanderungszeit sind bevorzugtes Thema der Ausführungen. Damit setzt das Stichwort eine seit langem und über unterschiedliche Etappen geführte Diskussion fort und fasst den derzeitigen Kenntnisstand zusammen, wie es auch ein ähnlich gelagerter Beitrag der gleichen Autorin tut (Lund Hansen 2001).
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliograp... more Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://portal.dnb.de/ abrufbar. gedruckt auf alterungsbeständigem, säurefreiem Papier
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliograp... more Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://portal.dnb.de/ abrufbar. gedruckt auf alterungsbeständigem, säurefreiem Papier
Schlagwörter: Experimentelle Archäologie – Römische Kaiserzeit – Germania magna – Brandg... more Schlagwörter: Experimentelle Archäologie – Römische Kaiserzeit – Germania magna – Brandgräber – Beigabensitten – Verbrennungsplätze – Leichenbranduntersuchungen – Archäobotanik – Archäozoologie
Keywords: experimental archaeology – Roman Empire – Germania magna – cremation graves – grave-goods – cremation places – cremation analyses – archaeobotany – archaeozoology
Mots-clés: archéologie expérimentale – Époque Romaine – Germania magna – incinérations – coutumes des mobiliers funéraires – places des crémations – analyses des crémations – archéobotanique – archéozoologie
Die vorliegende Studie beschäftigt sich eingehend mit der Verbrennung auf dem Scheiterhaufen und beleuchtet diese Thematik unter zahlreichen Aspekten am Beispiel der römischen Kaiserzeit Innergermaniens, obwohl die vorliegenden Ergebnisse grundsätzlich auf andere Epochen, in denen Brandbestattung vollzogen wurde, übertragbar sind. Ethnologische Studien und archäologische Quellen belegen, wie unterschiedlich Brandbestattungen ausgeführt worden sein können. Die einzelnen Parameter des Ablaufes lassen kaum Gemeinsamkeiten erkennen. Die Rahmenbedingungen sind jedoch durch physikalische Gesetzmäßigkeiten vorgegeben. Da an der Untersuchung verschiedene Disziplinen (Archäologie, Anthropologie, Archäozoologie, Botanik und Rechtsmedizin) beteiligt waren, sprengen die gewonnenen Ergebnisse den Umfang einer allgemeinen Zusammenfassung. Insgesamt wurden zahlreiche themenbezogene Feststellungen erarbeitet, die hier nicht im Detail wiederholt werden. Als
Ausgangsbasis wird der aktuelle Forschungsstand beleuchtet, dann eine umfassende Bestandsaufnahme zur Brandbestattung auf interdisziplinärer Ebene vorgelegt. Anschließend folgt ein Fragenkatalog, der als Leitfaden für die geplanten Experimente diente. Nach dieser theoretischen Einleitung werden insgesamt vier experimentelle Verbrennungen beschrieben und ausgewertet. Bei den ersten zwei Versuchen standen Fragen zur Konstruktion des Scheiterhaufens und zum Ablauf der Verbrennung im Vordergrund, während die letzten beiden Versuche zusätzlich das Verhalten von Ausstattungsstücken im Feuer klären sollten. Die Versuche verdeutlichen, dass Brände „chaotisch“ sind. Ihr Verlauf ist komplex,
uneinheitlich und wird extrem von äußeren Bedingungen beeinflusst. So wirkt dieses System auf den Körper des zu Verbrennenden ein, indem das Ziel der vollständigen Verbrennung des Leichnams – angezeigt durch Leichenbrand des Verbrennungsgrades V – fast immer erreicht
wird. Werden im konkreten Einzelfall an Teilen des Körpers Ausnahmen beobachtet, sind sie offensichtlich dem Wirken dieses chaotischen Systems geschuldet. Ferner findet durch das Feuer und damit ausschließlich durch naturwissenschaftliche Größen determiniert eine unsystematische Wirkung auf die Bestandteile des Körpers, verifizierbar insbesondere auf die Bestandteile des Skelettsystems, statt, und der ursprüngliche Zustand lässt sich nur insofern rekonstruieren, als:
– das ursprünglich vorhandene System von Einzelelementen (Skelettsystem des Menschen) bekannt ist – einen vollständigen Körper vorausgesetzt – und das Verhalten der Einzelelemente im Feuer statistisch erfasst werden kann
– für die Rekonstruktion des ursprünglichen Zustandes mit entsprechend zahlreichen Fallstudien argumentiert wird, um statistisch abgesicherte Aussagen treffen zu können.
