Inhalt
Ort der Handlung ist das Berlin der 1950er Jahre. Junge Frauen aus Ost und West begegnen dem verführerischen Conny, der sie nach Belieben ausnutzt und wieder fallen lässt. Renate, aus bürgerlichen Verhältnissen stammend, wird für ihn zur Diebin und schuld am Tod ihres Bruders.
Die Jurastudentin Barbara, Überlebende eines KZs, sehnt sich nach etwas Geborgenheit. Die Näherin Anni erwartet ein Kind von Conny und wird eiskalt abserviert. Allein die abgetakelte Westberliner Adlige Isa von Trautwald scheint die passende Gefährtin für Connys lockeren Lebenswandel zu sein.
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Weil Barbara, die kurz vor ihrem juristischen Staatsexamen steht, Connys Charme nicht widerstehen kann, lässt sich aus Liebeskummer gehen. Ihre mütterliche Freundin Hertha Scholz, in der S-Bahn geimpft von Barbaras Kommilitonen Gebhard, zieht die Notbremse: Die Kommunistin Hertha hat mit der jüngeren Waise Barbara zusammen das Konzentrationslager überlebt, da wird doch wohl so ein Kerl kein unüberwindbares Hindernis darstellen. Es bedarf aber erst eines lebensgefährlichen Unfalls auf der Straße und einen damit verbundenen Klinikaufenthalt, um Conny aus dem Kopf zu bekommen.
Der hat sich längst einer neuen Flamme zugewandt, leichte Beute auf den ersten Blick: Anni Neumann, blutjunge Schneiderin, die Betty ein wundervolles Kleid gezaubert hat, will Modistin werden. Doch ihre Eltern verfügen nicht über die Mittel, um eine entsprechende Ausbildung zu finanzieren, weshalb sie nun in einem großen West-Berliner Betrieb fließbandmäßig an der Singer malocht. Als sie schwanger wird, stiehlt sich Conny aus der Verantwortung.
Die Hertha für das Dresdener Waisenkind Christel übernommen hat, das im Gegensatz zu den Eltern die anglo-amerikanische Bombardierung in den letzten Kriegstagen überlebt hat. Doch als plötzlich die leibliche Mutter in der Tür steht zögert Hertha kaum einen Augenblick, die Situation im Interesse ihres Adoptivkindes zu lösen.
Die schwangere Anni ist von ihrer Chefin entlassen worden. Im Osten aber gibt es nicht nur Arbeit für eine alleinerziehende Näherin, sondern auch einen Betriebskindergarten, weshalb die junge Mutter die Sektorengrenze samt Kinderwagen überschreitet. In ein Land, wo Frauen Karriere machen können – wie Barbara, die nach bestandenem Examen bald zur Richterin ernannt wird. Und an ihrem neuen Arbeitsplatz – unter lauter Männern – auf ihren inzwischen promovierten Kommilitonen Gebhard trifft.
Conny ist derweil wieder hinter fliegenden Röcken her, was im Fall der jungen Renate Ludwig, die zusammen mit zwei Freundinnen auf den Rummel zieht, wörtlich zu nehmen ist: Das lebenslustige Mädchen, deren entbehrungsreiche Kindheit vom Krieg und dem Tod des Vaters geprägt ist, hat einiges nachzuholen – und da kommt ihr ein erfahrener, älterer, beinahe väterlicher Typ wie Conny gerade recht.
Für den Renate freilich auch nur eine kurze Episode darstellt, denn nun ist ihm mit der Baronin Isa von Trautwald ein ganz anderes West-Kaliber ins Liebesnest geflogen: Mondäne und dabei sehr attraktive Erscheinung, luxuriöser Lebensstil einschließlich Hauspersonal – und der Gatte ist irgendwie abhanden gekommen. Conny fühlt sich wie im siebten Himmel und bemerkt das Brodeln im Vulkan gar nicht, auf dem er tanzt.
Was übrigens auch für Renate gilt, der ihre Freundinnen die neue Affäre zwischen Conny und der Baronin gesteckt haben: Sie versteigt sich in die fixe Idee, in einem sündhaft teuren Modellkleid aus einer Boutique am Kudamm könne sie den Hallodri zurückgewinnen. Dass dafür die Mutter beklaut wird und ihr kleiner Stiefbruder, wenn auch ungewollt, sterben muss, wird ein Fall fürs Gericht – und könnte Barbara Bergs erster Fall als frischgebackene Richterin werden. Doch sie gibt das Mandat aus persönlicher Befangenheit wieder ab.
Für Renate gibt es dennoch noch ein happy end – mit harter Maloche im Stahl- und Walzwerk wie mit dem Kollegen Herbert. Und Richterin Barbara hat den hartnäckig um sie werbenden Kommilitonen von einst, Dr. Gebhard, endlich doch geheiratet. Während sich auch Anni in der Produktion bewährt – als Neuerer in der volkseigenen Modebranche. Von der aufmüpfigen Ursula Krenz ganz abgesehen, der Hertha und Barbara mit vereinten sozialistischen Kräften das Kinderheim erspart und das FDJ-Blauhemd ermöglicht haben, sodass sich der Narva-Arbeiterin, die Conny bei der ersten flüchtigen Begegnung am Bahnhof Friedrichstraße nicht den Hauch einer Chance gegeben hat, die Chance eines Studiums eröffnet…
Slatan Dudow hat sich mit „Frauenschicksale“, beim 7. Int. Filmfestival in Karlsbad (Karlovy Vary) 1952 mit dem Regiepreis ausgezeichnet, ganz der DDR-Aufbaurhetorik verschrieben vor dem Hintergrund des „Kalter Krieg“ genannten, von beiden Seiten alles andere als zimperlich geführten Wettstreits der ökonomischen und politischen Systeme. Mit parolengesättigten Jubelbildern der III. Weltjugend-Festspiele in Ost-Berlin: Der Negativ-Held ist ein Westler, alle Positiv-Helden sind aufrechte Alt-Kommunisten und/oder in der Wolle gefärbte SED-Sozialisten. Und wer aus dem ausbeuterisch-kapitalistischen Westen in den sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaat übersiedelt, hat beste Voraussetzungen, bald auch dazuzugehören.
„Der Westen tanzt sich in den Untergang“: Dass sich Slatan Dudow dazu hinreißen ließ, die westliche „Negermusik“ durch das Einblenden mehrerer entsprechender Karikaturen zu Bildern der Ekstase jugendlicher „Hotter“ als westlich-dekadente „Affenmusik“ zu verunglimpfen, lässt dem heutigen Betrachter kalte Schauer des Entsetzens über den Rücken laufen. Wer sich als erklärter Antifaschist der faschistischen Metaphorik bedient, hat jede Glaubwürdigkeit verloren. Der 1951 auf teurem Agfacolor-Westmaterial gedrehte Film ist 1999 vom Koblenzer Bundesarchiv restauriert worden. Einige Sequenzen konnten jedoch nicht vollständig rekonstruiert werden, sie sind durch einen einheitlichen orangenen Farbton gekennzeichnet.
Pitt Herrmann