Seit einiger Zeit verspricht die rechtsnationalistische FPÖ den Österreichern, ihr Frontmann Herbert Kickl werde als „Volkskanzler“ wirken, und nun könnte dieser tatsächlich bald erstmals für seine Partei Bundeskanzler in Wien sein. Hinter dem harmlos klingenden Wort des „Volkskanzlers“ erkennen viele Kritiker aber eine bewusste Begriffswahl aus dem rechtsextremen Spektrum, dem Kickl zugeordnet wird. Der „Volkskanzler“ sei eine „Bezeichnung für Hitler zum Ausdruck der Verbundenheit zwischen Volk und Führer“, hieß es während des Zweiten Weltkriegs in deutschen Wörterbüchern. Die frühe Propaganda der NSDAP benutzte den Begriff häufig, um zu unterstellen, dass die Reichskanzler der Weimarer Republik volksfern gewesen seien. So plakatierten die Nazis im Februar 1933: „Volkskanzler Hitler spricht, der Führer der nationalsozialistischen Freiheitsbewegung und des gesamten erwachenden Deutschlands“. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich 1938 war der Begriff auch dort verbreitet. Aber meistens wurde der Diktator als „Führer und Reichskanzler“ bezeichnet.
Aktuelles Lexikon:Volkskanzler
Bezeichnung, welche die FPÖ für das Amt des Bundeskanzlers verwendet, falls die Partei ihn stellt. Von den Nazis anfangs auch für Hitler verwendet.
Von Joachim Käppner
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