Books by Alexandra Heimes
Ever since the Enlightenment, attempts to conceptualize "life" have been haunted by the figure of... more Ever since the Enlightenment, attempts to conceptualize "life" have been haunted by the figure of the undead, that which puts the border between "living" and "dead" into question. The articles collected in this volume examine the various literary, medial, philosophical, and political formations in which the figure of the undead appears. If modernity is characterized by an emphasis on the idea of life and a correspondingly changed relationship to death, what is threatening becomes less the finitude of life than an excess of life beyond life: the paradoxical inability to die, the undead's troubling reappearance in the world of the living. As uncanny in-between-beings, the undead thus point to a form of existence that cannot be integrated into social and cultural reality, yet at the same time troubles and subverts this reality. This book thus explores the figure of the undead in both its privative and constitutive dimensions, in order to discover the challenge it poses to contemporary thought.
Seit der Aufklärung werden Versuche, das Leben auf den Begriff zu bringen, von Figuren des Untoten heimgesucht, die die Grenze zwischen »lebendig« und »tot« infrage stellen. Die hier versammelten Beiträge widmen sich literarischen, medialen, philosophischen und politischen Formationen, in denen das Untote Gestalt annimmt. Kennzeichnend für die Moderne ist eine Emphase des Lebens und ein verändertes Verhältnis zum Tod. Bedrohlich erscheint weniger die Endlichkeit des Lebens, als vielmehr sein Exzess über den Tod hinaus: die paradoxe Unfähigkeit der Toten zu sterben, ihr verstörendes Auftauchen in der Welt der Lebenden. Als unheimliche Zwischenwesen verweisen die Untoten auf eine Dimension des Daseins, die in die soziale und kulturelle Realität nicht integrierbar ist, sie aber mit Insistenz heimsucht und untergräbt. Der vorliegende Band lotet den Topos des Untoten in seiner privativen ebenso wie in seiner konstitutiven Dimension aus, um seine Herausforderung für das gegenwärtige Denken zu erkunden.
Papers by Alexandra Heimes
Happy Days: Lebenswissen nach Cavell, 2009
in: Claude Haas, Eva Geulen (Hg.), Formen des Ganzen, Göttingen: Wallstein 2021 (im Erscheinen).
in: Christian Jany, Rahel Villinger (Hg.): Formen der Zeit, Paderborn: Fink 2019.
in: Joseph Vogl, Burkhardt Wolf (Hg.): Handbuch Literatur und Ökonomie, Berlin: de Gruyter 2019.
Walter Benjamins Passagen--Werk zeichnet ein Bild der Moderne, das in der Ware seine epochale Sig... more Walter Benjamins Passagen--Werk zeichnet ein Bild der Moderne, das in der Ware seine epochale Signatur gefunden hat. Es ist die Herrschaft der Ware und der Warenindustrie, die der modernen Welt das Gepräge des Immergleichen verleiht, gerade dann, wenn sie sich in das Gewand des Neuen kleidet. Dass das Neue unter diesen Vorzeichen niemals neu ist, sondern stets dasselbe und damit die Verhinderung eines neuen Beginnens, macht die Moderne zu einer "Zeit der Hölle" 1 . Dem quasi--schicksalhaften Bannkreis dieser Hölle lässt sich nicht ausweichen, er ist einzig aufzusprengen. Dass ein solcher Umschlag nicht ex nihilo, als ein voraussetzungsloses Anfangen, erfolgen kann, macht Benjamin in einem dialektischen Bild deutlich: "Man kann", schreibt er über das Passagen--Projekt, "von zwei Richtungen in dieser Arbeit sprechen: der, die aus der Vergangenheit in die Gegenwart geht und die Passagen etc. als Vorläufer darstellt, und der, die von der Gegenwart ins Vergangene geht, um die revolutionäre Vollendung dieser ‚Vorläufer' in der Gegenwart explodieren zu lassen, und diese Richtung versteht auch die elegische, hingerissene Betrachtung des Jüngstvergangenen als dessen revolutionäre Explosion." 