Umweltbundesamt (Deutschland)

Umweltbehörde der Bundesrepublik Deutschland

Das deutsche Umweltbundesamt (UBA) ist die zentrale Umweltbehörde der Bundesrepublik Deutschland. Es gehört zusammen mit dem Bundesamt für Naturschutz, dem Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung und dem Bundesamt für Strahlenschutz zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. Die Aufgaben des Amtes sind vor allem „die wissenschaftliche Unterstützung der Bundesregierung (u. a. Bundesministerien für Umwelt, Gesundheit, Wirtschaft und Klimaschutz, Bildung und Forschung, Verkehr und digitale Infrastruktur), der Vollzug von Umweltgesetzen (z. B. Emissionsrechtehandel, Zulassung von Chemikalien, Arznei- und Pflanzenschutzmitteln) und die Information der Öffentlichkeit zum Umweltschutz“[2] auf Basis unabhängiger Forschung. Mit rund 1600 Mitarbeitern ist das deutsche Umweltbundesamt die größte Umweltbehörde Europas.[3][4]

Umweltbundesamt
— UBA —

Staatliche Ebene Bund
Stellung Bundesoberbehörde
Aufsichtsbehörde Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Gründung 1974
Hauptsitz Dessau-Roßlau,
Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt
Behördenleitung Dirk Messner
Bedienstete 1600
Haushaltsvolumen 165 Mio. EUR
(Haushaltsjahr: 2022)[1]
Netzauftritt umweltbundesamt.de
Das Umweltbundesamt in Dessau-Roßlau, 2011
Innenansicht des Gebäudes in Dessau, 2005

Geschichte

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Im Herbst 1969 wurde Willy Brandt erster SPD-Bundeskanzler der Bundesrepublik; er bildete eine sozialliberale Koalition (Kabinett Brandt I bzw. 1972 Kabinett Brandt II). Brandt hatte schon bei seiner ersten Kanzlerkandidatur (zur Bundestagswahl 1961) einen „blauen Himmel über dem Ruhrgebiet“ gefordert.

Anfang der 1970er Jahre forderte der FDP-Politiker und damalige Innenminister Hans-Dietrich Genscher die Schaffung einer Umweltbehörde, analog zu bereits bestehenden Behörden in den USA und Schweden. Gegen den Widerstand vor allem von Gesundheits- und Wissenschaftsministerium, die einen Kompetenzverlust auf dem Bereich des Umweltschutzes befürchteten, wurde 1973 die Bundesstelle für Umweltangelegenheiten geschaffen und am 22. Juli 1974 in das Umweltbundesamt per „Gesetz über die Errichtung eines Umweltbundesamtes“ im Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern umgewandelt, als selbständige Bundesoberbehörde mit Sitz in Berlin.[5][6] Der Beschluss des Deutschen Bundestages vom 19. Juni 1974, der West-Berlin als Sitz des Amtes festgelegt hatte, führte am darauffolgenden Tag zu offiziellen Protesten[7] durch das DDR-Außenministerium.[8]

Nach der Auflösung des Bundesgesundheitsamtes (1994) wurde das Institut für Wasser-, Boden- und Lufthygiene (WaBoLu) in das Umweltbundesamt integriert.

Am 4. September 2023 wurde das zweite Bürogebäude am Hauptsitz in Dessau-Roßlau eingeweiht. Das Gebäude, das fast zur Hälfte aus recyceltem Baustoff errichtet wurde, soll sich energetisch selbst durch Photovoltaik und Wärmepumpe mit erneuerbaren Energien versorgen.[9][10]

Verlegung des Dienstsitzes

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Am 2. Mai 2005 wurde der Dienstsitz des Umweltbundesamts nach Dessau-Roßlau (damals noch Dessau) verlegt[11]; im ursprünglichen Gebäude am Bismarckplatz in Berlin verblieb eine Niederlassung.

Präsidenten

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Präsidenten des Umweltbundesamtes waren der Jurist Heinrich von Lersner von der Gründung 1974 bis 1995, der Volkswirt Andreas Troge von 1995 bis 2009 sowie der Volkswirt und langjährige Präsident des Naturschutzbund Deutschland (NABU) Jochen Flasbarth von 2009 bis Dezember 2013. Im Mai 2014 wurde mit Maria Krautzberger erstmals eine Präsidentin berufen. Am 1. Januar 2020 trat Professor Dirk Messner das Amt des Präsidenten des Umweltbundesamtes an[12].

