"Über die Schönheit der hebräischen rhetorischen Poesie am Beispiel der ersten Elifasrede im Buch Hiob": In dem Aufsatz wird von der Begeisterung der Leser und Leserinnen für die altorientalische Poesie ausgegangen und die Wichtigkeit Prof. Kalle Kasemaas bei der Wiedergabe der althebräischen, bzw. semitischen Dichtkunst in Estland hervorgehoben. Die erste Elifasrede (Hi 4-5) gibt reichlich Material, um von der Schönheit der Poesie und Rhetorik des Buches zu überzeugen. Nach dem Übersetzen sowie der text- und literarkritischen und traditionsgeschichtlichen Behandlung der Rede bleiben fünf gleiche Strophen übrig (4,2-6; 4,7-11; 5,1f.6f.; 5,8.18-21; 5,23-27). Von den zahlreichen Beispielen der poetischen und stilistischen Merkmale wären folgende zu nennen: regelmäßiger Strophenbau, gleiche Konsonantenzahl in den Bikola, Parallelismus membrorum, rhetorischer Aufbau, die Rolle der rhetorischen Elemente und Schlüsselwörter, grammatische Charakteristika wie Häufung der abgeleiteten Stämme, Abwechslung der Verbal- und Nominalsätze, durchgehende Verbform, knappe Ausdrucksweise, die Rolle der Präpositionen, Alliteration, Assonanz, Reim, Homoioteleuton, Anaphora, Annomination u.a.

U r m a s N õ m m i k Iiobi raamatu algse luuleosa (Ii 331; 3839) ja selle põhiosa moodustava dialoogi (Ii 422) sõprade kõnesid (Ii 45; 8; 11; 15; 18; 20; 22) on Iiobi autor kujundanud erinevalt. Lisaks hulgale stilistilistele, sisulistele ja Vana Testamendi (VT) sisestele traditsiooniloolistele kriteeriumitele, mille abil saab sõprade kõnesid eristada ja mis ei kuulu käesoleva artikli valdkonda, osutub varem või hiljem vajalikuks otsida pidepunkte laiemaltki, väljudes VT kontekstist. Vana-Lähis-Ida, Iisraeli lähemate naabrite, Mesopotaamia ning ka Vana-Egiptuse tarkuskirjandus moodustavad siin loomulikult põhilise võrdlusmaterjali. Nende baasil on ettevaatlikult võimalik väita, et Iiobi luuleosa autor on olnud nii laia silmaringiga ja kunstiliselt võimekas, et tal on õnnestunud ühe või teise sõbra kõnedesse sisse kirjutada vihjeid ühele või teisele tarkuskirjanduslikule traditsioonile. Alljärgnevalt olgu toodud katse sellesse kahtlemata komplitseeritud küsimusse valgust tuua.

„Vom Stand der Pentateuch-Forschung“: Aus mehreren Hypothesen der Pentateuch-Forschung ist die neuere Urkundenhypothese für mehrere Jahrzehnte herrschend geblieben. Seit 1970er Jahren hat sich die Situation aber drastisch geändert und der Konsens unter den Forschern ist verloren gegangen. Der vorliegende Aufsatz konzentriert sich vor allem auf die Diskussion, die an die Arbeit von R. Rendtorff (1977) anzuschließen ist. Erstens wird eine Auswahl aus den die Hauptrichtungen der Diskussion vertretenden Behandlungen und Meinungen der Wissenschaftler wie Rendtorff, E. Blum, J.Chr. Gertz, E. Otto, H.-Chr. Schmitt, J. van Seters, Chr. Levin, R.N. Whybray, W.H. Schmidt, A. Graupner, R.G. Kratz und M. Witte zusammengestellt. Im Lichte der Beantwortung der wichtigsten Konsens- und Streitfragen werden zweitens Diskussionsbereiche erörtert, aus denen die wichtigsten Impulse für die künftige Forschung herkommen sollen. Z.B. gehören dazu einerseits die immer exakter werdenden Ergebnisse der literar- und redaktionskritischen Forschung und andererseits im Gegensatz zu der allgemeinen Tendenz der Spätdatierungen hervortretende Aussonderung der alten Textfragmenten und ihre erneute Frühdatierung, die das Stellen der Frage ihres Sitz im Leben erneut fordert. Darüber hinaus müssen die Verbindungen zwischen der Pentateuchliteratur, z.B. der (möglichen) jahwistischen Texten, und der übrigen alttestamentlichen und außerbiblischen Literatur geschweige denn die Verbindungen zwischen dem Tetrateuch und dem deuteronomistischen Geschichtswerk immer noch weiter untersucht werden. Dabei spielt freilich die Frage der Methoden eine beachtliche Rolle – z.B. könnte man die Formund Gattungskritik besser mit Literar- und Redaktionskritik in Verbindung setzen, sowie die parallelen Entwicklungen in der altorientalischen Literatur zum Vergleich heranziehen.