In gleicher Weise wirkt die Verbrennung als unsystematische Auslese auf Bekleidung, Trachtbestandteile, Ausrüstung und beigegebene Objekte – also das Inventar. Auch diese Gegenstände können im Sinne eines Systems von Einzelelementen verstanden werden, beispielsweise als
Tracht- oder Ausstattungsmuster. Für Rekonstruktionsversuche zu diesem Ausstattungssystem gelten die gleichen Voraussetzungen und Bedingungen wie für den Körper selbst.
Eine wesentliche Erkenntnis ist, dass eine interdisziplinäre Untersuchung der archäologischen Befunde unerlässlich ist, um den Verbrennungsprozess besser beurteilen und weiterführende Aussagen treffen zu können. Bei künftigen Studien sollten auch weitere Disziplinen
(z.B. Materialwissenschaften) oder auch Brandexperten beteiligt werden. Energetische Betrachtungen sind kaum möglich. Bei den Versuchen wurde darauf geachtet, den Umfang des Brennmaterials gering zu halten. Es ist jedoch ungewiss, ob in der Vergangenheit ein geringer Holzverbrauch beim Bau eines Scheiterhaufens überhaupt angestrebt wurde. Schließlich würde sich der Scheiterhaufen als Statussymbol einer solchen Betrachtung gänzlich entziehen. Die Ergebnisse der Studie können prinzipiell auf alle Brandgrabinventare übertragen werden. Aktuelle Befunde und auch die durchgeführten Experimente lassen die Unzulänglichkeit der bislang für die Beschreibung germanischer Brandgräber der römischen Kaiserzeit
verwendeten Begriffe erkennen. Letztlich fordert der erreichte Kenntnisstand die kritische Überprüfung der bisherigen Brandgrabauswertungen.
TERRA BARBARICA
ŁÓDŹ–WARSZAWA 2010
Studia ofiarowane Magdalenie Mączyńskiej w 65. rocznicę urodzin
„Als ,römischer Import‘ werden traditionell Gegenstände be-
zeichnet, die innerhalb des römischen... more „Als ,römischer Import‘ werden traditionell Gegenstände be-
zeichnet, die innerhalb des römischen Reiches hergestellt und
im nicht oder nur kurzzeitig römisch besetzten europäischen
Barbaricum – dann im einheimischen Kontext – gefunden
worden sind bzw. werden.“ Mit diesem Satz und dem Hinweis, dass wegen des begrifflichen Zusammenspiels von Import und Handel inzwischen häufiger von „römischen Funden“ gesprochen und Import als
terminus technicus gebraucht wird, bestimmt das Reallexikon der Germanischen Altertumskunde einen äußerst komplexen
Forschungsgegenstand und lehnt sich damit an die Begriffs-
bestimmung von Ulla Lund Hansen von 1987 an.
Auch im Folgenden soll es um römischen Import im Sinne des terminus technicus gehen und der Versuch unternommen werden, .....
