Ebook Erzieherin
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Ebook Erzieherin
Von A wie
Angebot
bis Z wie
Zielformulierung
Die wichtigsten Fachbegriffe
Einleitung
Liebe Leserin, lieber Leser,
du hast schon lange nach einem kompakten, aber informativem Fachwörterbuch für Theo-
rie und Praxis gesucht? Dann hat deine Suche nun ein Ende! Nachfolgend findest du viele
wichtige Fachbegriffe für Pädagogen in alphabetischer Reihenfolge. Jeder Begriff wird klar
definiert, ausführlich und verständlich erklärt sowie wann immer es möglich ist mit praxis-
nahen Beispielen näher erläutert.
So kannst du das E-Book „Fachbegriffe für (angehende) Erzieherinnen und Erzieher“ ganz
vielseitig und individuell während der schulischen Ausbildung verwenden, aber auch für die
praktische pädagogische Arbeit in Krippen, Kindergärten, Horten oder Jugendeinrichtungen
nutzen .
Herausgeber: erzieherin-ausbildung.de
Version: 1.0
Gestaltung: Hinterland, Büro für visuelle Kommunikation
Copyright: erzieherin-ausbildung.de 2017
02
A
Während der pädagogischen Ausbildung müssen Angebote schriftlich geplant werden. Die
Planungen enthalten Informationen zu den Inhalten des Angebotes, meist werden diese in
Form einer Sachanalyse zusammengefasst. Wichtig ist zudem die Zielformulierung, denn
mit jedem Angebot sollen von den Teilnehmern vorher festgelegte Grob- und Feinziele er-
reicht werden.
Die Zielformulierung kann sich zum Beispiel auf den motorischen, sozialen, emotionalen
oder kognitiven Bereich beziehen und sollte konkrete Aussagen zu den Kompetenzberei-
chen enthalten, die durch das jeweilige Angebot gefördert werden sollen, also die Ich-Kom-
petenz, die Sozial-Kompetenz und die Sach-Kompetenz.
Die Ziele müssen positiv formuliert werden und so allgemein, dass möglichst alle teilneh-
menden Kinder diese Ziele auch erreichen können.
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Aktives Zuhören
Wichtige Methoden beim aktiven Zuhören sind emphatische Nachfragen und der Gebrauch
von Ich-Botschaften anstelle von häufig anklagenden Du-Botschaften. Außerdem soll der
Gesprächspartner, in den meisten Fällen das Kind, durch den Dialog angeregt werden, selbst
Lösungen für Probleme zu finden und sein eigenes Verhalten zu reflektieren.
A
Dialogbeispiel: Ein Kind kommt zu seiner Erzieherin und beschwert sich über ein anderes,
welches ihm ein Spielzeug weggenommen hat.
Erzieherin: „Habe ich das richtig verstanden, dass Paul dir ohne zu fragen das Auto wegge-
nommen hat?“
Kind: „Ja. Ich habe nur kurz nicht hingesehen.“
Erzieherin: „Das war bestimmt ein blödes Gefühl für dich, oder? Das Auto ist ja sehr beliebt
und oft spielen schon die Vorschulkinder damit, wenn du morgens kommst.“
Kind: „Genau. Das ist total gemein.“
Erzieherin: „Ich kann deinen Ärger gut verstehen. Was können wir tun, damit du heute doch
noch einen schönen Tag im Kindergarten hast?“
Kind: „Der Paul soll mir das Auto zurückgeben. Aber der hört mir gar nicht zu, wenn ich ihm
das sage.“
Erzieherin: „Also brauchst du meine Hilfe?“
Kind: „Ja, du sollst bitte dem Paul sagen, dass ich zuerst dran war.“
Erzieherin: „Ok, dann lass uns mal schauen, wo Paul mit dem Auto ist.“
Autismus
Autismus ist eine Entwicklungsstörung, die vor allem den sozial-emotionalen Bereich be-
trifft. Autismus ist angeboren und kann nicht geheilt werden. Häufig, aber nicht immer,
haben Autisten geistige Beeinträchtigungen.
Viele Autisten ziehen sich komplett in sich selbst zurück, sprechen nicht oder selten, wieder-
holen zwanghaft bestimmte Bewegungsabläufe oder Worte und Sätze. Es gibt unterschied-
liche Formen von Autismus, beispielsweise das Asperger-Syndrom oder den sogenannten
„frühkindlichen Autismus“. Bei letzterem fällt vor allem die verzögerte Sprachentwicklung
auf, Menschen, bei denen ein Asperger Syndrom diagnostiziert wird, haben vor allem mo-
torische Schwierigkeiten. Erste Auffälligkeiten im Hinblick auf den frühkindlichen Autis-
mus treten bereits ab dem 10. Lebensmonat auf, während beim Asperger-Syndrom fallen
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in der Regel erst ab dem 4. Lebensjahr einschlägige Verhaltensweisen auf. Insgesamt ist
Autonomiephase
Die Autonomiephase des Kleinkindes wurde früher als Trotzphase bezeichnet. Weil dieser
Begriff aber negativ besetzt ist, sprechen Entwicklungspsychologen heute von der Auto-
nomiephase. Oft ist die Autonomiephase eng mit der Sprachentwicklung verknüpft und be-
ginnt daher mit etwas 18 Monaten, wenn das Kind bereits einige Worte sprechen kann und A
beginnt, Fragen zu stellen. Werden diese mit „Nein“ beantwortet, empfinden viele Kinder
negative Gefühle wie Wut und Enttäuschung. Weil Kleinkinder Mechanismen zur Selbstre-
gulierung erst lernen müssen, kommt es dann häufig zu Gefühlsausbrüchen wie Schreiat-
tacken. Viele Kinder toben so heftig, dass sie sich auf den Biden werfen oder Gegenstände
schmeißen.
Auch die Erfahrung, dass ein Kind aufgrund seiner motorischen Entwicklung viele Vorhaben
noch nicht umsetzen kann und daher immer wieder an seine Grenzen stößt, kann Frust-
und Trotzreaktionen auslösen. Durch eine wertschätzende Ansprache können Eltern und
Bezugspersonen Kinder in akuten Trotzmomenten ablenken und auffangen. Auch das Spie-
geln von Emotionen, das Spenden von Trost sowie ein genereller Gebrauch von kurzen Sät-
zen helfen Kindern, mit den eigenen Gefühlen besser umgehen zu lernen. Sinnvoll ist es,
dem Kind zwar seine Grenzen aufzuzeigen, ihm aber auch Erfolgserlebnisse zu ermöglichen,
indem es sich selbst ausprobieren darf.
Beispiel: Das Kind möchte sich selbst seine Schuhe anziehen, bevor es das Haus verlässt.
Dazu braucht es mehr Zeit als seine Mutter, also steht die Familie morgens früher auf, damit
kein Stress aufkommt.
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B
Beobachtung
Die Beobachtung ist eine wichtige Methode in der pädagogischen Arbeit und geht jeder
Beurteilung oder Planung voraus. Es gibt mehrere Formen der Beobachtung:
• Bei der freien Beobachtung richtet sich der Blick bewusst auf eine bestimmte Situation,
ohne dass zuvor ein Beobachtungsziel festgelegt wurde oder irgendwelche Kategorien
berücksichtigt werden.
• Die systematische bzw. gezielte Beobachtung dient einem bestimmten Zweck, wird
schriftlich festgehalten, findet innerhalb eines festgelegten zeitlichen Rahmens statt
und ist an festgelegte Kriterien geknüpft.
• Bei der verdeckten Beobachtung wissen die beobachteten Personen nicht, dass sie be-
obachtet werden. Bei der offenen Beobachtung wird ihnen dies vorher mitgeteilt. Zudem
wird zwischen der aktiven und der passiven Beobachtung unterschieden.
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teracy bei deutschsprachig aufgewachsen Kindern) bzw. SISMIK (Sprachverhalten und Inte-
Gerade bei der freien oder gezielten Beobachtung kann es zu subjektiven Wahrnehmungs-
fehlern kommen. Die häufigsten Beobachtungsfehler sind:
• Halo-Effekt: Der Beobachter bewertet die Gesamtsituation oder eine dominierende Cha-
raktereigenschaft einer Person.
• Milde-Effekt: Der Beobachter tendiert dazu eine Situation nicht streng genug zu bewer-
ten.
