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Einleitung
Zu entdecken gibt es im umfangreichen Nachlass von Hermann Burger (1942–1989) noch immer vieles. Dazu gehörte bis jetzt auch das Typoskript Lokalbericht, das – obwohl im Nachlassinventar seit je verzeichnet – in der bisherigen Forschung nur ganz selten und beiläufig Erwähnung fand.1 Die Kontextualisierung des Typoskripts in Burgers Schaffen zeigt jedoch schnell: Der 1970 geschriebene, aber unveröffentlicht gebliebene Lokalbericht – über die Gründe seiner Nichtveröffentlichung kann nur fundiert spekuliert werden – nimmt in seinem Lebenswerk und Werkleben eine Scharnierfunktion ein.2 In diesem ‚Rohdiamanten‘ tastet sich Burger zum ersten Mal ungestüm an jene unverwechselbare Poetik heran, die ab seinem Roman Schilten: Schulbericht zuhanden der Inspektorenkonferenz von 1976 zu seinem Markenzeichen wird.
Die erstmalige Herausgabe des Lokalberichts aus dem Nachlass schien daher angezeigt.3 Dabei stand von vornherein fest, dass diese postume Veröffentlichung eine andere editorische Handhabe erfordert als die 2014 erschienene Leseausgabe von Burgers Werken in acht Bänden, die sich auf den Wiederabdruck seiner bereits einmal publizierten Texte beschränkte.4 Der Hauptteil des Resultats, das in einer Hybrid-Edition besteht, liegt hiermit nun vor.
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Bi(bli)ographisches
Maienzug 1961 Hermann Burger v/o „Fis“, damals Vizepräsident der Verbindung Argovia, im Vollwichs eines Hornfuxen und Kurt Theodor Oehler v/o „Peck“ am 14. Juli vor der Alten Kantonsschule Aarau.
Foto: Foto-Strauss, Aarau.
Anfang Oktober 1967 – unmittelbar vor ihrer Heirat – beziehen Hermann Burger und Anne Marie Carrel (* 1942) die erste gemeinsame Bleibe im fünften Stockwerk des Wohnsilos am Gönhardweg 6 in Aarau mit Blick auf das sich im Bau befindliche Hochhaus der Aargauischen Elektrizitätswerke (AEW).5 Auf die Hauptstadt des Schweizer Kantons Aargau fällt die Wahl des Wohnorts zwar, weil die Ehefrau am dortigen Obergericht bis zur Erlangung ihres Anwaltspatents eine Anstellung als Gerichtsschreiberin erhält. Für Burger aber bedeutet das zugleich eine Rückkehr an den Ursprung: Im Kantonsspital Aarau wurde er – am selben Tag fand mit dem sogenannten Maienzug das bis heute alljährlich begangene Aarauer Jugendfest statt6 – am 10. Juli 1942 geboren. Und in Aarau besuchte der im aargauischen Menziken Aufgewachsene von 1958 bis 1961 die mathematische Abteilung der Alten Kantonsschule. Zu Beginn im „Kosthaus“ seiner Schule an der Rohrerstraße 24 und anschließend als Untermieter in einer Pension am Kunsthausweg 18 logierend, gehörte der damals jeweils am zweiten Freitag im Juli veranstaltete Maienzug während der Gymnasialzeit bald zum festen Ritual. Im letzten Schuljahr absolvierte Burger den Festumzug gar in der Kluft der Kantonsschülerverbindung Argovia, der er kurz zuvor beigetreten war und es in deren Hierarchie auf Anhieb zum Vizepräsidenten gebracht hatte.
Isabelle Kopie (Agfa Copyrapid, din A3) einer Bleistiftzeichnung, die 1961 im Zimmer am Kunsthausweg 18 in Aarau entstanden ist und in (Sommer 1968) liebevoll „Maria im Büstenhalter“ genannt wird.
Pz Sdt Burger Hermann Burger (Bildmitte) in der Rekrutenschule als Panzersoldat in Thun im Frühjahr 1962.
Foto: Divisionär Hirzel.
An diesen autobiographisch aufgeladenen Ort also kehrt Burger nach rund sechs Jahren wieder zurück. Jahre, die vor allem durch die Unsicherheit in der Berufswahl geprägt waren. Belegte er nach der Matura noch probehalber Veranstaltungen in Philosophie und Germanistik an der Universität Zürich und – zeichnerisch nicht unbegabt – gleichzeitig Zeichenkurse an der Kunstgewerbeschule Zürich, immatrikulierte er sich im Anschluss an die Rekrutenschule, die er im Frühjahr 1962 in Thun als Panzersoldat ableistete,7 an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich für ein Studium der Architektur. Weit mehr als sein Fach interessierte ihn allerdings die Literatur. Animiert durch den Besuch der Vorlesungen, die Karl Schmid an der Freifächerabteilung für Geistes- und Sozialwissenschaften der ETH hielt, wurde Burger nicht nur zum begeisterten Leser literarischer Neuerscheinungen, sondern unternahm – besonders beeindruckt von Günter Grass’ Erstlingsroman Die Blechtrommel (1959) – ab Mitte 1963 auch eigene Schreibversuche.8 Und dank dem Literaturkritiker Anton Krättli, seines Zeichens Altherr der Verbindung Argovia mit dem sprechenden Cerevis „smoke“ und Literaturredaktor beim Aargauer Tagblatt, konnte der nebenher in der Aarauer Buchhandlung Meissner jobbende Architekturstudent kurz darauf auch schon seine erste Veröffentlichung vorweisen: In den Aargauer Blättern, der von 1961 bis 1968 gedruckten und ebenfalls von Krättli verantworteten Monatsbeilage zum Badener Tagblatt, erschienen im Dezember 1963 die Gedichte „Spät“ und „Drachen im Herbst“ sowie die Prosaskizze „Der Schnee gilt mir“.9 Die Tage des Architekturstudiums waren damit gezählt, die definitive Entscheidung zum Abbruch traf Burger jedoch erst im Frühling 1965. Der Exmatrikulation an der ETH folgte per Sommersemester die (erneute) Aufnahme eines Germanistik-Studiums an der Universität Zürich, das er an Pfingsten mit der Teilnahme an einer literarischen Exkursion nach Tübingen ‚einläutete‘.10
Wer da im Herbst 1967 nach Aarau zurückkehrt, ist somit ein schreibender Zürcher Student der Germanistik, der für seine unmittelbar bevorstehende erste Buchpublikation – das Gedichtbändchen Rauchsignale im Artemis Verlag – in der Juli-Nummer der Studentenzeitung mit dem poetologischen Essay „Schreiben Sie, trotz Germanistik?“ schon einmal vorsorglich die Werbetrommel gerührt hat.11 Zudem verfügt er einerseits via Anton Krättli bereits über einen ausgezeichneten Kontakt zur lokalen Presse, der sich insofern noch intensiviert, als Burger bald selbst als Literaturkritiker für das Aargauer Tagblatt tätig wird. Andererseits übernimmt er auf das kommende Jahr hin ein kleines Pensum als Hilfslehrer für Deutsch an eben jener Kantonsschule, die er einst selbst besucht hatte. Das sind die sich gegenseitig beeinflussenden Sparten, aus denen sein Berufsleben sich in der nächsten Zeit wesentlich zusammensetzt.
Schriftstellerisch steht 1968 bei Burger ganz im Zeichen der Prosa. Im Hinblick auf die Veröffentlichung einer Sammlung von Erzählungen fährt er damit fort, wozu er mit der Geschichte „Bork“ bereits im vergangenen Jahr den Grundstein gelegt hat. Von der Sommerpause – das spätere Titelstück des geplanten Bandes erscheint in dieser Zeit in der belletristischen Monatsschrift Schweizer Spiegel 12 – verspricht er sich die hierzu nötige Muße. Das Ehepaar verbringt den Urlaub im Tessin, und ihr Ferienhaus, das Bekannten von Burgers Mutter gehört, erweist sich als ungemein inspirierender Ort: „Zum Schreiben und Ruhen ist es herrlich hier. Eine besonnte Terrasse, an deren Brüstungsmauer ich sitze, Blick auf das tief unten liegende, spielzeughaft aufgebaute Brissago und den halben Lago Maggiore“, schreibt Burger am 23. Juli 1968 aus Calascino sopra Gadero an den befreundeten Autor Hans Boesch.13 Und drei Tage darauf an seine Eltern: „Für mich ist es das günstigste Schreibklima.“14 Das ist nicht übertrieben, bringt er doch kaum einen Monat später rund „hundertachtzig Buchseiten Prosa“ mit nach Hause.15 Darunter befindet sich etwa die Literatursatire „Die Leser auf der Stör“, in der ein „Leseinstitut“ namens „Legissima“ dem von der schieren Bücherfülle heillos überforderten Bildungsbürgertum gegen Bezahlung die unliebsame Lektüre abnimmt.16 Aber auch die Geschichte „Isabelle oder der erste Schnee“, in die Burger mit „Eine Illusion“ – das Typoskript lag bereits seit Oktober 1963 in seiner Schublade – einen seiner frühesten Texte leicht überarbeitet als Binnenerzählung integriert hat, gehört zu den Ergebnissen dieses produktiven Sommers.17 Wirklich zufrieden ist der Autor mit dem insgesamt Entstandenen freilich noch nicht. Vielmehr macht er sich abermals mit der „Heckenschere“ dahinter,18 ehe er die Textsammlung dem Artemis Verlag im Herbst zur ersten Prüfung vorlegt. Auch dies jedoch tut er nur zögerlich – namentlich im Fall von „Die Illusion“, wie „Isabelle oder der erste Schnee“ nach der neuerlichen Bearbeitung nun (sieht man vom Artikel ab: wieder) heißt: „Vorausschicken möchte ich eine Bemerkung zur Erzählung ‚Die Illusion‘“, führt Burger gegenüber seinem Verleger Bruno Mariacher aus: „Es ist die längste, zugleich aber auch die älteste Arbeit, in den wesentlichen Teilen noch vor Frischs ‚Gantenbein‘ entstanden. Ich glaube, sie passt in der vorliegenden Form nicht mehr in den Rahmen. Sie ist zu pubertär. Hingegen ergäbe der stärkste Teil, die Budenstadt-Episode, eine Erzählung für sich.“19 Tatsächlich wird dann aber weder „Die Illusion“ noch ihr „stärkste[r] Teil“ Eingang in Burgers erstes Prosabuch finden, wobei es bis zu dessen Publikation zu diesem Zeitpunkt noch eine Weile hin ist. Vorerst indes rückt die Arbeit an der epischen Kleinform wieder in den Hintergrund.
Hermann Burgers Ausweis der bestandenen Prüfung in Latein vom 25. April 1969.
Kauf-Vertrag von Hermann Burgers erstem eigenen Auto, einem VW Käfer, vom 23. April 1968.
Hermann Burgers Reisepass mit der „Aufenthaltsberechtigung der Deutschen Demokratischen Republik“ vom 8. bis 10. August 1969.
Zwar werden mit „Die Leser auf der Stör“20 und „Die Ameisen“21 bereits die ersten Resultate des zurückliegenden Sommers gedruckt, doch hauptsächlich in Anspruch genommen wird Burger im ersten Tertial des Jahres 1969 vom Studium und speziell von der Vorbereitung für das Kleine Latinum, das er als Absolvent eines mathematischen Gymnasiumprofils nachzuholen hat. Erst nach Ablegung des Latein-Examens findet er wieder Zeit für anderes und wagt sich im Sommer an seinen ersten Roman mit dem Arbeitstitel Treppen.22 Die am 7. Juni begonnene Produktion dieses autobiographischen, in der Ich-Perspektive verfassten Texts, auf den Burger gegen Ende des Lebens in seinem Fragment bleibenden Brenner -Projekt ausgiebig zurückgreifen wird, gerät allerdings nach nur zwei Kapiteln ins Stocken. Sei es – das Ehepaar bezieht auf den 1. Juli am Gönhardweg 6 eine größere Wohnung im zweiten Stockwerk23 – aufgrund der Störung durch einen Umzug. Oder sei es, weil Burger seine Sommerferien heuer nicht stationär verbringt, sondern zusammen mit seinem Freund Konrad Fischer v/o „Vat“ (* 1944) per VW Käfer eine „über Weimar, Dresden, Breslau […] durch ehemals Schlesien nach Ratibor […] über Krakau, Warschau, Danzig, Frankfurt an der Oder, an Berlin vorbei nach Hamburg“ unternimmt, um auf den Spuren der bewunderten Blechtrommel in Danzig nicht zuletzt auch „die Grass[’]sche Romanwelt, Stockturm, Zeughauspassage, Jäschkentaler Wald, Langfuhr, Oliva, Zoppot, und natürlich die Polnische Post sowie die Westerplatte“ zu besichtigen.24 Jedenfalls bleibt der angefangene Roman nach der Rückkehr von der Reise liegen, und der Autor beginnt stattdessen zum einen mit einer Sammelaktion, die er nahezu ein Jahr lang ziemlich systematisch fortsetzen wird: Er reißt die Lokalseiten zu Aarau aus dem Aargauer Tagblatt heraus und bewahrt sie auf.25 Zum anderen widmet er sich nun bis auf Weiteres vorwiegend der Literaturkritik. Schon vor dem Urlaub hat er mit Anton Krättli beim Aargauer Tagblatt die Herausgabe der Monatsbeilage „Literatur + Kritik“ in die Wege geleitet, und als deren (frei angestellter) Ko-Redaktor steuert er dazu fortan selbst wiederholt Rezensionen bei. Wie bereits in der allerersten „Literatur + Kritik“-Ausgabe vom September – Burger bespricht darin Karl Schmids Schrift Schwierigkeiten mit der Kunst (1969),26 dieweil im Schweizer Spiegel mit „Tod im Café“ eine weitere Frucht des Sommers 1968 veröffentlicht wird27 – wählt er zunächst vorzugweise Werke, die ihm persönlich am Herzen liegen. So rezensiert er Günter Grass’ neuen Roman örtlich betäubt (1969)28 und Peter Bichsels Kindergeschichten (1969)29 oder macht sich, nach dem Jahreswechsel, Gedanken zur „Schuldfrage bei Kafka“.30
Dann erst – im Frühling 1970 – wird das Vorhaben der Publikation der Prosasammlung wieder aktuell. Burger trifft die definitive Textauswahl und kämmt sie mit „Hans Boesch zusammen […] noch einmal durch“.31 Danach macht er sich umgehend an die Erfüllung des Auftrags, den er – sich in der Aargauer Kulturszene zunehmend etablierend – von Anton Krättli erhalten hat: das Verfassen eines Beitrags zu einem Band, dessen Erscheinen zum 125. Gründungstag des Aargauer Tagblatts auf den 1. Mai 1971 anberaumt ist. Innert kurzer Zeit entsteht das Typoskript „Kultur müsste unsere Pfeifen ausgehen lassen“, in dem Burger mit dem Kulturleben in seinem Heimatkanton einigermaßen kritisch ins Gericht geht.32 Dies sehr zum „Erstaunen“ Krättlis, verfügt der Kanton Aargau seit 1968 doch als schweizweit einziger über ein Gesetz, das die staatliche Förderung der Kultur garantiert.33 Als Mitherausgeber des geplanten Bandes legt Krättli denn auch sein Veto ein. Burger schreibt seinen Beitrag in der Folge um, und die neue Fassung „Liebesbriefe an den Kulturkanton“34 – in ihr sind die bissigen Töne nun ins Gewand der leisen Satire gehüllt – wird unter dem Titel „Blauschwarze Liebesbriefe“ in Mitten in der Schweiz schließlich zum Abdruck gelangen.35 Unterdessen lässt Burger das Projekt ‚erster Roman‘ nicht los. Er nimmt einen zweiten Anlauf.
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Entstehungsgeschichte
In den ersten Julitagen – die großen Schulferien stehen vor der Tür – macht sich Burger ans Werk. In Aarau, dem vermeintlichen Originalhauptschauplatz der Handlung, tippt er den Beginn des Romans, dessen erstes Wort auch gleich sein Titel ist: „Lokalbericht“. Auf Seite 10 angelangt, kauft er sich am 9. Juli36 – und macht das, was für den gesamten Text charakteristisch ist: Er baut das reale „Ereignis“ gleichsam in Echtzeit in die Fiktion ein, indem er die Anschaffung der Hermes Media 3 und der Olivetti Valentine – im Typoskript „Valentino“ (vgl. auch S. 14) geschrieben – thematisiert. In der Tat, dies zeigt das Typoskript, korrespondiert mit der geschilderten Schreib-Szene nämlich ein Wechsel von der ramponierten älteren Olivetti auf die neue Hermes Media 3, wobei Burger mit der akribischen Beschreibung der Maschinen auf eine bereits um 1968 im Typoskript „Schreibmaschine“ entwickelte Idee zurückgreift.37 Zwei Tage später – und damit einen Tag nach dem Maienzug, der 1970 wieder einmal mit Burgers Geburtstag zusammenfiel38 – fährt das Ehepaar in Urlaub nach Calascino sopra Gadero.39 Im Kofferraum haben sie eine kleine Schriftstellerwerkstatt: die Hermes Media 3; die im Vorjahr gestartete Sammlung der Aarauer Lokalseiten aus dem Aargauer Tagblatt sowie – vermutlich – dessen aktuelle Wochenendausgabe mit den ersten Berichten über den Maienzug;40 Bücher, unter denen auch Die Blechtrommel vertreten ist; das Typoskript der (für den Bork -Band verworfenen) Novelle „Die Illusion“ und eben die ersten Seiten des unlängst begonnenen Lokalberichts.
Calascino sopra Gadero mit Blick auf den Lago Maggiore im Sommer 1970. Hier verbrachte das Ehepaar Burger schon den Sommer 1968.
Fotos: Anne Marie Carrel (Privatbesitz).
Calascino sopra Gadero mit Blick auf den Lago Maggiore im Sommer 1970.
Fotos: Anne Marie Carrel (Privatbesitz).
Calascino sopra Gadero Hermann Burger an seiner Hermes Media 3 auf der Terrasse der Casa Kutter in Calascino sopra Gadero im August 1970. Seine linke Hand ruht auf der in der von Günter Grass illustrierten Ausgabe der Fischer Bücherei von 1962 (Nr. 473/74).
Fotos: Anne Marie Carrel (Privatbesitz).
Zeitungsartikel aus Hermann Burgers persönlicher Sammlung: -hf- [Heinz Fröhlich], „Helm auf! Auf Aaraus Pulverturm-Rekonstruktion wurde am Montag das Dach aufgesetzt“, in: Aargauer Tagblatt (7. Juli 1970).
