Clay Regazzoni

Schweizer Automobilrennfahrer

Gianclaudio Giuseppe „Clay“ Regazzoni (* 5. September 1939 in Porza; † 15. Dezember 2006 nahe Fontevivo bei Parma, Italien) war ein Schweizer Automobilrennfahrer. Er startete von 1970 bis 1980 in der Formel 1 und wurde 1974 Vizeweltmeister.

Clay Regazzoni
Clay Regazzoni in Zandvoort 1971
Nation: Schweiz Schweiz
Automobil-Weltmeisterschaft
Erster Start: Großer Preis der Niederlande 1970
Letzter Start: Großer Preis der USA West 1980
Konstrukteure
1970–1972 Ferrari • 1973 B.R.M. • 1974–1976 Ferrari • 1977 Ensign • 1978 Shadow • 1979 Williams • 1980 Ensign
Statistik
WM-Bilanz: Vizeweltmeister (1974)
Starts Siege Poles SR
132 5 5 15
WM-Punkte: 212
Podestplätze: 28
Führungsrunden: 349 über 1.803,7 km

Karriere

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Clay Regazzoni begann seine Karriere 1963, fuhr ab 1965 in der Formel 3 und wechselte 1967 von Brabham zum italienischen Rennstall Tecno. Im Jahr darauf stieg er in die Formel 2 ein. 1969 fuhr er bereits kurzzeitig Ferrari, ging aber wieder zurück zu Tecno. 1970 begann er im bereits fortgeschrittenen Alter von 30 Jahren seine Formel-1-Karriere bei Ferrari und wurde auf Anhieb Dritter der Fahrerweltmeisterschaft. Parallel fuhr er in diesem Jahr noch in der Formel 2 bei Tecno und wurde dort Europameister.

 
Regazzoni 1971 im Ferrari 312PB
 
Regazzoni 1976 im Ferrari 312T2
 
Grab von Clay Regazzoni in Porza

Nach einem kurzen Intermezzo 1973 bei B.R.M. kehrte Regazzoni gemeinsam mit seinem Teamkollegen Niki Lauda zu Ferrari zurück. Das Duo Lauda/Regazzoni führte in den folgenden Jahren die damals erfolglose „Scuderia“ zurück an die Spitze, in drei Jahren siegten Lauda zwölfmal und Regazzoni dreimal. Nach einer von ihm verursachten Kollision mit Niki Lauda beim Grossen Preis von Grossbritannien 1976 in Brands Hatch musste Regazzoni Ende des Jahres das Ferrari-Team verlassen. Er wechselte 1977 zum Ensign-Team von Mo Nunn, holte mit dem Monoposto fünf WM-Punkte und verpasste beim Rennen in Fuji den zweiten Platz durch einen Motorschaden. 1978 wurde er Mitglied des Shadow-Teams, mit dem er keine hohen Platzierungen erreichen konnte. Sein Teamkollege dort war Hans-Joachim Stuck.

Für 1979 wurde er von Frank Williams als zweiter Pilot neben Alan Jones verpflichtet. Nach Anfangsschwierigkeiten belegte Regazzoni mit dem Williams FW 07 den fünften Platz in der Fahrerwertung und erzielte beim Rennen in Silverstone den ersten GP-Sieg für das Williams-Team. Dennoch verpflichtete Williams für 1980 Carlos Reutemann als neuen Piloten, weil er nach eigener Aussage nicht die beste, sondern die schnellste Nummer zwei im Team haben wollte. Regazzoni kehrte daraufhin zu Ensign zurück.

Doch im vierten WM-Rennen 1980 beendete ein schwerer Unfall seine Karriere. Beim Grand Prix in Long Beach lag Regazzoni an vierter Stelle, als in der Bremszone nach der Shoreline-Drive-Geraden (dem schnellsten Teil der Strecke) sein aus Titan gefertigtes Bremspedal brach. Er raste ungebremst in den in der Auslaufzone stehenden Brabham BT49 des Argentiniers Ricardo Zunino und in die dahinter von Autoreifen nur dürftig geschützte Betonmauer. Die Bergung des Schweizers aus dem total zerknautschten Ensign dauerte geraume Zeit. Regazzoni wurde mit mehreren Unterschenkelfrakturen sowie Kopf- und Rückenwirbelverletzungen in das St. Mary Hospital überführt. Die Wirbelverletzungen stellten sich als so schwer heraus, dass er seitdem querschnittgelähmt war.

