Der Ausdruck sola fide (lat.: „allein durch Glauben“, „allein aus Glauben“) bezeichnet ein Grundelement der reformatorischen Lehre von der Rechtfertigung und ist ein theologischer Grundsatz der Kirchen, die aus der Reformation hervorgegangen sind. Er drückt die Überzeugung aus, dass der Mensch allein durch seinen Glauben das ewige Leben erlangt.[1] „Sola fide“ findet sich aber schon vorreformatorisch, etwa bei Thomas von Aquin.[2]

Schematische Darstellung zu Luthers Rechtfertigungslehre, modifiziert nach P. Blickle (1992)[3]

Bedeutung

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Er drückt die Überzeugung aus, dass der Mensch nicht durch gute Werke vor Gott gerecht werden kann, sondern dass er allein durch den Glauben an das Versöhnungswerk Christi gerechtgesprochen und dadurch gerettet wird. Durch diesen Glauben empfängt der Mensch den Heiligen Geist (Gal 3,2.5 LUT).

Es ist dem Menschen nach lutherischer Auffassung nicht möglich, sich aus eigenen Stücken für den Glauben an Christus zu entscheiden, da der Glaube allein durch Gottes Gnade (sola gratia) zustande kommt bzw. durch das ihn erreichende Wort Gottes (solus Christus) überhaupt erst geweckt wird. Damit ist eine autonome Glaubensentscheidung, also ein Akt des freien Willens seitens des Menschen für Luther völlig undenkbar: In Bezug auf sein Gottesverhältnis und somit sein Heil ist der Mensch geknechtet.

Biblische Grundlage

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Römer 3 in Martin Luthers Septembertestament 1522

Die wichtigste biblische Grundlage für diesen Gedanken sah der Reformator Martin Luther im Brief des Apostels Paulus an die Römer (Röm 3,21–28 LUT) gegeben. Allerdings kommt im griechischen Urtext von Röm 3,28 das Wort „allein“ nicht vor.[4] Es wurde von Luther nach eigenen Worten hinzugefügt, um den Eigenheiten der deutschen Sprache gerecht zu werden. Diese Zufügung ist bis heute in der Lutherbibel beibehalten worden. Moderne Bibelübersetzungen schreiben an dieser Stelle, „dass der Mensch durch Glauben gerechtfertigt“ werde, wie auch die Vulgata.[5] Besonders im Calvinismus wird die lutherische „Alleinwirksamkeit“ des Glaubens mit Verweis auf die Wichtigkeit der Heiligung kritisch gesehen.

Verhältnis zu den anderen „Soli“

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Das „sola fide“ bezeichnet das Vertrauen des Menschen in die göttliche Gnade. „Sola fide“ und „sola gratia“ bezeichnen die menschliche und die göttliche Seite des Heilswirkens Gottes: Die Aneignung der göttlichen Gnade geschieht „sola fide“ seitens des Menschen, die Zueignung der Gnade geschieht „sola gratia“ von Seiten Gottes. Da der Glaube ein von Gott gewirktes Geschenk (eine Gnadenwirkung) ist, kann „das sola fide … auch als sola gratia expliziert werden“ (Friedrich Wilhelm Graf).[6]

Mit dem „sola fide“ bzw. „sola gratia“ verknüpft sind die Grundsätze des „solus Christus“ (allein Christus) und des „sola scriptura“ (allein durch die Schrift).

Anmerkungen

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  1. Wilfried Joest: Dogmatik. Band 2: Der Weg Gottes mit dem Menschen (= UTB für Wissenschaft. Uni-Taschenbücher 1413). 2., durchgesehene Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1990, ISBN 3-525-03264-1, S. 439.
  2. Horst Georg Pöhlmann, in: Evangelisches Lexikon für Theologie und Gemeinde. Band 3: O–Z. Brockhaus, Wuppertal u. a. 1994, ISBN 3-417-24643-1, S. 1855.
  3. Peter Blickle: Die Reformation im Reich. 2. Aufl., UTB 1181, Eugen Ulmer, Stuttgart 1992, ISBN 3-8001-2626-5, S. 44
  4. Vgl. Römer 3,28 in Nestle-Aland, 28. Auflage; abgerufen am 8. Januar 2018 (griechisch).
  5. „… iustificari hominem per fidem sine operibus legis“. (Röm 3,28 VUL)
  6. Friedrich Wilhelm Graf: Der Protestantismus. In: Hans Joas, Klaus Wiegandt (Hrsg.): Säkularisierung und die Weltreligionen (= Fischer 17647). Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-17647-2, S. 91.
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