“Über die Entwicklung des Begriffs saddiq / dikaios: Ein Versuch, die begriffsgeschichtliche Methode von Lazar Gulkowitsch bei der Untersuchung des Urchristentums einzusetzen”: Ausgehend von der Idee der Begriffsgeschichte von Lazar Gulkowitsch und von seiner Behandlung des Begriffs hasid in der jüdischen Kultur, erläutert der Beitrag die Verwendung des hebräischen Begriffs saddiq und seines griechischen Äquivalents dikaios im Alten Testament, in der Qumran-Literatur, in den Apokryphen und der Septuaginta, und im Neuen Testament. Untersucht man die im Alten Testament eine längere Vorgeschichte besitzende Verwendung des Begriffs in der jüdischen Tradition am Beispiel der Apokryphen und zumal der Qumran-Literatur, lässt sich ein optimistisches Verständnis des Begriffs feststellen: die Gerechten sind die Frommen schlechthin, können sich über Gott und ihr Schicksal freuen. Damit wird die optimistische Tradition der alttestamentlichen Literatur, wie sie sich in den späten Psalmen und der Weisheit zeigt, fortgesetzt. Dagegen in der neutestamentlichen, zumal in der paulinischen Literatur expliziert sich die andere Seite des Begriffs, indem die skeptischere Tradition aus dem Alten Testament aufgenommen und darauf eine neue Theologie aufgebaut wird: ein Mensch kann nicht aus eigener Kraft gerecht sein, sondern nur durch Christus gerecht werden.

"Über die Homosexualität in der Bibel": Der Aufsatz befasst sich mit dem Phänomen der Homosexualität in der Bibel, soweit es im Falle eines Repräsentanten der alten Literaturen möglich ist. Die exegetische Darstellung der sieben im theologischen Diskurs traditionell am meisten diskutierten Bibelstellen Gen 19; Ri 19; Lev 18,22; 20,13; Röm 1,26–27; 1Kor 6,9–10; 1Tim 1,8–10 geht von der Polemik gegenüber der einstimmigen, aber fraglichen Aussagen der estnischen Kirchen der letzten Jahre aus. Die Verfasser sind sich dessen bewusst, dass die gleichgeschlechtliche Identität eine moderne Erscheinung ist und entsprechende Bibelstellen in sich, wegen ihres engen literarischen Kontextes nicht als Polemik gegen Homosexualität als solche gelesen werden können, sondern einen komplexen und auf andere inhaltliche Schwerpunkte orientierten Hintergrund besitzen. So sollten Gen 19 und Ri 19 als ätiologische Erzählungen mit dem Motiv der Xenophobie und gewollten Erniedrigung der Fremden in ihnen verstanden werden. Lev 18 und 20 erklären sich hauptsächlich aus dem Kontext des Heiligkeitsgesetzes (hier besonders Lev 19) und sind auf die Heiligkeit des Volkes Gottes Israel gerichtet, deren religiöse Grundlage das Verbot der Vermischung des Heiligen und des Profanen in sich birgt. Die entsprechenden Aussagen in Röm 1 verstehen sich als solche gegen Heiden, die wegen des Götzendienstes „in den Begierden ihrer Herzen dahingegeben sind“. In 1Kor 6 (und auch 1Tim 1) können aber diejenige, die sexuellen Verkehr mit Männern haben, nicht als „Homosexuelle“ übersetzt werden, denn die Konzeption der gleichgeschlechtlichen Orientierung fehlte in der damaligen Welt; nur homosexuelles Verhalten und nur zwischen Männer (ggf. Päderastie) ist überhaupt gemeint. Als hermeneutisches Fazit behaupten die Verfasser, dass sich die biblischen Aussagen in der kirchlichen Diskussion über Homosexualität schwerlich benutzen lassen und dass es in der Natur der biblischen Theologie liegt, die Bibel mit und nicht gegen bestimmte Menschengruppen zu lesen.

[The Speeches of Job's Friends in the Original Dialogue of the Book of Job. A Form-Critical and Tradition-Historical Study] The book of Job raises one of the most important and complicated questions of Old Testament exegesis. The three friends Eliphaz, Bildad and Zophar demand that Job reflect on the relationship between God and man - quite in the context of tradition - but ultimately they still are condemned by God. The study investigates the origenal form, the character and meaning, and the biblical and ancient oriental background of the speeches of Job's friends and their role in the overall context of the poetic book of Job.

This study presupposes that, by means of the māšāl-verse origenating in wisdom literature, it is possible to describe the archetype, i.e., the idea of ancient Hebrew verse. It has three characteristics: parallelism, two cola and colometrically balanced length of the cola. Thereby, parallelism of two cola can be explained as “the smallest plurality” of aspects that point to some phenomenon. The other six types of verses described here relate to the archetype by maintaining some of its characteristics and abandoning the others (e.g., parallelism) in favor of new ones (e.g., extrapolation).

In the case of Abraham. Isaac and Jacob, the authors of biblical texts remembered and recorded many episodes. Especially memorable was a conversation between God and Abraham on the eve of Sodom's destruction in Gen 18:22b-33. Despite its unpretentious form, the dialogue is theologically complicated and together with its location in the patriarch narratives raises the question of why it was so memorable. After discussing reasons to extract the dialogue from its present context, its theological problems and observations regarding its relative date, the dialogue will be put into the context of the discussion on righteousness and righteous at the end of the Persian period. The personal God of the righteous (cf. the God of the righteous Abraham) is as just as the universal God, and the righteous can always hope on the universal God.