Wie schon 1968 ist die Atmosphäre oberhalb des Lago Maggiore Burgers Produktivität ausgesprochen zuträglich und dies, obwohl er sich dort keineswegs in einer Schreibklausur befindet. Nach der Heimreise der Ehefrau, die nach zwei Wochen zurück an die Arbeit muss, für das mit dem Schweizer Nationalfeiertag zusammenfallende Wochenende vom 1./2. August jedoch abermals kurz nach Calascino kommt,41 leisten Burger zuerst seine Geschwister Christoph (* 1948) und Kathrin (* 1949) Gesellschaft,42 und in der Woche darauf stößt auch noch sein langjähriger Freund Kaspar Villiger v/o „Micky“ (* 1941) dazu.43 Gleichwohl verbringt er die meiste Zeit rauchend an der Hermes Media 3 auf der Terrasse des Ferienhäuschens und macht sich dabei die mitgebrachte Schreibwerkstatt zunutze. Sich stark auf Grass’ Blechtrommel ‚stützend‘, deren Kapitel „Fernwirkender Gesang vom Stockturm aus gesungen“ zum Beispiel die Folie für die Passage „Fernwirkender Gesang vom AEW-Hochhaus aus gesungen“ (vgl. 51–55) abgibt, verwebt er – auf einem nicht mehr eindeutig eruierbaren Weg zusätzlich mit den inzwischen erschienenen Ausgaben des Aargauer Tagblatts versorgt – in seinen Text zugleich Exzerpte aus der lokalen Berichterstattung wie etwa die Artikel „Helm auf!“ (vgl. 15), „Hono-Lulu“ (vgl. 147 u. 159) oder „Bauern gegen Aarau“ (vgl. 152).44 Ebenso Wiederverwendung findet das Typoskript „Die Illusion“ von 1968, dessen Ursprung ja gar im Herbst 1963 liegt. Daraus werden, was auch an der handschriftlich korrigierten Paginierung ersichtlich ist, zwei Teile materiell in dasjenige des Lokalberichts montiert, um darin als zehn Jahre zurückblendende Binnenerzählung zu fungieren (vgl. 127–135 u. 162–212). Desgleichen verleibt Burger dem Lokalbericht etliche frühere kleine Texte wie beispielsweise „Er schreibt“ (1968 resp. 1969) oder einzelne seiner „Sprichwörter“ (1967 resp. 1968/69) ein, wobei er die älteren Fassungen abtippt und je nach Bedarf unterschiedlich stark modifiziert. Der neu entstehende Text geriert sich somit – man führe sich hierzu dessen dossier génétique bzw. dessen interaktive Umsetzung vor Augen – als eine Art Mosaik aus älteren Bausteinchen, und diese musivische Arbeit geht buchstäblich im Eiltempo vor sich. Mit anderen Worten: Nach Jahren der (unbewussten) Vorbereitung fallen auf einmal viele Stränge zusammen. Burger wird in Calascino von einem richtiggehenden Furor poeticus gepackt.
Es sei, teilt er seinem Vater am 2. August mit, seine „produktivste Zeit seit langem. Ein kurz vor den Ferien begonnener Roman […] hat bereits die beängstigende Dimension von 200 Schreibmaschinenseiten angenommen.“45 Und über diese „produktivste Zeit“ tauscht er sich – nach einer Stippvisite in Berzona bei Max Frisch, dessen Werk ja ebenfalls durch den Lokalbericht geistert46 – mit seiner Ehefrau ebenso aus wie über den Inhalt der daraus entstandenen „Schreibmaschinenseiten“: „Es ist eine Art Durchbruch zum Ganzen, ein Brennen an allen Enden der Kerze“, schreibt er ihr am 10. August und fährt mit Vorausblick auf den anstehenden Hochschulabschluss fort: „Man hält es nicht allzu lange aus, ich werde mich zur Erholung in die reproduktive Phase der Prüfungsvorbereitung stürzen. Ich glaube aber sagen zu dürfen, dass mein Vulkan noch nie im Leben so intensiv sprühte. Der Rausch war da, alles sagen zu können, was immer man mit Worten berührte.“47 Dieser Brief kreuzt sich mit dem von Anne Marie Carrel, in welchem sie sich (auch) aus logischen Gründen „irritiert“ zeigt durch „die Szene, in der der Gymnasiast die Stadt Aarau en miniature aus dem Bauch der Artistin zieht“ (vgl. 180): „[E]s leuchtet mir einfach nicht ein, weshalb diese Frau, die in allen Städten auftritt, just gerade ein Aarauer-Modell im Bauch haben sollte“.48 Burger – der Tücken seiner Schachtelkonstruktion sehr wohl gewahr – antwortet darauf anderntags: „Ob sich der jetzige Schluss als organisch erweisen wird, kann sich erst etwa in einem Jahr zeigen. […] Der Vorstoss in die Wirklichkeit führt zum Modell, deshalb darf sich der dritte Teil wieder ganz im Papierhaften und Schemenhaften abspielen.“ Ja, der Autor plant gar, diesen Briefwechsel „in den Roman ein[zu]bauen“, jenen seiner Ehefrau dabei „vielleicht als Leserbrief fingierend. Das wäre ein guter Trick, um auch diese Zweifel zu beseitigen.“49 Womit indes auch gleich klar ist, dass Burger – als er gegen Ende Woche über den Gotthard heimfährt, da die Schulferien vorüber sind – nach eigener Einschätzung keinen fertigen Roman im Gepäck hat. Dennoch setzt er auf das, was sich in Calascino zwar wie ein Blitz, aber keineswegs aus heiterem Himmel entladen hat, einige Hoffnung.
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Romanfragment
Zurück in Aarau wird Burger vorerst allerdings anderweitig absorbiert. Nicht nur nimmt er notgedrungen die schulische Unterrichtstätigkeit wieder auf, sondern er veröffentlicht Ende August im Aargauer Tagblatt überdies ein Nebenprodukt seiner im Urlaub so eingehend gepflegten Auseinandersetzung mit Grass’ Werk: den Essay „Brösen“, in dem er sich am Leitfaden von einschlägigen Stellen aus der Danziger Trilogie über die „Absurdität“ von Badeanstalten auslässt.50 Danach – ab September, als auch die Sammlung Bork: Prosastücke in den Buchhandel gelangt – muss er sich für den Rest der vorlesungsfreien Zeit der ersten Fassung seiner von Emil Staiger betreuten Lizentiatsarbeit widmen.51 Darin befasst er sich, wie schon in seinem Artikel zu „Die Winzer“ in der „Literatur + Kritik“-Ausgabe vom vergangenen 30. Juli,52 mit der Lyrik von Paul Celan, dessen Freitod im Frühjahr ihn tief betroffen gemacht hat.53 Dass deswegen der Lokalbericht vorübergehend aus dem Fokus gerät, verwundert nicht. Noch vor Ende der Semesterferien aber nimmt Burger dann doch jenen Plan in Angriff, von dem er seinem Vater bereits aus Calascino unter dem Siegel der Verschwiegenheit berichtet hat: „Ich hoffe insgeheim, auf Grund dieses Entwurfs vom neu geschaffenen Kuratorium […] ein Jahresstipendium zu bekommen, das mir nach Studienabschluss erlauben würde, nur ein kleines Stundenpensum an der Kantonsschule zu übernehmen und den Roman in aller Ruhe auszuarbeiten.“54
Ein entsprechendes Gesuch um ein Werkjahr an das nach der Annahme des kantonalen Kulturgesetzes eingerichtete Kuratorium für die Förderung des kulturellen Lebens Aargau setzt Burger Anfang Oktober jetzt auf,55 reicht dasselbe jedoch – vielleicht, weil das Ehepaar per Monatsende erneut umzieht, diesmal an den Nelkenweg 4 – erst im November in leicht überarbeiteter Form ein: „Ich habe vor“, heißt es darin, nichts weniger als eine pointierte Synopse des Lokalberichts liefernd,
„in nächster Zeit einen Roman zu schreiben, und ich würde dieses Gesuch nicht stellen, wenn nicht bereits ein Entwurf (ca. 150 Seiten) vorläge. Es ginge darum, diesen Entwurf auszuführen. Er ist in der bisherigen Gestalt ein Romanfragment, das um das Aargauer Kleinstadtleben, insbesondere das kulturelle Leben kreist. Der Held steht vor dem Abschluss seiner Studien und beginnt plötzlich zu zweifeln an der papierenen Scheinwelt der Wissenschaft. Schreibend möchte er sich vom Fluch der Interpretation befreien. Was er sucht, ist die sogenannte Wirklichkeit, die er in einem Fest zu finden glaubt, hinter dem das Aarauer Jugendfest steht. In einem Illusionstheater entdeckt er, dass auch die Wirklichkeit mit Modellen arbeitet und letztlich eine Frage der Interpretation ist. Ein dritter Teil, der noch offen ist, müsste dann die Synthese zwischen den ersten beiden Blöcken bilden. Es ginge um den Versuch, den Menschen und die Wirklichkeit als Opfer der Interpretation zu zeigen, wobei das Problem der Sprache eine grosse Rolle spielen würde, denn mit jedem ausgesprochenen Wort setzen wir ja ein Modell in die Welt. Ich kann in diesem Rahmen den möglichen Roman nur oberflächlich skizzieren und muss betonen, dass ich keineswegs weiss, wie er nach intensiver Ueberarbeitung aussehen wird.“56
Ob nun durch diese Skizzierung seines „Romanfragments“ überzeugt oder durch den Umstand, dass er Ende des Jahres für den (dem Brief beigelegten) Band Bork sowohl einen Förderpreis der Jubiläumsstiftung der Schweizerischen Bankgesellschaft als auch eine Ehrengabe des Regierungsrats des Kantons Zürich erhält, oder schließlich durch die Lektüre der mittlerweile erschienenen, thematisch verwandten „Blauschwarzen Liebesbriefe“ – auf jeden Fall bewilligt das Aargauer Kuratorium im Juni 1971 das Gesuch um ein Werkjahr und erfüllt somit Burgers heimliche Hoffnung.57 Da ihm zudem im Monat zuvor schon die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia einen Werkauftrag erteilt hat,58 erweist sich seine Entscheidung, im Frühling den Schuldienst quittiert zu haben, als doppelt richtig. Trotz dieser Erleichterung kommt es aber nicht zur versprochenen „intensive[n] Ueberarbeitung“ des Lokalberichts, und dessen dritter Teil, der „die Synthese zwischen den ersten beiden Blöcken bilden“ sollte, bleibt ‚Stückchenwerk‘.59 Daran vermag auch ein neuerlicher Aufenthalt im Tessin nichts zu ändern.
Zwar kann Burger seinen Eltern Ende August aus Calascino stolz die erfolgreiche Abgabe seiner Lizentiatsarbeit Auf der Suche nach der verlorenen Sprache: Zum Gestaltungs- und Sprachproblem bei Paul Celan vermelden,60 doch damit beginnt die arbeitslastige Zeit der Vorbereitung auf die akademischen Abschlussprüfungen erst. Demgemäß erinnert er sich noch Jahre später, nachdem er – in der Zwischenzeit zum Privatdozenten für Deutsche Literatur an der ETH Zürich ernannt61 – als Gast in Hermann Hesses ehemaligem Tessiner Domizil an der achten und letzten Fassung von Schilten gefeilt hat: „Die fünf Wochen in der Casa Camuzzi in Montagnola waren ja von unschätzbarem Wert für diese Arbeit, und ich denke schon jetzt als an eine der fruchtbarsten Zeiten überhaupt in den letzten Jahren an sie zurück“, teilt er seiner Gastgeberin Ursula Böhmer am 24. November 1975 mit, um sogleich die Parallele zu ziehen: „Ich hatte nur einmal einen vergleichbaren Produktionsschub, im Sommer 1970 in dem kleinen Haus oberhalb von Brissago. Damals schrieb ich in wenigen Wochen einen Kleinstadt-Roman, der dann allerdings liegen blieb, weil ich im Herbst das Lizentiats-Examen vorbereiten musste. Im Sommer 71 war ich krank, ebenso im Sommer 72 und im Sommer 73.“62 Das also sind die (triftigsten) Gründe dafür, dass die Ausarbeitung des Lokalberichts nicht mehr erfolgte.
Zum ersten wird Burger stark durch den Abschluss seines Studiums in Beschlag genommen, zumal er sich – was ihn für ein weiteres Jahr auf Trab halten wird63 – unmittelbar nach der Verleihung des Titels Licentiatus philosophiae im Februar 1972 des Ausbaus seiner Lizentiatsarbeit zu einer Dissertation annimmt.64 Zum zweiten ereilt ihn im „Sommer 71“ erstmals, was ihn auch in den Folgejahren jeweils für Monate fast völlig arbeitsunfähig macht: die Beschwerden, die er dereinst unter dem Namen „Unterleibsmigräne“65 in die Literaturgeschichte eingehen lässt und sich im Rückblick als somatisches Symptom seiner ab 1979 offen zu Tage tretenden (manischen) Depression zu lesen geben. Zum dritten sodann findet er 1972 während eines Besuchs beim „befreundeten Lehrer“ und Dichter Hans Zinniker (* 1943) „in einem abgelegenen Schulhaus“ mit Schilten seinen „großen Stoff“,66 dessen Verfertigung diejenige des bereits bestehenden Romanfragments nahtlos ablöst und verdrängt. So gut Burger aber daran getan haben mag, das zugesprochene Werkjahr ab Anfang 1973 auf die Arbeit an Schilten zu verwenden und – der fulminante Erfolg dieses Romans spricht für sich – die Bühne der Romanschriftstellerei offiziell mit seinem „Schulbericht“ statt mit dem Lokalbericht zu betreten, sollte doch der Stellenwert des früheren Entwurfs für seinen literarischen Werdegang auf gar keinen Fall unterschätzt werden. Immerhin hält der Autor darauf selbst wiederholt große Stücke.
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‚Trotzdem drucken‘
War das „Projekt“ Lokalbericht, wie es im Brief an den Vater vom 2. August aus Calascino heißt, vor der Bewerbung um ein Werkjahr „noch geheim“,67 geht Burger damit ab Spätherbst 1970 verschiedentlich an die Öffentlichkeit und präsentiert im Rahmen von Lesungen vorwiegend Passagen aus dem ersten (titellosen) Teil seines Typoskripts. Den Auftakt macht am 22. Oktober 1970 eine Veranstaltung der Tenedo Gesellschaft Zurzach. Burger gibt neben Prosastücken aus Bork auch „Romanausschnitte“ zum Besten,68 und das Badener Tagblatt berichtet über diese Ausschnitte aus „einem entstehenden Roman“ in der darauffolgenden Woche mit den Worten: „Der Held, die Hauptperson des Romans, ist ein junger Student der Literaturgeschichte, der sich als Papierexistenz vorkommt, weil er sich nur mit Sekundärliteratur beschäftigt. Um diesem Fluch zu entrinnen, muss er Primärliteratur schaffen. Zum Teil schreibt er nun absichtlich so, wie man eben nach allen Regeln der Literatur nicht schreiben dürfte.“69 Trotz dieser Beschreibung sind die in Zurzach gelesenen Ausschnitte aber nicht mehr eindeutig identifizierbar. Anders verhält sich das mit denen, die Burger 1971 unters Literaturvolk bringt.70 Sie lassen sich aufgrund seiner „Inhaltsübersicht“ des ersten Teils bestimmen.71
Am 14. Januar trägt er im Literarischen Club Zürich unter anderem „Barzels Universalroman“ (vgl. 76–77) vor und bekommt auch dafür gute Presse: Burger las „einen Ausschnitt aus einem entstehenden Werk und brachte damit humorvolles Leben in den […] Abend“, urteilt der Zürcher Tages-Anzeiger mit der Begründung: „Burger fügt Einzelerscheinungen des Spiessertums auf kabarettistische Weise unerwartet zu einer leisen Anklage zusammen. Schnell, wendig. Witzig, besinnlich. Der Hörer lacht und weiss bald nicht mehr so genau, worüber er lacht. Ein dezent-satirischer Humor verärgert, verunsichert, stösst sachte an: Provokation eines Germanisten.“72 Eine „Provokation“, auf die das ‚heimische Blatt‘ gleichfalls positiv reagiert: „Burger wirkte auflockernd“, meldet das Aargauer Tagblatt: „Er las […] aus einem unveröffentlichten grössern Werk. Es handelt von einem jungen Mann, der im Kulturkanton aufwächst und sich schreibend Gedanken macht.“73 Und die Zürcher Wochenzeitung Sonntags Journal, in der Burger bereits einmal einen Text platzieren konnte, bekundet anscheinend sogar Interesse an einem Abdruck von „Barzels Universalroman“, denn in deren Ausgabe vom 20./21. März erscheint der Romanausschnitt – von Burger geringfügig überarbeitet – unter dem Titel „Universalschriftsteller“.74 Ein größeres Echo als das hat keine der weiteren Lesungen aus dem Lokalbericht, aber auch von diesen finden etliche noch mediale Resonanz.
So wird Burgers Vorstellung von „Aufstand der Dichter“ (vgl. 29–32) und als „Dreingabe: Geneigter Leser“, d. h. dem „2. Brief an den Leser“ (vgl. 26–28), am 22. Januar in der Literarischen und Lesegesellschaft Aarau im Aargauer Tagblatt vom 26. Januar ausführlich gewürdigt:
„Dass der Literarhistoriker Burger und der Dichter Burger nicht dauernd in bestem Einvernehmen leben, zeigte der dritte Teil der Lesung […] im leichten Gewand: Ein Aufstand der Dichter im Germanistischen Seminar der Universität Zürich erweist die ‚wissenschaftliche‘ Interpretation als Verfälschung des Dichterwortes, als Unechtheit, als sinnlose Pose. Diese Satire auf die Literaturwissenschaft befindet sich offensichtlich noch im Stadium der Bearbeitung. Wir sind darauf gespannt, sie in einiger Zeit innerhalb eines grösseren Prosawerks wieder anzutreffen. Hermann Burger ist, wenn nicht alles täuscht, auf dem Weg zu seinem ersten Roman.“75
Nicht unkommentiert bleibt auch die Lesung von „Besuch beim Kritiker“, d. h. „Sprechstunde“ (vgl. 70–75), in der Solothurner Buchhandlung Lüthy am 9. März: „,Nein, mein Herr, so können sie um Gottes Willen nicht mehr schreiben, so schreibt man heute nicht mehr‘, sagen die Kritiker, schrieb Hermann Burger in einem Artikel über den sogenannten freien Schriftsteller“, greift die Solothurner Zeitung das Thema mit Rekurs auf Burgers „Philippika wider den ‚Literaturbetrieb‘“76 auf, um ihm postwendend zu attestieren: „Burger ist ein progressiver Schriftsteller, weil er den Mut hat, nicht progressiv zu sein, weil er dem zwingenden Formalismus den Rücken gekehrt hat und so schreibt, wie es ihm Spass macht, auch wenn man heute so nicht mehr schreiben kann.“77 Ebenfalls gut weg kommt beim Publikum laut Aargauer Tagblatt die Präsentation von „Lora Schwarb“ (vgl. 87–90) in der Brugger Galerie Lauffohr am 7. Mai, vermochte doch die „unveröffentlichte Kunstsatire, welche auf die Gesellschaft eines kleineren, kulturbeflissenen Kantons gemünzt ist, […] die Gäste durch ihre trockene Ironie zu erheitern. Auch sie zeichnet sich durch präzise Beobachtung aus.“78 Die restlichen Lesungen hingegen erfahren keine mediale Aufmerksamkeit mehr: diejenige vom 19. Juni, an der Burger auf neuerliche Einladung der Literarischen und Lesegesellschaft Aarau mit „Jugendfestumzug“ (vgl. 111–114) ausnahmsweise etwas aus dem zweiten Teil vorträgt, ebenso wenig wie die der „Lehrer-Skizze“, d. h. „Angst vor dem Lehrersein“ (vgl. 20a–25), anlässlich des Altherrentags der Argovia am 5. September in Wohlen.79 Dass sich Burger „auf dem Weg zu seinem ersten Roman“ befindet, weiß somit zumindest die literarisch interessierte Öffentlichkeit, und auch nach Abschluss dieser Serie von Lesungen verliert für ihn der Lokalbericht seine Aktualität noch nicht. Vielmehr erwähnt er auch gegenüber Personen aus seinem persönlichen Umfeld mehrfach, dass er sich nach dem Abschluss des Studiums der Arbeit an seinem Roman widmen will.