• Primacy-Effekt: Nur der erste Eindruck wird berücksichtigt
• Projektion: Der Beobachter interpretiert eigene Wünsche, Erfahrungen, Erwartungen
oder Probleme in die jeweilige Situation hinein. B
• Selektivität: Nur bestimmte Reize werden wahrgenommen.
Begabung, Hochbegabung
Ab einem IQ von 130 gilt ein Mensch als hochbegabt. Zudem zeigen Hochbegabte in der
Regel eine hohe Motivation und Lerngeschwindigkeit, verfügen über ein hohes Entwick-
lungsniveau und können gut abstrahieren. Aber: Gerade hochbegabte Kinder und Jugendli-
che können ihre Fähigkeiten nur entfalten, wenn sie entsprechend gefördert werden und
Wertschätzung erhalten.
Zunächst fallen besonders begabte Kinder im Kindergarten oder in Schule oft negativ auf.
Weil sie sich langweilen und gleichzeitig nicht anders sein wollen als Gleichaltrige, sind sie
häufig rebellisch, aggressiv oder spielen den „Klassenclown“.
Erste Anzeichen für eine Hochbegabung können sich schon bei Kleinkindern zeigen. Diese
sind oft im Hinblick auf ihre Sprachentwicklung Gleichaltrigen weit voraus. Sie stellen viele
Fragen, beschäftigen sich intensiv mit Dingen, die sie interessieren und suchen den Kontakt
zu Erwachsenen oder älteren Kindern.
Behinderung
Als behindert gilt ein Mensch, der unter einer Beeinträchtigung der Wahrnehmung, der
Sprache, des Denkens, des Verhaltens, des Lernens und/oder der Bewegung aufgrund einer
Schädigung vor, nach oder während der Geburt leidet.
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Für den Grad de Behinderung gibt es in Deutschland feste Maßzahlen. An diesen orientiert
Beispiel: Der Verlust einer Hand entspricht einem Grad der Behinderung von 55 %.
Bildung
Der Bildungsbegriff ist sehr schwer eindeutig zu definieren. Im Laufe der Geschichte hat
Bildung einen immer höheren Stellenwert in der Gesellschaft eingenommen, wie Bildung
erlangt wird und ob ein Mensch überhaupt durch einen anderen „gebildet“ werden kann ob B
er dies allein selbst erreicht, wird immer wieder diskutiert.
In unserer Gesellschaft soll Bildung dafür sorgen, dass Menschen ihren Platz darin finden,
Normen und Werte mittragen und ein weitgehend selbstbestimmtes Leben in Frieden und
Freiheit führen können.
Einige Definitionen von Bildung sprechen von „der Formung des Menschen“ unter Berück-
sichtigung von physischen, geistigen, kulturellen und sozialen Aspekten. Der Begriff be-
zieht sich einerseits auf den Bildungsprozess, als auch auf den Zustand (Ein Mensch ist
„gebildet“.).
Im Zusammenhang mit der heute vorherrschenden Ansicht, dass lebenslanges Lernen sinn-
voll und möglich ist, wird Bildung als lebensbegleitender Prozess der Persönlichkeitsent-
wicklung angesehen. Alle modernen Bildungstheorien gehen davon aus, dass Bildung mit
einem reflektierten Umgang mit sich selbst und der Umwelt einhergeht und ein aktiver
Prozess ist. Daher sprechen Pädagogen auch von der Selbstbildung des Kindes: Ein Kind
kann nicht durch Eltern, Erzieher oder Lehrer gebildet werden, es bildet sich selbst, wenn
die notwendigen Voraussetzungen (z.B. eine zum Lernen anregende Umgebung, altersge-
rechte Medien usw.) dafür geschaffen werden.
Bilingual
Die bilinguale Erziehung sorgt dafür, dass ein Kind zwei Sprachen gleichzeitig erwirbt. Dabei
geht es aber nicht um das schulische Lernen, sondern um den natürlichen Spracherwerb
zweier Muttersprachen. Dies geschieht, wenn beispielsweise Mutter und Vater eine unter-
schiedliche Muttersprache haben und diese ausschließlich Inder Interaktion mit Ihrem Kind
verwenden.
Wenn die erste Sprache gefestigt ist und dann erst die zweite Sprache erlernt wird, spracht
man von einem Zweitspracherwerb.
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Davon abgesehen gilt auch die nicht-institutionelle Heranführung an eine zweite Sprache
Wird eine Sprache hingegen systematisch gelehrt wie in der Schule üblich, so gilt das als
Fremdsprachenerwerb und fällt nicht unter eine bilinguale Erziehung.
Bindungstheorie
Jeder Mensch hat das Bedürfnis, enge und intensive Beziehungen zu seinen Bezugsperso-
nen aufzubauen. Eine sichere Bindung ist die Voraussetzung für eine gesunde und alters- B
gerechte Entwicklung und wirkt sich positiv auf die Persönlichkeitsbildung aus.
Die Bindungsforschung wurde maßgeblich von dem britischen Kinderpsychater John BOWL-
BY geprägt, sowie später von der kanadisch-amerikanischen Psychologin Mary AINSWORTH
und dem Schotten James ROBERTSON.
Bindung ist eine enge und emotionale Beziehung zwischen den Menschen, die besonders
für Babys und Kleinkinder eine wichtige Bedeutung hat. Nur ein sicher gebundenes Kind,
welches sich darauf verlassen kann, dass es jederzeit von seinen Bezugspersonen Liebe,
Trost und emotionale Zuwendung erhält, ist bereit seine Umwelt zu erkunden, selbstbe-
wusst zu interagieren und ein altersgerechtes Explorationsverhalten zu zeigen.
1. Das sicher gebundene Kind kann seinen Gefühlen Ausdruck verleihen, zeigt ein altersge-
rechtes Explorationsverhalten und verhält sich Fremden gegenüber zurückhaltend. Es lässt
sich schnell durch seine Bezugspersonen beruhigen, wenn es ängstlich oder traurig ist.
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4. Kennzeichen des desorganisierten Bundungstyps sind bizarre Verhaltensweisen in
Eine derartige Bindungsstörung liegt vor, wenn ein Kind von seiner Bezugsperson misshan-
delt wird. Es ist emotional abhängig und hat gleichzeitig große Angst vor der Person, die es
versorgt.
Die Bindungstheorie spielt eine große Rolle bei der Eingewöhnung von Kindern in die Krippe
oder in den Kindergarten. Nur wenn es einer pädagogischen Fachkraft gelingt, eine stabile
Bindung zu ihren Schützlingen aufzubauen, werden diese Kinder spielen, lernen und sich
weiterentwickeln. Eine sichere Bindung ermöglicht es Kindern, angstfrei ihre Umgebung B
zu erkunden, Freundschaften zu schließen und sich emotionalen Herausforderungen und
Konflikten zu stellen.
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C
Charakter
Die persönlichen Kompetenzen und Eigenschaften formen den Charakter eines Menschen.
Auch das Verhalten und das Temperament beeinflussen diesen.
In der aristotelischen Ethik und ebenso in der modernen Psychologie ist es abhängig vom
Charakter, inwieweit der Mensch ein moralisches Verhalten zeigen kann.
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D
Demokratie
Da wir in einer demokratischen Gesellschaft leben und die damit verknüpften Normen und
Werte bereits den Jüngsten vermitteln möchten, damit diese früh verinnerlicht werden,
müssen demokratische Grundprinzipien schon in der Kita ein fester Bestandteil des tägli-
chen Miteinander sein. In den Kita-Gesetzen taucht dieser Aspekt daher auch auf, häufig im
Zusammenhang mit dem Begriff Partizipation.
Die Kinder sollen zu eigenständigen Individuen erzogen werden, die in der Lage sind sich
eine Meinung zu bilden und wichtige Entscheidung selbst zu treffen. Gleichzeitig müssen
sie lernen, dass in einer demokratischen Gesellschaft der Wille der Mehrheit entscheidet
und der Einzelne diese Entscheidung akzeptieren muss. In einer Demokratie gelten Gesetze
und Regeln, an die sich jeder halten muss, damit ein friedliches Miteinander möglich ist.
Indem die Kinder in möglichst viele Entscheidungsprozesse den Kita-Alltag betreffend mit
einbezogen werden erfahren sie, dass man ihre Wünsche und Bedürfnisse ernst nimmt. Die
pädagogischen Fachkräfte sind Ansprechpartner, Bildungs- und Lernbegleiter und wichtige
Bezugspersonen, aber nicht, wie zu früheren Zeiten, Autoritäts- und Respektspersonen.
