In der bisherigen Historiographie gilt Andreas Dudith als eine umstrittene Figur: Autoren wie Quirinus Reuter und Georg Michael Lingelsheim haben ihn als Reformierten angesehen; von anderen wurde er, wegen seiner Freundschaft mit Fausto...
moreIn der bisherigen Historiographie gilt Andreas Dudith als eine umstrittene Figur: Autoren wie Quirinus Reuter und Georg Michael Lingelsheim haben ihn als Reformierten angesehen; von anderen wurde er, wegen seiner Freundschaft mit Fausto Sozzini und Jacobus Paleologus, als Anhänger des Antitrinitarismus bezeichnet. Dudith, ehemals römisch katholischer Bischof von Knin, später von Fünfkirchen, und Vertreter des ungarischen Klerus auf dem Konzil von Trient 1562-63, verließ die alte Kirche um 1567 und erklärte sich für konfessionsneutral. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte Dudith in Polen, wo er u.a. in Krakau wohnte. Zwischen 1576 und 1579 hielt er sich in Mähren auf, und assozierte sich mit dem Unitas Fratrum. Ab 1579 lebte Dudith im lutherischen Breslau und wurde dort in der St. Elisabeth-Kirche beigesetzt. Es kann nachgewiesen werden, dass Dudith in ein weitreichendes reformiertes Netzwerk eingebunden war. Dazu gehörten schweizerische Theologen wie Théodore de Bèze aus Genf, mit dem er ab dem Ende der 1560er Jahre im Kontakt stand, sowie Josias Simler und Johannes Wolf in Zürich. Im Alten Reich war er durch seinen Briefwechsel mit den Heidelberger Professoren Girolamo Zanchi, Thomas Erastus und mit dem in Breslau geborenen Zacharias Ursinus verbunden. Gleichzeitig führte Dudith eine Korrespondenz mit Gelehrten, die mit der reformierten Theologie sympathisierten, den sogenannten Kryptokalvinisten, in Wittenberg, Leipzig, Nürnberg und Altdorf. Zu diesem Kreis gehörten auch Johannes Crato von Krafftheim (ebenso aus Breslau gebürtig) und Hubert Languet; beide waren zeitweise am Wiener Hof tätig gewesen. Das reformierte Netzwerk von Dudith soll durch die Untersuchung seiner umfangreichen und in der größtenteils bereits veröffentlichten Korrespondenz dargestellt werden. Neben Dudiths Briefwechsel stellt seine teilweise rekonstruierte Bibliothek ein weiteres Quellenkorpus dar, das deutlich macht, welche Bücher reformierter Autoren er besaß. Auf der Grundlage seiner Anmerkungen und Marginalien kann seine Auseinandersetzung mit den Werken der Zeitgenossen untersucht werden. Es wird gefragt, wie sich Dudiths reformiertes Netzwerk entwickelt hat und welche Themen für die Korrespondenz zentral waren. Bestimmte theologische Fragen erscheinen wiederholt in Dudiths Briefen in den Jahren, die er in Schlesien verbrachte, und es ist offensichtlich, dass seine Abendmahlsauffassung der reformierten Position ähnelt. Der Vortrag untersucht, wie die zentralen Themen des schriftlichen Austauschs Dudiths seine Interessen im Zeitraum, in dem sie geschrieben wurden, widerspiegeln.