Musterbericht
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2017 Ein von mir mit „sehr gut“ beurteilter Bericht (98/100 P.).
Einziger Kritikpunkt: Der Tagesbericht wurde nicht in der
Ich-Form geschrieben.
Senden
von
Martha Mustermann
Klasse 9a
Joseph-Haydn-Gymnasium Senden
Betreuungslehrer: Herr/ Frau X
1. Erwartungen an das Schülerbetriebspraktikum und Auswahl der
Praktikumsstelle
Ich erwarte von meinem Praktikum, dass es mir hilft, erste Eindrücke in das Be-
rufsleben zu bekommen. Die Erfahrungen und Einblicke, die ich in den zwei
Wochen machen und bekommen werde, sollen mir bei der Berufswahl nach
meinem Abitur eine Hilfe sein.
Da ich gerne Psychologin werden oder einen anderen sozialen Beruf ergreifen
möchte, erhoffe ich mir von meinem Praktikum im Kindergarten, dass es mir
dabei helfen wird zu entscheiden, ob eine Tätigkeit mit Menschen generell oder
im pädagogischen Bereich überhaupt zu mir passt. Vielleicht werde ich auch
feststellen, dass mir die Arbeit mit so jungen Kindern überhaupt nicht liegt, und
dann kann ich gezielter darüber nachdenken, ob eine Arbeit mit Jugendlichen
oder Erwachsenen mir eher entsprechen könnte und woran das liegt.
Für meine Tätigkeit als Praktikantin wünsche ich mir, dass ich nicht nur zu-
schauen darf, sondern die Erzieherinnen aktiv bei ihrer Arbeit unterstützen
kann. Da ich mir als Kind selbst vorgestellt habe, wie es denn wohl sei eine Er-
zieherin zu sein, war dies zusätzlich ein auschlaggebender Punkt, weshalb ich
mich für das Praktikum im Kindergarten entschieden habe.
Ich erhoffe mir neben einem interessanten Praktikum auch Integration in das
Kindergartenteam und Hilfestellung der Kollegen beim ungewohnten Umgang
mit den Kindergartenkindern. Von mir selbst erwarte ich, dass ich gut mit den
Kindern zu rechtkomme und den Erzieherinnen eine Hilfe bei ihrer Arbeit bin,
die Aufgaben selbstständig sieht, und nicht erst auf alles Nötige hingewiesen
werden muss.
Nachdem Ende 2015 so viele Flüchtlinge nach Deutschland und später auch
nach Senden gekommen waren, hatte ich mich dazu entschieden mich in die-
sem Bereich nützlich zu machen. Ich habe daher zunächst beim OGT 1 der
Bonhoeffer-Grundschule in Senden in der Hausaufgabenbetreuung geholfen.
Seit ungefähr einem Jahr leite ich, zusammen mit meiner Freundin, einen Mo-
dern-Dance-Kurs für Flüchtlingskinder an der Marienschule, bei dem ich beo-
bachtet habe, dass die Bewegung den Kindern auch viel Gelegenheit zum
Sprechen bietet. Von daher fand ich den Ansatz eines Bewegungskindergar-
tens so interessant, dass ich mich beim DRK Bewegungskindergarten „Am
1
Offener Ganztag
1
Schloss“ in Senden für das Praktikum beworben habe. Ich habe dazu zunächst
telefonisch nachgefragt, ob ein Praktikum generell möglich ist. Nachdem ich
meine Bewerbungsunterlagen dort abgegeben hatte, bekam ich einen Termin
für ein Vorstellungsgespräch.
Da es zum Thema Kindergarten sehr viele verschiedene Meinungen gibt, wie
z.B. dass der Kindergartenbesuch ein sehr wichtiger Schritt zur Selbständigkeit
des Kindes ist oder dass durch den Kontakt mit anderen Kindern soziale Kom-
petenzen wie Hilfsbereitschaft gefördert werden, möchte ich mir ein eigenes
Bild davon machen, wie sinnvoll der Kindergartenbesuch für ein Kind wirklich
ist. Ich freue mich auch darauf, einmal einen völlig anderen Tagesablauf zu er-
leben, als ich ihn von meinem eigenen Schultag bisher kenne.