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Mögliche Methoden, die zu einem demokratischeren Miteinander beitragen, können zum
Dyskalkulie
Eine Dyskalkulie ist eine Rechenschwäche. Fünf bis sieben Prozent der Menschen sind be-
troffen. Wer eine Dyskalkulie hat, kann mit dem Zahlenbegriff nichts anfangen und Rechen-
operationen nur zählend durchführen, also zum Beispiel, indem eine Summe anhand der
Finger zusammengezählt wird. Betroffene brauchen also immer eine konkrete Veranschau-
lichung, damit sie zu einem Ergebnis erlangen. Abstrakte Rechenmechanismen können Sie
zwar auswendig lernen, aber nicht auf eine konkrete Aufgabe anwenden.
D
Meistens wird eine Dyskalkulie erst im Schulalter erkannt, aber auch im Kindergarten kön-
nen aufmerksame Fachkräfte schon erste Anzeichen erkennen. Aufmerksam sollte man
werden, wenn ein Vorschulkind Schwierigkeiten mit dem Ablesen der Uhr hat, Mengen und
Zahlen nicht zuordnen kann und Probleme damit hat, Verhältnisangaben wie „kleiner“, „grö-
ßer“, „mehr“ und weniger zu verstehen. Eine gesicherte Diagnose kann aber nur ein Kinder-
und Jugendpsychologe stellen.
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E
Egozentrismus
Der Begriff „kindlicher Egozentrismus“ stammt von Jean PIAGET und bezeichneten das Un-
vermögen von jüngeren Kindern, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Empathie
müssen Kinder erst lernen. Auch verstehen Babys und Kleinkinder noch nicht, dass Men-
schen und Gegenstände weiterhin existieren, auch wenn diese gerade nicht in Sichtweite
sind. Der Säugling begreift noch nicht einmal, dass seine Hände und Füße zu seinem Körper
gehören.
Später ist der Mensch dann in der Lage, die Perspektive eines anderen einzunehmen und
sich in seine Lage zu versetzen. Das ist jedoch emotional und kognitiv eine große Heraus-
forderung. Zunächst werden die eigenen Wünsche und Bedürfnisse auf andere projiziert.
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Die wichtigsten Fachbegriffe
Eingewöhnung
Die Eingewöhnung in die Krippe oder in den Kindergarten kann für Kinder und für Eltern
eine große Herausforderung sein. Doch auch den pädagogischen Fachkräften kommt in die-
sem Zusammenhang eine wichtige Bedeutung zu, denn sie müssen das Vertrauen der Kin-
der und deren Eltern gewinnen, um zu einer Bezugsperson zu werden.
Besonders wichtig ist eine kindgerechte und bedürfnisorientierte Eingewöhnung für Klein-
kinder. Diesen fällt es in der Regel schwerer sich von Mutter oder Vater zu lösen als Kindern
über drei Jahren. Der Grund dafür ist die noch engere Bindung von Babys und Kleinkindern
zu ihren wichtigsten Bezugspersonen.
E
Der Eingewöhnungsprozess ist deshalb besonders wichtig im Hinblick auf das spätere
Verhalten von Kindern und ihre weiteren Entwicklung in der Einrichtung. Nur dann, wenn
die Eingewöhnung gelingt, sich das Kind von seinen Eltern lösen und eine vertrauensvolle
Bindung zu einer neuen Bezugsperson aufbauen kann, wird es sich in der Krippe oder im
Kindergarten wohl fühlen und die Spiel- und Lernangebote dort gewinnbringend für sich
nutzen können.
Die bekanntesten Eingewöhnungsmodelle sind des Berliner Modell und das Münchener Ein-
gewöhnungsmodell.
1. Phase: Information der Eltern, wie sie im Hinblick auf die Eingewöhnung mitarbeiten
können und sollten.
2. Phase: Die eigentliche Erstphase der Eingewöhnung dauert drei Tage. In dieser Zeit
verbringt das Kind täglich ein bis zwei Stunden gemeinsam ist einer Bezugsperson in der
Einrichtung. Diese fungiert als „sicherer Hafen“ und signalisiert dem Kind, dass es in Ruhe
seine Umgebung erkunden kann. Gleichzeitig verhält sich die Bezugsperson eher passiv, so
dass die pädagogische Fachkraft eine erste Bindung zum Kind aufbauen kann, indem sie
Kontakt aufnimmt, Spielangebote macht usw.
3. Phase: Am 4. Tag erfolgt der erste Trennungsversuch. Lässt sich das Kind von der päda-
gogischen Fachkraft beruhigen, kann die Trennung bis zu 30 Minuten dauern. Lässt es sich
nicht beruhigen, kehrt die Bezugsperson nach etwa drei Minuten zurück. Mit dem nächsten
Trennungsversuch wird dann eine Woche gewartet und der Eingewöhnungsprozess verlän-
gert sich um zwei bis drei Wochen.
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4. Phase: Der Zeitraum, in der das Kind von der Bezugsperson getrennt ist, wird zeitlich
5. Phase: In der Schlussphase kann die Bezugsperson die Kita verlassen, sollte aber nich
jederzeit erreichbar sein. Akzeptiert das Kind die Erzieherin als Bezugsperson und lässt sich
jederzeit von ihr trösten, gilt die Eingewöhnung als abgeschlossen.
Das Münchener Modell bezieht noch stärker als das Berliner Modell Erkenntnisse aus der
Transitionsforschung mit ein. Zudem spielt die Kindergruppe, in die das Kind eingewöhnt
werden soll, eine größere Rolle. Doch auch beim Münchener Modell wird die Eingewöhnung
in unterschiedlichen Phasen durchlaufen:
1. Phase: Die Eingewöhnung wird intern vorbereitet und den Eltern erläutert. Anschließend E
verbringen Kind und Bezugsperson eine Woche in der Kita. In dieser Zeit versuchen die
Fachkräfte herauszufinden, welche Interessen und charakterlichen Eigenschaften das je-
weilige Kind hat und was sie tun können, um ihm die Eingewöhnung zu erleichtern.
Weitere Phasen: Am sechsten Tag findet frühestens der erste Trennungsversuch statt.
Lässt sich das Kind beruhigen, wird die Trennungszeit in den darauffolgenden Tagen aus-
gedehnt. Während der gesamten Eingewöhnung finden regelmäßige Elterngespräche statt,
um die Erziehungspartnerschaft und das gegenseitige Vertrauensverhältnis zwischen Be-
zugsperson, Kind und pädagogischer Fachkraft zu stärken.
Entwicklungsbereiche
Folgende Entwicklungsbereiche gibt es:
• Grobmotorik (Bewegung und Koordination von Kopf, Armen, Beinen, Becken, Rücken)
• Feinmotorik (Fingerfertigkeit und Mimik)
• Soziale Entwicklung
• Emotionale Entwicklung
• Psychomotorik (das Zusammenwirken zwischen Motorik und der Psyche)
• Sensumotorik (die Fähigkeit, Bewegungen aufgrund von Sinnesrückmeldungen
zu steuern)
• Sprachentwicklung
• Kognitive Entwicklung (Denkentwicklung)
• Moralische Entwicklung
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Die wichtigsten Fachbegriffe
Entwicklungspsychologie
In der Entwicklungspsychologie wird der gesamte kindliche Entwicklungsverlauf erklärt und
beschrieben, sowie die Veränderungen in den einzelnen Entwicklungsbereichen und die
Möglichkeit der pädagogischen Einflussnahme. Jean PIAGET und Leif ERIKSON gehören zu
den bekanntesten Entwicklungspsychologen.
Entwicklungsfaktoren
Drei Faktoren beeinflussen die Entwicklung eines Menschen maßgeblich:
E
• Endogene Faktoren (Erbanlagen)
• Exogene Faktoren (Umwelteinflüsse durch das soziale Umfeld,
die Erziehungsmethoden usw.)
• Autogene Faktoren (Individuelle Faktoren der Selbststeuerung, also z.B. die Art
und Weise, wie sich ein Kind von sich heraus mit seiner Umwelt auseinandersetzt)
Erziehung
Erziehung wird definiert als absichtsvolle Handlung, die durch Verwendung von Erziehungs-
mitteln und Erziehungsmethoden Kindern und Jugendlichen dabei helfen soll, in die Gesell-
schaft hineinzuwachsen, ihre Persönlichkeit zu festigen und zu selbstständigen, mündigen
Menschen zu werden.
