Torgau (Adelsgeschlecht)
Die Herren von Torgau waren im 13. Jahrhundert ein Brandenburger Ministerialengeschlecht mit überregionaler Bedeutung. Sie traten in der Geschichte als Landvögte, Vögte, Vertraute der Könige und Fürsten, Zeugen, Bürgen, Grund- und Lehnsherren des 13. bis 15. Jahrhunderts auf. Die von Torgau wurden in Urkunden auch Turgov(a), Thorgowe oder Turkow geschrieben.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Um 1204 ist Friedrich Udo der erste, der den Namen nach der Stadt Torgau an der Elbe führt. Ein Friedrich von Torgau wird 1217 erwähnt. Friedrich wird 1226 dann unter den Bischöfen von Merseburg genannt. Ihm folgt Withego (Witigo) von Torgau, dieser hatte bis 1256 drei Söhne. Nach 1256 wurden ihm noch zwei Söhne geboren (siehe Tabelle). Die fünf Söhne Withegos erreichten bedeutende gesellschaftliche Stellungen, Ämter in der Kirche und an Kaiser-, Königs- und Fürstenhöfen. Die Stützung der Hegemonialmacht Karl IV. spiegelt sich in dem Handeln seiner Vertrauten wider. So besaßen die von Torgau in der Zeit, als Karl IV. seinen Sitz 1373 bis 1378 an die Elbe nach Tangermünde verlegte, um dort mehr Einfluss zu gewinnen, mehrere Ortschaften in strategischer Lage in der Umgebung ihres Kaisers.
Vater | Söhne | Nachkommen, Bemerkungen | Nachfolgende Generation |
---|---|---|---|
Bodo (Botho), vor 1256 geboren | 1307 Kloster Dobrilugk, 1349–1368 Beeskow, 1350 Schiedsrichter gegen den falschen Waldemar; † 1355 in Zossen | 1350 Bodo, Bernhard, Theodor und Friedrich von Torgau erwähnt, Friedrich 1355 Zossen, Güter bei Schilda, Frauenwalde bei Eilenburg. 1368 Botho (und Dietrich) verlegt einen Jahrmarkt | |
Friedrich I., vor 1256 geboren | 1268 als Weihbischof in Naumburg aktiv, er starb am 11. August 1283 als Domherr von Merseburg | ||
Witigo | Dietrich (Thiedrich), nach 1256 geboren | 1286 Verkauf Münchhausen bei Finsterwalde, 1295 Herr auf Zossen, Beeskow zu Spandau, tritt mit seinem Sohn Friedrich in Nürnberg 1298 auf dem Reichstag als Bürge auf, 1307 erwähnt | 1372 ist Dietrich Herr zu Beeskow |
Heinrich, nach 1256 geboren | gründet die böhmische Adelslinie | Pothos von Turgau, Herr auf Gradlitz, Arnau, Hof und Trautenau (1316), Botho von Turgow Pfandbesitz der Burg Arnau 1348, Hensil v. T. verkauft Hostin Hradec 1384, Bodo v. T. Herr auf Arnau Landtag in Prag 1394, Heinrich v. T. Herr auf Arnau 1423 | |
Witigo, vor 1256 geboren | ein Domherr von Merseburg |
- Sächsisch-Lausitzer Linie
Eine andere Linie setzt sich aus den Grafen von Torgau und Burggrafen Purchart zu Magdeburg fort. Botho von Turgau (Turgow) und Dietrich sollen Söhne des Markgrafen zu Magdeburg sein. Ein Botho von Torgau, der 1351 starb, war auch Vogt von Bautzen und Görlitz, Landvogt der Oberlausitz. Die Orte Strehla, Dalen, Nerka gehören 1383 Luthold, dem Herrn von Torgau.[1]
- Böhmische Linie
Die Herren von Torgau besaßen die böhmische Stadt Arnau und Kottwitz an der oberen Elbe und eine Grenzburg an der Schwarzen Elster in folgenden Jahren:
- 1316–1350 Bodo von Torgau (1348 Pfandbesitz der Burg Arnau Botho von Turgow)
- 1348(erwähnt) Bodo von Torgau, Herr zu Arnsnesta[2]
- 1350–1377 Burghard von Magdeburg
- 1383–1388 Hensil von Torgau
- 1388–1400 Wilhelm Edler von Torgau
- 1400–1415 Johann von Torgau der Jüngere (die v. Torgau sollen Arnau noch bis 1458 Stadtrechte besessen haben)
- 1415–1437 Hinke, Jan (Johann) und Alexander Krussina von Lichtenberg (auch Leuchtenberg gen.)