Organisation

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Die Behörde hat rund 1600 Beschäftigte und Einrichtungen in Dessau-Roßlau, Berlin, Bad Elster und Langen. Außerdem betreibt das UBA sieben deutschlandweit verteilte Stationen zur Messung der Hintergrundkonzentrationen von Luftinhaltsstoffen: Westerland, Zingst, Waldhof (Lüneburger Heide), Neuglobsow, Schmücke, Schauinsland, Zugspitze.

Das UBA gliedert sich in folgende Einheiten:[13]

  • Zentralbereich (Administrative Steuerung und Service)
  • Fachbereich I (Umweltplanung und Nachhaltigkeitsstrategien)
  • Fachbereich II (Gesundheitlicher Umweltschutz, Schutz der Ökosysteme)
  • Fachbereich III (Nachhaltige Produktion und Produkte, Kreislaufwirtschaft)
  • Fachbereich IV (Chemikaliensicherheit)
  • Fachbereich V (Klimaschutz, Energie, Deutsche Emissionshandelsstelle (DEHSt))
  • Präsidialbereich

Das UBA verfügt an seinem Hauptsitz in Dessau sowie an seinen Außenstellen in Berlin (Grunewald bzw. City Campus bis 2025/26[14] und Marienfelde), Langen und Bad Elster über ein Umweltmanagementsystem (UMS) nach den Vorgaben des Eco Management and Audit Scheme.

Zuständigkeit

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Gemäß Grundgesetz sind die Zuständigkeiten zwischen Bund und Ländern verteilt. Auf einigen Gebieten ist Umweltschutz Bundessache und auf anderen Gebieten hat er nur die Befugnis der Rahmengesetzgebung für die Länder. Daher werden einige Aufgaben des Umweltschutzes durch die für die Umwelt zuständigen Landesämter in den Bundesländern, andere Aufgaben vom Umweltbundesamt wahrgenommen.

Die Föderalismusreform I hat im Umweltbereich teilweise zu einer neuen Verteilung der Gesetzgebungskompetenzen zwischen Bund und Ländern geführt. Die wichtigsten Änderungen sind:

Nunmehr hat der Bund die Kompetenz, in vielen Bereichen des Umweltrechts unmittelbar wirksame Regelungen zu erlassen und damit zum Beispiel Europarecht zeitnah und einheitlich umzusetzen; die Länder haben in bestimmten Bereichen Abweichungsrechte und teilweise auch Gestaltungsspielräume. Für den Vollzug der Regelungen ist das Umweltbundesamt zuständig. Dazu gehören die Zusammenfassung der durch EU-Richtlinien vorgeschriebenen Meldungen aus den Bundesländern und die Weiterleitung an die zuständigen europäischen Behörden, wie etwa die Europäische Umweltagentur.

Weitere Aufgaben

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Neben interner Forschung, unter anderem in eigenen Laboren, vergibt das Umweltbundesamt auch Forschungsaufträge an wissenschaftliche Einrichtungen und Institute.

Zur Unterstützung seiner Arbeit bedient sich das Umweltbundesamt verschiedener wissenschaftlicher Kommissionen, in denen externe Experten vertreten sind und das Umweltbundesamt fachlich beraten. Die Kommissionen sind unter anderem:

Weiterhin existiert noch der

Sonstiges

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CO2-Rechner des Umweltbundesamtes

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Seit 2007 bietet bzw. fördert das Umweltbundesamt einen CO2-Rechner, mit dem die persönliche Kohlendioxid-Bilanz errechnet werden kann.[16] Der Rechner bietet einen Überblick über den aktuellen persönlichen CO2-Fußabdruck, die zentralen Stellschrauben (sogenannte „Big Points“) und welchen Beitrag man zukünftig für den Klimaschutz leisten könnte.[17]