Erziehung ist also kein Selbstzweck, sondern sollte immer das Wohl und die Interessen des
zu Erziehenden berücksichtigen.
• personale Verhältnisse
(Beziehung zwischen Eltern und Kind, zwischen Kind und Erzieherin usw.)
• interaktive Verhältnisse
(Kind/Jugendlicher in Beziehung zu Gleichaltrigen/Freunden, „Peer-Group“)
• generationsbezogene Verhältnisse
(Beziehung mehrerer Generationen untereinander, z.B. Eltern, Großeltern und Kind).
Erziehungsmethoden
Erziehungsmethoden bzw. Erziehungsmittel werden bewusst eingesetzt, um ein bestimm-
tes Erziehungsziel zu erreichen. Man unterscheidet zunächst grob zwischen unterstützen-
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den Methoden (Belohnung, Lob, Ermutigung), die ein gewünschtes Verhalten positiv ver-
Erziehungsstile
Erziehungsstile nach LEWIN/LIPPIT/WHITE:
1. autoritär: Der Erzieher trifft alle Entscheidungen allein, kontrolliert, ordnet an, weist zu-
recht
3. laissez-faire: Gezielte Erziehung findet nicht statt, der Erzieher macht keine Vorgaben
und mischt sich nicht in Entscheidungsprozesse ein. Auch Regeln werden nicht aufgestellt
und eingefordert.
ELDER ergänzte noch drei weitere Erziehungsstile, nämlich den permissiver Erziehungsstil
(gemäßigter laissez-faire-Stil), den egalitären Erziehungsstil (ähnlich dem demokratischen
Erziehungsstil, Erzieher und zu Erziehender sind absolut gleich gestellt) und den negieren-
den Erziehungsstil (Der Erzieher hat kein Interesse an der Entwicklung des zu Erziehenden,
Erziehung findet nicht statt).
Im Alltag lassen sich die Erziehungsstile nur schwer voneinander abgrenzen, meist wer-
den bewusst oder unbewusst Mischformen angewendet. Studien haben aber gezeigt, dass
sich Kinder, die überwiegend demokratisch erzogen werden, besonders gut entwickeln. Sie
lernen von Anfang an, dass Erwachsene sie mit ihren Bedürfnissen, Ideen und Interessen
ernst nehmen und entwickeln ein gesundes Maß an Selbstvertrauen. Zudem verhalten sich
demokratisch erzogene Kinder sehr sozial.
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F
Freispiel
Das Freispiel gehört zu den wichtigsten pädagogischen Phasen in Krippen und Kindergär-
ten. Es ist gekennzeichnet dadurch, dass das Kind selbst entscheidet, wo, mit wem und
womit es sich beschäftigt – und zwar auch, wie lange.
Die pädagogische Fachkraft übernimmt die Freispielführung und sorgt dafür, dass:
• die Kinder eine Umgebung vorfinden, die anregend ist und dem Alter und dem Entwick-
lungsstand der Kinder entspricht,
• die Kinder sich wohl und geborgen fühlen,
• die Kinder dazu in die Lage versetzt werden, Konflikte möglichst eigenständig zu lösen,
• die Kinder Spielimpulse erhalten (wenn dies notwendig ist)
Freinet-Pädagogik
Die Pädagogik von Célestin FREINET (1896 – 1966, gehörte zu den Reformpädagogen) wur-
de ursprünglich für den Unterricht in Grundschulen entwickelt. Heute arbeiten aber auch
viele Kindergärten in Anlehnung an Freinets Grundsätze.
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Die wichtigsten Aspekte der FREINET-Pädagogik sind:
Freispielanregung, Freispielimpuls F
Eine Freispielanregung bzw. ein Freispielimpuls wird den Kindern kommentar- und bedin-
gungslos während der Freispielphase zur Verfügung gestellt. Häufig handelt es sich um
sogenanntes „wertfreies“ Material wie zum Beispiel leere Pappkartons oder Naturmateriali-
en. Diese Dinge sind nicht nur einfach zu beschaffen und/oder kostenlos zu haben, sie sind
auch nicht auf einen bestimmten Verwendungszweck beschränkt wie viele Spielzeuge. Die
Kinder können ihrer Phantasie freien Lauf lassen und selbst bestimmen, wie und wo sie das
ihnen zur Verfügung gestellte Material nutzen.
Um zu erkennen, welcher Freispielimpuls sich in welcher Situation eignet, muss die pädago-
gische Fachkraft ihre Kindergruppe oder einzelne Kinder gezielt beobachten.
Frühförderung
Frühförderung ist der allgemeine Begriff für die Diagnostik und Forderung bei entwick-
lungsauffälligen Kindern bis zur Einschulung, also für Kinder zwischen 0 und 6 Jahren. Auch
die Beratung von Eltern und Fachkräften ist in jede Frühfördermaßnahme integriert. Die
Frühförderung kann teilweise auch in den Kitas selbst erfolgen, häufig in Form von Ergo-,
Moto- und Logopädie oder in Form von allgemeinen Sprachangeboten für Kinder mit und
ohne Migrationshintergrund. Frühförderung sollte immer möglichst ganzheitlich erfolgen.
Um eine sichere Diagnose und anschließend therapeutische Angebote für ihr Kind zu erhal-
ten, können Eltern sich an ein Sozialpädiatrisches Zentrum (SPZ) wenden. Dieses speziellen
Kliniken sind in jedem Landkreis zu finden.
Funktionsräume
Funktionsräume spielen vor allem in Einrichtungen mit einem offenen oder teiloffenen Kon-
zept eine wichtige Rolle, werden aber auch in anderen Kindergärten immer beliebter, weil
sie den Kindern mehr Möglichkeiten bieten als kleine und nicht störungsfreie Funktionsbe-
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reiche innerhalb der Gruppenräume. Anstatt einer Puppenecke, einem Malbereich und Baue-
• Atelier
• Ruheraum
• Rollenspielraum
• Spieleraum
• Forscher- und Entdeckerraum
• Computerraum
• Lernwerkstatt
• Toberaum
• Musikraum
• Bibliothek usw. F
21
G
Gruppe
Eine Gruppe besteht aus mehr als zwei Personen und fühlt sich zusammengehörig.
Weitere Merkmale einer Gruppe sind:
In der Pädagogik und in der Soziologie unterscheidet man zwischen unterschiedlichen Grup-
penarten:
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Eine informelle Gruppe findet sich spontan und aus eigener Initiative heraus zusammen.
Homogene Gruppen haben viele Gemeinsamkeiten wie beispielsweise Alter, Interessen, Bil-
dungs- und/oder Entwicklungsstand, Herkunft usw., während heterogene Gruppen hinge-
gen nur wenige gemeinsame Merkmale aufweisen.
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H
Heilpädagogik
Als Heilpädagogik wird die therapeutische Arbeit mit psychisch beeinträchtigten oder geis-
tig behinderten Kindern bezeichnet. Es gibt starke Überschneidungen mit der Behinderten-
pädagogik. Diese besteht aus sechs Teilbereichen, nämlich:
• Geistigbehindertenpädagogik
• Körperbehindertenpädagogik
• Lernbehindertenpädagogik
• Sprachbehindertenpädagogik
• Schwerhörigenpädagogik
• Sehbehindertenpädagogik
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I
Inklusion
Inklusion ist ein Begriff aus der Soziologie und beschreibt die Einbeziehung aller Menschen
in die Gesellschaft. Das Gegenteil wäre eine Exklusion.
In der Pädagogik hat sich in den letzten Jahren der Begriff „Inklusive Pädagogik“ durch-
gesetzt. Der Ansatz beschreibt die Anerkennung und Wertschätzung von Diversität, also
Unterschiedlichkeit, innerhalb einer Gesellschaft. Konkret ist gemeint, dass alle Menschen
unabhängig von Merkmalen wie Herkunft und Religion, aber auch Intelligenz und Entwick-
lungsstand zusammen leben, unterrichtet und gefördert werden sollen. Die Konsequenz
daraus wäre beispielsweise, dass Förderschulen abgeschafft und die in Deutschland prakti-
zierte „Sonderpädagogik“ komplett reformiert werden müsste.
Im Gegensatz zur Integration geht man in der Inklusion noch einen Schritt weiter: Man lernt
und lebt nicht nur gemeinsam nebeneinander, sondern miteinander.
