Herman Hertzberger
Herman Hertzberger (* 6. Juli 1932 in Amsterdam) ist ein niederländischer Architekt. Er ist ein Vertreter des Strukturalismus in der Architektur. Mit seinen Bauten und Theorien hat er einen bedeutenden Beitrag zu dieser Architekturströmung geliefert.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hertzberger studierte Architektur an der Technischen Universität Delft. Nach Abschluss des Studiums eröffnete er 1958 ein eigenes Architekturbüro. 1959 bis 1963 gehörte er zusammen mit Aldo van Eyck und Jaap Bakema der Redaktion der Zeitschrift Forum an. 1970 wurde er als Professor an die Technische Universität in Delft berufen, 1982 bis 1986 lehrte er als Gastprofessor an der Universität Genf, wo er 1986 bis 1993 eine Professur innehatte. Während seiner Professur in Delft initiierte und organisierte er zahlreiche Editionen von INDESEM (International Design Seminar), aus dem 1990 das Berlage Institut Amsterdam hervorging. Von 1990 bis 1995 war Hertzberger am Berlage Institut als Dekan tätig. Hertzberger wurde 1975 zum Ehrenmitglied an der Königlichen Akademie Belgiens ernannt und 1991 zum Ritter des Orden von Oranien-Nassau. Der Bund Deutscher Architekten BDA hat ihn 1983 zum Ehrenmitglied berufen.[1]
Zu den wichtigsten Bauten Hertzbergers gehört das Verwaltungsgebäude der Versicherung Centraal Beheer in Apeldoorn (1968–1972), in dem er „polyvalente Räume“ schuf, die je nach Geschmack der Mitarbeiter und Angestellten unterschiedliche Einrichtungen erhielten. Centraal Beheer gehört zu den einflussreichen Vorbildern der Partizipations-Bewegung der 1960-70er Jahre, zusammen mit den Diagoon-Häusern in Delft und weiteren Projekten. Initiator der Partizipation in der Architektur – der Beteiligung der späteren individuellen Nutzer am Gestaltungsprozess – war John Habraken mit seinem Buch und Manifest Die Träger und die Menschen aus dem Jahr 1961.
Die Bautätigkeit von Herman Hertzberger konzentrierte sich auf die Niederlande, aber er verwirklichte auch Bauten in Deutschland, Italien und Japan.
Werke (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1959–1966: Studentenheim in Amsterdam
- 1960–1966: Montessorischule in Delft
- 1964–1974: Senioren- und Behindertenwohnanlage De Drie Hoven in Amsterdam
- 1968–1972: Bürogebäude Centraal Beheer in Apeldoorn
- 1968–1971: Wohnhäuser Diagoon in Delft[2]
- 1973–1978: Musikzentrum Vredenburg in Utrecht
- 1979–1982: Wohnungsbau Haarlemmer Houttuinen in Amsterdam
- 1979–1982: Wohnsiedlung documenta urbana in Kassel, städtebauliche Planung (1979, gemeinsam mit anderen) und Gebäudeplanung (1980–1982)
- 1979–1990: Ministerium für Arbeit und Soziale Angelegenheiten in Den Haag
- 1980–1983: Apolloschulen in Amsterdam
- 1980–1984: Seniorenwohnanlage De Overloop in Almere Haven
- 1982–1986: Wohnungsbau LiMa in Berlin
- 1984–1986: Schule und Kindergarten De Evenaar in Amsterdam
- 1986–1993: Theaterzentrum Spui in Den Haag
- 1988–1989: Erweiterung der Schule in Aerdenhout
- 1989–1992: Wohnhäuser in Almere
- 1990–1992: Kindergarten und Schule De Polygoon in Almere
- 1990–1993: Bürogebäude Benelux Merkenbureau in Den Haag
- 1990–1995: Erweiterung des Bürogebäudes Centraal Beheer in Apeldoorn
- 1991–1993: Bibliothek und Musikzentrum für Kunst und Musik in Breda
- 1992–1995: Chassé-Theater in Breda
- 1993–1995: De Bombardon Schule in Almere
- 1993–1996: Markant Theater in Uden
- 1993–1996: Anne-Frank-Schule und Wohnbau in Papendrecht
- 1993–1997: Wohnkomplex in Düren
- 2000–2002: Bürogebäude Il Fiore, Céramique, Maastricht
- 2001–2003: Bürogebäude Mediapark 4, Köln[3]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jeroen van den Biggelaar: De lelijke jaren zeventig. Moderne architectuur, publieke perceptie van de vroegtijdige sloop van vier prestigieuze projecten. Spectrum, Houten 2018, ISBN 978-90-00-36418-3.
- Christien Brinkgreve: De ruimte van Herman Hertzberger. Een portret. Uitgeverij Atlas Contact, Amsterdam 2021, ISBN 978-90-450-3969-5.
- Herman Hertzberger: Vom Bauen – Vorlesungen über Architektur (= Lessons in Architecture. Bd. 1). Aries, München 1995, ISBN 978-3-920041-60-5.
- Herman Hertzberger: Space and Learning (= Lessons in Architecture. Bd. 3). 010 Publishers, Rotterdam 2008, ISBN 9789064506444.
- Herman Hertzberger, Arnulf Lüchinger, Rijk Rietveld: Herman Hertzberger 1959-86, Bauten und Projekte. Arch-Edition, Den Haag 1987 (deutsch, englisch, französisch).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Homepage des Architekturbüros HH von Hertzberger (niederländisch)
- Herman Hertzberger, Architekt. Baukunst – Mitglieder, Akademie der Künste Berlin
- Diagoonwoningen Delft Website zur gleichnamigen Wohnanlage in Delft, Niederlande (niederländisch)
- Eva Koch: Wohnhof LiMa. Projektportrait bei der Forschungsinitiative IBA 87
- Herman Hertzberger Eintrag bei der Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Biography and Projects. In: Herman Hertzberger: Lessons for Students in Architecture. 4. Auflage. Rotterdam 2001.
- ↑ Diagoon Woning Delft. Website zur Wohnanlage (niederländisch, englisch).
- ↑ Wolfgang Till Busse: Moderne Architektur in Köln 1990-2010. Gaasterland-Verlag, Köln 2011, ISBN 978-3-935873-37-6.
Personendaten | |
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NAME | Hertzberger, Herman |
KURZBESCHREIBUNG | niederländischer Architekt |
GEBURTSDATUM | 6. Juli 1932 |
GEBURTSORT | Amsterdam |
- Architekt (Niederlande)
- Mitglied der Akademie der Künste (Berlin)
- Ehrenmitglied des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten
- Träger des Ordens von Oranien-Nassau (Ritter)
- Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften und Schönen Künste von Belgien
- Niederländer
- Geboren 1932
- Mann
- Hochschullehrer (Technische Universität Delft)