2 Die Schrift von Louis--Auguste Blanqui, um die es hier gehen soll -Ewigkeit durch die Sterne von 1872 3 -, muss vor dem Hintergrund dieser Konzeption wie ein Schlag ins Gesicht erscheinen. Als solchen hat Benjamin den Text, auf den er 1937 aufmerksam wurde, erklärtermaßen verbucht; wobei er ihm, wie er kurz darauf an Max Horkheimer schrieb, richtungsweisende Bedeutung für die Konzeption des Passagen--Werks beimaß. 4 Tatsächlich 1 Walter Benjamin, Das Passagen--Werk, in: Gesammelte Schriften [GS], Bd. V.2, Frankfurt a.M. 1991, S. 676. 2 Ebd., S. 1032. 3 Louis--Auguste Blanqui, Die Ewigkeit durch die Sterne. Eine astronomische Hypothese, in: Ders., Die Ewigkeit durch die Sterne, hg. und mit Essays von Karlheinz Barck, Wolfgang Fietkau und Lisa Block de Behar, Berlin 2014, S. 43--113. -Blanquis Abhandlung wird im Folgenden mit dem Kürzel Ewigkeit zitiert; der Band als ganzer mit seinem vollen Titel. 4 Walter Benjamin, Brief an Max Horkheimer vom 6.1.1938, in: GS I.3 (Anhang), S. 1071f. liest sich Blanquis Abhandlung wie eine finstere Halluzination: Sie schildert eine entseelte Welt, überantwortet an das Gesetz einer schicksalhaften Wiederholung des Immergleichen, die hier zu kosmischer Potenz erhoben wird. Blanquis Text -eine "astronomische Hypothese", wie der Untertitel besagt -entwirft eine überaus fatalistische Sicht auf das irdische Dasein, die jeglichen Impuls zum Handeln sinn-- und zwecklos erscheinen lässt. Der Mensch kann, wie Blanqui schreibt, Dinge tun oder lassen, und er kann sich aus Zufall oder Zwang dazu entscheiden, dies ist "völlig egal: Dem Schicksal entrinnt man nicht." 5 Das hier apostrophierte Schicksal meint keinerlei mysteriöse, höhere Mächte, sondern präsentiert sich als notwendige Konsequenz aus den naturgesetzlichen Grundlagen des Kosmos. Die Erde, und mit ihr unser irdisches Dasein, ist demnach alles andere als einzigartig, sie unterliegt vielmehr dem Schicksal der endlosen Wiederholung. Denn in den Weiten des Universums verteilen sich nicht nur zahlreiche, dem unsrigen vergleichbare Sonnensysteme und bewohnte Planeten, wie es in der astronomischen Diskussion seit der Aufklärung vielfach erörtert wurde. 6 Blanqui zufolge existieren sowohl ähnliche als vor allem auch exakt gleiche Planetensysteme, mithin Doppelgänger--Welten, die der uns bekannten bis ins Detail entsprechen. Dasselbe gilt schließlich auch für die Menschheit und ihre Geschicke: Die Doppelgänger--Erde reproduziert genau, was sich auf der unsrigen befindet, ein jedes Individuum mit seiner Familie, seinem Zuhause, sofern er eins besitzt, und allen Ereignissen in seinem Leben. Sie ist ein Duplikat unseres Planeten, Form und Inhalt. Nichts fehlt. 7 Walter Benjamin attestiert der Blanqui'schen Spekulation eine gewisse Klarsicht, sofern sie nicht nachdrücklicher mit der Ideologie des historischen Fortschritts hätte brechen können. In ihrer radikalen Konsequenz indessen erscheint sie ihm als eine "wahrhaft infernalische" 8 Vision, die, im Verbund mit Nietzsche und mit Baudelaire, als bittere Krönung der Phantasmagorien des 19. Jahrhunderts zu begreifen sei. 9 Dies umso mehr, als der Verfasser von Ewigkeit durch die Sterne ausgerechnet Auguste Blanqui (1805--1881) war, der 5 Blanqui, Ewigkeit, S. 94. 6 Vgl. dazu Michael J. Crowe,
Conference Presentations by Alexandra Heimes