In der schulischen und pädagogischen Praxis wird Inklusion immer häufiger praktiziert, aber
der Ansatz hat auch viele Kritiker. Es fehlt an finanziellen Mitteln, qualifizierten Fachkräften
und unbürokratischen Konzepten, die in der Praxis wirklich umsetzbar sind.
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Intelligenz
Intelligenzquotient (IQ)
Der Intelligenzquotient kann durch standardisierte Intelligenztests ermittelt werden. Ein
IQ von 100 gilt als Durchschnittswert, ein IQ von unter 70 als sehr niedrig und von mehr
I
als 140 als sehr hoch. Der IQ an sich sagt jedoch wenig darüber aus, ob ein Mensch erfolg-
reich oder glücklich wird. Ach die Intelligenztests als Solches, die früher bei allen Schülern
durchgeführt wurden, stehen heute in der Kritik. Dennoch sind sie häufig Bestandteil einer
pädagogischen und/oder medizinischen Diagnostik.
26
J
Jugendalter
Das Jugendalter wird auch Adoleszenz genannt. In der Pädagogik bezeichnen diese Begriffe
die Lebensphase zwischen dem 11. und dem 25. Lebensjahr. Die Adoleszenz ist noch ein-
mal unterteilt in verschiedene Phasen:
Das Jugendalter ist heute geprägt durch eine überwiegend liberale Erziehung durch das
Elternhaus, die früher einsetzende Pubertät bei gleichzeitig längerer Dauer von Schulzeit
und beruflicher Ausbildung und den wirtschaftlichen Einfluss von Jugendlichen und deren
Art zu leben (Jugendkulturen).
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K
Kindergartengesetz
Da Bildung Ländersache ist, hat jedes Bundesland ein eigenes Kindergartengesetz. 1999
beschloss das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend eine weitrei-
chende und umfangreiche Qualitätsoffensive, die mit zahlreichen Initiativen der einzelnen
Länder einherging, um die Bildungs- und Betreuungsqualität in vorschulischen Einrichtun-
gen zu verbessern. Heute haben alle Krippen und Kitas einen Bildungs- und Erziehungsan-
spruch, der gesetzlich verankert ist. Je nach Alter der zu betreuenden Kinder werden in den
Kindergartengesetzen verschiedene Bildungsbereiche angesprochen, wie zum Beispiel:
• Sprache
• Musik
• Bewegung und Motorik
• Mathematik und Naturwissenschaften
• Sozial- und Selbstkompetenz
• Gesunde Ernährung
• Umwelt und Nachhaltigkeit
Grundlage und Ziel aller Kindergartengesetze ist eine Professionalisierung der frühkindli-
chen Betreuung, die Anregung kindlicher Lernprozesse sowie die Begleitung, Dokumenta-
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tion und Förderung der Persönlichkeitsentwicklung unter Berücksichtigung pädagogischer
Die Rolle der pädagogischen Fachkräfte wird als Lern- und Entwicklungsbegleiter definiert.
Kompetenzmodell
Das Kompetenzmodell im pädagogischen Zusammenhang wurde von Heinrich ROTH entwi-
ckelt. Dieser entscheidet zwischen Selbstkompetenz, Sachkompetenz und Sozialkompetenz
als wichtige Schlüsselfertigkeiten in allen Bereichen.
K
Zur Selbstkompetenz (auch Ich-Kompetenz genannt), gehören Fähigkeiten wie das Aus-
drücken der eignen Gefühle und Bedürfnisse, das Treffen von Entscheidungen sowie das
Erlernen von Frustrationstoleranz.
Die Sozialkompetenz umfasst Fähigkeiten wie Empathie, Kontaktaufnahme, die Bereit-
schaft, sich in eine Gruppe einzufügen und deren Regeln zu befolgen.
Die Sachkompetenz setzt voraus, dass Sachwissen vorhanden ist, Abläufe beherrscht wer-
den und die Fähigkeit besteht, sachgemäß mit Gegenständen umzugehen.
Konditionierung
In der Pädagogik unterscheidet man zwischen der „Klassischen Konditionierung“ und der
„Operante Konditionierung“.
Die klassische Konditionierung ist also ein Reiz-Reaktions-Lernschema. Der zunächst neu-
trale Reiz, ruft keine Reaktion hervor, muss aber wahrgenommen werden. Im Versuch wird
der neutrale Reiz an eine angeborene Reaktion gekoppelt, zum Beispiel eine Angstreaktion.
In den Kriegsjahren mussten sich die Menschen in Luftschutzbunker retten, sobald laute Si-
renen einen Bombenangriff ankündigten. Die lauten Bomben lösten Angst aus. Bereits nach
zweimaligem Hören des Alarmgeräusches wurde dieses unbewusst mit den Schrecken der
Bomben assoziiert und die Sirene alleine reichte aus, um eine Angstreaktion hervorzurufen.
Menschen, die keine derartige Erfahrungen gemacht haben, reagieren neutral auf Alarmsi-
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renen. Zeitzeugen hingegen haben heute noch Angst, wenn sie Sirenen hören und fühlen
Das Beispiel zeigt, wie ein neutraler Reiz (Alarmsirene) an eine erlernte Reaktion (Angst)
gekoppelt wird. Die klassische Konditionierung wird vor allem eingesetzt, um Tiere zu trai-
nieren, funktioniert aber auch beim Menschen.
1. Phase: Kontrollphase
Der neutrale Reiz (Sirene) ruft keine Reaktion hervor.
Der unbedingte Reiz (Bomben) ruft aber eine unbedingte Reaktion hervor (Angst).
K
2. Phase: Lernphase
Es folgt eine mehrmalige Kopplung des neutralen Reizes (Sirene) und des unbedingten Rei-
zes (Bomben). Die Reaktion ist Angst.
3. Phase: Lernergebnis
Der ehemals neutrale Reiz (Sirene) wird zu einem bedingten Reiz und löst eine bedingte
Reaktion aus (Angst).
Bei der Operanten Konditionierung nach SKINNER wird ein erwünschtes Verhalten ver-
stärkt, beispielsweise durch eine Belohnung. So erreicht man, sodass die gezeigte Verhal-
tensweise häufiger oder intensiver auftritt. Gleichzeitig lässt sich durch die Operante Kon-
ditionierung auch erreichen, dass ein negatives Verhalten nicht mehr gezeigt wird, zum
Beispiel durch Bestrafung.
Ein Konzept enthält strukturelle und organisatorische Angaben zur jeweiligen Einrichtung,
zu den Räumlichkeiten und zum pädagogischen Personal, aber vor allem Informationen zur
alltäglichen Arbeit und zu den pädagogischen Schwerpunkten. In der Konzeption werden
auch die pädagogischen Ansätze beschrieben und erklärt, an denen sich die Fachkräfte
30
orientieren. Im Idealfall werden alle Bildungsbereiche, die das jeweilige Kinderbetreuungs-
Zudem dient das Konzept nicht zuletzt als Werbung für eine Einrichtung.
31
L
Legasthenie
Legasthenie ist eine Lese- und Rechtschreibschwäche, die aber nicht durch eine gemin-
derte Intelligenzleistung zu erklären ist. Die Störung des Erwerbes der Schriftsprache kann
bereits im Vorschulalter diagnostiziert werden, oft zeigen betroffene Kinder aber erst in
der Grundschule Auffälligkeiten. Sie lesen nur langsam und haben Probleme, die einzelnen
Buchstaben als Ganzes wahrzunehmen. Beim Schreiben werden Buchstaben verdreht oder
Silben ausgelassen.
Später fällt das sinnentnehmende Lesen schwer, längere und komplexere Texte werden nur
schwer verstanden.
Lernen
Lernen erfolgt durch Erfahrung und aktives Tun, zum Beispiel, indem ein Kind Dinge auspro-
biert (Lernen durch Versuch und Irrtum). Das Lernen an sich kann nicht direkt beobachtet
werden, führt jedoch zu einer Verhaltensänderung.
32
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einen Lernprozess in Gang zu setzen, typische Möglich-
Lerntypen L
Wie Menschen am besten lernen, ist unterschiedlich. Der Lernerfolg ist neben der Motivati-
on auch davon abhängig, welche Methode gewählt wird, um etwas zu lernen.