Grundherrschaften und Lehnsgüter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ihre Städte und Dörfer waren Arnau[3] und Kottwitz an der oberen Elbe in Böhmen, Trebbin und Wittstock in der Alt- und Mittelmark, Arnsnesta im Kurkreis an der Schwarzen Elster, Böhlen bei Dahlen, Lichtenau bei Doberlug, Reichenbach bei Saida, Graditz und Sitzenroda bei Torgau.
Familienmitglieder in Regesten und Urkunden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1256 Bodo, Friedrich, Dietrich, Heinrich und Witego von Torgau verkaufen eine Insel bei Graditz an die Mönche des Klosters Dobrilugk für 20 Mark (26. Nov.1256), 1253 erhob Reinhard von Kottwitz Anspruch auf das Gut Graditz. (Die Beziehung der Familie von Torgau und von Kottwitz setzt sich im böhm. Arnau und dem Dorf Kottwitz nach 1300 fort.)[4]
- 1284 Dominus Bodo de Turgow, Stift Meißen (1. Juni 1284)
- 1295 Ritter Dietrich von Torgau war am Hofe der Brandenburger Fürsten, d. h. zu Spandau (10. September 1295)
- 1297 Die Herrn von Turgau bauten in Zossen ein festes Schloss[5]
- 1298 bis 1350 Dietrich und Bodo von Torgau sitzen durchgängig auf dem Turmhügel Arnsnesta[6]
- 1302 Theodericus miles de Torgowe dictus de Arnsneste
- 1305 Andreas von Torgau, Hauptmann von Glatz (Andris von Turkaw, heptman von Glocz)
- 1316 König Johann versetzt Königinhof in Böhmen an Potho von Turgau für 300 Mark Groschen mit der Verpflichtung ihm bei Not mit zwei Festungen zu dienen (1316. Jan.10)
- 1318 Richard von Torgau mit den falschen Waldemar vor Kamenz (12. Juli 1318)
- 1318 Botho von Torgau erwirbt den Oelser Sprengel bei Arnau, (Der Sprengel Provincia Olesnich wurde 1241 erwähnt)
- 1349 Bodo und Friedrich von Torgau, Herren zu Zossen
- 1346 bis 1350 Bodo von Torgau (?–1373) ist Landvogt der Oberlausitz und Landvogt von Bautzen
Der südliche Teil der Oberlausitz wird 1346 böhmisch, die Lausitz kommt 1364 an die böhmische Krone Kaiser Karl IV., Schweidnitz und Jauer folgen dann um 1370. (siehe Einzelhinweis 1)
- 1348 Potho von Thurgow, Herr zu Arnau und Potho von Turgau, Herr auf Bechin (21. Dezember 1348) Zeuge in Sommerberg bei Landgraf Friedrich von Thüringen und ist Begleiter von König Karl IV.
- 1349 / 1350 Botho von Turgow Herr zcu dem Arnsneste an der Schwarzen Elster
- 1355 Die Herrn von Turgau werden vom Kaiser mit der Stadt Zossen belehnt[5]
- 1383 Hensil von Turgow und sein Sohn Wilhelm verkaufen den Arnauer Bürgern eine Hube Zins. (Sein Bruder hieß Bodo von Torgau)
- 1394 Bodo von Torgau (Pota von Turgow) erschien auf dem Landtag in Prag als Besitzer von Arnau[7]
- 1400 Hensil von Turgow, Verkaufsurkunde einer Burg vermutlich Hostin Hradec, deren Besitzer sie waren
- 1423 Heinrich von Turgau, vormaliger Herr auf Graditz und Arnau, verlor unter anderen Baronen die Schlacht gegen die Hussiten bei Hořice im April und am 4. August 1423 bei Koniggrätz. Hiernach kommt der Name von Torgau in Arnau nicht mehr vor. Sie sollen gleich so vielen anderen edlen Geschlechtern wegen des noch fortwährenden Religionskrieges ins Ausland gezogen sein.
- 1469 Mit Boto von Torgaus Sohn Hanns stirbt um 1469 der Adel von Torgau aus.