2. Berufsbeschreibung
2.1 Tätigkeitsfelder von Erziehern2
Erzieher begleiten Kinder und Jugendliche ein Stück auf ihrem Lebensweg,
ebenso unterstützen sie die Eltern beider Erziehung ihrer Kinder. Als Erzieherin
kann man in verschiedenen Kinderbetreuungseinrichtungen wie z.B. Kindergär-
ten, Kindertagesstätten, Kinderkrippen, Schul- und Betriebskindergärten, sowie
in Heimen für Kinder und Jugendliche arbeiten. Zudem sind sie in Kinderklini-
ken, Grund-oder Sonderschulen, Jugendzentren, Wohnheimen für behinderte
Menschen, im ambulanten sozialen Dienst, auch in Familien oder Suchtbera-
tungsstellen zu finden3.
2
Ich verwende wegen der besseren Lesbarkeit in meinem Bericht nur die Bezeichnung für das
grammatische Geschlecht. Selbstverständlich sind immer beide Geschlechter gemeint.
3
Vgl. https://www.nettolohn.de/beruf/erzieherin-erzieher-2419.html
2
2.2.1 Arbeit mit den Kindern
Die Aufgabe der Erzieher ist es, die Kinder zu betreuen und sie zu fördern. Je-
den Tag beobachten die Erzieher die Kinder. Die Beobachtungen werden nach
pädagogischen Grundsätzen analysiert, und es wird ein Erziehungsplan erstellt,
der vorsieht, dass die Kinder sowohl in ihren Schwächen als auch in ihrem
Stärken unterstützt und gefördert werden. Es werden Entwicklungsberichte er-
stellt, die die körperliche, geistige und soziale Entwicklung des Kindes zeigen.
Für die Arbeit mit den Kindern stehen den Erziehern viele unterschiedliche Mit-
tel und Materialien zur Verfügung: Bücher zum Vorlesen, Musik, Bastel- und
Malmaterialien, Brettspiele, Bewegungsangebote. Die Erzieher berücksichtigen
die individuellen Bedürfnisse der Kinder. Zudem helfen sie den Kindern mit an-
deren Kindern in der Gruppe zurecht zu kommen, denn der Tagesablauf ist für
die Kinder strukturiert, und sie kennen größtenteils die Gruppenregeln.
Neben der Arbeit mit den Kindern ist die Arbeit mit den Eltern eine weitere,
wichtige Aufgabe der Erzieher. Es finden Tür- und Angelgespräche4, Elternge-
spräche und Elternabende statt. Für Erzieher und auch Eltern ist der Austausch
sehr wichtig, denn nur so kann eine sinnvolle Zusammenarbeit zum Wohle des
Kindes stattfinden und zum Erfolg führen.
Eine weitere Aufgabe der Erzieher ist es, sich aktiv an Teamsitzungen zu betei-
ligen, denn Zusammenarbeit ist die Vorrausetzung für eine pädagogisch sinn-
volle Arbeit. Natürlich arbeitet die Erzieherin auch alleine und selbstständig,
aber alle Vorkommnisse und Ergebnisse werden mit Kolleginnen besprochen
und es werden gemeinsam weitere Schritte geplant. Manchmal ist es auch er-
forderlich mit anderen Institutionen, wie z.B. der Frühförderung5 zusammen zu
arbeiten.
4
Kurze Gespräche, die Eltern und Erzieher beim Bringen oder Abholen der Kinder führen.
5
Der Begriff Frühförderung ist eine Sammelbezeichnung für pädagogische und therapeutische
Maßnahmen für Kinder, die von einer Behinderung betroffen oder bedroht sind.
3
2.3 Anforderungen an Erzieher
4
3. Allgemeine Vorstellung der Einrichtung und ihrer Funktionsweise
Der Träger des DRK- Bewegungskindergartens „Am Schloss“ ist der Deutsche
Rote-Kreuz-Ortsverein Senden e.V. mit dem Vorsitzenden Bürgermeister a. D.
