Lorchhausen

Stadtteil von Lorch am Rhein

Lorchhausen, auch Lorchhausen im Rheingau, ist ein Stadtteil der Stadt Lorch und Grenzort zwischen Hessen und Rheinland-Pfalz. Für die ehemals selbständige Gemeinde Lorchhausen besteht ein eigener Ortsbezirk mit Ortsbeirat.[3] Die Ortschaft ist die westlichste und mit 75 Meter über NN am Rheinufer die am tiefsten gelegene von ganz Hessen.

Lorchhausen
Stadt Lorch
Wappen von Lorchhausen
Koordinaten: 50° 3′ N, 7° 47′ OKoordinaten: 50° 3′ 7″ N, 7° 46′ 59″ O
Höhe: 117 m ü. NHN
Fläche: 8,4 km²[1]
Einwohner: 549 (1970)[2]
Bevölkerungsdichte: 65 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Oktober 1971
Postleitzahl: 65391
Vorwahl: 06726
Blick von den Weinbergen auf das darunterliegende Lorchhausen
Blick von den Weinbergen auf das darunterliegende Lorchhausen

Geographie

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Lorchhausen liegt am rechten Ufer des Rheins bei Stromkilometer 542 an der Mündung des 3,2 Kilometer langen Retzbachs und gilt als Tor zum Rheingau. Die Häuser der Ortschaft drängen sich am Fuß der steil aufragenden Felsabhänge des Rheinischen Schiefergebirges entlang des Rheinufers und im unteren Retzbachtal, das bis in die Nähe der höchsten Erhebung der Lorchhausener Gemarkung reicht, der 422 Meter hohen Silbergrube. Außer dem Retzbachtal hat die Gemarkung noch Anteil an dem Niedertal, das für Jahrhunderte die Grenze zwischen dem Rheingau und der Kurpfalz war. Nach dem Zweiten Weltkrieg war hier die Zonengrenze zwischen der Amerikanischen Besatzungszone, zu der Lorchhausen gehörte, und der Französischen Besatzungszone. Zugleich wurde das Niedertal zur Landesgrenze zwischen Hessen und Rheinland-Pfalz. Im Osten fällt der Lorchhausener Wald ab bis zur Gemarkungsgrenze im Tiefenbachtal und umfasst dort die Ruine Waldeck, der Sauerburg benachbart gelegen.

Panorama Lorchhausens vom gegenüberliegenden Rheinufer

Nachbargemeinden

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Die Gemarkungsgrenze von Lorchhausen liegt im Westen in der Fahrrinne des Rheins, dort zugleich als Landesgrenze nach Rheinland-Pfalz. Am gegenüberliegenden Ufer liegen Bacharach und Oberdiebach. Nachbarorte im Norden sind Kaub und Sauerthal. Im Osten und Süden schließt die Gemarkung der Kernstadt Lorch an. Die Bebauung von Lorchhausen und Lorch ist nach dem Zweiten Weltkrieg entlang des Rheinufers nach und nach zusammengewachsen.

Geschichte

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Überblick

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Lorchhausen erfolgte im Jahr 1211 unter dem Namen de Husen in einem Güterverzeichnis des Klosters Eberbach.[1] Der Ort bildete als Siedlung von Lorcher Edelknappen bis 1773 mit Lorch eine Gemeinde. Mit dem Reichsdeputationshauptschluss kam Lorchhausen im Jahre 1803 an das Fürstentum Nassau-Usingen, das ab 1806 durch Napoleon I. zum Herzogtum Nassau erhoben wurde. 1866 wurde Lorchhausen, wie ganz Nassau, dem Königreich Preußen einverleibt und war Teil der Provinz Hessen-Nassau.

Nach dem Ersten Weltkrieg befand sich der Ort in einem kleinen Gebiet, dem Freistaat Flaschenhals zwischen den Besatzungszonen der Amerikaner und Franzosen. Das Gebiet bestand von 1919 bis 1923.