Schlagwörter: Gommern, Kammergräber, Begriffsdefinition, Statussymbol, Inszenierung, jüngere Rö -... more Schlagwörter: Gommern, Kammergräber, Begriffsdefinition, Statussymbol, Inszenierung, jüngere Rö -
mische Kaiserzeit
Keywords: Gommern, chamber graves, terminology, status symbol, staging, late Roman Iron Age
Z usammeNFassuNg
Der Befund und die Funde des 1990 bei Gommern/Sachsen-Anhalt geborgenen Fürstengrabes bil-
den wegen der weitgehend vollständigen Erhaltung und der systematischen Untersuchung eine gute
Grundlage, Vergleiche zu ähnlichen Gräbern zu ziehen. Neben der Kammer selbst stehen hierbei die
Ausstattung des Toten und die Gestaltung des Kammerinneren im Blickpunkt. Verschiedene Bei-
spiele von Kammergräbern lassen neben chronologischen und chorologischen auch systematische
Gemeinsamkeiten erkennen. Für die späte Römische Kaiserzeit sind damit überregionale Vergleiche
im Bereich einer sehr hohen hierarchischen Ebene der damaligen Gesellschaft möglich. Der Beitrag
untersucht und bewertet die Konstanz und Stabilität der Erscheinung sowie die Aussagekraft in Re-
lation zur aktuellen Umgebung, wobei die Individualität der konkreten Bestattung als Einflussgröße
zu berücksichtigen ist.
s ummary
The princely grave at Gommern was found in 1990. Thanks to its nearly complete preservation and its
systematic excavation, the structures and finds can easily be compared with similar graves. Apart from
the chamber itself, the focus is on the accoutrements of the deceased and the interior arrangement of
the chamber. Systematic similarities to other chamber graves can be observed. Supra-regional compa-
risons on a hierarchic, high social level are therefore possible for the late Roman Iron Age. This paper
investigates and assesses the consistency and stability of the phenomenon in relation to the immediate
environment. The individuality of the specific burial also needs to be considered.
B.V. Eriksen/A. Abegg-Wigg/R. Bleile/ U. Ickerodt (Hrsg.), Interaktion ohne Grenzen. Beispiele ar... more B.V. Eriksen/A. Abegg-Wigg/R. Bleile/ U. Ickerodt (Hrsg.), Interaktion ohne Grenzen. Beispiele archäologischer Forschungen am Beginn des 21. Jahrhunderts. Festschrift für Claus von Carnap-Bornheim zum 60. Geburtstag, Bd. 1, Schleswig 2017, 2017
Im Rahmen der archäologischen Voruntersuchungen im Bereich der ICE-Neubaustrecke Erfurt-Leipzig/H... more Im Rahmen der archäologischen Voruntersuchungen im Bereich der ICE-Neubaustrecke Erfurt-Leipzig/Halle wurden mehr als 550 Radiokohlenstoffdaten aus endneolithischen und frühbronzezeitlichen Befunden vorgelegt. Das entspricht einer Stichprobe von mehr als 100 radiometrischen Daten aus Gräbern der entsprechenden Kulturen. Die Modellierung der Daten auf Basis Bayesianischer Statistik in Hinblick auf die Laufzeiten der Kulturen bzw. deren Überschneidungsbereiche sowie die Resultate werden im Beitrag vorgestellt.
Die Gliederung der archäologischen Gruppen im 3. Jts. v. Chr. basiert immer häufiger auf der Inte... more Die Gliederung der archäologischen Gruppen im 3. Jts. v. Chr. basiert immer häufiger auf der Interpretation radiometrischer Daten. Aufgrund dieser Interpretation werden nicht nur die Laufzeiten der Kulturen bestimmt, sondern vielmehr auch typochronologische Aussagen getroffen. Im ersten Teil des Beitrages soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Nutzung eines Einzeldatums als Anzeiger für einen frühen Beginn bzw. ein spätes Ende einer Kultur oder für die Beschreibung einer kulturellen Erscheinung kritisch betrachtet werden muss. Im zweiten Teil werden typochronologische Aspekte in Bezug auf die Inventare der entsprechenden Kulturgruppen vorgestellt.
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an Bedeutung. Römischer Import spiegelt sowohl direkt als auch indirekt, durch die Art der Nutzung, die vielfältige Art und Weise römisch germanischer Beziehungen wider.