Schon 1973 entging Regazzoni dem Tod nur knapp, als beim Grossen Preis von Südafrika in Kyalami nach einem Unfall mit Mike Hailwood und Jacky Ickx sein B.R.M. in Flammen aufging. Hailwood eilte jedoch schnell zu Hilfe und zerrte den Bewusstlosen aus dem brennenden Cockpit. Regazzoni kam so mit Brandwunden davon. Wie viel Glück er bei diesem Unfall hatte, zeigte sich nur Wochen später beim Grand Prix der Niederlande in Zandvoort, als der Brite Roger Williamson ebenfalls einen Feuerunfall hatte, aber jede Hilfe zu spät kam.

Regazzoni bestritt insgesamt 132 Grand Prix, errang dabei 5 Pole-Positions, 5 Siege und 212 WM-Punkte und fuhr 15 schnellste Runden. Sein grösster Erfolg war die Vizeweltmeisterschaft 1974. Wegen seines unbeugsamen Durchstehvermögens wurde er bald Der Unzerstörbare genannt.

Seine letzten Jahre

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Trotz seiner Querschnittlähmung fuhr Regazzoni weiter Rennen. Mit einer Handgasvorrichtung nahm er in den achtziger und neunziger Jahren mehrmals an der Rallye Paris–Dakar und anderen ähnlichen Rennen teil. Auch im neuen Jahrtausend fuhr er verschiedene Kart-, Fahrrad- (auf Spezial-Dreirad) und Autorennen (GP Tunis 2004 auf einem 1964er Ford Mustang 289, Tour de España 2004 auf Lancia Aurelia BT20 2500 GT usw.). Parallel dazu engagierte sich Regazzoni für medizinische Forschungsprojekte für Querschnittgelähmte und arbeitete als Fernsehkommentator. 1996 verweigerte die FIA sein Ansuchen um eine Lizenz für die Sportwagenweltmeisterschaft.

Am 15. Dezember 2006 kollidierte Clay Regazzoni auf der Schnellstraße bei Fontevivo westlich von Parma in Oberitalien in seinem Chrysler Voyager mit dem Heck eines Lastwagens. Nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur ANSA war er sofort tot. Die Unfallursache ist ungeklärt; zur Unfallzeit herrschten beste Straßen- und Sichtverhältnisse, und es gibt keine Hinweise auf überhöhte Geschwindigkeit, technische oder gesundheitliche Probleme. Clay Regazzoni hinterließ seine Lebenspartnerin, seine Ehefrau sowie ihre beiden Kinder.[1] Er ist auf dem Friedhof von Porza begraben.[2]

Statistik

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Statistik in der Automobil-Weltmeisterschaft

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Grand-Prix-Siege

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Gesamtübersicht

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  • 1970 – Formel 1 bei Ferrari – 8 GP-Rennen, 1 GP-Sieg, 33 WM-Punkte, 3. Weltmeisterschaft
  • 1971 – Formel 1 bei Ferrari – 11 GP-Rennen, 13 WM-Punkte, 7. Weltmeisterschaft
  • 1972 – Formel 1 bei Ferrari – 10 GP-Rennen, 15 WM-Punkte, 6. Weltmeisterschaft
  • 1973 – Formel 1 bei B.R.M. – 14 GP-Rennen, 2 WM-Punkte, 17. Weltmeisterschaft
  • 1974 – Formel 1 bei Ferrari – 15 GP-Rennen, 1 GP-Sieg, 52 WM-Punkte, 2. Weltmeisterschaft
  • 1975 – Formel 1 bei Ferrari – 14 GP-Rennen, 1 GP-Sieg, 25-WM-Punkte, 5. Weltmeisterschaft
  • 1976 – Formel 1 bei Ferrari – 15 GP-Rennen, 1 GP-Sieg, 31-WM-Punkte, 5. Weltmeisterschaft
  • 1977 – Formel 1 bei Ensign Ford – 17 GP-Rennen, 5 WM-Punkte, 17. Weltmeisterschaft
  • 1978 – Formel 1 bei Shadow-Ford – 16 GP-Rennen, 4 WM-Punkte, 16. Weltmeisterschaft
  • 1979 – Formel 1 bei Williams-Ford – 15 GP-Rennen, 1 GP-Sieg, 32 WM-Punkte, 5. Weltmeisterschaft
  • 1980 – Formel 1 bei Ensign Ford – 4 GP-Rennen, 0 WM-Punkte, schwerer Unfall im GP US-West in Long Beach, seither querschnittgelähmt

