PUBLIKATIONEN DER INTERNATIONALEN VEREINIGUNG
FÜR GERMANISTIK (IVG)
Herausgegeben von Franciszek Grucza und Jianhua Zhu
AKTEN DES XIII. INTERNATIONALEN GERMANISTENKONGRESSES
SHANGHAI 2015
Germanistik zwischen Tradition und Innovation
Herausgegeben von Jianhua Zhu, Jin Zhao und Michael Szurawitzki
Band 4
Unter Mitarbeit von:
Nikolina Burneva, Hermann Funk, Klaus Geyer
PETER LANG
PUBLIKATIONEN DER INTERNATIONALEN VEREINIGUNG
FÜR GERMANISTIK (IVG)
Akten des XIII. Internationalen Germanistenkongresses
Shanghai 2015
Der Band dokumentiert Sektionen aus dem Bereich Sprachdidaktik und Sprachvermittlung des Kongresses der Internationalen Vereinigung für Germanistik (IVG) in Shanghai
2015. Er beginnt mit der Sektion ‚Qualifizierung von DaF-Lehrkräften weltweit‘, darauf
folgt die Sektion ‚Germanistische Qualifikationen weltweit: Curricula und Berufsbilder
von AuslandsgermanistInnen‘. Die Sektion ‚Phonetik und Phonologie Deutsch als Fremdsprache‘ beschließt den Band.
www.peterlang.com
Germanistik zwischen Tradition und Innovation
PUBLIKATIONEN DER INTERNATIONALEN VEREINIGUNG
FÜR GERMANISTIK (IVG)
Herausgegeben von Franciszek Grucza und Jianhua Zhu
Band 23
Akten des
XIII. Internationalen Germanistenkongresses
Shanghai 2015
Germanistik zwischen Tradition und Innovation
Herausgegeben von Jianhua Zhu, Jin Zhao
und Michael Szurawitzki
Band 4
Unter Mitarbeit von:
Nikolina Burneva, Hermann Funk, Klaus Geyer
Qualifizierung von DaF-Lehrkräften weltweit
Betreut und bearbeitet von Hermann Funk, Ayten Genc,
Michael Schart und Imke Mohr
Germanistische Qualifikationen weltweit:
Curricula und Berufsbilder von AuslandsgermanistInnen
Betreut und bearbeitet von Nikolina Burneva, Annegret Middeke,
Almut Hille, Wuneng Yang und Han Guo
Phonetik und Phonologie Deutsch als Fremdsprache
Betreut und bearbeitet von Klaus Geyer, Ursula Hirschfeld,
Cordula Hunold und Miki Ikoma
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation
in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische
Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Formale Redaktion:
Agnieszka Bitner-Szurawitzki.
Umschlaggestaltung:
© Olaf Gloeckler, Atelier Platen, Friedberg
Umschlagabbildung:
Tongji-Universität Shanghai, mit freundlicher Genehmigung
von Vanessa Müller.
Gedruckt auf alterungsbeständigem,
säurefreiem Papier.
ISSN 2193-3952
ISBN 978-3-631-66866-5 (Print)
E-ISBN 978-3-653-06218-2 (E-PDF)
E-ISBN 978-3-631-70756-2 (EPUB)
E-ISBN 978-3-631-70757-9 (MOBI)
DOI 10.3726/b10391
© Peter Lang GmbH
Internationaler Verlag der Wissenschaften
Frankfurt am Main 2016
Alle Rechte vorbehalten.
Peter Lang Edition ist ein Imprint der Peter Lang GmbH.
Peter Lang – Frankfurt am Main · Bern · Bruxelles · New York ·
Oxford · Warszawa · Wien
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich
geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des
Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages
unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für
Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverilmungen und die
Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Diese Publikation wurde begutachtet.