Keywords: experimental archaeology – Roman Empire – Germania magna – cremation graves – grave-goods – cremation places – cremation analyses – archaeobotany – archaeozoology
Mots-clés: archéologie expérimentale – Époque Romaine – Germania magna – incinérations – coutumes des mobiliers funéraires – places des crémations – analyses des crémations – archéobotanique – archéozoologie
Die vorliegende Studie beschäftigt sich eingehend mit der Verbrennung auf dem Scheiterhaufen und beleuchtet diese Thematik unter zahlreichen Aspekten am Beispiel der römischen Kaiserzeit Innergermaniens, obwohl die vorliegenden Ergebnisse grundsätzlich auf andere Epochen, in denen Brandbestattung vollzogen wurde, übertragbar sind. Ethnologische Studien und archäologische Quellen belegen, wie unterschiedlich Brandbestattungen ausgeführt worden sein können. Die einzelnen Parameter des Ablaufes lassen kaum Gemeinsamkeiten erkennen. Die Rahmenbedingungen sind jedoch durch physikalische Gesetzmäßigkeiten vorgegeben. Da an der Untersuchung verschiedene Disziplinen (Archäologie, Anthropologie, Archäozoologie, Botanik und Rechtsmedizin) beteiligt waren, sprengen die gewonnenen Ergebnisse den Umfang einer allgemeinen Zusammenfassung. Insgesamt wurden zahlreiche themenbezogene Feststellungen erarbeitet, die hier nicht im Detail wiederholt werden. Als
Ausgangsbasis wird der aktuelle Forschungsstand beleuchtet, dann eine umfassende Bestandsaufnahme zur Brandbestattung auf interdisziplinärer Ebene vorgelegt. Anschließend folgt ein Fragenkatalog, der als Leitfaden für die geplanten Experimente diente. Nach dieser theoretischen Einleitung werden insgesamt vier experimentelle Verbrennungen beschrieben und ausgewertet. Bei den ersten zwei Versuchen standen Fragen zur Konstruktion des Scheiterhaufens und zum Ablauf der Verbrennung im Vordergrund, während die letzten beiden Versuche zusätzlich das Verhalten von Ausstattungsstücken im Feuer klären sollten. Die Versuche verdeutlichen, dass Brände „chaotisch“ sind. Ihr Verlauf ist komplex,
uneinheitlich und wird extrem von äußeren Bedingungen beeinflusst. So wirkt dieses System auf den Körper des zu Verbrennenden ein, indem das Ziel der vollständigen Verbrennung des Leichnams – angezeigt durch Leichenbrand des Verbrennungsgrades V – fast immer erreicht
wird. Werden im konkreten Einzelfall an Teilen des Körpers Ausnahmen beobachtet, sind sie offensichtlich dem Wirken dieses chaotischen Systems geschuldet. Ferner findet durch das Feuer und damit ausschließlich durch naturwissenschaftliche Größen determiniert eine unsystematische Wirkung auf die Bestandteile des Körpers, verifizierbar insbesondere auf die Bestandteile des Skelettsystems, statt, und der ursprüngliche Zustand lässt sich nur insofern rekonstruieren, als:
– das ursprünglich vorhandene System von Einzelelementen (Skelettsystem des Menschen) bekannt ist – einen vollständigen Körper vorausgesetzt – und das Verhalten der Einzelelemente im Feuer statistisch erfasst werden kann
– für die Rekonstruktion des ursprünglichen Zustandes mit entsprechend zahlreichen Fallstudien argumentiert wird, um statistisch abgesicherte Aussagen treffen zu können.
In gleicher Weise wirkt die Verbrennung als unsystematische Auslese auf Bekleidung, Trachtbestandteile, Ausrüstung und beigegebene Objekte – also das Inventar. Auch diese Gegenstände können im Sinne eines Systems von Einzelelementen verstanden werden, beispielsweise als
Tracht- oder Ausstattungsmuster. Für Rekonstruktionsversuche zu diesem Ausstattungssystem gelten die gleichen Voraussetzungen und Bedingungen wie für den Körper selbst.