„Das nächste Jahr“, teilt Burger dem Berner Germanisten Hans Jürg Lüthi am 15. Oktober 1971 mit, „gehört dem schon lange geplanten Roman“.80 Und am 4. November wird er in dieser Sache in einem Brief an Emil Staiger noch deutlicher: „Ich trete nun bald das berüchtigte ‚dreissigste Jahr‘ ein“, schreibt Burger in unverhohlener Anspielung auf Roberts Musils Der Mann ohne Eigenschaften (1930/32) an seinen designierten Doktorvater,
„und hoffe, 1972 einen Roman ausarbeiten zu können, der schon lange geplant ist. Ich wäre nicht überrascht, wenn dieses Vorhaben scheitern würde, denn mir schwebt nichts weniger vor als eine Art ‚Universalroman‘, ein Buch, in dem auch menschliche Dimensionen zur Sprache kommen sollen, die in der gegenwärtigen Spezialisten-Literatur unterdrückt werden. Es soll ein Querschnitt werden durch die Nöte, Aengste, Hoffnungen, Erinnerungen, Visionen und Pläne eines Dreissigjährigen, der sich ein Jahr lang zurückgezogen hat, um über sein vergangenes und zukünftiges Leben nachzudenken – sozusagen eine befristete Pensionierung vor dem Berufsleben.“81
Der Protagonist von Burgers „‚Universalroman‘“, den er schon um 1968 im Typoskript „Romananfang“ skizziert hat, soll demnach offenbar weit tiefer in der Spur von Musils Ulrich wandeln als bisher. Wenngleich dieser Plan nie realisiert wird und das „Vorhaben“ insofern wirklich ‚scheitert‘ – es zeigt doch, dass sich Burger nach wie vor mit dem Gedanken einer Ausarbeitung des Lokalberichts trägt. Das bestätigt er der Schweizer Leichtathletin Meta Antenen (* 1949) kurz vor Beginn seiner Doktorexamen in Zürich“: „Nachher werde ich am geplanten Roman arbeiten.“82 Ähnlich tönt es auch noch in einem Brief, den er – mit seiner Ehefrau per April ins alte Pfarrhaus auf dem Kirchberg von Küttigen eingezogen – am 4. Mai 1972 an die Schriftstellerin Gertrud Wilker schickt: „Herrlich ist im weiteren das Kapitel über die Leser“, schwärmt er über ihren jüngsten Roman Altläger bei kleinem Feuer (1971) und macht alsdann eine Ähnlichkeit mit seinem eigenen Unterfangen aus: „Sie bauen, dank Ihrer Romankonstruktion, eine Art ständiges Mitspracherecht der Leserschaft ein, Sie legen fingierten Lesern Wünsche in den Mund. Ich habe etwas ähnliches versucht in einem Manuskript, mit fortlaufend numerierten ‚Briefen an den Leser‘.“83 Dass Burger den Vergleich zu einem Roman, den er für sehr gelungen hält, nicht scheut, sagt zweifellos etwas über seine Ein- und Wertschätzung des Lokalberichts aus. Die Indizien für die anhaltende Relevanz, die dieser Text für ihn hat, bestehen jedoch nicht allein in dessen expliziter Thematisierung gegenüber Dritten respektive im öffentlichen Vorlesen von Ausschnitten daraus.
Noch 1974 und mitten in der Arbeit an der sechsten Fassung von Schilten sitzend, ruft sich Burger in „Maienzug“ – einer Art verspätetem Parergon zum Lokalbericht – den Sommer 1970 in Erinnerung, als er „im Tessin an einer geistigen Zerrung laborierte, das heisst an einem Roman schrieb“. Damals erst sei ihm dank des Aargauer Tagblatts aufgegangen, „was es an einem Maienzug alles zu erleben gab, denn die Dokumentation, die sich aus den Berichten der Lokalredaktion zusammenläpperte, sprengte alle bisherigen Festdimensionen.“84 Diese „Dokumentation“ ist in Form von bearbeiteten Exzerpten wie gesagt wesentlicher Bestandteil des Lokalberichts, von dem Burger weiterhin partiell überzeugt bleibt. 1976 nämlich – die Presse überschlägt sich gerade vor Begeisterung über die sprachliche Virtuosität von Schilten , und Burger hätte folglich bereits einen Ruf zu verlieren – erachtet er just Passagen, in denen er poetisches Kapital „aus den Berichten der Lokalredaktion“ geschlagen hat, noch immer für druckwürdig. Zum Jahreswechsel erscheinen in den Aarauer Neujahrsblättern, die Burger schon öfters eine Plattform geboten haben,85 unter dem Titel „Skizzen zu einer Kleinstadt-Fest-Prosa“ leicht redigierte und eigens neu betitelte Auszüge aus dem Lokalbericht, von denen der letzte besonders zu erwähnen ist.86 Mit „Lokalredaktor müsste man sein!“ – wie „Barzels Universalroman“ (76–77) neu heißt – beschließt die „Skizzen“ jene Sequenz, die Burger schon 1971 unter dem Titel „Universalschriftsteller“ veröffentlicht hat und deren zentrale Bedeutung durch ihren Vorabdruck als „Zitat aus den Neujahrsblättern“ im Aargauer Tagblatt erneut unterstrichen wird.87
Weniger aber diese Passage als eher der Auszug aus der Schilderung des Jugendfestes (vgl. 141–154) dürfte dazu geführt haben, dass auf dem Kirchberg von Küttigen bald darauf eine Anfrage der Stadt Aarau eintrifft, die der geschmeichelte Autor zunächst anzunehmen gedenkt: „Dass Sie mich als diesjährigen Maienzugredner ausgesucht haben, ehrt mich und freut mich ausserordentlich“, beginnt Burger am 22. Februar 1977 sein erstes Antwortschreiben und bringt die Sprache einmal mehr auf die Entstehung des unvollendeten Lokalberichts: „Ich habe ja einmal einen ganzen Maienzug-Roman konzipiert, musste ihn aber dann der akademischen Prüfungen wegen beiseite legen. Vermutlich kennen Sie die diesbezüglichen Ausschnitte aus den Aarauer Neujahrsblättern 1977.“88 Der Brief bleibt indes wohlweislich unabgeschickt, muss Burger doch keine Woche später, am 28. Februar, schweren Herzens eine zweite Antwort aufsetzen, in der er aus arbeitstechnischen und gesundheitlichen Gründen „um nachsichtige Dispensierung von der ehrenvollen Aufgabe“ bittet.89 Zu einer Maienzugsrede aus Burgers Feder kommt es deshalb nicht, aber der Briefwechsel mit der Stadt Aarau zeigt doch noch einmal, wie lange der Lokalbericht in seiner Vita präsent ist. Ja, man könnte sogar versucht sein, noch in einer viel späteren Äußerung einen Reflex dieser fortdauernden Präsenz zu erblicken.
Ziemlich genau 16 Jahre nach Abfassung seines Romanfragments schreibt der gestandene Schriftsteller – 1983 für den Roman Die Künstliche Mutter (1982) mit dem Friedrich-Hölderlin-Preis und 1985 für die Erzählung „Die Wasserfallfinsternis von Badgastein“ mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet – in einem Artikel zur neuesten Aargauer Literatur einen Satz, der sich wie das Epitaph auf eine selbst verpasste Chance liest: „Es fehlt der Kleinstadt-Roman aus Aarau“.90 In Anbetracht dieser lang währenden (inneren) Beschäftigung mit dem Lokalbericht ist es – bedürfte es dafür denn überhaupt der Argumente – zur Begründung von dessen postumer Veröffentlichung nicht nötig, sich auf Burgers ironisches Bonmot aus den „Blauschwarzen Liebesbriefen“ zu kaprizieren: „Literatur ist, wenn man trotzdem druckt.“91 Natürlich sind dem Text die Hast seiner Niederschrift und sein Entwurfscharakter allenthalben anzumerken. Man denke zum Beispiel nur daran, dass die kalauernde Umkehrung des geflügelten Worts: „Wo man singt, da lass dich ruhig nieder, / böse Menschen haben keine Lieder“, innerhalb weniger Seiten gleich zweimal auftaucht: „da lass dich unruhig nieder“ (18 bzw. 23). Aus Autoren- und Lektorensicht wären derlei ‚Mängel‘ bei einer Ausarbeitung zweifelsohne auszumerzen gewesen. Aus literaturhistorischer Perspektive hingegen zeigt das Lokalbericht-Typoskript trotz all seiner Kinderkrankheiten ein anderes Gesicht, enthält es doch so gut wie alle Zutaten für Burgers künftiges Literaturrezept. Hier experimentiert der angehende Romanautor sowohl thematisch als auch von der Machart her erstmals mit seiner genuinen Poetik, und allein schon in dieser Hinsicht ist die Publikation des Typoskripts von Interesse. Kommt hinzu, dass der Text qua hybride Nachlassausgabe ‚funktioniert‘, obwohl sein dritter Teil offensichtlich nach wenigen Seiten abbricht und sich etwa die neugierig machende „Stumpenfabrik […], von der noch die Rede sein soll“, als Stumpengleis erweist (8).
Die „Synthese“ zwischen der Papierwelt des ersten und der „sogenannten Wirklichkeit“ des zweiten Teils, die Burger in seinem Gesuch an das Aargauer Kuratorium in Aussicht gestellt hat und die er während des Werkjahrs im noch offenen dritten Teil leisten wollte, gelangte über das Planstadium zwar wie gesehen nie hinaus. Aber „Und der Stil hält sich weiterhin versteckt“ (vgl. 201–204) löst seine dialektische Schuld auch und gerade als (unpubliziertes) Fragment trotzdem ein. Dessen ironische Pointe besteht ja darin, dass der mit dem Zwischenresultat konsultierte Literaturkritiker dem Roman-Novizen am Ende den dringenden Rat erteilt, „das Manuskript liegen“ zu lassen und von einer Veröffentlichung im eigenen Interesse abzusehen (16). Genau das ist mit dem Lokalbericht zu Burgers Lebzeiten sozusagen folgerichtig auch geschehen. Jetzt jedoch, als Ausgabe aus dem Nachlass, lässt sich dieser Text zugänglich machen, ohne damit seine selbstreflexive Schlussvolte der ‚Wahrheit‘ zu berauben. Dies umso mehr, als in dieser digitalen Edition der Baukastencharakter des Lokalberichts jederzeit evident bleibt.
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Was für ein Roman
Indem der Text mit einer Konsultation des Literaturkritikers Felix Neidthammer (vorzeitig) endet, kommt er wieder auf jener Diskursebene an, auf der er auch anfängt: in seiner Rahmenfiktion. Für deren Entfaltung braucht der Ich-Erzähler zu Beginn keine zwei Typoskript-Seiten. Das erste Wort – der Titel – ist Programm, stammt aus der Publizistik und bezeichnet bekanntlich jenen Teil einer Zeitung, der sich dem örtlichen Geschehen widmet. Spätestens nach zwei Sätzen ist bereits klar, dass der Protagonist an einem gleichnamigen Roman schreibt, in dem dieses Schreiben selbst thematisiert wird. Nach drei dann, dass er zudem als Deutschlehrer arbeitet, und zum Schluss der kurzen Exposition steht vor der Leserschaft: ein junger Mann namens Günter Frischknecht, der nicht nur literarisch und unterrichtend tätig ist, sondern überdies seinem Studium der Germanistik mit einer Dissertation über Günter Grass ein möglichst baldiges Ende machen sollte.
Gattungstypologisch schillert der Lokalbericht demnach von Anfang an in vielen Facetten. Handelt es sich um einen Lehrerroman, insofern Frischknecht sich mit seinem Brotberuf schwer tut? Oder um einen Künstlerroman, insofern die innerseelische und lebensweltliche Entwicklung eines Schriftstellers dargestellt wird? Oder um einen Campusroman, insofern die Gepflogenheiten an der Universität wiederholt eine Rolle spielen? Oder um eine Autofiktion, insofern Frischknecht ein gerüttelt Maß an Eigenschaften mit seinem Erfinder teilt? Man kann diese Fragen mit der gebotenen Vorsicht alle mit Ja beantworten und denselben – vom Ende her gesehen – sogar noch weitere hinzugesellen: also ein Presseroman, insofern darin die lokaljournalistische Praxis prominentes Thema ist? Oder – wie Burger seinen Text selbst deklariert – ein Kleinstadtroman, insofern besonders der zweite Teil, der eigentliche Lokalbericht im Lokalbericht, von den Geschehnissen in einer kleinen Schweizer Stadt erzählt? All dessen ungeachtet ist der Text jedoch vor allem eines: ein Metaroman, ein Roman über den Roman und das Roman-Schreiben, in dem die eigenen Entstehungsumstände in verschiedener Hinsicht wieder und wieder thematisiert werden. Das geschieht – um nur ein paar Elemente dieser Metafiktionalität zu nennen – in den Gesprächen mit dem Literaturkritiker ebenso wie in den fünf (auch im Brief an Gertrud Wilker erwähnten) „Brief[en] an den Leser“, mit denen Frischknecht seinen Bericht im ersten Teil sporadisch unterbricht, um gleich selbst über sein Vorgehen zu reflektieren. Gemeinsam aber ist allen metafiktionalen Passagen ein Merkmal, das den Lokalbericht insgesamt bestimmt: das Moment der Satire. Dazu zwei Beispiele.
Im einleitenden Teil seiner Frankfurter Poetik-Vorlesung, die Burger 1986 unter dem an Kleist angelehnten Titel Die allmähliche Verfertigung der Idee beim Schreiben gehalten hat, erinnert er sich zurück an das, was ihn im zeitlichen Umfeld der Lokalbericht-Entstehung umgetrieben hat. So habe er in seinem Bork -Prosastück „Der Büchernarr“ seine Erfahrungen als Germanistik-Student verarbeitet: „Damit reagierte ich auf einen Typus von Studenten, auf den ich allergisch war: auf den Knecht und Glasperlenspieler“, sagt er in Anspielung auf jenen Magister Ludi Josef Knecht aus Hermann Hesses Roman Das Glasperlenspiel (1943), dem ja auch sein Protagonist einen Teil seines Nachnamens verdankt (vgl. 7), und präzisiert hierzu: „auf den Diener und Lakaien der Literatur, der selbst noch auf einer literarischen Exkursion nach Tübingen literarische Kreuzworträtsel löst und […] noch in der Badehose Hölderlin entziffert“.92 Exakt dieser „Typus“ ist im ersten Teil des Lokalberichts Zielscheibe der Satire, wird dort doch im Rückblick eine literarische „Exkursion nach Tübingen“ geschildert und dabei vom zuletzt wohlgemerkt stockbesoffenen Frischknecht an seinen Kommilitonen kaum ein gutes Haar gelassen (vgl. 64–65v). Nicht minder satirisch ist auch die zuvor gelieferte Beschreibung des akademischen Milieus im „Seminar für Vorverrückte“ seines Doktorvaters Professor E. Kleinert (vgl. 58–64). Und Vergleichbares gilt – vom Aspekt des Campusromans zum zweiten Beispiel übergehend –, wenn der Lokalbericht als Kleinstadtroman betrachtet wird.
„Bericht über Lokales, Alltägliches, über eine kleine Stadt, die Seldwyla ähnlich sieht“ – auch diese Karte legt Frischknecht gleich zu Beginn auf den Tisch und gibt mit der Bezugnahme auf Gottfried Kellers legendären Novellenzyklus Die Leute von Seldwyla (1856/1874) vor, in welchem Licht sein Text zu lesen sei. Sicherlich, anders als Kellers Erzähler kommt er später und beim besten Willen nicht umhin, seine Kleinstadt bei ihrem wirklichen Namen „Aarau“ zu nennen (vgl. 105). Auch macht Burger selbst keinen Hehl aus seinem ‚Vorbild‘, wenn er mit Blick auf seine Ende 1976 aus dem Lokalbericht ausgekoppelt publizierte „satirische ‚Kleinstadt-Fest-Prosa‘“ gegenüber dem Aarauer Stadtammann Wert darauf legt, es seien „Satiren nur eine besonders gewürzte Form von Heimweh“.93 Trotz alledem: Mit der Chiffre ‚Seldwyla‘ wird klar angekündigt, wie herzlich wenig der nachfolgende Text mit einem Tatsachenbericht gemein hat. Weit eher handelt es sich um ein ins Parabelhafte gesteigertes und mit satirischem Pinsel gemaltes Sittengemälde eines Deutschschweizer Städtchens nach 1968. Nicht von ungefähr schlägt Burger doch – wie Grass im Blechtrommel -Kapitel „Glaube Liebe Hoffnung“ – mit der einschlägigen Formel „Es war einmal …“ (vgl. 44 et al.) immer wieder Märchentöne an, die sein Erzählen in der Jetztzeit dem Anschein nach in eine uneinholbare Vergangenheit verschieben. Dem tut auch keinen Abbruch, dass der Lokalbericht passagenweise aus jenen Zeitungsartikeln komponiert ist, die Burger dem Aargauer Tagblatt entnimmt, wobei er sie – anders als etwa Alfred Döblin bei der Verfassung von Berlin Alexanderplatz (1929) – nicht ausschneidet und aufklebt, sondern ab- und manchmal minimal umschreibt (vgl. z. B. I. Teil, S. 15 und Heinz Fröhlichs Artikel „Aarau nun noch photogener. Helm auf!“). Dass die allgemeine Öffentlichkeit – wäre der Lokalbericht wirklich wie angedacht nach einjähriger Überarbeitungszeit um 1972 erschienen – darüber anders geurteilt hätte, muss indes stark vermutet werden. Allzu (toll)kühn nimmt Burger damit den poetischen Kunstgriff vorweg, der nach der Publikation von Schilten für reichlich Wirbel sorgt.
