Hanna (Bibel)
Hanna ist im Alten Testament im 1. Buch Samuel die Frau Elkanas und Mutter des Propheten Samuel.
Etymologie
BearbeitenDer hebräische Personenname חַנָּה ḥannāh, deutsch ‚Hanna‘ lässt sich verschieden deuten. Nach Martin Noth handle es sich um die Kurzform eines Verbalsatznamens, bestehend aus Prädikat und Subjekt. Das Subjekt und zugleich theophore Element sei ausgefallen, übrig sei nur das Prädikat, welches von der Verbwurzel חנן ḥnn „gnädig sein / sich erbarmen“ ableitbar ist. חַן ḥan ist die Kurzform der 3. Pers. Sg. Perfekt חָנַן ḥānan, -āh ist wohl ursprünglich keine feminine Endung, sondern eine bei Personennamen gebräuchliche hypokoristische Endung. Der Name bedeute daher „(Gott) hat sich erbarmt“. Vergleichen lassen sich die biblischen Namen Hananja (חֲנַנְיָה ḥǎnanjāh und חֲנַנְיָהוּ ḥǎnanjāhû), Johanan (יֹוחָנָן jôḥānān und יְהֹוחָנָן jəhôḥānān), Hananias (Ἁνανίας Hananías, alle „JHWH hat sich erbarmt“), Hanamel (חֲנַמְאֵל ḥǎnam’el), Hananel (חֲנַנְאֵֽל ḥǎnan’el), Elhanan (אֶלְחָנָן ’elḥānān, alle „Gott hat sich erbarmt“), Baal-Hanan (בַּעַל חָנָן ba‘al ḥānān „Baal hat sich erbarmt“), Hanan (חָנָן ḥānān) und Hanani (חֲנָנִי ḥǎnānî, beide „(Gott) hat sich erbarmt“). Außerbiblisch sind verwandt amurritisch Ḫanna-dIM und annuḫanni (als Frauenname), palmyrenisch חנא ḥn’ (als Frauenname), phönizisch חן ḥn und punisch חנא ḥn’.
Hans Rechenmacher nimmt dagegen die Kurzform eines Nominalsatznamens an, bestehend ebenfalls aus Subjekt und Prädikat, wobei wieder das Subjekt und theophore Element ausgefallen sei. Das Prädikat ist das Substantiv חֵן ḥen „Gnade“, -āh wird wieder als hypokoristische und nicht als feminine Endung bestimmt. Der Name bedeute daher „(Gott) ist Gnade“. Vergleichen lässt sich hierzu der biblische Name Hanniël (חַנִּיאֵל ḥannî’el „Gott ist Gnade“) und möglicherweise Henadad (חֵנָדָד ḥenādād <*ḥin[n]-hadad „Hadad ist Gnade“), ferner punisch Anna, nabatäisch חנה ḥnh, safatenisch ḤN und minäisch ḤNT.
Die Septuaginta gibt den Namen als Αννα Anna wieder, die Vulgata als Anna.
Biblische Erzählung
BearbeitenHanna ist die erste Frau Elkanas. Sie war zunächst unfruchtbar, während Elkanas zweite Ehefrau Peninna Kinder bekommen konnte. Deswegen wurde Hanna von Peninna gekränkt und gedemütigt. Elkana zog jedes Jahr mit seinen Frauen nach Schilo, um dort JHWH Opfer darzubringen, nämlich Anteile für Peninna und ihre Kinder, aber für Hanna einen doppelten Anteil. In Schilo betete Hanna zu JHWH, weinte und gelobte, wenn ihr ein Sohn geschenkt würde, ihn JHWH zu überlassen. Dabei wurde sie vom Priester Eli beobachtet, welcher sie zunächst wegen der Bewegung ihrer Lippen für betrunken hielt, ihr dann aber die Erfüllung ihrer Bitte ankündigte. Wieder zurück in Ramatajim wurde Hanna schwanger und gebar einen Sohn, dem sie den Namen Samuel gab. In den folgenden Jahren begleitete Hanna ihren Mann nicht zum Opfer nach Schilo, sondern erst wieder nachdem sie Samuel entwöhnt hatte. Dann brachte sie Samuel nach Schilo zum Priester Eli, bei dem er von da an Dienst tat.
Danklied der Hanna
Bearbeiten1 Sam 2,1–10 EU ist ein Psalm außerhalb des Psalters und wird als Danklied, Lobgesang oder Magnificat der Hanna bezeichnet. Es handelt sich ursprünglich um einen kultischen Lobeshymnus, der sekundär in die Erzählung von der Geburt Samuels eingefügt wurde. Dies lässt sich daran erkennen, dass 1 Sam 1,28 EU in 1 Sam 2,11 EU seine Fortsetzung findet und daran, dass das Danklied selbst kaum auf die Situation der Erzählung Bezug nimmt (nur in 1 Sam 2,5 EU wird Kinderlosigkeit erwähnt).
Dieses Lied wird im Lobgesang der Maria, dem Magnificat, rezipiert (Lk 1,46–55 EU).
Literatur
Bearbeiten- Uta Schmidt: Hanna. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart 2006 ff.
- Christina Zimmermann: Lieder außerhalb des Psalters. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart 2006 ff.
- Art. חַנָּה, In: Gesenius. 18. Aufl. 2013, S. 371.
- Martin Noth: Die israelitischen Personennamen im Rahmen der gemeinsemitischen Namengebung. Kohlhammer, Stuttgart 1928, S. 187.243.
- Hans Rechenmacher: Althebräische Personennamen. Münster 2012, S. 119.149.204.