www.peterlang.com
Inhaltsverzeichnis
Vorwort der Herausgeber ....................................................................................... 11
Qualiizierung von DaF-Lehrkräten weltweit – betreut und bearbeitet von
Hermann Funk, Michael Schart und Imke Mohr
R. Ragip Başbaği
Studienbegleitender Fremdsprachenunterricht im Kontext der
Deutschlehrerausbildung – Bestandsaufnahme und Prognosen am
Beispiel der Marmara-Universität ......................................................................... 15
Annelie Eberhardt, Manuela Heinz
Irland forscht – Aktionsforschung mit Fremdsprachenlehrenden an
irischen Sekundarschulen ...................................................................................... 23
Barbara Frankenberg
Mehr als 1600 neue Deutschlehrer in der Türkei ................................................ 29
Mariola Jaworska
Binnendiferenzierung, Individualisierung, Lernerautonomie – Große
Herausforderungen für DaF-LehrerInnen ........................................................... 33
Aysin Kalayci
Zum gegenwärtigen Stand der Vorbereitungsklassen in der Türkei ................ 39
Hans-Jürgen Krumm
Welche Kompetenzen brauchen Sprachlehrende? .............................................. 45
Qiaoping Lü
Förderung der Studierfähigkeit mit Texten aus „Studienweg Deutsch“ ........... 51
Katrin Niewalda
Herausforderungen bei der Durchführung von
Praxiserkundungsprojekten im Rahmen von Fortbildungen mit Deutsch
Lehren Lernen (DLL) ............................................................................................... 57
Kazumi Sakai
Der Deutschunterricht in Japan heute und der Deutschlehreraus- und
Fortbildungskurs der JGG ...................................................................................... 63
6
Inhaltsverzeichnis
Ekaterine Shaverdashvili
Deutschlehreraus- und fortbildung in Georgien. Probleme und
Perspektiven ............................................................................................................. 71
Hyung-Uk Shin
Deutschlehrerausbildung in Korea: Realität und Perspektiven auf der
Basis von DLL .......................................................................................................... 77
Paul Voerkel
„Sind Sie denn als Deutsch-Lehrkrat kompetent?“ – Vorstellung eines
funktionalen Kompetenzmodells zur Lehrerausbildung ................................... 83
Qi Xin
Anwendung und Erweiterung des Europäischen Proilrasters für
Sprachlehrende (EPR) mit Blick auf China ......................................................... 89
Germanistische Qualiikationen weltweit – Curricula und Berufsbilder von
AuslandsgermanistInnen – betreut und bearbeitet von Annegret Middeke,
Almut Hille und Nikolina Burneva
Han Guo
Vorwort ..................................................................................................................... 97
Anna de Berg
Die (Auslands-)Germanistik im 21. Jahrhundert. Ein Fallbeispiel zur
Anwendung digitaler Medien im Unterricht .................................................... 101
Nikolina Burneva
Zum Basiswissen des Auslandsgermanisten ...................................................... 107
Olivera Durbaba
Zur Rolle des Portfolios in der Deutschlehrerausbildung ............................... 113
Hebatallah Fathy
Zukuntsmodelle für die interkulturelle ägyptische Germanistik.
Zwischen Literaturkanon und Literaturdidaktik ............................................. 119
Albert Gouafo
Interkulturelle Kompetenz als Schlüsselqualiikation. Eine
Herausforderung für die Germanistik als de-territorialisierte Literaturund Kulturwissenschat ....................................................................................... 125
Inhaltsverzeichnis
7
Frank homas Grub
‚Samverkan‘ als Instrument der Curriculumentwicklung – Zum
Potenzial eines heorie und Praxis verzahnenden Konzepts ......................... 131
Marianne Hepp
Quantitativer und qualitativer Wandel der DaF-Vermittlung ......................... 137
Almut Hille
‚Neue Literaturen‘ in Curricula? .......................................................................... 143
Gisela Holter
Internationalisierung außerhalb der Double und Joint Degrees, oder:
Germanistik mit Bindestrich ............................................................................... 149
Lyudmila Ivanova
Bedarfsorientierte philologische Germanistik ................................................. 155
Jin Zhuo Lee
Berufsperspektiven für Germanisten in Malaysia ........................................... 161
Karin Leich
Auklärung ohne Ende? Soll man die großen Auklärungsautoren im
DaF-Unterricht behandeln? ................................................................................ 167
Yue Liu