Alfred Holz. Der Kindergarten ist gemeinnützig, d.h. er wird nicht mit dem Ziel
betrieben, Geld zu erwirtschaften, sondern der Bevölkerung zu nutzen. Er wur-
de am 1. August 1994 eröffnet und begrüßt seitdem Kinder ab sechs Monaten
von 7.00 Uhr bis 16.30 Uhr. Für berufstätige Eltern hat er bei Bedarf bis 18.00
Uhr geöffnet, je nachdem welches Betreuungsmodell man wählt. Beim dem
Bewegungskindergarten handelt es sich um eine Tagesstätte mit insgesamt vier
Gruppen. Jene sind in zwei Gruppen mit älteren Kindern (Tiger-und Hasen-
gruppe) und zwei Gruppen mit älteren Kindern (Frosch-und Bärengruppe) ein-
geteilt. In den beiden Gruppen mit älteren Kindern sind Drei- bis Sechsjährige.
In der Froschgruppe sind die Kinder von eineinhalb bis maximal vier Jahre alt,
und in der Bärengruppe sind die ganz Kleinen von sechs Monaten bis maximal
zwei Jahren.
Die Einrichtung hat zurzeit 18 pädagogische Mitarbeiter. Der Leiter der Einrich-
tung ist Diplom-Sozialpädagoge. Die vier Gruppen betreuen zwölf Erzieherin-
nen. Darunter sind zwei Erzieherinnen mit heilpädagogischer Zusatzausbil-
dung6, zwei Motopäden7, zwei Sozialarbeiterinnen und zwei Sprachförderkräfte.
Zudem kommen noch Hausmeister und Reinigungskräfte als Angestellte dazu.
Der Kindergarten hat Glück, die großzügigen Räumlichkeiten einer ehemaligen
Grundschule nutzen zu dürfen. Dies zeichnet sich aus durch eine zentrale
Turnhalle8, ein weitläufiges Außengelände9, gruppenübergreifende Vorflure10
und Gruppenräume11 mit Nebenräumen12, Wasch- und Wickelräumen13 und
Schlafräumen. Hinzu kommen noch das Büro der Leitung, die Küche, Hauswirt-
6
Heilpädagogen und -pädagoginnen erziehen, fördern und unterstützen Menschen jeden Alters, die
unter erschwerten Bedingungen und mit Beeinträchtigungen leben, z.B. Kinder, Jugendliche und Er-
wachsene mit geistiger Behinderung, Sinnes- und Mehrfachbehinderung oder chronischen Erkrankun-
gen sowie Kinder und Jugendliche mit emotionalen und mit Verhaltensstörungen. Durch den Einsatz
entsprechender pädagogischer und therapeutischer Maßnahmen fördern sie vorhandene Fähigkeiten
und beugen Behinderung und sozialer Ausgrenzung vor.
7
Die Motopädie ist eine Methode zur Behandlung psychomotorischer Leistungs- und
Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern.
8
Siehe Anlage 1
9
Siehe Anlage 2
10
Siehe Anlage 3
11
Siehe Anlage 4
12
Siehe Anlage 5
13
Siehe Anlagen 6 und 7
5
schaftsräume, Toiletten und Mehrzweckräumlichkeiten für Personal- und El-
terngespräche etc.
Der Kindergarten setzt sich als Ziel die Kinder zur Selbstständigkeit und Selbst-
verantwortung zu erziehen und sie schulreif zu machen. Aufgrund dessen de-
cken sie sich selbst ihren Platz zum Frühstücken, schenken sich selbst Geträn-
ke ein und räumen ihr Geschirr wieder ab. Des Weiteren lernen die Kinder,
Konflikte gewaltfrei zu lösen, indem sie lernen miteinander zu reden. Auch die
Erziehung zur Hilfsbereitschaft ist ein Ziel, so dass die größeren Kinder den
kleineren helfen. Ein weiteres Ziel ist auch, dass sich die Kinder im Kindergar-
ten wohlfühlen, denn nur so können sie ihr ganzes Potential entfalten. Beson-
ders bei den jüngeren sind regelmäßige Tagesabläufe (Begrüßung, Essens-
zeit, in den Garten gehen) wichtig, da Sie so Vertrauen aufbauen können und
sich sicher und geborgen fühlen. Außerdem legen die Erzieher Wert darauf,
dass soziale Kontakte geknüpft werden. Im freien Spiel lernen die Kinder, selbst
Entscheidungen zu treffen, selbst den Spielpartner auszusuchen, sich mit ande-
ren zu arrangieren und eigene Regeln aufzustellen. Bei den gelenkten Spielen
werden verschiedenste Bereiche gezielt gefördert. Bei Bewegungsangeboten
wird der grobmotorische Bereich gefördert, bei Bastelangeboten der feinmotori-
sche und bei Denk- und Reaktionsspielen der kognitive Bereich, der wichtig ist
für einen erfolgreichen Schulbesuch.