33
M
Medien
Medien ist ein Sammelbegriff für alle Kommunikationsmittel, die eine große Reichweite ha-
ben und von vielen Menschen genutzt werden, wie zum Beispiel das Fernsehen, das Radio
und die Presse, sowie heute das Internet.
Jugendliche und Kinder werden heute vor allem von sozialen Netzwerken beeinflusst. Den
richtigen Umgang mit Medien zu lernen gilt als wichtig, damit Heranwachsende in der Lage
sind sich eine differenzierte Meinung zu politischen und gesellschaftlichen Fragen zu bil-
den. Aber auch der Medienkonsument an sich sollte reflektiert werden sowie die Gefahren,
die im Internet lauern. Daher werden in Schulen, aber auch in vorschulischen Einrichtungen
immer häufiger Angebote geschaffen, die Medienkompetenz vermitteln sollen.
Menschenbild
Das Bild vom Menschen und vom Kind als zu Erziehenden hat maßgeblichen Einfluss auf die
moderne Pädagogik. Heute sieht man das Kind nicht als kleinen Erwachsenen, aber auch
nicht als defizitäres Wesen, welchem von außen Wissen und soziale Fähigkeiten „einge-
trichtert“ werden können.
34
Das Kind, wie der Mensch allgemein, ist von sich aus neugierig und lernbereit, will seine
Das heutige Bild vom Kind ist geprägt von vier Grundannahmen:
Mobbing
Unter Mobbing zusammengefasst werden alle gezielten Handlungen, die eine Gruppe von
Menschen regelmäßig und wiederholt gegen einen Einzelnen unternimmt, um diesen zu
schikanieren, zu quälen und seelisch zu verletzen.
Zunächst wurde der Begriff vor allem in Zusammenhang mit entsprechenden Vorfällen am
Arbeitsplatz benutzt, heute wird er jedoch auch verwendet, wenn es um gezielte Attacken
in der Schule oder in der Anonymität des Internets geht (Cyber-Mobbing).
Mobbing-Opfer leiden psychisch und physisch unter der Situation. In besonders schweren
Fällen kann es zu Selbstmorden kommen, wenn sich die Opfer nicht aus ihrer Rolle befrei-
en können und sich Hilfe suchen. Die Täter fühlen sich oft sicher, weil sie gemeinsam mit
anderen agieren und so auch sicherstellen wollen, nicht selbst zur Zielscheibe zu werden.
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Montessori-Pädagogik
Montessori gehörte zu den ersten Frauen in Italien, die Medizin studieren und promovieren
durften.
Leitspruch Maria Montessoris, die einen Großteil Ihres Lebens sozial benachteiligten Kin-
dern gewidmet hat, ist „Hilf mir, es selbst zu tun.“
Denn der Grundsatz der Montessoripädagogik ist, dass Kinder sich nach einem inneren Bau-
plan entwickeln und lediglich durch altersgerechte sind ansprechendes Material gefördert
werden können und nicht durch Erziehung und Unterricht im klassischem Sinn. Daher be-
M
steht die Rolle der Pädagogin darin, Material zur Verfügung zu stellen, welches das Kind
dazu anregt sich selbstständig damit zu befassen und individuelle Lernfortschritte zu ma-
chen.
Die Montessoripädagogik ist daher ein kindzentrierter pädagogischer Ansatz, der heute
noch sehr aktuell ist.
Moralentwicklung
Bereits PIAGET stellet einige Thesen zur Moralentwicklung des Menschen auf, der bekann-
teste Forscher auf diesem Gebiet ist aber Lawrence KOHLBERG.
Nach Kohlberg gibt es sechs Stufen der Moralentwicklung, die alle nacheinander durchlau-
fen werden müssen.
36
1. Ebene: Präkonventionelle Moral
37
Motivation
38
N
Normen
Man unterscheidet zwischen der „statistischen Norm“ und der „idealen Norm“.
Die statistische Norm bezieht sich auf den Durchschnitt, auf etwas, das besonders oft vor-
kommt.
Bei der idealen Norm handelt es sich um ein gesellschaftlich erwünschte Verhaltensweise,
die auch kulturell oder religiös beeinflusst sein kann. Über gesellschaftliche Normen und
Werte herrscht ein Konsens und von jedem Individuum, welches in in der jeweiligen Gesell-
schaft lebt, wird erwartet sich an den idealen Normen zu orientieren.
39
O
Offenes Konzept
Beim offenen Konzept werden die Gruppenstrukturen in vorschulischen Einrichtungen ganz
oder teilweise aufgelöst. Die Kinder bewegen sich frei im ganzen Gebäude und können die
Funktionsräume nutzen. Neben einem Bewegungsraum stehen je nach Konzept und Plat-
zangebot ganz unterschiedliche Räume zur Verfügung, beispielsweise ein Rollenspielraum,
ein Atelier oder Kreativraum, ein Raum für Gesellschaftsspiele, ein Raum zum Forschen, ein
Vorschulraum usw.
Auch das Frühstück findet gleitend statt, so dass den Kindern in Ihrem Freispiel wirklich
sehr viel Autonomie zugestanden wird. Damit das offene Konzept pädagogisch sinnvoll um-
gesetzt werden kann, muss das Personal den Alltag gut organisieren und vor allem viel
miteinander kommunizieren.
40
P
Partizipation
Partizipation bedeutet Mitbestimmung und Mitgestaltung und ist ein wichtiges demokrati-
sches Grundrecht. Auch in der Pädagogik spiet die Partizipation eine große Rolle, Erziehung
wird heute zunehmend demokratisiert. Kinder sollen so oft wie möglich in Entscheidungen
mit einbezogen werden.
Methoden, mit denen Partizipation praktisch umgesetzt werden können, sind zum Beispiel
Kinderkonferenzen oder Abstimmungen über Aktivitäten, Anschaffungen usw.
Pädagogik/Pädagoge
Der Begriff „Pädagogik“ ist ein anderer Begriff für Erziehungswissenschaften. Diese bein-
halten vier Komponenten, welche sich gegenseitig beeinflussen:
• das Lebensalter (die verschiedenen Entwicklungsstadien vom Säugling über das Klein-
kindalter bis zum Schulalter, die Jugend und da erwachsen werden)
• die verschiedenen Institutionen (Familie, Krippe, Kindergarten, Schule, Heime, Institutio-
nen der Berufsbildung, der Fort- und Weiterbildung und der Erwachsenenbildung)
41
• Krisen und Problemfelder (Integration, interkulturelle Erziehung, …)
Als Pädagogen werden heute Fachkräfte bezeichnet, die in Fach- und Hochschulen ausge-
bildet wurden. Pädagogen haben die Aufgabe, in schulischen und außerschulischen Insti-
tutionen mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung zu betreuen, zu bilden, zu erziehen,
zu unterrichten und zu bewerten. Der Begriff „Pädagoge“ ist altgriechisch und bedeutet
„Knabenführer“. Der Pädagoge hatte in der Antike die Aufgabe, die Söhne wohlhabender
und adeliger Familien zu beaufsichtigen und zu unterrichten.
Peer-Group P
Eine Peer-Group bezeichnet eine Gruppe von Kinder oder Jugendlichen gleichen Alters. Die
Mitglieder der Gruppe, auch Clique genannt, orientieren sich aneinander, geben sich Halt
und Geborgenheit. Die Gruppe hat häufig eigene Interessen, handelt nach selbst definier-
ten Normen und Werten und beeinflusst das Verhalten der einzelnen Gruppenmitglieder. Al-
lerdings kann gerade bei Jugendlichen der Anpassungsdruck groß sein, weil jeder zur gerade
besonders angesehenen Gruppe gehören möchte.
Piaget, Jean
Der schweizer Entwicklungspsychologe Jean PIAGET (1896 – 1980) gilt als Pionier der kog-
nitiven Entwicklungsforschung.
Sein kognitives Entwicklungsmodell gilt bis heute als eines der wichtigsten Grundlagen-
modelle in der Pädagogik. Es beschreibt vier Stadien der kognitiven Entwicklung, die jeder
Mensch durchläuft neble er das Erwachsenenalter erreicht hat.
Die wichtigsten Fähigkeiten, die ein Kind sich aneignet, sind nach Piaget die „Assimilation“
und die „Akkomodation“.
Bei der Assimilation wird eine neue Erfahrung an ein bereits vorhandenes Schema ange-
passt.
Beispiel: Das Kind weiß, wie man mit einem Buch umgeht. Wenn es sich nun mit einer Zeit-
schrift beschäftigt, wird es sich mit dieser ähnlich beschäftigen wie mit dem Buch.