Projektorientierte Kompetenzförderung in Seminaren zur
interkulturellen Kommunikation im Studiengang „German Studies“ an
der Zhejiang-Universität ...................................................................................... 173
Irena Samide
Wer hat Angst vor Literatur? Literaturdidaktik und Literaturvermittlung
in der internationalen Germanistik ................................................................... 181
Elke Sturm-Trigonakis
Reformansätze der Germanistik in Griechenland ........................................... 187
Marianne Zappen-homson
Mit Kapana und Oshikundu sowie Brezel und Bier. Zum
Deutschstudium in Namibia ................................................................................ 193
Annegret Middeke, Ursula Paintner
Nachwort: Zu den multinationalen Wechselwirkungen germanistischer
Arbeit ...................................................................................................................... 199
8
Inhaltsverzeichnis
Phonetik und Phonologie Deutsch als Fremdsprache – betreut und bearbeitet
von Klaus Geyer, Ursula Hirschfeld, Cordula Hunold und Miki Ikoma
Peter Colliander
Aspekte der Aussprache von fremden und Fremdwörtern ............................. 211
Rogéria Costa Pereira
Der Erwerb komplexer Silbenstruktur des Deutschen durch
brasilianische Lernende ........................................................................................ 217
Klaus Geyer
Phonologische Regeln und Deutsch als Fremdsprache: Zum
Erklärungspotenzial von Silbe und Sonorität .................................................... 223
Beata Grzeszczakowska-Pawlikowska
Phonetische Verständlichkeit in der universitären Lehr-LernKommunikation .................................................................................................... 229
Ursula Hirschfeld
Normphonetische Transkriptionsregeln zur Beschreibung der deutschen
Standardaussprache (in Deutschland) ................................................................ 235
Morten Hunke
Gesprochene Sprache rhythmisch versilbt ......................................................... 241
Cordula Hunold
Phonetik in Lehrwerken für Deutsch als Fremdsprache ................................. 247
Miki Ikoma
Produktion und Wahrnehmung der deutschen Modalpartikel schon
durch japanische Deutschlernende ..................................................................... 253
Meiling Jin
Übertragung muttersprachlicher „Logik“ in die Fremdsprache ..................... 261
Xuan Giao Le
Wortakzentuierung vietnamesischer Deutschlernender – Störfaktoren
und didaktische Überlegungen ........................................................................... 267
Xiang Li
Empirische Untersuchungen zur Verbesserung der Ausspracheleistung
chinesischer Germanistikstudierender im Bereich der Prosodie ................... 273
Inhaltsverzeichnis
9
Junko Nakagawa, Mutsumi Tachikawa
Zur Ermittlung der phonetischen Kernmerkmale für japanische
Deutschlernende ................................................................................................... 279
Markus Rude
Die Wirkung „Prosodischer Schrit“ auf die Aussprache von japanischen
Deutschlernenden: Handschritliche und computergenerierte Varianten .... 285
Aoussine Seddiki
Das Hör- und Aussprachetraining in einer mehrsprachigen Umgebung:
Die Ausspracheschulung in Algerien als Beispiel ............................................. 293
Anke Sennema, Jane Kühn, Christoph Schroeder
Markiertheit als Erklärungsansatz zum Erwerb prosodischer Strukturen
in DaF ..................................................................................................................... 299
Saadat Zeynalova
Vokalische Variation im unbestimmten Artikel/ Numerale:
aserbaidschanisch /bir/ und deutsch/aɪn/ .......................................................... 305
Saadat Zeynalova, Günel Mehdizade
Typische Aussprachefehler beim Erlernen des Deutschen in einem
aserbaidschanischen Auditorium ........................................................................ 311
Vorwort der Herausgeber
Der vorliegende Band ist der vierte in der Dokumentation des XIII. Kongresses
der Internationalen Vereinigung für Germanistik (IVG), der vom 23. bis zum
30. August 2015 an der Tongji-Universität Shanghai stattfand. Mit diesem Band
wird die Dokumentation der Sektionen im Bereich Sprachdidaktik und Sprachvermittlung begonnen. Es werden hier folgende Sektionen in der genannten Reihenfolge dokumentiert: Der Band beginnt mit der Sektion Qualiizierung von
DaF-Lehrkräten weltweit. Daran schließt sich die Sektion Germanistische Qualiikationen weltweit – Curricula und Berufsbilder von AuslandsgermanistInnen
an. Die Sektion Phonetik und Phonologie Deutsch als Fremdsprache beschließt
den Band.