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Im Kindergarten verwendet man diese Altersbezeichnung. Es ist jeweils zuerst die Anzahl der Jahre
gemeint und dann die der Monate, die das Kind alt ist.
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Die jesidische Religion ist eine monotheistische Religion, deren Wurzeln 2.000 Jahre vor dem
Christentum liegen. Die Jesiden sind von der Volkszugehörigkeit Kurden.
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Geschwisterkinder in den anderen Gruppen des Kindergartens. Die Frosch-
gruppe verfügt momentan über ein fünfköpfiges Team, wovon eine Erzieherin
als Gruppenleitung tätig ist. Zwei Mitarbeiterinnen sind Vollzeitkräfte, und alle
sind Fachkräfte für den U316-Bereich. Zudem ist eine der Mitarbeiterinnen eine
Fachkraft für sprachelementarpädagogische Förderung. Auch eine Anerken-
nungspraktikantin, die die Erzieherausbildung gemacht hat, gehört dem Team
im Moment an.
Der Gruppenraum17 der Froschgruppe verfügt über sechs Spielflächen. Eine
der zwei Bauecken18 ist im Gruppenraumhauptraum. Dieser verfügt über Bau-
steine verschiedenster Materialien, Holzeisenbahnen, Schleichtiere und auch
Fahrzeuge verschiedenster Materialien. Die Bauecke im kleineren Nebenraum
verfügt über Lego-Duplo Bausteine, verschiedene Duplo- Fahrzeuge und Tiere.
Der Rollenspielbereich liegt auch im Nebenraum und bietet zum Spielen Pup-
pen mit Zubehör, Kochutensilien und Verkleidungen. Hinzu kommt der Kreativ-
bereich im Hauptraum, wo Scheren, verschiedenste Bastelmaterialien und Stifte
zu finden sind. Angrenzend an den Kreativbereich findet man das Kuschelsofa,
wo diverse Bücher wie z.B. „Bobo Siebenschläfer“19 zum Vorlesen und An-
schauen bereit stehen. Zuletzt ist der Spieleteppich ein zentraler Ort der
Froschgruppe. Dort gibt es viele Puzzle, Steckspiele und erste Regelspiele wie
z.B. Obstgarten20 für die Kinder zum Spielen.
4.1 Tagesbericht
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Damit sind Kinder gemeint, die unter drei Jahre alt sind.
17
Siehe Anlagen 4, 5, 8 und 9
18
Siehe Anlage 8
19
Siehe Anlage 10
20
Siehe Anlage 11
7
Frühstück vorbereitet, und anschließend wird gemeinsam mit den Kindern ge-
gessen. Darauf ist bis circa 10.00 Uhr Freispielzeit, das heißt, dass die Erzieher
sich je nach den Bedürfnissen der Kinder entscheiden können, ob sie drinblei-
ben oder das Außengelände oder die zentrale Turnhalle zum Austoben der
Kinder nutzen wollen. Anschließend ist ab circa 10.15 Uhr die Wickel- und Um-
ziehzeit der Kinder, während eine der Erzieherinnen des fünfköpfigen Teams
den Gruppenhauptraum für das Mittagessen vorbereitet, d.h. fegt und die Ti-
sche säubert und deckt. In Anschluss daran folgt ab circa 11.20 Uhr der soge-
nannte „Popokreis“, in dem die Kinder auf dem Boden sitzend ihnen bekannte
Lieder singen. Darauf geht die ganze Froschgruppe um circa 11.30 Uhr in den
Gruppenhauptraum, um Mittag zu essen. Das Mittagessen wird vom Altenheim
in Senden zubereitet und auch geliefert. Beim Mittagessen sitzen an jedem
Tisch circa ein bis zwei Erzieher, um die Kinder beim Essen zu unterstützen. Ab
circa 12.00 Uhr folgt der Mittagsschlaf der Kinder. Ab 14.00 Uhr folgt ein kleiner
Stärkungssnack in Form von Rohkost oder Häppchen, und dann geht es auch
sofort zum Austoben. Während dieser Zeit richten die Erzieher in den Gruppen-
räumen alles für den kommenden Tag her. Bis 16.30 bzw. 18.00 Uhr ist Abhol-
zeit für die Eltern. Die Kinder verbringen diese Zeit meistens freispielend in der
zentralen Turnhalle oder auf dem großen Außengelände.