Bei der Akkomodation muss das vorhandene Schema erweitert werden, damit ein Lernpro-
zess stattfinden kann, weil die jeweilige Situation dies erfordert.
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Beispiel: Ein Baustein wird vom Kind zunächst für etwas Essbares gehalten und in den Mund
Zwischen dem 4. und 7. Lebensjahr befindet sich das Kind in der Stufe des „anschaulichen
Denkens“. Das Kind entwickelt ein Regelbewusstsein und erweitert zunehmende seine
sprachlichen Fähigkeiten. Am Ende des präoperationalen Stadiums wird der kindliche Ego-
zentrismus überwunden.
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Praxisanleitung
Auch die Planung und Umsetzung des Projektes sollte in die Hand der Kinder gelegt wer-
den. Daher ist es wichtig, dass regelmässig vor und nach den Projekteinheiten die Möglich-
keit besteht, Ideen und Wünsche zu äußern sowie den bisherigen Verlaufs des Projektes zu
reflektieren.
Jedes Projekt besteht aus mehreren Projektphasen. Zunächst werden Ideen für mögliche
Projekte gesammelt. Diese äußern die Kinder entweder selbst, oder die pädagogischen
Fachkräfte entwickeln die Projektideen anhand von Beobachtungen der Kinder. Auch ak-
tuelle Ereignisse, welche die Kinder bewegen, wie zum Beispiel eine Baustelle vor dem
Kindergarten, können Anlass für die Planung und Durchführung eines Projektes sein.
Nachdem die Entscheidung für ein Projekt oder mehrere Projekte gefallen ist, folgt die
Durchführungsphase mit den einzelnen Projekteinheiten sowie einem Projekthöhepunkt.
Letzterer, oft eine Ausstellung der Projektergebnisse, ein Ausflug oder der Besuch eines
„Experten“, ist häufig auch der Projektabschluss.
Wichtig ist, dass die pädagogischen Fachkräfte bei der Durchführung des Projektes nur as-
sistieren und so häufig wie möglich die Rolle eines Moderators einnehmen, während die
Kinder aktiv werden um Ihre Ideen umzusetzen.
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Weitere wichtige Prinzipien der Projektarbeit sind Freiwilligkeit, Transparenz, Wertschät-
Die pädagogischen Fachkräfte sollten nach Beendigung des Projektes im Team eine Aus-
wertung vornehmen, um die Projektarbeit zukünftig noch besser gestalten zu können.
Psychomotorik
Unter dem Begriff wird das Zusammenwirken von psychischen Befindlichkeiten und der
Motorik verstanden. Da Kinder ihre Umwelt durch Bewegung erfahren und emotionale und
soziale Erfahrungen durch die Motorik verarbeiten, können psychomotorische Förderange-
bote Kindern helfen, sich altersgerecht zu entwickeln. P
45
Q
46
R
Reggio-Pädagogik
Der Begriff „Reggio-Pädagogik“ ist angelehnt an an die pädagogischen Prinzipien, die erst-
mals für die Kindertagesstätten in der italienischen Stadt Reggio nell’Emilia entwickelt und
umgesetzt wurden.
Seit den 1970er-Jahren gilt dort das Prinzip, dass viele Institutionen gemeinsam mit Eltern,
Lehrern und Erziehern Hand in Hand arbeiten, wenn es um die bestmögliche pädagogische
Förderung geht. Die Reggio-Pädagogik wird als kommunale Aufgabe angesehen. Wichtige
Merkmale sind:
47
Regelspiel
Rolle
Rollen sind Verhaltenserwartungen, die von außen an jemanden heran getragen werden und
die eng mit der jeweiligen Position verknüpft sind. Man unterscheidet zwischen formellen
R
und informellen Rollen. Eine formelle Rolle und die damit verbundene Erwartungshaltung
(zum Beispiel die Rolle als Mutter, Lehrerin, Erzieherin) ist gekoppelt an eine gesellschaftli-
che Position. Eine informelle Rolle (beispielsweise der Klassenclown, der Sündenbock, das
Mobbing-Opfer) entsteht aus einer wenig zu beeinflussenden Eigendynamik heraus.
Jeder Mensch nimmt viele verschiedene Rollen gleichzeitig ein. Diese Tatsache führt häufig
zu Konflikten.
Rollenkonflikt
Man unterscheidet zwischen dem „Intrarollenkonflikt“ und dem „Interrollenkonflikt“. Beide
Rollenkonflikte betreffen nahezu jeden Menschen einmal oder mehrfach während seines
Lebens, weil jeder durchgängig mehrere Rollen gleichzeitig besetzt. So ist eine Frau, die ein
Kind bekommt, gleichzeitig Mutter, aber auch Partnerin, Arbeitnehmerin und selbst das Kind
ihrer Eltern.
Beim Interrollenkonflikt geht es um das Konfliktpotenzial, wenn jemand mehrere Rollen be-
setzt, die mit konträren Verhaltenserwartungen oder moralische Ansichten verknüpft sind
Beispiel: Zu Hause soll ein Mann ein liebevoller Vater sein, im Job aber ein knallharter Ge-
schäftsmann.
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Rollenspiel
Da Sprache und Kommunikation wichtige Bestandteile des Rollenspiels sind, können Kinder
in der Regel erst ab einem Alter ab 2,5 Jahren aktiv daran teilhaben. Doch auch kognitive
Fähigkeiten werden benötigt, denn ein Kind muss seine Rolle kennen und annehmen sowie
fähig sein, die Rolle auch eine gewisse Zeit lang durchzuhalten. Mit etwa fünf Jahren sind
Kinder in der Lage, ihr Spiel und dessen Verlauf genau zu planen.
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S
Schulfähigkeit/Schulreife
Als Schulfähigkeit wird die Summe aller kognitiven, sozialen und emotionalen Fähigkeiten
bezeichnet, die ein Kind zum Schulbesuch befähigt. Der Begriff „Schulreife“ ist veraltet, weil
körperliche Reifungsprozesse nur einen Bruchteil der für den Schulbesuch notwendigen
Aspekte ausmachen.
Eine Prognose im Hinblick auf die Schulfähigkeit geben Kinderärzte und das Gesundheits-
amt ab, die teilweise standardisierte Testverfahren anwenden. Zunehmenden werden aber
auch die Ansichten des pädagogischen Fachpersonals in die Bewertung der Schulfähigkeit
mit einbezogen.
Selbstbildungsprozess
Die moderne Pädagogik geht davon aus, dass jeder Mensch ein intrinsisches Interesse dar-
an hat, zu lernen und seine Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Daher hat sich auch der Bil-
dungsbegriff gewandelt: Bildung gilt als nicht vermittelbar, Wissen kann einem Kind nicht
„eingetrichtert“ werden. Eltern und Pädagogen können lediglich Selbstbildungprozesse an-
regen, indem sie das Kind motivieren und ermutigen, seine Umwelt zu entdecken und Neu-
50
es auszuprobieren. Zudem müssen sie dafür sorgen, dass das Kind sich mit altersgerechten
Sexualpädagogik
Die Sexualpädagogik ist ein Teilbereich der Erziehungswissenschaften und dient dazu,
ganzheitliche Konzepte für Kinder, Jugendliche und Erwachsene zu entwickeln, mit deren
Hilfe sich altersgerecht Themen wie Sexualentwicklung, Prävention sexuellen Missbrauchs
oder Homosexualität vermitteln lassen.
S
Sexualentwicklung
In der Wissenschaft wird unterschieden zwischen kindlicher und erwachsener Sexualität.
Bereits Säuglinge entdecken in spielerischer Form ihre Geschlechtsteile, im Vorschulalter
beschäftigen sich Kinder häufig mit den Unterschieden zwischen den Geschlechtern, indem
sie zum Beispiel „Doktospiele“ mit Gleichaltrigen spielen. In der Pubertät verändert sich der
Körper stark und das hormonelle Chaos kann die Heranwachsenden belasten.
Sinne
Mithilfe seiner fünf Sinne ist es dem Menschen möglich seine Umwelt wahrzunehmen.
Seine Sinne einzusetzen und die über die Sinne wahrgenommenen Eindrücke zu erkennen,
zu filtern und zu deuten muss der Mensch erst lernen.