Wir danken allen Sektionsleiterinnen und -leitern sowie ihren Stellvertreterinnen und Stellvertretern für die große geleistete Arbeit, sowohl während der
Organisation und Durchführung der Sektionen sowie bei der Herausgabe der Sektionsbeiträge. Unser Dank gilt wiederum auch Dr. Agnieszka Bitner-Szurawitzki
und Dr. Kerstin Salewski-Teßmann, die uns redaktionell bei der formalen Überprüfung und Vereinheitlichung der Beiträge sowie dem Korrekturlesen der Manuskripte tatkrätig unterstützt haben.
Shanghai, im August 2016
Jianhua Zhu
Jin Zhao
Michael Szurawitzki
Morten Hunke (Aichi, Japan)
Gesprochene Sprache rhythmisch versilbt
1. Segmentalia und Suprasegmentalia
Der Erwerb einer segmental und prosodisch stark andersartigen Sprache als der
eigenen Muttersprache ist nie einfach. Muttersprachliche Interferenz ist ein zu
erwartendes Phänomen. „Auf der suprasegmentalen Ebene kann sich phonologischer Transfer unter anderem durch die Übertragung der erstsprachlichen
Silbenstruktur auf die L2 ausdrücken“.1 Dies kann für die Verstehbarkeit von
Sprechakten beim muttersprachlichen Gesprächspartner weitreichende Konsequenzen haben:
Deutsche Muttersprachler sind daran gewöhnt, dass nur lexikalische (sinntragende) Silben in Äußerungen hervorgehoben werden und orientieren sich beim Hören an diesen
Silben. Deutschlernende, deren Muttersprache keine Silbenreduktion in unakzentuierten Positionen beinhaltet, tendieren dazu, unakzentuierte Silben unreduziert und mit
Vollvokal auszusprechen, was eine negative Wirkung auf die Verständlichkeit für Muttersprachler hat.2
2. Japanische Lerner
Beim Japanischen handelt es sich um eine solche Sprache, die keine oder kaum
Silbenreduktion in nicht akzentuierten Umgebungen kennt. Für japanische Lernende des Deutschen gilt es deshalb, gleich eine Vielzahl von Schwierigkeiten zu
meistern:
Sprachliche Faktoren üben hinsichtlich des Ausspracheerwerbs einen außerordentlich
großen Einluss aus: Das Japanische führt auf Grund von Systeminterferenzen zu voraussagbaren, erwartbaren Ausspracheschwierigkeiten im Deutschen. Da Japanisch und
Deutsch aus phonologischer und phonetischer Sicht relativ weit auseinander liegen, sind
diese Interferenzen größer und langlebiger als z. B. bei Deutschlernenden aus dem europäischen Sprachraum. Bei japanischen Deutschlernenden betrit das vor allem den
Rhythmus (inklusive Wort- und Wortgruppenakzentuierung), die Länge (und Span-
1
2
Dahmen, Silvia: Prosodie oder Segmente? Phonetische Untersuchungen zu Trainingsefekten bei italienischen Deutschlernenden. (Dissertation) Universität zu Köln: Köln
2014, S. 52. Retrieved 17.12.2015, from d-nb.info/1045345741/34.
Dahmen 2014, S. 47.