Eine wesentliche Erkenntnis ist, dass eine interdisziplinäre Untersuchung der archäologischen Befunde unerlässlich ist, um den Verbrennungsprozess besser beurteilen und weiterführende Aussagen treffen zu können. Bei künftigen Studien sollten auch weitere Disziplinen
(z.B. Materialwissenschaften) oder auch Brandexperten beteiligt werden. Energetische Betrachtungen sind kaum möglich. Bei den Versuchen wurde darauf geachtet, den Umfang des Brennmaterials gering zu halten. Es ist jedoch ungewiss, ob in der Vergangenheit ein geringer Holzverbrauch beim Bau eines Scheiterhaufens überhaupt angestrebt wurde. Schließlich würde sich der Scheiterhaufen als Statussymbol einer solchen Betrachtung gänzlich entziehen. Die Ergebnisse der Studie können prinzipiell auf alle Brandgrabinventare übertragen werden. Aktuelle Befunde und auch die durchgeführten Experimente lassen die Unzulänglichkeit der bislang für die Beschreibung germanischer Brandgräber der römischen Kaiserzeit
verwendeten Begriffe erkennen. Letztlich fordert der erreichte Kenntnisstand die kritische Überprüfung der bisherigen Brandgrabauswertungen.
zeichnet, die innerhalb des römischen Reiches hergestellt und
im nicht oder nur kurzzeitig römisch besetzten europäischen
Barbaricum – dann im einheimischen Kontext – gefunden
worden sind bzw. werden.“ Mit diesem Satz und dem Hinweis, dass wegen des begrifflichen Zusammenspiels von Import und Handel inzwischen häufiger von „römischen Funden“ gesprochen und Import als
terminus technicus gebraucht wird, bestimmt das Reallexikon der Germanischen Altertumskunde einen äußerst komplexen
Forschungsgegenstand und lehnt sich damit an die Begriffs-
bestimmung von Ulla Lund Hansen von 1987 an.
Auch im Folgenden soll es um römischen Import im Sinne des terminus technicus gehen und der Versuch unternommen werden, .....
mische Kaiserzeit
Keywords: Gommern, chamber graves, terminology, status symbol, staging, late Roman Iron Age
Z usammeNFassuNg
Der Befund und die Funde des 1990 bei Gommern/Sachsen-Anhalt geborgenen Fürstengrabes bil-
den wegen der weitgehend vollständigen Erhaltung und der systematischen Untersuchung eine gute
Grundlage, Vergleiche zu ähnlichen Gräbern zu ziehen. Neben der Kammer selbst stehen hierbei die
Ausstattung des Toten und die Gestaltung des Kammerinneren im Blickpunkt. Verschiedene Bei-
spiele von Kammergräbern lassen neben chronologischen und chorologischen auch systematische
Gemeinsamkeiten erkennen. Für die späte Römische Kaiserzeit sind damit überregionale Vergleiche
im Bereich einer sehr hohen hierarchischen Ebene der damaligen Gesellschaft möglich. Der Beitrag
untersucht und bewertet die Konstanz und Stabilität der Erscheinung sowie die Aussagekraft in Re-
lation zur aktuellen Umgebung, wobei die Individualität der konkreten Bestattung als Einflussgröße
zu berücksichtigen ist.
s ummary
The princely grave at Gommern was found in 1990. Thanks to its nearly complete preservation and its
systematic excavation, the structures and finds can easily be compared with similar graves. Apart from
the chamber itself, the focus is on the accoutrements of the deceased and the interior arrangement of
the chamber. Systematic similarities to other chamber graves can be observed. Supra-regional compa-
risons on a hierarchic, high social level are therefore possible for the late Roman Iron Age. This paper
investigates and assesses the consistency and stability of the phenomenon in relation to the immediate
environment. The individuality of the specific burial also needs to be considered.
an Bedeutung. Römischer Import spiegelt sowohl direkt als auch indirekt, durch die Art der Nutzung, die vielfältige Art und Weise römisch germanischer Beziehungen wider.