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Poetik der Verfremdung
Bei der Bevölkerung des Aargauer Ruedertals und im Besonderen des Dorfes Schiltwald, wo Burger seinen „großen Stoff“ gefunden hat, herrscht 1976 Entrüstung. So präzis und doch unpräzis habe der Autor in Schilten ihre Heimat beschrieben, dass das einer bösartigen Diffamierung gleichkäme. Burger muss sich erklären und tut dies unter anderem im Zeitungsartikel „Schilten ist eine Fiktion“94 sowie in einem Interview, in dem er seine literarische Methode erläutert. Das Gespräch wird am 13. April 1977 in der Weltwoche erstmals publiziert und für den durch die Wirren um Schilten veranlassten Materialienband – er trägt den bedeutungsschwangeren Titel Schauplatz als Motiv – überarbeitet. Eines seiner „Mittel“, gibt Burger darin zu Protokoll, sei die „Technik der schleifenden Schnitte, nämlich Unmögliches als real und Faktisches als irreal zu behandeln und die beiden Darstellungsweisen unmerklich ineinander übergehen zu lassen“.95 Später, in seiner Hölderlin-Preis-Rede von 1983, bringt er diese Vorgehensweise auf den paradoxen Nenner „Verfremdung zur Kenntlichkeit“ und führt zur Funktion des Realen in seinem Schreiben aus: „Die Wirklichkeit wird nur beliehen. Wozu? Indem das Unwahrscheinliche und das Reale zur Nachbarschaft gezwungen werden, färbt das eine auf das andere ab“, sei sein „Ziel“ doch „Pararealität, nicht Imitation von Wirklichkeit.“96 Nicht um Mimesis, um Nachahmung, ist es ihm demnach zu tun, vielmehr um Hervorbringung: um Poiesis.
Der Zweck der derart hervorgebrachten „Pararealität“ wiederum besteht laut Burger in einer Art Schule des Sehens: „Vor 16 Jahren“, meint er 1984 in seiner Aargauer Literaturpreis-Rede „Schreiben als Existenzform“ in Erinnerung an das dazumal heiß diskutierte Thema der littérature engagée, 1968 also „hätte ein Schriftsteller bei dieser Gelegenheit gesagt: Die Welt muss verändert werden. Genügt es nicht, wenn sie mit anderen Augen gesehen wird?“97 In dieser rhetorischen Frage liegt der wesentliche Impetus von Burgers Poetik, mit der er sich eigenwillig in die lange Tradition von literarischen Verfremdungsverfahren einschreibt. Das durch den Dreh ‚zur Kenntlichkeit‘ evozierte gegenseitige Abfärben von Fakten und Fiktionen soll eingeschliffene Wahrnehmungsmuster irritieren und zu einer anderen Sicht auf die „sogenannte Wirklichkeit“ führen. Viel treffender lässt sich das poetische Programm des Lokalberichts nicht beschreiben. Obgleich Burger seine Autorpoetik zum damaligen Zeitpunkt noch nicht ausformuliert hat respektive ihm selbige wohl viel eher noch gar nicht bewusst war – schon in seinem Erstling ist er mit genau dieser „Technik der schleifenden Schnitte“ zugange. Das Faktische dient darin lediglich als Spielmaterial im genannten Sinn. Auch der Lokalbericht ist eine Fiktion. Das gilt sowohl für den Schauplatz (als Motiv) wie für das Figurenarsenal des Romanfragments und kann anhand einer Anekdote exemplarisch veranschaulicht werden.
Stadtkirche Aarau Bleistiftzeichnung (36 x 24 cm), die um 1959 im Rahmen des Zeichenunterrichts an der Alten Kantonsschule Aarau entstanden ist.
Ende 1971 veröffentlicht Burger in den Aarauer Neujahrsblättern den Text „Zeichnen in der Altstadt. Aus dem Tagebuch“, in dem sich ein Ich an den Zeichenunterricht in der Kantonsschule Aarau zurückerinnert und zum Schluss ein Gespräch mit seinem Lehrer zum Aufhänger nimmt, um seine persönliche Auffassung von (abstrakter) Kunst kundzutun.98 Da nun solches „Zeichnen in der Altstadt“, das beispielsweise zu einer Bleistiftskizze der Aarauer Stadtkirche oder einem Aquarell des Obertorturms geführt hat, einst tatsächlich zu Burgers Schulpensum gehörte, ist der scheinbar betroffene Lehrer prompt pikiert. Dieses „Missverständnis“ tut dem ehemaligen Schüler allerdings „ehrlich leid“, weshalb er brieflich um Nachsicht bittet und zu seinem Text die Erklärung liefert, es sei „die Lehrerfigur […] aus ganz verschiedenen Elementen zusammengesetzt, wie das meistens bei literarischen Figuren der Fall ist.“99 Nicht anders verhält sich das bereits im Lokalbericht, in dem etwa die Figur des Literaturkritikers aus (mindestens) drei „Elementen zusammengesetzt“ und als Ganzes doch weit mehr als die Summe seiner Einzelteile ist.
1970 legt Marcel Reich-Ranicki unter dem Titel Lauter Verrisse im Piper Verlag eine Auswahl seiner negativen Kritiken vor. Das Buch selbst liest Burger zwar nicht, dessen vernichtende Rezension durch Heinz F. Schafroth im Sonntags Journal vom 25./26. Juli hingegen schon,100 und die lässt ihn „buchstäblich Freudentänze aufführen“: „Endlich einer, der den Mut hat“, klopft er gleichentags und also während der Arbeit am Lokalbericht Schafroth auf die Schulter, denn: „Ranicki gehört ins Mittelalter. Er ist einer der Rechtsanwälte der Literatur, die […] das Schöpferische schlechthin anklagen wollen.“101 Wenn daher Frischknecht den Literaturanwalt Felix Neidthammer als Autor eines „seine gesammelten Verrisse“ enthaltenden Buches namens „Literarische Todesurteile“ vorstellt, liegt es auf der Hand, dass der – mit Schafroth zu sprechen – „Gralshüter der deutschen Literatur“ ein „Element“ dieser Figur abgibt. Einen „Mittelscheitel“ jedoch hat Reich-Ranicki zu dieser Zeit längst nicht mehr. Der markante Scheitel ist das äußerliche Erkennungszeichen eines anderen Großkritikers.
Werner Weber, der damalige Feuilletonchef der Neuen Zürcher Zeitung, trägt seinen Scheitel freilich auf der Seite. Dennoch liefert auch er ‚Komponenten‘ von Neidthammer – und das nicht nur wegen seiner Frisur. Obwohl Weber Burger auf Anraten von Karl Schmid in seiner Zeitung schon früh die Möglichkeit zum Publizieren gegeben hat,102 verwindet der Autor dessen Kritik an seinem Debüt Rauchsignale nie so richtig: „In diesen Gedichten zeigt sich etwas, das für die Gedichte vieler gilt: mangelnde oder noch nicht genügende Erfahrung des Schreibers im Umgang mit Wörtern“, hatte Weber geurteilt103 und Burger damit – wie er Karl Schmid am 20. September 1968 klagt – nachhaltig „deprimiert“.104 Vom harschen Prädikat „nicht druckreif“, das auch zum kritischen Vokabular von Neidthammer zählt (vgl. auch 72 u. 201), hatte Weber indes noch abgesehen. Zum Einsatz kam dasselbe erst in seiner Kritik von Urs Jaeggis Roman Ein Mann geht vorbei (1968),105 die ebenso Teil von Burgers persönlicher Rezensionen-Sammlung ist wie Webers Loblieder auf Peter Bichsels Kindergeschichten (1969),106Kurt Martis Mundartgedichte rosa loui (1967)107 oder Dieter Fringelis „Sprichwörter“ im Gedichtband Was auf der Hand lag (1968).108Neidthammers Ratschläge an Frischknecht: „Machen Sie meinetwegen Primarschülerprosa oder Mundartgedichte, drehen Sie Sprichwörter um“, scheinen insofern nicht völlig aus der Luft gegriffen, und die Annahme, dass in ihm auch eine Portion Werner Weber steckt, drängt sich umso mehr auf, als dieser mit Burger noch kurz vor Entstehung des Lokalberichts in anderer, aber verwandter Sache in Verbindung steht: Vom Autor um die kritische Durchsicht des „Büchernarr“-Typoskripts gebeten, nimmt er ausgerechnet an der darin statthabenden „Toiletten-Szene“ Anstoß.109 Während Burger in seiner Antwort Weber für die Einwände höflich dankt und sie als „ein Beispiel aufbauender, mitschöpferischer Kritik“ lobt,110 lässt er jedoch nicht nur die bemängelte Szene stehen, sondern macht im Lokalbericht rund einen Monat später erneut eine Toilette – jene übel beleumundete im Stadtturm nämlich (vgl. 120 u. 135) – zu einem prominenten Schauplatz des Geschehens.111 Das Moment der Freundschaft, das Frischknecht mit Neidthammer verbindet (vgl. 19 u. 46), ist zwischen Burger und Weber von daher genauso wenig gegeben wie zwischen Burger und Reich-Ranicki. Letzterer wird erst nach 1979 zum wohl schlagkräftigsten Förderer von Burgers Werk avancieren und ihm bis zum bitteren Ende die Treue halten.112 Schon 1970 mit Burger befreundet ist dagegen wie dargelegt jener Literaturkritiker, den man in der Retrospektive vielleicht gar zuerst mit Neidthammer zu assoziieren geneigt ist, obgleich ihm im Text funktional die geringste Bedeutung zukommt: Anton Krättli v/o „smoke“.
Burgers Bekanntschaft mit Krättli geht – von wegen „Nachtverhöre nur nach Vereinbarung“ – auf einen sehr späten Abend im Herbst 1963 zurück, als er zusammen mit seinem Busenfreund Kurt Theodor Oehler v/o „Peck“ (* 1942) den Kritiker unangemeldet aus dessen Wohnung in der Aarauer Altstadt klingelte: „Vor der Haustür an der Igelweid standen zwei junge Männer […] und erklärten, sie müssten mich unbedingt sprechen“, erinnert sich der nächtens Herausgeläutete: „Die Sache war die, dass Hermann Verse geschrieben hatte, und von mir wollten sie nun wissen, ob die gut seien.“113 Die Folge dieser nächtlichen Aktion – eine „schwierige Freundschaft“114 – bildet zusammen mit der Ortsansässigkeit und dem Pfeifenrauchen einen Bestandteil von Neidthammer, so wie Krättli später der Figur Adam Nautilus Rauch in Burgers unvollendeter Brenner -Tetralogie ähneln wird, ohne selbstredend je mit dieser identisch zu sein. Denn mit Neidthammers missgünstiger Kritik, die dieser in seinen zehn ‚Verriss-Regeln‘ auf die Punkte bringt (vgl. 47–49), hat Krättli nichts am Hut. Verpflichtet zeigt er sich vielmehr dem Ansatz einer „vermittelnden Kritik“ in der Nachfolge des Kleist-Zeitgenossen Adam Heinrich Müller, von dem er 1968 eine Auswahl herausgibt115 und den er 1970 – Reich-Ranickis Buchtitel Lauter Verrisse selbst „nicht für besonders glücklich“ haltend116 – seinerseits gegen „mögliche Fehlhaltungen der aktuellen Kritik“ ins Feld führt.117 Kurz: Neidthammer mag vereinzelt Gemeinsamkeiten mit Reich-Ranicki, Weber und Krättli haben, aber mit diesem fiktiven Kritikaster gemeint ist keiner von den dreien. Es geht um etwas anderes.
„Man soll die wirkliche Dagmar erkennen, um ermessen zu können, was der Autor aus ihr gemacht hat“,118 sagt Burger in seiner Frankfurter Poetik-Vorlesung über die Frauenfigur aus der Künstlichen Mutter , der die ehemalige ARD-Nachrichtensprecherin Dagmar Berghoff (* 1943) Patin gestanden hat. Gleiches kann schon für den Kritiker im Lokalbericht in Anschlag gebracht werden. Es geht darum zu ermessen, was Burger aus dessen ‚Vorbildern‘ macht respektive worin deren textuelle Funktion besteht, und das ist zweifelsohne weit weniger die Zeichnung von Individuen nach der Natur als die Verdichtung zu einem (satirischen) Typus: Neidthammer ist der zuweilen ins Groteske verzerrte Schweizer Stellvertreter einer spätestens um 1968 gehörig in die Krise geratenen deutschsprachigen Literaturkritik. Darin ist diese Figur aber eben kein Einzelfall, wird doch im Lokalbericht generell mit dem Clou solcher Verfremdung operiert, wie auch der Blick auf Frischknechts Doktorvater zeigt.
Nachvollziehbarerweise wird man in Professor E. Kleinert, der in seinem Seminar die „Kunst der Interpretation“ lehrt, mit Emil Staiger prima facie jenen Burger bestens bekannten Professor wiedererkennen wollen, der 1951 mit einer gleichnamigen Schrift hervorgetreten ist und mit seiner Methode der werkimmanenten Interpretation die (Zürcher) Literaturwissenschaft geraume Zeit dominiert hat. Auch das greift aber viel zu kurz – nicht allein, weil Kleinert überdies Züge des Goethe-, Hölderlin- und Kafka-Spezialisten Wolfgang Binder oder des Mediävisten Max Wehrli – bei beiden belegt Burger an der Universität zwischen 1965 und 1970 mehrere Kurse119 – aufweist. Wieder dreht es sich nicht darum, dass der Lokalbericht „zu allem hinzu noch ein Schlüsselroman“ wäre, sondern darum, dass die Professorenfigur keine vier Jahre nach dem Zürcher Literaturstreit die Funktion eines satirisch zugespitzten Typus übernimmt: die des Statthalters einer in die Jahre gekommenen Hermeneutik, deren Maßstäbe angesichts der modernen Literatur nicht mehr zu greifen vermögen.
Allein, es bleibt dabei: Burgers Zeitgenossen, zumal die irgendwie tangierten, hätten das sehr wahrscheinlich etwas anders gesehen. Von seinem poetischen Kniff der „Verfremdung zur Kenntlichkeit“ weiß damals noch nicht einmal er selbst, und er fragt die von ihm zu Typen verdichteten Personen vorher auch nicht eigens um Erlaubnis, wie er dies für sein Brenner-Projekt zuletzt tun wird.120 Ebenso wenig trägt das Typoskript des Lokalberichts vorab die gängige Formel, die Burger – um die Erfahrung des Aufruhrs rund um Schilten reicher und wie zum (nicht beliebigen) Beispiel Grass in der Blechtrommel – im Vorspann seiner Künstlichen Mutter dann einsetzt: „Alle Personen und Örtlichkeiten dieses Romans sind frei erfunden, selbst dort, wo Namen aus der realen Topographie übernommen wurden.“ Die vom Text geschürte ‚Verwechslungsgefahr‘ von entstellter Ähnlichkeit mit Identität mutet deshalb – nebst den genannten Gründen: Prüfungsvorbereitung, Krankheit und Entdeckung des Stoffs Schilten – wie eine zusätzliche Erklärung dafür an, dass der Lokalbericht unausgearbeitet bleibt. Immerhin sägt Burger in diesem gesalzenen Rundumschlag an fast allen Ästen, auf denen er um 1970 sitzt. Sein Wohnort, das akademische Milieu, der Arbeitgeber Schule, das Kulturleben, das Zeitungswesen und die Literaturkritik, ja, sogar gewisse Tendenzen in der deutschschweizerischen Gegenwartsliteratur – alle werden sie vom autofiktiven Erzähler, der sich dabei auch selbst nicht schont, genüsslich durch den Kakao gezogen. Dies auf eine Weise, die bis anhin erst aus der Künstlichen Mutter bekannt war, dem Roman, in dem nicht bloß die hochnotkomische Verballhornung der eigenen Lebenswelt, sondern auch ein zweites, im Lokalbericht zum ersten Mal ausprobiertes Grundprinzip von Burgers Poetik perfektioniert ist: der geradezu wilde Umgang mit der literarischen Tradition.
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Traditionsbewusstsein
Von Anbeginn ist Burgers Existenz als Literaturwissenschaftler und Schriftsteller in Personalunion geprägt von einem ‚Komplex‘, zu dem die Lehre seines Doktorvaters ihr Scherflein beigetragen haben dürfte. Was Emil Staiger „heilig zu sprechen nicht müde wurde“, erinnert sich Burger kurz nach dessen Tod im Jahr 1987, „waren die Meisterwerke der Klassik und Romantik.“121 Welch gravierendes Problem diese professorale Kanonisation für ihn als Schriftsteller in spe darstellte, ist denn auch schon das Thema von „Schreiben Sie, trotz Germanistik?“, dem frühen Essay, dem Burger gegenüber seinem Lektor beim S. Fischer Verlag noch 1983 „bekenntnishaften Charakter“ attestiert.122 Die eigene Kreativität, steht dort zu lesen, drohe „aus lauter Angst vor dem Vergleich“ mit den Meisterwerken im Keim erstickt zu werden.123 Alles scheint bereits und bestens gesagt. Da Burger jedoch nicht nur Veranstaltungen bei Staiger belegt, stellt sich ihm das besagte Problem gar in verschärfter Form.
Auch nach dem Abbruch des Architekturstudiums gehören für ihn die Vorlesungen von Karl Schmid an der ETH weiterhin zur „unentbehrlichen Ergänzung des Studiums“, wie er seinen Mentor zum 60. Geburtstag charmiert, um mit dem erklärenden Seitenhieb fortzufahren: „Ergänzung im Sinne modernerer Auffassung der Tradition, aber insbesondere im Bereich der modernen Literatur selber, die an der Universität leider immer noch mehr zur Sittengeschichte als zur Geistesgeschichte gehört.“124 Die nicht ganz nebensächlichen Folgen von Schmids Lehre mit ihrem Fokus auf Neuerscheinungen sind somit, dass sich für Burger einerseits zwar das Sakrosankte des literarischen Kanons etwas relativiert, andererseits aber – und befeuert noch durch seine Tätigkeit als Literaturkritiker – die Anzahl der Meisterwerke, die das eigene Schaffen beeinträchtigen könnten, ständig ansteigt. „Was vor mir geschrieben wurde und was neben mir geschrieben wird, wirkt sich auf meine Arbeit aus, ob ich es nun wahrhaben will oder nicht“, gesteht Burger im Frühjahr 1973 in diesem Zusammenhang unumwunden ein: „Wir geraten wohl oder übel unter den Einfluss der Tradition und ins Spannungsfeld der Werke und Intentionen unserer Zeitgenossen. Tradition, wenn man so will, in der Vertikalen und in der Horizontalen“.125 Wie akut die Auswirkung der vertikalen und horizontalen Überlieferung auf Burgers Arbeit de facto ist, manifestiert sich im Lokalbericht auf fast jeder einzelnen Seite.