Im März 2024 wurde die Art der Berechnung der CO2-Emissionen aus dem Heizen mit Holz des CO2-Rechner des Umweltbundesamtes für Privatpersonen angepasst. Dies führte zu einer kontroversen Diskussion unter Waldbesitzenden und in der Bioenergiewirtschaft.[18][19] Am 13. September 2024 stellte die CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag eine Kleine Anfrage zum Thema „Hintergründe zum CO2-Rechner des Umweltbundesamts“ (Drucksache 20/12867)[20] an die Bundesregierung, die mit Drucksache 20/13242[21] beantwortet wurde.[22]

Siehe auch

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Umweltbundesamt (Österreich)

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Commons: Umweltbundesamt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Bundeshaushalt.de: www.Bundeshaushalt.de. Abgerufen am 22. August 2022.
  2. Das UBA – wer wir sind.
  3. Markus Balser, Klaus Ott: Geheime Daten – Schon lange wurden Abgas-Manipulationen vermutet. In: Süddeutsche Zeitung, 21. April 2016, S. 19: „Das Umweltbundesamt mit 1500 Mitarbeitern gilt als die größte und mächtigste Umweltbehörde Europas.“
  4. Petra Pinzler, Martin Spiewak: Maria Krautzberger: „Die anderen haben aufgeholt“. In: Die Zeit. 1. November 2017, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 26. Juni 2019]).
  5. Hören Sie mal. In: Der Spiegel. Nr. 14, 1972, S. 29 (online).
  6. Link zum Gesetz
  7. Andreas Baum: Umweltbundesamt: Provokante Behörde in West-Berlin. In: deutschlandfunk.de. 19. Juni 2024, abgerufen am 22. Juni 2024.
  8. Chronik 1974. Deutsches Historisches Museum; abgerufen am 19. Juni 2009.
  9. mdr.de: Dessau: Umweltbundesamt weiht Neubau ein | MDR.DE. Abgerufen am 31. Oktober 2023.
  10. Florian Kuhlmey: Neues Gebäude mit Vorbildfunktion. 31. August 2023, abgerufen am 31. Oktober 2023.
  11. Dorothea Bethke: Umweltbundesamt. In: Bauhaus Kooperation Berlin, Dessau, Weimar: Bauhaus 100 Orte der Moderne: eine Grand Tour. Hatje Cantz, Berlin 2019, ISBN 978-3-7757-4613-7, S. 106f.
  12. Veröffentlichung des UBA vom 31. Juli 2019
  13. [1] des UBA; abgerufen am 3. Juni 2019.
  14. Systemadmin_Umwelt: Standorte und Gebäude. 7. März 2013, abgerufen am 10. Juli 2020.
  15. Informationsseite des Bundesministeriums für Gesundheit, dessen Fachkommission dieses beim Umweltbundesamt angesiedelte Gremium ist
  16. Umweltbundesamt: CO2-Rechner des Umweltbundesamtes. Abgerufen am 7. Juli 2021.
  17. Michael Bilharz: Klimaneutral leben – Persönliche CO2-Bilanz im Blick. In: www.umweltbundesamt.de. 19. September 2019, abgerufen am 29. April 2021.
  18. Dirk Messner: Berechnung der CO₂-Emissionen aus dem Heizen mit Holz. 20. August 2024, abgerufen am 27. August 2024.
  19. Roland Irslinger: Prof. Irslinger: UBA berechnet CO2 aus dem Heizen mit Holz falsch. In: Ofen Zukunft. 13. August 2024, abgerufen am 27. August 2024 (deutsch).
  20. CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag: Hintergründe zum CO2-Rechner des Umweltbundesamts. (PDF) Kleine Anfrage der Fraktion der CDU/CSU. In: dserver.bundestag.de. 13. September 2024, abgerufen am 20. Oktober 2024.
  21. Bundesregierung: Hintergründe zum CO2-Rechner des Umweltbundesamts. (PDF) Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Fraktion der CDU/CSU – Drucksache 20/12867 –. In: dserver.bundestag.de. 1. Oktober 2024, abgerufen am 20. Oktober 2024.
  22. DIP. Dokumentations- und Informationssystem für Parlamentsmaterialien, 2024, abgerufen am 20. Oktober 2024.

Koordinaten: 51° 50′ 33″ N, 12° 14′ 22,1″ O

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