Lizenziert für Morten Hunke
242
Morten Hunke
nung), die Rundung und die Reduktion von Vokalen sowie einzelne Konsonanten und
Konsonantenverbindungen.3
3. Prosodieerwerb
Ein praktisches Verständnis von Silben im Deutschen zu entwickeln, ist für
Lernende japanischer Muttersprache kein leichtes Unterfangen. Die bekannten
japanischen Gedichtformate Haiku und Tanka eröfnen jedoch interessante Möglichkeiten. Für japanische Lernende bietet die, teilweise auch problematische,
Übersetzung japanischer Moren mit Silben im Deutschen hier überraschendes
Potenzial. Der Lernende entwickelt im DaF-Unterricht ein praktisch-kognitives
Verständnis von Silben vermittels des Schreibens und Sprechens von Haiku und
Tanka auf Deutsch. Mit ihren festen Strukturen von 5-7-5 Moren bzw. ersatzweise Silben (Haiku) und 5-7-5-7-7 (Tanka) bieten diese Gedichte eine gute
Ausgangsbasis für die spielerische Manipulation von Sprache. Im vorliegenden
Kontext im Rahmen des Anfängerunterrichts DaF an einer japanischen Universität – mit i. d. R. Germanistikstudierenden – ermöglichen diese besonders
das Recyceln und Vertiefen kommunikativer Chunkstrukturen oder Phrasen,
die integraler Bestandteil des verwendeten Lehrwerks Und du? sind.4 Die Gedichte erlauben eine langsame Annäherung an Silbenstrukturen und -grenzen
im Deutschen. Poetische Freiheiten bei der Verkürzung oder Verlängerung von
Silben und gesprochensprachliche Reduktion oder Einfügen von Modalpartikeln
und Pronomina und Klitisierung sind auch und gerade für japanische Anfänger
interessante Felder des praktischen Entdeckens und Kennenlernens rhythmischer
Strukturen der Zielsprache Deutsch. Zudem stellen die Gedichtformate bekannte
literarische Einheiten für japanische Studierende dar. In der Übersetzung aus
dem Japanischen ermöglichen diese das behutsame, aber sukzessive Loslösen
von der Repräsentation der phonetisch-phonologischen Realität des Deutschen
mittels des japanischen Silbenalphabets Katakana. Eine solche Repräsentation
hat eine extreme Limitierung des Vokalphoneminventars zur Folge.5 Anhand von
Beispielen aus der Unterrichtspraxis werden Grenzen und Möglichkeiten dieses
3
4
5
Hirschfeld, Ursula: „Aspekte des Aussprachetrainings mit japanischen Deutschlernenden (DaFnE)“. In: Germanistische Forschungsbeiträge 64 2011, S. 42. Dokkyo Universität:
Tokyo, retrieved 16.12.2015, from https://dokkyo.repo.nii.ac.jp/?action=repository_
uri&item_id=105&ile_id=22&ile_no=1.
Vögel, Bertlinde / Hopf, Anja: Und du? Sprechsituationen im Unterricht – NEU. Osaka
University Press: Osaka 2013.
Albrecht, Irmtraud / Lausch, Barbara: „Japanisch“. In: Hirschfeld, U. / Kelz, H. P. / Müller, U. (Hrsg.): Phonetik international. Von Afrikaans bis Zulu. Kontrastive Studien für
Lizenziert für Morten Hunke
243
Gesprochene Sprache rhythmisch versilbt
Ansatzes und auch das Potenzial für den Einsatz in anderen ausgangssprachlichen
Kontexten illustriert und erörtert.
4. Die Situation vor Ort
DaF-Unterricht an Universitäten in Japan ist im Normalfall Unterricht mit Nullanfängern. Traditionell fokussiert (Sprachen-)Lernen in Japan stark auf Rezeption
statt auf Produktion und auf Schritlichkeit anstelle von Mündlichkeit. Grammatische Regeln und Wortschatz dominieren den Fremdsprachenunterricht. Wo
überhaupt Aussprache thematisiert wird, geschieht dies ot im reinen Aufreihen
des deutschen Phoneminventars anhand von in Wörterbüchern gebräuchlichen
Listen. In japanischen Lehrwerken und Wörterbüchern wird zudem statt phonetischer Umschrit ot das Silbenalphabet Katakana verwendet. Dies führt zum
Verlust phonemischer Kontraste bei einer Reihe von Vokallauten, und auch einiger Konsonantlaute6, des Deutschen:
Deutsch
geht
Goethe
gut
Güte
Phonem
/e:/
/ø:/
/u:/
/y:/
Katakana
ゲート
ゲーテ
グーテ
グーテ
phonetisch
[ge:tɔ]
[ge:te]
[gɯ:te]
[gɯ:te]
In unbetonten Silben indet keine Vokalreduktion statt. Laut Hirschfeld müssen
bei japanischen Lernenden des Deutschen besonders das phonologische und
phonetische Hören sowie Aspekte von Prosodie beim (Aus-)Sprechen speziell
geschult werden.7 Bezogen auf Suprasegmentalia lassen sich Parallelen mit dem
Englischen gelegentlich produktiv nutzen. Nicht übersehen werden darf jedoch
die Schwierigkeit komplexer Phonem-Graphem Beziehungen zwischen dem Japanischen, dem Englischen als erster Fremdsprache und dem Deutschen.8 Gezielte
Sensibilisierungen der Übertragung von Schrit in gesprochene Sprache, am Beispiel, sind dringend zu empfehlen.