Einzelergebnisse

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Saison 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17
1970                          
4 4 DNF 2 1 2 13 2
1971                      
3 DNF DNF 3 DNF DNF 3 DNF DNF DNF 6
1972                        
4 12 3 DNF DNF 2 DNF DNF 5 8
1973                              
7 6 DNF 9 10* DNF 9 12 7 8 DNF 6 DNF 8
1974                              
3 2 DNF 2 4 4 DNF 2 3 4 1 5 DNF 2 11
1975                            
4 4 16* NC DNF 5 3 3 DNF 13 DNF 7 1 DNF
1976                                
7 DNF 1 11 2 14* 6 DNF DNF 9 2 2 6 7 5
1977                                  
6 DNF 9 DNF DNF DNQ DNF 7 7 DNQ DNF DNF DNF 5 5 DNF DNF
1978                                
15 5 DNQ 10 DNQ DNF 15* 5 DNF DNF DNQ NC DNQ NC 14 DNQ
1979                              
10 15 9 DNF DNF DNF 2 6 1 2 5 DNF 3 3 DNF
1980                            
NC DNF 9 DNF
Legende
Farbe Abkürzung Bedeutung
Gold Sieg
Silber 2. Platz
Bronze 3. Platz
Grün Platzierung in den Punkten
Blau Klassifiziert außerhalb der Punkteränge
Violett DNF Rennen nicht beendet (did not finish)
NC nicht klassifiziert (not classified)
Rot DNQ nicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQ in Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
Schwarz DSQ disqualifiziert (disqualified)
Weiß DNS nicht am Start (did not start)
WD zurückgezogen (withdrawn)
Hellblau PO nur am Training teilgenommen (practiced only)
TD Freitags-Testfahrer (test driver)
ohne DNP nicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJ verletzt oder krank (injured)
EX ausgeschlossen (excluded)
DNA nicht erschienen (did not arrive)
C Rennen abgesagt (cancelled)
  keine WM-Teilnahme
sonstige P/fett Pole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8 Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursiv Schnellste Rennrunde
* nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
() Streichresultate
unterstrichen Führender in der Gesamtwertung

Le-Mans-Ergebnisse

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Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1970 Italien  SpA Ferrari SEFAC Ferrari 512S Italien  Arturo Merzario Ausfall Unfall

Sebring-Ergebnisse

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Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1972 Italien  Ferrari Ferrari 312PB Vereinigtes Konigreich  Brian Redman Ausfall Batterie

Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft

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Saison Team Rennwagen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
1970 Scuderia Ferrari Ferrari 512S Vereinigte Staaten  DAY Vereinigte Staaten  SEB Vereinigtes Konigreich  BRH Italien  MON Italien  TAR Belgien  SPA Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Vereinigte Staaten  WAT Osterreich  ZEL
DNF
1971 Scuderia Ferrari Ferrari 312PB Argentinien  BUA Vereinigte Staaten  DAY Vereinigte Staaten  SEB Vereinigtes Konigreich  BRH Italien  MON Belgien  SPA Italien  TAR Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Osterreich  ZEL Vereinigte Staaten  WAT
2 DNF 8 DNF DNF
1972 Scuderia Ferrari Ferrari 312PB Argentinien  BUA Vereinigte Staaten  DAY Vereinigte Staaten  SEB Vereinigtes Konigreich  BRH Italien  MON Belgien  SPA Italien  TAR Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Osterreich  ZEL Vereinigte Staaten  WAT
2 4 DNF 5 1 2 DNF
1973 Autodelta Alfa Romeo T33 Vereinigte Staaten  DAY Italien  VAL Frankreich  DIJ Italien  MON Belgien  SPA Italien  TAR Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Osterreich  ZEL Vereinigte Staaten  WAT
DNF DNF

Literatur

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Commons: Clay Regazzoni – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Pierre A. Gränicher, Sandro Brotz, Alexander Sautter: In Clays Sarg liegt eine gelbe Rose. In: SonntagsBlick. 16. Dezember 2006.
  2. Clay Regazzoni Werdegang auf destobesser.com/article/
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