Opferzone
Als Opferzonen (englisch sacrifice zones) werden Gebiete bezeichnet, die infolge menschlicher Handlungen so starke Veränderungen erfahren haben oder noch immer erfahren, dass viele oder alle der dort ansässigen Lebewesen massiv beeinträchtigt werden oder ihr Leben dort vorübergehend oder dauerhaft überhaupt nicht mehr aufrechterhalten können. Es handelt sich in der Regel um Orte, an denen natürliche Ressourcen intensiv genutzt werden und die daraus resultierenden Veränderungen nicht nur zu verwüsteten Landschaften, sondern auch zu Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung führen.[1] Als Ursprung des Begriffs wird der Kalte Krieg genannt: Nachdem der Mensch erste Gebiete durch Kernwaffentests vorsätzlich radioaktiv kontaminiert hatte, wurde er sich in der darauf folgenden Zeit bewusst, dass diese Gebiete zumindest für sehr lange Zeit als Lebensraum verloren sein würden. In diesem Kontext wurde der englische Begriff der sacrifice zone geprägt.[2]
Das Leben in diesen Gebieten beeinträchtigt die Realisierung verschiedener Menschenrechte, oder macht sie nahezu unmöglich. Dies kann z. B. das Recht auf Zugang zu sauberem Wasser, das Recht auf angemessene Ernährung und das Recht auf Wohnen betreffen. Im Jahr 2021 informierten zwei Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen den UN-Menschenrechtsrat darüber, dass gegenwärtig weltweit mehr als 100 Millionen Menschen in derartigen Gebieten leben.[3] In einem Kurzbericht porträtieren sie eine Auswahl von 50 der nach ihrer Auffassung am schlimmsten verschmutzten Orte der Welt.[4]
Literatur
Bearbeiten- David R. Boyd, McKenna Hadley-Burke: Sacrifice zones: 50 of the most polluted places on Earth. Based on a report presented to the Human Rights Council. The University of British Columbia, 2021 (PDF; 5,8 MB).
- Robert Bullard: Dumping in Dixie. Routledge, London 1990, ISBN 0-8133-6792-1.
- Chris Hedges, Joe Sacco: Days of Destruction, Days of Revolt. Nation Books, New York 2014. ISBN 978-1-56858-824-7.
- Steve Lerner: Sacrifice Zones. The Front Lines of Toxic Chemical Exposure in the United States. MIT Press, Cambridge (MA) 2010, ISBN 978-0-262-01440-3.
Weblinks
Bearbeiten- Matthias Ebert: Chiles "Opferzonen" für die Wirtschaft. In: Tagesschau (ARD-Studio Rio de Janeiro). 5. September 2022 .
- Angelina De Los Santos: Aus der Opferzone. In: datum.at. 1. September 2022 .
- Malte Seiwerth: "Opferzonen" in Chile: Proteste gegen industrielle Umweltschäden. In: amerika21.de. 19. November 2018 .
- Eintrag im NPLA-Lexikon des Nachrichtenpool Lateinamerika
- Filmpremiere in Europa: En el nombre del litio – Im Namen des Lithiums. In: brot-fuer-die-welt.de. 17. Oktober 2022 .
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ So der Tenor bei Chris Hedges, Joe Sacco: Days of Destruction, Days of Revolt. Nation Books, New York 2012.
- ↑ David R. Boyd, McKenna Hadley-Burke: Sacrifice zones: 50 of the most polluted places on Earth. British Columbia 2021, S. 3.
- ↑ The right to a clean, healthy and sustainable environment: non-toxic environment – Report of the Special Rapporteur on the issue of human rights obligations relating to the enjoyment of a safe, clean, healthy and sustainable environment presented to the Human Rights Council, A/HRC/49/53, 2022.
- ↑ David R. Boyd, McKenna Hadley-Burke: Sacrifice zones: 50 of the most polluted places on Earth. British Columbia, 2021.