Keywords: experimental archaeology – Roman Empire – Germania magna – cremation graves – grave-goods – cremation places – cremation analyses – archaeobotany – archaeozoology
Mots-clés: archéologie expérimentale – Époque Romaine – Germania magna – incinérations – coutumes des mobiliers funéraires – places des crémations – analyses des crémations – archéobotanique – archéozoologie
Die vorliegende Studie beschäftigt sich eingehend mit der Verbrennung auf dem Scheiterhaufen und beleuchtet diese Thematik unter zahlreichen Aspekten am Beispiel der römischen Kaiserzeit Innergermaniens, obwohl die vorliegenden Ergebnisse grundsätzlich auf andere Epochen, in denen Brandbestattung vollzogen wurde, übertragbar sind. Ethnologische Studien und archäologische Quellen belegen, wie unterschiedlich Brandbestattungen ausgeführt worden sein können. Die einzelnen Parameter des Ablaufes lassen kaum Gemeinsamkeiten erkennen. Die Rahmenbedingungen sind jedoch durch physikalische Gesetzmäßigkeiten vorgegeben. Da an der Untersuchung verschiedene Disziplinen (Archäologie, Anthropologie, Archäozoologie, Botanik und Rechtsmedizin) beteiligt waren, sprengen die gewonnenen Ergebnisse den Umfang einer allgemeinen Zusammenfassung. Insgesamt wurden zahlreiche themenbezogene Feststellungen erarbeitet, die hier nicht im Detail wiederholt werden. Als
Ausgangsbasis wird der aktuelle Forschungsstand beleuchtet, dann eine umfassende Bestandsaufnahme zur Brandbestattung auf interdisziplinärer Ebene vorgelegt. Anschließend folgt ein Fragenkatalog, der als Leitfaden für die geplanten Experimente diente. Nach dieser theoretischen Einleitung werden insgesamt vier experimentelle Verbrennungen beschrieben und ausgewertet. Bei den ersten zwei Versuchen standen Fragen zur Konstruktion des Scheiterhaufens und zum Ablauf der Verbrennung im Vordergrund, während die letzten beiden Versuche zusätzlich das Verhalten von Ausstattungsstücken im Feuer klären sollten. Die Versuche verdeutlichen, dass Brände „chaotisch“ sind. Ihr Verlauf ist komplex,
uneinheitlich und wird extrem von äußeren Bedingungen beeinflusst. So wirkt dieses System auf den Körper des zu Verbrennenden ein, indem das Ziel der vollständigen Verbrennung des Leichnams – angezeigt durch Leichenbrand des Verbrennungsgrades V – fast immer erreicht
wird. Werden im konkreten Einzelfall an Teilen des Körpers Ausnahmen beobachtet, sind sie offensichtlich dem Wirken dieses chaotischen Systems geschuldet. Ferner findet durch das Feuer und damit ausschließlich durch naturwissenschaftliche Größen determiniert eine unsystematische Wirkung auf die Bestandteile des Körpers, verifizierbar insbesondere auf die Bestandteile des Skelettsystems, statt, und der ursprüngliche Zustand lässt sich nur insofern rekonstruieren, als:
– das ursprünglich vorhandene System von Einzelelementen (Skelettsystem des Menschen) bekannt ist – einen vollständigen Körper vorausgesetzt – und das Verhalten der Einzelelemente im Feuer statistisch erfasst werden kann
– für die Rekonstruktion des ursprünglichen Zustandes mit entsprechend zahlreichen Fallstudien argumentiert wird, um statistisch abgesicherte Aussagen treffen zu können.
In gleicher Weise wirkt die Verbrennung als unsystematische Auslese auf Bekleidung, Trachtbestandteile, Ausrüstung und beigegebene Objekte – also das Inventar. Auch diese Gegenstände können im Sinne eines Systems von Einzelelementen verstanden werden, beispielsweise als
Tracht- oder Ausstattungsmuster. Für Rekonstruktionsversuche zu diesem Ausstattungssystem gelten die gleichen Voraussetzungen und Bedingungen wie für den Körper selbst.