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Wappen zeigt einen in zwei Reihen rot-weiß geschachten Schrägrechtsbalken. Auf dem Helm mit Helmdecken unbekannter Tingierung ein dreiteiliger Pfauenwedel.[8]
Das Wappen ist im Wappenfries des Wappensaals der Stadt Lauf in der Schreibweise „turkow“ mit dem Schrägrechtsbalken in rot-silber geschacht abgebildet.[9][10] Ein von-Torgau-Wappen ist auch im Museum von Arnau ausgestellt.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- M. Benjamin Bielern: Eine kurzgefaßte Chronica der hochberühmten Stadt Torgau oder historische Nachrichten … Bey Christian Gottlob Hilscher, Leipzig 1769, S. 16.
- Theodor Scheltz: Gesammt-Geschichte der Ober- und Niederlausitz: Nach alten Chroniken und Urkunden. Verlag von Ch. Graeger, Halle 1847, Band 1, S. 498–501.
- Karl Friedrich von Klöden: Diplomatische Geschichte des Markgrafen Waldemar von Brandenburg, Band 3. Verlag M.Simon, Berlin 1854, S. 307.
- Historiae Hovoreae. Pars2. 1694 (… waren vormals Grafen zu Torgau und Burggrafen zu Magdeburg)
- 1348.12.21 Staatsarchiv Dresden, HStA Dresden, 10001, Ältere Urkunden, n.3155, Karl der IV. Abschluss eines Bündnisses: Zeugen waren u. a. Botho von Torgau, Herr zu Arnau und Botho von Torgau, Herr zu Arnsnesta.
- 1350.02.6 StA Altenberg,1350 Febr.6n. 2, Karl IV., Belehnunung Urkunde, Zeuge: Botho von Torgau, Herr zu Arnau (noch dreimal Zeuge am gleichen Tag bei Karl IV.) auch Karl IV. Nachträge – Regesta Imperi RI VIII n. 6045.
- 1350.02.17 HStA Weimar, EGA Urkunden n. 962, Heiratsübereinkunft, Karl IV. Zeuge: Botho von Torgau, Herr zu Arnau.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Chronik von Oschatz, Beschreibung des Amtes, Zweite Abteilung, Topographie der Amtes. Dritter Abschnitt, Schriftsassen, A. Alte Schriftsassen, 22. Strehla.
- ↑ Erberhard Holtz: Regesten Kaiser Karls IV. (1346-1378). Hrsg.: berlin-brandenburgische AKADEMIE DER WISSENSCHAFT. Auszug aus der zukünftigen REGESTA IMPERII_Datenbank. Berlin 2013, S. 1348 (nach Datum sortiert).
- ↑ Regest 14. Jh.: Ältere Urkunden, n. 3155 und 3156. Zeugen sind Botho von Torgau, Herr von Arnau und Botho von Torgau, Herr von Arnsnesta. Hrsg.: Dresden HstA Dresden,1001. 21. Dezember 1348.
- ↑ Rudolf Lehmann: Urkundeninventar zur Geschichte der Niederlausitz bis 1400. Böhlau Verlag, Köln, Graz 1968, S. Urkunden 100 S. 45 und 108 S. 48.
- ↑ a b Friedrich Rudolf Bergau: Inventar der Bau- und Kunst-Denkmäler in der Provinz Brandenburg. Band 2. Vossische Buchhandlung, Berlin 1885, Zossen, S. 810.
- ↑ Ines Spazier: Mittelalterliche Burgen zwischen mittlerer Elbe und Bober. In: Jürgen Kunow (Hrsg.): Forschungen zur Archäologie im Land Brandenburg. Band 6. Brandenburgisches Landesmuseum für Ur- und Frühgeschichte, Wünsdorf 1999, S. 144 (Herrschaftsort Arnsnesta an der Schwarzen Elster, Wasserburg).
- ↑ Carl Leeder: Beiträge zur Geschichte von Arnau. Hrsg.: Mittheilungen des Vereines für Geschichte der Deutschen in Böhmen von Ludwig Schlesinger. Elfter Jahrgang, 2. u. 3. Heft, S. 41.
- ↑ George Adalbert von Mülverstedt, Adolf Matthias Hildebrandt: J. Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, VI. Band, 5. Abteilung: Der abgestorbene Adel der Provinz und Mark Brandenburg. 1880, S. 96 Tafel 58.
- ↑ Ales Zelenka: Der Wappenfries aus dem Wappensaal zu Lauf. Passavia Passau, Passau 1976, S. 15.
- ↑ Bild des Wappens auf planet-franken-online.de; abgerufen am 3. August 2019.