Rafael Behr

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Rafael Behr (geboren 1958 in Mainz) ist ein deutscher Professor für Polizeiwissenschaften an der Akademie der Polizei Hamburg. Er war bis zum 9. September 2015[1] Dekan ihres Fachhochschulbereichs und lehrte dort Kriminologie und Soziologie. Er leitet die Forschungsstelle Kultur und Sicherheit.[2]

Behr lehrt auch am Institut für Kriminologische Sozialforschung der Universität Hamburg sowie an der Universität Bochum Kriminologie und Polizeiwissenschaft. Er ist Mitglied im Reformprojekt Polizei.Macht.Menschen.Rechte der österreichischen Polizei und in der Deutschen Gesellschaft für Supervision.[2]

Werdegang

Von 1975 bis 1990 war Behr Polizeibeamter bei der hessischen Bereitschaftspolizei und am Polizeipräsidium Frankfurt am Main.[3] Ab 1987 studierte er Soziologie und Psychologie an der Universität Frankfurt. Von 1992 bis 1995 war er Dozent an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, Polizei und Rechtspflege in Güstrow. Danach war er zehn Jahre wissenschaftlicher Angestellter bei der Universität Frankfurt und promovierte 1999 mit der Schrift Cop Culture über die Organisationskultur der Polizei bzw. über den „Alltag des Gewaltmonopols“. Er ließ sich zum Supervisor ausbilden und leitete von 2005 bis 2007 das Projekt Migranten in Organisationen von Recht und Sicherheit am Institut für Sicherheits- und Präventionsforschung in Hamburg. 2008 wurde er Dozent an der Polizeiakademie Niedersachsen in Nienburg/Weser. Zum 1. Oktober 2008 wurde er auf eine Professor für Polizeiwissenschaften mit den Schwerpunkten Kriminologie und Soziologie an der Hochschule der Polizei Hamburg berufen. [4]

Arbeitsschwerpunkte

Behr arbeitet in den Bereichen soziale Kontrolle, Organisationstheorie und -Kultur der Polizei, Devianz- und empirische Polizeiforschung, des Weiteren in Migrations- und Integrationstheorie sowie Modernisierungstheorien der Gesellschaft.[5] Der Kriminalwissenschaftler Thomas Ohlemacher zählt ihn zu den „qualitativen Pionieren“ der Polizeiforschung. Behr erschütterte die Vorstellung einer einheitlichen „Polizeikultur“ und differenziert zwischen „Polizei-“ und „Polizistenkultur“. So kann die Polizei formell als Organisation im Sinne von Weber mit einer offiziellen Polizeikultur „von oben“ angesehen werden (Police Culture). Ihr setzt Behr eine mit deren Leitbildern konkurrierende „gelebte Kultur der handarbeitenden Poizisten“ (Cop Culture) entgegen. In diesem Sinne konkurrieren dann auch verschiedene Aspekte der Männlichkeit bei den Polizisten: die Arbeit in der Führungsetage („an der warmen Heizung“) mit den klassischen Mustern des eher väterlichen Schutzmanns und des dynamisch-aggressiven Kriegers.[6]

Publikationen (Auswahl)

Einzelnachweise

  1. Professor Thomas E. Gundlach (Dekan). In: Akademie der Polizei Hamburg. Abgerufen am 13. September 2015.
  2. a b Professor Rafael Behr. In: Akademie der Polizei Hamburg. Abgerufen am 13. September 2015.
  3. Rafael Behr: Blockupy-Demo: "Das hatten wir alles schon viel schlimmer" - Infokasten. In: Zeit online. 18. März 2015, abgerufen am 13. September 2015.
  4. Rafael Behr: Risiken und Nebenwirkungen von Gefahrengemeinschaften. Ein Beitrag der Polizeikulturforschung zur Theorie der Praxis der Polizei. (PDF, 96 kB) Abgerufen am 13. September 2015.
  5. Interdisziplinäre Polizeiwissenschaft: Prof. Dr. Rafael Behr. In: Hochschule der Sächsischen Polizei. Abgerufen am 13. September 2015.
  6. Anja Mensching: Gelebte Hierarchien: Mikropolitische Arrangements und organisationskulturelle Praktiken am Beispiel der Polizei. VS Verlag. für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-531-15718-4, S. 81–82 (google.com).