In der jüngeren Gegenwartsliteratur wird auffällig oft von der nahen Zukunft erzählt, sei es bei ... more In der jüngeren Gegenwartsliteratur wird auffällig oft von der nahen Zukunft erzählt, sei es bei Dave Eggers, Michel Houellebecq oder Kathrin Röggla. Da die Handlungen der Texte nur wenige Jahre nach deren jeweiliger Entstehungszeit situiert sind, geraten dabei die Zeithorizonte der Lesenden und Schreibenden selbst in den Fokus der Darstellung. Wie jede Zukunftsfiktion, zeichnet auch das Narrativ der nahen Zukunft ein spezifisches Bild der Gegenwart: Wenn es nur einer relativ kurzen Zeitspanne bedarf, um das Gefüge der Gegenwart in eine – sozial, politisch, ökologisch, technologisch – grundlegend transformierte, neue Welt zu überführen, so rückt eine akute Instabilität und Krisenhaftigkeit des ‚Jetzt' in den Blick. Im Anschluss an Rüdiger Campes Beobachtung, dass bereits seit dem 19. Jahrhundert die " vergegenwärtigte Zukunft zur vorherrschenden Art der Selbsterfahrung und Selbstbeschreibung wird " , und im Rückgriff auf seinen Terminus des " prognostischen Präsens " , soll zudem nach den formalen Implikationen des Topos der nahen Zukunft gefragt werden. Weitere Fragen und Diskussionspunkte könnten sein: • Wie verändert sich das Bild der Gegenwart, wenn die Möglichkeit eines rapiden Wandels in den Zeithorizont einer unmittelbar bevorstehenden Zukunft einrückt? • Auf welche Weise werden die Zäsur bzw. die Kontinuitäten modelliert, die das Verhältnis der Gegenwart zur nahen Zukunft bestimmen? • Welche Implikationen hat der Topos der nahen Zukunft für die Begrifflichkeiten von Geschichte, Fortschritt oder Zivilisation? • Wie verhält sich das Narrativ der nahen Zukunft zum Genre der klassischen Utopie/Dystopie? Wir bitten bis zum 15.08.2018 um ein einseitiges Abstract für einen 20-minütigen Vortrag und eine biobibliographische Notiz per E-Mail an Natalie Moser (natalie.moser@uni-potsdam.de) und Alexandra Heimes (heimes@zfl-berlin.org).
Book Reviews by Alexandra Heimes
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Seit der Aufklärung werden Versuche, das Leben auf den Begriff zu bringen, von Figuren des Untoten heimgesucht, die die Grenze zwischen »lebendig« und »tot« infrage stellen. Die hier versammelten Beiträge widmen sich literarischen, medialen, philosophischen und politischen Formationen, in denen das Untote Gestalt annimmt. Kennzeichnend für die Moderne ist eine Emphase des Lebens und ein verändertes Verhältnis zum Tod. Bedrohlich erscheint weniger die Endlichkeit des Lebens, als vielmehr sein Exzess über den Tod hinaus: die paradoxe Unfähigkeit der Toten zu sterben, ihr verstörendes Auftauchen in der Welt der Lebenden. Als unheimliche Zwischenwesen verweisen die Untoten auf eine Dimension des Daseins, die in die soziale und kulturelle Realität nicht integrierbar ist, sie aber mit Insistenz heimsucht und untergräbt. Der vorliegende Band lotet den Topos des Untoten in seiner privativen ebenso wie in seiner konstitutiven Dimension aus, um seine Herausforderung für das gegenwärtige Denken zu erkunden.
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Seit der Aufklärung werden Versuche, das Leben auf den Begriff zu bringen, von Figuren des Untoten heimgesucht, die die Grenze zwischen »lebendig« und »tot« infrage stellen. Die hier versammelten Beiträge widmen sich literarischen, medialen, philosophischen und politischen Formationen, in denen das Untote Gestalt annimmt. Kennzeichnend für die Moderne ist eine Emphase des Lebens und ein verändertes Verhältnis zum Tod. Bedrohlich erscheint weniger die Endlichkeit des Lebens, als vielmehr sein Exzess über den Tod hinaus: die paradoxe Unfähigkeit der Toten zu sterben, ihr verstörendes Auftauchen in der Welt der Lebenden. Als unheimliche Zwischenwesen verweisen die Untoten auf eine Dimension des Daseins, die in die soziale und kulturelle Realität nicht integrierbar ist, sie aber mit Insistenz heimsucht und untergräbt. Der vorliegende Band lotet den Topos des Untoten in seiner privativen ebenso wie in seiner konstitutiven Dimension aus, um seine Herausforderung für das gegenwärtige Denken zu erkunden.