Was in „Schreiben Sie, trotz Germanistik?“ noch als Bedrohung beschrieben wird – dem Schriftsteller mit Traditionsbewusstsein sei nur mehr „eine gut getarnte Nachahmung möglich, ein Eintopfgericht aus verschiedenen Anschauungen und Stilen, ein ästhetisch schillerndes Inzuchtgebilde“126 –, treibt im Lokalbericht offensichtlich erstmals seine für den späteren Burger typischen Blüten. Vor Anspielungen und unmarkierten Zitaten wimmelt es nur so in diesem Metaroman.127 Insofern präsentiert sich der Text in höchst selbstironischer Manier als buntscheckiges ‚Inzestprodukt‘, in dem sich nebst vielen, vielen anderen – in der Vertikalen – Goethe, Schiller, Hölderlin oder Mörike und – in der Horizontalen – Grass, Frisch, Bichsel oder Marti ein mal mehr, mal weniger geheimes Stelldichein geben. „Selbstzweck“ allerdings, wie es im Lokalbericht heißt, ist die exzessiv praktizierte „Epigonanie“ keinesfalls. Vielmehr bricht sich damit die produktive Rezeption eines trotz Germanistik Schreibenden Bahn, der sich von der Tradition umstellt sieht und darum – Angriff als beste Verteidigung – die Flucht nach vorne ergreift; seine Not in eine oft komisch wirkende Tugend verwandelnd, stellt er nahezu alles durch die Brille bereits existierender Literatur dar und macht sich über die eigene Darstellung zugleich lustig: „Das ist nun Germanistenprosa, wie sie leibt und lebt, wuchert und wabert, papierig und epigonal, interpretationsgeschwängert und unorthodox, sekundärliterarisch und sekundarlehrerhaft, kalauerverliebt und verdorben, zum Himmel stinkend, zum Himmel schöner, wahrer und guter Dichtung.“
Lediglich drei Jahre liegen folglich zwischen dem Wissen: „‚Germanistenprosa‘ gilt als Schimpfwort unter den Schriftstellern“,128 und Burgers erstem Vorstoß, „das Germanistische auf die Spitze zu treiben“, wie er sein schriftstellerisches Unterfangen 1977 in einem Gespräch mit Hans Boesch labelt.129 Sollte sich demnach sein Stil im Lokalbericht gemäß dem augenzwinkernden Titel des dritten Teils wirklich auch „weiterhin versteckt“ halten, so tut er dies fraglos an der Oberfläche. Wenngleich in vielem noch ungehobelter als künftig, kommt hier Burgers Verfahren, seine Texte als kunterbuntes Mosaik aus fremden Textbausteinchen zu konzipieren, schon zum Tragen. Ein Verfahren, mit dem er sich – im Verbund mit der „Verfremdung zur Kenntlichkeit“ – auf originelle Weise in der deutsch(schweizerisch)en Literaturszene um 1970 in Stellung bringt.
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Kontexte
Mit dem Lokalbericht, der das ‚Lokale‘ schon im Titel trägt, geht Burger erstmals auf Tuchfühlung mit einer Entwicklung in der Schweizer Literatur, deren Vorreiter Otto F. Walter mit Der Stumme (1959) und Herr Tourel (1962) ist. Im fiktiven Ort namens Jammers am Jurasüdfuß spielend, läuten Walters Romane eine Ära ein, in der provinzielle Handlungsschauplätze nicht länger mit dem Ruch der Bedeutungslosigkeit behaftet sind, sondern zu Recht den Anspruch auf universale Gültigkeit erheben. Im Geist eines so verstandenen Regionalismus plädiert Burger schon in seinen kurz vor dem Lokalbericht entstandenen „Blauschwarzen Liebesbriefen“ für eine Um- und Aufwertung der Provinz, indem er – auf Karl Schmids wirkmächtige Untersuchung Unbehagen im Kleinstaat von 1963 anspielend – das „typisch kleinstaatliche Unbehagen“ für unbegründet hält: „Provinz hat nicht nur die negative Seite von ‚hinterwäldlerisch‘, das Wort bedeutet auch ‚Hinterland‘, und gerade das Hinterland kann für die Entfaltung der Wissenschaften und Künste fruchtbarer sein als das harte Pflaster der Kulturmetropolen. […] Die Frage der Provinz ist eine Frage der Brillengläser.“130 Damit geht Burger auch auf Konfrontation mit der Hauptthese von Paul Nizons Diskurs in der Enge, ehe der Titel dieser im Mai 1970 veröffentlichten Streitschrift allererst zum nicht totzukriegenden Schlagwort verkommen konnte. Wie zweifelhaft Nizons Behauptungen bereits zum Zeitpunkt ihres Erscheinens sind, zeigt schon ein flüchtiger Blick auf die damalige Literatur (aus) der Schweiz. Nicht allein Walters erste Romane, auch Jörg Steiners Strafarbeit (1963), Hugo Loetschers Abwässer (1963), Peter Bichsels Geschichten Eigentlich möchte Frau Blum den Milchmann kennenlernen (1964), Walter Vogts Wüthrich (1966), Adolf Muschgs Gegenzauber (1967) oder Hans Boeschs Die Fliegenfalle (1968)131 legen Zeugnis davon ab, dass die Schweiz – entgegen Nizons Unterstellung – durchaus „welthaltige Stoffe“132 zu bieten hat. Und im sich anschließenden Jahrzehnt schält sich noch deutlicher heraus, dass die simple Opposition von regionaler und globaler Bedeutung schlicht untauglich ist: Gerold Späths Unschlecht (1970), E. Y. Meyers In Trubschachen (1973), Ernst Halters Urwil (AG) (1975), Burgers Schilten , Vogts Schizogorsk (1977) oder Gerhard Meiers Der schnurgerade Kanal (1977) – alles Werke, welche die Provinz auf ihre je eigene Weise überzeugend zum Weltschauplatz küren. Nizons Anwurf, die Schweizer Literatur leide aufgrund der „Enge“ des Landes „unter Stoffmangel“ und laufe deshalb „Gefahr, lokal zu werden“,133 konterkariert Burger daher in einer im Sommersemester 1979 als Gastdozent an der Universität Bern gehaltenen Vorlesung nicht zu Unrecht mit den Worten: „Regionalismus als literarische Intention ist kein Verzicht, keine Tugend, die aus der provinziellen Not geboren wird, sondern eine Weiterentwicklung der Schweizer Literatur.“134 An welchem ‚Ort‘ aber die Region und somit die ganze Tragikomödie der menschlichen Existenz mit all ihren Licht- und Schattenseiten auf dichtestem Raum zusammengedrängt erscheint, erlickt Burger schon im Lokalbericht: im Lokalteil der Zeitung, in dem neben den Geburts-, Heirats- und Todesanzeigen auch alle anderen alltäglichen Absurditäten irdischer Eitelkeit zum Abdruck gelangen.
Noch im August 1987 – Burger nimmt gerade die Arbeit am Brenner-Projekt auf – macht er im „lokalpolitischen Feuilleton“ mit dem vielsagenden Titel „Was mir die Rüebliländer Metropole bedeutet“ flunkernd das an die poetologische Kernszene des Lokalberichts erinnernde Geständnis: „Lokalredaktor wäre mein Traumberuf“, denn nirgends sonst als „in den poesiereichsten Spalten, die eine Zeitung aufzuweisen hat, im Lokalteil“, stünden nun mal „die Geschichten, die das Leben schreibt“. Die Schlussfolgerung daraus: „Das Lokale ist das wahre Poetische“,135 teilt dann auch seine Figur Hermann Arbogast Brenner. In Brunsleben bekennt dieser, während er sich eine Kopie des Aargauer Tagblatts vom 10. Juli 1942 – dem Tag ‚seiner‘ Geburt – inklusive Berichterstattung über den Maienzug zu Gemüte führt: „Das Lokale, dies war schon immer meine Meinung, ist das wahre Poetische“.136 Und in Menzenmang ergötzt er sich „am Lokalteil […], der, was die weltbewegende kaleidoskopische Kleinmeisterlichkeit betrifft, zäntome seinesgleichen sucht“.137 Die Vielgestaltigkeit des Lokalen und dessen Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen nämlich geziemend „unter einen Hut zu bringen, ist nur eine Instanz imstande […]: die Lokalredaktion.“138 Unter diesen ‚Nachzeichen‘ zu verstehen ist Frischknechts ironische Nobilitierung der Produktion des Lokalredaktors Barzel zum „Universalroman“, der gar Musils Mann ohne Eigenschaften und Arno Schmidts, 1970 gerade frisch erschienenem Zettel’s Traum den Rang ablaufen soll (vgl. 77). Da sich Burger aber via Mikro-Montagen aus den gesammelten Lokalseiten des Aargauer Tagblatts selbst eine Scheibe von der „kollektive[n] Autorschaft“ Barzels abschneidet,139 gelingt es ihm, auch dem Zeitgeschehen durch die Linse der Kleinstadt satirisch gefärbten Ausdruck zu verleihen.
Die großen Themen, die der Gesellschaft nach 1968 auf den Nägeln brennen, machen im Rahmen der sich anbahnenden Globalisierung vor der Provinz nicht länger Halt. Der Wirtschaftsboom steigert die Nachfrage nach Arbeitskräften und führt in der Folge dazu, dass in der Schweiz die sogenannte Überfremdung die Gemüter erhitzt und Volksinitiativen nach sich zieht, von denen die am 7. Juni 1970 an der Urne knapp abgelehnte von James Schwarzenbach die berühmteste ist. Apropos Urne: Das Frauenstimmrecht steht noch vor der Tür; es wird erst am 7. Februar 1971 angenommen. Langsam verwischen sich auch die Grenzen zwischen Zentrum und Peripherie, und das lässt den Ruf nach einer angemessenen Verkehrs- und Raumplanung laut werden. Zugleich werden in den Städten im Zuge der architektonischen Verdichtung vermehrt Hochhäuser errichtet. Der erhöhte Energiebedarf wiederum wird mit Atomkraft gedeckt, was in Teilen der Bevölkerung zunehmend Protest provoziert. Besonders aber der Kalte Krieg mit seinen Begleiterscheinungen wie dem Prager Frühling oder dem Stellvertreterkrieg in Vietnam bestimmt die Politik und löst eine kleine Welle der Militärdienstverweigerung aus. Für die Künstler endlich stellt sich verstärkt die Frage nach ihrem Engagement, die sich 1970 in der Sparte Literatur nicht zuletzt in dem politisch motivierten Austritt namhafter Autoren aus dem Schweizerischen Schriftsteller-Verein (SSV) und der Gründung der Gruppe Olten niederschlägt.140 Es ist dieser auf mehreren Ebenen stattfindende Konflikt zwischen konservativen und progressiven Kräften im Modernisierungsprozess, den Burger – er war übrigens nie Mitglied des SSV und tritt der Gruppe Olten erst 1979 bei141 – vor allem im zweiten Teil des Lokalberichts auf die zur Kenntlichkeit verfremdete Kleinstadtbühne stellt. Der Brauch des Jugendfests bietet dazu den willkommenen Anlass.
Hermann Burgers persönliches Exemplar des Flugblatts, das am Freischaren-Manöver im Rahmen des Lenzburger Jugendfests vom 10. Juli 1970 verteilt wurde.
Am Tag, bevor Burger mit seinem angefangenen Roman nach Calascino fährt, kommt es an einem Aargauer Jugendfest zu tumultartigen Szenen: Im nicht weit von Aarau gelegenen Lenzburg verteilen Anhänger der „IDK, Internationale der Kriegsdienstgegner, Gruppe Aarau“ und der „AAA, Aktion Aufklärung Aarau“ Flugblätter mit dem Titel „Missbrauch der Jungen“, worin sie – ein wohl nicht zufällig zerrissenes Exemplar gelangt irgendwie auch in Burgers Besitz – das traditionell nachgestellte „Gefecht zwischen Kadetten und Freischaren“ als Kriegsverherrlichung anprangern. Zudem wollen sie mit Transparenten mit der Aufschrift „Der Krieg beginnt hier“ mitten im Schlussbild der gespielten Schlacht sitzstreiken, was von den als Freischaren kostümierten Reitern jedoch verhindert wird. Sie treiben die Demonstranten zurück, entreißen ihnen die Transparente, verbrennen diese und erhalten vom Publikum dafür Applaus.142 Der Zwischenfall sorgt in der Presse anschließend für ein nationales Echo, wobei das weniger positiv ausfällt als noch vor Ort: die gezeigte Gewaltbereitschaft spreche nicht eben für die oft beteuerte Friedlichkeit des Freischaren-Manövers, heißt es von Zürich bis Genf.143 Die ungeteilte Freude an einem Kadettenfest, wie sie noch Gottfried Kellers Titelheld im Grünen Heinrich (1854/55) empfinden kann, gehört inzwischen der Vergangenheit an. Und Burger, der sich im November 1969 vom Panzersoldaten zur Büroordonnanz umteilen ließ144 und nicht erst 1983 im Essay „Keine Kadettenübungen bitte!“,145 sondern schon mit dem Bork -Prosastück „Nachtwache im Panzer“ ein Bekenntnis zum Pazifismus ablegt? Was macht Burger aus dieser Provinzposse?
Im Tessin sitzend und die Berichte über die Demonstration im Aargauer Tagblatt förmlich verschlingend, erkennt er – mit untrüglichem Gespür für das schier unüberbietbare Groteske der Realität – die Symbolkraft des Vorfalls und lässt die Zeitungsberichte darüber quasi im Liveticker in den eigenen Lokalbericht einfließen (vgl. 141–149).146 Dabei gibt er wie gehabt Ausschnitte aus den Zeitungsartikeln teilweise wortwörtlich wieder, nimmt zugleich jedoch bedeutungsvolle Änderungen vor. So verschiebt er einerseits um der Einheit des Ortes willen das Geschehen von Lenzburg an den Aarauer Maienzug, an dem in Wirklichkeit nach dem Vorkriegsjahr 1938 keine Kadettenmanöver mehr veranstaltet wurden.147 Andererseits dichtet er sämtliche subversive Akte gegen die kleinstädtische Nostalgie und Folklore einem Künstlerkollektiv an, hinter dem unschwer die Aarauer Ateliergemeinschaft Ziegelrain auszumachen ist. Die Ziegelrainer, deren Wirken Burger aufmerksam verfolgt, sind gerade im Begriff, über die Kantons- und Landesgrenzen hinaus Bekanntheit zu erlangen:148„Die ‚Provinz‘ wird mündig“ betitelt Heiny Widmer, der designierte Kurator des Aargauer Kunsthauses, schon am 20. Februar 1969 seine (von Burger aufbewahrte) Besprechung ihrer zweiten Ausstellung.149 Mit der „Pophalde“ im Lokalbericht allerdings hat das Atelier am Ziegelrain, wie sich längst von selbst versteht, in etwa so viel gemein wie Felix Neidthammer mit Anton Krättli oder Professor Kleinert mit Emil Staiger. Es wird von Burger ebenfalls lediglich als Projektionsfläche in den poetischen Dienst genommen und hat primär die Funktion einer satirisch überzeichneten Allegorie eines nonkonformistischen Widerstands, der sich mit seinem Protest an der kleinbürgerlichen Saturiertheit und Ignoranz wund läuft. Da Burger in seiner Poetik-Vorlesung jedoch gesteht: „Nie bin ich glücklicher, als wenn es mir gelingt, das Verrückte […] als wirklich und die bare […] Realität als verrückt erscheinen zu lassen“,150 verlangt ein in diesem Zusammenhang paradigmatisches Detail des Lokalberichts dennoch besondere Aufmerksamkeit: „der gigantische Feuerwerksschwanz“.
Fotodokumentation zum 1. August 1968 in Max Matters Garten in Seengen. In: Josef Herzog, Heiner Kielholz, Max Matter, Markus Müller, Ruth Müller, Willy Müller-Brittnau, Willi Schoder, Albert Siegenthaler, Hugo Suter, Gillian White: Ringbuch, erschienen aus Anlass der Ausstellung „Aargau ’70“, Galerie Trudelhaus Baden. s. l. [Aarau], s. d. [1970].
Max Matters Gedicht und Legende zur Fotodokumentation des 1. August 1968. In: Josef Herzog, Heiner Kielholz, Max Matter, Markus Müller, Ruth Müller, Willy Müller-Brittnau, Willi Schoder, Albert Siegenthaler, Hugo Suter, Gillian White: Ringbuch, erschienen aus Anlass der Ausstellung „Aargau ’70“, Galerie Trudelhaus Baden. s. l. [Aarau], s. d. [1970].
Am 1. August 1968 wurde im Garten des Hauses, das der Ziegelrainer Max Matter (* 1941) und der Architekt Franz Meier mit ihren Familien im aargauischen Seengen damals bewohnten, der Schweizer Nationalfeiertag mit einem kleinen Fest begangen. Mit eingeladenen Freunden, unter denen sich auch weitere Ziegelrainer wie Markus Müller (* 1943) befanden, wurde am Nachmittag aus Dachlatten, Drahtgitter, Zeitungspapier und Farbe ein Riesenphallus hergestellt, anschließend mit Feuerwerk bestückt und nach Einbruch der Dunkelheit in Richtung Hallwilersee gezündet. Die Aktion wurde photographisch dokumentiert, und Matter hat darauf ein Gelegenheitsgedicht verfasst. 1970 findet diese Dokumentation dann Eingang in eine Publikation, die in kleiner Auflage als Ringbuch erscheint.151 Burger nun ergattert sich offenbar ein Exemplar davon und nimmt es mit nach Calascino. Anders wäre es wohl schwer zu erklären, dass er in seinem Lokalbericht Zitate aus Matters Gedicht wörtlich wiedergeben kann (vgl. 160). Auch in diesem Fall aber wahrt Burger die Einheit von Ort und Zeit, indem er das an einem 1. August in Seengen hochgegangene Feuerwerk am Maienzug mitten in Aarau explodieren lässt (vgl. 182). Als Stellungnahme des Autors zu irgendeiner Partei missverstanden werden sollte das trotzdem auf keinen Fall.
Seine Figur Frischknecht nimmt sich als unbeteiligter Zaungast ja das Privileg heraus, beide Seiten – die konservative und die progressive – unerbittlich durch die Mangel seines Spotts zu drehen. Sich wiederholt scherzhaft auf die fatalistische Formel „Seinesgleichen geschieht“ zurückziehend, mit der Musil im Mann ohne Eigenschaften den blind und unaufhaltsam ablaufenden Geschichtsprozess bezeichnet,152 gibt er sowohl die militaristische Tradition als auch die ‚Parallelaktion‘ dazu der Lächerlichkeit preis. Das damit einhergehende Manko eines Zugehörigkeitsgefühls steht im Einklang mit der Außenseiterrolle, die sich Frischknecht – wie so viele von Burgers späteren Anti-Helden – auf die Fahne schreibt. Und es hängt wesentlich mit der grundsätzlichen Konturierung dieser Erzählerfigur zusammen.