5. Persönliche Reflexion
Mir ist schon bei der Bewerbung um den Praktikumsplatz sehr freundlich und
offen begegnet worden. Ich fand gut, dass ich erst einmal im Kindergarten an-
gerufen habe, bevor ich meine schriftliche Bewerbung dort abgegeben habe,
denn so hatte ich das Gefühl, dass der Leiter des Kindergartens schon einmal
wusste wer ich bin, und ich war auch nicht mehr so nervös. Er hat nicht nur
meine Bewerbung aufmerksam durchgelesen, sondern auch ein ziemlich lan-
ges Bewerbungsgespräch mit mir geführt (ca. 20 Minuten), in dem wir uns auch
über meine beruflichen Pläne unterhalten haben und über meine Erwartungen
an das Praktikum, und ich fand toll, dass meine Ideen ernst genommen wurden.
Ich wollte gerne vielleicht auch mit den Kindergartenkindern einen kleinen Tanz
einüben, so wie im Rahmen meiner Modern-Dance-Gruppe. Der Kindergarten-
leiter fand die Idee auch gut, aber leider wurde später doch nichts daraus, weil
im Kindergarten so viel Arbeit war, dass mich niemand dabei hätte beaufsichti-
gen können. Ganz allein darf man so eine Gruppe als Praktikantin nämlich nicht
leiten aus rechtlichen Gründen.
Ich bin aber dadurch, dass einige Erzieher krank waren, tatsächlich als „richti-
ge“ Arbeitskraft eingesetzt worden, vor allem auch, weil eine Erzieherin der
Gruppe krank geworden war. Ich hatte immer viel zu tun und nie das Gefühl,
dass ich nur gucken, sonst aber nichts machen durfte. Es war schnell meine
Aufgabe, den Gruppenraum in Ordnung zu bringen, wenn alle Kinder draußen
waren, damit alles vorbereitet war, wenn sie vom Spielen zu den Nachmittags-
angeboten hereinkamen.
In meinem Praktikum habe ich vor allem gelernt, Verantwortung zu überneh-
men, indem ich z.B. die Kinder auch beim Schaukeln beaufsichtigt habe. Ich
habe gelernt, selbstständiger zu werden und Dinge von alleine zu erledigen,
ohne dass ich darauf hingewiesen werden musste. Das ist mir an den ersten
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Tagen noch nicht so gut gelungen, weil viele Tätigkeiten ganz neu für mich wa-
ren und ich auch ein bisschen Angst hatte, dass ich sie nicht gut genug erledi-
gen würde. Immer, wenn mir etwas nicht klar war, durfte ich aber fragen, und
habe immer Erklärungen bekommen. Am Ende des Praktikums ist es mir z.B.
daher schon viel besser gelungen, die Kinder zu unterstützen bei ihren Vorha-
ben, anstatt Dinge für sie zu erledigen, um ihnen eine Freude zu machen oder
weil ich das besser kann. In vielen Situationen ist es wichtig, einfühlsam auf die
Sorgen, Probleme, Ängste, Stärken und Schwächen der Kinder einzugehen und
individuell auf jedes einzelne Kind zu reagieren. Ich weiß jetzt viel mehr darü-
ber, wie wichtig es ist Kinder zu loben und zu motivieren bei dem, was sie gera-
de machen, damit sie Lust haben, auch weiter zu üben und Dinge zu versu-
chen.
Ich habe gelernt, dass man als Erzieherin immer ein Blick für die ganze Gruppe
haben muss, damit man weiß, wo sich alle Kinder aufhalten. Um Kinder speziell
zu fördern habe ich gelernt, sie gut zu beobachten, und mir wurde auch erklärt,
woran es liegt, wenn Kinder sich so unterschiedlich verhalten, wenn ich gefragt
habe.