Heute gelten noch vier weitere Sinne als wichtig, um sich in seiner Umwelt zurechtzufin-
den, nämlich:
• der Temperatursinn
• der Gleichgewichtssinn
• das Schmerzempfinden und
• die Körperempfindung
Einige Tiere haben noch weitere Sinne, welche sie einsetzen können.
51
Situationsorientierter Ansatz
Sprachentwicklungsstörungen
S
Folgende Sprachstörungen, Sprechstörungen, Lautbildungsfehler und Redeflussstörungen
sind besonders weit verbreitet:
Stigmatisierung
Die Stigmatisierung ist ein Prozess, bei dem innerhalb einer Gesellschaft bestimmte Merk-
male einer Person auf eine Personengruppe übertragen werden. Die Betroffenen werden zu
einer Randgruppe und verinnerlichen die ihnen zugeschriebenen Merkmale oft irgendwann
selbst handeln dementsprechend („Ich bin nun mal der ungebildete Ausländer, von dem alle
glauben, er sei kriminell – was habe ich schon zu verlieren?“).
52
T
Tic-Störung
Bei einer Tic-Störung kommt es zu einer ständigen Wiederholung bestimmter motorischer
Verhaltensweisen oder Lautäußerungen (motorische und vokale bzw. phonetische Tics). Zu
den häufigsten einfachen motorischen Tics gehörte zum Beispiel das Augenblinzeln, bei
den Vokalen Tics tritt beispielsweise das Räuspern oder Hüsteln oft auf. Die Ausprägung
der Störung kann ganz unterschiedlich sein, ebenso die Häufigkeit. Manchmal gibt es auch
konkrete Auslöser für die Tics, wie zum Beispiel Stress.
Oft gehen Tic-Störungen mit Verhaltensauffälligkeiten einher wie zum Beispiel Hyperakti-
vität oder Impulsivität. Eine spezielle Form der Tic-Störung ist das Tourette-Syndrom. Die
ersten Symptome der Tic-Störung zeigen sich oft im Grundschulalter, ab dem 14. Lebens-
jahr verschwinden sie oft ohne Therapie von alleine. Letztere ist ohnehin nur in schwereren
Fällen notwendig. Trotzdem leiden viele Kinder und Jugendliche unter ihren Tics, weil ande-
re sie darauf ansprechen oder sie deshalb ärgern.
53
U
Urvertrauen
Das Urvertrauen bezeichnet nach ERIKSON das Vertrauen des Kindes während der ersten
Lebensmonaten in seine Bezugsperson, die ihm Geborgenheit und Sicherheit vermittelt.
Fehlt das Urvertrauen, kann das zu emotionalen und sozialen Störungen in der kindlichen
Entwicklung führen.
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V
Verhaltensauffälligkeit
Als auffällig gilt ein Verhalten, wenn es sich, zunächst ohne Bewertung, von den Erwartun-
gen oder den bisherigen Erfahrungen derjenigen Person, welche das Verhalten bewertet,
unterscheidet. Der Situationsbezug ist immer wichtig, um eine Bewertung des gezeigten
Verhaltens vornehmen zu können. Grundsätzlich gilt: Verhaltensauffälligkeiten, die länger
als sechs Monate andauern, gelten als behandlungsbedürftig.
55
W
Waldkindergarten
Das Konzept des Waldkindergartens stammt aus Nordeuropa und ist eng an die Naturpäd-
agogik angelegt. Die pädagogischen Arbeit findet in Waldkindergärten nicht in geschlosse-
nen Räumen statt, sondern an einem Fixpunkt im Wald oder in einem Park. Die Kinder befin-
den sich in der Regel ausschließlich im Freien, es sei denn ein Unwetter oder unzumutbare
klimatische Bedingungen lassen dies nicht zu.
Der pädagogische Schwerpunkt in einem Waldkindergarten liegt auf der Bewegung- und
Gesundheitserziehung sowie auf dem Aufbau einer besonderen Beziehung zu Natur und
Umwelt. Zudem lernen die Kinder, sich größtenteils ohne vorgefertigtes Spielzeug zu be-
schäftigen, was die Kreativität fördert.
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Waldorf-Pädagogik
Die Waldorfpädagogik wird heute in vielen Kindergärten und Schulen umgesetzt. vorschu-
lische Einrichtungen, die sich an Rudolf Steiners Lehren orientieren, weisen unter anderem
folgende Merkmale auf:
• Ein Schwerpunkt wird auf künstlerische und handwerkliche Tätigkeiten gelegt. Auch die
W
Erzieher sind dazu angehalten, sich vorbildhaft in ihr Tun zu vertiefen. Sie weben, häkeln
oder stricken, während die Kinder dem Freispiel nachgehen.
• Das Spielzeug ist einfach gehalten und besteht größtenteils aus Naturmaterialien wie
Wolle, Holz und Filz.
• Der Tagesablauf ist sehr rhythmisch strukturiert und gliedert sich in verschiedene Pha-
sen wie dem Freispiel, künstlerischen Aktivitäten oder dem Vorlesen eines Märchens.
• Die von Rudolf Steiner entwickelte Bewegungskunst „Eurythmie“ wird regelmäßig in den
Wochenplan integriert. Die tänzerischen Bewegungen sollen den Kindern helfen, Seele
und Geist gesund zu erhalten und sich zu entspannen.
• Die Raumgestaltung in Waldorfkindergärten ist themenbezogenen und wird daher an die
aktuellen Inhalte angepasst.
Freie Waldorfschulen unterscheiden sich sehr deutlich von Regelschulen. Dort werden größ-
tenteils keine Noten vergeben. Zudem bearbeiten die Schüler über einen längeren Zeitraum
hinweg ein Thema (Epochenunterricht). Die Eurythmie sowie kreative und handwerkliche
Projekte sind wichtige Bestandteile des Lehrplans. Dennoch besteht auch an Waldorfschu-
len grundsätzlich die Möglichkeit stattlich anerkannte Abschlüsse wie die mittlere Reife
und das Abitur zu absolvieren.
Kritiker bezeichnen die Waldorfpädagogik als weltfremd und weisen darauf hin, Waldorf-
schüler würden zu wenig auf die Anforderungen des Lebens außerhalb der Schule vorbe-
reitet.
In Einrichtungen, die nach der Lehre Steiners arbeiten, wird häufig ein großes Engagement
von den Eltern erwartet. Zudem müssen oft höhere Gebühren bezahlt werden als in Regel-
schulen und Kitas in anderer Trägerschaft.
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Z
Ziel (pädagogisches)
Erziehung ist nicht Selbstzweck, sondern dient dazu einem Menschen zu einem selbststän-
digen, selbstbestimmten und sozialem Leben innerhalb einer Gesellschaft zu verhelfen. Ne-
ben diesem großen Ziel aller pädagogischen Bemühungen sollte jedes erzieherische Han-
deln zielgerichtet sein und den zu Erziehenden in seiner individuellen Entwicklung voran
bringen oder ihm helfen seine Persönlichkeit zu stärken.
Zielformulierung
Pädagogische Arbeit ist nicht willkürlich sondern verläuft, wenn Sie professionell durchge-
führt wird, zielorientiert. Der Zielformulierung kommt vor allem in der schriftlichen Ausar-
beitung eines Angebotes oder eines Projektes eine große Bedeutung zu.
Grundsätzlich gilt: Das Erreichen eines pädagogisches Ziele muss überprüfbar sein. Zudem
gliedert sich die Zielsetzung in der Regel in Grob- und Feinziele.
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Weitere Aspekte der Zielformulierung:
Beispielformulierung: Die Kinder erweitern ihr Wissen über Dinosaurier, indem sie deren
Aussehen genau beschreiben. (Ich-Kompetenz und Sach-Kompetenz)
Die Kinder entwickeln gemeinsam Regeln für das tägliche Miteinander, indem sie abwech- Z
selnd Ideen einbringen und diese diskutieren. (Sozial-Kompetenz)
Zufallstechnik
Bei der Zufallstechnik steht nicht fest, wie das Ergebnis eines kreativen Prozesses am Ende
aussehen wird, weil sich dieser nicht oder nur wenig beeinflussen lässt. Zu den Zufallstech-
niken gehören beispielsweise die Murmeltechnik, Druck- und Spritztechniken und andere
Kreativtechniken. Aufgrund der einfachen Handhabung werden Zufallstechniken auch ger-
ne in der kreativen Arbeit mit Kleinkindern unter drei Jahren eingesetzt.
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