Schon ihre mehrbödige Selbsteinführung mit der Wendung: „Mein Name sei Günter Frischknecht“, die unverkennbar auf Max Frischs Mein Name sei Gantenbein (1964) anspielt, signalisiert, dass im Lokalbericht – wie, aber natürlich anders als, bei Frisch – die Identitätsproblematik von fundamentaler Bedeutung ist. Frischknecht interessiert sich vor allem für eines: für sein Werden, was er ist. Dabei steht das Schreiben, steht die Suche nach dem eigenen Stil erklärtermaßen im Mittelpunkt: „Scribo, ergo sum.“ Auch wenn es sich nicht entscheiden lässt, ob es ein Versehen oder eine witzige Pointe Burgers ist, dass er René Descartes’ berühmten Satz ausgerechnet Blaise Pascal in die Schuhe schiebt (vgl. 104) – in Schilten wird Peter Stirner alias Armin Schildknecht den gleichen verzweifelten Versuch einer existenziellen Letztbegründung unternehmen: „Ich schreibe, also bin ich!“153 Bereits im Lokalbericht ist somit ein leicht verschrobener Erzähler am Werk, der – alles auf die Karte Schreiben setzend und bei seiner Selbstverschriftlichung paradoxerweise oft in fremden Zungen redend – noch andere typische ‚Burger-Themen‘ vorwegnimmt; so wie das „Leseinstitut Legissima“ aus „Die Leser auf der Stör“ bei Frischknecht fröhliche Urständ feiert (vgl. zudem 83–87).
Seine durchgängige Faszination für die Endlosschleife, die im „Motiv vom hohlen Zahn“ steckt, teilt Frischknecht mit Schildknecht,154 mit dem Zauberkünstler Diabelli aus der gleichnamigen Erzählung von 1979155 und mit Wolfram Schöllkopf aus der Künstlichen Mutter . 156 Desgleichen taucht die damit verwandte Idee einer unendlichen Modell-im-Modell-Struktur, die gegen Ende des zweiten Teils des Lokalberichts vorgestellt wird (vgl. 180), in Schilten und in der Künstlichen Mutter wieder auf, wenn dort im Zehnten Quartheft ein Modellschulhaus im Schulhaus157 respektive im Kapitel „Kurgast in Göschenen“ (II, 8) ein Gotthardbahnmodell im Kirchlein von Wassen158 eingeführt werden. Und schließlich gibt mit der „Illusion“ auch jenes nicht in den Bork-Band aufgenommene Prosastück, von dem zwei Teile in den Lokalbericht einmontiert sind, noch im selben Jahrzehnt ein (kondensiertes) Comeback.
Dass die Budenstadt-Episode aus der „Illusion“ Burger weiterhin nicht loslässt, zeigt zunächst ein Dokument aus seinem Nachlass. Im Stile einer Herausgeberfiktion, die den editionsphilologischen Usancen eine lange Nase dreht und die im Lokalbericht fingierte Selbstherausgabe (vgl. 161) noch überbietet, gestaltet er am 3. Januar 1972 das Deckblatt für eine Novelle namens „Das Illusionstheater“. Die anscheinend mitten in der Vorbereitung für das Lizentiatsexamen erwogene Veröffentlichung im Artemis Verlag bleibt unverwirklicht, doch nach Schilten wird das alte Typoskript gleichwohl erneut aktuell: Es verleiht – worauf Burger in seinen autorpoetischen Kommentaren explizit hinweist159 – der Verfertigung von „Diabelli, Prestidigitateur“ entscheidende Impulse, und Passagen daraus werden in die Volte zum Zersägen einer lebenden Frau auf offener Bühne gar im ursprünglichen Wortlaut implantiert.160 So vielfältig und -verheißend die Spuren aber auch sind, die vom oder über den Lokalbericht in Burgers späteres Werk führen – die Relevanz seines ersten Romanversuchs erschöpft sich bei weitem nicht in der wegweisenden Bedeutung für seine eigene schriftstellerische Entwicklung.
Mit dem Lokalbericht kommt jetzt im langen Nachhinein ein Text aus dem Archiv ans Licht der Öffentlichkeit, der den ohnehin heterogenen Chor der (Schweizer) Literatur um 1970 um eine weit unverwechselbarere Stimme als mit dem Bork -Band bereichert. Einerseits – Stichwort: Regionalismus – ironisch an bestehende Tendenzen andockend und andererseits gegen Entwicklungen wie die von Bern ausgehende Bewegung der modern mundart oder die stilistische „Einfachheit“ in der Nachfolge von Peter Bichsels Prosaminiaturen opponierend, schlägt Burger zum ersten Mal ganz eigene Töne an. Man rufe sich nur in Erinnerung, welche Neuerscheinungen in diese Zeit fallen. Selbst wenn Burger unter anderem „den – wievielten? – Roman eines Deutschlehrers“ liefern sollte, von der kühlen Intellektualität von Adolf Muschgs in Zürich spielendem ‚Kriminal-Lehrerroman‘ Mitgespielt (1969) unterscheidet sich der Lokalbericht in seiner übersprudelnden Ungestümheit grundlegend; nicht minder vom im einfachsten Duktus gehaltenen „Fall“ des Lateinlehrers in Herbert Meiers Stiefelchen (1970), der zuletzt – im Kontext der verbreiteten Rede von der helvetischen Verschontheit und insoweit entfernt vergleichbar mit Walter Matthias Diggelmanns Roman Die Hinterlassenschaft (1965) oder Heinrich Wiesners „Chronik“ Schauplätze (1969) – die unleugbaren Auswirkungen des Dritten Reichs auf ein schweizerisches Kleinstadtmilieu thematisiert. Das steht Burgers Frischknecht, der „den Zweiten Weltkrieg […] nicht erlebt“ hat, nicht zu Gebote – und dies gilt für anderes mehr.
Das romantisch inspirierte Vertrauen in die heilende Kraft der Sprache, von dem Erika Burkarts lyrisierender Erstlingsroman Moräne (1970) getragen wird, ist für den stets sprachskeptischen Burger – bei aller Wertschätzung von Burkarts Buch161 – so wenig eine Option wie die Kombination von filigranem Sprachbewusstsein mit seriösem Engagement, die Gertrud Wilker in ihrem Prosaband Einen Vater aus Wörtern machen gleichen Jahres vorlegt. Auch verfügt er über keine verheerte Heimat in der (mährischen) Ferne, wie sie Erica Pedretti in ihrem Debüt Harmloses, bitte jeweils stakkatoartig beschreibt und am 24. November 1970 im Beisein Burgers, der seine „Nachtwache im Panzer“ liest, an der Buchhändler-Weihnacht im Zürcher Zunfthaus zur Waag auszugsweise vorträgt.162 Mit von der Partie sind außerdem Gerold Späth und Beat Brechbühl mit ihren ebenfalls taufrischen, nach den Protagonisten benannten Erstlingen Unschlecht und Kneuss, und hier am ehesten wären nun Gemeinsamkeiten mit dem Lokalbericht festzustellen.
Bei allen Unterschieden: Brechbühls Querulant Kneuss und Späths Schelm Unschlecht gleichen Günter Frischknecht, der im Gefolge von Grass’ Oskar Matzerath auch schon mal zum Gegenangriff auf die spießbürgerliche Niedertracht übergeht (vgl. 51–55), in ihrer kauzigen Widerborstigkeit durchaus.163 Auch sprachlich zeugen die zwei Romane von einer waghalsigen Fabulierlust, die in ihrer Opulenz Burgers eigenen Versuch ohne Frage noch in den Schatten stellt. Insbesondere Unschlecht – diese von Burger bewunderte moderne Neuauflage des barocken Pikaroromans, in dem der Handlungsort nicht anders als beim ‚wahren‘ Namen Rapperswil genannt wird164 – könnte gar zur Spekulation veranlassen, dass sich für den horizontal Traditionsbewussten die Ausarbeitung seines Lokalberichts auch aufgrund der Veröffentlichung von Späths epischem Schinken gründlich erledigt hat. Und in dieser Hinsicht zu erwähnen sind überdies wohl Franz Hohlers trügerische Idyllen von 1970.
Hohler nämlich – er besuchte das gleiche Gymnasium wie Burger, und sie signieren am 28. November 1970 in der Aarauer Buchhandlung Meissner zusammen ihre neuen Bücher165 – macht in seiner Idylle „Nachrichten aus den Gemeinden“ seinerseits die latente Poesie der Textsorte Lokalbericht subtil fruchtbar und liefert zudem eine zu „Aarau“, diese allerdings ‚nur‘ als erste von „3 Ersatzidyllen zum Überkleben“ … Abgesehen davon, dass der Ort dieser Lesung Burger einen Tadel des Leiters der Aarauer Buchhandlung Wirz einbringt,166 sind Hohlers kurze Erzählungen mit satirischem Einschlag in ihrer unaufgeregten Diktion gänzlich andersgeartet als der alle Register ziehende Lokalbericht. Und andersgeartet sind diesbezüglich auch die 1970 erscheinenden Texte von zwei gebürtigen Aargauern, die ihre Handlungen gleichfalls im Heimatkanton ansiedeln: Hansjörg Schneiders pulsierende Prosa in seinem autobiographisch grundierten Debüt Leköb und Silvio Blatters schmaler, in nüchtern-sachlichem Ton gehaltener Zweitling Eine Wohnung im Erdgeschoß. Bliebe, um das Tableau abzurunden, noch an Urs Widmer zu erinnern, der seinen Einstand 1968 mit der Erzählung Alois gab. Wie (später) Burger promovierter Germanist, ist Widmers phantastisch angehauchte Geschichte durchsetzt von seinem literarischen Traditionsbewusstsein und weist, was das angeht, zumindest eine Familienähnlichkeit mit dem Lokalbericht auf.
Vor diesem – ohne Anspruch auf Vollständigkeit abgesteckten – Hintergrund zeigt sich noch klarer, was der Lokalbericht recht eigentlich ist: der erstaunliche Versuch eines 28-Jährigen, sich selbst in der literarischen Überlieferung zu positionieren, und zugleich ein Meilenstein auf Burgers Weg zu seinem eigenen Stil. Bei allen literaturkritischen Einwänden, die sich gegen den – nota bene: unveröffentlicht gebliebenen – Lokalbericht vorbringen lassen: Es gibt keinen anderen frühen Text von Burger, in dem seine originäre Poetik in ihrer ganzen Bandbreite schon so angelegt ist. Und damit wäre ja noch nicht einmal benannt, was die Märe von Frischknecht, der sich auf seinem Selbstfindungstrip als Schriftsteller zwischen den Ansprüchen von Akademie, Literaturkritik und Lokaljournalismus regelrecht aufreibt, für die Leserschaft in erster Linie sein sollte: lokalisierbar und allgemeingültig, bitterböse und zum Brüllen komisch.
Anmerkungen
1 Vgl. Claudia Storz: Burgers Kindheiten. Eine Annäherung an Hermann Burger. Zürich/Frauenfeld: Nagel & Kimche, 1996, S. 293 u. 352, und Marie-Luise Wünsche: BriefCollagen und Dekonstruktionen. „Grus“ – Das artistische Schreibverfahren Hermann Burgers. Bielefeld: Aisthesis, 2000, S. 88 u. 111 (Anm. 170).
2 Vgl. dazu Magnus Wieland: „Das tiefe C. Zum Cloacistischen bei Hermann Burger“, in: ders./Simon Zumsteg (Hgg.): Hermann Burger – Zur zwanzigsten Wiederkehr seines Todestages. Zürich/Wien/New York: Edition Voldemeer, 2010, S. 229–254, hier: S. 236–239.
3 Vgl. dazu Magnus Wieland/Simon Zumsteg: „Hermann Burgers ‚Lokalbericht‘. Von der Archivfiktion zur Archivedition“, in: Germanistik in der Schweiz 9 (2012), S. 91–109 .
4 Vgl. den „Herausgeberbericht“, in: Hermann Burger: Werke in acht Bänden, hg. von Simon Zumsteg. München: Nagel & Kimche, 2014, Bd. VIII: Poetik & Traktat, S. 336–341, hier: S. 337 ff. Die zu Lebzeiten publizierten Texte Burgers werden im Folgenden immer zusätzlich mit der Sigle HBW und unter Angabe von Bandnummer bzw. Seitenzahl(en) nachgewiesen.
5 Vgl. Mietvertrag mit der AARINTRA AG per 1. Oktober 1967, in: Schweizerisches Literaturarchiv Bern (SLA), Nachlass Hermann Burger, C–11-d. Die Dokumente aus Burgers Nachlass werden fortan nachgewiesen als: SLA, NL HB, Signatur.
6 Vgl. Wilhelm Hemmeler: „Chronik 1941/42“, in: Aarauer Neujahrsblätter. Zweite Folge 17 (1943), S. 62–74, hier: S. 71.
7 Vgl. Hermann Burgers Dienstbüchlein (1961–1983), S. 8, in: SLA, NL HB, C–7-a.
8 Vgl. Hermann Burger: Die allmähliche Verfertigung der Idee beim Schreiben. Frankfurter Poetik-Vorlesung. Frankfurt a. M.: Fischer, 1986, S. 14 ff., bzw. HBW VIII, S. 72–75.
9 Vgl. Aargauer Blätter 27 (Dezember 1963), S. 8–12. „Der Schnee gilt mir“ wird wieder abgedruckt in: Aargauer Tagblatt (7. Dezember 1985), dort mit dem Vermerk „Erste Prosaveröffentlichung Hermann Burgers“, bzw. in: HBW II, S. 7–18.
Programm der Exkursion nach Tübingen an Pfingsten 1965
Zur Verfügung gestellt von Kaspar H. Spinner
10 Vgl. die Ausschreibung der Exkursion aus dem Privatarchiv des Organisators Kaspar H. Spinner (* 1941), der den Herausgebenden dieses Dokument dankenswerterweise zur Verfügung gestellt hat.
11 Vgl. Hermann Burger: „Schreiben Sie, trotz Germanistik?“, in: zürcher student 45/4 (Juli 1967), S. 15. Wieder abgedruckt in: ders.: Ein Mann aus Wörtern. Frankfurt a. M.: Fischer, 1983, S. 242–247, bzw. HBW VII, S. 238–243. Im zürcher student (S. 21) wurde der Aufsatz flankiert vom Vorabdruck der drei Rauchsignale-Gedichte „Herzlose Asse“, „Erinnerung“ und „Schlüsselkinder“.
12 Hermann Burger: „Bork“, in: Schweizer Spiegel 43 (Juli 1968), S. 43–49.
13 Hermann Burger: Brief an Hans Boesch vom 23. Juli 1968 aus Calascino, S. 1, in: SLA, NL HB, B–1-BOES. Burger hat die Durchschläge seiner eigenen Briefe in aller Regel aufbewahrt, weshalb seine Korrespondenz (ziemlich) lückenlos erhalten ist.
14 Hermann Burger: Brief an die Eltern vom 26. Juli 1968 aus Calascino, S. 1, in: SLA, NL HB, B–1-BURGPF.
15 Vgl. Hermann Burger: Brief an die Eltern vom 19. August 1968 aus Aarau, S. 1, in: SLA, NL HB, B–1-BURGPF.
16 Mit diesem Text, der später Aufnahme in die Sammlung Bork (1970) findet, beteiligt sich Burger am 21. September 1968 auch an der Stifterversammlung der Pro Argovia in Rheinfelden. Vgl. Begegnung mit der Zukunft. Eine Publikation der Kulturstiftung Pro Argovia. s. l. [Aarau]: Pro Argovia, 1969, Leporello Nr. 3.
17 Vgl. Hermann Burger: Brief an die Eltern vom 19. August 1968 aus Aarau, S. 1 f., in: SLA, NL HB, B–1-BURGPF.
18 Vgl. Hermann Burger: Brief an die Eltern vom 19. August 1968 aus Aarau, S. 1, in: SLA, NL HB, B–1-BURGPF.
19 Hermann Burger: Brief an Bruno Mariacher vom 15. Oktober 1968 aus Aarau, S. 1, in: SLA, NL HB, B–1-MARI.
20 Vgl. Hermann Burger: „Die Leser auf der Stör“, in: Rheinfelder Neujahrsblätter 25 (1969), S. 3–6.
21 Vgl. Hermann Burger: „Die Ameisen“, in: Schweizer Monatshefte 48 (1968/69), Heft 10 (Januar 1969), S. 1021–1026.
22 Vgl. Hermann Burger: Treppen (beg.[onnen] 7. Juni [19]69), in: SLA, NL HB, A–1-k. Das Typoskript mit handschriftlichen Korrekturen umfasst 86 Blatt.
23 Vgl. Mietvertrag mit der AARINTRA AG per 1. Juli 1969, in: SLA, NL HB, C–11-d.
24 Vgl. Hermann Burger: Brief an die Eltern vom 19. August 1969 aus Aarau, S. 1 u. 4, in: SLA, NL HB, B–1-BURGPF.
25 Vgl. Aargauer Tagblatt Lokalteil, in: SLA, NL HB, D–6-a-5. Die Sammlung beginnt am 20. Juni 1969 und umfasst rund 140 Zeitungsblätter[Link zum entsprechenden (aufklappbaren) Sektor in der Visualisierung].
26 Vgl. Hermann Burger: „Engagement und Opposition“, in: Aargauer Tagblatt (13. September 1969).
27 Vgl. Hermann Burger: „Tod im Café“, in: Schweizer Spiegel 44 (September 1969), S. 38–41.
31 Hermann Burger: Brief an Bruno Mariacher vom 16. März 1970 aus Aarau, in: SLA, NL HB, B–1-MARI.
32 Vgl. Hermann Burger: „Kultur müsste unsere Pfeifen ausgehen lassen“ (s. d. [1970]), in: SLA, NL HB, A–1-a.
34 Vgl. Hermann Burger: „Liebesbriefe an den Kulturkanton“ (s. d. [1970]), in: SLA, NL HB, A–1-a.
35 Vgl. Hermann Burger: „Blauschwarze Liebesbriefe“, in: Kurt Kim/Anton Krättli (Hgg.): Mitten in der Schweiz. Fünfzehn Ansichten über den Aargau. Aarau: Aargauer Tagblatt, 1971, S. 213–227. Wieder abgedruckt in: Hermann Burger: Als Autor auf der Stör . Frankfurt a. M.: Fischer, 1987, S. 121–137, bzw. HBW VII, S. 355–371.
36 Vgl. Lieferschein Schreibmaschine Olivetti Valentine vom 9. Juli 1970 bzw. Quittung Schreibmaschine Hermes Media 3 vom 9. Juli 1970, beide in: SLA, NL HB, C–11-d. Die dazugehörige Olivetti Valentine Pica befindet sich heute im Besitz von Burgers Erben. Nicht erhalten hingegen ist die Hermes Media 3 Pica, von der nebst der Quittung einzig Fotos während der Lokalbericht-Entstehung überliefert sind.
37 Vgl. Hermann Burger: „Schreibmaschine“ (s. d. [1968]), in: SLA, NL HB, A–1-a. Hier ist noch seine später ausrangierte Olivetti Lettera 22, auf der unter anderem auch das Typoskript „Die Illusion“ getippt wurde, Gegenstand der Schreibmaschinen-Szene.