6
7
8
Deutsch als Fremdsprache. Popp: Waldsteinberg 2004, S. 10–11. Retrieved 10.12.2015,
from www.phonetik-international.de.
Hier sind besonders labiale Frikative zu trainieren, aber auch der velare Nasal [ŋ].
Zu Übungszwecken Letzteren betrefend kann auch positiv-produktiv auf Katakana
zurückgegrifen werden.
Albrecht/Lausch 2004, S. 42–43
Albrecht/Lausch 2004, S. 44.
Lizenziert für Morten Hunke
244
Morten Hunke
5. Methodenvielfalt
Der vorliegende didaktisch-methodische Ansatz bemüht sich dabei um eine
Kombination einer Reihe der oben skizzierten Aussprachephänomene zur Bewusstmachung und Einübung von rezeptiven und produktiven Fertigkeiten. Im
vorliegenden Fall umfasst der Unterricht eine 90-minütige Doppelstunde pro
Woche über zwei Semester – die aufgeführten Übungen nehmen in etwa ein
Drittel bis die Hälte der Unterrichtseinheit in Anspruch. Es folgt eine tabellarische Übersicht9:
Woche Aktivität
Ziele
heoretisches
Wdh.
Feedback
Technik
2
Silbenstruk- vokalischer
syllabisch
adaptiertes
tur und
Silbennukleus11
Loop Writing10 Rhythmus
kennenlernen
gemeinsames keine
mind.
3–4 Mal Erarbeiten im
Plenum an der
Tafel
3
Haikuschreib- praktisches
hausaufgaben Auseinandersetzen mit
Silben in der
Zielsprache
bei begrenztem Silbeninventar
wöchent- • Selbst- und keine
lich
Partnerfeedback
durch lautes
Vorlesen und
Silbenzählen
(Klopfen/an
den Fingern)
• Markieren
überlüssiger/
fehlender
Silben
• vokalischer
Silbennukleus
• GraphemPhonem
Beziehungen
ausprobieren
durch lautes
Vorlesen
9
Das sprachliche Ausgangsmaterial für alle Übungen entstammt ausschließlich dem
behandelten kommunikativen Wortschatz des Lehrwerkes „Und du?“.
10 Stein, Kevin: Even a Native Speaker Stops Sometimes, retrieved 19.12.2015, from
https://theotherthingsmatter.wordpress.com/even-a-native-speaker-stops-sometimesclesol-2012/.
11 Zu erwartende Interferenzen stellen hier die moraische Struktur und die Abwesenheit
von Diphthongen im Japanischen dar. So besteht das aus dem deutschen entlehnte
Wort ‚Arbeit’ im Japanischen aus fünf Moren: ア・ル・バ・イ・ト (a – ru – ba –
i – to), statt aus zwei Silben wie im Deutschen.
Lizenziert für Morten Hunke
Gesprochene Sprache rhythmisch versilbt
Woche Aktivität
7
Haikudarbietungen
Ziele
heoretisches
• stark vervom geeinfachte
schriebenen
PhrasenbetoWort zur
Performance nungs(Segmente
regeln: Pause,
und Prosodie Betonung,
in WechselPause
• steigende
wirkung)
Intonation bei
Fragen
Wdh.
Feedback
Sem. 1 • Lehrerfeed1–2 Mal
back zu
Rhythmus,
Sem. 2
Betonung,
mind.
Intontation
4–5 Mal
und Phone(gleicher
men
Text)
• Feedbackbogen für
Selbst- und
Partnerfeedback
245
Technik
AufNahme
(Video)
durch
Studierende
Anfänglich tun sich viele Studierende relativ schwer mit dem Erkennen syllabischer Strukturen im Deutschen. Das regelmäßige Erhören und eigene Verfassen
von Gedichten nach deutschen Silbenregeln unterstützen den Lernprozess jedoch
gezielt. Das enge Korsett der Gedichte nötigt die Studierenden beim Schreiben zudem, auch gesprochen sprachliche Einfügungen und Reduktionen vorzunehmen.
