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Digitalisierung, Mitbestimmung, gute Arbeit - Hans-Böckler-Stiftung
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Keyvisual Digitalisierung und Mitbestimmung

Forschungsverbünde: Digitalisierung, Mitbestimmung, gute Arbeit

Der Prozess der Digitalisierung hat grundlegende Auswirkungen auf alle Bereiche der Gesellschaft.

Digitale Technologen entstehen jedoch nicht von selbst. Ihre Entwicklung wird vielmehr von Unternehmen, Organisationen und einzelnen Menschen mit ihren je eigenen Interessen und Zielvorstellungen gestaltet. Für ein tieferes Verständnisses dieses Prozesses kommt es darauf an, die Akteurs- und Machtkonstellationen in den Blick zu nehmen, die ihn vorantreiben. Der Forschungsverbund „Digitalisierung, Mitbestimmung, gute Arbeit“ widmet sich vor diesem Hintergrund der Frage, wie sich der Prozess der Digitalisierung im Sinne von Mitbestimmung und guter Arbeit gestalten lässt. Aus einem Ideenwettbewerb im Sommer 2016 sind fünfzehn Forschungsprojekte hervorgegangen, die diese Frage aus jeweils unterschiedlicher Perspektive untersuchen.


Projektreader Forschungsverbund (pdf)

Dr. Stefan Lücking

Amanda Witkowski

Der Prozess der Digitalisierung umfasst alle Lebensbereiche. Er setzt sich aus einer Vielzahl von Prozessen zusammen, die zwar miteinander verbunden sind, sich den-noch klar voneinander trennen lassen. Für eine kritische Analyse kommt es darauf an Zugänge zu finden, die es ermöglichen, diese Komplexität in einer Weise zu bearbeiten, dass die Alternativen deutlich werden, die sich für die gesellschaftspolitische Diskussion eröffnen.
Ziel des Forschungsverbundes ist es, über die Verbindung verschiedener Forschungsprojekte, die ihren je eigenen Zugang gewählt haben, zu Ergebnissen zu kommen, die über das hinausgehen, was ein einzelnes Projekt leisten kann. Dabei lassen sich die Projekte den folgenden Schwerpunkten zuordnen.

Digitalisierung und Mitbestimmung
Durch die digitale Entwicklung ergeben sich neue Aufgaben und Möglichkeiten für Mitbestimmung und Interessenvertretung. Welche neuen Rechte müssen im Hinblick auf die zunehmende Menge an Daten, die im Arbeitsprozess entstehen, formuliert und durchgesetzt werden? Wie können digitale Techniken für neue Formen der Beteiligung und Interessenorganisation genutzt werden? Welche Möglichkeiten bieten sie für eine echte Demokratisierung von Unternehmen?

Digitalisierungskonflikt
Zwei Projekte in diesem Themenschwerpunkt setzen den Focus auf die Widersprüche, Konflikte und Antagonismen, die mit dem Thema Mitbestimmung und Digitalisierung einhergehen.

Mitbestimmung und neue Formen der Partizipation
Zwei weitere Projekte befassen sich mit der Frage, wie Betriebsräte neue Technologien für neue Formen der Beteiligung von Beschäftigten nutzen können.

Mitbestimmung und neue Beschäftigtengruppen
Ein weiteres Projekt befasst sich mit der Frage, wie die Praxisformen und Machtressourcen der „digitalen Bohème“ im Betrieb genutzt werden können, um Mitbestimmung und demokratische Beteiligung voranzubringen.

Big Data und die Macht der Algorithmen
Daten sind der Rohstoff der Zukunft. Schon jetzt nutzen Internetunternehmen Data Mining als Quelle der Wertschöpfung. Durch das Internet der Dinge werden die zur Verfügung stehenden Datenmengen in den nächsten Jahren enorm anwachsen. In Unternehmen entstehen Datenmengen, die zur Leistungssteuerung und -kontrolle genutzt werden können. Das Potenzial für Machtverschiebungen ist offensichtlich. Der Forschungsverbund untersucht, wie die Beschäftigten und ihre Interessenvertretung das Recht an den eigenen Daten und die Kontrolle über die Algorithmen für sich reklamieren können.

Metastudien
Diese beiden Projekte rücken aus jeweils unterschiedlicher Perspektive die Frage nach den Machtverhältnissen in den Focus, das erste indem es die aktuellen Entwicklungen in den historischen Kontext einordnet, das zweite indem es gezielt nach Strategien für eine algorithmische Gegenmacht fragt.