38 Vgl. Ulrich Weber: „Chronik 1969/70“, in: Aarauer Neujahrsblätter: Zweite Folge 45 (1971), S. 75–91, hier: S. 86.
39 Vgl. Hermann Burger: Brief an die Eltern vom 23. Juli 1970 aus Calascino, S. 2, in: SLA, NL HB, B–1-BURGPF.
41 Vgl. Anne Marie Carrel: Brief an Hermann Burger vom 3. August 1970 aus Aarau, S. 1, in: SLA, NL HB, B–2-CARR.
42 Vgl. Hermann Burger: Brief an die Eltern vom 23. Juli 1970 aus Calascino, S. 2, in: SLA, NL HB, B–1-BURGPF.
43 Hermann Burger: Brief an Anne Marie Carrel vom 11. August 1970 aus Calascino, S. 1v, in: SLA, NL HB, B–1-CARR. Alt-Bundesrat Villiger, wie Burger – und nur darum die Erwähnung des mit v/o (für lat. vulgo) bezeichneten Cerevis „Micky“ – einst Mitglied der Kantonsschülerverbindung Argovia, hat zur Neuausgabe der Brenner-Romane, dessen erster Band Brunsleben ihm gewidmet ist, ein Nachwort verfasst, in dem er sich an seine Freundschaft mit dem Autor erinnert (vgl. HBW VI, S. 551–567).
44 Vgl. (von Burger ausnahmsweise ausgeschnitten) -hf- [Heinz Fröhlich]: „Aarau nun noch photogener. Helm auf! Auf Aaraus Pulverturm-Rekonstruktion wurde am Montag das Dach aufgesetzt“, in: Aargauer Tagblatt (7. Juli 1970); -hf- [Heinz Fröhlich]: „Hono-Lulu. Die letzte Schlacht noch nicht geschlagen“, in: Aargauer Tagblatt (11. Juli 1970); sm [Paul Erismann]: „Blick in die Vergangenheit. Bauern gegen Aarau. Unruhige Welt schon vor 300 Jahren“, in: Aargauer Tagblatt (28. Juli 1970).
45 Hermann Burger: Brief an den Vater vom 2. August 1970 aus Calascino, S. 2, in: SLA, NL HB, B–1-BURGPFH.
46 Der Besuch bei Frisch fand am 3. August 1970 statt und wird in mehreren Briefen thematisiert. Vgl. Hermann Burger: Brief an Konrad Fischer vom 1. August 1970 aus Calascino, S. 2, in: SLA, NL HB, B–1-FISK; Brief an den Vater vom 2. August 1970 aus Calascino, S. 2, in: SLA, NL HB, B–1-BURGPFH; Anne Marie Carrel: Brief an Hermann Burger vom 3. August 1970 aus Aarau, S. 1, in: SLA, NL HB, B–2-CARR. Seinen eigenen Brief an Frisch, in dem er sich für das Treffen vom Vortag bedankt, hat Burger allerdings nicht abgeschickt. Vgl. Hermann Burger: Brief an Max Frisch vom 4. August 1970 aus Calascino, in: SLA, NL HB, B–1-FRIS. Zumindest ist er im Max Frisch-Archiv an der ETH-Bibliothek nicht erhalten. Freundliche Auskunft von Margit Unser.
47 Hermann Burger: Brief an Anne Marie Carrel vom 10. August 1970 aus Calascino, in: SLA, NL HB, B–1-CARR.
48 Anne Marie Carrel: Brief an Hermann Burger s. d. s. l. [10. August 1970 aus Aarau], S. 1, in: SLA, NL HB, B–2-CARR.
49 Hermann Burger: Brief an Anne Marie Carrel vom 11. August 1970 aus Calascino, S. 1, in: SLA, NL HB, B–1-CARR
51 Vgl. Hermann Burger: Zeitplan Dissertation „P. Celan: Auf der Suche nach der verlorenen Sprache“ (s. d. [1972/73]), in: SLA, NL HB, C–4-c.
52 Vgl. Hermann Burger: „Paul Celan: Die Winzer“, in: Aargauer Tagblatt (30. Juli 1970). Diese (elfte) Nummer von „Literatur + Kritik“ ist schwerpunktmäßig Paul Celan gewidmet und versammelt die Beiträge zu einer Veranstaltung der Literarischen und Lesegesellschaft Aarau vom 29. Mai 1969 (vgl. „Vortragsveranstaltungen“, in: Aarauer Neujahrsblätter. Zweite Folge 44 (1970), S. 125–130, hier: S. 128).
53 Vgl. Hermann Burger: Brief an Karl Schmid vom 18. Juli 1970 aus Calascino, S. 1, in: SLA, NL HB, B–1-SCHMID.
54 Hermann Burger: Brief an den Vater vom 2. August 1970 aus Calascino, S. 2, in: SLA, NL HB, B–1-BURGPFH.
55 Vgl. Hermann Burger: Brief an das Kuratorium für die Förderung des kulturellen Lebens Aargau vom 4. Oktober 1970 aus Aarau [nicht abgeschickt], in: SLA, NL HB, B–1-KURA.
56 Hermann Burger: Brief an das Kuratorium für die Förderung des kulturellen Lebens Aargau vom November 1970 aus Aarau, S. 1 f., in: SLA, NL HB, B–1-KURA.
57 Vgl. Hermann Burger: Brief an das Kuratorium für die Förderung des kulturellen Lebens Aargau vom 24. Juni 1971 aus Aarau, in: SLA, NL HB, B–1-KURA, in dem er sich dafür bedankt, dass ihm „das Kuratorium aus dem Staatskredit 1972 ein Werkjahr zur Ausgestaltung eines geplanten Romans zugesprochen hat.“
58 Vgl. Hermann Burger: Brief an den Direktor der Stiftung Pro Helvetia [Luc Boissonnas] vom 9. Mai 1971 aus Aarau, S. 1, in: SLA, NL HB, B–1-BOIS. Auch in diesem Dankesschreiben erwähnt Burger den Stand der Arbeit am Lokalbericht: „Verschiedene Studien zu einem satirischen ‚Kultur-Roman‘ liegen vor, über den ich allerdings noch nichts Genaueres sagen kann.“
59 Umfasst der erste Teil 91 Typoskript-Seiten und der zweite deren 83, sind es beim dritten lediglich vier. Burger paginiert die Blätter nicht fortlaufend, sondern beginnt den II. Teil mit „101“ bzw. den III. Teil mit „201“. Dies lässt darauf schließen, dass wohl jeder Teil ca. (aber nicht mehr als) 100 Typoskript-Seiten umfassen sollte.
61 Die Erteilung der Venia Legendi erfolgt am 1. Oktober 1975 aufgrund der (unveröffentlicht bleibenden) Habilitationsschrift Studien zur zeitgenössischen Schweizer Literatur (1974) und des Probevortrags über Eduard Mörikes Bilder aus Bebenhausen (1863) vom 4. Juni 1975. Die überarbeitete Version des Vortrags ist abgedruckt in Hermann Burger: Ein Mann aus Wörtern . Frankfurt a. M.: Fischer, 1983, S. 89–100, bzw. HBW VII, S. 87–98.
62 Hermann Burger: Brief an Ursula Böhmer vom 24. November 1975 aus Küttigen, S. 1 f., in: SLA, NL HB, B–1-BÖHMU. Zum letzten Feilen an Schilten im Sommer 1975 in der Casa Camuzzi vgl. auch Hermann Burger, „Camuzzianisches“ (1975), in: ders.: Als Autor auf der Stör . Frankfurt a. M.: Fischer, 1987, S. 84–92, bzw. HBW VII, S. 318–326.
63 Hermann Burger: Zeitplan Dissertation „P. Celan: Auf der Suche nach der verlorenen Sprache“ (s. d. [1972/73]), in: SLA, NL HB, C–4-c.
64 Die Promotionsschrift erscheint rund ein Jahr nach ihrer Einreichung in einer von Burgers Doktorvater Emil Staiger mitherausgegebenen Reihe im Artemis Verlag. Vgl. Hermann Burger: Paul Celan. Auf der Suche nach der verlorenen Sprache . Zürich 1974 (= Zürcher Beiträge zur deutschen Literatur- und Geistesgeschichte 42). Die Ernennung zum Doktor der Philosophie datiert vom 10. Juni 1974.
65 Vgl. Hermann Burger: Die Künstliche Mutter . Frankfurt a. M.: Fischer, 1982, S. 20 et al., bzw. HBW V, S. 20 et al.
66 Vgl. Hermann Burger: Die allmähliche Verfertigung der Idee beim Schreiben. Frankfurter Poetik-Vorlesung . Frankfurt a. M.: Fischer, 1986, S. 25, bzw. HBW VIII, S. 83.
67 Hermann Burger: Brief an den Vater vom 2. August 1970 aus Calascino, S. 2, in: SLA, NL HB, B–1-BURGPFH.
68 Vgl. dazu Burgers (siebenseitige) Liste „Lesungen“ (s. d. [1967–1976]), S. 2, in: SLA, NL HB, C–9-a.
69 mf.: „Risse im geordneten Leben. Dichterlesung mit Hermann Burger in Zurzach“, in: Badener Tagblatt (27. Oktober 1970). Burger hat die Rezensionen über sich und sein Werk akribisch gesammelt und aufbewahrt – so auch diejenigen über die Lesungen aus dem Lokalbericht. Vgl. SLA, NL HB, D–1-a-2, Konvolut 2: 1970–1976.
70 Vgl. Hermann Burger: „Lesungen“ (s. d. [1967–1976]), S. 2 f., in: SLA, NL HB, C–9-a.
71 Vor diesem Typoskript hat Burger auf einem Makulaturblatt von Hand eine Inhaltsübersicht erstellt, die allerdings erst bis zur Passage „Ferien, juhui!“ reicht. Terminus post quem dieses Manuskripts ist folglich der 12. Juli 1970, da es sich beim maschinengeschriebenen Satz um den Entwurf zum ersten Satz auf Seite 2 des Briefes an Konrad Fischer vom 12. Juli 1970 handelt (in: SLA, NL HB, B–FISK). Zudem ist dieses Blatt verso von Hand mit „Hch.-Wirri-Str. 4“ beschrieben, und so lautete die damalige Aarauer Adresse von Konrad Fischer.
72 do.: „Vier Germanisten“, in: Tages-Anzeiger (19. Januar 1971). Die anderen drei (Aargauer) Germanisten sind: der damalige Präsident des Clubs Arthur Häny (* 1924), Anton Krättli und Ernst Halter.
73 gb.: „Aargauer Autoren in Zürich. Vorlesung im Literarischen Club“, in: Aargauer Tagblatt (19. Januar 1971). Unter dem Titel „Aargauer Autoren lasen in Zürich“ auch abgedruckt in: Badener Tagblatt (19. Januar 1971). Eine weitere Rezension der Lesung lässt den Ausschnitt aus dem Lokalbericht außen vor und lobt einzig das von Burger vorgetragene (erste) Bork -Prosastück „Der glücklichste Tag eures Lebens“. Vgl. A. S.: „Drei Aargauer Autoren“, in: Die Tat (19. Januar 1971).
74 Hermann Burger: „Universalschriftsteller“, in: Sonntags Journal (20./21. März 1971). Der Text wurde von der Redaktion (vermutlich) mit Rücksicht auf die fixe Spaltengröße der Rubrik „Einzelheiten“ leicht gekürzt – auch im Titel, dem im Typoskript der bestimmte Artikel vorangestellt ist. Vgl. den Durchschlag des Typoskripts, dessen Original verschollen ist und von dem selbst nur zwei der drei Seiten erhalten sind: Hermann Burger: „Der Universalschriftsteller“ (1971), in: SLA, NL HB, A–1-b.
75 R. B.: „Autorenabend Hermann Burger“, in: Aargauer Tagblatt (26. Januar 1971).
76 Vgl. Hermann Burger: „Eine Philippika wider den ‚Literaturbetrieb‘: ‚Der sogenannte freie Schriftsteller‘“, in: Aargauer Kurier (4. November 1970), bzw. HBW VIII, S. 13–17, hier: S. 14.
77 o. V.: „Literarisches Experiment. Hermann Burger in der Buchhandlung Lüthy“, in: Solothurner Zeitung (13. März 1971).
78 mw.: „Aargauer mit tiefgründig-ironischer Sprache. Hermann Burger las in der Galerie Lauffohr“, in: Aargauer Tagblatt (10. Mai 1971).
79 Vgl. Hermann Burger: „Lesungen“ (s. d. [1967–1976]), S. 3, in: SLA, NL HB, C–9-a.
80 Hermann Burger: Brief an Hans Jürg Lüthi vom 15. Oktober 1971 aus Aarau, in: SLA, NL HB, B–1-LÜTH.
81 Hermann Burger: Brief an Emil Staiger vom 4. November 1971 aus Aarau, S. 1, in: SLA, NL HB, B–1-STAI.
82 Hermann Burger: Brief an Meta Antenen vom 12. Januar 1972 aus Aarau, in: SLA, NL HB, B–1-ANTE. Burger hat zu einem Band über die von ihm angehimmelte Blondine einen Text beigesteuert. Vgl. Hermann Burger: „Die Siegerehrung“, in: Jack Müller (Hg.): Meta Antenen. Schaffhausen: Peter Meili, 1972, S. 69–70.
83 Hermann Burger: Brief an Gertrud Wilker vom 4. Mai 1972 aus Carona, S. 2, in: SLA, NL HB, B–1-WILK.
84 Hermann Burger: „Maienzug“ (s. d. [1974]), S. 4, in: SLA, NL HB, A–6. Postum abgedruckt in: Schweizer Monatshefte 87 (2007), Heft 7/8 (Juli/August), S. 42–44, hier: S. 44.
85 In den Jahren zuvor brachten die Aarauer Neujahrsblätter von Burger bereits: „Drei Gedichte“ (1965), „Sanduhr, Das erste Wort“ (1969), „Ein Ort zum Schreiben“ (1970) und „Zeichnen in der Altstadt. Aus dem Tagebuch“ (1972). Wieder abgedruckt in: HBW I, S. 8–9, HBW I, S. 13–14, HBW II, S. 36–44 und HBW II, S. 65–70.
86 Vgl. Hermann Burger: „Skizzen zu einer Kleinstadt-Fest-Prosa“, in: Aarauer Neujahrsblätter. Zweite Folge 51 (1977), S. 10–17, bzw. HBW II, S. 47–58. Namentlich sind dies: „Kadettenmanöver im Schachen“ (vgl. 141–147), „Der Obertorturm befiehlt: Helm ab!“ (vgl. 150–154), „Variante zu: Helm ab!“ (vgl. 15–16) und „Lokalredaktor müsste man sein!“ (vgl. 76–77). Neben den neuen Titeln besteht die wesentlichste Veränderung in der konsequenten Ersetzung von „Stockturm“ mit „Obertorturm“ (vgl. z. B. 15) – vermutlich, weil die Anspielung auf Grass’ Blechtrommel bzw. den Danziger Stadtturm in diesem (isolierten) Kontext für die Leserschaft nicht nachvollziehbar gewesen wäre.
88 Hermann Burger: Brief an den Aarauer Stadtammann [Markus H. Meyer] vom 22. Februar 1977 aus Küttigen [nicht abgeschickt], in: SLA, NL HB, B–5-LES/112.
89 Hermann Burger: Brief an den Aarauer Stadtammann [Markus H. Meyer] vom 28. Februar 1977 aus Küttigen, in: SLA, NL HB, B–5-LES/112.
90 Hermann Burger: „Literatur im Aargau 1986 – eine Dreisternliteratur“, in: Aargauer Tagblatt (1. August 1986).
91 Hermann Burger: „Blauschwarze Liebesbriefe“, in: Kurt Kim/Anton Krättli (Hgg.): Mitten in der Schweiz. Fünfzehn Ansichten über den Aargau. Aarau: Aargauer Tagblatt, 1971, S. 213–227, hier: S. 221. Wieder abgedruckt in: Hermann Burger: Als Autor auf der Stör . Frankfurt a. M.: Fischer, 1987, S. 121–137, hier: S. 139, bzw. HBW VII, S. 355–371, hier: S. 364.
92 Hermann Burger: Die allmähliche Verfertigung der Idee beim Schreiben. Frankfurter Poetik-Vorlesung. Frankfurt a. M.: Fischer, 1986, S. 19, bzw. HBW VIII, S. 77.
93 Hermann Burger: Brief an den Aarauer Stadtammann [Markus H. Meyer] vom 28. Februar 1977 aus Küttigen, in: SLA, NL HB, B–5-LES/112.
94 Hermann Burger: „Schilten ist eine Fiktion“, in: Badener Tagblatt (5. Februar 1977).
95 Otto Marchi: „Schulhauswerkstatt, Todeswerkstatt. Ein Gespräch mit Hermann Burger“, in: Schauplatz als Motiv. Materialien zu Hermann Burgers Roman ‚Schilten‘. Zürich/München: Artemis, s. d. [1977], S. 8–30, hier: S. 16.
96 Hermann Burger: „Verfremdung zur Kenntlichkeit. Hölderlin-Preis-Rede“, in: Neue Rundschau 94 (1983), Heft 4, S. 113–120, hier: S. 115 u. 120, bzw. HBW VIII, S. 45–53, hier: S. 48 u. 53.
97 Hermann Burger: „Schreiben als Existenzform: Aargauer Literaturpreis-Rede“, in: Aargauer Tagblatt (7. November 1984), bzw. HBW VIII, S. 55–64, hier: S. 58 f.
98 Vgl. Hermann Burger: „Zeichnen in der Altstadt. Aus dem Tagebuch“, in: Aarauer Neujahrsblätter: Zweite Folge 46 (1972), S. 11–16, bzw. HBW II, S. 65–70.
99 Hermann Burger: Brief an Carlo Ringier vom 23. September 1972 aus Küttigen, in: SLA, NL HB, B–1-RING.
100 Vgl. Heinz F. Schafroth: „Gralshüter der deutschen Literatur: Über Marcel Reich-Ranickis gesammelte Verrisse“, in: Sonntags Journal (25./26. Juli 1970).
101 Hermann Burger: Brief an Heinz F. Schafroth vom 25. Juli 1970 aus Calascino, S. 1, in: SLA, NL HB, B–1-SCHAFR. Diesen Brief hat Burger vermutlich nicht abgeschickt. Zumindest ist er in Schafroths Nachlass, der sich ebenfalls im Schweizerischen Literaturarchiv Bern (SLA) befindet, nicht erhalten.
102 Das erste Mal in der Neuen Zürcher Zeitung vom 14. Februar 1965, in der von Burger die (späteren Rauchsignale -)Gedichte „Dichterin“, „Schlüsselkinder“, „Venise“, „Jahres-Markt“ und „Frühling“ abgedruckt sind.
103 Wb. [Werner Weber]: „‚Rauchsignale‘: Zu Gedichten von Hermann Burger“, in: Neue Zürcher Zeitung (12. November 1967). Wieder abgedruckt in: Hermann Burger: Begleitheft zur Ausstellung der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt a. M., 8. Januar–22. Februar 1986, hg. von der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main. Frankfurt a. M.: Stadt- und Universitätsbibliothek, 1986, S. 28 u. 30, hier: S. 28.
