Zu den wenigen Lichtblicken in der Geschichte des grauenvollen Krieges um Syrien gehören die Weißhelme. Gegründet wurden sie 2013, zwei Jahre nach Ausbruch der Gewalt, von syrischen Freiwilligen zur Rettung von Bombenopfern. Beraten und im Zivilschutz ausgebildet wurden die Helfer bald von der Mayday Rescue Foundation, einer privaten Stiftung unter Führung des früheren britischen Offiziers James Le Mesurier. Die Weißhelme leisteten Hilfe für Verletzte, Verschüttete und andere Kriegsopfer in Gebieten, die nicht von der Assad-Regierung kontrolliert wurden. Diese wiederum bezeichnete die Tausenden Helfer der Organisation, die 2016 den Deutsch-Französischen Preis für Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit erhielt, als „Terroristen“. Zuletzt waren die Weißhelme vor allem in der Großstadt Idlib tätig, wo die Offensive begann, die nun zum Sturz des Regimes führte. Unmittelbar danach suchten sie im Foltergefängnis Saidnaya nach Geheimkellern mit Gefangenen. Nach Ansicht von Experten wurden die Weißhelme von der russischen Luftwaffe gezielt attackiert und durch Desinformationskampagnen des Kreml diskreditiert. Weißhelme hatten viele Verbrechen des mit Moskau verbündeten Regimes aufgedeckt. Le Mesurier starb 2019 unter nie geklärten Umständen in Istanbul durch einen Sturz aus seiner Wohnung.
Aktuelles Lexikon:Weißhelme
Eine Organisation mit Tausenden Freiwilligen, die im syrischen Bürgerkrieg Bombenopfer geborgen haben – und nun nach Geheimkellern mit Gefangenen suchen.
Von Joachim Käppner
Syrien:Die Nacht, als der Diktator floh
Vierundfünfzig Jahre Diktatur, vierzehn Jahre Krieg: Baschar al-Assad ließ sein halbes Land zerstören, um an der Macht zu bleiben. Am Ende brauchten die Rebellen dann zehn Tage, um sein ausgehöhltes Regime zu stürzen. Szenen aus einem Land, dem der Despot weglief.
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