Hier sind e.g. Pronomen und Modalpartikeln zu nennen: ‚Du, wie heißt denn du?’,
oder ‚Ich hab ‚ne Schwester.’ Gleichzeitig lernen die Studierenden, dass es Wörter
mit variabler Silbenzahl gibt: ‚Interesse’ – je nach Aussprache drei- oder viersilbig,
‚Studium’ – zwei- oder dreisilbig. Derartige Übungen schulen das genaue Zu- und
Hinhören und das eigene absichtsvolle Verwenden von Silben und Wortschatz. Sie
unterstützen desweiteren beim Erwerb eines fremdsprachlichen Sprachgefühls in
Sachen Rhythmus, Betonung und Intonation. Das Ziel bei den Darbietungen der
selbst verfassten Gedichte für die Videoaufnahme ist es, die Performance jedes
Mal ein wenig natürlich gesprochen sprachlicher werden zu lassen. Dies bedeutet,
Betonungen12 gezielt und adäquat einzusetzen, die Vokalphoneme in betonten
Silben zielsprachsnah und in unbetonten Silben reduziert zu artikulieren. Ein
lesendes Vortragen ist spätestens ab der dritten Aufnahme nicht mehr gestattet.
Gestische und mimische Unterstützung, auch und besonders der Betonungen,
sind ausdrücklich gewünscht.
12 Statt einer Begrenzung auf die Einteilung von Betonungen in Tonakzent (Grundfrequenzmodulation) und Druckakzent (Lautstärke), wie sie im Deutschen hauptsächlich
gängig sind, werden die Studierenden noch mit der Möglichkeit vermittels Längung
oder der Betonung durch Pausieren vor dem betonten Wort vertraut gemacht.
Lizenziert für Morten Hunke
246
Morten Hunke
6. Zusammenfassung
Im Einklang mit den Empfehlungen von Albrecht/Bausch (2004) wird mit dem
Training suprasegmentaler Phänomene begonnen.13 Die von Hirschfeld nahegelegten Übungsbereiche (Wortakzent, Satzakzent, Rhythmus, phonetische Reduktionen – Assimilation, Elision – Labialisierung (Ö-, Ü-, O-, U-Laute), reduziertes
[ə]) werden abgedeckt oder zumindest angeschnitten.14
Bibliographie
Albrecht, Irmtraud / Lausch, Barbara: „Japanisch“. In: Hirschfeld, Ursula / Kelz,
Heinrich P. / Müller, Ursula (Hrsg.): Phonetik international. Von Afrikaans bis
Zulu. Kontrastive Studien für Deutsch als Fremdsprache. Popp: Waldsteinberg
2004, retrieved 10.12.2015 from www.phonetik-international.de.
Dahmen, Silvia: Prosodie oder Segmente? Phonetische Untersuchungen zu Trainingsefekten bei italienischen Deutschlernenden. (Dissertation) Universität zu
Köln: Köln 2014, retrieved 17.12.2015, from d-nb.info/1045345741/34.
Hirschfeld, Ursula: „Aspekte des Aussprachetrainings mit japanischen Deutschlernenden (DaFnE)“. Germanistische Forschungsbeiträge 64, 2011, S. 41–52.
Dokkyo Universität: Tokyo, retrieved 16.12.2015, from https://dokkyo.repo.
nii.ac.jp/?action=repository_uri&item_id=105&ile_id=22&ile_no=1.
Stein, Kevin: Even a Native Speaker Stops Sometimes, retrieved 19.12.2015, from
https://theotherthingsmatter.wordpress.com/even-a-native-speaker-stopssometimes-clesol-2012/.
Vögel, Bertlinde / Hopf, Anja: Und du? Sprechsituationen im Unterricht – NEU.
Osaka University Press: Osaka 2013.
13 Albrecht/Lausch 2004, S. 12.
14 Albrecht/Lausch 2004, S. 49–51.
Lizenziert für Morten Hunke