Eine wesentliche Erkenntnis ist, dass eine interdisziplinäre Untersuchung der archäologischen Befunde unerlässlich ist, um den Verbrennungsprozess besser beurteilen und weiterführende Aussagen treffen zu können. Bei künftigen Studien sollten auch weitere Disziplinen
(z.B. Materialwissenschaften) oder auch Brandexperten beteiligt werden. Energetische Betrachtungen sind kaum möglich. Bei den Versuchen wurde darauf geachtet, den Umfang des Brennmaterials gering zu halten. Es ist jedoch ungewiss, ob in der Vergangenheit ein geringer Holzverbrauch beim Bau eines Scheiterhaufens überhaupt angestrebt wurde. Schließlich würde sich der Scheiterhaufen als Statussymbol einer solchen Betrachtung gänzlich entziehen. Die Ergebnisse der Studie können prinzipiell auf alle Brandgrabinventare übertragen werden. Aktuelle Befunde und auch die durchgeführten Experimente lassen die Unzulänglichkeit der bislang für die Beschreibung germanischer Brandgräber der römischen Kaiserzeit
verwendeten Begriffe erkennen. Letztlich fordert der erreichte Kenntnisstand die kritische Überprüfung der bisherigen Brandgrabauswertungen.
zeichnet, die innerhalb des römischen Reiches hergestellt und
im nicht oder nur kurzzeitig römisch besetzten europäischen
Barbaricum – dann im einheimischen Kontext – gefunden
worden sind bzw. werden.“ Mit diesem Satz und dem Hinweis, dass wegen des begrifflichen Zusammenspiels von Import und Handel inzwischen häufiger von „römischen Funden“ gesprochen und Import als
terminus technicus gebraucht wird, bestimmt das Reallexikon der Germanischen Altertumskunde einen äußerst komplexen
Forschungsgegenstand und lehnt sich damit an die Begriffs-
bestimmung von Ulla Lund Hansen von 1987 an.
Auch im Folgenden soll es um römischen Import im Sinne des terminus technicus gehen und der Versuch unternommen werden, .....
mische Kaiserzeit
Keywords: Gommern, chamber graves, terminology, status symbol, staging, late Roman Iron Age
Z usammeNFassuNg
Der Befund und die Funde des 1990 bei Gommern/Sachsen-Anhalt geborgenen Fürstengrabes bil-
den wegen der weitgehend vollständigen Erhaltung und der systematischen Untersuchung eine gute
Grundlage, Vergleiche zu ähnlichen Gräbern zu ziehen. Neben der Kammer selbst stehen hierbei die
Ausstattung des Toten und die Gestaltung des Kammerinneren im Blickpunkt. Verschiedene Bei-
spiele von Kammergräbern lassen neben chronologischen und chorologischen auch systematische
Gemeinsamkeiten erkennen. Für die späte Römische Kaiserzeit sind damit überregionale Vergleiche
im Bereich einer sehr hohen hierarchischen Ebene der damaligen Gesellschaft möglich. Der Beitrag
untersucht und bewertet die Konstanz und Stabilität der Erscheinung sowie die Aussagekraft in Re-
lation zur aktuellen Umgebung, wobei die Individualität der konkreten Bestattung als Einflussgröße
zu berücksichtigen ist.
s ummary
The princely grave at Gommern was found in 1990. Thanks to its nearly complete preservation and its
systematic excavation, the structures and finds can easily be compared with similar graves. Apart from
the chamber itself, the focus is on the accoutrements of the deceased and the interior arrangement of
the chamber. Systematic similarities to other chamber graves can be observed. Supra-regional compa-
risons on a hierarchic, high social level are therefore possible for the late Roman Iron Age. This paper
investigates and assesses the consistency and stability of the phenomenon in relation to the immediate
environment. The individuality of the specific burial also needs to be considered.