Kartause Pleterje
Die Kartause Pleterje (slowenisch: Kartuzija Pleterje; deutsch: Kartause Pleteriach, auch Pletriach, Plettriach oder Neustift[1]) ist ein Kloster der Kartäuser bei Šentjernej in Slowenien. Das Kloster ist die einzige bestehende Kartause Sloweniens.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erste Gründung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Kloster, in einem Tal am nördlichen Gebirgsrand des Gorjanci-Gebirges, wurde im Jahre 1403 von Graf Hermann II. von Cilli gegründet. Der Bau der Klosteranlage wurde 1406 abgeschlossen.
In den Jahren 1462 bis 1467[2][3] wirkte der Mystiker und Theologe Nikolaus Kempf (1415–1497) als Prior des Klosters. Während der Türkenkriege wurde das Kloster im Jahr 1471 zerstört. Nach dem anschließenden Neuaufbau, erhielt die Anlage durch wesentlich verstärkte Mauern zur leichteren Verteidigung, den Charakter einer Festung.
Nach einer Phase des ökonomischen und spirituellen Niedergangs der Kartause, übergab Erzherzog Ferdinand II von Österreich das Kloster 1593 den Jesuiten von Ljubljana. Als Papst Clemens XIV. den Jesuitenorden auflöste, wurde Pleterje im Jahr 1772 staatliches Eigentum. Im Jahr 1839 ging das Kloster in private Hände.
Zweite Gründung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 1899 erwarben die Kartäuser das Gelände erneut und begannen mit dem Bau einer neuen Klosteranlage. Der Bau wurde fünf Jahre später fertiggestellt.
Während des Zweiten Weltkriegs erlitt die Kartause schwere Schäden und wurde im Jahr 1943 von Partisanen in Brand gesetzt.
Klosteranlage und Bauten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Heute ist die Kartause eine der 24 weltweit noch bestehenden Niederlassungen des Kartäuserordens. Die Gebäude stammen aus der Zeit der zweiten Gründung im späten 19. Jahrhundert, mit Ausnahme der gotischen Kirche, 1420 geweiht dem „Thron der allerheiligsten Dreifaltigkeit“.[4] Die Zellen der Mönche, einzelne voneinander getrennte Häuser, sind um den großen Kreuzgang angeordnet.
Die Mönche bewirtschaften etwa 30 Hektar Land, produzieren vor allem Obst, Honig und Bienenwachskerzen, die slowenische Weinspezialität Cviček und Obstbrände, insbesondere Birnenbrand.
Gemäß ihrer Berufung zum einsamen Leben erlauben die Klausurvorschriften der Kartäuser keinen Zugang für die Öffentlichkeit.[5] Die Kartause ist, bis auf das Museum für Sakralkunst im Ostteil des Klosters, nicht zu besichtigen.
Kunstsammlung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Klostergemeinschaft besitzt eine bedeutende Gemäldesammlung. Die Kunstschätze stammen zumeist aus dem 17. und 18. Jahrhundert, von flämischen, französischen, italienischen und deutschen Künstlern. Die meisten dieser Bilder erreichten Pleterje, als die 1904 aus Frankreich vertriebenen Brüder des Kartäuserklosters Bosserville aufgenommen wurden. Um die Kunstschätze des alten Klosterkomplexes dem Publikum zugänglich zu machen, gleichzeitig aber die klösterliche Ruhe zu wahren, befinden sich die Gemälde im Museum Kloster Kostanjevica, südlich der Stadt Kostanjevica na Krki.
Museen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ostteil des Gebäudekomplexes, der Besuchern zugänglich ist, enthält das „Museum für Sakralkunst“ der Kartause, einschließlich einer Sammlung des Regionalmuseums Dolenjska. Auf den Ländereien der Kartause, aber außerhalb des Konvents, befindet sich das „Freilichtmuseum Kartause Pleterje“, mit traditionellen landschaftlichen Gebäuden und Beispielen typischer slowenischer Baukunst.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Johannes Hollenstein: Kartuzija Pleterje. Verlag Kartuzija Pleterje, Šentjernej 1983
- Jože Mlinarić: Kartuzija Pleterje 1403–1595. Verlag Kartuzija Pleterje, Ljubljana 1982
- Jože Mlinarič: Pleterje/ Pletriach, in: Monasticon Cartusiense, hrsg. von Gerhard Schlegel, James Hogg, Band 2, Salzburg 2004, 124–128.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Website der Kartause Pleterje
- Website des Kartäuserordens
- Freilichtmuseum Kartause Pleterje
- Museum für Sakralkunst der Kartause Pleterje
- Die Kartuzija Pleterje auf der Website der Gemeinde Šentjernej ( vom 16. Februar 2012 im Internet Archive) (slowenisch)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Franz Krones: Cilli. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 4, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 257–266.
- ↑ Johannes Madey: Nikolaus Kempf. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 16, Bautz, Herzberg 1999, ISBN 3-88309-079-4, Sp. 1153–1154 .
- ↑ Dennis D. Martin: Fifteenth-century Carthusian reform - The world of Nicholas Kempf. Verlag E. J. Brill, Leiden - New York - Köln 1992
- ↑ Sönke Lorenz, Oliver Auge, Robert Zagolla: Bücher, Bibliotheken und Schriftkultur der Kartäuser - Festgabe zum 65. Geburtstag von Edward Potkowski. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2002, S. 9
- ↑ Website des Kartäuserordens, abgerufen am 29. April 2018
Koordinaten: 45° 49′ 2″ N, 15° 21′ 20″ O