Seit 1946 liegt der Ort im, aus der nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen Amerikanische Besatzungszone hervorgegangenen, Bundesland Hessen.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen fusionierten am 1. Oktober 1971 die bis dahin selbständige Gemeinde Lorchhausen und die Stadt Lorch auf freiwilliger Basis zur erweiterten Stadt Lorch.[4][5] Für Lorchhausen sowie für die Kernstadt wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[6]

Bevölkerung

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Einwohnerentwicklung

Lorchhausen: Einwohnerzahlen von 1820 bis 2011
Jahr  Einwohner
1820
  
426
1834
  
443
1840
  
478
1846
  
509
1852
  
555
1858
  
532
1864
  
585
1871
  
563
1875
  
590
1885
  
670
1895
  
718
1905
  
732
1910
  
706
1925
  
685
1939
  
729
1946
  
849
1950
  
881
1956
  
820
1961
  
797
1967
  
813
1970
  
789
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
549
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Zensus 2011[2]

Religionszugehörigkeit

• 1885: 04 evangelische (= 0,6 %), 666 katholische (= 99,40 %) Einwohner
• 1961: 10 evangelische (= 1,25 %), 781 katholische (= 94,99 %) Einwohner[1]
   

Der Gemeinde Lorchhausen im Rheingaukreis ist am 6. Mai 1958 vom Hessischen Minister des Innern ein Wappen mit folgender Blasonierung genehmigt worden:

In Rot eine aufgeschlagene silberne Bibel, durchbohrt von einem schwarzen Schwert.[7]

1973 wurde es durch ein gemeinsam gestaltetes Wappen des Ortes Lorchhausen und der Stadt Lorch im Zuge des freiwilligen Zusammenschlusses abgelöst und am 28. Februar 1973 vom Hessischen Minister des Innern mit folgender Blasonierung genehmigt:

Schild im Verhältnis 2:1 gespalten: Vorn in Rot zwei silberne Räder übereinander, getrennt durch einen waagerechten goldenen Balken; hinten in Silber ein rotes Schwert auf weißem Grund.[8]

Im neuen Wappen steht das Schwert für die durchstochene St. Bonifatius-Bibel, aber auch für das Schwert des mantelteilenden St. Martin aus dem alten Lorcher Wappen. Das Mainzer Rad symbolisiert die Jahrhundertelange Zugehörigkeit zum Kurfürstentum Mainz, für das Land Hessen stehen die Farben rot und weiß.

Sehenswürdigkeiten

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Lorchhausen Pfarrkirche St. Bonifatius und Clemenskapelle

siehe auch in der Liste der Kulturdenkmäler in Lorch (Rhg)- Stadtteil Lorchhausen

Wirtschaft und Infrastruktur

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Lorchhausen ist ein traditionsreicher Weinbauort im Anbaugebiet Rheingau mit rund 20 Hektar Rebfläche, die überwiegend mit den Rieslingreben, aber auch mit Spätburgunder bestockt ist. Hier beginnt die Rheingauer Rieslingroute, die von hier nach Osten bis Wicker durch alle Rheingauer Weinbaugemeinden führt.[9]

Die Verkehrsanbindung von Lorchhausen erfolgt straßenseitig ausschließlich durch die Bundesstraße 42, die direkt am Rheinufer verläuft.

Am 1. Mai 1906 (Beginn des Sommerfahrplanes für dieses Jahr) ging der Haltepunkt Lorchhausen an der rechten Rheinstrecke in Betrieb.[10] Bei starkem Rheinhochwasser wie 1988 und 1993, als die Bundesstraße überflutet war, war die Eisenbahn die einzige Anbindung, die genutzt werden konnte.

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Commons: Lorchhausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d Lorchhausen, Rheingau-Taunus-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.
  3. Hauptsatzung der Stadt Lorch am Rhein 2011 (PDF-Datei 190 kB)
  4. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 15. September 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 39, S. 1603, Punkt 1320; Abs. 4. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 9,2 MB]).
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 375 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  6. Hauptsatzung. (PDF; 309 kB) § 9. In: Webauftritt. Stadt Lorch, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. August 2021; abgerufen im Dezember 2020.
  7. Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Lorchhausen im Rheingaukreis, Regierungsbezirk Wiesbaden vom 6. Mai 1958. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1958 Nr. 20, S. 557, Punkt 482 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,4 MB]).
  8. Genehmigung eines Wappens der Stadt Lorch, Rheingaukreis vom 28. Februar 1973. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1973 Nr. 12, S. 541, Punkt 401 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,1 MB]).
  9. Rheingauer Weinbauverband: Rheingauer Riesling Route (Memento vom 29. April 2012 im Internet Archive)
  10. Eisenbahndirektion Mainz (Hg.): Amtsblatt der Königlich Preußischen und Großherzoglich Hessischen Eisenbahndirektion in Mainz vom 28. April. 1906, Nr. 24. Nachrichten, S. 229f.
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