Einzelthemen
Diese Projekte konkretisieren die Frage nach der Macht der Algorithmen anhand konkreter Einzelthemen.

Commons-basierte Produktionsformen
Im Zuge der Digitalisierung entstehen neue Produktionsformen, die nicht auf die exklusive private Verwertung von Daten und Algorithmen ausgerichtet sind, sondern auf den Aufbau einer digitalen Allmende abzielen. Was vor Jahrzehnten mit der Free-Software-Bewegung begonnen hat, wird inzwischen auch auf andere Bereiche übertragen. Wie lassen sich daraus alternative Wirtschaftsformen entwickeln und vor kapitalistischer Vereinnahmung schützen? Wie können klassische Unternehmen mit diesen neuen Produktionsformen kooperieren, anstatt sie nur als Konkurrenz zu sehen?

Geschlechterverhältnisse
Wie jede neue Technologie geht auch die Digitalisierung mit einer Neuaushandlung der Geschlechterverhältnisse einher, mit der Veränderung von Machtverhältnissen, geschlechtsspezifischen Rollenzuweisungen und Arbeitsteilungen. Diese beiden Projekte rücken die Genderaspekte in den Focus ihrer Untersuchung, die jedoch als Querschnittsthema für alle Projekte des Forschungsverbunds von Bedeutung sind.

 

Campbell-Verduyn, Malcolm; Hütten, Moritz; Rodima-Taylor, Daivi (2018): Block-chains, Legitimacy and Digital Financial Inclusion: De-Risking by Re-Risking in the Eastern Caribbean and Eastern Europe. Blockchain Research Network. Online abrufbar, zuletzt geprüft am 26.03.2020.

Carstensen, Tanja (2018): Immer und überall. Die Digitalisierung alter Geschlechterverhältnisse. In: an.schläge (8). Online verfügbar, zuletzt geprüft am 14.12.2018.

Carstensen, Tanja (2019): Verunsichtbarung von Geschlechterungleichheiten? Digitalisierte Arbeit zwischen Rhetoriken neuer Möglichkeiten und der Reorganisationen alter Muster, in: Kohlrausch, Bettina/Schildmann, Christina/Voss, Dorothea (Hg.): Neue Arbeit – neue Ungleichheiten? Folgen der Digitalisierung, Weinheim/Basel: BeltzJuventa, S. 69-87.

Carstensen, Tanja (2020): Digitalisierung der Arbeit – Auswirkungen auf Arbeits-verhältnisse, Arbeits- und Rollenteilungen zwischen den Geschlechtern, in: Berghan, Sabine/Schultz, Ulrike (Hg.): Rechtshandbuch für Frauen- und Gleichstellungsbeauf-tragte, Hamburg: Dashoefer, Band 4/10, S. 1-16.

Degner, Anne; Kocher, Eva (2018): Arbeitskämpfe in der „Gig-Economy“? Die Pro-testbewegungen der Foodora- und Deliveroo-„Riders“ und Rechtsfragen ihrer kollektiven Selbstorganisation. In: KJ Kritische Justiz 51 (3), S. 247–265. DOI: 10.5771/0023-4834-2018-3-247.

Dolata, Ulrich; Schrape, Jan-Felix (2018): Collectivity and Power on the Internet. A Sociological Perspective. London / Cham: Springer. Online abrufbar, zuletzt geprüft am 25.03.2020.

Folkerts, Finn; Schreck, Vanessa; Riazy, Shirin; Simbeck, Katharina (2019): Analyzing Sentiments of German Job References. In: 2019 IEEE International Conference on Humanized Computing and Communication (HCC), New York: IEEE, S. 1–6. DOI: 10.1109/HCC46620.2019.00009.

Hensel, Isabell; Schönefeld, Daniel; Kocher, Eva; Schwarz, Anna; Koch, Jochen (Hrsg.) (2019): Selbstständige Unselbstständigkeit. Crowdworking zwischen Autonomie und Kontrolle, Nomos Verlag.

Krause, Rüdiger (2019): Arbeit anytime? Arbeitszeitrecht für die digitale Arbeitswelt, Neue Zeitschrift für Arbeitsrecht (NZA), Beilage, Heft 2, S. 86-94.

Klüh, Ulrich; Sturn, Richard (2020): Blockchained? Eine wirtschaftspolitische Hinführung. In: Sturn, Richard; Hirschbrunn, Katharina; Klüh, Ulrich (2020) (Hg.): Blockchained? - Digitalisierung und Wirtschaftspolitik. Jahrbuch Normative und institutionelle Grundfragen der Ökonomik 18. Marburg: Metropolis, S. 7-28.