Ebenso habe ich gelernt, wie ich mich richtig verhalte, wenn es einmal zu Kon-
fliktsituationen kommt. Zudem habe ich gelernt, vorrausschauend zu handeln
um eventuelle Gefahren zu vermeiden. Auch dass man, selbst wenn man ein
Kind besonders sympathisch findet, professionell bleiben muss und es nicht
bevorzugen darf, habe ich gelernt.
Da im Kindergarten gesungen, gebastelt, gespielt und gelesen wird, habe ich
viele neue Lieder, Basteleien sowie neue Kinderbücher und Spiele kennen ge-
lernt, aber ich konnte auch noch Lieder und Reime aus meiner eigenen Kinder-
gartenzeit gebrauchen. Dabei fand ich interessant, woran ich mich noch alles
erinnern konnte, und darin sehe ich auch Hinweise darauf, dass es wichtig für
Kinder ist, schöne Gemeinschaftserlebnisse zu haben, auch wenn sie noch so
jung sind.
Ebenso habe ich gelernt auf Sauberkeit zu achten z.B. auf der Toilette oder im
Gruppenraum, denn in einem Kindergarten gibt es natürlich auch viele Kinder-
krankheiten, und da ist es wichtig, dass alles immer hygienisch ist, damit
Krankheiten sich nicht so leicht verbreiten können.
Mein Praktikum verlief insgesamt genauso wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich
war bei sehr netten Kollegen untergebracht, die mich sehr schnell in den Grup-
10
penalltag integriert haben und mir auch viele interessante Dinge wie z.B. den
Umgang mit Kindern in Konfliktsituationen beigebracht haben. Dabei ist es
wichtig, die Kinder erst einmal zu ermutigen, den Streit selber zu lösen und ih-
nen dabei zu helfen, anstatt sofort alles selber zu regeln, damit die Kinder da-
raus lernen können.
Dennoch war es sehr anstrengend, und ein Arbeitsalltag ist nicht mit einem
Schulalltag zu vergleichen. In der Schule kann man auch einmal erst abwarten,
bevor man sich meldet, und man kann meistens erst überlegen. In meinem
Praktikum musste ich ganz oft sehr schnell reagieren und mir auch spontan Lö-
sungen überlegen, wenn gerade niemand zum Fragen da war. Wenn z.B. ein
Kind weint, muss es sofort betreut und getröstet werden, egal ob ich gerade
müde bin oder mich unwohl fühle. Dadurch habe ich auch gelernt, meine Be-
dürfnisse aufzuschieben.
Ein Arbeitstag ist auch viel anstrengender als ein Schultag. Ich hatte jeden Tag
eine Stunde Pause, aber meistens habe ich im Kindergarten essen dürfen, so
dass ich während der Pause gar nicht weg war. Dadurch fühlte sich die Pause
aber gar nicht richtig nach Pause an, anders als in der Schule, wo man wäh-
rend der Pause ganz andere Dinge macht und Freunde trifft. Ich glaube daher,
dass in solchen Situationen ein kurzer Ortswechsel auch sinnvoll sein kann,
damit man einmal abschalten kann. Ich bin jeden Abend total müde ins Bett
gefallen, und ich kann jetzt besser nachvollziehen, dass meine Eltern manch-
mal abends so müde sind.
Meiner Meinung nach war das Praktikum überhaupt keine vertane Zeit, da ich
viel über Kinder gelernt habe, aber auch über mich. Bei der Arbeit mit den sehr
jungen Kindern merkt man auch sehr schnell, wie alles zusammenhängt. Wenn
man selber unsicher oder schlecht gelaunt ist, reagieren die Kinder da sehr
schnell ähnlich drauf, und man muss daher immer versuchen, sich selbst im
Griff zu haben und nie zu vergessen, dass Launen bei der Arbeit mit den Kin-
dern nur schädlich sind. Allerdings sollte man sich auch nicht verstellen, denn
auch das merken die Kinder sofort, und dann ist man ja auch nicht mehr man
selbst, und dann kann man kein gutes Vorbild mehr sein.
Ich bin auch ein bisschen stolz auf mich, dass ich den Erwartungen, die an mich
gestellt wurden, gut entsprechen konnte. Zum Abschied habe ich von den Er-
zieherinnen und den Kindern sogar ein kleines Geschenk bekommen.
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5.1 Die Auswirkung des Praktikums auf meinen Berufswunsch
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