104 Vgl. Hermann Burger: Brief an Karl Schmid vom 20. September 1968 aus Aarau, in: SLA, NL HB, B–1-SCHMID.
105 Vgl. Wb. [Werner Weber]: „Nicht druckreif. Zu Urs Jaeggis neuem Roman ‚Ein Mann geht vorbei‘“, in: Neue Zürcher Zeitung (29. September 1968), bzw. Burgers Zeitungsausriss mit der Nummer 73 in: SLA, NL HB, D–2-b-1.
106 Vgl. Wb. [Werner Weber]: „Peter Bichsel. Zum Band ‚Kindergeschichten‘“, in: Neue Zürcher Zeitung (5. Oktober 1969). Wieder abgedruckt in: ders.: Forderungen. Bemerkungen und Aufsätze zur Literatur. Zürich/Stuttgart: Artemis, 1970, S. 281–285.
107 Vgl. Wb. [Werner Weber]: „‚rosa loui‘: Gedichte von Kurt Marti“, in: Neue Zürcher Zeitung (2. September 1967). Wieder abgedruckt in: ders.: Forderungen. Bemerkungen und Aufsätze zur Literatur. Zürich/Stuttgart: Artemis, 1970, S. 264–271, bzw. Burgers Zeitungsausriss mit der Nummer 45 in: SLA, NL HB, D–2-b-1. Burger selbst hat Martis rosa loui wesentlich kritischer rezensiert. Vgl. Hermann Burger: „‚grani um – grani wo?‘ Zu den Mundartgedichten von Kurt Marti“, in: Aargauer Kurier (27. März 1968).
108 Vgl. Wb. [Werner Weber]: „Zu Dieter Fringelis Gedichtband ‚Was auf der Hand lag‘“, in: Neue Zürcher Zeitung (15. September 1968). Wieder abgedruckt in: ders.: Forderungen. Bemerkungen und Aufsätze zur Literatur. Zürich/Stuttgart: Artemis, 1970, S. 271–275, hier: S. 271, bzw. Burgers Zeitungsausriss mit der Nummer 70 in: SLA, NL HB, D–2-b-1.
110 Vgl. Hermann Burger: Brief an Werner Weber vom 17. Juni 1970 aus Aarau, in: SLA, NL HB, B–1-WEBE. Abgedruckt in: Werner Weber: Briefwechsel des Literaturkritikers aus sechs Jahrzehnten, hg. von Thomas Feitknecht. Zürich: NZZ, 2009, S. 266–267, hier: S. 267.
111 Vgl. dazu Magnus Wieland: „Das tiefe C. Zum Cloacistischen bei Hermann Burger“, in: ders./Simon Zumsteg (Hgg.): Hermann Burger – Zur zwanzigsten Wiederkehr seines Todestages. Zürich/Wien/New York: Edition Voldemeer, 2010, S. 229–254, hier: S. 232 u. 238 f.
112 Vgl. die über 90 Briefe umfassende Korrespondenz zwischen Burger und Reich-Ranicki von 1979 bis 1989, in: SLA, NL HB, B–1-REICH bzw. B–2-REICH, und Reich-Ranickis Nachruf „Artist am Abgrund. Zum Tode des Schriftstellers Hermann Burger“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung (3. März 1989).
113 Anton Krättli: „Angenommen, ich sei Brenner auf Brunsleben. Im Gedenken an Hermann Burger“, in: ders.: Momentan nicht im Gespräch. Kritik und Vermittlung. 18. August 2002, zum 80sten Geburtstag auf Schloss Liebegg. Aarau: o. V., 2003, S. 122–132, hier: S. 126 f.
114 Anton Krättli: „Angenommen, ich sei Brenner auf Brunsleben. Im Gedenken an Hermann Burger“, in: ders.: Momentan nicht im Gespräch. Kritik und Vermittlung. 18. August 2002, zum 80sten Geburtstag auf Schloss Liebegg. Aarau: o. V., 2003, S. 122–132, hier: S. 127.
115 Vgl. Adam Heinrich Müller: Vermittelnde Kritik. Aus Vorlesungen und Aufsätzen, hg. von Anton Krättli. Zürich/Stuttgart: Artemis, 1968 (= Klassiker der Kritik), bzw. dazu Hermann Burger: „Vermittelnde Kritik. Gespräch mit Dr. Anton Krättli“, in: Aargauer Tagblatt (22. November 1969).
116 Anton Krättli: „Urteil und Klatsch“, in: Schweizer Monatshefte 50 (1970/71), Heft 7 (Oktober 1970), S. 603–604, hier: S. 603.
117 Vgl. Anton Krättli: „Über mögliche Fehlhaltungen der aktuellen Kritik“, in: Schweizer Monatshefte 50 (1970/71), Heft 8 (November 1970), S. 685–695, hier: S. 687 ff.
118 Vgl. Hermann Burger: Die allmähliche Verfertigung der Idee beim Schreiben. Frankfurter Poetik-Vorlesung . Frankfurt a. M.: Fischer, 1986, S. 104.
119 Vgl. Hermann Burgers Testatheft, Universität Zürich (1961–1971), in: SLA, NL HB, C–4.
120 Vgl. Anton Krättli: „Annäherung an eine Kunstfigur“ (1991), in: Markus Bundi/Klaus Isele (Hgg.): Salü, Hermann. In memoriam Hermann Burger. Eggingen: Isele, 2009, S. 115–122, hier: S. 115.
121 Hermann Burger: „Von der Lebensgefährlichkeit der Literatur. Festrede am 28. 8. 1987“, in: Wolfgang Mistereck/Adrienne Schneider (Hgg.): Zeltreden. Reden zur Verleihung des Literaturpreises „Stadtschreiber von Bergen“, 1974–1998. Göttingen: Wallstein, 1998, S. 178–183, hier: S. 181.
122 Vgl. Hermann Burger: Brief an Thomas Beckermann vom 2. März 1983 aus Brunegg, in: SLA, NL HB, B–1-BECKE.
123 Vgl. Hermann Burger: „Schreiben Sie, trotz Germanistik?“, in: zürcher student 45/4 (Juli 1967), S. 15. Wieder abgedruckt in: ders.: Ein Mann aus Wörtern . Frankfurt a. M.: Fischer, 1983, S. 242–247, hier: S. 245, bzw. HBW VII, S. 241.
124 Hermann Burger: Brief an Karl Schmid vom 21. März 1967 aus Menziken, S. 2, in: SLA, NL HB, B–1-SCHMID.
125 Hermann Burger: „Schreiben in der Ich-Form. Zur Literaturszene in der Schweiz“, in: Schweizer Monatshefte 53 (1973/74), Heft 1 (April 1973), S. 45–54, hier: S. 46.
126 Hermann Burger: „Schreiben Sie, trotz Germanistik?“, in: zürcher student 45/4 (Juli 1967), S. 15. Wieder abgedruckt in: ders.: Ein Mann aus Wörtern . Frankfurt a. M.: Fischer, 1983, S. 242–247, hier: S. 242, bzw. HBW VII, S. 238.
127 Vgl. dazu im Einzelnen die Stellenkommentare, die in der Beta-Version dieser digitalen Edition aus Zeitgründen allerdings erst und einzig im dritten Teil des Lokalberichts eingepflegt werden konnten.
128 Hermann Burger: „Schreiben Sie, trotz Germanistik?“, in: zürcher student 45/4 (Juli 1967), S. 15. Wieder abgedruckt in: ders.: Ein Mann aus Wörtern . Frankfurt a. M.: Fischer, 1983, S. 242–247, hier: S. 247, bzw. HBW VII, S. 243.
129 Vgl. Claudia Storz: Burgers Kindheiten. Eine Annäherung an Hermann Burger. Zürich/Frauenfeld: Nagel & Kimche, 1996, S. 6 u. 325.
130 Hermann Burger: „Blauschwarze Liebesbriefe“, in: Kurt Kim/Anton Krättli (Hgg.): Mitten in der Schweiz. Fünfzehn Ansichten über den Aargau. Aarau: Aargauer Tagblatt, 1971, S. 213–227, hier: S. 218. Wieder abgedruckt in: Hermann Burger: Als Autor auf der Stör . Frankfurt a. M.: Fischer, 1987, S. 121–137, hier: S. 127 f., bzw. HBW VII, S. 355–371, hier: S. 361.
131 Dieser Roman ist übrigens der Gegenstand von Burgers erster Rezension für das Aargauer Tagblatt. Vgl. Hermann Burger: „Hans Boesch: Die Fliegenfalle“, in: Aargauer Tagblatt (20. September 1968).
132 Paul Nizon: „Diskurs in der Enge. Aufsätze zur Schweizer Kunst“ (1970), in: ders.: Diskurs in der Enge. Verweigerers Steckbrief. Schweizer Passagen, hg. von Peter Henning. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1990, S. 135–226, hier: S. 168.
133 Paul Nizon: „Diskurs in der Enge. Aufsätze zur Schweizer Kunst“ (1970), in: ders.: Diskurs in der Enge. Verweigerers Steckbrief. Schweizer Passagen, hg. von Peter Henning. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1990, S. 135–226, hier: S. 168.
135 Hermann Burger: „Was mir die Rüebliländer Metropole bedeutet. Ein lokalpolitisches Feuilleton (Teil I)“, in: Aargauer Tagblatt (8. August 1987), bzw. HBW VIII, S. 30–36, hier: S. 35. „Rüebliland“ – das Schweizer Dialektwort „Rüebli“ bedeutet „Karotte“ – bezeichnet umgangssprachlich den schweizerischen Kanton Aargau und mit dessen „Metropole“ ist somit die Kantonshauptstadt Aarau gemeint.
136 Hermann Burger: Brenner 1. Brunsleben . Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1989, S. 229, bzw. HBW VI, S. 5–359, hier: S. 247.
137 Hermann Burger: Brenner 2. Menzenmang , aus dem Nachlass hg. vom Schweizerischen Literaturarchiv. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1992, S. 47 f., bzw. HBW VI, S. 361–494, hier: S. 406. Das Aargauer Dialektwort „zäntome“ bedeutet „überall“.
138 Hermann Burger: „Was mir die Rüebliländer Metropole bedeutet. Ein lokalpolitisches Feuilleton (Schluss)“, in: Aargauer Tagblatt (10. August 1987), bzw. HBW VIII, S. 36–42, hier: S. 42.
139 Anders als es die rein aus Gründen der Illustrativität ausgewählten Zeitungsartikel von Heinz Fröhlich (* 1933), die in diesem Überblickskommentar Erwähnung finden, eventuell suggerieren, verarbeitet Burger in der Tat Texte des ganzen lokalredaktionellen Autorenkollektivs. Dazu gehören damals unter anderem der Chefredaktor Ulrich Weber (1940–2015), Gustav Aeschbach (1920–1992) oder der Lokalhistoriker Paul Erismann (1909–1996), der in „Was mir die Rüebliländer Metropole bedeutet“ explizit gewürdigt wird (vgl. HBW VIII, S. 39).
140 Vgl. dazu Hans Mühlethaler: Die Gruppe Olten. Das Erbe einer rebellierenden Schriftstellergeneration. Aarau/Frankfurt a. M./Salzburg: Sauerländer, 1989, S. 9–15.
141 Vgl. den Briefwechsel der Schweizer Autoren Gruppe Olten mit Hermann Burger, in: SLA, NL HB, B-2-SCWA.
142 Vgl. dazu Adolf Plüss: Jugendfest mit Freischaren. 150 Jahre Freischaren-Manöver Lenzburg. Lenzburg: Ortsbürgerkommission Lenzburg, 2002, S. 115 f.
143 Vgl. sch. [Peter Schmid], „Im Kreuzfeuer der Kritik: Pressestimmen zum Lenzburger Jugendfest“, in: Aargauer Tagblatt (15. Juli 1970).Schmid gehört ebenfalls zum Autorenkollektiv der Lokalredaktion.
144 Vgl. Hermann Burgers Dienstbüchlein (1961–1983), S. 9, in: SLA, NL HB, C–7-a.
145 Vgl. Hermann Burger: „Keine Kadettenübungen bitte!“, in: Heinrich Albertz (Hg.): Warum ich Pazifist wurde. München: Knaur, 1983, S. 93–100. Wieder abgedruckt in: Hermann Burger: Als Autor auf der Stör . Frankfurt a. M.: Fischer, 1987, S. 75–83, bzw. HBW VII, S. 309–317.
146 Vgl. etwa bes. 141 mit sch. [Peter Schmid]: „Weitere Stimmen zur ‚Manöverkritik‘: ‚Demonstranten waren Spielverderber‘“, in: Aargauer Tagblatt (17. Juli 1970) bzw. die Verarbeitung in II. Teil, S. 141.
147 Vgl. E. Sch.: „Chronik 1937–1938“, in: Aarauer Neujahrsblätter. Zweite Folge 13 (1939), S. 100–108, hier: S. 105.
148 Vgl. dazu Stephan Kunz/Aargauer Kunsthaus (Hgg.): Ziegelrain ’67–’75. Heiner Kielholz, Max Matter, Markus Müller, Christian Rothacher, Hugo Suter, Josef Herzog, Jakob Nielsen. Aarau: Aargauer Kunsthaus, 2006.
149 Vgl. Burgers Zeitungsausriss mit der Nummer 87 in: SLA, NL HB, D–6-a-5: H. W. [Heiny Widmer]: „Die ‚Provinz‘ wird mündig. Aarau II in der Zürcher ‚Palette‘“, in: Aargauer Tagblatt (20. Februar 1969). Die nächste Ausstellung „Aarau 3“ vom 22. August bis 13. September 1969 in den Räumen der Aarauer Möbelfirma Woodtly & Cie. hat Burger – wie aus der mit handschriftlichen Notizen versehenen Preisliste in seinem Nachlass (A–5-c-1) hervorgeht – selbst besucht.
150 Hermann Burger: Die allmähliche Verfertigung der Idee beim Schreiben. Frankfurter Poetik-Vorlesung . Frankfurt a. M.: Fischer, 1986, S. 11, bzw. HBW VIII, S. 69.
151 Vgl. Josef Herzog, Heiner Kielholz, Max Matter, Markus Müller, Ruth Müller, Willy Müller-Brittnau, Willi Schoder, Albert Siegenthaler, Hugo Suter, Gillian White: Ringbuch, erschienen aus Anlass der Ausstellung „Aargau ’70“, Galerie Trudelhaus Baden. s. l. [Aarau], s. d. [1970], das als „Fortsetzung“ geplant war (vgl. Titelblatt). Burgers Exemplar ist in seinem Nachlass nicht erhalten. Zur Verfügung gestellt wurde die Vorlage der digitalen Reproduktion von Max Matters Beitrag den Herausgebenden von Markus Müller. Auch dafür sei ihm unter vielem anderen ganz herzlich gedankt!
153 Hermann Burger: Schilten. Schulbericht zuhanden der Inspektorenkonferenz . Zürich/München: Artemis, 1976, S. 67, bzw. HBW IV, S. 84.
154 Vgl. Hermann Burger: Schilten. Schulbericht zuhanden der Inspektorenkonferenz . Zürich/München: Artemis, 1976, S. 42, bzw. HBW IV, S. 52 f.
155 Vgl. Hermann Burger: „Diabelli, Prestidigitateur. Eine Abschiedsvolte für Baron Kesselring“, in: ders.: Diabelli. Erzählungen. Frankfurt a. M.: Fischer, 1979, S. 29–85, hier: S. 45, bzw. HBW II, S. 219.
156 Vgl. Hermann Burger: Die Künstliche Mutter . Frankfurt a. M.: Fischer, 1982, S. 180 f., bzw. HBW V, S. 188.
157 Vgl. Hermann Burger: Schilten. Schulbericht zuhanden der Inspektorenkonferenz . Zürich/München: Artemis, 1976, S. 142 ff., 231, 284 u. 292 f., bzw. HBW IV, S. 179 f., 290, 356 u. 367.
158 Vgl. Hermann Burger: Die Künstliche Mutter . Frankfurt a. M.: Fischer, 1982, S. 104 ff., bzw. HBW V, S. 110 ff.
159 Vgl. Hermann Burger: „Die allmähliche Verfertigung der Idee beim Schreiben. Zur Entstehung der Erzählung ‚Diabelli, Prestidigitateur‘“, in: Tages-Anzeiger (22. September 1979). Wieder abgedruckt in: ders.: Ein Mann aus Wörtern . Frankfurt a. M.: Fischer, 1983, S. 214–223, hier: S. 218 f., bzw. HWB VII, S. 210–219, hier: S. 214 f. resp. ders.: Die allmähliche Verfertigung der Idee beim Schreiben. Frankfurter Poetik-Vorlesung . Frankfurt a. M.: Fischer, 1986, S. 68 f., bzw. HBW VIII, S. 123 f.
161 Vgl. Hermann Burger: „Die weisse Kugel. Zu Erika Burkarts Roman ‚Moräne‘“, in: Schweizer Monatshefte 50 (1970/1971), Heft 9 (Dezember 1970), S. 794–800. Mit Burkarts Erstlingsroman setzt sich Burger später auch in seiner unveröffentlichten Habilitationsschrift auseinander. Vgl. das Kapitel „Zum Problem der lyrischen Prosa“ in Hermann Burger: Studien zur zeitgenössischen Schweizer Literatur. Zürich 1974 (Typoskript), S. 50–95. Eine Xerokopie der Schrift befindet sich in der Bibliothek der ETH Zürich und trägt die Signatur 916704 H: 341.
162 Vgl. Hermann Burger: „Lesungen“ (s. d. [1967–1976]), S. 2, in: SLA, NL HB, C–9-a.
163 Zu diesen „grobianische[n] Helden“ vgl. auch Hermann Burger: „Schweizer Literatur nach 1968“, in: ders.: Als Autor auf der Stör . Frankfurt a. M.: Fischer, 1987, S. 219–242, hier: S. 241 f., bzw. HBW VII, S. 450–474, hier: S. 473.
164 Vgl. Gerhard Saner: „Als ob es die Welt nicht gäbe. Im Gespräch mit den Schriftstellern Gerold Späth und Hermann Burger“, in: Sonntags Journal (13./14. Februar 1971).
165 Vgl. Werbeinserat der Buchhandlung Meissner, in: Aargauer Tagblatt (28./29. November 1970).
166 Eugen Faes – er verhält sich zur Figur des Buchhändlers Laubschad in etwa wie Anton Krättli zur Figur Neidthammer – beschwerte sich, dass die gut besuchte Veranstaltung bei der Konkurrenz stattgefunden habe, worauf sich Burger brieflich ‚entschuldigt‘. Vgl. Hermann Burger: Brief an Eugen Faes vom 6. Januar 1971 aus Aarau, in: SLA, NL HB, B–1-FAES. Der im Brief angesprochene Artikel „Umbau der Buchhandlung Wirz“ war im Aargauer Tagblatt (30. November 1967) erschienen.