Lee, Horan; Staples, Ronald (2018): Digitale Solidarität unter Arbeitnehmer*innen. In: Industrielle Beziehungen 25 (4), S. 495–517. DOI: 10.3224/indbez.v25i4.06.

Loi, Michele (2020): People Analytics must benefit the people. An ethical analysis of data-driven algorithmic systems in human resources management. Berlin: Algorith-mWatch. Online verfügbar unter https://algorithmwatch.org/project/auto-hr/gutachten-ethik-loi/, zuletzt geprüft am 01.03.2020.

Meyer, Uli (2019): The Institutionalization of an envisioned future: Sensemaking and field formation in the Case of “Industrie 4.0” in Germany. In: Lösch, Andreas;  Grunwald; Armin, Meister, Martin; Schulz-Schaeffer, Ingo (Hg.): Socio-technical Futures Shaping the Present: Empirical Examples and Analytical Challeng-es. Wiesbaden: Springer: 111-138.

Meyer, Uli; Schaupp, Simon; Seibt, David (Hg.) (2019): Digitalized industries: Be-tween domination and emancipation, New York: Palgrave MacMillan.

Schrape, Jan-Felix (2018): Open-Source-Projekte zwischen Passion und Kalkül. In: Redlich, Tobias / Moritz, Manuel / Wulfsberg, Jens P. (Hg.): Interdisziplinäre Per-spektiven zur Zukunft der Wertschöpfung. Wiesbaden: Springer Gabler, S. 285–298. Online verfügbar, zuletzt geprüft am 25.03.2020.

Simbeck, Katharina (2019): Eine KI kann diskriminierend sein. In: Personalmagazin plus, 10/2019, S. 10ff. Online verfügbar.

Thieltges, Andree (2020): Big Data, Machine Learning und Künstliche Intelligenz. in: ZfP Zeitschrift für Politik 67/2020 (1), S. 3 – 32. DOI: 10.5771/0044-3360-2020-1-3. Online verfügbar, zuletzt geprüft am 07.04.2020.

Thieltges, Andree (2020): Machine Learning Anwendungen in der betrieblichen Praxis. Praktische Empfehlungen zur betrieblichen Mitbestimmung. Düsseldorf, 36 Seiten[online]. 

Forschungsverbund: Digitalisierung, Mitbestimmung, Gute Arbeit (pdf)

Bronowicka, Joanna; Ivanova, Mirela (2019): Resisting the Algorithmic Boss: Guessing, gaming, reframing and contesting rules in app-based management. 37th International Labour Process Conference. 'Fragmentations and Solidarities'. Austria 2019.

Campbell-Verduyn, Malcolm; Hütten, Moritz; Rodima-Taylor, Daivi (2019): Financial Inclusion and Re-Risking Through Blockchain-Based Initiatives in the Eastern Caribbean and Eastern Europe. GEMSTONES-WIRE Workshop on Economic Regulations in a Digital World. Toronto (CAN), März 2019.

Carstensen, Tanja (2020): „Wandel der Geschlechterverhältnisse durch Digitalisie-rung“, gehalten bei: „Für die Zukunft gewappnet? Wandel der Arbeitswelt sicher gestalten.“ 33. Fachtagung des Arbeitskreises für Arbeitssicherheit Hamburg, 2/2020.

Entgelmeier, Ines; Rinke, Timothy (2019): "The importance of gender, professional position and family responsibility in the process of dissolution of work and private life through the use of ICT". ILERA European Congress 2019. 05.-07. September 2019, Düsseldorf.

Hütten, Moritz (2019): Der Einfluss von Blockchains auf Arbeit und Organisation. MAKER Fair Darmstadt. Darmstadt (DE), Februar 2019.

Klüh, Ulrich (2019):  Ökonomie der Digitalisierung: Herausforderungen, Chancen und Fragen. Konferenz Blockchained? Digitalisierung und Wirtschaftspolitik Konfe-renz. Tutzing (DE), März 2019.

Rego, Kerstin: "Digitale Technologien: eine vielversprechende Aushandlungsarena für Betriebsräte?", Vortrag beim "Campus Thüringen" am 14./15.11.2019 in Plankstetten.

Tagungsbericht zur Abschlusskonferenz „Machtfragen der Digitalisierung“ vom 19./20. Januar 2021

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